Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 388 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


ausgezeichnet

Vier Schwestern wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, werden von ihrer Mutter nach Holland eingeladen. Warum, weiß keine von ihnen und sie ergehen sich in wilden Spekulationen. Aber auch in Vorfreude, endlich wieder mit der Familie zusammen zu kommen. Denn in Bergen haben die Schwestern Doro, Yella, Helen und Amelie ihre schönsten Ferien verbringen dürfen. Bis zum Tod ihres Vaters...

Das Cover zeigt eine der vier Sommerschwestern. Sie steht dem Meer zugewandt, mit dem Rücken zum Betrachter. Sehnsuchtsvoll blickt sie in die Weite, ihr Körper scheint eine Mischung aus vergangenen Freuden, unsicherer Zukunft und Nachdenklichkeit auszudrücken. Ich finde es wunderschön, hätte aber mit einem lebhafteren Bild gerechnet und es auch schöner gefunden, statt des nachdenklichen. Trotzdem machte es mich neugierig auf das Buch und war mit ein Grund, warum ich nach diesem griff.

Monika Peetz schätze ich als Autorin sehr. Ich liebe ihre lockeren Schreibstil, der erst auf den zweiten Blick viel tiefgründiger ist, als gedacht. Sie schreibt lebendig und ich schaffte es auch hier wieder ohne Probleme, mich sofort in die vier Schwestern hineinzuversetzen und mit ihnen zu lachen und in Rätselraten ob der mysteriösen Einladung zu schwelgen. Monika Peetz erschafft eine Wohlfühlatmosphäre, der ich mich sehr gerne ergab. Die Autorin schreibt mal wohlig berührend, dann wieder schonungslos ehrlich mit einem Touch Verletztheit, aber immer mitreißend. Mir fiel es denkbar schwer, das Buch auch nur kurz aus der Hand zu legen und die Schwestern allein zu lassen.

Denn die vier Mädels sind Monika Peetz einfach großartig gelungen! Jede ist einzigartig und wenn es drauf ankommt, sind sie doch eine Einheit, so schwer es ihnen auch fallen mag. Doro als Älteste, hat auf den ersten Blick alles im Griff. Sie ist Kostümbildnerin, kleidet Stars und Sternchen ein und erledigt alles im Laufschritt; selbst ihre Ehe mit Fels in der Brandung Ludwig, Kindererziehung und telefonieren. Stillstand scheint für die Powerfrau ein no go zu sein. Yella ist ebenfalls Managerin. Allerdings von ihrem kleinen Familienunternehmen: Sie geht arbeiten, damit ihr Mann David seinen Roman beenden kann und kümmert sich um die gemeinsamen Söhne. Sie sieht sich gerne und oft in der Opferroll, da sie anscheinend alles alleine machen muss und keiner Rücksicht auf sie nimmt. Helen ist die nüchterne Wissenschaftlerin, die die Welt einzig durch ein Mikroskop zu betrachten scheint. Liebe ist auch nur ein chemischer Botenstoff, der durch den Körper pulst und hat nichts mit Herz zu tun. Doch als ihr Dauerfreund ihr einen Heiratsantrag macht, gerät ihre klar strukturierte Welt ins Wanken. Amelie lebt nur von heute auf morgen. Sie probiert alles, einfach alles aus, Bindungen in jeglicher Form sind ihr nicht geheuer und Geld hat man, oder eben nicht. Doch ist das ganze Leben wirklich nur Spaß und Tollerei?
Unterschiedlicher können Schwestern einfach nicht sein. Und doch bringt der Urlaub in Bergen sie näher zusammen, als sie jemals für möglich gehalten hätten. Neben des Rätselratens, warum ihre Mutter die Einladung aussprach, kommen Kindheitserinnerung hoch. Seit dem Unfalltod ihres Vaters waren die Frauen nicht mehr in Holland und jede scheint andere Erinnerungen an die Zeit zu haben. Doch eins eint sie: Sie sind die Sommerschwestern!

Mein Fazit

Locker, leicht, lebendig! Und doch voller Tiefgang und Gefühlen. Wie der Sommer eben! Ich liebe dieses Buch einfach!

Bewertung vom 07.04.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


sehr gut

Maserati hilft ihrer Großmutter, die gemeinsame Gaststätte am Laufen zu halten. Während Oma in der Küche steht, bedient Maserati die Kunden und hält kleine Pläuschchen mit ihnen; ob sie will oder nicht. Die Gaststätte ich alles, was die beiden haben. Als eine neue Familie die Nachbarsvilla kauft, ist es vorbei mit der Ruhe und dem Frieden. Theo und Caspar treten in Maseratis Leben und bringen es gehörig durcheinander. Denn Maserati versucht unter dem Radar zu bleiben; wegen ihrer Mutter, aber besonders wegen ihrer Oma, für die jede Aufregung Gift ist.

Alina Bronskys Schreibstil gefällt mir sehr gut. Sie schreibt lebendig, spannend und macht Lust auf mehr! Allein der ungewöhnliche Name Maserati weckte meine Interesse an der jungen Frau, von ihrer herrlich geheimnisvollen Ader ganz zu schweigen. Sie gibt sich wortkarg und eigenbrödlerisch und möchte die neu hinzugezogenen Nachbarsjungen Theo und Caspar damit abschrecken. Doch das Gegenteil geschieht, denn Maserati weckt genau dadurch das Interesse der Jungs. Das Wunder geschieht, Maserati gönnt sich den Traum von Unbeschwertheit; zumindest einen Sommer lang. Sie gibt sich genauso jung, wie sie eigentlich auf dem Papier ist! Doch die Verantwortung drückt das junge Mädchen immer wieder nieder; ihre Mutter ist von Skandalen umweht, ihren Bruder kennt sie kaum und Oma leidet unter einer beginnenden Demenz, die ihre hässlichen Krallen immer tiefer und tiefer in die Familie schlägt. All dies versucht Maserati allein zu stemmen, sie kann und will keine Hilfe von anderen annehmen.

Mit Maserati hat Alina Bronsky eine wunderbare Heldin geschaffen, die mir schnell nahbar wurde, wie eine gute Bekannte. Denn Maserati hat kein Schicksal, was weit entfernt irgendwie eventuell vielleicht mal jemanden treffen könnte, sondern sie ist im hier und jetzt. Ob das Buch in Europa, Amerika oder sonst wo spielt, ist einerlei. Einzig das Leben dieses jungen Mädchens steht im Vordergrund. Ihre Leiden, ihr Lachen, ihr Leben und ja, auch die Unbesiegbarkeit und Unsterblichkeit der Jugend. Zwischen all ihren Sorgen, Nöten und Ängsten lässt Maserati die Unbeschwertheit eines Sommers zu. Wohin sie der Weg führen wird, ob in ein schönes oder ein tragisches Leben, bleibt genauso offen, wie dein und mein Leben. Alina Bronsky zeigt Möglichkeiten auf, den Weg beschreiten muss die Protagonistin selber. Sie bekommt alles nötige an die Hand, die Tür öffnen und hindurchschreiten, ist ihr überlassen.

Mein Fazit

Ein Buch über die Geschichte eines Sommers - eines Lebens und vielen Möglichkeiten, die genutzt werden können. Ein ganz nah Buch, das mich berührt und verzaubert hat.

Bewertung vom 01.04.2022
Leo und Dora
Krup, Agnes

Leo und Dora


ausgezeichnet

Alma und Hugo Liebreich haben Leopold Perlstein in ihr Landhaus nach Connecticut eingeladen, damit er endlich sein Buch beenden kann. Denn der passionierte Schriftsteller leidet unter einer Schreibblockade. Doch es kommt alles anders, als gedacht: Es fängt schon damit an, dass er nach einer wahrlich anstrengenden Zugreise nicht in das Landhaus kann; Es ist abgebrannt - Eine Nacht zuvor. Und so landet Leo bei Dora in der Pension Roxy.

Agnes Krup hat einen erfrischenden, lustigen und schönen Schreibstil. Ich gebe zu, dass mich das Thema und das Buch zu Anfang nicht so recht angesprochen haben, aber mit jeder gelesenen Seite wuchs mein Interesse an diesem herrlichen Buch! Die Autorin schreibt beschwingt, mit Situationskomik und doch tragisch. Eine interessante und außergewöhnliche Mischung. Und diese wird bei Leo und Dora auch benötigt, denn allein diese beiden Menschen, haben mehr Würze, als ich seit langem an Charakteren gelesen habe.
Beide versuchen einen Traum zu leben, müssen aber stets einen Kampf gegen die Realität führen. Mit einfühlsamen Worten schildert die Autorin diesen Kampf, den jeder von uns täglich mehr oder weniger führt: Das Leben. Oft weicht die Wirklichkeit von unseren Träumen ab; die Kunst ist, an seinen Träumen festzuhalten und sie trotz aller Widrigkeiten zu leben. Leo und Dora reichen sich unfreiwillig die helfenden Hand. Unfreiwillig, da beide in ihrer eigenen Welt des Scheiterns gefangen sind und einen kleinen Flecken des Glücks eisern verteidigen. Dabei erkennen sie erst spät, dass genau dieses Beharren, diese Sturheit, den anderen nicht nur reizt, sondern hilft!
Unfreiwillig strecken sie gegenseitig die Hand nach dem anderen aus und das Wunder geschieht: Beiden verletzten Seelen wird geholfen! Agnes Krup schreibt über zwei Menschen und einen kleinen Ort mit einer noch kleineren Pension. Und trotzdem umfasst das Buch die ganze Welt, da Dora und Leo stellvertretend für so viele Menschen stehen kann. Ohne Probleme konnte ich mich in sie hineinversetzen, ihre Gefühle nachempfinden, mit ihnen lachen und leiden. Selbst die wunderschön beschriebene Landschaft, umfing mich wie eine Wohlfühldecke; eine Landschaft die einzigartig und doch überall sein könnte.

Mein Fazit
Ein Buch über das Festhalten von Träumen und das Leben. Einfühlsam, berührend und wunderschön! Mein erstes Lese-Highlight 2022!

Bewertung vom 29.03.2022
Zwischen Himmel und Meer
Fredriksson, Anna

Zwischen Himmel und Meer


gut

Völlig überraschend verstirbt Onkel Ake. Für die ganze Familie ein Schock, denn so sind sie gezwungen, aufeinander zu treffen. Während es den einen freut, ist es dem anderen ein Graus. Denn neben Verletztheit prägen auch Geheimnisse den Frieden. Drei Frauen, drei Geschichten, drei Hoffnungen, ein kleiner Ort an der Ostsee.

Das Cover zeigt ein knallrotes Holzhaus, an dessen Zaun ein Hinweis auf ein Bed & Breakfast ist. Der blühende Garten umspielt das Haus, eine bunte Blumenwiese ist im Vordergrund zu sehen. Ich finde es wunderschön und sehr ansprechend zum Titel des Buches gewählt. Einen Zusammenhang zum Inhalt des Buches konnte ich leider kaum erkennen, da ich mir Akes Kapitänshaus und seinen Garten mit den blühenden Rosen und Apfelbäumen anders vorgestellt habe. Trotzdem lädt es zum Träumen ein.

Anna Fredriksson erster Teil der Jahreszeiten-Saga hat mir sehr gut gefallen. Sie schreibt flüssig, bewegend und erschafft eine angenehme Wohlfühl-Atmosphäre. Während Sally in einer Kneipe arbeitet, deren schaler Duft fast bis zu mir durchdringen konnte und ich ihre Verzweiflung spürte, scheint es ihrer Tochter Josefin besser ergangen zu sein. Denn sie lebt in und mit der Natur und bewirtschaftet einen Bauernhof in dem kleinen Ort Kivik an der Ostsee. Doch auch sie ist verzweifelt, nur wegen anderer Dinge. Was beiden Freuen gemein ist, sie bangen vor dem Zusammentreffen mit der jeweils anderen. Als dritte im Bunde, Oma und Mutter Vanja; auch sie fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut und mit ihrem Leben. Drei Frauen, drei Schicksale und alle durch Familienbande eng verbunden und könnten sich nicht weiter voneinander entfernt haben.

Anna Fredriksson lebt, leidet und lacht mit ihren drei außergewöhnlichen Protagonistinnen. Jede Frau ist unterschiedlich, geprägt von ihrem Leben und ihrem Schicksal und doch könnten sie nicht enger verbunden sein: Blut ist eben dicker als Wasser.
Mit Vanja nimmt die tragische Geschichte ihren Anfang. Als diese ihre Tochter Sally zur Welt bringt, scheint alles wunderbar. Sie liebt ihren Mann, ihr Leben, ihr Kind. Und doch machen sich Depressionen breit, Überforderung, Zukunftsängste. Ganz Kind ihrer Zeit in den wilden 69' Jahren, scheint das Leben ohne Anhang mehr zu bieten, als die biedere Alternative mit Mann und Kind. Doch schnell wird klar, dass Vanja eine verlorene Seele ist, ohne Ruhepunkt. Selbst in ihrem jetzt hohen Alter wirkt sie rastlos und getrieben.
Ganz im Gegensatz zu ihrer Enkelin Josefin, die mit ihrem Lebensgefährten Harald als Selbstversorger auf einem Bauernhof lebt. Ursprünglicher und bodenständiger geht es kaum. Und doch ist diese Bodenständigkeit nur Fassade. Unter der Oberfläche brodelt es.
Das Bindeglied ist Vanjas Tochter Sally. Als Kind von der Mutter verlassen, will sie ihrer Tochter Josefin die Mutter sein, die ihr immer gefehlt hat. Doch als Sally sich eines Tages zwischen Mann und Kind entscheiden muss, trifft sie die falsche Wahl. Jetzt, Jahre später, erkennt sie ihren Fehler.

Drei wirklich tolle Frauen auf der Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Basis, ihrem Halt im Leben. Eine schöne Geschichte, die mich fesselte. Hin und wieder erschien es mir etwas holprig und die Gedankensprünge der Protagonisten stürmisch, aber auch sehr unterhaltsam. Ich bin auf den nächsten Teil der Saga gespannt!

Mein Fazit
Anna Fredriksson erschafft nicht nur eine tolle und lesenswerte Umgebung, sondern auch Spannung, die die Zeilen wie nichts an mir verbeirauschen ließen.

Bewertung vom 20.03.2022
Die kleine Buchhandlung im alten Postamt
Lucas, Rachael

Die kleine Buchhandlung im alten Postamt


sehr gut

Auf der Beerdigung ihrer Tante Jess, findet Hannah endlich Zeit, sich mit ihrer Cousine Beth zu unterhalten. Beide Frauen sehnen sich nach einer Veränderung in ihrem Leben und so bietet Beth Hannah an, ihren Laden zu übernehmen. Ehemann Phil ist beruflich permanent unterwegs und Sohn Ben oft in Schwierigkeiten. Warum keinen Neuanfang wagen? Kurzentschlossen klärt Hannah alles, bricht ihre Zelte in Manchester ab und zieht in das kleine Dörfchen Little Maudley, wo ihr rebellischer Sohn vor schlechten Einflüssen sich ganz seinem Fu0ball und Hannah sich ganz ihrer Liebe zu Büchern widmen kann.

Rachael Lucas Schreibstil hat mir gut gefallen. Munter, witzig und voller Elan schildert die Autorin das Leben von Hannah Reynolds. Oft gescheitert und doch viel gewonnen, scheint sie an einem Scheideweg zu stehen. Ich denke, dass es jedem von uns schon mal so ergangen ist und ich deshalb direkt einen guten Draht zu ihr aufbauen konnte. Mit ihrem lebendigen Stil schaffte es die Autorin mühelos, mir das Örtchen Little Maudley und seine Bewohner zu zeigen und mich dort einzufinden. Ich liebe beschauliche, oder besser gesagt, übersichtliche Orte, an denen jeder Platz zum Atmen findet, aber das Gemeinschaftsgefühl groß geschrieben wird. Das Buch lebt von den kleinen Dramen des Lebens, aber auch von seinen schönen Seiten. Für mich war es einfach zum Durchatmen und genießen. Die geschilderten Probleme, ob in der Nachbarschaft, beim Einleben in einem neuen Beruf oder in der Schule, Freunde finden und einfach das Leben zu meistern, waren vorhanden und nachvollziehbar, aber nicht so tiefgreifend, dass es mich nachhaltig belastet hätte. Ein einfach ruhiger, aber schöner Roman, den ich in vollen Zügen genoss.

Die Protagonisten sind Rachael Lucas authentisch gelungen. Egal zu wem, ich konnte eine Beziehung zu ihnen aufbauen und ihre Handlungen nachvollziehen. Ob das der rebellische Sohn Ben ist, der seine Grenzen austesten möchte; der Ex-Fußballstar Jake Lovatt, der ein Leben abseits des Rummels führen möchte; oder Hannah, die viel zu früh geheiratet hat und jetzt erkennt, dass das Leben mehr zu bieten hat, als sie dachte. Ich mag sie einfach alle und las mit einem Schmunzeln über Probleme, die einfach jeder kennt und nachvollziehen kann. Gerade deswegen wirkt das Buch so warmherzig und lebensnah auf mich.

Mein Fazit
Ein Buch zum Durchatmen und Genießen. Kurzweilig und schön geschrieben!

Bewertung vom 14.03.2022
Das Fundbüro der verlorenen Träume
Paris, Helen Frances

Das Fundbüro der verlorenen Träume


gut

Nach einem schweren Schicksalsschlag arbeitet Dot Watson in einem Fundbüro der Londoner Verkehrsbetriebe. Hier sortiert sie Fundstücke, katalogisiert sie und wartet darauf, Gefundenes mit ihren Besitzern vereinen zu können. Dot schwelgt in den erdachten Geschichten der Gegenstände, die ihr heilig und wichtig sind. Doch die Ruhe wird gestört, als sie einen neuen Chef bekommt, der alles effizienter gestalten will. Mal wieder wird Dots Leben auf links gedreht und es ist fraglich, ob sie den Absprung in ein erfülltes Leben diesmal schaffen wird.

Das Cover zeigt das fliederblaue Damenportemonnaie und eine wunderschöne erblühte Tulpe von Mr. Appleby. Da der Inhalt des Buches sich um diese Gegenstände dreht, finde ich sie als gewähltes Coverbild wunderbar! Und auch sehr passend, denn ich hätte mir nichts schöneres als Zeichen der Vergänglichkeit und des Aufbruchs vorstellen können!

Helen Frances Paris schildert das recht eintönige Leben von Dot Watson. Einer Frau, die nach einem harten Schicksalsschlag den Boden unter den Füßen verliert. Dot lebt ihr geregeltes Leben und liebt die Sicherheit, die ihr dies bietet. Denn sie weiß, bricht sie aus dem Alltagstrott aus und genießt ihr Leben, geschieht ein Unglück. Nicht ihr, aber ihren Angehörigen. Sie fühlt sich verantwortlich für den Tod ihres geliebten Vaters und den Unfall ihrer Mutter. Zwei Ereignisse, die sie nicht hätte verhindern können und trotzdem erstickt sie fast an Schuldgefühlen und geißelt sich selbst mit Verzicht. Ich fühlte mich beim Lesen von der Trauer und der Schuld wie erschlagen und vermisste eine gewisse Lebendigkeit im Schreibstil, auf die ich gehofft hatte.

Immer wieder dachte ich, dass mit diversen Ereignissen und Begebenheiten, die in Dots Leben eintreffen, eine Wendung herbeigeführt wird, aber es dauert lange, bis Dot das Leben zu lässt. Trotzdem fand ich es schön, wie Helen Frances Paris den inneren Kampf von Dot, die Trauer und die keimende Hoffnung und den Hunger nach Leben schildert. Für meinen Geschmack zu ruhig, zu intensiv, aber immer noch schön. Dot ist eine warmherzige Person, die von vielen Mitmenschen geachtet und geschätzt wird. Sympathisch an ihr ist, dass ihr gar nicht bewusst wird, was für einen Eindruck sie wirklich hinterlässt.

Mein Fazit
Ich hatte mir das Buch intensiver und interessanter vorgestellt.

Bewertung vom 13.03.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


weniger gut

Nach dem Tod seiner Mutter, seiner Frau und seines Sohnes, bleibt Terence Cave nur noch seine Tochter Bryony. Sein oberstes Ziel: Sein Herzblatt beschützen, kostes es, was es wolle. Auch wenn er damit das Leben seiner Tochter zugrunde richtet; ihr darf einfach nichts passieren!

Das Cover finde ich wunderschön und liebevoll gestaltet. Es zeigt Bryony, die von ihrem Vater - nicht nur im übertragenen Sinne - in einem Käfig gehalten wird. Seine Hand hält und schützt den Käfig. Auf der einen Seite zeigt es die Fürsorge und Liebe eines Vaters, auf der anderen zeugt das Bild allerdings auch von einer beklemmenden Angst. Einem Besitzdenken, das für keine Seite gut ist.

Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt habe, das war es zumindest nicht. Matt Haig macht einen Ausflug in die Abgründe menschlichen Empfindens; Eine Reise in den Wahnsinn einer zu tiefst verletzten und gebrochenen Seele. Dass Trauer einen Menschen zerstören kann, glaube ich! Und an Terence Cave konnte man jegliche Phase dieser beobachten. Trauer, Verzweiflung, Leugnung, Wut. Und als Terence Seele keinen Halt mehr fand, einen Absturz in den Wahnsinn, der gut verborgen vor sich selbst immer tiefere und verstörende Formen annahm.
Ja, ich gebe es zu: Dieses Buch machte mir Angst. Ich schätze Matt Haigs gefühlvollen, einfühlsamen und bewegenden Schreibstil, der in jedem Werk das Innere seiner Leser berührt und zum Nachdenken anregt. Auch die ihm eigene Lebendigkeit in seinen Zeilen und Protagonisten schätze ich sehr. Dieses Werk jedoch, fand ich sehr grausam. Terence verliert seine Mutter, seine geliebte Ehefrau und sogar seinen Sohn, kein Wunder, dass er daran zerbricht! Allein die Vorstellung ist unfassbar grausam. Und den langsamen und später immer schneller fortschreitenden Verfall zu sehen, den keiner auffangen kann, ist noch viel schlimmer! Guckt die Gesellschaft in Form von Verwandten, Freunden und Bekannten nur zu und lassen es geschehen, oder ist Terence wirklich so ein guter Schauspieler, dass keiner das Unglück kommen sieht?

Oft konnte und wollte ich Terence Handlungen nicht nachvollziehen. Ich denke, dass alle Eltern ihre Kinder schützen wollen vor schädlichen Einflüssen wie falschen Freunden, Alkohol oder unsinnigen Erfahrungen. Aber wo beginnt Fürsorge und wo die Obsession und der Wahnsinn? Geschrieben ist das Buch einzig aus der Sicht Terences, der in nackte Panik verfällt, je länger er mit seiner Tochter alleine ist. An seiner Seite befindet sich zwar noch seine Schwiegermutter Cynthia, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen will, doch selbst sie dringt nicht mehr zu ihm durch. Ob Cynthia hilflos zu sieht, ob des geistigen Verfalls Terences, oder ob sie versucht aktiv einzugreifen, wird mir nicht klar. Offensichtlich hingegen ist, dass die Abwärtsspirale nicht mehr aufgehalten werden kann.


Mein Fazit
Mich konnte das Buch nicht begeistern, sonder eher erschrecken. Für mich zu viel menschliche Abgründe.

Bewertung vom 04.03.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


sehr gut

Mollys größtes Ziel ist es, ein Zimmer in einen Zustand der Perfektion zurückzuversetzen! Eine leichte und schöne Aufgabe, denn Molly ist Zimmermädchen im renommierten Regency Grand Hotel und liebt ihren Beruf über alles! Wären da nicht die kleinen und großen Stolperfallen des Lebens, die ihre Mitmenschen ihr in den Weg legen. Denn Molly sieht die Welt anders als andere und wird von der Welt auch anders wahr genommen. Als ein Mord geschieht, ist Molly eine Zeugin - und wird schnell als Täterin abgestempelt. Aber...

Nita Prose hat einen außergewöhnlichen Krimi geschaffen! Spannung, was fürs Herz und eine individuelle Weltanschauung prägen ihren Roman, der mit interessanten und einzigartigen Persönlichkeiten punkten kann. Die Handlung an sich ist eigentlich schnell erzählt: Ein reicher Gast wird im Regency Grand Hotel ermordet aufgefunden. Ermittlungen beginnen und schnell gerät das Zimmermädchen Molly in Verdacht. Erst nach und nach offenbaren sich die ganzen schmutzigen Geheimnisse, die hinter der sauberen Fassade des noblen Hotels verborgen werden. Es machte mir sehr viel Spaß, diese aufzudecken und hinter dunkle Ecken zu blicken, da die Geschehnisse eigentlich klar waren. Aber Offenheit ist eben das beste Versteck!

Fast gerät die Mordermittlung in den Hintergrund, Dank der schillernden und lebendigen Charaktere, die Nita Prose geschaffen hat! Die Heldin Molly the Maid als gute Seele allen voran. Selbst in einer Mordermittlung gegen sich selber, behält sie die Ruhe und blickt offen in die Zukunft, statt sich von Panik überrennen zu lassen. Mein liebster Satz in diesem Buch war: Wir sind alle gleich, nur auf unterschiedliche Weise. Ich denke, dass dieser kurze Satz, Molly perfekt beschreibt! Andere hingegen sollten sich dies verinnerlichen. Ganz besonders Detective Stark, die in Molly ein schneller und dankbares Opfer ihrer Ermittlungen gesehen hat. Aber selbst die taffe Polizistin muss sich Mollys Herzlichkeit beugen. Ja, ich gebe es zu: Auch ich gehörte zu den Menschen, die über Molly the Maid gelächelt haben. Ihre einzigartige Art die Welt zu sehen, ist aber auch wirklich speziell. Nita Prose zeigt dies mit wenigen Worten: Liebevoll, bedächtig, aber eben auch schonungslos ehrlich. Molly wird nicht von jedem gemocht; sie mag allerdings auch nicht jeden. Allerdings besitzt sie die unglaubliche Fähigkeit des Anstands und zeigt ihre Verachtung nicht jedem. Von ihrer Großmutter wurde sie zu einem sehr bodenständigen Menschen erzogen, der weiß, wo ihr Platz im Leben ist. Sie strebt nach Höherem, kennt aber auch ihre Grenzen. Nach und nach klärte sich mein Blick und mir wurde bewusst, was für eine feine, einfühlsame und integre Person Molly ist.
Besonders verliebt habe ich mich in den Chef des Hotels, Mr. Snow. Ich konnte ihn mir bildlich vorstellen, wie er voller Stolz seine Mitarbeiter managet und es liebt, wenn alles wie am Schnürchen läuft. Und wie seine Mine zu entgleisen droht, als dem mal nicht so ist; was Unvorhergesehenes mit einem Menschen wie ihm anrichtet. Seine Person brachte mich mehr zum Schmunzeln, als alle anderen! Auch wenn Rodeney den perfekten Bösewicht abgab oder auch Detective Stark in ihrer Rolle als kauzige Polizistin absolut glänzte.

Mein Fazit
Ein sehr gelungener und unterhaltsamer Krimi, der mich mit seinen schillernden Persönlichkeiten schnell überzeugen konnte!

Bewertung vom 27.02.2022
Solange es ein Morgen gibt
Price, Laura

Solange es ein Morgen gibt


sehr gut

Jess ist gerade dabei, all ihre Träume zu erfüllen! Ihr neuer Job bei als Chefredakteurin der Frauenzeitschrift Luxxe ist kein Zufall, sondern ihrer harten Arbeit und ihres Durchsetzungsvermögen geschuldet. Unterstützt wird sie durch ihren Lebensgefährten und Verlobten Johnny, mit dem einfach alles himmlisch läuft. Jess' Freundeskreis ist groß und ihre Freundinnen stehen zu ihr.
Bis plötzlich alles ein abruptes Ende findet: Bei Jess wird Brustkrebs diagnostiziert, Johnny hat sie betrogen und ihre Freundinnen leben ihr Leben mit Hochzeit und Kinderwunsch ohne sie weiter. Doch wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue.

Laura Price hat mit ihrem Roman ein Kleinod geschaffen, dass mich von der ersten Seite an begeisterte. Sie schreibt lustig, modern, voller Elan, Witz und Esprit! Ich plumpste förmlich in die Welt der Mode, der Schnelllebigkeit von Redakteuren und Nachrichten, der Influencer und Postings. Und gleichzeitig in die Welt einer Krebspatientin. Was richtet die Diagnose mit einem Leben an und wie geht eine junge Frau damit um. Laura Price hat mir Jess' inneren und äußeren Kampf gegen diese bösartige Krankheit nahe gebracht und mir Einblicke in eine starke Charakterfrau gezeigt, die auch ruhig mal zweifeln darf; an sich, an der Welt, an allem.
An manchen Stellen fand ich das Geschehene überzogen, ober besser gesagt, für mich schwer vorstellbar. Jess leidet unter der Trennung von Johnny, ihrer Krebsdiagnose und der daraus resultierenden Folgen einer Chemotherapie und hat Zukunftsängste, da ihre Mutter an Krebs gestorben ist. Und gleichzeitig will sie ihren neuen Job als Chefredakteurin nicht aufgeben. Ganz im Gegenteil, sie arbeitet mehr und schreibt sogar einen Blog, in dem sie von ihren Erfahrungen bei Online-Datings berichtet. Selbst als gesunder Mensch, kann ich mir diesen Arbeitsmarathon nicht recht vorstellen, ganz zu schweigen, wenn man krank ist. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch einräumen, dass mir dies beim Lesen nicht aufgefallen ist, sondern erst bei der Reflektion des Buches. Während des Lesens genoss ich einfach den schnellen Schreibstil und die Lebendigkeit. Und ja, auch schallend gelacht habe ich, über meine merkwürdigen Mitmenschen, denen Jess begegnet.

Und dann wird Laura Price still und einfühlsam. Dann, als Jess Annabel kennen und lieben lernt. Annabel leidet auch unter Krebs. Unheilbar. Und doch findet sie Kraft und Lebensfreude in jedem Atemzug und rührte mich zu Tränen. Gerne möchte ich daran glauben, dass es so starke Menschen gibt, die Glück überall finden können. Annabel zeigt Jess wie Freude geht, mit Hilfe ihres Bruders und des Chemo-Clubs. Jess ist eh schon ein gutmütiger und netter Mensch, scheint ihre Prioritäten jedoch aus den Augen verloren zu haben. Mit Annabel findet sie ihr inneres Gleichgewicht wieder.
Ich kann nicht sagen, welcher Charakter mir besser gefallen hat. Ich liebe Annabel und Jess gleichermaßen, da beide Schicksale so unterschiedlich sind und die Frauen dementsprechend auch.

Mein Fazit
Ich liebe dieses Buch! Ich habe gelacht, war geschockt, geheult wie ein Schlosshund und wurde zum Nachdenken angeregt. Eine Bandbreite der Gefühle in nur einem Buch. Danke Laura Price!

Bewertung vom 26.02.2022
Jeder Tag für dich
Greaves, Abbie

Jeder Tag für dich


gut

Seit sieben Jahren ist Jim verschwunden. Seit sieben Jahren steht Mary jeden Tag am Bahnhof Ealing Broadway und hält ein Schild mit der Aufschrift:

Komm nach Hause Jim

hoch. Sieben qualvolle Jahre voller Bangen, Hoffnung und Sehnsucht. Bis durch Zufall die Lokalreporterin Alice in ihr Leben tritt. Alice ist jung, voller Träume und Hoffnungen und beschließt, Jim für Mary zu finden.

Schon der Klapptext bescherte mir einen dicken Kloß im Hals. Und die zärtlichen Worte von Abbie Greaves taten ihr übriges. Es fiel mir unglaublich leicht, mich in die Geschichte einzufinden und mich ihr hinzugeben. Jedes Wort saugte ich wie ein Schwamm auf und hatte dadurch das Gefühl, Mary nicht nur nah zu sein, sondern ihr meine Hilfe anzubieten. Zu gerne hätte ich ihre Hand genommen und ihr Kraft, Mut und Zuversicht geschenkt; musste dies jedoch Alice überlassen. Anfangs blickte ich eher misstrauisch auf die sich anbahnende Freundschaft zwischen den beiden Frauen, da Alice nicht ehrlich ist. Oder besser gesagt die Wahrheit verschweigt. Doch Dank des liebevollen Schreibstils von Abbie Greaves, konnte ich meine Bedenken zur Seite schieben und das Gewesene und das Ist einfach auf mich zukommen lassen.
Mary erzählt ihr Geschichte aus zwei Perspektiven. Aus dem quälenden Jetzt und dem glücklichen Damals. Doch so glücklich scheint die Vergangenheit nicht gewesen zu sein, wenn der Blick hinter die Kulissen gelingt. Mary gelingt dieser Blick nicht; sie kann und will Jim nicht los lassen.
Alice scheint mit ihrer Vergangenheit Marys Schwester im Geiste zu sein, denn auch sie hat jemanden verloren. Anders, aber ein Verlust ist immer schmerzhaft und die Selbstzweifel können einen schier auffressen.
Schön fand ich, dass Abbie Greaves den Finger zwar geschickt in die Wund legt und aufzeigt, was Verlust mit einem Menschen, einer verletzten Seele macht, aber irgendwie wirkt es auf mich wertfrei. Während der eine die Kurve schnell bekommt, nimmt der andere lieber die längere und schmerzhafterer Schotterpiste. Beide Wege sind richtig und gut, kommt man am Ende ans Ziel.
Und doch fehlte mir zum Schluss hin mein Wohlfühlmoment. Ich kann den genauen Moment nicht benennen, wann mich die Autorin verlor, aber sie hat es getan. Tiefe Gefühle und Sehnsüchte, ein romantischer und schöner Schreibstil und plötzlich gab es einen Knick. Ich verlor das Interesse. Vielleicht, weil der Fokus sich von Mary und Alice zu sehr auf andere Dinge verschob. Was für mich grandios begann, flachte sich leider ab.

Mein Fazit
Ein Satz in dem Buch ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben, da er mich tief berührt hat: Wie kann sie ihnen klarmachen, dass ihr nicht etwa ein Zuhause fehlt, sondern der Mensch, der ihr Zuhause sein sollte? Eine Buch voller Gefühle!