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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 26.02.2021
Magische Meriten - Teil 1: Gefunden (eBook, ePUB)
Frey, Dennis; Weltenwandler

Magische Meriten - Teil 1: Gefunden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Von Autor Dennis Frey stammt der Roman „Fremdes Leben“. „Meriten 1 – Gefunden“ bildet den Auftakt zur 14teiligen Novellen-Reihe. Ist das Leben mit dem Tod wirklich zu Ende?

Während eines Familienurlaubs im Allgäu begegnet die 16jährige Florence zufällig zwei rätselhaften Typen. Kurze Zeit später gerät sie in unglaubliche Gefahr, und nur die Fremden können sie retten. Welches Geheimnis haben Ivan und Claude? Die seltsamen Geschehnisse lassen Florence nicht mehr los.

Die Geschichte beginnt mit einer rätselhaften Situation und einer Antwort, die so nicht zu erwarten war. Der darauffolgende Handlungswechsel wirkt abrupt. Wie laufen die Fäden zusammen? Das Rätsel zieht sich durch die Geschichte. Mit einem unvorhergesehenen Ereignis kommt Spannung auf. Von da ab nimmt einen die Geschichte gefangen. Einen großen Anteil am Unterhaltungswert haben die Charaktere. Flo wird in Situationen hineingerissen, die ihr völlig fremd sind. Hat sie mehr Potential als ein ganz normaler Teenager? Magier Claude begeht Fehler. Die Ereignisse überrollen ihn. Meisterschüler Ivan wird vor große Herausforderungen gestellt, muss sich beweisen und seine Grenzen überwinden. Die Hauptfiguren wirken durch Mut und Schwächen sympathisch. Bald haben sie ein gemeinsames Ziel und einen Plan. Wird alles gut gehen? Der Plot ist raffiniert gestrickt. Immer wieder kommt es zu überraschenden, packenden Szenen. Die Beschreibungen der unglaublichen Ereignisse lassen Bilder im Kopf entstehen. Originelle Ideen wie der spezielle Hilferuf und besondere Spurensuche peppen die Geschichte auf. So manches Grauen lässt sich nicht vorausahnen. Auch die Handlungsorte sind wohl überlegt eingesetzt. Wer ist Feind, wer Freund? Es fällt leicht mit Flo, Ivan und Co mitzufiebern. Atempausen gibt es kaum. Das Tempo bleibt auf einem hohen Niveau. Alles steuert auf einen Showdown zu. Die Spannung steigt. Der Gegner lässt keinen Raum für Schwächen und arbeitet mit allen Tricks. Es erscheint unmöglich, ihn auszuschalten. Die ersten Seiten des letzten Kapitels verwirren. Auch hier gibt es eine Überraschung, und es tauchen neue Fragen auf.

Das Cover hat kreative Elemente, lässt aber den fesselnden Inhalt nicht erahnen. Der Titel weckt die Neugierde. Das Mystische wird von den Farben unterstützt. Gerne hätte die Gestaltung noch etwas auffälliger sein können. „Magische Meriten 1- Gefunden“ ist ein fulminanter Auftakt für die Magische Meriten-Reihe. Leider ist das Buch mit 119 Seiten etwas zu kurz geraten. Wie geht es weiter? Der Ausblick auf der letzten Seite macht Hoffnung auf ein ebenso spannendes Abenteuer.

Bewertung vom 25.02.2021
Besondere Umstände
Kasperski, Gabriela

Besondere Umstände


sehr gut

„Besondere Umstände“ ist der zweite Fall für Schnyder und Meier. Inzwischen ist Band 3 „Sicht Unsichtbar“ von Autorin Gabriela Kasperski erschienen.

Ruth Haldimann wurde erschossen in ihrem Büro aufgefunden. Dorfpolizist Werner Meier setzt alles daran, den Täter zu finden. Unter Verdacht gerät der junge Albaner Miro. War Miro wirklich Ruths letzter Termin? Meier glaubt nicht an Miros Schuld. Neue Details lassen alles in einem anderen Licht erscheinen bis sich das Blatt wieder wendet.

In den Bündner Nachrichten erscheint im Dezember 2009 ein Artikel über die kurze Entführung von Baby Gian. War es wirklich ein Silvesterscherz? Die Geschichte beginnt mit einem geplanten, hinterhältigen Verbrechen. Basis für Band 2 der Krimireihe ist das Thema „Menschenhandel“. Neugeborene Babys werden zur Ware. Wie weit geht eine verzweifelte Frau für ihren Kinderwunsch? Eine Adoption ist langwierig, nicht für jeden möglich. Bürokratie bringt hoffnungsvolle Menschen zur Weißglut. PremiumBaby bietet einen kostspieligen, aber relativ schnellen Ausweg. Woher die Babys stammen, darüber machen sich die angehenden Eltern wenig Gedanken. Cartonia findet zufällig eine Karte von PremiumBaby in einem Prospekt. Nach vierjährigen Kampf und einer weiteren Enttäuschung geht sie auf das Angebot ein. Amélie hat mit dem Baby einer Fremden große Probleme. Es ist ein Schreikind und lässt sich nicht beruhigen. Bei einem Spaziergang trifft sie durch Zufall ausgerechnet ihre ehemalige Sozialarbeiterin, die für Adoptionen zuständig war. Ermittler steht vor einem Rätsel. Wer ist unentdeckt ins Stadtamt gelangt, hat Vorkehrungen für einen Mord getroffen und wieder verschwunden? Nur langsam setzt sich das Puzzle zusammen. Autorin Gabriela Kasperski hat in ihren Krimi eine Vielzahl von Charakteren eingebaut, die besonders am Anfang verwirren. Ein paar Fäden laufen nebeneinander her. Treffpunkt für die weiblichen Akteure ist der MamYoga-Kurs von Paula Späni. Diese Verknüpfung ist originell. Die Themen „Schwangerschaft und Geburt“ nehmen jedoch viel Raum ein. An der einen oder anderen Stelle des Krimis wäre eine Kürzung vielleicht vorteilhaft gewesen. Nach den ersten Verbrechen überschlagen sich die Ereignisse. Spannung und Tempo steigen, Spekulationen werden angeregt. Ermittler Werner Meier macht sein Gespür für Wahrheiten und Lügen noch sympathischer. Freundin Zita ist hochschwanger. Nicht nur die rätselhaften Verbrechen treiben ihn zur Höchstleistung an. Wer ist der Mörder von Ruth? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Meier ahnt nicht, dass die Fälle zusammenhängen. Eine Wende im letzten Drittel schockiert. Das Verwirrspiel steuert auf einen Showdown zu. Zum Ende nimmt das Tempo überraschend wieder ab. Die spannenden Szenen geraten zu kurz. Die Auflösung ist stimmig, eine Handlung nicht so ganz. Der Ausklang mit ein paar zusätzlichen Informationen ist gelungen.

Der Titel wirkt anfangs nicht sehr kreativ. Die tatsächliche Erklärung erfährt der Leser zum Schluss des Krimis. Gerne hätte für das Cover etwas mehr Herzensblut aufgewendet werden können. Das Beklemmende der Geschichte wird jedoch greifbar. „Besondere Umstände“ ist ein Krimi der aus der Rolle fällt. Im Focus steht eine Vielzahl von Charakteren. Der Plot überzeugt, das Packende und Temporeiche kommt etwas zu kurz.

Bewertung vom 25.02.2021
Tante Poldi und die Früchte des Herrn / Tante Poldi Bd.2
Giordano, Mario

Tante Poldi und die Früchte des Herrn / Tante Poldi Bd.2


ausgezeichnet

„Tante Poldi und die Früchte des Herrn“ ist nach „Tante Poldi und die sizilianischen Löwen“ Band 2 der Tante Poldi-Krimireihe von Mario Giordano. Der bayerische Vulkan muss gleich mehrere knifflige Fälle lösen.

Promenadenmischling Lady wurde mit einem Giftköder in den Hundehimmel befördert. Seit drei Wochen ist das Wasser abgestellt. Alles Einschüchterungsversuche der Cosa Nostra? Tante Poldis Jagdinstinkt ist geweckt. Commissario Vito Montana hat einen neuen Fall, den Mord an der Staatsanwältin Elisa Puglisi. Tante Poldi würde am liebsten auch hier ermittlungstechnisch eingreifen, aber Vito stellt sich stur.

Am Anfang jeden Kapitels gibt es eine schräge Kurzfassung der darauf folgenden Ereignisse. Ein kleiner Vorgeschmack auf ein turbulentes Abenteuer. Bei der Münchenerin Isolde Oberreiter, wohnhaft in Torre Archirafi, Sizilien, bleibt kein Auge trocken. Mit Sturheit, Eigensinn und jeder Menge urbayerischem Charme löst Isolde, genannt Tante Poldi, auf ihre ganz eigene Art jeden Fall. Bei ihren Nachforschungen tritt Tante Poldi Commissario Vito Montana oft auf die Füße. Wo eine Leiche ist, taucht meistens auch Tante Poldi auf. Mario Giordano hat eine herzerfrischende, sehr unterhaltsame Hauptfigur geschaffen, der kaum einer widerstehen kann. Tante Poldis Temperament ist gefürchtet, ihre bayerischen Flüche sind legendär. Die über Sechzigjährige hat eine ganz eigene Logik. Kann sie ihrem ständigen Hauptverdächtigen Russo endlich einen Mord anhängen? Von ihren haarsträubenden Erlebnissen erzählt Tante Poldi ihrem Neffen, der in ihrem Gästezimmer an einem Familienroman schreibt. Die Dialoge sind eines der Highlights. Der Neffe kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Egal wie gut er seine Tante kennt, sie überrascht ihn immer wieder. Tante Poldis Hang zum Flirten bringt sie in Teufels Küche. Hat sie dieses Mal den Bogen überspannt? Das Rätsel gleich mehrerer Mordfälle ist undurchdringlich. Wie hängt alles zusammen, und wie kommt Tante Poldi dem Täter auf die Spur? Falsche Fährten und mehr als eine Überraschung steigern die Spannung. Ein absoluter Lacher ist eine Stauszene. Das Problem wird auf herrlich italienische Art gelöst. Tante Poldi und ihr neues Ermittlungsteam sorgen für so manchen Schmunzler und Lacher. Freunde sind in schweren Zeiten bitter nötig. Ein Geständnis bringt Poldi völlig aus der Fassung. Autor Mario Giordano setzt seine Paukenschläge mehrmals effektvoll zum Schluss eines Kapitels ein und sorgt damit auch bei seinen Lesern für Gefühlsausbrüche. Die Auflösung am Ende wird fast zur Nebensache. Klar gibt es auf jede Frage eine Antwort und Abgründe tun sich auf.

Tante Poldi auf ihrer geliebten bunten Vespa. Auch auf dem Cover zieht Tante Poldi alle Blicke auf sich. Die lebensfrohen Farben passen sehr gut zum Humor der Geschichte und dem italienischen Flair. Allein der Titel verströmt schon gute Laune. Sehr gut gewählt. Wer Tante Poldi noch nicht kennt, sollte spätestens mit diesem Band starten. Im Laufe der Geschichte kommt Autor Mario Giordano immer mehr in Fahrt. Poldis ganz eigene Sprache macht einen großen Teil des Unterhaltungswerts aus. Originelle Ideen, Situationskomik und eine rätselhafte Story, mehr geht nicht.

Bewertung vom 25.02.2021
Das Seehaus
Morton, Kate

Das Seehaus


ausgezeichnet

Der australischen Schriftstellerin Kate Morton gelang 2006 mit ihrem Roman „Das geheime Spiel“ der Durchbruch. „Der verborgene Garten“, „Die fernen Stunden“ und „Die verlorenen Spuren“ wurden ebenfalls zu Bestsellern. „Das Seehaus“ ist ihr neuestes Werk.

Cornwall 1933, auf der Mittsommernachtsparty von Familie Edevane verschwindet der 11 Monate Sohn Theo spurlos aus seinem Kinderzimmer. Was mit ihm geschehen ist, wird nie geklärt. Siebzig Jahre später stößt Detective Sadie Sparrow durch Zufall auf das verlassene Anwesen Loeanneth. Sadie hat die Ermittlung im Fall Maggie Bailey vermasselt und wurde von ihrem Kollegen Donald dazu überredet, für eine paar Wochen von der Bildfläche zu verschwinden. Sadie verbringt ihren Urlaub bei Großvater Berti in Cornwall. Über das verfallene Haus gerät sie an den alten Vermisstenfall Theo Edevane und beginnt Nachforschungen anzustellen.

Der Start der Geschichte führt zurück in das Cornwall vom August 1933. Eine Frau vergräbt heimlich etwas. Ein weiterer Sprung zurück zum 23.Juni 1933. Hauptfigur Alice ist 16 Jahre jung und in den Gärtner Ben verliebt. Autorin Kate Morton schafft es, den Zauber der vergangenen Zeit einzufangen. Die Idylle des Anwesens Loeanneth wird greifbar. Eleanor und Anthony haben vier Kinder, die Töchter Alice, Deborah, Clemmie und Sohn Theo. Einblicke in Alice und Eleanors Leben bringen dem Leser die Geschehnisse von damals näher. Was ist aus Alice‘ Liebe zu Ben Munro geworden? Warum hat sich Eleanor so verändert? Das Rätsel um Theos Verschwinden wird zum roten Faden der Geschichte. Warum hat niemand etwas bemerkt? Die Geschichte springt immer wieder zwischen Heute und Damals hin und her. Heute ist Alice Edevane 86 Jahre alt und eine berühmte Krimiautorin. Sie hat Loeanneth nie wieder betreten und die Tragödie um ihren kleinen Bruder erfolgreich verdrängt. Detective Sadie Sparrow beißt sich an dem alten Fall fest und versucht per Brief mit Alice Kontakt aufzunehmen. Autorin Kate Morton hat mit geschickten Mitteln ein Verwirrspiel geschaffen, das den Leser von Anfang fesselt und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Im Laufe des Lesens wirkt der Plot immer raffinierter. Mehrere Personen von damals geraten in Verdacht, und es gibt neben Theo noch einen weiteren mysteriösen Fall. Durch die bildhafte Sprache baut sich von Anfang an eine sehr intensive Atmosphäre auf. Jeder Charakter in dieser Geschichte hat eine eigene Persönlichkeit und wirkt real. Die Orientierung fällt trotz der Zeitsprünge leicht. Nur langsam setzt sich das Puzzle zusammen. Die Spannung um das Rätsel bleibt auf einem hohen Niveau. Zudem kommt zusätzliches Interesse für den Fall Maggie und Caitlyn Bailey auf. Die Komplexität des Romans, Erzählstil und Sprache beeindrucken. 604 Seiten packende Lektüre. Nicht ist vorhersehbar. Spuren und Fährten führen ins Leere. Im letzten Buchdrittel steigert sich die Spannung um die ganze Wahrheit. Die Auflösung überrascht und geht ans Herz. Es fällt schwer, die Tränen zurückzuhalten.

Das Cover verzaubert mit einer besonderen Perspektive und idyllischen Landschaft. Nur die Wolken am Himmel deuten auf eine Tragödie hin. Effektvoll eingesetzt sind die Magnolienblüten, die romantisch wirken. Das Cover hat eine hohe Anziehungskraft. Der Titel weckt ebenfalls das Interesse. Der Name Kate Morton bleibt spätestens nach diesem Buch im Gedächtnis. "Das Seehaus" spricht sowohl Krimi- als auch Liebesgeschichten-Fans an. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 25.02.2021
Hund Couture: Episode 1-4
Hasso Longnose

Hund Couture: Episode 1-4


ausgezeichnet

Ein Mops, der ein Buch schreibt? Hasso Longlose ist immer für Überraschungen gut. Er ist keiner dieser überzüchteten Exemplare sondern ein Retromops mit einer etwas längeren Mops-Schnauze. Eigentlich schade, dass nichts über den Menschen-Autor hinter der Hasso Longnose-Reihe herauszufinden ist. Außer, dass es sich um ein Herrchen handelt.

Hasso Longnose hat sich in Pudeldame Victoria von Tann verliebt. Dummerweise sind die Wilkinsons weggezogen und Hasso Longnose weiß nicht wohin. Er versucht in Victorias altem Zuhause ihre Spur aufzunehmen und wird von ihrem Herrchen überrascht. Herr Wilkinson hetzt seine Dogge Arnold auf den Mops. Auf der Flucht muss sich Hasso Longnose schnellstens etwas einfallen lassen. Das Kraftpaket Arnold rückt ihm schon viel zu nah auf den Pelz.

Hasso Longnose stellt sich selbst vor. Der Einstieg mit seiner Flucht ist sehr gelungen. Kurze Beine und zu viel Fett, Hasso ist nicht gerade für sportliche Aktivitäten geschaffen. Klar, dass Dogge Arnold ihn bald einholt. Tricks und Raffinesse sind gefragt. Der Charakter Hasso Longnose überzeugt mit Stärken und Schwächen. Chaos zieht Hasso magisch an. Der Mops gerät mehr als einmal in eine gefährliche Situation. So originell wie Mops Hasso sind auch seine Freunde, die kleptomanische, hyperintelligente Elster Sunny und der fresssüchtige, schwule, superschlaue Hamster Turing. Sunny und Turing kennen für jedes Dilemma einen Ausweg. Bald sind die drei Freunde mal wieder als Team gefragt. Hasso bekommt bei seinen Nachforschungen heraus, dass Pudeldame Victoria in Lebensgefahr steckt. Mops Hasso Longnose, der seit über fünfzig Hundejahren im Modegeschäft tätig ist, sagt für Victorias Rettung sogar seine Modenschau ab. Bald müssen Hasso, Sunny und Turing feststellen, dass ihr Rettungsplan Tücken hat. Gut, dass sie zufällig Puli-Punkerin Pogo begegnen, die ihnen unter die Pfoten greift. Die Geschichte um den verliebten Hasso und seine Freunde wird sehr unterhaltsam und humorvoll erzählt. Störend sind nur die recht schnell auftauchenden Seitenhiebe auf die Menschenwelt. Diese wiederholten Abschweifungen wollen sich nicht so recht in die Story einfügen. Hassos Vermenschlichung nimmt auch zu große Formen an. Schade, es wird viel Potential verschenkt. Wäre die Geschichte in dem Stil wie am Anfang weiter erzählt worden, wäre sie noch mitreißender gewesen. Witzig ist Hassos Signal für Turing. In Turings Hamsterbacken steckt häufig überraschend Nützlicheres. Die originellen Einfälle und Charaktere machen den hohen Unterhaltungswert aus. Schmunzler sind garantiert. Ein diabolisch-hinterlistiger und geldgieriger Feind hinter einer tierfreundlichen Fassade darf nicht fehlen. Die Hasso Longnose-Reihe hat etwas von „Tom und Jerry“ und „Der rosarote Panther“. Leider wird für den Showdown zu viel Überdrehtes aufgefahren und das Finale zieht sich zu lange hin. Hier wäre weniger mehr gewesen. Das Ende entspricht den Erwartungen. Durch die eingestreuten Hinweise lässt es sich schon vorher ein wenig erahnen.

Ein Mops, der ganz stark an Karl Lagerfeld erinnert. Das Cover ist gelungen. Nur die Hintergrundfarbe ist zu dunkel gewählt. Der Name „Hasso Longnose“ lässt sich schwer vergessen. Für Tierliebhaber bieten die Episoden 1-4 ein amüsantes Lesevergnügen. Ein lockerer, abgedrehter Zeitvertreib. Zwar wächst die Spannung auf den Nachfolgeband nicht gerade auf Mopsgröße, aber vielleicht kann der überzeugte Leser am Ende doch nicht widerstehen.

Bewertung vom 25.02.2021
Die Gestirne
Catton, Eleanor

Die Gestirne


ausgezeichnet

2013 wird Eleanor Catton im Alter von 28 Jahren für ihren zweiten Roman „The Luminaries“ mit dem Booker Prize ausgezeichnet. Sie ist damit die jüngste Booker Prize-Trägerin aller Zeiten. In der deutschen Übersetzung hat Melanie Walz den Zauber des Buches unter dem Titel „Die Gestirne“ eingefangen.

Neuseeland, Hokitika, im Jahr 1866, der 27jährige Walter Moody hat sich im Crown Hotel einquartiert. Er will sich einen Brandy und ein bisschen Ruhe gönnen und platzt unversehens im Rauchzimmer des Hotels in eine Geheimversammlung. Einer der zwölf Männer, der Schiffsspediteur Thomas Balfour, verwickelt Walter Moody in ein Gespräch. Die Anderen verfallen in ein befremdliches Schweigen, täuschen Aktivitäten vor. Moody geht auf Balfours seltsame Fragen ein. Kann er die Situation entschärfen? Was planen die Männer?

Sternenbilder und Planeteneinstellungen, das Verzeichnis der handelnden Personen in „Sterne“ und „Verwandte Häuser“ eingeteilt, schon auf den ersten Seiten wird deutlich, dass es sich bei „Die Gestirne“ um ein ungewöhnliches Buch handelt. Eine sehr bildhafte, einzigartige Sprache entführt den Leser ins Jahr 1866 zur Goldgräberzeit in Neuseeland. Der direkte Einstieg mit Walter Moodys Hineinplatzen in eine Geheimversammlung sorgt sofort für Spannung. Wird sich die Situation zuspitzen? Erzählt Walter Moody zu viel? Die verzwickte Lage der Hauptfigur reißt mit. Erst nach und nach wird deutlich um welche Männer es sich in dem Rauchzimmer handelt. Was hat Walter auf seiner schrecklichen Reise erlebt? Im Gegenzug zu Walter Moody plaudert auch Schiffsspediteur Thomas Balfour aus dem Nähkästchen. Hinweise und Andeutungen, ein toter Einsiedler und eine bewusstlose Hure steigern die Spannung. Schicksalhafte Begegnungen, Berechnung, Intrigen, Verrat, Lügen, jeder einzelne Charakter spielt in dieser Geschichte eine wichtige Rolle. Die Verwicklungen sind anfangs undurchsichtig. Es türmen sich gleich mehrere Rätsel auf und im Laufe der Geschichte kommen weitere dazu. Warum hat Walter Moody beim Auslaufen der „Godspeed“ acht, später auf der Reise aber neun Passagiere an Bord festgestellt? Was ist der Grund für die Geheimversammlung? Nicht nur Walter Moody tappt im Dunkeln. Die zwölf Männer im Rauchzimmer können nicht unterschiedlicher sein. Lange Zeit bleibt die Kulisse die gleiche. Berichte und Erzählungen geben erste Anhaltspunkte. Autorin Eleanor Catton fesselt den Leser mit einem raffinierten Plot. Nur wenig lässt sich vorhersehen. Die Geschichte hat viele Überraschungen parat. Bewundernswert menschlich sind ihr die Charaktere gelungen. Jeder hat mit seinen Abgründen zu kämpfen. Es gibt eine große Menge an Hauptfiguren und nur sehr wenige Randfiguren. Die kantonesische Sprache, das Goldgräberleben, Druckarbeiten bei der Zeitung, Schmerzmittel, Waffen, Kleidung, Gewohnheiten, für die Details war viel Recherche notwendig. Die astrologischen Aspekte werden zur Herausforderung. „Die Gestirne“ bietet gleich mehrere Abenteuer in Einem. Schnell entwickelt sich das Buch zum Pageturner. Humor fließt mit ein. Der ein oder andere Schlagabtausch und sprachliche Missverständnisse steigern den Unterhaltungswert. Auch die Spannung findet immer wieder Höhepunkte. Im letzten Drittel des Buches bringen die Auflösungen den Leser zum Staunen. Nicht ganz so gelungen und teils überflüssig sind die kurzen Kapitel zum Schluss. Der Ausklang dagegen setzt einen würdigen Schlusspunkt.

Das Cover mit dem Frauengesicht im Mond wirkt mysteriös. Es verrät nichts bis auf das Außergewöhnliche des Buches. Das sandfarbene Beige und der goldenen Titel passen gut zum Inhalt. Mit 1038 Seiten ist „Die Gestirne“ ein echter Wälzer. Es lohnt sich, diese fesselnde Lektüre in Angriff zu nehmen. Der Roman hat Stil und eine besondere Klasse. Er überrascht mit allen seinen Facetten und einem kniffeligen Plot.

Bewertung vom 25.02.2021
Gun Street Girl / Sean Duffy Bd.4
McKinty, Adrian

Gun Street Girl / Sean Duffy Bd.4


ausgezeichnet

„Gun Street Girl“ ist Band 4 der Krimireihe rund um Detective Inspector Sean Duffy. Ein Doppelmord scheint ein glasklarer Fall zu sein, aber irgendetwas ist an der Sache faul. Eigentlich kann Detective Inspector Sean Duffy seiner Intuition trauen.

Belfast 1985, der gemeinsame, nächtliche Einsatz von RUC, Gardai, FBI, MI5 und Interpol endet in einem Desaster. Kurz darauf muss Detective Inspector Sean Duffy im Fall eines tätlichen Angriffs auf eine Prostituierte vermitteln. Am nächsten Morgen wird er zum Tatort eines Doppelmordes gerufen. Die Hinweise auf den Täter sind eindeutig. Es bleibt ein ungutes Gefühl. Neue Opfer lassen alles in einem anderen Bild erscheinen.

Ein Geräusch am Anfang einer Geschichte. Der Einstieg mit der Falle für Waffenschmuggler und Sean Duffys Reaktion auf das „absurde Drama“ ist sehr gelungen. Autor Adrian McKinty weiß, seine Leser zu unterhalten und zu fesseln. Die Ereignisse überschlagen sich. Unterschiedliche Fälle, die jeder eine andere Art von Einsatz erfordern. Sean Duffys Intelligenz, außergewöhnliche Beobachtungs- und Kombinationsgabe ist besonders beim Doppelmord gefragt. Einer der Neuen im Team, Alexander Lawson, erweist sich als hilfreicher als gedacht. Eigentlich hat sich Detective Sergeant McCrabban mit Duffys Hilfe den Fall des toten Millionärsehepaares geangelt. Das Rätselhafte nimmt zu, Crabbie verlässt sich auf Duffys Gespür. Erst eine überraschende Wende lässt das Ausmaß erkennen. Der Plot ist raffiniert gestrickt. Die Spannung baut sich am Anfang schnell auf und hält bis zum Ende. Unruhen in Nordirland, eine anhaltende Gefahr, Duffys feste Regel, sein Auto vor jeder Fahrt nach Sprengsätzen zu kontrollieren machen die angespannte Atmosphäre stets greifbar. Dumme Jungenstreiche heizen die Stimmung auf. Was ist harmlos, was kann eskalieren? Nicht nur die ständige Unsicherheit ist gut eingesetzt. Falsche Fährten, Andeutungen, winzige Hinweise auf Lügen, das stumme Einverständnis zwischen Crabbie und Duffy, aber auch zwischen Duffy und Lawson, beeindruckt. Jeder Charakter hat Persönlichkeit, Eigenarten, Talente ergänzen sich. Musik, Einsichten, Gedanken, mit den unterschiedlichsten Stilmitteln werden Duffys Emotionen in Szene gesetzt. Die Verwicklungen nehmen zu, Fragen türmen sich auf. Wie hängt alles zusammen? Wer ist der Mörder? Was für ein Motiv steckt hinter den Taten? Nur langsam rückt die Auflösung näher. Das Tempo bleibt dabei hoch. Keine Verschnaufpause fürs Team und den Leser. Eines der Highlights sind die Ermittlungen in London. Detective Inspector Sean Duffy lässt sich keine Steine in den Weg legen. Ein verführerisches Angebot hat seine Tücken. Autor Adrian Mc Kinty überzeugt mit einem ganz eigenen Stil und einer Hauptfigur, die auch ihre Schwächen hat. Zum Schluss steigt die Spannung noch einmal. Schicksalhaftes am Ende berührt.

Eine Kämpferin allein auf weiter Flur? Der Titel irritiert etwas. Erst auf den letzten Seiten erklärt sich der Zusammenhang. Eine gewalttätige, düstere Welt, in der sich Sean Duffy auf seine Art und Weise zurechtfindet. Das Cover hätte mit einer zentralen, männlichen Figur seinen Alltag auf den Punkt bringen können. Der Effekt von Titel, Details und Autorennamen in Orange-Rot lässt sich nicht abstreiten. Im Nachwort geht Autor Adrian McKinty auf interessante, historische Details ein, die er in den Krimi eingefügt hat. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die ungewöhnliche und packende Bücher lieben.

Bewertung vom 25.02.2021
Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford
McBride, James

Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford


ausgezeichnet

Nach „Die Farbe von Wasser“ ist „Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford“ das neueste Werk von Autor, Komponist und Saxophonist James McBride. Der Roman wurde mit dem National Book Award ausgezeichnet.

Der Brand in eine Kirche bringt die Notizbücher des Diakons und Amateurhistorikers Charles D. Higgins ans Licht. Die Aufzeichnungen handeln vom Gemeindemitglied Henry „Zwiebel“ Shackleford Higgins. Er behauptet, der einzige überlebende Neger des Überfalls 1859 auf den amerikanischen Gesetzlosen und Sklavenbefreier John Brown auf Harpers Ferry zu sein.

Der Prolog über den verstorbenen Charles D. Higgins und seinen heimlichen Nachlass lässt den Humor der nachfolgenden Geschichte erahnen. Er hat seine Interviews mit Henry Shackleford schriftlich festgehalten. Berichtet wurde von Higgins Notizbüchern am 14.Juni 1966. Henrys Erzählungen führen zurück nach Kansas ins Jahr 1857. Der zwölfjährige Sklave Henry gerät in den Krieg zwischen Sklavenhaltern und bibeltreuen Abolitionisten. Henrys Pa schneidet in Dutchs Kneipe einem Durchreisenden die Haare, der sich ausgerechnet als der gefürchtete Freiheitskämpfer und Sklavenbefreier Old John Brown entpuppt. Der Master der beiden Sklaven Dutch Henry Sherman ahnt John Browns Vorhaben. Es kommt zu einer Auseinandersetzung. Old John Brown nimmt Henry mit auf seine Flucht. Durch ein Missverständnis hält er den Jungen für ein Mädchen und nennt sie Henrietta. Henry merkt bald, dass ein Leben als Mädchen auch seine Vorteile hat. Autor James McBride lässt Henry seine Abenteuer aus der Ich-Perspektive erzählen. Die Sprache passt er der damaligen Zeit und dem Charakter des Jungen an. Der Roman erhält dadurch eine besondere Intensität und durch den ungewöhnlichen Sprachstil einen hohen Unterhaltungswert. John Browns Bande besteht aus seinen Söhnen und Farmern. Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen Johns Sohn Frederick und Henry alias Henrietta. Fred wird zu Henrys Beschützer. Seine etwas dümmliche Art macht ihn sympathisch. Im Kampf erweist er sich als knallharter Haudegen. Autor James McBride hat nicht nur mir Fred eine besondere Persönlichkeit erschaffen. Old John Brown mit seinen endlosen Predigten, die am Ende nie so richtig Sinn ergeben, ist ein weiterer unschlagbarer Charakter. Der US-amerikanische Abolitionist John Brown hat von 1800 bis 1859 gelebt und ist eine wahre Figur in der historisch überlieferten und mit Phantasie ausgeschmückten Geschichte.

Henry findet sich plötzlich in der Wildnis wieder und muss sich den unterschiedlichsten Herausforderungen stellen. Das Glück ist in den unmöglichsten Situationen an seiner und Johns Seite. Old John Brown hält Henrietta für seinen Glücksbringer. Henry versucht mehrmals zu fliehen. Ihre Wege kreuzen sich immer wieder. „Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford“ hat auch schreckliche Szenen parat. Für sein Ziel der Sklavenbefreiung gehen Old John und seine Bande über Leichen. Das Grausame wird nicht überstrapaziert. Henrys Leben steht im Mittelpunkt. James McBride beweist mehr als einmal sein Händchen für Situationskomik. Bei Old John läuft niemals alles nach Plan. Pannen pflastern seinen Weg. Nicht jeder fällt auf Henrys Täuschung rein. Der Junge lernt schnell, sich aus den misslichsten Lagen zu manövrieren. Zum skurrilen Showdown hin nimmt die Spannung noch einmal zu. Wie kann Henry seinen Hintern retten? Die Mischung aus „Django Unchained“ und „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ hat ein paar überraschende Wendungen parat.

Der Titel lässt eine ungewöhnliche Geschichte erahnen. Weder Titel noch Cover können auf den Inhalt vorbereiten. „Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford“ ist ein herrlich schräges Abenteuer mit dem gewissen Augenzwinkern. Autor James McBride lässt aber auch die Ernsthaftigkeit des Themas "Sklaverei" durchblicken und berührt mit dem Ende von Henry und Old Johns gemeinsamer Geschichte.

Bewertung vom 24.02.2021
Was wir scheinen
Keller, Hildegard E.

Was wir scheinen


gut

„Was wir scheinen“ ist der erste Roman von Literaturprofessorin und -kritikerin Hildegard E. Keller und befasst sich mit der politischen Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt. Von 2009 bis 2019 war Hildegard E. Keller Jurorin beim Ingeborg-Bachmannpreis in Klagenfurt.

„Was wir scheinen“ ist ein Roman. Die in ihm erfundenen Welt ist von historischen Fakten inspiriert, durch Recherchen in historischen Quellen gestützt und insgesamt doch eine Schöpfung der Autorin.“

Es fällt anfangs schwer, der Hauptfigur nahe zu kommen. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt und führt in unterschiedliche Jahrzehnte und Lebensabschnitte. Der Roman startet mit der Reise nach Tegna am 25. Juli 1975 und einem letzten Sommer. „Immer wieder adoptierte der Traum Satzfetzen. Welcher Instinkt leitete ihn? Wie schon so oft hatte sie die Stimme mit dem rollenden R gehört, die Stimme aus dem Glaskasten oder auch vom Tonband.“ Der zweite Handlungsstrang beginnt in Manhattan 1941 und befasst sich mit der Flucht und dem Ankommen. Als roter Faden erweist sich bald der Eichmann-Prozess. Die Eindrücke von Journalistin und Gerichtsbeobachterin Hannah Arendt finden sich in Leben und Werken wieder. Erinnerungen an den Strafprozess und Verbrecher im Glaskasten verfolgen sie bis ins hohe Alter. Der Erzählstil hat etwas Unnahbares. Geschichtliches wird in Dialoge verpackt, Themen wechseln, Gespräche ufern aus. Der Fokus liegt so sehr auf den Dialogen. Herausstechen besondere Begegnungen, wie im Museum. Hannahs direkte Art auch beim Schreiben macht sie sympathisch. Heinrich und sie sind ein interessantes Paar. Schnupper und Stups, die Spitznamen untermalen das Warmherzige. Highlights sind auch die Gedichtfragmente, die immer wieder in die Geschichte eingestreut werden. Wegbegleiter, Loyalität und Freundschaft spielen eine wichtige Rolle. Hannahs Einsatz für die Wahrheit beeindruckt. „Wenn Sie sich dem Selberdenken verschreiben, werden Sie die Leute verwirren. Nicht per se durch das, was Sie denken, sondern durch die Tatsache, dass Sie selber denken.“ Der Schlagabtausch mit den Studenten ist unterhaltsam. Hannahs Ansichten geben Denkanstöße und animieren dazu, die Perspektive zu wechseln. Manchmal ist das Band zwischen Leser und Roman bzw. Hauptfigur etwas fadenscheinig. Die streitbare, eigenwillige Hannah gefällt.

Das Cover setzt den Fokus auf den Titel. Die Gestaltung ist zu blass und unauffällig. Ein Untertitel mit einem Hinweis auf Hannah Arendt hätte zusätzliches Interesse wecken können. „Was wir scheinen“ hat nicht die erwartete Intensität und droht öfters den Leser zu verlieren. So manches Zitat hinterlässt Eindruck. „Vielleicht ist das, was einem Menschen geschieht, nur dazu da, seine Eigentümlichkeit zu vollenden.“