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meerblick

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Insgesamt 229 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


sehr gut

Brisante historische Ereignisse

In die Reihe 'Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte', herausgegeben vom Verlag Kiepenheuer & Witsch, reiht sich als sechster Band der von Marie Benedict geschriebene Roman 'Die Mitford Schwestern' ein. Die Bestsellerautorin präsentiert eine brisante Geschichte um die drei schillernden Schwestern Unity, Nancy und Diana, die durch akribische Recherchearbeit historisch belegter Tatsachen besticht. Die Familie entstammt dem alten englischen Adel, verlor durch Fehlentscheidungen ihr finanzielles Polster, pflegte dennoch Beziehungen zur Upper Class bis hin zum Königshaus.
Die eigenwilligen jungen Damen Unity und Diana gehen äußerst konsequent ihren eigenen Weg, leben ungeachtet möglicher Konsequenzen ihre Überzeugungen aus und geraten schließlich durch ihre offen zu Tage getragene Zuneigung zu Personen aus den Reihen deutscher Nazis und englischer Rechtsnationaler in einen Konflikt, der nicht nur familiäre Auswirkungen haben könnte. Das wiederum bringt Nancy in arge Bedrängnis mit weitreichenden Folgen.
Mir war dieses Stück Geschichte bisher unbekannt, umso interessierter war ich daran, diesen Roman zu lesen. Er ist abwechselnd aus der Ich-Perspektive der drei Schwestern in einem leicht zu lesenden Schreibstil verfasst und bekommt meine Empfehlung, sich auf ihn einzulassen.

Bewertung vom 06.10.2024
Wie Spuren am See - Das Juwel
Baillon, Sibylle

Wie Spuren am See - Das Juwel


ausgezeichnet

Brillantes Finale

Es wird wieder turbulent, wie gewohnt spannend und natürlich kommt auch die Unterhaltung nicht zu kurz, denn Sibylle Baillon zeigt einmal mehr was sie als Schriftstellerin bieten kann im dritten und abschließenden Teil 'Wie Spuren am See – Das Juwel'. Noch sind die Geheimnisse um Ada nicht vollständig gelüftet. Dazu kündigt sich Besuch an, der nicht nur für Verwirrung sorgt, sondern recht ungewöhnliche Interessen verfolgt, die wiederum – nein, das erzählt die Autorin viel, viel besser. Isabelle und Chris werden sich den Herausforderungen stellen, so tough wie wir sie in der Vergangenheit kennenlernen durften.
Die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen der Roman geschrieben ist, belebt das Geschehen und versetzt den Leser in die Position allumfassend informiert zu werden, zieht ihn förmlich hinein ins Geschehen. Wiederum besticht die Kulisse des Bodensees mit seiner bildschönen Landschaft, die die Autorin gekonnt in Szene setzt. Es ist einfach ein Leseerlebnis der besonderen Art mit einem Abschluss, der spannend und lehrreich zugleich erscheint.
Ich gebe auch diesen letzten Teil der Bodensee Trilogie meine Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.10.2024
Wie Spuren am See - Die Rückkehr
Baillon, Sibylle

Wie Spuren am See - Die Rückkehr


ausgezeichnet

Ein Besuch mit Folgen

Mit 'Wie Spuren am See – Die Rückkehr' präsentiert Sibylle Baillon den zweiten Teil der geplanten Trilogie, der wieder jede Menge Spannung und Unterhaltung garantiert. Die Geschichte ist fein ausgearbeitet mit authentischen Charakterdarstellungen. Ihr besonderer Schreibstil lässt den Leser tief in die Geschichte eintauchen, den Alltag hinter sich lassen.
Nachdem im ersten Teil 'Die Erbin' das Geheimnis um das Erbe, eine herrschaftliche Villa unmittelbar gelegen am wunderschönen Bodensee, von Ada an Isabella gelüftet wurde, es mächtig zwischen den beiden Turteltäubchen Isabella und ihrem Nachbarn Chris knisterte, dass die Funken nur so sprühten, wird es diesmal problematisch als Gudrun, eine alte Freundin von Ada, Zuflucht bei den beiden sucht. Die Handlung behält ihr hohes Niveau an Dramatik durch unvorhersehbare Wendungen, die hohen Lesegenuss versprechen.
Faszinierend ist die bildhafte, romantische Beschreibung des Settings, die sympathische landestypische Eigenheiten einbezieht.
Meine Leseempfehlung gebe ich sehr gern.

Bewertung vom 05.10.2024
Lichte Tage
Winman, Sarah

Lichte Tage


ausgezeichnet

Nur die Sehnsucht bleibt

Ellis fühlt sich den musischen Künsten verbunden und zeigt dafür eine gewisse Begabung, was seine Mutter freut, seinen Vater allerdings wütend zur Kenntnis nimmt. Im Alter von zwölf Jahren begegnet Ellis Michael. Es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, eine Zuneigung, die von beiden als innige Liebe, als Erfüllung ihrer Sehnsüchte gesehen wird. Doch die Zeit ist noch nicht reif, die Akzeptanz der Gesellschaft für eine Beziehung zwischen zwei Männern noch nicht vorhanden. Ellis fügt sich dem Willen seines Vaters bei der Wahl der Berufsausbildung und bleibt dieser Tätigkeit ein Leben lang treu. Nur einmal noch gibt es Tage der Unbeschwertheit, des Lichtes gemeinsam mit Michael.
Sarah Winman lässt ihre beiden Protagonisten aus jeweils ihrer Sicht ihre Geschichte erzählen. Sie ist geprägt von unendlicher Liebe, von Trauer, von verpassten Gelegenheiten, Mutlosigkeit, von einem Leben, dass angepasst gelebt wurde und Sehnsüchte nach lichten Tagen nur tief im Inneren zugelassen hat. Es ist ein stiller Roman voll Poesie, den ich sehr gern gelesen habe und den ich sehr gern weiterempfehle.

Bewertung vom 05.10.2024
Hey guten Morgen, wie geht es dir? (eBook, ePUB)
Hefter, Martina

Hey guten Morgen, wie geht es dir? (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Kunst der Performance

Juno ist Performancekünstlerin, um die fünfzig Jahre alt und hangelt sich mit kleineren Jobs und finanziellen Unterstützungen durchs Leben. Gemeinsam mit ihrem schwerkranken Mann Jupiter, der an den Rollstuhl gefesselt ist, immer mehr auf ihre Hilfe angewiesen ist, lebt sie in Leipzig, in einer Wohnung, die nicht den Vorzug einer behindertengerechten Einrichtung besitzt. Es fehlen die finanziellen Mittel, das zu verändern. Jupiter schreibt, kann Auszeichnungen und Preise vorweisen. Doch diese Gelder können auch nicht die immer wiederkehrende Flaute im Geldbeutel verhindern, sind jedoch erstaunlicherweise ausreichend, um durch kleine Dinge, Freude ins Herz und ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
In den schlaflosen Nächten ist Juno auf den Portalen der sozialen Medien unterwegs, bevorzugt in der Love-Scammer-Community. Wobei sie nicht ihre wahre Identität preisgibt, selbst geblockt wird, bis sie eines Tages auf Benu aus Nicaragua trifft. Sie begeben sich auf eine vertraute, fast freundschaftliche Ebene, tauschen sich intensiv aus.
Martina Hefter schreibt eher reduziert als ausschweifend. Klar und akzentuiert formuliert sie ihre Gedanken, denen ich sehr gern gefolgt bin. Die angerissene Themenvielfalt lässt Freiräume für eigene Überlegungen zur Auseinandersetzung mit Aussagen zur Liebe, zum Alltagsleben am Rande der Gesellschaft, zu Rassismus. Auf wenigen Seiten schafft die Autorin es, die kleine Welt Junos zu skizzieren.
Sie steht auf der Short-Liste für den Deutschen Buchpreis 2024.

Bewertung vom 05.10.2024
Hasenprosa
Kames, Maren

Hasenprosa


gut

Rasante Reise durch Raum und Zeit

Maren Kames präsentiert uns mit 'Hasenprosa' ein Buch der anderen Art, vielleicht der besonderen Art. Es düst durch Themen wie Familie, Politik, Musik und Literatur, ohne im eigentlichen Sinne eine Geschichte zu erzählen. Die Ich-Erzählerin rast gemeinsam mit einem Hasen durch Raum und Zeit, berichtet bruchstückhaft über Sequenzen aus ihrem Leben, um sogleich wieder atemlos weitereilend ihre Gedanken einem anderen Thema zu widmen.
Der Schreibstil ist unkonventionell, nicht so leicht lesbar. Ich musste mich sehr konzentrieren, um einen Lesefluss zu bekommen. Wortschöpfungen sind sehr ausgeprägt. Das Buch steht auf der Short-Liste des Deutschen Buchpreises 2024.

Bewertung vom 04.10.2024
Von Norden rollt ein Donner
Thielemann, Markus

Von Norden rollt ein Donner


sehr gut

Trügerische Idylle

Trügerisch gibt sie sich die niedersächsische Heidelandschaft, über die Jannes, der neunzehnjährige Schäfer aus dessen Perspektive erzählt wird, tagein tagaus die Schafherde führt. Das vermeintliche Idyll im Naturschutzgebiet zeigt sich in einem eher kargen Braun, in dem der Wolf sein Unwesen treibt und Schaden im Tierbestand anrichtet. Die Politik sieht hier keinen Konflikt und hält sich raus aus den lebhaften, düsteren Diskussionen der Ortsansässigen.
Seit Generationen ist Jannes' Familie verbunden mit dieser Gegend, in dem sie traditionsreich das Geschäft der Schäferei betreiben und zusammen ihren Hof bewirtschaften. Meinungsverschiedenheiten werden offen ausgetragen, belasten den Alltag, der durch harte Arbeit und Einsamkeit bestimmt ist.
Marcus Thielemann wählt in seinem Roman 'Von Norden rollt ein Donner' eine sehr einfache, reduzierte Sprache bei den Unterhaltungen der Dorfbewohner, die stark vom ansässigen Dialekt gefärbt ist und damit eine Beschränkung auf das Wesentliche zum Ausdruck bringt. Uraltes Wissen, wird nicht breitgetragen und steckt doch tief im Bewusstsein, macht sich breit im täglichen Handeln. Hier lässt der Autor Freiraum für eigene Gedanken durch gesetzte Metapher, die unmittelbaren aktuellen Bezug erlauben.
Das Buch steht auf der Short-List des Deutschen Buchpreises 2024.

Bewertung vom 04.10.2024
Für immer und ein Jahr
Hansen, Stefanie

Für immer und ein Jahr


sehr gut

Verlust, Trauer und Neubeginn

Jan ist Tischler. Er steht mitten im Leben und arbeitet in einem Beruf, der ihn mit Leib und Seele ausfüllt. Seine kleine Familie Tochter Lina, Sohn Finn und seine Frau Maya geben ihm Halt, lassen die gemeinsame Zeit unbeschwert erscheinen. Bis eines Tages die Diagnose Krebs alles verändert. Maya verliert den Kampf gegen diese unbarmherzige Krankheit und lässt ihre Lieblingsmenschen trauernd und sehr unglückliche zurück. Doch in den letzten Wochen ihres Lebens trifft sie bestmöglich so manche Vorbereitung, um das weitere Leben, insbesondere das von Jan in Bahnen zu lenken, die ihm Halt und Stütze gegen sollen. Sie kennt ihren Mann sehr gut und weiß, dass er grundlegende Veränderungen in seiner Einstellung zum Leben im Allgemeinen und im Besonderen vornehmen muss zur Überwindung der auf ihn zukommenden Krise. Ein Geburtstagskalender, mit dem keine leichten Aufgaben verbunden sind, steht dabei im Mittelpunkt.
Stefanie Hansen erzählt in ihrem wunderschönen, zu Herzen gehenden Roman 'Für immer und ein Jahr' aus der Sicht des Protagonisten Jan eine Geschichte, die wahre Begebenheiten mit Fiktion verknüpft. Trotz der Schwere so ernster Themen wie Verlust und Trauer schafft die Autorin es, nicht zuletzt auch durch schräge Charaktere und hoffnungsvolle Ausblicke, das Geschehen aufzulockern, die Tränen zu trocknen. Ihr Schreibstil lässt den Leser mit viel Vergnügen über die Seiten gleiten. Ich konnte tief eintauchen in die Erzählung, fühlte mich als Begleiter im Setting.
Ich gebe diesem Buch sehr gern meine Leseempfehlung.

Bewertung vom 04.10.2024
Tee auf Windsor Castle
Parker, Claire

Tee auf Windsor Castle


sehr gut

Was Windsor Castle so alles bietet

Als Kate bei einer Führung durch Windsor Castle ein dringendes Bedürfnis verspürt, entfernt sie sich in einem unaufmerksamen Moment des Wachpersonals von ihrer Gruppe und findet sich sogleich in den unübersichtlichen, verworrenen Fluren des Dienstbotentraktes wieder. Hier trifft sie auf die überaus freundliche und recht betagte Betty, die der unverhofften Gesellschaft sehr zugewandt gegenübersteht. Bei einer Tasse Tee, very british, kommen die Beiden ins Gespräch, verplaudern sich und verbringen ein paar Stunden gemeinsam, die ihnen unvergessliche Augenblicke ungeahnten Vergnügens bescheren. Mr. Hutton spielt eine wichtige Rolle, die der Geschichte eine gewisse Würze verleiht.
Betrachtet man die geschilderten Ereignisse unvoreingenommen aus einer Perspektive des Wohlwollens, können sich fantastische, kaum fassbare Erkenntnisse ergeben, denn sowohl mit viel Witz als auch mit einer großen Portion Charme zeichnet Claire Parker in ihrem kurzen, sehr fein und raffiniert gestalteten Roman 'Tee auf Windsor Castle' ihre Protagonisten, die lebensnah in authentischer Umgebung agieren. Schon das aufwendig, liebevoll gestaltete Cover lädt ein zu genussvollen Lesestunden und der Inhalt liefert was der Einband verspricht.
Man darf sich auf das Buch freuen und ich gebe sehr gern meine Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.10.2024
Auf finsteren Wegen
Jost, Rieke

Auf finsteren Wegen


sehr gut

Lodi Lenke ermittelt wieder

Rieke Jost, die Autorin des Kriminalromans 'Auf finsteren Wegen' lässt ihre Hauptkommissarin Lodi Lenke wieder ermitteln. Auch in ihrem zweiten Fall dürfen wir erfahren wie sie die Indizien im Mordfall des zweiundsiebzig jährigen Jägers Helmut Fänger zusammenträgt, auswertet und schließlich gemeinsam mit ihrer neuen Partnerin die zunächst reichlich vorhandenen Spuren am Tatort nachverfolgt. Ist der Täter wirklich in den Reihen der militanten Tierschützer zu finden? Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem sich Lodi auseinandersetzen muss. Ihr Chef nervst sie eindringlich, den Maulwurf aus den eigenen Reihen, der die Presse immer wieder mit Informationen versorgt, ausfindig zu machen.
Die Geschichte wird spannend erzählt, denn der Leser kann sich keineswegs darauf verlassen, dass die Verfolgung einer heißen Spur auch zum Täter führt. Ganz im Gegenteil überrascht der Roman mit unverhofften Wendungen. Die persönlichen Probleme stellen die Protagonisten immer wieder vor Herausforderungen, die sehr einfühlsam und realitätsnah beschrieben werden. Die Vorfreude auf weitere fesselnde Geschichten um Lodi Lenke steigt.