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Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 385 Bewertungen
Bewertung vom 29.03.2022
Zwischen Himmel und Meer
Fredriksson, Anna

Zwischen Himmel und Meer


gut

Völlig überraschend verstirbt Onkel Ake. Für die ganze Familie ein Schock, denn so sind sie gezwungen, aufeinander zu treffen. Während es den einen freut, ist es dem anderen ein Graus. Denn neben Verletztheit prägen auch Geheimnisse den Frieden. Drei Frauen, drei Geschichten, drei Hoffnungen, ein kleiner Ort an der Ostsee.

Das Cover zeigt ein knallrotes Holzhaus, an dessen Zaun ein Hinweis auf ein Bed & Breakfast ist. Der blühende Garten umspielt das Haus, eine bunte Blumenwiese ist im Vordergrund zu sehen. Ich finde es wunderschön und sehr ansprechend zum Titel des Buches gewählt. Einen Zusammenhang zum Inhalt des Buches konnte ich leider kaum erkennen, da ich mir Akes Kapitänshaus und seinen Garten mit den blühenden Rosen und Apfelbäumen anders vorgestellt habe. Trotzdem lädt es zum Träumen ein.

Anna Fredriksson erster Teil der Jahreszeiten-Saga hat mir sehr gut gefallen. Sie schreibt flüssig, bewegend und erschafft eine angenehme Wohlfühl-Atmosphäre. Während Sally in einer Kneipe arbeitet, deren schaler Duft fast bis zu mir durchdringen konnte und ich ihre Verzweiflung spürte, scheint es ihrer Tochter Josefin besser ergangen zu sein. Denn sie lebt in und mit der Natur und bewirtschaftet einen Bauernhof in dem kleinen Ort Kivik an der Ostsee. Doch auch sie ist verzweifelt, nur wegen anderer Dinge. Was beiden Freuen gemein ist, sie bangen vor dem Zusammentreffen mit der jeweils anderen. Als dritte im Bunde, Oma und Mutter Vanja; auch sie fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut und mit ihrem Leben. Drei Frauen, drei Schicksale und alle durch Familienbande eng verbunden und könnten sich nicht weiter voneinander entfernt haben.

Anna Fredriksson lebt, leidet und lacht mit ihren drei außergewöhnlichen Protagonistinnen. Jede Frau ist unterschiedlich, geprägt von ihrem Leben und ihrem Schicksal und doch könnten sie nicht enger verbunden sein: Blut ist eben dicker als Wasser.
Mit Vanja nimmt die tragische Geschichte ihren Anfang. Als diese ihre Tochter Sally zur Welt bringt, scheint alles wunderbar. Sie liebt ihren Mann, ihr Leben, ihr Kind. Und doch machen sich Depressionen breit, Überforderung, Zukunftsängste. Ganz Kind ihrer Zeit in den wilden 69' Jahren, scheint das Leben ohne Anhang mehr zu bieten, als die biedere Alternative mit Mann und Kind. Doch schnell wird klar, dass Vanja eine verlorene Seele ist, ohne Ruhepunkt. Selbst in ihrem jetzt hohen Alter wirkt sie rastlos und getrieben.
Ganz im Gegensatz zu ihrer Enkelin Josefin, die mit ihrem Lebensgefährten Harald als Selbstversorger auf einem Bauernhof lebt. Ursprünglicher und bodenständiger geht es kaum. Und doch ist diese Bodenständigkeit nur Fassade. Unter der Oberfläche brodelt es.
Das Bindeglied ist Vanjas Tochter Sally. Als Kind von der Mutter verlassen, will sie ihrer Tochter Josefin die Mutter sein, die ihr immer gefehlt hat. Doch als Sally sich eines Tages zwischen Mann und Kind entscheiden muss, trifft sie die falsche Wahl. Jetzt, Jahre später, erkennt sie ihren Fehler.

Drei wirklich tolle Frauen auf der Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Basis, ihrem Halt im Leben. Eine schöne Geschichte, die mich fesselte. Hin und wieder erschien es mir etwas holprig und die Gedankensprünge der Protagonisten stürmisch, aber auch sehr unterhaltsam. Ich bin auf den nächsten Teil der Saga gespannt!

Mein Fazit
Anna Fredriksson erschafft nicht nur eine tolle und lesenswerte Umgebung, sondern auch Spannung, die die Zeilen wie nichts an mir verbeirauschen ließen.

Bewertung vom 20.03.2022
Die kleine Buchhandlung im alten Postamt
Lucas, Rachael

Die kleine Buchhandlung im alten Postamt


sehr gut

Auf der Beerdigung ihrer Tante Jess, findet Hannah endlich Zeit, sich mit ihrer Cousine Beth zu unterhalten. Beide Frauen sehnen sich nach einer Veränderung in ihrem Leben und so bietet Beth Hannah an, ihren Laden zu übernehmen. Ehemann Phil ist beruflich permanent unterwegs und Sohn Ben oft in Schwierigkeiten. Warum keinen Neuanfang wagen? Kurzentschlossen klärt Hannah alles, bricht ihre Zelte in Manchester ab und zieht in das kleine Dörfchen Little Maudley, wo ihr rebellischer Sohn vor schlechten Einflüssen sich ganz seinem Fu0ball und Hannah sich ganz ihrer Liebe zu Büchern widmen kann.

Rachael Lucas Schreibstil hat mir gut gefallen. Munter, witzig und voller Elan schildert die Autorin das Leben von Hannah Reynolds. Oft gescheitert und doch viel gewonnen, scheint sie an einem Scheideweg zu stehen. Ich denke, dass es jedem von uns schon mal so ergangen ist und ich deshalb direkt einen guten Draht zu ihr aufbauen konnte. Mit ihrem lebendigen Stil schaffte es die Autorin mühelos, mir das Örtchen Little Maudley und seine Bewohner zu zeigen und mich dort einzufinden. Ich liebe beschauliche, oder besser gesagt, übersichtliche Orte, an denen jeder Platz zum Atmen findet, aber das Gemeinschaftsgefühl groß geschrieben wird. Das Buch lebt von den kleinen Dramen des Lebens, aber auch von seinen schönen Seiten. Für mich war es einfach zum Durchatmen und genießen. Die geschilderten Probleme, ob in der Nachbarschaft, beim Einleben in einem neuen Beruf oder in der Schule, Freunde finden und einfach das Leben zu meistern, waren vorhanden und nachvollziehbar, aber nicht so tiefgreifend, dass es mich nachhaltig belastet hätte. Ein einfach ruhiger, aber schöner Roman, den ich in vollen Zügen genoss.

Die Protagonisten sind Rachael Lucas authentisch gelungen. Egal zu wem, ich konnte eine Beziehung zu ihnen aufbauen und ihre Handlungen nachvollziehen. Ob das der rebellische Sohn Ben ist, der seine Grenzen austesten möchte; der Ex-Fußballstar Jake Lovatt, der ein Leben abseits des Rummels führen möchte; oder Hannah, die viel zu früh geheiratet hat und jetzt erkennt, dass das Leben mehr zu bieten hat, als sie dachte. Ich mag sie einfach alle und las mit einem Schmunzeln über Probleme, die einfach jeder kennt und nachvollziehen kann. Gerade deswegen wirkt das Buch so warmherzig und lebensnah auf mich.

Mein Fazit
Ein Buch zum Durchatmen und Genießen. Kurzweilig und schön geschrieben!

Bewertung vom 14.03.2022
Das Fundbüro der verlorenen Träume
Paris, Helen Frances

Das Fundbüro der verlorenen Träume


gut

Nach einem schweren Schicksalsschlag arbeitet Dot Watson in einem Fundbüro der Londoner Verkehrsbetriebe. Hier sortiert sie Fundstücke, katalogisiert sie und wartet darauf, Gefundenes mit ihren Besitzern vereinen zu können. Dot schwelgt in den erdachten Geschichten der Gegenstände, die ihr heilig und wichtig sind. Doch die Ruhe wird gestört, als sie einen neuen Chef bekommt, der alles effizienter gestalten will. Mal wieder wird Dots Leben auf links gedreht und es ist fraglich, ob sie den Absprung in ein erfülltes Leben diesmal schaffen wird.

Das Cover zeigt das fliederblaue Damenportemonnaie und eine wunderschöne erblühte Tulpe von Mr. Appleby. Da der Inhalt des Buches sich um diese Gegenstände dreht, finde ich sie als gewähltes Coverbild wunderbar! Und auch sehr passend, denn ich hätte mir nichts schöneres als Zeichen der Vergänglichkeit und des Aufbruchs vorstellen können!

Helen Frances Paris schildert das recht eintönige Leben von Dot Watson. Einer Frau, die nach einem harten Schicksalsschlag den Boden unter den Füßen verliert. Dot lebt ihr geregeltes Leben und liebt die Sicherheit, die ihr dies bietet. Denn sie weiß, bricht sie aus dem Alltagstrott aus und genießt ihr Leben, geschieht ein Unglück. Nicht ihr, aber ihren Angehörigen. Sie fühlt sich verantwortlich für den Tod ihres geliebten Vaters und den Unfall ihrer Mutter. Zwei Ereignisse, die sie nicht hätte verhindern können und trotzdem erstickt sie fast an Schuldgefühlen und geißelt sich selbst mit Verzicht. Ich fühlte mich beim Lesen von der Trauer und der Schuld wie erschlagen und vermisste eine gewisse Lebendigkeit im Schreibstil, auf die ich gehofft hatte.

Immer wieder dachte ich, dass mit diversen Ereignissen und Begebenheiten, die in Dots Leben eintreffen, eine Wendung herbeigeführt wird, aber es dauert lange, bis Dot das Leben zu lässt. Trotzdem fand ich es schön, wie Helen Frances Paris den inneren Kampf von Dot, die Trauer und die keimende Hoffnung und den Hunger nach Leben schildert. Für meinen Geschmack zu ruhig, zu intensiv, aber immer noch schön. Dot ist eine warmherzige Person, die von vielen Mitmenschen geachtet und geschätzt wird. Sympathisch an ihr ist, dass ihr gar nicht bewusst wird, was für einen Eindruck sie wirklich hinterlässt.

Mein Fazit
Ich hatte mir das Buch intensiver und interessanter vorgestellt.

Bewertung vom 13.03.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


weniger gut

Nach dem Tod seiner Mutter, seiner Frau und seines Sohnes, bleibt Terence Cave nur noch seine Tochter Bryony. Sein oberstes Ziel: Sein Herzblatt beschützen, kostes es, was es wolle. Auch wenn er damit das Leben seiner Tochter zugrunde richtet; ihr darf einfach nichts passieren!

Das Cover finde ich wunderschön und liebevoll gestaltet. Es zeigt Bryony, die von ihrem Vater - nicht nur im übertragenen Sinne - in einem Käfig gehalten wird. Seine Hand hält und schützt den Käfig. Auf der einen Seite zeigt es die Fürsorge und Liebe eines Vaters, auf der anderen zeugt das Bild allerdings auch von einer beklemmenden Angst. Einem Besitzdenken, das für keine Seite gut ist.

Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt habe, das war es zumindest nicht. Matt Haig macht einen Ausflug in die Abgründe menschlichen Empfindens; Eine Reise in den Wahnsinn einer zu tiefst verletzten und gebrochenen Seele. Dass Trauer einen Menschen zerstören kann, glaube ich! Und an Terence Cave konnte man jegliche Phase dieser beobachten. Trauer, Verzweiflung, Leugnung, Wut. Und als Terence Seele keinen Halt mehr fand, einen Absturz in den Wahnsinn, der gut verborgen vor sich selbst immer tiefere und verstörende Formen annahm.
Ja, ich gebe es zu: Dieses Buch machte mir Angst. Ich schätze Matt Haigs gefühlvollen, einfühlsamen und bewegenden Schreibstil, der in jedem Werk das Innere seiner Leser berührt und zum Nachdenken anregt. Auch die ihm eigene Lebendigkeit in seinen Zeilen und Protagonisten schätze ich sehr. Dieses Werk jedoch, fand ich sehr grausam. Terence verliert seine Mutter, seine geliebte Ehefrau und sogar seinen Sohn, kein Wunder, dass er daran zerbricht! Allein die Vorstellung ist unfassbar grausam. Und den langsamen und später immer schneller fortschreitenden Verfall zu sehen, den keiner auffangen kann, ist noch viel schlimmer! Guckt die Gesellschaft in Form von Verwandten, Freunden und Bekannten nur zu und lassen es geschehen, oder ist Terence wirklich so ein guter Schauspieler, dass keiner das Unglück kommen sieht?

Oft konnte und wollte ich Terence Handlungen nicht nachvollziehen. Ich denke, dass alle Eltern ihre Kinder schützen wollen vor schädlichen Einflüssen wie falschen Freunden, Alkohol oder unsinnigen Erfahrungen. Aber wo beginnt Fürsorge und wo die Obsession und der Wahnsinn? Geschrieben ist das Buch einzig aus der Sicht Terences, der in nackte Panik verfällt, je länger er mit seiner Tochter alleine ist. An seiner Seite befindet sich zwar noch seine Schwiegermutter Cynthia, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen will, doch selbst sie dringt nicht mehr zu ihm durch. Ob Cynthia hilflos zu sieht, ob des geistigen Verfalls Terences, oder ob sie versucht aktiv einzugreifen, wird mir nicht klar. Offensichtlich hingegen ist, dass die Abwärtsspirale nicht mehr aufgehalten werden kann.


Mein Fazit
Mich konnte das Buch nicht begeistern, sonder eher erschrecken. Für mich zu viel menschliche Abgründe.

Bewertung vom 04.03.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


sehr gut

Mollys größtes Ziel ist es, ein Zimmer in einen Zustand der Perfektion zurückzuversetzen! Eine leichte und schöne Aufgabe, denn Molly ist Zimmermädchen im renommierten Regency Grand Hotel und liebt ihren Beruf über alles! Wären da nicht die kleinen und großen Stolperfallen des Lebens, die ihre Mitmenschen ihr in den Weg legen. Denn Molly sieht die Welt anders als andere und wird von der Welt auch anders wahr genommen. Als ein Mord geschieht, ist Molly eine Zeugin - und wird schnell als Täterin abgestempelt. Aber...

Nita Prose hat einen außergewöhnlichen Krimi geschaffen! Spannung, was fürs Herz und eine individuelle Weltanschauung prägen ihren Roman, der mit interessanten und einzigartigen Persönlichkeiten punkten kann. Die Handlung an sich ist eigentlich schnell erzählt: Ein reicher Gast wird im Regency Grand Hotel ermordet aufgefunden. Ermittlungen beginnen und schnell gerät das Zimmermädchen Molly in Verdacht. Erst nach und nach offenbaren sich die ganzen schmutzigen Geheimnisse, die hinter der sauberen Fassade des noblen Hotels verborgen werden. Es machte mir sehr viel Spaß, diese aufzudecken und hinter dunkle Ecken zu blicken, da die Geschehnisse eigentlich klar waren. Aber Offenheit ist eben das beste Versteck!

Fast gerät die Mordermittlung in den Hintergrund, Dank der schillernden und lebendigen Charaktere, die Nita Prose geschaffen hat! Die Heldin Molly the Maid als gute Seele allen voran. Selbst in einer Mordermittlung gegen sich selber, behält sie die Ruhe und blickt offen in die Zukunft, statt sich von Panik überrennen zu lassen. Mein liebster Satz in diesem Buch war: Wir sind alle gleich, nur auf unterschiedliche Weise. Ich denke, dass dieser kurze Satz, Molly perfekt beschreibt! Andere hingegen sollten sich dies verinnerlichen. Ganz besonders Detective Stark, die in Molly ein schneller und dankbares Opfer ihrer Ermittlungen gesehen hat. Aber selbst die taffe Polizistin muss sich Mollys Herzlichkeit beugen. Ja, ich gebe es zu: Auch ich gehörte zu den Menschen, die über Molly the Maid gelächelt haben. Ihre einzigartige Art die Welt zu sehen, ist aber auch wirklich speziell. Nita Prose zeigt dies mit wenigen Worten: Liebevoll, bedächtig, aber eben auch schonungslos ehrlich. Molly wird nicht von jedem gemocht; sie mag allerdings auch nicht jeden. Allerdings besitzt sie die unglaubliche Fähigkeit des Anstands und zeigt ihre Verachtung nicht jedem. Von ihrer Großmutter wurde sie zu einem sehr bodenständigen Menschen erzogen, der weiß, wo ihr Platz im Leben ist. Sie strebt nach Höherem, kennt aber auch ihre Grenzen. Nach und nach klärte sich mein Blick und mir wurde bewusst, was für eine feine, einfühlsame und integre Person Molly ist.
Besonders verliebt habe ich mich in den Chef des Hotels, Mr. Snow. Ich konnte ihn mir bildlich vorstellen, wie er voller Stolz seine Mitarbeiter managet und es liebt, wenn alles wie am Schnürchen läuft. Und wie seine Mine zu entgleisen droht, als dem mal nicht so ist; was Unvorhergesehenes mit einem Menschen wie ihm anrichtet. Seine Person brachte mich mehr zum Schmunzeln, als alle anderen! Auch wenn Rodeney den perfekten Bösewicht abgab oder auch Detective Stark in ihrer Rolle als kauzige Polizistin absolut glänzte.

Mein Fazit
Ein sehr gelungener und unterhaltsamer Krimi, der mich mit seinen schillernden Persönlichkeiten schnell überzeugen konnte!

Bewertung vom 27.02.2022
Solange es ein Morgen gibt
Price, Laura

Solange es ein Morgen gibt


sehr gut

Jess ist gerade dabei, all ihre Träume zu erfüllen! Ihr neuer Job bei als Chefredakteurin der Frauenzeitschrift Luxxe ist kein Zufall, sondern ihrer harten Arbeit und ihres Durchsetzungsvermögen geschuldet. Unterstützt wird sie durch ihren Lebensgefährten und Verlobten Johnny, mit dem einfach alles himmlisch läuft. Jess' Freundeskreis ist groß und ihre Freundinnen stehen zu ihr.
Bis plötzlich alles ein abruptes Ende findet: Bei Jess wird Brustkrebs diagnostiziert, Johnny hat sie betrogen und ihre Freundinnen leben ihr Leben mit Hochzeit und Kinderwunsch ohne sie weiter. Doch wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue.

Laura Price hat mit ihrem Roman ein Kleinod geschaffen, dass mich von der ersten Seite an begeisterte. Sie schreibt lustig, modern, voller Elan, Witz und Esprit! Ich plumpste förmlich in die Welt der Mode, der Schnelllebigkeit von Redakteuren und Nachrichten, der Influencer und Postings. Und gleichzeitig in die Welt einer Krebspatientin. Was richtet die Diagnose mit einem Leben an und wie geht eine junge Frau damit um. Laura Price hat mir Jess' inneren und äußeren Kampf gegen diese bösartige Krankheit nahe gebracht und mir Einblicke in eine starke Charakterfrau gezeigt, die auch ruhig mal zweifeln darf; an sich, an der Welt, an allem.
An manchen Stellen fand ich das Geschehene überzogen, ober besser gesagt, für mich schwer vorstellbar. Jess leidet unter der Trennung von Johnny, ihrer Krebsdiagnose und der daraus resultierenden Folgen einer Chemotherapie und hat Zukunftsängste, da ihre Mutter an Krebs gestorben ist. Und gleichzeitig will sie ihren neuen Job als Chefredakteurin nicht aufgeben. Ganz im Gegenteil, sie arbeitet mehr und schreibt sogar einen Blog, in dem sie von ihren Erfahrungen bei Online-Datings berichtet. Selbst als gesunder Mensch, kann ich mir diesen Arbeitsmarathon nicht recht vorstellen, ganz zu schweigen, wenn man krank ist. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch einräumen, dass mir dies beim Lesen nicht aufgefallen ist, sondern erst bei der Reflektion des Buches. Während des Lesens genoss ich einfach den schnellen Schreibstil und die Lebendigkeit. Und ja, auch schallend gelacht habe ich, über meine merkwürdigen Mitmenschen, denen Jess begegnet.

Und dann wird Laura Price still und einfühlsam. Dann, als Jess Annabel kennen und lieben lernt. Annabel leidet auch unter Krebs. Unheilbar. Und doch findet sie Kraft und Lebensfreude in jedem Atemzug und rührte mich zu Tränen. Gerne möchte ich daran glauben, dass es so starke Menschen gibt, die Glück überall finden können. Annabel zeigt Jess wie Freude geht, mit Hilfe ihres Bruders und des Chemo-Clubs. Jess ist eh schon ein gutmütiger und netter Mensch, scheint ihre Prioritäten jedoch aus den Augen verloren zu haben. Mit Annabel findet sie ihr inneres Gleichgewicht wieder.
Ich kann nicht sagen, welcher Charakter mir besser gefallen hat. Ich liebe Annabel und Jess gleichermaßen, da beide Schicksale so unterschiedlich sind und die Frauen dementsprechend auch.

Mein Fazit
Ich liebe dieses Buch! Ich habe gelacht, war geschockt, geheult wie ein Schlosshund und wurde zum Nachdenken angeregt. Eine Bandbreite der Gefühle in nur einem Buch. Danke Laura Price!

Bewertung vom 26.02.2022
Jeder Tag für dich
Greaves, Abbie

Jeder Tag für dich


gut

Seit sieben Jahren ist Jim verschwunden. Seit sieben Jahren steht Mary jeden Tag am Bahnhof Ealing Broadway und hält ein Schild mit der Aufschrift:

Komm nach Hause Jim

hoch. Sieben qualvolle Jahre voller Bangen, Hoffnung und Sehnsucht. Bis durch Zufall die Lokalreporterin Alice in ihr Leben tritt. Alice ist jung, voller Träume und Hoffnungen und beschließt, Jim für Mary zu finden.

Schon der Klapptext bescherte mir einen dicken Kloß im Hals. Und die zärtlichen Worte von Abbie Greaves taten ihr übriges. Es fiel mir unglaublich leicht, mich in die Geschichte einzufinden und mich ihr hinzugeben. Jedes Wort saugte ich wie ein Schwamm auf und hatte dadurch das Gefühl, Mary nicht nur nah zu sein, sondern ihr meine Hilfe anzubieten. Zu gerne hätte ich ihre Hand genommen und ihr Kraft, Mut und Zuversicht geschenkt; musste dies jedoch Alice überlassen. Anfangs blickte ich eher misstrauisch auf die sich anbahnende Freundschaft zwischen den beiden Frauen, da Alice nicht ehrlich ist. Oder besser gesagt die Wahrheit verschweigt. Doch Dank des liebevollen Schreibstils von Abbie Greaves, konnte ich meine Bedenken zur Seite schieben und das Gewesene und das Ist einfach auf mich zukommen lassen.
Mary erzählt ihr Geschichte aus zwei Perspektiven. Aus dem quälenden Jetzt und dem glücklichen Damals. Doch so glücklich scheint die Vergangenheit nicht gewesen zu sein, wenn der Blick hinter die Kulissen gelingt. Mary gelingt dieser Blick nicht; sie kann und will Jim nicht los lassen.
Alice scheint mit ihrer Vergangenheit Marys Schwester im Geiste zu sein, denn auch sie hat jemanden verloren. Anders, aber ein Verlust ist immer schmerzhaft und die Selbstzweifel können einen schier auffressen.
Schön fand ich, dass Abbie Greaves den Finger zwar geschickt in die Wund legt und aufzeigt, was Verlust mit einem Menschen, einer verletzten Seele macht, aber irgendwie wirkt es auf mich wertfrei. Während der eine die Kurve schnell bekommt, nimmt der andere lieber die längere und schmerzhafterer Schotterpiste. Beide Wege sind richtig und gut, kommt man am Ende ans Ziel.
Und doch fehlte mir zum Schluss hin mein Wohlfühlmoment. Ich kann den genauen Moment nicht benennen, wann mich die Autorin verlor, aber sie hat es getan. Tiefe Gefühle und Sehnsüchte, ein romantischer und schöner Schreibstil und plötzlich gab es einen Knick. Ich verlor das Interesse. Vielleicht, weil der Fokus sich von Mary und Alice zu sehr auf andere Dinge verschob. Was für mich grandios begann, flachte sich leider ab.

Mein Fazit
Ein Satz in dem Buch ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben, da er mich tief berührt hat: Wie kann sie ihnen klarmachen, dass ihr nicht etwa ein Zuhause fehlt, sondern der Mensch, der ihr Zuhause sein sollte? Eine Buch voller Gefühle!

Bewertung vom 04.01.2022
Der Gräber
Persson Winter, Fredrik

Der Gräber


gut

Jedes Jahr am 06. November verschwindet ein Mensch spurlos. Zurück bleibt Blut, ein gegrabenes Loch im Keller und sehr viele Fragen. Fragen, die sich die Kriminalkommissarin und leitende Ermittlerin der Sonderkommission Gräber Cecilia Wreede und ihr Partner Partner Kriminalkommissar Jonas Andrén seit Jahren stellen. Und plötzlich erscheint ein Buch, dass genau dieses Thema behandelt: Doch woher kennt der Autor so viele Einzelheiten? Vor allem, weil sein Verlag ihn gerade erst als tot hat erklären lassen?

Das Cover zeigt aufgewühlte Erde vor einer düsteren Kellertreppe, die nach oben führt. Nach oben ins Licht, in die Helligkeit, ins Leben. Zusammen mit dem Klapptext war es ein Garant dafür, dass ich zu diesem Buch gegriffen habe.

Fredrik P. Winters Thriller hat mir von der Thematik her sehr gut gefallen. Ein Mörder, der sich durch den Keller gräbt, die Leichen verschwinden spurlos und keiner weiß so recht, was hinter diesen Taten steckt. Der Spannungsaufbau war zu Beginn deutlich gegeben, flachte für mich allerdings spürbar ab, da nicht nur die leitenden Ermittler, sondern auch ich als Leser immer mehr im Dunkeln tappte. Für mich war keine Intention erkennbar, kein Grund und ganz besonders, kein Ziel; außer eben, dass es am sechsten November geschah. Ab ca. der Mitte des Buches erlahmte meine Neugierde merklich und die Seiten zogen sich zäh dahin. Erst um Ende hin, baute sich bei mir neue Spannung auf, da ich verzweifelt auf die Erleuchtung hoffte. Mittlerweile war ich sogar bereit, an unmenschliche Wesen unter der Erde zu glauben, Hauptsache der Fall klärt sich auf! Das fand ich nach dem starken Beginn des Buches sehr schade.

Die Charaktere hingegen fand ich sehr gut! Mir machte es Spaß, ihnen zu folgen und war angenehm überrascht, dass nicht die Ermittlerin Probleme hatte, sondern eine andere Figur diesen Part übernahm. Und zwar in Form der Lektorin Annika. Ein junge Frau, die glücklich verheiratet ist und mit ihrem Mann Martin vor der größten Herausforderung ihres Lebens steht: Ein Haus kaufen und eine Familie gründen. Das Paar ist sehr harmonisch und ich konnte mich gut in sie und ihre Träume und Hoffnungen hineinversetzen. Auch die Existenzängste arbeitet Fredrik P. Winter lebensnah aus. Unheimlich wurde es, als Annika immer mehr in die Fänge der menschlichen Abgründe abzudriften schien. Was ist wahr, was ihrer verwundeten Seele zuzuschreiben? Martin bleibt stark an ihrer Seite und unterstützt seine Frau nach Kräften.
Für mich rückte der vermeintlich beginnenden Wahnsinn und Realitätsverlust von Annika mehr in den Vordergrund, als das wirkliche Monster, der Mörder. Stellenweise verlor ich ihn sogar ganz aus dem Blick und ließ mich nur ungern zurück in die polizeilichen Ermittlungen ziehen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich keine Verbindung zu Kriminalkommissarin Cecilia Wreede aufbauen konnte, da mir zu viel von ihr unklar blieb.

Mein Fazit
Für mich hinkte die tatsächliche Handlung hinter der Bösartigkeit der menschlichen Abgründe hinterher.

Bewertung vom 16.12.2021
Th1rt3en
Cavanagh, Steve

Th1rt3en


ausgezeichnet

Der berühmte Schauspieler Robert Solomon steht vor Gericht. Er soll seine Ehefrau und seinen Bodyguard ermordet haben. Doch er beteuert standhaft seine Unschuld; auch wenn alle Beweise gegen ihn sprechen. Der Richter ist benannt, die Geschworenen ausgesucht, Ankläger und Verteidiger haben Platz genommen; der Prozess kann beginnen. Doch in der Jury sitzt eine weitere Partei: Der wirkliche Mörder!
Und es ist noch viel schlimmer, als es auf den ersten Blicks scheint...

Steve Cavanagh hat mich mit seinem Buch einfach umgehauen! Die Spannung, der Schreibstil, das perfide Böse, das Zusammenspiel zwischen Gut und Böse, einfach alles, machten das Buch für mich zu einem absoluten Highlight! Nur mit Müh und Not konnte ich es überhaupt aus der Hand legen, was wirklich was heißen will. Denn von Anfang an ist der Mörder bekannt, die Handlung ist klar, das Motiv noch was verschwommen, aber auch ersichtlich und trotzdem habe ich selten ein Buch gelesen, dass mich so fesselte wie das von Steve Cavanagh! Selbst die Geschehnisse: Unschuldiger wird angeklagt, Mörder spielt ein perfides Katz und Maus Spiel und ein begrenzter Aktionsraum, hier ein Gerichtssaal ist alles andere als neu; und doch hat der Autor für mich das Rad neu erfunden! Wie kleine Zahnrädchen passt einfach alles zusammen, die Spannung wird kontinuierlich sehr hoch gehalten und ich klammerte mich förmlich an die Sätze und sog die Geschehnisse wie ein Schwamm auf. Dabei kann ich noch nicht mal behaupten, dass die Handlung unvorhersehbare Wendungen nahm, ganz im Gegenteil, man sah das Grauen förmlich auf sich zu preschen und konnte nicht ausweichen; Der Zusammenprall war unvermeindtlich. Und doch rannte ich gemeinsam mit den Protagonisten sehenden Auges ins Unglück und war völlig fasziniert ob der Bösartigkeit, die in einem Menschen stecken kann!

Denn auch die Charaktere sind Steve Cavanagh unnachahmlich gut gelungen. Sie wirkten auf mich authentisch und lebensnah. Auch hier bediente der Autor einige Klischees, was ich sehr sympathisch fand; zum Beispiel der Richter, der mit seiner netten und herzlichen Art mit dem Anwalt befreundet war und doch gleichzeitig in seinem Beruf eine Berufung sieht und keinen Millimeter von dem Gesetz abweicht. Bei ihm musste ich immer an Zuckerbrot und Peitsche denken; Gerechtigkeit pur und doch mit Herz!
Der arrogante und von sich selbst überzeugte Ankläger und der berühmte Star-Anwalt. Und dann eben der Outlaw in Form von Eddie Flynn. Erst Trickbetrüger, jetzt Anwalt für die Unschuldigen. Völlig überzogen und gerade eroberte er mein Herz im Sturm! Schockverliebt, könnte man sagen. Eddie vereint in sich einen good und einen bad guy und spielt dies unterbewusst so aus, wie es die Situation erfordert. Sein Herz ist größer als er denkt und doch schafft er es immer wieder, einen Fehler nach dem nächsten zu machen und sein Leben zu zerstören. Oder zumindest ihm gehörig Schlagseite zu verleihen.

Mein Fazit
Für mich ein herausragendes und spannendes Buch! Selten hat mich ein Gerichts-Thriller so fesseln können!

Bewertung vom 12.12.2021
606
Fox, Candice

606


sehr gut

Voller Erwartung blicken die Gefangen und Wärter des Pronghorn Gefängnis auf den Tag. Denn heute gibt es das jährliche Softballspiel und alle freuen sich auf diesen Tag. Bis plötzlich ein Schuss ertönt und der Busfahrer der Gäste tot am Steuer zusammenbricht. Kurz darauf ertönt eine Lautsprecherstimme und verlangt die Freilassung aller Gefangenen. 606 Gefangen gelingt die Flucht. 606 Schwerverbrecher auf dem Weg nach Las Vegas. Oder eher 605, denn einer möchte seine Unschuld endlich beweisen.

Das Cover zeigt eine Horde flüchtender Sträflinge, die sich schnellen Schrittes auf in die Wüste machen, weg vom Pronghorn Gefängnis. Ich finde das Bild sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es alles widerspiegelt: Die Flucht, die Hitze und Urgewalt der Wüste, die Flucht und die Masse der Flüchtenden. Und gleichzeitig liegt eine gewisse Spannung und Bedrohlichkeit über allem. Zusammen mit dem Klapptext ließ es mich zu diesem Buch greifen.

Candice Fox hat einen schnellen, spannenden und faszinierenden Schreibstil, der mich an ihr Buch fesselte! Sie schildert den Gefängnisausbruch so detailliert, wie in einem Hollywood Film! Fast konnte ich den heißen Wüstensand spüren, den Blutgeruch wahrnehmen und die Angst der Bevölkerung auf der Zunge schmecken. Zwischendurch, quasi im Vorbeigehen, erzählte die Autorin die Straftaten der Insassen, je nachdem, von welcher Flucht sie gerade berichtet. Dadurch unterstreicht Candice Fox nur noch die bedrohliche Stimmung, da der Gefängnisausbruch für die Verbrecher ein Segen ist und aus deren Sicht das meiste geschildert wird. Ganz großes Kopfkino! Mir fiel es denkbar schwer, das Buch auch nur einen Moment aus der Hand zu legen, da die Handlung immer wieder unvorhersehbare Wendungen nahm, denen ich atemlos folgte.

Ohne die interessanten und eigenwilligen Charaktere, hätte mir das Buch allerdings kaum so gut gefallen! Die Personen verleihen der Handlung erst den letzten und entscheidenden Kick in die Thriller-Richtung. Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht Celine Osbourne, eine Schließerin im Todestrakt, die die ihr anvertrauten Häftlinge fast so gut kennt, wie sich selbst. Denn durch einen alles verändernden Amoklauf in ihrer Jugend, kennt Celine das Gesicht des Bösen. Und in John Kradle, findet sie all das Grauen wieder, dass sie erleben musste. Dass ausgerechnet er flieht, um seine Unschuld zu beweisen, ist für Celine ein schlag ins Gesicht. Trotz Misstrauen, findet sie Unterstützung in dem smarten Ex-Häftling Keeps, der ihr bei der Suche nach Kradle hilft. Celine ist eine Einzelgängerin, eine Einzelkämpferin, deren Stärke ich sehr bewundere. Aufgeben kennt sie nicht; jede Aufgabe nimmt sie an und nutzt sie, um an ihr zu reifen und zu wachsen.
Doch mindestens genauso interessant fand ich die Einblicke in die Gefängniswelt, die Candice Fox ihren Lesern anhand des geflüchteten Schwerverbrechers John Kradle schildert. Denn die berichtet nicht nur trocken von dem Alltag eines Gefangenen, sondern auch, wie ermüdend und abstumpfend dieses Leben ist. Unweigerlich zog ich Vergleiche zu Zootieren. Nur, dass die jeder liebt. Die Autorin beschönigt nichts, zeigt einfach nur auf uns lässt jeden selbst seine Schlüsse ziehen.
Das Buch lebt förmlich von den starken und unbeugsamen Charakteren. Egal, ob es sich um die Guten, oder die Bösen handelt. Wenn ich es mit einem Wort beschreiben müsst, würde ich sagen: Stark!

Mein Fazit
Spannung von der ersten bis zur letzten Seite! Absolut lesenswert!