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JED
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Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2011
Der Tod ist mein Beruf
Merle, Robert

Der Tod ist mein Beruf


ausgezeichnet

Es ist eigentlich fast unmöglich, eine Rezension über ein Buch zu schreiben, dass sich derart realitätsnah mit dem wohl dunkelsten Kapitel unserer Geschichte beschäftigt: der Ermordung der Juden während des Nationalsozialismus.

Man kann nicht sagen: Unglaubliche Geschichte, erscheint mir alles ein bisschen sehr überzogen - denn das, was Robert Merle hier akribisch aufarbeitet, beruhen auf den Erinnerungen des wahren Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß (die übrigens auch im DTV-Verlag erschienen sind) sowie auf den Protokollen des Psychologen, der sich im Gefängnis mit ihm auseinandergesetzt hat.

Wovon macht man den Eindruck, den das Buch hinterlässt, dann abhängig? Ich für meinen Teil auf jeden Fall davon, dass ich es in mittlerweile 20 Jahren immer wieder gelesen habe, immer Neues darin entdecke und immer wieder sprachlos bin vor der Grausamkeit, die sich mir hier, angesichts der Taten der Nazis, auftut.

Merle beschönigt nichts, entschuldigt nichts. Er zeichnet vielmehr nüchtern den Lebensweg eines Menschen nach, der von Kindheit an nichts anderes kennengelernt hat als autoritäre Strukturen und der sich dann am sichersten fühlt, wenn er einfach ausführt, was man ihm sagt. Und sei es, Millionen von Menschen in den Tod zu schicken.

Dass er mit dieser Einstellung aufsteigt im System der Nazi-Diktatur, dass dies aber auch eine immer stärkere Verrohung bedeutet, hilft dem Leser vielleicht die Frage zu beantworten, wie es zu all dem kommen konnte.

Und genau aus diesem Grund empfehle ich jedem dieses Buch, der wissen möchte, warum nur einige widersprochen haben während der Nazi-Zeit und andere einfach getan haben, was man ihnen sagte - selbst wenn es jeder Menschlichkeit widersprach.

Ein MUSS für jeden Bücherschrank!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2011
Treuepunkte / Andrea Schnidt Bd.4
Fröhlich, Susanne

Treuepunkte / Andrea Schnidt Bd.4


weniger gut

Schon beim letzten Buch habe ich beim Lesen die ganze Zeit an Frau Schnidt Stoßgebete gesandt: Verlass endlich diesen bekloppten Mann, den Du Dein Eigen nennst.

Sie wollte nicht. Konnte wohl auch nicht, denn nun musste noch ein vierter Band hinterher - und sowohl wir als LeserInnen als auch Frau Schnidt haben langsam was Besseres verdient. Diese ganzen überzogenen Reihenhaus-Hausfrauen-Muttis-Klischees gehen mir mittlerweile sowas von auf den Zeiger und sind auch echt nicht mehr lustig.
Die Figuren, auf die man/frau sich nach den vorangegangenen Bänden eigentlich gefreut hat, haben an Charme und Authentizität verloren und halten einzig nur noch für aufgewärmte Witzchen her, die grausam an den Haaren herbeigezogen sind.

Susanne Fröhlich hat an Humor eingebüßt. Aber so ist das wohl, wenn frau im Akkord schreibt. Dieses Buch hätte echt nicht mehr sein müssen! Wer wirklich mit der Autorin lachen möchte, lese "Frisch gepresst" und "Frisch gemacht".

Denn dieses Leben, was in "Treupunkte" beschrieben wird, gibt mir nur noch das Gefühl, weglaufen zu wollen. Kein Wunder also, dass sich nun auch auf den folgenden Seiten der Mann von Andrea sich vom Acker macht. Warum er zurückkommt? Wir ahnen es schon! Band 5 steht aus! Aber diesmal ohne mich! "Treupeunkte" eingebüßt!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2011
Tanz, Püppchen, tanz
Fielding, Joy

Tanz, Püppchen, tanz


schlecht

Noch nie sind mir die handelnden Figuren so auf die Nerven gegangen

... wie in diesem Buch. Das war zwar mein erstes Buch von Joy Fielding. Aber definitv auch mein letztes!

Eigentlich wollte ich es nur noch auslesen, um die ständig Selbstgespräche führende Protagonistin endlich los zu werden. Eine wirklich seltsame Art der Autorin, das Innerste einer Figur auf diese Weise nach außen zu führen.

Amanda Price (immerhin eine Anwältin, die in ihren Geburtstort fliegt, weil ihre Mutter einen fremden Mann in einer Hotelhalle erschossen hat) wirkt dadurch einfach nur absolut neurotisch und unzurechnungsfähig und ist kaum zu ertragen. Zudem betont sie bis zur letzten Seite, dass sie doch eigentlich wieder nur nach Hause fliegen will, weil sie ihre Mutter nämlich eigentlich nicht ausstehen kann.

Und man wünscht sich mit jeder Seite mehr, dass sie es endlich tut, um als Leser endlich befreit zu werden. Doch die Handlung zieht sich endlos und langatmig hin.

Tatsächlich fragt man sich bald immer wer, wer da mehr Hilfe braucht: Amandas Mutter oder sie. Oder letztlich der Leser, der sich eigentlich nur weigern kann, dieses Buch, das sicher alles ist, nur kein spannender Krimi, in die Hand zu nehmen!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2011
Das Mädchen und die Herzogin
Fritz, Astrid

Das Mädchen und die Herzogin


ausgezeichnet

Geschichte ist vor allem Geschichte von Männern - zumindest konnte man in der Vergangenheit diesen verqueren Eindruck gewinnen.
Umsomehr gefällt mir, dass immer mehr Schicksale von historischen Frauenfiguren in Romanen verarbeitet werden, um an die Tatsache zu erinnern, dass auch diese ein Leben hatten, wenn auch eben häufig nur als "Beiwerk" des Mannes.

Diesen Umstand beschreibt dieses Buch sehr gut (Überschrift auf dem Buchumschlag: "Das Weib sei dem Manne untertan"). Tatsächlich werden hier gleich zwei Frauenschicksale aus verschiedenen gesellschaftlichen Ständen und damit Perspektiven betrachtet: das eines Bauernmädchens (Marie) und das der real im Mittealter existierenden Herzogin Sabina von Württemberg.

Beides sinde starke und bewundernswerte Frauen, die ganz unterschiedliche Lebensumstände ertragen müssen und auf ihre Art meistern: die eine, Hunger und Not, die andere die Heirat mit einem jähzornigen Mann, die sie nicht liebt. Im Laufe des Buches verknüpfen sich beide Frauenleben immer mehr miteinander und es wird deutlich, dass jede auf ihre Art der Geschichte ausgliefert war und dennoch - wenn auch in begrenzten - im Rahmen ihrer Möglichkeiten agieren und sich wehren konnten.

Die Handlung ist zudem in eine sehr bewegende Umbruchszeit in Deutschland gebettet: die Bauernkriege, die das Joch der Adligen abschütteln wollten und das Aufkommen der Thesen Luthers, der die Reformation ins Rollen brachte.

Für Nichthistoriker ist das vielleicht nicht immer nachvollziehbar, viele Begriffe werden wohl auch erst nachgeschlagen werden müssen oder machen das Buch für einige Leser langatmig. Jedoch gibt es einen eindrucksvollen und sehr gut recherchierten Abriss unserer Geschichte - nicht nur für schwäbische Leserinnen. :)

Mir hat es sehr gut gefallen, zumal am Ende ein historischer Abriss über das wahre Leben der Sabina gegeben wird. Manchmal hätte ich mir nur gewünscht, dass bestimmte Handlungsstränge noch etwas mehr ausgefeilt werden. So wirkt der jähzornige Ulrich von Württemberg, der ungeliebte Mann Sabinas, doch oft für den Leser unverständlich und ist als Figur nur sehr schwer zu fassen - obwohl er historisch so gut belegt ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2011
Die Gauklerin
Fritz, Astrid

Die Gauklerin


weniger gut

Die "Hexe von Freiburg" fand ich ziemlich gut, "Die Tochter der Hexe" hervorragend. Was habe ich mich nun auf den 3. Teil gefreut! Der Titel "Die Gauklerin" verprach, weiter auf den Spuren von Marthe-Marie und ihrer Tochter Agnes zu wandern!

Tatsächlich treffen wir die beiden in dem Buch wieder, allerdings hat es rein gar nichts mehr mit umherziehenden Gauklern zu tun. Die nun erwachsene Agnes lässt sich nur kurzzeitig mit einem ebensolchen ein und bekommt ein Kind von ihm.

Von diesem Zeitpunkt an nimmt das Buch eine völlig andere Richtung als seine Vorgänger. Es wird nicht mehr einzig das Leben der Agnes verfolgt, sondern auch das ihrer beiden Brüder, die beide in den 30jährigen Krieg ziehen.
Vor allem erschöpft sich das Buch nun mit seitenweisen Beschreibungen des Kriegsgeschehens, das wirklich unheimlich schwer nachzuvollziehen ist.

Im Prinzip müsste man immer ein Lexikon daneben liegen haben: Wer, wann, gegen wen? Teilweise habe ich wirklich nicht mehr durchgesehen, was sehr schade ist, denn dadurch kann man auch die Handlungsweisen der Figuren nicht mehr nachvollziehen.

Hatte man in den ersten beiden Bücher das Gefühl am Leben von zwei großartigen Frauen teilzunehmen, bleibt die Gauklerin seltsam fremd und farblos. Die restlichen Seiten sind mit dem Krieg gefüllt. Schade!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2011
Die Spur der Hebamme / Hebammen-Romane Bd.2
Ebert, Sabine

Die Spur der Hebamme / Hebammen-Romane Bd.2


ausgezeichnet

Ich habe "Das Geheimnis der Hebamme" verschlungen und war froh, in diesem 2. Band sofort über das Schicksal von Marthe und Christian weiterlesen zu können!
Obwohl Fortsetzungen immer etwas heikel sind, steht dieses Buch in nichts seinem Vorgänger nach. Sabine Ebert versteht es, den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Ich bin sonst wirklich eine ziemliche Lansam-Leserin, aber diesen Band habe ich in 3 Tagen verschlungen.

Das Buch setzt 3 Jahre nach den Ereignissen des 1. Bandes ein. Marthe und Christian leben immer noch in ihrem Dorf und haben inzwischen 2 eigene Kinder. Allerdings zeichnet sich bereits Unheil ab, da ihr ärgster Gegner, Randolf, aus dem Heiligen Land zurückkehrt.

Fast alle Figuren aus dem 1. Band trifft man wieder, aber es kommen auch neue dazu, die für zusätzliche Verstrickungen sorgen. Einerseits wird Marthe ihre Tätigkeit als Heilerin zum Verhängnis, zum anderen gerät auch Christian wieder in große Gefahr.

Zugegeben, die Protagonisten haben oft mehr Glück als Verstand - dennoch machen die Ereignisse des Buches den Leser atemlos, es gibt keine Seite, auf der nichts passiert.
Diese Atemlosigkeit, die man als Leser mit den Figuren teilt, ist genau die, die den mittelalterlichen Menschen bewegt haben. Sie konnten sich nie wirkliche Ruhe gönnen, waren stets der Willkür der Mächtigen oder dem Unbillen der Natur ausgeliefert.

Die Ränke und Intrigen, die Sabine Ebert beschreibt, sind dabei zum großen Teil durchaus historisch verbürgte. Darüber geben ihr interessantes Nachwort und die Chronologie der tatsächlichen historischen Ereignisse Aufschluss.

Die Autorin versteht es auf unterhaltsame Art, Geschichte lebendig zu machen und lässt den Leser mit den Protagonisten einen wirkungsvollen Blick selbst auf Details werfen - ich denke nur an die Begegnung von Lukas mit dem Denkmal Heinrichs des Löwen.

Ein Personenverzeichnis und ein Glossar der wichtigsten historischen Begriffe runden für mich dieses gelungene Buch ab!
Freue mich schon wahnsinnig auf den 3. Teil!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2011
Das Geheimnis der Hebamme / Hebammen-Romane Bd.1
Ebert, Sabine

Das Geheimnis der Hebamme / Hebammen-Romane Bd.1


ausgezeichnet

Als ich das Buch zu lesen begann, war ich zunächst etwas enttäuscht: Die im Titel angekündigte "Hebamme" entpuppte sich als Mädchen mit hellseherischen Fähigkeiten - irgendwie drohte mir das ein wenig zu sehr in die Fantasy-Schiene abzudriften.

Tatsächlich handelt es sich bei dem "Geheimnis der Hebamme" (und das Geheimnis scheinen genau diese "Fähigkeiten" zu sein) aber um einen großartigen historischen Roman, den ich letztlich in 3 Tagen verschlungen habe.

Wenn man sich an die Tatsache gewöhnt hat, dass Marthes "Fähigkeiten" immer wieder zu Verwicklungen in dem Buch führen, hält man es vor Spannung kaum aus.
Dabei werden schwierige Zeiten beschrieben: Arme Bauern wandern in ein ihnen völlig unbekanntes Gebiet, in der Hoffnung auf eigenes Land und ein neues Leben. Dieses verspricht ihnen der Ritter Christian, der auch Marthe mit auf den gefahrvollen Weg nimmt und sie damit aus großer Gefahr rettet.

In den Rezensionen wird hier oft über vermeintliche Schwarz-Weiß-Malerei bei den Protagonisten geschimpft, tatsächlich versucht Christian genau das Ideal zu leben, was das Rittertum im Hochmittelalter ausmachte: Ehre, Ehrlichkeit, Treue....
Dass dies nicht alle Ritter dieser Zeit so sahen, wird eindringlich in dem Roman beschrieben.

Denn bis die Menschen endlich an dem Ort ihrer Sehnsüchte ankommen (der sich einige 100 Jahre später übrigens zu der real existierenden Stadt Freiberg entwickeln wird), müssen sie einiges erdulden und auch in ihrer neuen Heimat müssen sie sich erst mühsam ein neues Leben aufbauen. Dabei wird es ihnen nicht gerade leicht gemacht. Ja, dem Leser wird verdeutlicht, was Willkür und Gewaltherrschaft im Mitelalter bedeuten konnte!

Davon zeugt auch der 2. Band "Die Spur der Hebamme".

Ein rundum gelungenes Buch, das sehr gut unterhält, ausgezeichnet recherchiert ist und den historisch nicht ganz so bewanderten Leser mit Hilfe eines Personenverzeichnisses und eines Glossars der wichtigsten historischen Begriffe den Einstieg durchaus erleichtert. (Hier besonders spannend, dass das Personenverzeichnis auch deutlich macht, welche Figuren tatsächlich exisiterten und welche der Fantasie der Autorin entspringen)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2011
Die Markgräfin
Weigand, Sabine

Die Markgräfin


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich absolut begeistert!

"Die Markgräfin" verfolgt nicht nur die Geschichte einer adligen jungen Frau, die - wie viele weibliche Wesen ihrer Zeit - zum Spielball der Männer und dessen Interessen wird (als Frau darf sie natürlich keine eigenen Interessen haben, was die geneigte Leserin mal wieder mit einiger Wut und Ungläubigkeit zurück lässt).

Parallel dazu spielt auch ein Handlungsstrang in der Gegenwart, in der 4 Hobby-Historiker durch einen interessanten Fund auf einer Burg auf die Spur eben jener Markgräfin kommen. Wie ihnen das gelingt, gibt einen interessanten Einblick in die Arbeit von Historikern, die mühsam wenige Puzzle-Teile zu einem früheren Leben zusammen setzen.
Hier wird nämlich besonders deutlich, wie schwierig es ist, dass Leben von Frauen zu rekonstruieren, die kaum Spuren in den Quellen hinterlassen haben. Geschichte war eben vor allem Geschichte von Männern, wurde von ihnen gemacht - so wie es die Markgräfin auch zu spüren bekommt.

Dabei wird nicht nur ihr Leben "erzählt", als Leser bekommt man auch über zahlreiche Briefe, die die mittelalterlichen Personen geschrieben haben, an passender Stelle Einblick in die Geschehnisse - eine interessante Möglichkeit, einem diese Menschen näher zu bringen. Zwar gehen diese Briefe zum größten Teil auf die Phantasie der Autorin zurück (wie gesagt, Frauen haben kaum Spuren hinterlassen), die Markgräfin hat jedoch tatsächlich existiert. Das macht die Arbeit der 4 Hobby-Historiker umso interessanter.

Der mittelalterliche und der gegenwärtige Handlungsstrang werden geschickt verwoben: Mal ist der Leser, der die Markgräfin begleitet, den Hobby-Forschern voraus, mal entdecken diese etwas, was plötzlich auch im Leben der Markgräfin eine Rolle spielt.

Eine geniale Idee, großartig recherschiert (hier merkt man, dass eine "echte" Historikerin dahinter steckt), toll zu lesen.
Dabei begegnen einem fast nebenbei viele interessante Details: Lieder, von Walther von der Vogelweide werden gesungen, noch heute bekannte Redensarten nebenbei erläutert (etwa: "Auf den Hund kommen"), sowohl kírchliche als auch weltliche Verwicklungen werden klarer, Hexenprozesse und Kriege haben ebenso ihren Platz wie die Liebe und unglaublich grausame Riten.

Ich werde mich gleich auf das nächste Buch von Sabine Weigand stürzen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2011
Die Entscheidung der Hebamme / Hebammen-Romane Bd.3
Ebert, Sabine

Die Entscheidung der Hebamme / Hebammen-Romane Bd.3


gut

Was habe ich dem Erscheinen des 3. Bandes entgegengefiebert! Nach den hervorrragenden ersten beidem Bänden hatte ich mich sehr auf ein Wiedersehen mit all den liebgewonnen Figuren gefreut.

Doch das Lesen dieses Bandes zog sich aufgrund einer von Sabine Ebert bisher ungewohnten Langatmigkeit eher hin. Tatsächlich scheint die Autorin diesmal mehr Wert auf die Schilderung der historisch verbürgten Ereignisse gelegt zu haben, als auf die Begegnung mit den von ihr geschaffenen Figuren.

Keine Frage, diese sind ausgezeichnet von ihr recherchiert und man versteht durch das Lesen des Buches doch viel von den komplizierten Geschehnissen um Friedrich Barbarossa und Heinrich den Löwen.
Doch erleben wir nun Christian mal auf diesem und mal jenem Schlachtfeld, mal begleitet Marthe ihn, mal wieder nicht. Mal erfährt man, was in Christiansdorf vor sich geht, dann auch wieder nicht. Es herrscht irgendwie ein ziemliches Durcheinander, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet(oder soll dies die mittelalterliche Unstetigkeit demonstrieren?)
Von Figuren, wie Ottos ältesten Sohn Albrecht liest man am Anfang des Buches (immerhin wird er auch vollmundig im Klappentext als neuer Gegenspieler des Paares angekündigt), dann verschwindet er wieder für einige hundert Seiten, ohne dass klar wird, wohin, um erst am Ende wieder eine Rolle zu spielen.

So ist es mit vielen Handlungssträngen: Sabine Ebert nimmt Dinge auf, die zu spannenden Entwicklungen führen könnten und lässt sie dann unerwartet wieder fallen. So wirkt das ganze Buch eher lust- und einfallslos.
Dafür finden immer wieder (für mich auf Dauer extrem nervige) Rückblicke auf bereits in den vorangeggangenen Bänden Geschehenes statt. So als wollte die Autorin damit ihre jetzige Einfallslosigkeit kaschieren.

Diesen dritten Band hätte es insofern gar nicht gebraucht. Doch Band 4 und 5 sind im Nachwort bereits angekündigt. Kann man nur hoffen, dass Ebert zu ihrer alten Form zurückfindet.

3 Sterne für die historischen Recherchen und einige wenige Augenblicke, in den man beim Lesen doch wieder die Zeit vergaß.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2011
Die Teufelsbibel / Teufelsbibel Bd.1
Dübell, Richard

Die Teufelsbibel / Teufelsbibel Bd.1


gut

"Die Teufelsbibel" ist ein Buch, das tatsächlich existiert und man bis heute in einem Museum bewundern kann. Angeblich enthält es das gesamte Wissen der (mittelalterlichen) Welt. Dazu gehört auch ein fast lebensgroßes Bild des Satans, was zu der Legende führte, dass dieser das Buch persönlich geschrieben hat (in einer Nacht, wohlgemerkt) und sich insofern darin entsprechend verewigte.

Das gleichnamige Buch von Richard Dübell befasst sich mit der Jagd einiger kirchlicher und weltlicher Größen nach eben diesem Buch - in der Hoffnung, dass dieses dem Besitzer sämtliche Macht schenken möge (frei nach dem Motto: Wissen ist Macht) bzw. aus den selben Gründen vernichtet werden soll.

Die Idee ist interessant, die literarische Ausführung hat mir einige Probleme bereitet.
Zum einen laufen in diesem Buch sehr viele, oft scheinbar unzusammenhängende Handlungstränge nebeneinander, so dass man als Leser zu keiner Figur ein richtiges Verhältnis aufbauen kann.
Dies führte auch dazu, dass, wann immer ich dieses Buch aus der Hand gelegt habe, Probleme hatte, mich zum Weiterlesen zu motivieren. Es gab nicht DAS SCHICKSAL, dessen Fortgang man gern weiterverfolgt hätte, sondern oft nur scheinbar zusammenhanglose Ereignisse, die erst sehr spät im Buch zusammengeführt werden.
Manche Dinge werden oft nur angedeutet, nicht richtig ausgeschrieben und bleiben dadurch oft im Dunkeln.

Zum anderen hatte ich als großer Fan von Mittelalter-Romanen wirklich Schwierigkeiten, die Handlung als mittelalterlich "glaubwürdig" zu verstehen. Der Humor der Figuren ist definitv neuzeitlicher Natur, ihre Probleme sind es oft auch. Insofern ist die Handlung zeitlich oft schwer zu verorten, obwohl sie im Mittelalter spielen soll und bleibt irgendwie schwamming.

Zum Schluss nimmt das Buch an Spannung auf, dennoch bleibt man wenig bewegt zurück, wenn man letztlich die Schlussseite umgeblättert hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.