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Bewertungen
Insgesamt 117 BewertungenBewertung vom 21.10.2021 | ||
Für Menschen, die sich fragen, wie es wohl damals in der DDR und insbesondere mit der Überwachung war, ist dieser Roman wahrscheinlich etwas sehr Aufschlussreiches und sehr an der Realität Anknüpfendes. Rietzschel bedient sich hier an den 'klassischen' Osthemen. Während in der Neuzeit noch einige Baurelikte der Vergangenheit stehen, der Wandel der Zeit deutlich zu spüren ist, Menschen wegziehen, sich nirgends mehr so recht zugehörig fühlen und Einrichtungen schließen, greift er in einer zweiten Zeitebene die Geschichte zweier Brüder auf, die durch den Bau der Mauer getrennt wurden. Einer von Ihnen wurde in der DDR von der Stasi als möglicher 'DDR-Flüchtiger' eingestuft und beobachtet, Post wurde nicht weitergeleitet und auch sonstige Kontaktmöglichkeiten erschwert. Und während der eine von Ihnen ein bekannter Künstler wird, bleibt dem anderen nur... ja, was eigentlich? |
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Bewertung vom 26.09.2021 | ||
Vor einigen Jahren hielt eine Mordserie in Hamburg nicht nur die Stadt in Aufruhr, sondern ließ die Ermittlungen der zuständigen Kriminalbeamten immer wieder ins Leere laufen. Der berüchtigte Ringfinger-Mörder, so wie ihn die Medien damals tauften, treibt nun scheinbar wieder sein Unwesen. Vier Frauen hat er auf dem Gewissen. Vier Frauen, die hinterlistig in ihrer Wohnung mit einem Schnitt durch die Hauptschlagader am Hals getötet, mit weiteren Stichen versehen und dem Ringfinger beraubt wurden. Doch dieses Mal ist einiges anders, denn der Täter hat zusätzlich einen Mann bedroht, bevor er seine Tat ausführen konnte. Es gibt somit einen Zeugen. Dumm nur, dass dieser bis auf die ungefähre Statur und zahlreiche eigene Blessuren sehr wenig zu berichten weiß. Sind die Ermittlungen also schon bevor der Fall erneut aufgerollt wird, wieder zum Scheitern verurteilt? Woher kannte der Täter die Frau? In welchem Zusammenhang steht dieser Fall mit den vorherigen und warum taucht er ausgerechnet jetzt wieder auf? Fragen über Fragen und mittendrin ist Elias, dessen Leben seit den damaligen Geschehnissen auf anderen Wegen verläuft, da sie ihn den Job in der Mordkommission gekostet haben und ihn, vor allem die Bilder von damals, nie wieder losgelassen haben. |
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Bewertung vom 26.09.2021 | ||
Das ist es also, der berühmt, berüchtigte zweite Roman und ehrlich gesagt, hat mich "Der perfekte Kreis" schon sehr enttäuscht. Zwar gibt es einige Parallelen zu Myers Erstling, aber die Handlung ist dann doch etwas eintönig. Als Leser*in begleitet man die beiden Freunde insgesamt 10 Mal auf ihren Touren durch die Felder. Redbone und Calvert setzen sich dabei immer wieder neue, größere oder spektakulärere Ziele, werden hin und wieder von Anwohnern überrascht und in ihren Gesprächen werden hier und da weitreichende Themen wie Kolonialismus, Müll, Monokulturen, Regionalismus, der generelle Einfluss der Menschen auf die Umwelt, sowie die globale Erwärmung eingestreut, aber bis auf ein paar Grundzüge lernt man die beiden Protagonisten kaum kennen und in der Geschichte gibt es kaum begeisterungsfähige Aufs und Abs. Es plätschert so hin, lässt sich mal eben so fix lesen, aber im Großen und Ganzen gibt einem die Geschichte recht wenig und das ist schade. Auch ein Punkt, über den ich lange nachdachte und irgendwie fraglich finde, ist, dass jedes Kapitel den jeweils von den beiden etwas später ausgedachten Namen für das Kornkreiskunstwerk, wie der Longbarrow-Wal, der White-Whattle-Schlüssel oder der High-Bassett-Butter-Barrel-Whirlpool trägt und dann in den teilweise am Ende des jeweiligen Kapitels angehängten 'Zeitungsberichten' eben auch jene Namen auftauchen. Dass sich die beiden Künstler und die Redakteure die gleichen Namen für etwas ausdenken... hmm. |
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Bewertung vom 30.08.2021 | ||
Ich weiß nicht warum, aber mit diesem Buch tat ich mich so ein bisschen schwer. Auch wenn das Gefühl beim Lesen ähnlich war, wie bei ihren anderen Büchern, so konnte mich die Geschichte einfach nicht mehr so mitreißen. Gesa erzählt von ihren Gedanken, Beobachtungen und irgendwie ja auch Abenteuern mit Frank und ihren gemeinsamen Reisen durch Botswana, Namibia und Sambia. Neben tollen Naturbeschreibungen und Begegnungen wird auch auch immer mal wieder deutlich, welches Recht sich der Mensch herausnimmt und wie er Einfluss auf Ökosysteme nimmt, die es eigentlich zu schützen gilt. Gerade das versetzt mich immer so ein bisschen in Staunen und macht mich gleichzeitig sprachlos, allerdings ist es eben auch nichts 'neues' oder emotional aufwühlendes, bei dem man als Leser*in mit fiebert. "Frühstück mit Elefanten" hatte noch dieses Ziel, am Ende die abgeschlossene Ausbildung zur Rangerin, bei dem man bis zum Ende mit ihr gehofft hat, aber dies ist eben mehr eine Geschichte, die weitererzählt wird, ohne dass man auf etwas hinarbeitet. Es ist mehr ein Eindruck, die Anfänge einer gemeinsamen Reise bei der es immer wieder Hürden zu überwinden gilt. Wahrscheinlich würde ich auch noch alle kommenden Bücher von ihr lesen, einfach um mich an diesem Gefühl und der lockeren Reiseberichterstattung zu erfreuen, dennoch habe ich gerade hier so das Gefühl, dass das wichtigste bereits erzählt wurde und alles was kommt nur noch eine Art Add-on ist. |
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Bewertung vom 08.08.2021 | ||
Gerade nach den letzten Zeilen habe ich mich lange gefragt, was Hannah Lühmann mir mit dieser Geschichte sagen mag. Eine Auszeit. Im östlichen Bayern. Zwei Freundinnen. Zwei ganz unterschiedliche Lebenswelten, von denen die der Henriette stets am präsentesten ist. Ich kann nicht einmal sagen, dass mir diese Protagonistin wirklich sympathisch ist, vielleicht weil sie auch so egoistisch wirkt. Ein Ich-Mensch, der sich immer weiter in sich selbst verzweigt und dadurch nicht vorwärts kommt. Eben das genaue Gegenteil von Paula und irgendwie sind es dann auch ihre Worte und ihre Entscheidung, am Ende, die mich berührten und zum Nachdenken gebracht haben. Eigentlich nicht nur am Ende, immer wieder. Und irgendwie fand ich es dann auch an ihr ganz spannend zu sehen, wie sie mit ihrer Freundin und dem Leben umgeht. Teilweise sehr schmerzhaft, manchmal auch eher gedankenverloren nähert sich der*die Leser*in Henriettes Problemen und Ängste, der Frage nach dem Kind und ihrer Aufgabe. Sehr bemerkenswert finde ich dabei diese Aufbruchsstimmung, in all dieser Ruhe, und den plötzlich neu gefassten Drang etwas im Leben verändern zu wollen, gar zu müssen. |
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Bewertung vom 08.08.2021 | ||
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1 Normalerweise starten Thrillerreihen immer etwas gemütlicher, erklären erst das Setting und alle Gegebenheiten, bevor es wirklich zur Sache geht, aber in Simon Becketts "Die Verlorenen" stürzt sich der*die Leser*in mit dem Protagonisten Jonah Colley gleich in den Nervenkitzel. Ich mag ja nun noch nicht zu viel verraten, aber irgendwie merkt man total, dass in diesem Auftakt wahnsinnig viele Möglichkeiten und Geschichten für nachfolgende Teile vorbereitet werden. Und obwohl man sich ständig mit irgendwelchen Fragen konfrontiert sieht oder vielleicht auch gerade deswegen, hat "Die Verlorenen" eine enorme Sogwirkung. Bereits nach dem Anlesen wollte ich diesen Thriller nicht mehr aus der Hand legen und später hatte ich dann eher damit ein Problem, dass dieses Buch bald zu Ende ist und musste mich sehr zurückhalten. Beckett gelingt es scheinbar spielend immer wieder neue Spuren, Mordfälle und Ereignisse in den fortschreitenden Ermittlungsstrang einfließen zu lassen und dass der Protagonist Jonah Colley, zwar zur bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei gehört, aber nicht direkt an der Ermittlung beteiligt, sondern auf der anderen Seite der Anklagebank sitzt und zeitgleich Zielperson ist, kommt diesem Spiel unglaublich zu Gute. Jede*r Leser*in, Protagonistin (bis auf der Mörder/die Mörderin) und die Detectives tappen quasi durchgehend im Dunkeln, sieht sich mit Vertuschungen und verheerenden Hinweisen konfrontiert, bis es zur Auflösung kommt, man erneut um Jonah und andere Beteiligte bangt und dann auch eigentlich schon auf die Fortsetzung und weitere Auflösung wartet. Sicherlich sind dabei einige Handlungen und Taten ein wenig überzeichnet und drüber, vielleicht ist auch nicht immer alles hundertprozentig logisch, aber der Mensch ist ein unverständliches Wesen und eine ständig tickende Zeitbombe und was da dann alles möglich ist… ach, wir wollen es lieber nicht wissen. Mir hat dieses Buch zumindest sehr viel Freude bereitet, Nerven abverlangt und gut bis schrecklich gut unterhalten, allerdings und das wäre dann für mich wahrlich auch der einzig mögliche Kritik- und Knackpunkt, es ist etwas schade, dass dieses Buch bzw. dieser Fall nicht ganz für sich abgeschlossen ist und sehr viel offen bleibt. Daher kann ich es dann auch verstehen, wenn Leserinnen hier etwas enttäuscht sein werden, aber im Hinblick auf das was da noch alles kommen könnte, ist es eben auch eine unglaubliche Chance auf eine großartige Reihe. Für Krimi- und Thrillerfans, auch jene, die diese Form der spannenden Unterhaltung nur sehr selten aufsuchen, ist es jedenfalls ein tolles Buch, bei dem man garantiert nichts falsch machen kann. Mehr darf und kann ich an dieser Stelle dann auch schon nicht mehr sagen, denn jedes weitere Wort wäre gefühlt ein Spoiler und könnte den Überraschungseffekt an der ein oder anderen Stelle kosten. Also viel Spaß beim Selbstlesen! |
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Bewertung vom 08.07.2021 | ||
Das Leben schreibt die emotionalsten Geschichten, so oder so ähnlich könnte man dieses Buch kurz zusammenfassen, denn was Carolina Setterwall (in der Übersetzung von Susanne Dahmann) mit ihrem autofiktionalen Roman „Betreff: Falls ich sterbe“ ist nichts anderes als das harte, schicksalhafte Leben, ihr Leben und bittere Realität. Ihr Freund Aksel stirbt in der Nacht, während sich Carolina um ihren gemeinsamen Sohn Ivan kümmert, an einem Herzanfall. Er war gerade einmal Mitte dreißig, sie wollten sich eine Familie aufbauen, ihr Sohn erblickte vor wenigen Monaten die Welt und nun ist... ist alles schwarz. Im Schock bewegt Carolina sich durch die nächsten Tage, Wochen, Monate und wird eigentlich nur noch von ihren Freunden und der Familie gehalten. |
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Bewertung vom 18.06.2021 | ||
Was ich an diesem Buch so liebe und zeitgleich so faszinierend finde, ist der ungeschönte Einblick in das Leben dieses Supertalents. Auf der einen Seite begleitet man den Pianisten Igor Levit auf Konzerte oder seinen 33. Geburtstag, auf der anderen beschreibt er seine Empfindungen über die ersten Anzeichen der Pandemie, den Stillstand, seine Zweifel und Überforderung mit dieser für ihn sehr schwierigen Zeit, es folgen politische Anmerkungen, kleinere und größere Aufreger, tiefgründige Gedanken, Ausschnitte aus seiner Vergangenheit, die Bedeutung der Musik... Durch diese Mischung aus Interview, Erzählung und Bericht zwischen Zinnecker und Levit hatte ich mit jeder Seite das Gefühl ihm als Person näher zu kommen, ihn zu verstehen und eben das auch zu fühlen. Den Menschen hinter der Musik kennenzulernen. Ich fand es großartig, wie reflektiert Levit mit sich selbst ins Gericht geht, sich selbst aber auch häufig einfach so impulsiv neu herausfordert und vieles einfach nur geschieht, weil er gerade Bock darauf hat. Worte wie "Ich habe in dieser Zeit - vielleicht zum ersten Mail überhaupt - gespürt, dass ich kein Fake bin. Dass ich nicht nur so tue, als ob. Ich habe mir zum ersten Mal selbst geglaubt, dass ich Pianist bin." oder "Es gibt aber kein Koste es, was es wolle. Es gibt Kosten, die sich mit Geld nicht decken lassen. Ich will auch keinen Trost - es gibt nichts zu trösten. Wir alle, die wir von der Musik leben, wurden unserer Existenz beraubt. Und nochmal: Daran ist kein Politiker schuld, daran ist niemand schuld, nur die Zeit selbst." haben mich z.B. sehr beeindruckt. Levit ist so herrlich bodenständig und bricht doch hier und da häufig einfach mal aus, mal mehr trotzig und kindlich, mal mehr aus Lust sich herauszufordern oder eben seine Meinung kundzutun. Und so ganz nebenbei lernt man die Musik einfach mehr zu schätzen. Durch ihn habe ich nun begonnen klassische Stücke zu hören und auf mich wirken zu lassen. Und wenn man dann immer an seine Worte denkt, ergibt es so ein herrlich bewegendes Gesamtbild, das mich emotional zwar hin und wieder auch überfordert, aber auch neugierig macht. Ich kann dieses Buch so auch in keine Schublade packen, es ist mehr ein verbindendes Element zwischen der Musik, der Emotion, unterschiedlichsten Gedanken und den Herausforderungen der heutigen Zeit. Und dann ist da eben noch Levit, der einem fast freundschaftlich aus seinem Leben erzählt, von Höhen und Tiefen berichtet, teilweise gar eine Vorbild- und Mut-mach-Funktion einnimmt. |
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Bewertung vom 31.05.2021 | ||
Eine sommerliche Auszeit wäre wahrscheinlich gerade für jeden von uns eine willkommene Abwechslung. Einmal allem entfliehen können, sich treiben lassen und neue Leute kennenlernen. Ach, das wäre ein Traum... |
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Bewertung vom 30.05.2021 | ||
Sofía Segovias Roman "Das Flüstern der Bienen" ist für mich eine der größten Überraschungen in diesem Frühjahr. Zwar hatte ich bereits nach dem Lesen des Klappentextes eine spannende, etwas übersinnlich angehauchte Schicksals-Geschichte erwartet, aber dieser Roman bietet einfach so viel mehr und beinhaltet eine so bewegende 'Brüder'-Geschichte, dass ich nur begeistert davon sprechen kann. Dieses Buch ist eine Art Familien-/Generationenroman, der in den Anfängen des 20. Jahrhunderts in Mexiko spielt und ein spannendes Abbild des Lebens und der Gesellschaftsschichten während der spanischen Grippe, der Landreform in Mexiko und einer sich stets weiterentwickelnden Welt mit all ihren Herausforderungen, technologischen Fortschritten und Anforderungen darstellt. Es ist aber auch ein Spannungsroman, ein Krimi und ein Stück weit Traumaverarbeitung oder vielleicht auch eher ein Drama, das sich in der Familiengeschichte der Morales abgespielt hat. Jedenfalls hat sich dieses Buch, sei es aufgrund seiner thematischen Vielschichtigkeit und Verflechtungen oder doch aufgrund dieses ganz besonderen Jungen und Findelkinds Simonopio, nach und nach zu einer meiner liebsten Geschichten in diesem Jahr entwickelt. |
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