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MissGoWest

Bewertungen

Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2020
Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht!
Simmons, Jo

Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht!


ausgezeichnet

Gibt es den perfekten Bruder?

Der neunjährige Jonny ist ein ganz normaler Junge und liebt Fahrradfahren, Schwimmen, Computerspiele, Donuts und einfach irgendwas spielen. Genau das gibt er auf der Geschwistertauschwebseite an, als er nach einem Streit mit seinen älteren Bruder Ted sein Glück mit einem neuen Bruder versuchen will. Allerdings setzt er dabei kein Häkchen bei lebendig und menschlich, was schnell zur Zusammenführung mit den abenteuerlichsten Brüdern führt, die man sich vorstellen kann. Auf der Rückseite des Buchs liest man schon von einem Meerjungen, einem von Erdmännchen aufgezogenen Bruder und sogar von dem Geist eines Königs.

Mir gefielen die abgedrehten Begegnungen zwischen Jonny und seinen neuen Brüdern, die zusammen die tollsten Dinge erleben. Jo Simmons Figuren haben Charme und eine zauberhafte Ausstrahlung. Und dennoch merkt Jonny schnell, dass ein vermeintlich besserer Tauschbruder seinen eigenen Bruder Ted einfach nicht ersetzen kann. Doch wo ist Ted nun? Kann Jonny ihn zurückbekommen – vielleicht sogar mit der Hilfe seiner Tauschbrüder?

Ich habe das Buch einfach nur genossen und ein paar vergnügte Lesestunden gehabt. Die Illustrationen von Nathan Reed sind perfekt, um den einzigartigen Humor der Geschichte noch besser zu vermitteln. Der neonorangefarbene Titel des Buchs auf schwarzem Hintergrund hat mich magisch angezogen. Klappt man das Buch auf, ist die vordere und hintere Umschlagseite ebenfalls orange mit einer Zeichnung von Jonny mit einem seiner Tauschbrüder. Diese liebevollen Details machen das Buch noch reizvoller.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für jeden ab 9 Jahren, der sich auf eine verrückte, ungewöhnliche und zauberhafte Geschichte über Geschwisterstreitigkeiten einlassen und dabei herzhaft lachen möchte.

Bewertung vom 06.02.2020
Die Wälder
Raabe, Melanie

Die Wälder


gut

Aufgrund des gelungenen Covers, das mich mit seinem roten Weg in das Dunkel der Wälder regelrecht hineingezogen hat, und dem Versprechen eines Thrillers, hatte ich mir ein wenig mehr von Melanie Raabes „Die Wälder“ versprochen. Der Anfang war interessant – man lernt die junge Ärztin Nina am Halloweenabend kennen. Ihre Bestürzung über den viel zu frühen Tod ihres Freundes Tim aus Kindertagen lässt sich leicht nachvollziehen. Raabes Schreibstil ließ mich regelrecht durch das erste Drittel des Buches fliegen. Dann jedoch kam für mich der Bruch, der das Buch von einem hervorragenden Thriller (5/5) in einen immerhin noch soliden, guten Spannungsroman (3/5) abrutschen ließ.

Das hatte mehrere Gründe – absichtliche Verwirrung des Lesers an mehreren Stellen, relativ sinnfreie Nebenplots, die die Geschichte nicht vorantreiben, und überzogene Handlungen, die nicht zum eigentlichen Charakter bzw. Lebensstil der Protagonisten passen. Ich fragte mich wirklich oft – würde so eine Ärztin bzw. ein Polizist handeln?

Die Auflösung fand ich leider schwach – hier hatte ich ebenfalls deutlich mehr erwartet. Dennoch bietet das Buch durchaus Unterhaltung und an manchen Stellen Spannung. Besonders schön fand ich die nostalgische Stimmung à la „Stand By Me,“ die Erinnerungen an die eigene Kindheit wachrufen konnte. Wer also einen Thriller der leichteren Art mag, ist mit einem Leseausflug in „Die Wälder“ gut beraten.

Bewertung vom 18.08.2019
Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl
Storl, Christine

Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl


ausgezeichnet

Die Authentizität des Heilwissens der Familie Storl wird in großem Maße schon vom Titelbild ausgestrahlt – Christine und Wolf-Dieter Storl inmitten von blühenden Pflanzen. Man möchte fast in die Szene hineintreten, um sich von dem Ehepaar durch die Natur führen zu lassen und ihrem großen Wissen über Heilpflanzen zu lauschen. Beim Lesen des Buches hatte ich dank der vielen persönlichen Geschichten oft das Gefühl, von den beiden gleichsam an die Hand genommen worden zu sein, um einerseits mehr auf meine eigene Intuition im Umgang mit Hausmitteln zu hören und andererseits von ihrem Wissensschatz zu lernen: „Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass der Mensch mit Vernunft und Hilfe aus der Natur sehr viel mehr selber heilen kann, als mancher vielleicht glaubt.“ (S. 19)

Nach einer interessanten Einführung von Wolf-Dieter Storl und einem Vorwort seiner Frau werden wichtige Heilpflanzen und ihre Anwendungen alphabetisch aufgeführt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass näher auf die Bestimmung der Pflanzen bzw. auf deren „Doppelgänger“ eingegangen worden wäre. Andererseits sind die Erklärungen sehr persönlich, da das Ehepaar von ihren eigenen Erfahrungen berichtet und private Fotos zeigt. Darin liegt für mich der große Mehrgewinn dieses Buches. Beeindruckt fand ich beispielsweise, dass Wolf-Dieter Storl 2001 seine Borreliose ausschließlich mit der Karde geheilt hat.

Im nächsten Teil des Buches werden Hausmittel aus der Küche und deren Anwendung vorgestellt – Apfelessig, Heilerde, Kartoffel, Wasser, Wirsing und Zwiebel/Knoblauch. Gerade in diesem Abschnitt musste ich oft an meine Oma denken. Ich werde in Zukunft wieder vermehrt auf Hausmittel zugreifen.

Ein kurzes Kapitel über magische Heilmittel rundet das Thema ab. Ich fand den Teil sehr interessant, obwohl sich hier vermutlich nicht jeder Leser „abgeholt“ fühlen wird. Auf ihren Forschungsreisen in Indien und den USA kam das Ehepaar sicherlich oft mit diesem Themengebiet in Berührung, daher hat es seine Richtigkeit, auch dieses Wissen hier zu vermitteln – z.B. über das Räuchern.

Am Ende wird es noch praktisch mit „So wird’s gemacht.“ Es gibt Anleitungen zum Kräuter sammeln und trocknen, wie man einen Kräutertee richtig herstellt und Erklärungen, in welcher Weise Heilkräuter wirken können – als Kaltauszug, Tinktur, Kräuteröl, Salbe, Auflage, Packung, zum Inhalieren oder als Badezusatz. Ein Register rundet das Buch ab, wenn man Pflanzen oder Beschwerden nachschlagen will.

Alles in allem spricht mich „Unsere grüne Kraft“ auf vielen Ebenen an – einerseits aufgrund der Wissensvermittelung aber andererseits auch, weil es ermutigt, nach ganzheitlicher Heilung zu streben. Ich werde das Buch sicherlich öfters zur Hand nehmen, wenn mal wieder etwas zwickt oder zwackt. Sicherlich ist der Gang zum Arzt oft sinnvoll, aber manchmal reichen eben auch die alten Hausmittel.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2019
Bauerngartenglück
Schillinger, Walburga;Pohse, Charlotte

Bauerngartenglück


ausgezeichnet

„Einen Garten anzusäen, Gemüse anzupflanzen und das Geerntete auch zu verarbeiten, davon träumen heute viele und suchen auch Wege, diesen Traum zu verwirklichen.“ (S. 8) Der erste Satz der Einführung von „Bauerngartenglück: Ernten und Genießen rund ums Jahr“ bringt auf den Punkt, um was es in diesem außerordentlich gut strukturierten Gartenratgeber von Walburga Schillinger und Charlotte Pohse geht. Ich fühlte mich bei der Lektüre von den Autorinnen gleichsam bei der Hand genommen und zum Lernen und Staunen in ihre eigenen Gärten gezogen. Die Gliederung des Buches in sechs Hauptabschnitte von jeweils zwei Monaten – angefangen mit Januar & Februar – führte mich durch das Gartenjahr. In jedem dieser Hauptabschnitte wiederholen sich Kapitel – Gartenpraxis, Die eigene Kinderstube, Ab in den Boden!, Do It Yourself!, Die Guten ins Töpfchen und Was die Oma schon wusste. Damit wird jeder Gärtner – ob bereits erfahren oder erst am Anfang seines Traumgartens – mit allen wichtigen Hauptabschnitten des Gartenjahrs vertraut gemacht und kann an der Verwirklichung des eigenen Projekts arbeiten.

Die vielen schönen Farbfotos machen noch mehr Lust auf den eigenen Garten. Ergänzt wird das Layout durch Lageplanskizzen und nützliche Tabellen z.B. zur Bodenartbestimmung oder Pflanzen- und Reihenabständen. Besonderes Augenmerk fällt auf die in einem Rechteck gedruckten „Gut zu wissen“-Hinweise oder auf von gepunkteten Linien abgegrenzte Checklisten. Gerade die gute Gliederung und das wirklich ansprechende Layout sind neben dem vermittelten Gartenwissen für mich die Kaufentscheidung für diesen Gartenratgeber, dessen Schwerpunkt auf dem Anbau von essbaren Pflanzen liegt.

Neben dem reinen Gartenwissen geben die Autorinnen DIY- und Upcycling-Tipps, die Lust auf Umsetzung machen. Besonders hilfreich fand ich die Idee, Schnecken mit Orangenschalen zu fangen. Zudem lassen Rezepte für die Verwertung der Gartenernte das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ein weiteres Highlight ist für mich die Rubrik „Was die Oma schon wusste.“ So werde ich Knoblauch in Zukunft nicht nur zum Würzen nutzen.

Eine Sortenliste, Adressen von Bezugsquellen und weiterführende Literaturempfehlungen runden das Buch ab. Im Register kann man nachschlagen, wenn man schnell etwas über eine bestimmte Pflanze wissen will.

Die Bodenständigkeit beider Gärtnerinnen und ihre Liebe zum Hegen und Pflegen ihrer Gärten sind das, was dieses Buch ausmacht. Ich werde den Ratgeber sicherlich immer wieder zur Hand nehmen – vielleicht sogar in der Winterzeit, um vom kommenden Frühjahr zu träumen.

Bewertung vom 06.10.2018
Der Abgrund in dir
Lehane, Dennis

Der Abgrund in dir


gut

Rachel Childs lernt auf der Suche nach ihrem Vater Brian Delacroix kennen. Als sich ihre Wege nach einiger Zeit wieder kreuzen, scheint ihr Glück perfekt, als sie heiraten, obwohl sie nach traumatischen Ereignissen während ihrer journalistischen Tätigkeit in Haiti mit schweren seelischen Folgen und Einschränkungen zu kämpfen hat. Durch einen Zufall merkt sie, dass Brian einiges vor ihr verheimlicht und stößt bei ihren Nachforschungen auf Geheimnisse, die sie niemals vermutet hätte.

Meine Erwartungen an „Der Abgrund in dir“ waren sehr hoch, da ich Dennis Lehane dank seines Romans „Shutter Island“ sehr schätze. Mehr als die Hälfte des Buches wird Rachels Leben in einem ruhigen Erzähltempo geschildert, wobei auch hier schon Andeutungen gemacht werden, dass vielleicht nicht alles so ist, wie es den Anschein hat: „Vermutlich konnte man einen Menschen jeden Tag seines Lebens fotografieren, ohne die tiefere Wahrheit über ihn zu erfassen, seinen Wesenskern.“ (S. 132)

Als Rachel Brians Wesenskern erfasst, greift sie zur Waffe und schießt – und genau so lautet der erste Satz dieses Thrillers: „An einem Dienstag im Mai, im Alter von sechsunddreißig Jahren, erschoss Rachel ihren Mann.“ (S. 7) Diese Tat löst einen Strang von Handlungen und große Action aus. Ab hier ist der ruhige Erzählfluss definitiv vorbei, so dass sich das Buch in „davor“ und „danach“ einteilen lässt. Genau das lässt mich im Zwiespalt zurück. Anstatt der Actionsequenzen hatte ich mehr psychologischen Nervenkitzel gehofft – oder zumindest auf eine Wiederaufnahme der Fäden, die im ersten Teil gewoben wurden. Dann wäre das Buch eine rundere Sache gewesen. Außerdem macht Rachel eine zu große und teilweise unglaubwürdige Charakterveränderung durch – sie entwickelt sich zu einer Frau, die mir am Ende nicht mehr allzu sympathisch ist.

„Der Abgrund in dir“ ist ein gutes Buch, das hervorragend hätte werden können, wenn es homogener gewesen wäre. Die Sprachfertigkeit von Dennis Lehane nahm manchmal schon fast poetische Züge an: „Inzwischen war die Dunkelheit über sie hereingebrochen, es war so dunkel wie in einem deutschen Märchen oder wie bei einer Sonnenfinsternis.“ (S. 416) Alles in allem wurde ich gut unterhalten, aber ich bin davon überzeugt, dass der Roman als Film besser funktionieren wird. An manchen Stellen wirkt es, als wäre er mit dieser Idee im Hinterkopf geschrieben worden.

Bewertung vom 05.10.2018
10 Herzbotschaften
Schädel, Andrea

10 Herzbotschaften


weniger gut

„Auf den folgenden Seiten erzähle ich dir von meinen Erfahrungen und Erlebnissen mit meinen ‚tierischen’ Klienten.“ (S. 6)

Das verspricht Autorin Andrea Schädel in ihrem Vorwort und lässt ihre Leser wissen, dass sie sich mit diesem Buch „mehr Bewusstsein bei den Menschen zu erreichen“ (S. 6) wünscht. Die folgenden zehn Herzbotschaften von Delfinen aus Hawaii, von Handicap-Tieren, einem Vogel von Teneriffa, von Pferden, der Hündin Lea, von weißen Schmetterlingen, einem Mops, einer Krähe, der Hündin Tinka und eines Delfins aus Ägypten sind vielfältig und regen dazu an, sich mit der Umwelt auseinander zu setzen und Wertschätzung zu üben. Das sehe ich als sehr positiv an, auch wenn mich die Vermittlung nicht angesprochen hat.

Die Botschaften werden in sehr wiederholender Weise präsentiert:

„Ich durfte ein ergreifendes Seelengespräch mit einer Hündin namens Lea führen, die auch wieder eine tolle Botschaft hat. Diese Botschaft dürfen wir uns alle zu Herzen nehmen.“ (S. 33)

„Ich durfte wieder ein unbeschreiblich schönes Seelengespräch mit einem Mops führen. Die Botschaft, die dieser Mops für die Menschen hat, ist einfach unbeschreiblich schön! […] Die folgenden Worte sollten wir uns alle einmal zu Herzen nehmen.“ (S. 41)

Ich hatte aufgrund des Vorworts erwartet, dass Andrea Schädel tatsächlich mehr von ihren Erfahrungen und Erlebnissen erzählt, die die gelernte Bankkauffrau und Bilanzbuchhalterin aufgrund ihrer jetzigen Tätigkeit als spirituelle Lehrerin und Tierkommunikatorin sicherlich oft macht. Leider habe ich einen tieferen Einblick vermisst. Die Botschaften fangen mit einleitenden Worten wie oben zitiert an, und die Inhalte ähneln Weisheiten und Ratschlägen aus einschlägiger Esoterikliteratur. Ich vermisste dabei die Verbindung zu dem jeweiligen Tier bzw. den jeweiligen Tieren.

Zudem hatte ich erwartet, dass Fotografien der jeweiligen Tiere zu sehen wären, doch bis auf wenige Ausnahmen wurden kostenlose Bilder von pixabay.com benutzt. Gerade bei den Handicap-Tieren fiel mir das negativ auf – hier ist eine Porträtaufnahme einer schönen Katze zu sehen, die kein sichtbares Handicap hat. Ich stimme der Autorin absolut zu, wenn sie schreibt: „Haben wir nicht alle ein Handicap? Niemand ist doch perfekt.“ (S. 15) Genau deshalb hätte ich nicht das Foto einer Model-Katze erwartet, denn auf diesem Foto ist die Katze perfekt.

Der Umfang des Büchleins (79 Seiten) wirkt künstlich aufgebläht, da einzelne Sätze in sehr großer Schrift auf eine Seite gedruckt sind. Ein Beispiel auf Seite 59:

„Die Augen eines Tieres sind die Fenster, die uns in ihre Seele blicken lassen.“

Darüber hinaus beansprucht allein die Bewerbung von Produkten sechs Seiten – das Delfin Aura-Spray „Transformation“ (S. 72/73), die Meditations-CD „Bewusstsein der Delfine“ (S. 74/75) und Delfin-Kerzen (S. 76/77). Andrea Schädel erwähnt, dass diese Produkte aufgrund von „Botschaften und Übermittlungen“ der Delfine „entstanden sind“ (S. 70). Hier vermischt sich für mich die Botschaft mit Kommerz. Ein einfacher Verweis auf die Webseite der Autorin (der im Lebenslauf vorhanden ist) hätte genügt.

Bewertung vom 06.09.2018
Gefährliche Sehnsucht / Beautiful Liars Bd.2
McGee, Katharine

Gefährliche Sehnsucht / Beautiful Liars Bd.2


sehr gut

Zweiter Teil einer faszinierenden Zukunftsvision mit Krimielement

Wie auch schon im ersten Band „Beautiful Liars: Verbotene Gefühle“ wird die Geschichte aus Sicht der Hauptcharaktere Leda, Avery, Watt und Rylin abwechselnd geschildert. Zu ihnen gesellt sich die mysteriöse Calliope, die (noch mehr) Unruhe in den 1000-stöckigen Tower bringt, der als Mega-Hochhaus das Herzstück des zukünftigen New Yorks ist.

Der Einstieg in „Beautiful Liars – Gefährliche Sehnsucht” fiel mir sehr leicht, und ich war gleich wieder tief in der Tower-Welt, wobei mich die innovativen technischen Errungenschaften immer wieder faszinierten und oft überraschten. Live-Tattoos stelle ich mir sehr interessant vor und einen automatischen Haarstyler hätte ich gerne. Katherine McGee hat sich eine bunt schillernde Zukunftsvision erdacht, deren Abgründe aber auch immer in der Nähe lauern.

Nach einem Prolog, der lange Schatten voraus wirft, fängt die Geschichte dort an, wo der erste Roman endete. Mariel trauert um ihre Freundin Erin, die durch einen Sturz vom Hochhaus zu Tode kam – und genau dieses Ereignis hat Leda, Avery, Watt und Rylin auf Gedeih und Verderb zusammengeschweißt. Besonders Leda macht im Laufe der Ereignisse eine große Entwicklung durch. War sie mir am Anfang oftmals nervig erschienen, reift sie zu einem der interessantesten Charaktere heran. Calliope, die sich mit ihrer Mutter Elise durch Betrügereien den Lebensunterhalt verdient (der Film "Heartbreakers" lässt grüßen), ist neben Leda einer der stärksten Protagonisten, da man bei ihr oft nicht weiß, was als nächstes kommen wird. Man liebt es, sie zu hassen – und kann es dann doch nicht. Avery, die ihre neue Beziehung mit ihrem Adoptivbruder Atlas geheim halten muss, wirkt viel blasser als im ersten Buch, was ich sehr schade finde. Ich hoffe, sie findet im letzten Band zu ihrer alten Stärke zurück.

Ich habe beim Lesen oft die beschriebenen Szenen sehr lebhaft vor Augen gehabt – so z.B. die spektakuläre Unterwasser-Gala. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Romantrilogie verfilmt wird, und würde mir das auch wünschen. Der englische Titel „The Dazzling Heights“ passt übrigens viel besser als der gewählte deutsche Titel, der auf die Erfolgsserie „Pretty Little Liars“ anspielt. Warum „Gefährliche Sehnsucht“? Die glänzenden/blendenden Höhen – der Tower – ist neben den Protagonisten fast schon ein eigener Charakter.

Das Ende ist wieder ein wenig offen, so dass man gerne sofort weiter lesen möchte, um hinter das Geheimnis des neuesten Todesfalls zu kommen und herauszufinden, welche Charaktere am Ende zueinander finden werden. Obwohl der zweite Band nach dem fulminanten Anfang mit „Beautiful Liars: Verbotene Gefühle“ ein wenig absackt, gibt es dennoch eine absolute Leseempfehlung für jeden, der eine ungewöhnliche Dystopie lesen möchte. Ich konnte mich jedenfalls der Sogwirkung dieses Romans nicht entziehen.

Bewertung vom 24.05.2018
Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1
Banghart, Tracy

Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1


gut

Solides Jugendbuch mit feministischer Note über zwei Schwestern in einer repressiven Gesellschaft

Serina und Nomi Tessaro sind in eine Gesellschaft ohne technische Errungenschaften hineingeboren, die Frauen keine Rechte gewährt. Sie haben sich dem Willen von Männern - insbesondere des Regenten - zu fügen und dürfen nicht lesen lernen. Eine der höchsten Ehren ist es, als Grace ausgewählt zu werden, um in einer Art Harem dem Regenten bzw. dem Thronfolger zu Willen zu sein. Serina wurde zeitlebens auf diese Rolle vorbereitet und fügt sich willig, da sie sich dadurch für ihre ganze Familie ein besseres Leben erhofft. Nomi dagegen begehrt gegen die strikten Regeln auf und lernt mit Hilfe ihres Bruders Renzo das Lesen. Sie ist darauf eingestellt, als Dienerin ihrer Schwester zu fungieren. Dann aber kommt alles anders, als Serina und Nomi erwarten – und beide Schwestern müssen sich einem Schicksal stellen, das ganz anders ist, als sie es sich jemals erträumt hätten.

„Iron Flowers – Die Rebellinnen“ liest sich sehr schnell und flüssig. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Serina und Nomi erzählt, deren gemeinsamer Weg sich früh im Roman trennt. Dabei gefiel mir Serinas Entwicklung wesentlich besser, auch wenn sie ein wenig forciert und schnell wirkt. Nomis Persönlichkeit, die gleich zu Anfang so stark herüberkam, verliert leider nach und nach im Laufe der Geschichte. Die Ereignisse sind leicht hervorzusehen, wenn man eine gewisse Anzahl an ähnlichen Jugendromanen wie beispielsweise „Die Tribute von Panem“ oder „Die rote Königin“ gelesen hat. Die Charaktere blieben seltsam blass, so dass ich emotional nicht genug in das Geschehen eingebunden wurde.

Für einen Jugendroman gibt es durchaus heftige und blutige Szenen. Ein paar Logiklücken am Schluss sowie das vorhersehbare offene Ende gaben mir leider nicht den Abschluss, auf den ich gehofft hatte. Dennoch werde ich wohl im Herbst 2019 den zweiten Band lesen, da ich doch gerne wissen würde, wie die Geschichte von Serina und Nomi weitergeht. Ich hätte mir übrigens gewünscht, dass der englische Titel „Grace and Fury“ übernommen worden wäre, da es wenig Sinn macht, eine anderen englischen Titel mit dem Zusatz „Die Rebellinnen“ zu wählen. Grace im Sinne des Buches und der Übersetzung Anmut sowie Fury, der Zorn, der den rebellischen Geist symbolisiert, bringen das Buch einfach mehr auf den Punkt. Das deutsche Cover wirkt auf mich unausgegoren – das Ornament um das perspektivisch verzogene Frauengesicht kommt kühl und hart herüber. Dagegen stechen die Frauengesichter der amerikanischen Ausgabe und ganz besonders das stilisierte Frauengesicht der britischen Ausgabe positiv hervor.

Alles in allem ist „Iron Flowers – Die Rebellinnen“ ein solider Jugendroman mit feministischer Note, der angenehm leicht zu lesen ist, aber leider ziemlich vorhersehbar bleibt und ein relativ offenes Ende hat.

Bewertung vom 22.04.2018
DUMPLIN'
Murphy, Julie

DUMPLIN'


ausgezeichnet

Wohlfühl-Coming-of-Age-Geschichte

Selten habe ich so viele Lieblingszitate in einem Buch gefunden, wie es bei "Dumplin’ – Go Big Or Go Home" der Fall war. Schon auf Seite 35 setzt Willowdean „Dumplin’ “ Dickson mit der Erinnerung an die Worte ihrer verstorbenen Tante Lucy den Ton des Jugendbuches: „Ich habe viele Jahre meines Lebens vergeudet. Ich habe zu viel darüber nachgedacht, was andere Leute sagen oder denken.“

Ebenso wie ihre Tante Lucy hat Willowdean einige Pfunde zuviel auf den Rippen. Manchmal kommt sie gut damit zurecht, manchmal macht sie das Extragewicht unsicher. Genau das finde ich sehr realistisch – niemand ist immer selbstsicher und komplett von sich überzeugt. Das gilt übrigens für fast alle Charaktere, und hier liegt die Stärke des Buches. Jeder Leser wird eine Identifikationsfigur finden, jeder kennt zumindest eines der Themen, die Julie Murphy anspricht – Figurprobleme, Mobbing, Unehrlichkeit, sexuelle Identität, der Prozess des Heranwachsens, Missverständnisse und die Entwicklung von Freundschaften und Beziehungen aller Art.

Willowdean hat einige Ecken und Kanten, und ihr Benehmen ist oft widersprüchlich. Das lässt sie manchmal unsympathisch wirken – man möchte sie regelrecht an den Schultern packen und ein wenig schütteln. Im Zentrum der Geschichte steht ihr Entschluss, an einem Schönheitswettbewerb teilzunehmen. Damit motiviert sie drei weitere Mädchen, sich ebenfalls dafür anzumelden, obwohl sie nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen. Für mich ist dabei Millie die heimliche Heldin des Buches, da sie trotz massiven Übergewichts ihren Traum lebt.

Ich habe mich in der Geschichte wohl gefühlt und fand das Ende passend. Für mich nehme ich diese kleine Weisheit als Fazit des Buches mit: „[… M]anchmal besteht die Vollkommenheit, die wir an anderen sehen, in Wahrheit aus vielen kleinen Unvollkommenheiten […].“ (S. 392)