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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1016 Bewertungen
Bewertung vom 14.02.2024
Im Grab schaust du nach oben / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.9
Maurer, Jörg

Im Grab schaust du nach oben / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.9


sehr gut

»Ich finde es merkwürdig, dass [sein] Tod ausgerechnet zu einem Zeitpunkt kommt, an dem wir weder Zeit noch Ressourcen haben, die genaueren Umstände zu untersuchen!«

Juni 2015. Aus dem „verschnarchten heilklimatischen Kurort“ ist ein „martialischer G7-Aufmarschplatz“ geworden. Auch das ganze Team rund um Kommissar Jennerwein ist im Einsatz, gilt es doch die befürchteten Ausschreitungen möglichst zu verhindern.
Gestorben wird trotzdem immer und so trauert die Gemeinde des Kurortes mit Bindestrich um ein beliebtes und viel zu früh aus dem Leben geschiedenes Mitglied. Doch Jennerwein wäre nicht er selbst, wenn ihm trotz des ganzen Trubels nicht auffallen würde, das irgendetwas an diesem Todesfall nicht stimmt…

Es war Zeit, dass ich bei dieser Reihe weiterlese. Herrlich, ich hatte von der ersten Seite an Spaß, den Schreibstil des Autors empfinde ich als höchst unterhaltsam. Skurril, voller Wortwitz – aber gleichzeitig ist die Krimihandlung raffiniert angelegt und durchdacht. So mag ich das!

Sehr anschaulich wird das Szenario rund um den G7-Gipfel beschrieben. Vieles geschieht dort parallel, was man beim Lesen erst einmal auseinandersortieren muss. Da wird ein Attentat geplant, eine verärgerte Erbengemeinschaft sucht den Haupterben, der gut bekannte österreichische Problemlöser Swoboda ist mal wieder im Auftrag einer ehrenwerten italienischen Familie unterwegs und die Graseggers, Bestatter A.D., verfolgen mit Argusaugen die schlampige Arbeit ihres Nachfolgers.

Fazit: Sehr kurzweilig, herrlich skurril und trotzdem ein raffinierter Kriminalfall. Wieder einmal ein sehr gelungener Band der Reihe!

Bewertung vom 06.02.2024
An jenem Tag
Mitchard, Jacquelyn

An jenem Tag


sehr gut

»Papa und Mama schienen nicht zu merken, dass ich nicht bei ihnen war. Das sollte sich von nun an als normal erweisen.«

Schon der Tod eines kleinen Kindes ist kaum zu ertragen, doch die Familie Swan trifft es noch schlimmer. Aus heiterem Himmel wird ihre Welt zerstört, als ein geistig verwirrter junger Mann die zwei jüngsten Töchter mit einer Sense ermordet. Die zwölfjährige Veronica findet ihre kleinen Schwestern, daneben kauernd den weinenden Täter. Ein unvorstellbarer Schock, wie man sich leicht vorstellen kann.

In den folgenden zwei Jahren vegetiert die einst glückliche Familie nur noch dahin. Der Vater wandert ständig durch die Gegend und sucht verzweifelt, in seinem Glauben Trost zu finden. Die Mutter liegt depressiv im Bett und verlässt es kaum noch. Die Versorgung des wenige Tage nach dem Mord geborenen Kindes überlässt sie Veronica. Das junge Mädchen ist die einzige Person im Haus, die noch halbwegs „funktioniert“, dabei jedoch unendlich leidet. Sie hat Alpträume, Panikattacken und Schuldgefühle, schließlich hatte sie wie so oft die kleinen Schwestern beaufsichtigt. Und sie trauert unendlich, sie liebte die beiden so sehr. Doch Trost bei den Eltern findet sie nicht, die beiden vergessen in der Folgezeit sogar ihre Geburtstage.

Der Täter wird aufgrund seiner Schizophrenie als nicht zurechnungsfähig erklärt und in eine Klinik eingewiesen. Und irgendwann erkennen Veronicas Eltern, wie sie wieder ihren Frieden erlangen können: Sie beschließen, dem Mann zu verzeihen. Für ihre Tochter ein völlig abwegiger Gedanke, sie ist erfüllt von Rache.

Puh, das war oft nur schwer erträglich. Geschichten über so viel Unglück, Hass und Rachegedanken lese ich meist nicht gern. Das Buch, erzählt aus der Perspektive von Veronica, wirkt sehr intensiv und berührt zutiefst. Mir kamen manchmal spontan die Tränen. Es ist die größte Angst von Eltern, ein Kind zu verlieren. Und dann noch auf so furchtbare Art und Weise! Veronica hatte ihre kleinen Schwestern bemuttert, entsprechend intensiv leidet sie nun. Zu dem traumatischen Erlebnis kommt das Leid durch eine Belagerung von Reportern, so dass alle Welt auf dem heimischen Fernseher Bilder ihrer Verzweiflung verfolgen kann. Dieses Mädchen hätte so dringend Hilfe gebraucht!
Was fesselte mich trotzdem ans Buch? Die Hoffnung, dass es irgendwie auch für Veronica eine Perspektive geben könnte. Und das zumindest ist am Ende des Buchs auf durchaus überraschende Art gegeben.

Noch nicht erwähnt habe ich die Glaubenskrise, die die mormonische Familie durchleidet. Ich denke, wer durch ein solch furchtbares Erlebnis nicht zumindest zweifelt, ist kein Mensch. Was ich über den Glauben und das Leben in der kleinen Gemeinde in Utah erfahren konnte, fand ich sehr interessant.
Fazit: Sehr intensiv und berührend, aber manchmal nur schwer erträglich.

Bewertung vom 03.02.2024
Liebe oder Eierlikör - Fast eine Romanze
Heldt, Dora

Liebe oder Eierlikör - Fast eine Romanze


ausgezeichnet

»Er konnte Hilke durch das geöffnete Fenster an ihrem Schreibtisch sitzen sehen. Sie schaute auf ihr Handy und lächelte entrückt. Ernst war jetzt vollends verwirrt. Das passte gar nicht zu ihr. Dieses aufs Handy starren und von der Welt nichts mitbekommen. Das machten doch nur die jungen Leute, die dabei aussahen, als wären sie mit diesem Ding verwachsen. Ernst konnte das nicht leiden. Was um alles in der Welt war denn nur mit ihr los?«

Den Rentner Ernst Mannsen kannte ich schon als selbsternannten Robin Hood von Sylt aus „Geld oder Lebkuchen“, diesmal muss er im schönsten Frühling für Ordnung sorgen. Hilke Petersen, die er schon seit der Schule kennt, zeigt sich plötzlich ungewöhnlich aufgekratzt. Statt wie sonst als graue Maus durchs Leben zu gehen, kleidet sie sich farbenfroh, trägt Lippenstift und hat keine Zeit mehr für das Brötchenschmieren beim Blutspenden oder den Kuchenverkauf beim Frühlingsbasar.
Als dann noch alle in seinem Umfeld von einer neuen Dating-App reden, die einem ordentlichen Teil der nicht mehr jungen Sylter Bevölkerung Frühlingsgefühle beschert, läuten bei Ernst alle Alarmglocken. Schließlich liest man doch so viel über Betrüger im Netz, bestimmt befindet sich Hilke schon in den Fängen eines miesen Heiratsschwindlers. Ernst beschließt, sie und andere arglose Frauen zu retten…

Herrlich, ich habe so gelacht! Das Buch liest sich leicht, macht einfach gute Laune und ordentlich Nordsee-Fernweh. Daneben spricht es tatsächliche Probleme an, denn die Zunahme von Betrügereien im Internet ist enorm und ältere Menschen sind oft leichte Opfer.
Ernst selbst ist natürlich das wandelnde Klischee eines älteren Mannes, aber sehr liebenswert. Und mit viel Einsatz und Unterstützung seines Enkels sorgt er letztlich dafür, dass es auf seiner schönen Insel tatsächlich viel Romantik gibt.

Fazit: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich Neues von den Rentnern auf Sylt lesen kann. Auch dieses Buch machte gute Laune und ich hoffe, dass Ernst und Co. bald wieder was zu tun bekommen.

Bewertung vom 21.01.2024
Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1


sehr gut

»So, wie sie es bislang erlebt hatte, konnte die Berliner Polizei schalten und walten, wie sie wollte. Als vom Gesundheitsamt bestellte Polizeiärztin hatte sie nur die Möglichkeit, denen beizustehen, die der Selbstherrlichkeit von Männern wie Wagner und Lamour schutzlos ausgeliefert waren.«

Berlin 1920. Nach einer persönlichen Tragödie beschließt die junge Ärztin Magda Fuchs, noch einmal ganz neu anzufangen. Sie zieht aus dem ruhigen Hildesheim in die trubelige Millionenstadt und tritt dort die Stelle der Polizeiärztin an. Allerdings war sie nicht vorbereitet auf die brutale Wirklichkeit, mit der sie dabei Tag für Tag konfrontiert wird. Nach den ersten Schocks beschließt Magda, den Schwächsten im Rahmen ihrer Möglichkeiten beizustehen.

Die im Buch geschilderten Zustände machten mich beim Lesen zutiefst betroffen und gleichzeitig wütend. Immer wieder wird deutlich, wie viel mehr Männer gelten und dass eine Frau gleichzeitig mit ihrer Heirat einen Schwung an Rechten abgibt. Dies gilt sogar durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch! Magda lernt, dass es für sie und überhaupt für alle Frauen an der Zeit ist, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sich aus alten Traditionen zu befreien. Einigen ihrer Mitstreiterinnen im Buch wird dies allerdings mächtig schwergemacht.

Daneben merkt man wieder mal ganz drastisch die gravierenden Unterschiede zwischen Arm und Reich, denn während die einen im Wohlstand schwelgen und ihr Geld für stetigen Protz und zahllose Vergnügen ausgeben können, müssen die anderen täglich ums Überleben kämpfen und dabei die furchtbarsten Dinge tun. Leidtragende sind am Ende immer die Kinder, die gefühlt überhaupt keinen Wert haben, ausgenutzt werden und bei den zahlreichen Ehegattenmorden „übrigbleiben“.

Wenn Magda für sich, Kinder oder andere Frauen kämpft, habe ich das gebannt verfolgt. Auch die Aufklärung einiger sehr üblen Verbrechen fesselte mich, ohnehin fand ich es interessant zu lesen, worin die Arbeit der Polizeiärztinnen damals bestand. Zudem hatte ich Achtung vor dem Mut einiger anderer weiblichen Charaktere, die versuchten, eigene Wege zu gehen und ihre Träume zu verwirklichen. Auf die Liebesgeschichten hätte ich aber gut verzichten können, die dämpften bei mir vor allem zum Ende hin den Lesegenuss. Ich lande daher bei 3,5 Sternen, die ich aufrunde, weil alles andere im Buch gelungen war. Allerdings weiß ich noch nicht, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.

Fazit: Ein packendes Buch über mutige Frauen und sehr arme Kinder. Für mich aber mit zu viel Liebesgeschichten.

Bewertung vom 14.01.2024
Einer muss den Job ja machen
Haider, Lars

Einer muss den Job ja machen


sehr gut

»Nach zwanzig Minuten konnte sie weiterfahren und fand eine ruhige Stelle in der Nähe der Außenalster, wo sie parken und sich mit ihrem nächsten Klienten beschäftigen konnte. Wer hinter alldem steckte – ob linke Aktivisten, die bei G20 ihre Ziele nicht erreicht hatten, oder rechte Verschwörungstheoretiker, die die Gunst der Stunde nutzten -, sollte bitte schön die Kriminalpolizei klären. Sie hatte einen Job zu erledigen.«

Die Mörderin in diesem Krimi hat, soviel ist gleich klar, für ihre Taten keine persönlichen Motive, sie macht nur ihren Job. Wer sie aber beauftragt hat, ist lange ein Rätsel, dem der Reporter Lukas Hammerstein zusammen mit der dauergendernden Kriminalreporterin Kaja Woitek auf der Spur sind. Lukas dürfte eigentlich gar nicht mitmischen, hat er doch seiner hochschwangeren Frau zuliebe ein Sabbatical genommen, aber bei einem Serienkiller, der Journalisten tötet, kann man einfach nicht die Füße stillhalten.

Schauplatz der Handlung ist Hamburg nach dem durch schwere Ausschreitungen geprägten G20-Gipfel. Die neben den Reportern natürlich auch noch ermittelnde SOKO „Pressefreiheit“ prüft, ob sich in der Berichterstattung der Journalisten ein Mordmotiv entdecken lässt. Politik und Lokalpolitik spielen daher eine Rolle, Lukas entdeckt allerdings Ungereimtheiten.

Der Stil ist unterhaltsam und locker, es gibt immer wieder Grund zum Schmunzeln. Beispielsweise hat Dackeldame Finchen, auf die Lukas während einer Reise der Schwiegereltern aufpassen soll, einige witzige Auftritte, aber auch Kajas Genderei wird dermaßen auf die Spitze getrieben, dass ich nur noch darüber lachen konnte. Und als alter Fan von Udo Lindenberg freute ich mich über seinen Auftritt und die weiteren Erwähnungen im Buch. Action kommt fast gar nicht vor, aber über Motiv und Auftraggeber der Problemlöserin kann man lange miträtseln.

Fazit: Unterhaltsamer Krimi im Pressemilieu, mit Gastauftritt von Udo Lindenberg und einer recht speziellen Dackeldame.

Bewertung vom 07.01.2024
Trümmerkind
Borrmann, Mechtild

Trümmerkind


ausgezeichnet

»Agnes nannte er ganz selbstverständlich „Mama“, so wie Hanno und Wiebke es taten, und als habe es nie eine andere gegeben. Und sie war froh darüber. Irgendwann, wenn er alt genug war, würde sie ihm alles erzählen.«

Hamburg, im Januar 1947. Die Welt der Familie Dietz liegt im wahrsten Sinne des Wortes in Trümmern. Der Ehemann und Vater kehrte von der Front nicht zurück, gilt als vermisst. Die Mutter überlebte mit ihren beiden Kindern den Feuersturm, verlor dabei aber ihre ganze Habe. Und nun versucht die kleine Familie im eiskalten Hungerwinter irgendwie zu überleben. Trotzdem gibt es kein Zögern, als der 14jährige Hanno in den Trümmern eine nackte Frauenleiche und nicht weit davon entfernt einen einsamen kleinen Jungen findet, offensichtlich stark traumatisiert und stumm. Die Dietzens nehmen ihn auf, er wird zu ihrem Sohn und Bruder. Hanno jedoch kann das Bild der toten Frau nicht vergessen und Jahrzehnte später wird er gezwungen, sich neu damit auseinanderzusetzen…

Es gibt Bücher, die wirken nach dem Lesen noch lange nach. Dieses hier ist so eins. Es ist so intensiv geschrieben, dass ich es nicht aus der Hand legen mochte und es mich zutiefst berührte.

Die Handlung verläuft in mehreren Zeitebenen. Einmal verfolgt man die Geschehnisse ab diesem Januar 1947, dazwischen geht es aber auch zurück in die letzten Wochen des Kriegs. Neben der Familie Dietz steht auch eine andere Familie im Mittelpunkt, die Zusammenhänge werden erst gegen Ende klar. Und dann gibt es noch eine Handlung im Jahr 1992, in der eine junge Frau den Spuren ihrer Familie folgen will. All diese Schilderungen sind absolut fesselnd, früh fing ich an, nach Verbindungen zu suchen und obwohl ich mit meiner Ahnung richtig lag, schockierte mich die Auflösung. Der einzige Trost bei so viel Furchtbarem ist, dass es gleichzeitig Menschen gab und gibt, die mutig tatkräftige Nächstenliebe leben.

Die Handlung ist fiktiv, spielt aber vor dem Hintergrund der Hamburger Trümmermorde. Diese wurden bis heute nie aufgeklärt, eine Auflösung wie die im Buch könnte ich mir durchaus vorstellen.

Fazit: Definitiv kein Wohlfühlbuch, aber ungemein berührend und intensiv. Zudem ist es sehr spannend zu verfolgen, wie die einzelnen Handlungen zusammenlaufen.

Bewertung vom 04.01.2024
Death - Das Kabinett des Dr. Leng / Pendergast Bd.21
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Death - Das Kabinett des Dr. Leng / Pendergast Bd.21


ausgezeichnet

»Vincent, würden Sie mir zustimmen, wenn ich sage, dass wir im Lauf unserer langen und fruchtbaren Zusammenarbeit viele seltsame Erfahrungen gemacht haben?«
»Das ist noch untertrieben.«
»Nun steht Ihnen die seltsamste bevor.«

Lieutenant Commander Vincent D’Agosta hat mit Special Agent Pendergast zusammen tatsächlich schon reichlich Erfahrungen gemacht, die meisten davon höchst gefährlich. Trotz aller Förmlichkeiten verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft, weshalb D’Agosta auch nicht zögert, als Pendergast ihn um Hilfe bittet. Obwohl eine Zeitreise mit Sicherheit zu den seltsamsten Dingen gehört, die einem widerfahren können.

Im Zentrum der Handlung steht Constance Green, Pendergasts Mündel mit langer und einzigartiger Vergangenheit. Geboren wurde sie vor 140 Jahren und durch das Zeitreiseportal (aus dem Vorgängerband „Bloodless“) sieht sie nun endlich eine Möglichkeit, ins Jahr 1880 zurückzukehren. Damals ermordete Dr. Leng ihre geliebte Schwester Mary sowie zahlreiche weitere Menschen und sorgte mit gewissen Experimenten für Constances andauernde Jugend. Sie ist davon überzeugt, sich nun Leng stellen und Mary retten zu können. Pendergast hingegen glaubt, dass sie Leng in die Falle gehen wird und macht sich gemeinsam mit D’Agosta auf zu einer Rettungsmission in der Vergangenheit.

Währenddessen steckt Special Agent Armstrong Coldmoon tief in einem Fall, der als „einfacher“ Mord begann und nun immer größere Kreise zieht. Bis hin zu einem bizarren Mord im Naturhistorischen Museum in New York, weshalb auch er die Bekanntschaft von D’Agosta macht. Auch dieser Fall fesselte mich!

Ich habe lang auf diesen 21. Band der Reihe rund um meinen Lieblingsagenten gewartet. Und das Buch dann von der ersten bis zur letzten Seite genossen! Dabei hat Pendergast hier relativ wenige Auftritte, dafür freute ich mich über viel Lesezeit mit Constance und Coldmoon sowie endlich mal wieder D’Agosta! Sein erstes Erscheinen im Buch habe ich richtig gefeiert. Proctor hatte ebenfalls diverse Auftritte, cool wie immer und gegen Ende gibt es noch einen weiteren Überraschungsgast.

Die Handlung wechselt zwischen den verschiedenen Zeitebenen. Ob alles irgendwann zusammenläuft? Man kann gespannt sein. Ohnehin lässt das Buch einen leider mitten in der Handlung stehen, mit einem Cliffhanger der gemeinsten Sorte. Die Autoren entschuldigen sich dafür und versprechen eine schnelle Fortsetzung und Auflösung. Das hoffe ich sehr!

Fazit: Zwei sehr spannende Handlungsstränge in verschiedenen Zeitebenen. Tolle Charaktere aber leider auch ein sehr fieser Cliffhanger.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.12.2023
Warum Weihnachtswunder manchmal ganz klein sind
Dietl, Erhard

Warum Weihnachtswunder manchmal ganz klein sind


ausgezeichnet

»Der Baum liegt nun eingeschnürt auf dem Transporter. Verängstigt lugt das Käuzchen aus dem Dickicht der Zweige hervor. Weglaufen kann es nicht mehr, so eng ist es hier. Das Käuzchen weiß nicht, was hier passiert. Es kennt ja nur seinen Wald und die Wiese. Und den Weiher, in dem sich das Mondlicht spiegelt.«

Als im Jahr 2020 der Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller Center in New York aufgestellt wurde, fand man in seinen Zweigen eine kleine Eule, verängstigt und ausgehungert. Sie hatte in dem Baum gesessen, als er gefällt wurde und den weiten Transport in die große Stadt überlebt. Dieser wahren Geschichte ist die im Buch nachempfunden.

Kleine und große Leser verfolgen gemeinsam mit dem Käuzchen die unfreiwillige Reise, das kleine Tier friert, hungert und ist verängstigt, hatte es sich doch zuvor in seinem Wald so sicher und geborgen gefühlt. Anders als in der Realität, bei der die kleine Eule im Zoo aufgepäppelt wurde, übernimmt das hier die Tochter eines Arbeiters, der das Käuzchen vor dem Aufstellen des Baums findet. Sie weiß, was ein Wildtier in Not benötigt, sorgt für Futter, Wärme und einen Schlafplatz. Vor allem weiß sie aber, was das Beste für den kleinen Kauz ist: Er muss zurück in seinen Wald. Und obwohl oder gerade, weil sie ihn liebgewonnen hat, bringt sie ihn am nächsten Tag zusammen mit ihrem Vater wieder an genau den Platz zurück, an dem die Tanne gefällt wurde.

Die liebenswerten Illustrationen und die Handlung berühren, das glückliche Ende sorgt für ein angenehm warmes Gefühl im Bauch. Am Ende gibt es noch mal in einfachen Worten eine Auflistung der Dinge, die man beim Fund eines Wildtiers befolgen sollte.

Fazit: Eine wunderschöne Geschichte, die gleichzeitig vermittelt, was beim Fund eines Wildtiers zu tun ist.

Bewertung vom 22.12.2023
Glöckchen, Gift und Gänsebraten - Weihnachtskrimis von Rügen bis ins Zillertal

Glöckchen, Gift und Gänsebraten - Weihnachtskrimis von Rügen bis ins Zillertal


gut

»Schmeckt es dir?« fragte sie und schenkte Wein nach. »Phantastisch«, murmelte er mit vollem Mund. Sein Blick blieb kurz an ihrem Teller hängen. »Wieso isst du nicht?«

Die Frage des Ehemannes wird zu seinem Leidwesen in Kürze beantwortet sein. Ziemlich böse diese Geschichte und nach der Lektüre wird womöglich manch einer, der in einer kriselnden Beziehung lebt, sein weihnachtliches Festessen mit Argwohn betrachten.

Auch einige andere Geschichten dieser Anthologie mit 23 Kurzkrimis zur Weihnachtszeit konnten mich gut unterhalten. Es sind Regionalkrimis verschiedener, auch namhafter Autoren, die sich von Rügen bis zum Zillertal vorarbeiten. Die Stile sind sehr verschieden und auch die Art der Verbrechen vielfältig. Ich habe mich allerdings gefragt, weshalb es lediglich 23 Geschichten sind, bei 24 hätte man das Buch als Adventskalender nutzen können. Gut, man könnte das Gänsebraten-Rezept im Anhang an Heiligabend lesen, die Anmerkung, was bei ungebetenem Weihnachtsbesuch zu tun ist, hat was ;-)

Wie immer habe ich beim Lesen jede Geschichte einzeln bewertet und daraus einen Schnitt gebildet. Diesmal konnten mich lediglich zwei Krimis so begeistern, dass ich 5 Sterne vergab, in immerhin elf Fällen kam ich auf 4 Sterne und in weiteren sechs auf 3 Sterne. Vier Geschichten sprachen mich nicht an, hier konnte ich lediglich 2 Sterne vergeben. Im Durchschnitt komme ich so auf 3,47 Sterne, die ich auf 3 abrunde.

Fazit: 23 Kurzkrimis zur Weihnachtszeit, sehr verschieden, weshalb mich nicht alle gleich gut unterhalten konnten. Es gibt gelungenere Anthologien.