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chuckipop
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Bünde

Bewertungen

Insgesamt 300 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


gut

Unterhaltsamer Roman, von dem ich mir mehr erhofft hatte!

"Das Glück der Geschichtensammlerin" von Sally Page ist als Taschenbuch mit 416 Seiten bei dtv erschienen.

Cover, Klappentext und Leseprobe hatten es mir direkt angetan und ich war sehr neugierig darauf, die Geschichten der Menschen, für die Janice putzt, kennenzulernen - und letztlich auch Janice´ eigene Geschichte.

Sally Page schreibt ausgesprochen bildhaft und angenehm, der Roman liest sich flüssig und unterhaltsam. Leider werden die einzelnen Geschichten irgendwie zusammenhanglos erzählt, einzig bei Janice laufen sie zusammen. Im Laufe des Geschehens erfährt die Leserschaft dann doch auch die Lebensgeschichte der Protagonistin, allerdings war diese in meinen Augen nicht unbedingt realistisch.

Die Charaktere sind lebendig und facettenreich, so daß ich an sich gern in ihre Erzählungen eingetaucht bin.

Insgesamt konnte mich das Ganze allerdings leider nicht komplett fesseln, es plätscherte so dahin und die Tiefe der Erzählung, die durchaus vorhanden ist, wenn man das Gesamtpaket als authentisch akzeptiert, konnte mein Inneres nicht ereichen.

Mein Fazit: Nette Unterhaltung für zwischendurch, ich hatte mir etwas Anderes erhofft.

Bewertung vom 10.08.2023
Treacle Walker
Garner, Alan

Treacle Walker


ausgezeichnet

Wenn der Lumpensammler vorbeikommt...mein neues Lieblingsbuch!

"Treacle Walker: Der Wanderheiler" von Alan Garner ist als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag bei Klett-Cotta erschienen und umfasst 160 Seiten voller magischer Poesie.

Joseph (Joe) Croppock ist ein ganz normaler Junge mit einer Sehschwäche, der - warum auch immer allein- in einem kleinen Haus zufrieden lebt. Eines Tages kommt der Lumpensammler auf seinem Karren vorbei und Joe tauscht seinen Schlafanzug und den Knochen einer Lammschulter gegen einen Scheuerstein und ein gesprungenes Porzellantöpfchen. Faszinierenderweise steht Joes Name drauf.

Und von da an verlaufen Realität und Phantasie ineinander zu einem bunten, verwirrenden Gemälde aus Worten und Reimen....!


Alan Garner haz einen ganz eingenen, wundersamen Schreibstil, er jongliert mit Worten, kreiert Poesie.
Es ist wirr , verwirrend, undurchsichtig . Zugleich wundersam, faszinierend, geheimnisvoll. Nichts ist wirklich. Alles Kurios . Surreal.

Ungemein provokant schreibt der britische Autor - und ich denke, entweder man liebt es oder man hasst es…
Traumwelten, Phantasien, alles erwacht zum Leben.
Joe Coppock - wie alt ist er? Und wieso lebt er allein? Einerseits erfährt man so gut wie keine Details über Treacle Walker und Joe Coppock,, andererseits weiß man viel über sie und lernt sie intensiv kennen.

Was sieht, ist gesehen.
Was drinnen ist, ist draußen. Und was draußen ist, ist drinnen

Ein schräges kleines Büchlein. Wortmelodie, purzelnde Sätze, nichtexistente Protagonisten - zumindest mit der Glamourie.

Spiegel vervielfachen Joes Welt, der Mann aus dem Sumpf gibt ganz andere Ratschläge als der Lumpensammler und Comicfiguren erwachen zum Leben.

Und dann ist man am Ende plötzlich - und nahezu unerwartet - viel schlauer als am Anfang und das Ganze ergibt einen tiefen Sinn - oder?!

Ich habe es tatsächlich zweimal direkt hintereinander gelesen und beim zweiten Durchgang so viel Neues entdeckt. Und bin mir sicher, beim dritten Lesen wird es wieder so sein...

Eine Art Märchen voller Gegensätze, phantastisch und verwirrend, enorm empfehlenswert für all jene Leserinnen und Leser, die aufgeschlossen und neugierig sind!

Bewertung vom 07.08.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Emotional, traurig und wunderschön - ein absolutes Lesehighlight!

"Paradise Garden" von Elena Fischer ist als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag bei Diogenes erschienen und umfasst 352 Seiten.

Billie lebt mit ihrer Mutter Marika in einer Hochhaussiedlung, sie wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, aber ihre Mutter ist warmherzig und liebevoll, die Beziehung der beiden zueinander innig und voller Wärme. Die beiden machen sich das Leben bunt und schön dank ihrer Kreativität und Phantasie, allein das verursacht beim Lesen ein wundervolles Gefühl.
Eines Tages taucht die ungarische Großmutter auf und bringt das Leben von Mutter und Tochter gehörig durcheinander. Dann stirbt Marika, und Billie begibt sich auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater und ihren Wurzeln...

Packend und faszinierend ist die überaus gelungene Mischung aus ernsten Themen und einem leichten Schreibstil, aus literarischer Erzählung und Gefühl. Humorvoll, warm und authentisch ist die Atmosphäre, die Elena Fischer in ihrem großartigen Debütroman erzeugt, zugleich traurig, bedrückend und sehr emotional.

Auch die Schreibweise der Autorin, die zeitlich springt und in angenehm kurzen Kapiteln sehr bildhaft und detailliert aus Billies Leben erzählt, hat mich definitiv überzeugt.

Billie hat mir sehr gefallen und ich habe bei ihrem Roadtrip wirklich mitgefiebert, da sie so dermaßen überzeugend herüberkommt...

Ein Roman, der mich sogartig mitgezogen hat und den ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Bewertung vom 03.08.2023
Ingenium
Trussoni, Danielle

Ingenium


ausgezeichnet

Außergewöhnlich und mega spannend!

"Ingenium. Das erste Rätsel" von Danielle Trussoni ist als Taschenbuch mit 432 Seiten bei Hoffmann und Campe erschienen. Das Cover ist klasse gemacht, der Farbschnitt gefällt mir super und das Merchandising des Verlags zum Buch ist ebenfalls großartig!

Mike Brink hat nach einem Sportunfall, bei dem er eine schwere Kopfverletzung erlitt, die seltene Begabung, komplexe Rätsel schnell und mühelos lösen zu können - das Savant-Syndrom. Jess Price, die als -angebliche?!- Mörderin im Gefängnis sitzt, die ihn über ihre Psychologin um Hilfe bittet, ist stumm und drückt sich über ihre Bilder aus, deren Rästel Mike entschlüsseln soll. Doch je mehr sich die Lösung zu offenbaren beginnt, desto gefährlicher wird es für Jess und ebenso für Mike...

Der Schreibstil der Autorin ist detailliert und bildhaft, ausserdem wird die außergewöhnliche Thematik aus unterschiedlichen Erzählperspektiven und auf verschiedenen Zeitebenen geschildert, was den Verlauf der Handlung rasant und spannend macht, so daß ich "Ingenium" am liebsten in einem Rutsch durchgelesen hätte.

Mike Brinks Begabung wird durch die Einblicke in seine Sicht- und Denkweisen sehr authentisch und intensiv beschrieben, was mich wirklich durchgehend gefesselt hat. Er ist nicht unbedingt der größte Sympathieträger, hat mir aber durch seine Besonderheiten sehr gefallen.
Auch Jess Price ist ein Charakter, der durch seine Eigenheiten besticht und eine Frau, über die man immer mehr wissen will bzw. wie und warum sie wirklich in die scheinbar ausweglose Lage geriet, in der sie sich befindet.

Die Rätsel werden von Danielle Trussoni detailliert vorgestellt und sind sowohl mathematisch als auch religiös und etwas mysteriös. Die religiöse Komponente ist speziell nicht so meine Welt, dennoch passte es perfekt in den Rahmen und konnte mich nichtsdestotrotz uneingeschränkt faszinieren und das miträtseln hat richtig Spaß gemacht.

Mein Fazit: Ein megaspannender, abwechslungsreicher Thriller mit außergewöhnlicher Thematik und etwas mystischen Elementen, der von Beginn an fesselt - ganz klare Leseempfehlung!!

Bewertung vom 23.05.2023
Die Zentrale / Laura Jacobs Bd.2
Etzold, Veit

Die Zentrale / Laura Jacobs Bd.2


ausgezeichnet

Zwischendrin etwas trocken und mit offenem Ende - konnte mich leider nicht ganz überzeugen...!

"Die Zentrale" von Veit Etzold ist als Taschenbuch mit 320 Seiten bei Droemer erschienen. Es handelt sich hier um Band 2 der Reihe um die Bankerin Laura Jacobs und es ist sinnvoll, Band 1 ebenfalls gelesen zu haben, jedoch nicht zwingend notwendig.

Laura wird nach dem durch ihr Agieren glimpflich verlaufenen Banküberfall befördert und kümmert sich nun in der Zentrale der BWG-Bank in Frankfurt um ein Spezialprojekt. Bald schon stößt sie bei ihren Recherchen auf Unregelmässigkeiten und je tiefer sie in die Materie gerät, desto brisanter wird das Ganze - vor allem für Laura selbst, denn plötzlich steht sie unter Mordverdacht...!

Klar, schreiben kann Dr. Veit Etzold großartig, in der Thematik ist er absolut firm und das beweist er auch in diesem Band. Wie gewohnt geht es kurz und knackig, rasant und schonungslos zur Sache und der Plot ist schlüssig und bestens durchdacht.

Das Finanzwesen wird hier eingehend beleuchtet und mir persönlich war das diesmal etwas zu viel, so dass ich die Lektüre stellenweise trotz allem als recht trocken empfunden habe. Andererseits sind Gier, Korruption und der Blick in menschliche Abgründe immer wieder spannend, so dass "Die Zentrale" insgesamt schon ein sehr unterhaltsamer Thriller ist, der vor allem auch mit seiner sympathischen, ehrgeizigen und begabten Protagonistin punktet. Und auch das Thema Geldwäsche ist packend und hochaktuell.

Lauras Widersacher hat seine Intrige gegen sie ausgesprochen klug eingefädelt, das hat mir wirklich gut gefallen.

Dennoch habe ich mich hier mit dem Lesen etwas schwergetan und recht lange gebraucht, um dem Finale nahezukommen. Um dann festzustellen, dass das Buch mit einem fiesen Cliffhanger endet und keineswegs alle offenen Fragen beantwortet werden - das mag ich leider so gar nicht. Reihen finde ich super, aber die einzelnen Fälle sollten in sich abgeschlossen sein, um mich zu überzeugen und vor allem am Ende zufriedenzustellen.

Mein Fazit: Leider konnte "Die Zentrale" mich persönlich nicht vollends überzeugen.

Bewertung vom 22.05.2023
Mit zitternden Händen
Persson Giolito, Malin

Mit zitternden Händen


sehr gut

Täter oder Opfer? Eindringlicher und bedrückender Brennpunktroman!

"Mit zitternden Händen" von Malin Persson Giolito ist als gebundenes Buch mit Schutzumschlag bei Lübbe erschienen und umfasst 448 Seiten.

Es handelt sich um einen bedrückenden, tragischen Roman über Jugendkriminalität, der in Stockholm, Schweden spielt, sich genauso gut aber fast überall auf der Welt zutragen könnte.

Billy und Dogge kennen sich, seitdem sie zusammen im Sandkasten gespielt haben. Obwohl sie aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten kommen, werden sie die besten Freunde.
Billy stammt aus einer Einwandererfamilie, die in einem "Ghettoviertel" lebt. Er wächst in Armut auf, aber seine Mutter Leila kümert sich liebevoll um ihre Kinder und trennt sich von ihrem Ehemann, als dieser regelmässig zu viel trinkt.
Dogge dagegen lebt mit seinen Eltern in einer Villa, hat immer die teursten Klamotten und bekommt materiell gesehen alles, was er nur haben möchte - allerdings haben seine Eltern nur wenig Interesse an ihm und widmen ihm kaum Aufmerksamkeit, so dass er vernächlässigt und in einer kalten, gefühlsarmen Atmosphäre aufwächst.

So ist es leider kaum verwunderlich, dass sich die beiden Jungen schon früh Mehdis Bande anschließen, wo sie akzeptiert werden und sich gebraucht fühlen. Als die kriminellen Handlungen jedoch mit der Zeit immer größere und schlimmere Ausmaße annehmen, will Billy aussteigen - und das hat tragische Folgen...!

Die Autorin hat einen sehr anschaulichen und detaillierten Schreibstil und versteht es zudem, eine ausgesprochen authentische Atmosphäre zu schaffen, die mich persönlich von Beginn an ganz tief mit ins Geschehen genommen und mit der lawinenartigen Entwicklung der tragischen Ereignisse quasi überrollt hat.
Der Plot ist so aufgebaut, dass gewisse Aspekte des tragischen Höhepunktes der Geschichte gleich zu Beginn offenbart werden, um dann in zwei unterschiedlichen, sich aufeinander zu bewegenden Zeitebenen und aus diversen Perspektiven ausführlich zu beleuchten, wie es dazu kommen konnte.

Es handelt sich hier um einen Brennpunktroman, dieser lässt sich flüssig lesen und zeigt die Defizite der Gesellschaft und die einfache Beeinflussbarkeit von Kindern und Jugendlichen eindringlich auf.

Dem Alter der Jungen entsprechend wird der Ton im Verlauf der Handlung rauer, obszöner, de Umgang mit Drogen selbstverständlicher, alles brutaler. Dadurch ist der Plot absolut realitätsnah.

Ihre Charaktere hat Malin Persson Giolito glaubhaft und überzeugend erschaffen, ich konnte stets mit ihnen mitfühlen und auch ich wenn weder für Billy noch für Dogge große Sympathien empfunden habe, hat mich das Ganze doch sehr beschäftigt.
Am liebsten mochte ich Farid und Sudden, die beide ganz spezielle Rollen innehaben.

Ich habe mich beim Lesen oftmals gefragt, wer hier Täter und wer Opfer ist. Kann man das überhaupt immer trennen? Oder wird ein Opfer zum Täter, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gibt?!

Einziger kleiner Kritikpunkt meinerseits: Zum Ende hin flaut die Spannung etwas ab, statt die Leserschaft nochmal zum Brennen zu bringen.

Mein Fazit: Ein eindringlicher und bedrückender Roman, der fesselt und zum Nachdenken anregt.

Eine wirklich lohnenswerte Lektüre!

Bewertung vom 17.04.2023
Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1
Ryan, Anthony

Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1


ausgezeichnet

Alwyn in der Welt der Gesetzlosen - sehr spannend und unterhaltsam!

"Der Paria - Der stählerne Bund 1" von Anthony Ryan ist als Hardcover mit Schutzumschlag bei der Hobbit Presse / Klett Cotta erschienen und bietet 720 Seiten Lesevergnügen.

Hauptperson und Erzähler ist Alwyn, ein Junge, der im Hurenhaus unerwünscht zur Welt kam und sich stets mehr oder weniger allein durchschlagen musste.
Nun gehört er zu einer Bande von Gesetzlosen, die im Wald lebt, von Überfallen und Gaunereien lebt und von Deckin angeführt wird.

Anthony Ryan hat eine ganz besondere Erzählweise, mit der er seine Leserschaft ganz tief in seinen Bann zu ziehen vermag.
Für mich war dies das erste Buch von Anthony Ryan, aber ganz sicher nicht das letzte!

Das Leben von Alwyn und der Bande ist ein stetiges, buntes Auf und Ab, und ein Verrat bringt ihn bald in Gefangenschaft. In den Erzminen muss er arbeiten und trifft dabei u.a. auf Shilda, die ihn das Lesen und Schreiben lehrt. Eine Flucht wird vonnöten, dabei trifft Alwyn auf Evaldine, eine Frau mit einer düsteren Ausstrahlung, die eine zentrale Rolle in seinem weiteren Leben spielen wird...

Das Setting des Romans ist mittelalterlich und die anfangs sehr spärlich gesetzten Fantasy-Elemente nehmen im letzten Viertel deutlich zu, nachdem die Grundlage für die Trilogie erschaffen und manifestiert wurde.

Anthony Ryan erschafft fast gemächlich, aber mit einer wunderbaren Tiefe eine einzigartige Atmosphäre, die mich direkt gefesselt und gar nicht mehr losgelassen hat! Aufgrund der Seitenzahl hat das Lesen zwar etwas länger gedauert, was aber ausschließlich am Zeitmangel lag - am Liebsten hätte ich den "Wälzer" gar nicht aus der Hand gelegt...!

Man darf allerdings nicht zu schwache Nerven haben, denn neben Komplotten, Kameradschaft, Zusammenhalt und Freiheitsliebe spielen auch diverse Kampfszenen, die nicht selten mit Mord und Totschlag einhergehen, eine tragende Rolle.
Alwyn ist auch in seinen jungen Jahren bereits äußerst gewieft mit der Klinge und ist auch im Umgang damit keineswegs zimperlich!
Dabei ist er aber keineswegs unsympathisch, sondern besticht mit seinen positiven Eigenschaften wie Loyalität, schauspielerischem Talent, einer sehr guten Beobachtungsgabe und Cleverness und konnte mich so ganz für sich einnehmen.
Auch die anderen Figuren hat der Autor lebendig und facettenreich erschaffen, so dass es vergnüglich und kurzweilig war, einen jeden von ihnen kennenzulernen und ihre Entwicklung durch Alwyns Augen mitzuerleben.

Ein toller Auftakt einer spannenden, unterhaltsamen und sehr lesenswerten Trilogie, ich freue mich bereits auf die Fortsetzung! :o)

Bewertung vom 17.04.2023
Südlich von Porto lauert der Tod
da Silva, Mariana

Südlich von Porto lauert der Tod


sehr gut

Rundum stimmiger Krimi, der Urlaubsstimmung aufkommen lässt!

"Südlich von Porto lauert der Tod" von Mariana da Silva ist als Taschenbuch bei Ullstein erschienen und bietet 336 Seiten atmosphärische und spannende Lektüre.

Das Cover ist landestypisch wunderschön gestaltet und auch das Innere des Buches behält dieses gelungene Design bei, womit die Grundstimmung bereits erzeugt wird.

Ria Almeida, Polizistin in Stuttgart, kehrt anlässlich der Beerdigung ihres Großvaters in den portugiesischen Küstenort Torreira, das Heimatdorf ihrer Eltern, zurück.
Nach der Bestattung will Ria noch vier Wochen Urlaub machen, doch diese Planung wird rasch vom Tod einer jungen Frau durchkreuzt. Die Annahme, diese könne an einer Bienenallergie gestorben sein, verflüchtigt sich, als deren Schwester einen nicht natürlichen Tod vermutet und die Leiche dann auch noch verschwindet.
Es geht eindeutig um Mord, und da der ortsansässige Polizist João, der Mann von Rias Cousine, keinerlei Erfahrung bei derlei Ermittlungen hat, unterstützt ihn Ria bei der Suche nach dem Mörder. Zwar wird noch ein erfahrener Polizist , Kommissar Batista aus Aveiro, hinzugezogen, Ria bleibt jedoch an den Ermittlungen dran...

Mariana da Silva hat eine sehr unterhaltsame, bildhafte Art zu erzählen und vermittelt die Atmosphäre in dem Atlantikdorf ausgesprochen authentisch.

Besonders gut gefallen haben mir jeweils die Kapitelüberschriften und -untertitel, in denen die Autorin Wissen über Land und Leute, Sitten und Gebräuche, Orte und Kulinarisches vermittelt.

Es handelt sich hier um einen geruhsamen, angenehmen Cozy Krimi, dessen Spannungsbogen sich eher gemächlich entwickelt.
So hat die Autorin einen klasse Krimi geschrieben, der besonders durch das aufkommende Urlaubsfeeling und die verlockende Region, in der die Handlung spielt, besticht.

Ria als Person war mir durchaus sympathisch, allerdings wirkt sie als Polizistin etwas unsicher und ist recht emotional. In Stuttgart hat sie sich ja degradieren lassen, jedoch bleibt das Warum etwas schwammig und man weiß nicht ganz genau, was ihr dort widerfahren ist.
Dieser Fall in der vertrauten, eher familiär geprägten Umgebung und ohne die bekannten Vorgesetzten verleiht Ria durchaus Stabilität und ich könnte mir sehr gut vorstellen, weitere Krimis mit ihr zu lesen, da ich ihre persönliche Entwicklung gern weiterverfolgen würde.
Ideal wäre es natürlich, sie würde sich gänzlich nach Portugal versetzen lassen, denn die Umgebung ist natürlich um Längen reizvoller als Stuttgart...!

Die weiteren Charaktere sind ebenfalls sehr gelungen und facettenreich, so dass eine angenehme Abwechslung aufkommt.

Insgesamt ein äußerst gelungener Krimi, der neben Spannung jede Menge Atmosphäre, Lokalkolorit und Urlaubsstimmung enthält - das Beste, um dem Alltag eine Weile zu entfliehen :o)

Bewertung vom 20.02.2023
Equilon
Raich, Sarah

Equilon


sehr gut

New Valley - "Schöne" neue Welt...!

"Equilon" von Sarah Raich ist als Jugendroman beim dtv Verlag erschienen und umfasst 400 Seiten. Das Cover ist toll gestaltet, sowohl die glanzvolle Umgebung des New Valley als auch der trostlose, düstere Rest der Erde kommen sowohl farblich als auch bildlich großartig zur Geltung.

Es handelt hier sich meiner Meinung nach um eine düstere, spannende Dystopie mit Thrillerelementen.

Jenna hat es geschafft, den Score für die "Eine Milliarde" zu knacken, der sie ins New Valley bringt. Sie hofft, dort bei dem Unternehmen Vero entscheidend an Equilon mitarbeiten zu können, der künstlichen Intelligenz, deren Algorithmen die Erde wieder zu einem bewohnbaren Planeten machen soll.

Die gesellschaftlichen Strukturen, wie wir sie kennen, gibt es schon längst nicht mehr, Klimawandel & Co. haben die Welt zerstört und nun gibt es nur noch die Grenzländer, die ums Überleben kämpfen müssen und wo Nahrung, Strom und Wasser keine Selbstverständlichkeiten sind!
So ist das New Valley für viele äußerst verlockend und Rivalität und Neid sind vorherrschende Charaktereigenschaften...

Je mehr Jenna hinter die Fassade des New Valley blickt, desto mehr wird deutlich, dass auch dort nicht alles Gold ist, was glänzt. Und ob es erstrebenswert ist, wenn eine künstliche Intelligenz über den Wert des Einzelnen entscheidet, ist ausgesprochen zweifelhaft.

Sarah Raich hat einen aufwühlenden und spannenden Roman geschrieben, der geradezu authentisch wirkt, denn die Handlung ist zwar dystopisch, aber durchaus nicht weit entfernt vom Bereich des Möglichen und dadurch wirklich erschreckend...

Der Schreibstil der Autorin ist sehr detailliert und bildhaft, so dass die krassen Gegensätze besonders gut herausgearbeitet werden. Dazu wird die Story abwechselnd aus den Perspektiven von Jenna im New Valley und Dorian, dem Grenzländer erzählt, was das Geschehen temporeich macht und besonders spannend, denn die Kapitel enden meist mit kleinen Cliffhangern, die die Leserschaft dazu bringen, das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen zu wollen.

Die Protagonisten Jenna und Dorian hätten gern noch etwas mehr Tiefe vertragen und wirken bisweilen etwas naiv, dennoch kann man sich gut in ihre Lage versetzen und fiebert deswegen stets mit.
Mir hat Maggie besonders gut gefallen, die nicht nur Dorian seinen Willen zu Überleben zurückgibt, sondern den ganzen Plot mit ihrer forschen, frechen Art auflockert und bereichert!

Ein Buch mit einem hohen Spannungsbogen, einem brisanten Thema und einer authentischen Erzählweise mit nur minimalen Schwächen - absolut empfehlenswert!