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Benutzername: 
beastybabe
Wohnort: 
Ansbach

Bewertungen

Insgesamt 92 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2017
Das Buch der Spiegel
Chirovici, Eugene O.

Das Buch der Spiegel


sehr gut

Die Geschichte:
Der Literaturagent Peter Katz erhält ein Manuskript, das ihm ein gewisser Richard Flynn unaufgefordert zugesandt hat. Da ihn das Anschreiben irgendwie anspricht, liest er die Seiten bald durch und erfährt, dass es um die Ermordung des bekannten Psychologieprofessors Joseph Wieder geht. Dieses bisher ungeklärte Verbrechen liegt aber bereits mehr als zwanzig Jahre zurück.
Katz hat großes Interesse daran, das Manuskript komplett zu lesen, doch leider ist der Autor inzwischen an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung verstorben und die Seiten sind unauffindbar.
Da die Neugier nun einmal geweckt ist, beschließt Katz, auf eigene Faust zu recherchieren und beginnt, in der Vergangenheit zu graben. Immer mehr Zeitzeugen kommen zum Vorschein, doch jeder präsentiert seine eigene Version der damaligen Ereignisse.

Meine Meinung:
Auf dieses Buch habe ich mich schon sehr gefreut, denn die bisherigen Meinungen dazu sind ja durchwegs sehr positiv. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen, als ich mit dem Lesen begonnen habe.

Die Geschichte entwickelt sich recht langsam, denn der Autor pflegt einen sehr ausführlichen, detailreichen Schreibstil. Dadurch wirkt alles sehr gut vorstellbar und vor allem ziemlich realistisch. Die handelnden Personen erhalten durch viele Hintergrundinformationen Tiefe und Authentizität, besonders ans Herz gewachsen ist mir aber eigentlich niemand.

Als Leser habe ich mich wie ein stiller Beobachter gefühlt, der bald nicht mehr zwischen Fiktion und Wahrheit unterscheiden kann.
Doch ist es wirklich die Wahrheit, und gibt es überhaupt eine definitive Wahrheit oder hat jeder Mensch seine ganz eigene Sicht auf die Welt und damit seine eigene Realität? Das zumindest will uns das Buch wohl auch vermitteln und ich persönlich bin schon lange dieser Ansicht. Das bestätigt sich auch immer wieder in höchst widersprüchlichen Zeugenaussagen, bei denen sich die Menschen aber jeweils sicher sind, dass ihre Version die einzige richtige ist.

Da ich normalerweise eher Krimis und Thriller lese, hab ich wohl auch hier etwas zu viel Spannung erwartet. Aber vorrangig geht es ja eigentlich mehr um den psychologischen Aspekt und die vielen verschiedenen Sichtweisen der beteiligten Personen. So habe ich das Buch zwar als fesselnd erlebt, aber manchmal habe ich auch ein klein wenig Ungeduld verspürt.

Insgesamt ein interessantes Buch, das noch etwas mitreißender hätte sein können. Aber es ist durchaus empfehlenswert und unterhaltsam zu lesen.

Fazit:
Ein kleiner Exkurs in die Psychologie, aber hauptsächlich eine sehr krimiähnliche Geschichte, die über viele Umwege schließlich zur Lösung des Falles führt.

Bewertung vom 20.02.2017
Schlaflied / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.4
Börjlind, Rolf;Börjlind, Cilla

Schlaflied / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.4


ausgezeichnet

Die Geschichte:
Die Leiche eines Jungen wird vergraben im Wald gefunden. Hat ein in der Nähe wohnender Pädophiler mit seinem Tod zu tun? Dann verschwinden weitere Jugendliche: unbegleitete Flüchtlingskinder. Zur gleichen Zeit trifft die Obdachlose Muriel auch auf ein Flüchtlingsmädchen und nimmt sich ihrer an. Sie verstecken sich in einem Haus im Wald. Ob das eine gute Idee ist?
Olivia, Mette und ihre Kollegen sind sehr betroffen von diesem Leichenfund und wollen unbedingt aufklären, was dem Jungen zugestoßen ist. Wird ihnen Tom dabei helfen können?

Meine Meinung:
Gleich nach dem Zuklappen dieses Buches haben die Entzugserscheinungen wieder eingesetzt: ich liebe diese Truppe rund um Tom, Olivia und Mette einfach total. Am liebsten würde ich gleich weiterlesen.
Umso mehr hat es mich gefreut, dass die Reihe inzwischen sogar teilweise verfilmt wurde und demnächst auch in Deutschland ausgestrahlt wird. Juhuuu!
Aber nun mal zum Buch: man merkt einfach sofort, dass die Autoren geübte Drehbuchschreiber sind. Man ist immer direkt mitten im Geschehen, kann sich alles bestens vorstellen und miterleben.
Die Charaktere sind sehr vielschichtig und wirken authentisch, wenngleich sie nicht gerade „normale“ Lebensgeschichten haben. Tom Stilton beispielsweise ist Ex-Polizist, der durch einen schweren Schicksalsschlag sogar eine Zeitlang auf der Straße lebte. Inzwischen hat er aber wieder eine Partnerin und unterstützt Olivia und ihre Kollegen bei der Aufklärung des aktuellen, sehr brisanten Kriminalfalls.
Es geht um Flüchtlinge, genauer um unbegleitete Jugendliche, die plötzlich spurlos verschwinden. Schreckliche Mordfälle, Pädophile und sogar das organisierte Verbrechen weit entfernter Länder spielt eine Rolle. Absolut spannend und manchmal auch nicht so wirklich für Zartbesaitete geeignet. Es geht blutig, tragisch und auch sehr actionreich zur Sache, aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Eine absolut gelungene Mischung, die ich jedem Thrillerfan einfach nur wärmstens empfehlen kann!

Fazit:
Spannende Fälle, sympathische Charaktere, viel Action und akute Suchtgefahr! Diese Reihe ist einfach grandios … bitte unbedingt mit Band 1 beginnen, denn die Figuren erleben auch privat sehr viel und entwickeln sich ständig weiter.

Bewertung vom 08.12.2016
Die Tänzerin von Auschwitz
Glaser, Paul

Die Tänzerin von Auschwitz


ausgezeichnet

Die Geschichte:
Paul Glaser wächst als Katholik in Maastricht auf und erst später in seinem Leben beginnt er, sich über seine Familiengeschichte Gedanken zu machen: er hat jüdische Wurzeln, über die sein Vater allerdings beharrlich schweigt.
Durch Kontakte mit anderen Verwandten gelingt es ihm schließlich, vieles aus der Vergangenheit zu rekonstruieren und den Verbleib einiger Angehöriger während des Zweiten Weltkriegs zu klären.
Die herausragendste Persönlichkeit ist dabei seine Tante Roosje, eine Frau mit unheimlich viel Mut, Tatkraft, Optimismus und einer bewegenden Geschichte …

Meine Meinung:
Vor solchen Büchern habe ich immer sehr viel Respekt, denn man erlebt als Leser emotional meist recht hautnah, aber doch aus sicherer Entfernung die echte Geschichte eines realen Menschen.
In “Die Tänzerin von Auschwitz” erzählt uns Paul Glaser nicht nur aus seinem eigenen Leben, sondern vor allem hat er aus Gesprächen mit Zeitzeugen, alten Briefen und anderen Dokumenten ein Porträt seiner Tante Roosje geschaffen, das tief bewegt. Er hat sie sogar noch einmal selbst kennenlernen dürfen, aber leider blieb es bei einem kurzen Besuch.

Roosje wurde 1914 in den Niederlanden geboren und wuchs nicht nur dort, sondern auch einige Jahre in Deutschland auf. Ihr Vater war ein erfolgreicher Unternehmer, Roosje selbst gründete später mit ihrem Partner eine beliebte Tanzschule.
Musik, Poesie und vor allem Tanz waren Rosies Leben, sie hat – egal in welcher schlimmen Situation auch immer sie sich befand – Gedichte verfasst, Lieder komponiert, Choreografien kreiert und ihre eigene Geschichte zu Papier gebracht.

Dass von allen im Zweiten Weltkrieg besetzten Ländern in den Niederlanden der prozentual höchste Anteil der jüdischen Bevölkerung getötet wurde, war mir neu. Erschreckende 72 Prozent (die Dunkelziffer liegt noch höher), die wohl auch aufgrund tatkräftiger Mithilfe eifriger Bürger durch Verrat an ihren jüdischen Nachbarn, Kollegen, ja sogar Partnern begünstigt wurden.
Rosie konnte da gut mitfühlen, denn auch sie wurde mehrfach verraten. Sie war von ihrem Land, der Königsfamilie und den Behörden zutiefst enttäuscht, denn sie hatte nie den Eindruck, dass von dieser Seite große Hilfe zu erwarten gewesen wäre, eher im Gegenteil. Sogar nach dem Krieg wurden ihr nur Steine in den Weg gelegt, von Wiedergutmachung keine Spur. Umso besser war ihre Entscheidung, nach Schweden auszuwandern.

Das Eindrucksvolle an Rosie ist wirklich, dass sie sich immer an die unterschiedlichsten Situationen in ihrem Leben angepasst hat, wie ein Chamäleon, das immer die Farbe seiner Umgebung annimmt, um sich zu tarnen und dadurch zu überleben. Und Rosie hat vieles überlebt: grausame medizinische Versuche im Konzentrationslager, die Arbeit in der Gaskammer und in verschiedenen Rüstungsbetrieben, Hunger, Krankheiten, unsagbares Leid und den Tod zahlreicher liebgewonnener Freunde und Familienangehöriger.
Rosie lehrt uns, das Leben zu lieben und immer das Beste draus zu machen. Und vor allem zeigt sie uns, dass – nicht nur im Krieg – hinter der Fassade eines Feindes ein echter Freund stecken kann … und leider auch umgekehrt. Man sollte ohne Vorurteile an die Menschen herangehen, denn oft liegt man mit dem ersten Eindruck doch falsch.
Und sie hat sich auch niemals gescheut, alle Chancen, die sich ihr geboten haben, zu ergreifen. Manchmal muss man die Rücksichtnahme und Zurückhaltung eben vergessen, wenn es ums eigene Überleben geht.

Das Buch habe ich in einem Rutsch gelesen, denn es hat mich sehr gefesselt und bewegt. Ganz toll sind auch die vielen Fotos im Mittelteil, die ein lebendiges Bild von Rosie und einigen anderen Personen ermöglichen.

Fazit:
Ein aufmunterndes Zeitzeugnis, das uns zeigt, dass man nie aufgeben sollte im Leben.

Bewertung vom 08.12.2016
Der fremde Bretone
Grand, Emmanuel

Der fremde Bretone


ausgezeichnet

Die Geschichte:
Vier Ukrainer machen sich auf den Weg in ein besseres Leben, so hoffen sie zumindest anfangs. Doch schon auf der Fahrt nach Europa gibt es einen tragischen Zwischenfall mit den Schleusern, der mit einem gestohlenen LKW und einer Leiche endet. Den vier Flüchtlingen ist klar, dass sie sich nun gut verstecken müssen, denn die rumänische Mafia ist ihnen auf den Fersen.
Marko entscheidet sich für eine kleine bretonische Insel, auf der er Arbeit als Fischer findet – und das, obwohl er seekrank ist. Doch nicht nur dieser offensichtliche Umstand macht ihn sofort zum Objekt von Hass und Spott: die Einwohner misstrauen dem Fremden und verstehen auch nicht, warum keiner der ihren den Job bekommen hat.
Keine guten Voraussetzungen für Marko, vor allem, als auch noch ein Mann brutal ermordet wird …

Meine Meinung:
Erst einmal möchte ich den lebendigen Schreibstil von Emmanuel Grand loben, der sich flüssig und sehr atmosphärisch liest. Schon nach wenigen Seiten hatte mich die Story gepackt und gefesselt.
Das ist nicht nur den gut ausgearbeiteten Charakteren geschuldet, sondern auch dem actionreichen Einstieg. Es treten gleich allerhand zwielichtige Gestalten auf, die nicht gerade zimperlich sind, aber das ist auch kein Wunder, wenn man es mit der Mafia zu tun bekommt. Diese Szenen wirkten stellenweise wie aus einem Tarantino-Film – so unnötig blutig und brutal, dass es schon wieder gut ist.
Als Marko, den ich als Protagonisten sehr gern mochte, dann schließlich auf seiner kleinen Insel ankommt, geht die Geschichte weniger actionreich weiter. Es überwiegen plötzlich Schilderungen über Glauben, Aberglauben, Hexen und den Satan. Hier flachte für mich das Buch leider kurzzeitig etwas ab, denn das wurde mir etwas zu viel in der Ausführlichkeit. Ich habe mir an diesen Stellen endlich wieder einen Schwenk zum zweiten Handlungsstrang gewünscht, in dem wir den Mafiakiller auf seinem blutigen Weg begleiten dürfen.
Trotzdem konnte mich das Ende wieder überzeugen, wenngleich es etwas unrealistisch rüberkam. Einige humorvolle Stellen finden sich übrigens auch in der Geschichte, wenn auch ziemlich schwarzer Art.
Das Gesamtpaket hat mich auf jeden Fall prima unterhalten und für einen ersten Roman ist das Buch echt toll gelungen!

Fazit:
Ein sehr unterhaltsames Buch mit vielen actionreichen Szenen, aber auch mit viel Aberglauben und fast mystischen Elementen … absolut gelungenes Debüt!

Bewertung:
4,5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2016
Tödliche Vorstellung / Monaco Krimi Bd.2
Gölsdorf, Jule

Tödliche Vorstellung / Monaco Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Die Autorin hat einen tollen, lebendigen Schreibstil, dem man wunderbar folgen kann. Sie schmückt ihre Krimis mit allerhand interessanten Informationen über Land, Leute und Kulinarisches, so dass das Lesen zum erholsamen Kurzurlaub wird. Wer die Gegend kennt, wird sofort die entsprechenden Erinnerungen und Bilder vor Augen haben, wer Monaco noch nicht besucht hat, bekommt garantiert Lust darauf. Schauplätze, wie das imposante Ozeanographische Institut, diverse Restaurants, der botanische Garten oder malerische, kleine Bergdörfchen in der Umgebung wecken die Reiselust.

In diesem Band dreht sich alles um den Zirkus und die Geschichte wirkt gut recherchiert. Wir erfahren, wie die Artisten leben, wie sie mit ihren Tieren trainieren, mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben. Auf der anderen Seite stehen die Tierschützer, die rigoros gegen Auftritte von vierbeinigen Attraktionen sind. Die Autorin bringt uns die Argumente beider Parteien näher und verbindet dies geschickt mit einem spannenden Kriminalfall.

Wir dürfen die Ermittlungen begleiten, die recht authentisch geschildert werden. Nebenbei erfahren wir auch einiges aus dem Privatleben von Henri und Coco. So steckt Henri gerade mitten in einer Ehekrise, nachdem er von seiner Frau betrogen wurde. Und Coco hat ebenfalls Probleme mit ihrem Noch-Ehemann und noch mehr damit, dass sie vor einiger Zeit ihr ungeborenes Kind verloren hat. Das Thema “Schwangerschaft” wurde mir zwar irgendwann etwas zu viel, aber insgesamt ist es sehr gut, dass uns auch die emotionale Seite der Polizisten gezeigt wird.
Mir sind die beiden Hauptpersonen Coco und Henri und auch noch einige Leute aus ihrem Team jedenfalls sehr sympathisch und ich freue mich schon auf weitere Fälle mit ihnen.

Für geübte Krimileser ist der Täter zwar bald zu erraten, aber das Buch liest sich trotzdem sehr fesselnd. Auf unnötig blutige Szenen verzichtet die Autorin, so dass die Krimis auch für Leser mit empfindlicherem Magen bestens geeignet sind.

Fazit:
Ein fesselnder Kriminalfall in der wunderschönen Kulisse von Monaco, der mit viel Regionalkolorit und sympathischen Ermittlern ein echtes Lesevergnügen ist!
4,5 Sterne

Bewertung vom 30.10.2016
Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2
Felenda, Angelika

Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2


ausgezeichnet

Auf diese Fortsetzung habe ich mich schon sehr gefreut, denn mit Sebastian Reitmeyer und einigen seiner Kollegen würde ich auch gerne zusammenarbeiten. Eine tolle Truppe, die auf der richtigen Seite steht, die zusammenhält und die mutig genug ist, um sich auch abseits des regulären Dienstweges zu bewegen. Polizeischüler Rattler ist auch wieder mit von der Partie: ein echt pfiffiger junger Kerl, der immer tolle Ideen hat und die Ermittlungen oft entscheidend voranbringt.
Sebastian leidet noch immer unter seinen Kriegserlebnissen, das lässt die Autorin gekonnt in die Handlung einfließen und er wirkt dadurch noch lebendiger und authentischer. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet und haben die nötige Tiefe, um mit ihnen mitzufiebern.

Die konfliktgeladene Atmosphäre des kriegsgeschädigten Landes ist auf jeder Seite des Buches deutlich spürbar. Der tägliche Umgang miteinander ist von Misstrauen und Angst geprägt, die Inflation, Wohnungsnot und die schlechte Nahrungsmittelversorgung tun ihr Übriges.
Angelika Felenda hat ihre Krimihandlung geschickt mit interessanten Informationen und persönlichen Schicksalsgeschichten verknüpft, so dass wir am Ende eine vielschichtige Story genießen dürfen, die den Leser zu fesseln weiß.
An Spannung fehlt es auch nicht, denn es wird zuweilen brenzlig für Sebastian. Außerdem sorgen überraschende Wendungen für die richtige Krimiunterhaltung. Am Ende löst sich alles stimmig auf und nur wenige Fragen bleiben unbeantwortet. Hoffentlich dürfen wir uns bald über eine Fortsetzung der Reihe freuen.

Fazit:
Ein spannender Krimi mit einem wirklich sympathischen Ermittler und einem hohen Maß an Authentizität, der den Leser direkt die erschreckende Nachkriegsatmosphäre der Zwanzigerjahre entführt. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 12.10.2016
Sieben minus eins / Berger & Blom Bd.1
Dahl, Arne

Sieben minus eins / Berger & Blom Bd.1


ausgezeichnet

Alleingänge der Ermittler sind ja in Krimis und vor allem in Thrillern beinahe an der Tagesordnung. Trotzdem schafft es Arne Dahl in diesem Buch immer wieder, den Leser zu überraschen.
Nicht nur bei der Zusammenstellung seiner neuen Hauptfiguren hat er eine Konstellation gewählt, die für viel Zündstoff sorgt und denen so viele Möglichkeiten offen stehen, dass es auch in Zukunft garantiert nie langweilig wird.

Kriminalkommissar Sam Berger fand ich gleich recht sympathisch, obwohl wir auch weniger vorteilhafte Seiten von ihm kennenlernen dürfen. Er ist kein fehlerloser Übermensch, sondern ein Typ mit Ecken und Kanten, der durchaus glaubwürdig und authentisch erscheint. Auch sein Team hat mir gut gefallen und die Art, wie sie miteinander umgehen, ist sehr erfrischend und teilweise eher freundschaftlich.

Der Bösewicht, den sich der Autor ausgedacht hat, ist ebenfalls kein eindimensionaler Charakter, sondern auch jemand, an dem man nicht nur Negatives finden kann. Insgesamt kann man sagen, dass man mit allen Beteiligten gut mitfühlen kann, denn das Geschehen wird sehr atmosphärisch erzählt.

Wir dürfen ausführliche und glaubhafte Ermittlungsarbeit begleiten, aber trotzdem wirkt dieser “Kriminalroman” in weiten Teilen eher wie ein Thriller auf mich, denn es geht auch stellenweise recht actionreich zur Sache und für Sam und seine Begleiterin wird es oft brenzlig.

Übermäßig blutige oder brutale Szenen erspart uns der Autor, dafür quält er uns am Ende mit einem fiesen Cliffhanger, der extrem neugierig auf eine Fortsetzung macht. Es bleiben einige Fragen offen, die hoffentlich im Folgeband geklärt werden … ich freue mich schon sehr darauf!

Fazit:
Ein sehr fesselnder, spannender Thriller, in dem man die beiden Hauptpersonen der neuen Reihe gleich sehr persönlich und von ihrer emotionalsten Seite kennenlernt. Prima durchdacht und mit einem Ende, das Lust auf eine Fortsetzung macht!

Bewertung vom 12.10.2016
Die Stille der Lärchen / Commissario Grauner Bd.2
Koppelstätter, Lenz

Die Stille der Lärchen / Commissario Grauner Bd.2


ausgezeichnet

Südtirol-Fans werden sich schon auf den ersten Seiten fühlen, als wären sie live in ihrer Herzensgegend: Lenz Koppelstätter beschreibt die Schauplätze, regionale Besonderheiten und vor allem die Natur so lebendig, dass man sich alles bestens vorstellen kann.
Er charakterisiert auch die Einwohner sehr gekonnt, schafft urige Figuren mit Ecken und Kanten, die wunderbar in dieses Tal passen.
Commissario Johann Grauner mag ich echt gerne, denn er ist ein ruhiger, intelligenter Mann, der sehr naturverbunden ist. Neben der Polizeiarbeit ist er Landwirt und am liebsten wäre es ihm, wenn er seine Zeit nur mit seinen Kühen verbringen könnte: die morgendliche Stallarbeit genießt er sehr. Aber schließlich muss jemand die Verbrecher in Südtirol jagen – und das macht er mit seinem sympathischen Kollegen Claudio Saltapepe.

Der Fall ist prima durchdacht und durch die Verbindungen in die Vergangenheit noch komplexer und verzwickter. Viele Beteiligte bzw. Verdächtige führen in einige Sackgassen während der Ermittlungen, aber am Ende wird alles stimmig und vollständig aufgelöst.
Die Polizeiarbeit wirkt sehr glaubhaft: es gibt Verhaftungen, Verhöre, Suchaktionen und interessante Einblicke in die Gerichtsmedizin.
Sehr gut hat mir auch gefallen, dass ein versunkenes Dorf und eine Ruine eine große Rolle spielen, denn solche Schauplätze haben ihren ganz eigenen Gänsehautfaktor.
An Spannung fehlt es aber sowieso nicht, dieser Krimi bietet einige Stunden fesselnde Unterhaltung. Dazu sind auch keine allzu blutigen Szenen nötig. Ich freu mich schon sehr auf den nächsten Teil der Reihe!

Fazit:
Ein wundervoll atmosphärischer Regionalkrimi mit sympathischen Ermittlern, die einen sehr verzwickten, interessanten Fall aufklären. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 01.08.2016
Boy in the Park - Wem kannst du trauen?
Grayson, A. J.

Boy in the Park - Wem kannst du trauen?


gut

Die Geschichte:
Dylan ist Verkäufer in einem kleinen Laden für Nahrungsergänzungsmittel in San Francisco und lebt auch sonst ein eher beschauliches, ruhiges Leben. Seine Mittagspause verbringt er immer im nahen Park auf “seiner” Bank mit Blick auf einen Teich. Täglich taucht dort zur gleichen Zeit am gegenüberliegenden Ufer auch ein kleiner Junge auf, der für Dylan bald zum Alltag gehört.
Eines Tages fällt Dylan auf, dass der Junge eine blutende Verletzung am Arm hat. Er macht sich große Sorgen und dann geschieht etwas Unfassbares: der Junge wird vor Dylans Augen in ein Gebüsch gezogen und taucht nicht mehr auf. Die Polizei nimmt seine Vermisstenmeldung natürlich nicht sehr ernst, denn er kennt ja noch nicht einmal den Namen des Jungen, kann ihn nicht richtig beschreiben und kann auch nicht ausschließen, dass ihn nur der Vater oder die Mutter vom Teich weggebracht haben.
Die Sache lässt ihm keine Ruhe und dann findet er tatsächlich eine Spur, die ihn in die kleine Stadt Redding führt. Was er dort erlebt, verändert sein Leben für immer …

Meine Meinung:
Bemerkenswert an diesem Buch ist der stellenweise beinahe poetische Schreibstil, der sehr ausführlich, detailreich und atmosphärisch ist. Das passt gut zur Hauptfigur Dylan, der ein sehr ruhiger, beinahe andächtig wirkender Mann ist, der seine Freizeit damit verbringt, Gedichte zu schreiben.

Weniger gut passt dieser manchmal etwas ausschweifende Schreibstil allerdings zu einer Geschichte, die eigentlich Spannung aufbauen soll. An vielen Stellen hatte ich nämlich das Gefühl, einige Seiten vorblättern zu müssen, damit ich der Lösung des Geheimnisses näherkomme bzw. um zu erfahren, ob ich mit meinen Vermutungen richtig liege.
In eingestreuten Kapiteln dürfen wir an den Sitzungen einer Psychologin mit ihrem Patienten teilhaben. Das bringt etwas Abwechslung in die Story, aber auch noch mehr Verwirrung.
Man kann zwar schon früh erahnen, wohin alles führt, aber die Auflösung fand ich dann trotzdem noch sehr gelungen und stimmig.

Als Psychothriller würde ich persönlich das Buch nicht bezeichnen, dafür fehlte es mir einfach an durchgehender Spannung. Es kam durch die Beschreibungen scheinbarer Nebensächlichkeiten oftmals zu kleinen Längen, die nicht hätten sein müssen. Für mich ist es eher ein Psychodrama, das für Leser, die das Thema “Kindesmisshandlung” scheuen, nicht so geeignet sein dürfte. Zu blutigen, brutalen Szenen kommt es im Verlauf der Geschichte durchaus, diese erzeugten bei mir aber keinerlei Thrill, sondern Mitgefühl und Unverständnis.

Insgesamt lässt sich das Buch aber durchaus gut lesen und es ist bestens durchdacht, verwirrend und im Nachklang sieht man vieles mit anderen Augen.

Fazit:
Ein Buch, das ich aufgrund der Thematik und des atmosphärisch-detailreichen Schreibstils eher als Psychodrama bezeichnen würde. Mir fehlte es manchmal leider etwas an Spannung.

3,5 Sterne