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Pan Tau Books - Ein Buchblog

Bewertungen

Insgesamt 95 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2017
Rico, Oskar und die Tieferschatten / Rico & Oskar Bd.1
Steinhöfel, Andreas

Rico, Oskar und die Tieferschatten / Rico & Oskar Bd.1


ausgezeichnet

Rico hebt sich als Protagonist der Geschichte deutlich von anderen Figuren im Kinder- und Jugendbuchgenre ab. Denn Rico ist tiefbegabt, wie seine Mutter seine Behinderung liebevoll benannt hat. Er ist weder schlau, noch kann er sich Dinge besonders gut merken. Diese angeblichen Fehler sind es, die ihn als Kinderbuchfigur zu etwas Besonderem machen. Rico ist von Beginn an unglaublich sympathisch und witzig. Für ihn spielen kleine Dinge eine große Rolle. So wie die Fundnudel, die er vor seinem Wohnhaus auf der Straße aufliest oder die Filme, die er mit seiner Nachbarin gemütlich gemeinsam auf dem Sofa schaut. Obwohl Rico keine Fremdwörter versteht und er auf eine Förderschule geht, sind seine Gedanken oft sehr weise. Ihnen lauscht man als Leser permanent, denn die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive wie eine Tagebuchaufzeichnung geschrieben.

Oskar ist im Gegensatz zu Rico hochintelligent. Deswegen sieht er an jeder Ecke Gefahren für sein Leib und Leben und trägt zum Schutz zu jeder Tageszeit einen Motorradhelm auf dem Kopf. Als sich Rico und Oskar begegnen, treffen Welten aufeinander. Wahnsinnig witzig ist dabei, dass beide einander aufgrund ihrer unterschiedlichen Bildung oft missverstehen, aber sie trotzdem auf Anhieb befreundet sein möchten. Nicht selten habe ich laut gelacht, wenn Rico und Oskar sich miteinander unterhalten.

„Kennst du Miss Marple“, fragte ich. „Nein. Wohnt die auch hier im Haus?“ Ha, das war die Gelegenheit, ihn ein bisschen zu verspotten. (S. 74)

Abgesehen von Ricos abwechslungsreichem Alltag in seinem Wohnblock in der Diffe, macht die Geschichte um Rico und Oskar auch nachdenklich. Ich fand es gut, dass in einem Kinderbuch die Probleme einer sozial schwachen Familie nicht unangesprochen bleiben. So muss Ricos Mutter für ihren Unterhalt nachts in einer Bar arbeiten und macht sich gerne für die Männer, die ihr dort begegnen, zurecht. Was seine Mutter genau dort macht, weiß Rico nicht und bleibt auch weitestgehend für den Leser im Dunkeln. Trotzdem hat mir das Thema im Buch sehr gut gefallen, denn Kinder in der Mittel- oder Unterschicht der Gesellschaft kennen ähnliche Probleme von zu Hause und können sich mit Rico deswegen gut identifizieren.

Die Geschichte birgt aber, neben den witzigen und nachdenklich machenden Themen, auch ziemlich viel Spannung! Ein Kindesentführer treibt nämlich seit Monaten in Berlin sein Unwesen und Rico verfolgt gespannt jeden Abend die Neuigkeiten im Fernsehen. Andreas Steinhöfel schafft es die Gefahr dabei in seiner Geschichte nicht zu beschönigen oder abzuschwächen, sondern mutet seinen jungen Lesern genug zu, mit dem Thema Entführung, zurechtzukommen. Selbst für mich war die Geschichte bis zu einem gewissen Grade unvorhersehbar und sehr packend!

Sprachlich ist Andreas Steinhöfel seinem jungen Publikum mehr als gerecht geworden. Ehrlich und einfühlsam beschreibt er Ricos Welt und lässt den Leser mühelos ein Teil von ihr werden. Der Tagebuchstil und die Perspektive des Buches haben mir besonders gut gefallen. Zusätzlich werden die einzelnen Kapitel von Notizen über Fremdwörter von Rico ergänzt, was die Geschichte schön auflockert.

Fazit & Bewertung

Rico, Oskar und die Tieferschatten ist ein kleines Meisterwerk des Genres Kinder- und Jugendbuch. Mit unglaublichem Einfühlungsvermögen hat Andreas Steinhöfel die Welt aus der Sicht eines leicht behinderten Kindes geschildert und seine Leser für sie fasziniert. Die Geschichte zeigt, dass es nicht darauf ankommt, wie schlau man ist, sondern wie viel Mut man hat und dass es wichtig ist Freunde zu finden, für die es sich lohnt mutig zu sein. Rico, Oskar und die Tieferschatten ist die witzige und zugleich spannende Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die es zu Lesen lohnt!
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1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.08.2017
Hilda and the Troll
Pearson, Luke

Hilda and the Troll


ausgezeichnet

Hilda und der Troll ist ursprünglich vor dem von mir bereits rezensierten Band Hilda und der Mitternachtsriese erschienen. In diesem Band tritt Hilda zum ersten Mal auf, weshalb sich der Zeichenstil auch noch ein wenig von den Folgebänden unterscheidet. Fortgesetzt wird die Geschichte dann in dem nächsten Band Hilda und die Vogelparade. Wie begeistert ich von meiner ersten Hilda-Geschichte war, könnt ihr gerne auch hier noch einmal nachlesen. Natürlich war ich deswegen richtig gespannt, ob mich die Reihe weiterhin so begeistert. Und ich kann euch sagen: Das hat sie!

Ich liebe Hildas Temperament und ihre Abenteuerlust ist so ansteckend! Wenn Hilda grauen Himmel und Regenwolken erblickt, wird nicht gemeckert, sondern vor Begeisterung das Zelt ausgepackt, um bei Regen im Garten zu übernachten. Hilda macht es sich gerne gemütlich und genau das transportieren auch die Panels des Comics (wie im Foto unten zu sehen ist). Warme Farben in ihrer Umgebung stehen im Kontrast zum nasskalten Grau draußen und dem Dunkel der Nacht. Es ist unglaublich, wie sehr mich die Atmosphäre, die in der Geschichte und durch die Panels ausgedrückt wird, vereinnahmt hat.

"Lediglich geschützt durch eine dünne Zeltplane… Eine Million Versuche, meine Behaglichkeit zu stören – ich höre jeden einzelnen scheitern."

Aus jedem Panel des Comics und aus jeder Sprechblase spricht Luke Pearsons herausragende Fantasie. So begegnen wir wieder sämtlichen Fabelwesen, die aber selten etwas mit den bekannten fantastischen Wesen aus Fantasy-Romanen gemein haben. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen, denn die Figuren der High-Fantasy sind doch bisweilen etwas dröge. Woffel, Holzmänner oder Fuchshörnchen sind in Hildas Welt ebenso zu Hause wie Trolle, die, wie Luke Pearson treffend dargestellt hat, langnasigen Riesensteinhaufen zum Verwechseln ähnlich sehen.

"Bei Tag ist es lediglich ein eigentümlicher Felsen. Aber in der Dunkelheit verwandelt er sich in einen wilden und mächtigen Troll!"

In Hildas Welt gibt es immer etwas zu entdecken! So ist schon auf der ersten Seite des Comics eine doppelseitige Karte abgebildet, die Hildas Zuhause am Fuße eines Berges, die ihn umgebenen Täler, Wälder und Wiesen zeigt, in denen Hilda nach Lust und Laune umherstreift. Schon diese Karte ist als Eingang in die Geschichte mit so vielen liebevollen Details ausgestattet, dass man als Leser sofort ein Gefühl für Hildas Leben bekommt. Auch wenn es recht einsam und abgeschieden wirkt, liegt ihr Haus inmitten eines spannenden Tals, in dem hinter jedem Stein und hinter jedem Strauch ein Abenteuer auf sie wartet. Ich finde es wunderschön, dass man schon von Beginn an quasi durch ein großes Fenster in die Geschichte hineingezogen wird.

"Versteh mich nicht falsch, ich weiß unser gemütliches Beisammensein durchaus zu schätzen. Aber ich fürchte, ein Troll ist unangenehmer als Regen."

Hildas Geschichten sind ein Universum voller Möglichkeiten. Luke Pearson schafft es auf jede erdenkliche Art und Weise diese Möglichkeiten in seinen Geschichten und Panels auszudrücken und gleichzeitig die Erwartung auf den nächsten Band ins Unermessliche zu steigern. Die Sprache, die Luke Pearson für seine Protagonistin verwendet, ist dem eines Kindes zwar nicht unbedingt immer angemessen, trotzdem verleiht gerade sie dem Comic seinen Witz und Humor.

Fazit & Bewertung

Hilda und der Troll ist ein Comic, der nicht nur junge Leser begeistert! Die Geschichte um Hilda, die an jeder Ecke auf ein neues Abenteuer trifft, ist dreierlei: behaglich, witzig und spannend! Luke Pearson hat mit Hilda eine liebenswerte und unvergessliche Heldin gezeichnet, die uns zeigt, dass jedes noch so kleine Ding eine fantastische Geschichte erzählen kann. Lest diesen Comic! Ihr werdet es auf keinen Fall bereuen!
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Bewertung vom 15.08.2017
Maze Runner - In der Brandwüste / Die Auserwählten Bd.2
Dashner, James

Maze Runner - In der Brandwüste / Die Auserwählten Bd.2


ausgezeichnet

In diesem zweiten Teil der Auserwählten-Reihe erfahren die Überlebenden etwas darüber, warum sie in das Labyrinth gesperrt und so viele grauenvolle Dinge miterleben mussten. Mit dem Wissen, dass es sich, bei dem Labyrinth um ein Experiment handelt, das die Ausbreitung des Brands verhindern soll, war ich noch mehr darauf gespannt, was die Jungen in der Brandwüste erwarten würde. Mir hat die Unvorhersehbarkeit der Handlung in diesem Band richtig gut gefallen. Den Protagonisten und auch dem Leser werden die Informationen nur bröckchenweise hingeworfen, sodass man permanent rätselt, was es eigentlich mit der Organisation ANGST und ihren Experimenten auf sich hat.

Die Brandwüste ist als Setting ein krasses Gegenteil zu der den Jungen bisher bekannten Lichtung und dem Labyrinth. Waren sie noch von der Lichtung grüne Wiesen, Wälder und Tiere gewohnt und von dem Labyrinth steinerne Mauern und undurchsichtige Wege, stehen Thomas und die anderen Auserwählten nun im Niemandsland. Heißer Sand, verdorrtes Land und zerstörte menschliche Siedlungen prägen jetzt das Bild des nächsten Experiments, das sie bestehen müssen. Doch nicht nur die sengende Hitze, die ihnen die Haut verbrennt, macht ihnen zu schaffen, auch monströse Gewitter entladen sich über ihren Köpfen und richten mit ihrer brutalen Kraft ein Blutbad an. Mir hat das Setting des zweiten Bandes ziemlich gut gefallen, allerdings hat mich das Labyrinth vom ersten Buch noch mehr beeindruckt. Das liegt wahrscheinlich daran, weil für mich im Labyrinth und auf der Lichtung die Ausweglosigkeit der Jungen noch greifbarer war. Zwar scheint auch die Brandwüste verzweifelnd weit und unendlich zu sein, doch Thomas und seine Freunde haben in dieser Episode ein klares Ziel: die nächste Stadt zu erreichen.

Von der Personenkonstellation her, trifft der Leser in dieser Geschichte wieder auf einige bekannte Gesichter. Natürlich sind unsere Helden Thomas, Theresa, Minho und Newt wieder mit von der Partie, aber auch neue Charaktere halten Einzug in die Geschichte, Aris, der aus einer ähnlichen ANGST-Testgruppe kommt wie Thomas und die anderen, oder Jorge und Brenda, die als sogenannte Cranks, den Brandvirus in sich tragen. Alle neuen Figuren fügen sich perfekt in die Geschichte ein, wie auch im ersten Band, kann man sich bei keiner Figur wirklich sicher sein, ob man ihr trauen kann oder nicht und welche Rolle sie für das Überleben oder das Scheitern der Auserwählten spielen wird. Erzählt wird jedoch wieder aus der personalen Perspektive von Thomas, dessen Gefühle und Gedanken so eindringlich von James Dashner beschrieben werden, dass ich wieder regelrecht von seiner Figur und dem, was er mitmachen muss, besessen und gefesselt war.

James Dashners Schreibstil ist unglaublich eindringlich. Wie schon in Die Auserwählten im Labyrinth, schafft er es mit knappen und wirkungsvollen Sätzen eine wahnsinnig intensive Spannung zu erzeugen. Im Gegensatz zum ersten Buch, lässt er diesmal allerdings die Kapitel nicht immer mit einem Cliffhanger enden, was mir zwar aufgefallen, dem Spannungsbogen aber nur wenig geschadet hat. James Dashner ist eindeutig ein Meister seines Fachs!

Fazit & Bewertung

Die Auserwählten in der Brandwüste hat mir richtig gut gefallen! Endlich erfährt man näheres über die rücksichtslose Organisation ANGST, die für alles, was Thomas und den anderen Jungen passiert, verantwortlich ist. Das Setting der Brandwüste ist für die Helden und auch für den Leser eine unglaublich intensive Erfahrung und auch die neuen Figuren fügen sich perfekt in die Geschichte ein. Das Buch Die Auserwählten in der Brandwüste ist auf jeden Fall als Fortsetzung der Auserwählten-Reihe ein Muss für alle Fans des ersten Buches!
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Bewertung vom 13.08.2017
Internat auf Probe / Carlotta Bd.1
Hoßfeld, Dagmar

Internat auf Probe / Carlotta Bd.1


weniger gut

Ohne vorher viel über die Reihe recherchiert oder gelesen zu haben und ohne die Autorin Dagmar Hoßfeld zu kennen, habe ich mich unvoreingenommen dem ersten Band der Carlotta–Reihe gewidmet. Carlotta – Internat auf Probe war ein netter Auftakt einer vielversprechenden Kinderbuchreihe, in dem das Potenzial der Geschichte meiner Meinung nach nicht vollständig ausschöpft ist. Trotz interessanter Figuren und wunderbarem Setting, sucht man spannende Wendungen und Konflikte in der Geschichte leider vergeblich. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass das nur die Schwierigkeiten des Reihenauftakts sind und die nächsten Bände in der Hinsicht verbessert wurden. Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen und darüber berichten!

Carlottas Wechsel in die fünfte Klasse steht an und damit auch ihr Umzug ins Internat Prinzensee. Das heißt nicht nur eine neue Schule, sondern auch neue Mitschüler, neue Lehrer und ein neues Umfeld. Doch Carlotta lässt sich davon nicht ängstigen, denn sie weiß, dass sie schon in einem Jahr wieder an der Schule bei ihrer besten Freundin sein wird und ihre Zeit in Prinzensee nur auf „Probe“ ist. Mir hat Carlottas Figur gut gefallen. Carlotta ist als Protagonistin der Geschichte ein sehr starkes Vorbild für die jungen Leser, denn sie ist selbstbewusst und weiß was sie will. Sie wirkt für ihr Alter jedoch fast schon zu erwachsen, denn Heimweh oder Angst vor dem Neuen werden kaum thematisiert. Dafür wirken ihre Gedanken schon sehr reif und ihre Gefühle werden oft nur angedeutet, dann aber nicht weiter verfolgt, was ich schade fand.

Schloss Prinzensee ist als Setting der Geschichte sehr schön gewählt. Ich liebe Geschichten, die in einem Internat spielen und erst vor kurzem konnte mich die Internatsgeschichte Emma, der Faun und das vergessene Buch begeistern. Prinzensee wirkt von der Beschreibung her wie das verwunschene Schloss eines Märchens und oft habe ich beim Lesen an das alte Internat aus dem Film Der Club der toten Dichter gedacht. Man konnte sich als Leser gedanklich wunderbar in das alte Gemäuer des Schlosses hineinversetzten und sich die Zimmer, die Klassenräume und die Küche vorstellen, in denen die Kinder tagtäglich leben. Auch die Beschreibung des Sees, der Gärten und der Gewächshäuser wirken wie aus dem Märchen und haben der Geschichte eine wunderbare Atmosphäre verliehen.

Abgesehen von den schön gezeichneten Figuren und dem tollen Setting hat mich jedoch die Handlung an vielen Stellen wenig mitgerissen. Ich hätte mir zum Beispiel gewünscht, dass man als Leser mehr über Carlottas Internatsalltag erfährt und gleichzeitig fesselndere Konflikte zwischen Carlotta und ihren Zimmernachbarinnen entstehen, was die Geschichte spannend und interessant gemacht hätte. Auch mit den Augen einer 10-jährigen Leserin dürfte an vielen Stellen der Antrieb der Geschichte gefehlt haben. Ich denke aber, dass man, je weiter man die Carlotta-Reihe verfolgt, hier auf seine Kosten kommen wird.

Irritiert hat mich beim Schreibstil der Autorin, dass das Buch ausschließlich im Präsens geschrieben war, was mir in Kombination mit der personalen Erzählperspektive eher ungewöhnlich vorkam. Flüssiger hätte sich die Geschichte lesen lassen, wenn man Carlotta aus der Ich-Perspektive hätte folgen können. Trotzdem hat mir generell Dagmar Hoßfelds Erzählton gefallen, denn sie hat die Sprache der Kinder gut einfangen und Dialoge sehr lebendig gemacht.

Fazit & Bewertung

Carlotta – Internat auf Probe von Dagmar Hoßfeld ist der nette Auftakt einer Kinderbuchreihe, der mit sympathischen Figuren und einem wunderschönem Setting punktet. Leider habe ich innerhalb der Handlung den Spannungsbogen und einen fesselnden Höhepunkt der Geschichte vermisst, sodass ich alles in allem eher enttäuscht war vom ersten Band. Ich denke, dass die Reihe jedoch durchaus Potenzial hat und werde sie auf jeden Fall weiter verfolgen.
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2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2017
Maze Runner - Im Labyrinth / Die Auserwählten Bd.1
Dashner, James

Maze Runner - Im Labyrinth / Die Auserwählten Bd.1


ausgezeichnet

Thomas, der Protagonist und Held der Geschichte, wird in eine ihm und dem Leser unbegreifliche Welt hinein katapultiert. Mich hat die personale Erzählperspektive von Thomas sofort mitgerissen, denn seine Erlebnisse sind höchst dramatisch und sogar traumatisch. Ohne jede Erinnerung an sich und sein früheres Leben, findet Thomas sich plötzlich auf einer Lichtung wieder, die von einem Labyrinth umgeben und von grausamen Kreaturen bewacht ist. Schnell beweist Thomas wahren Heldenmut, denn für ihn steht fest, dass er ein Läufer werden und einen Ausweg aus seiner Gefangenschaft finden möchte. Thomas ist aber nicht, wie ihr jetzt vielleicht denken mögt, ein Held wie er im Buche steht. Auch er hat Angst die ihn lähmt, bricht in Tränen aus und lässt sich von seiner Verzweiflung beherrschen. Jede seiner Gefühlsregungen sind von James Dashner unglaublich intensiv und fesselnd beschrieben.

Auf der Lichtung ist Thomas der Frischling in der Gemeinschaft der bereits dort lebenden Jungs. Nach und nach findet Thomas Freunde und weiß, von welchen Jungs er sich besser fernhalten muss. Thomas Hauptgegenspieler ist Gally, einer der Jungs, der sich daran zu erinnern glaubt, dass sie alle Thomas ihre Gefangenschaft zu verdanken haben. Von Gally geht permanent eine unterschwellige Bedrohung aus, was der Geschichte viel Dramatik verleiht und mir wahnsinnig gut gefallen hat. Spannend fand ich auch die Idee, die Geschichte quasi in einer Art Gefängnis spielen zu lassen, in dem die Jungs (oder auch Lichter genannt) dazu gezwungen sind, eine funktionierende Gemeinschaft aufzubauen und in der jeder Regelverstoß hart bestraft wird. So wird schon zu Beginn ein Junge ins Labyrinth verbannt und damit in den sicheren Tod geschickt.

Die gesamte Geschichte war so unglaublich mitreißend, dass ich das Buch kaum weglegen mochte. James Dashner hat höchst gefährliche Szenen so packend detailliert erzählt, dass ich beim Lesen quasi von Satz zu Satz geflogen bin, so dringend wollte ich erfahren, was passiert. Thomas‘ Erfahrungen im Labyrinth gehören dazu, ebenso wie das dramatische Finale, das mich sofort dazu verleitet hat, den nächsten Teil der Reihe Die Auserwählten in der Brandwüste unmittelbar anzuschließen.

Man muss dazu sagen, dass sich das große Ganze hinter der Geschichte natürlich nach dem ersten Buch noch nicht offenbart und man als Leser am Ende ebenso ratlos zurückbleibt, wie die Helden der Geschichte. Auch aus dem Grund kann man diese Reihe nicht unvollendet lassen, denn das Grauen hat nach knapp 500 Seiten für die Jungs im Labyrinth noch lange kein Ende. Auch mich hat die Geschichte einfach nicht losgelassen, denn man wird süchtig nach dem Schrecken, der im Inneren des Labyrinths herrscht und die Lebensgefahr der Jungs ist Nervenkitzel pur.

Selten hat mich ein Autor so mit seinem Schreibstil in seinen Bann gezogen! Jeder Satz ist großartig und auf den Punkt genau mit der perfekten Mischung aus emotionalen und fesselnden Elementen. Unnötige Floskeln oder Beschreibungen sucht man vergeblich. James Dashner ist definitiv ein Autor, der sein Handwerk versteht!

Fazit & Bewertung

Wie ihr seht, bin ich von Die Auserwählten im Labyrinth begeistert! Selten war ich so fasziniert und beeindruckt von einem dystopischen Setting. Durch die personale Erzählperspektive ist man unglaublich nah an den Figuren, sodass ihre Gefangenschaft, ihre Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit auf den Leser förmlich übergreift. James Dashner ist mit diesem Buch der furiose Auftakt einer fesselnden Geschichte gelungen, die mir sogar schlaflose Nächte bereitet hat!
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Bewertung vom 01.08.2017
Irmina
Yelin, Barbara

Irmina


ausgezeichnet

Die Graphic Novel Irmina ist mir das erste Mal auf einem anderen Buchblog begegnet und hat meine Aufmerksamkeit erregt, weil sie als Lesehighlight bezeichnet wurde. Die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte einer deutschen jungen Frau zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges, hat sofort mein Interesse geweckt. Umso mehr freue ich mich, dass mich Irminas Geschichte genauso sehr begeistern konnte und ihre Geschichte nicht nur einzigartig, sondern auch tief berührend ist.

Irmina ist eine starke junge Frau, denn sie weiß, was sie in ihrem Leben erreichen möchte. Für ihre Träume und Ziele blendet sie die steigende Bedrohung, die von ihrem Heimatland Deutschland für die restliche Welt ausgeht, weitestgehend aus. Mich hat Irminas Figur sehr beeindruckt. Ihr Mut und ihre Furchtlosigkeit allein in England zu bleiben, ist bewundernswert, obwohl sie mehr und mehr als Deutsche für die Geschehnisse in ihrer Heimat zur Rede gestellt und von der englischen Gesellschaft dazu gezwungen wird, die Machenschaften der Nazis zu rechtfertigen. Die politischen Verhältnisse in Deutschland interessieren Irmina im fernen England aber eher weniger. Erst als sie Howard kennenlernt, erfährt sie, was Rassismus wirklich bedeutet. Mehr und mehr werden ihr die Ungerechtigkeiten gegen Minderheiten, die auch in Deutschland Fahrt aufnehmen, bewusst. Besonders schön fand ich zu sehen, wie Irmina für Howard und dessen Rechte in der Gesellschaft eintritt und die Diskriminierung ihm gegenüber verabscheut.

"Lange kann es also nicht mehr dauern bis ich nach London zurückkomme. Ein wenig muss ich wohl noch Geduld haben, doch dann werde ich wieder über den Kanal setzen! Auf bald also Howard! Und vergiss nicht mir zu schreiben!" (S.125)

Die zarte Liebe, die Irmina und Howard füreinander empfinden, als sie gemeinsam in England sind, ist für den Leser sehr berührend. Als Irmina zurück nach Deutschland muss und es ihr nicht möglich ist zu Howard zurückzukehren, entwickelt sich die Geschichte mit Beginn des Krieges zu einem Drama. Mich haben vor allem Irminas Erlebnisse in den Kriegsjahren sehr mitgenommen, denn obwohl sie die Judenverfolgung in Berlin mit eigenen Augen sieht, will sie nicht das Unrecht daran erkennen. Im zweiten Teil des Graphic Novels kann man Irminas Beweggründe für ihre Entscheidung deshalb nicht mehr gut nachvollziehen, trotzdem ist man so nah an ihrer Figur und an ihrem Leben, dass man es mit angehaltenem Atem verfolgt und auf ein Happy End hofft.

"Ich hause in einer kuriosen Herberge mit einem bunt gemischten Haufen von Leuten die alle aus den unterschiedlichsten Gründen hier sind. Hier in der Hauptstadt merkt man viel deutlicher, wie viel sich in Deutschland verändert hat." (S.116f.)

Die Geschichte hat mich aufgewühlt und hat mich traurig gemacht, aber mir gleichzeitig auch Hoffnung gegeben. Hoffnung darauf, dass das Leben zwar kurz ist, aber nie so endgültig ist, wie es oft scheint.

Der Krieg, und damit das düsterste Kapitel in der deutschen Geschichte, spricht aus nahezu jedem Panel des Graphic Novels. Barbara Yelin ist es gelungen, in einem einzigartigen Zeichenstil und einer überwiegend dunklen Farbgebung, eine melancholische Atmosphäre zu schaffen, die den Erzählton der Geschichte sehr schön untermalt. Da die Panels nicht viel Text beinhalten, hatte ich den Graphic Novel sehr schnell gelesen, umso länger habe ich aber gebraucht, um die Geschichte um Irmina zu verarbeiten.

Fazit & Bewertung

Barbara Yelin hat sich bei der Aufbereitung der Geschichte ihrer Großmutter meiner Meinung nach übertroffen! Irminas dramatisches Leben ist packend und aufwühlend, lässt Fragen offen und lässt den Leser vor allen Dingen lange nicht los. Eine überwältigende Geschichte einer faszinierenden Frau, ein grandioser Zeichenstil, eine wunderbare Graphic Novel!
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Bewertung vom 24.07.2017
Das große Dunkel / Minus Drei & die wilde Lucy Bd.3
Krause, Ute

Das große Dunkel / Minus Drei & die wilde Lucy Bd.3


ausgezeichnet

Schon beim Aufschlagen des Buches findet man sich in Minus‘ Welt wieder, denn ein Lageplan zeigt alle Häuser von Minus Steinzeitdorf Farnheim. Für Kinder ist es toll hier nachschlagen zu können, welche Wege Minus nimmt, um zur Schule zu kommen, wo der Laden seiner Eltern ist und wo sich die Vulkanberge befinden, die in der Geschichte noch eine große Rolle spielen werden. Es lohnt sich also hier schon Ute Krauses wunderbare Illustrationen hervorzuheben, die das gesamte Buch zu einem kleinen Kunstwerk machen und die mit viel Liebe zum Detail gestaltet sind. Ich finde Kinderbuchillustrationen, die vom Autor selbst stammen, besonders schön, denn man merkt ihnen die besondere Vorstellungskraft des Autors an (oder zumindest bilde ich mir das ein).

"Das Problem mit Minus war nicht die Dunkelheit an sich, sondern die Tatsache, dass man sich im Dunkeln so einiges einbildete." (S. 11)

Minus‘ Angst vor dem Großen Dunkel der Nacht fand ich wahnsinnig süß, aber natürlich auch sehr realistisch. Wer hat früher nicht einen Spaltbreit die Türe des Zimmers offen gelassen, damit ein Streifen Licht beim Einschlafen zu sehen war? In der Steinzeit ist das mit dem Licht ja noch so eine Sache, denn wenn die Sonne untergeht ist es in Farnheim stockdunkel. Tagsüber denkt Minus dann aber weniger an seine Furcht vor der Nacht, sondern mehr an die blöden Mitschüler, die ihm das Leben schwer machen. Interessant fand ich hier, dass Minus sich niemanden, auch nicht seinen Eltern anvertraut, aber er hat ja sein Haustier, den kleinen Steinzeitmenschen Lucy, die mitbekommt, wie Minus gehänselt wird. Lucy ist schon in den ersten beiden Bänden der Minus Drei und die wilde Lucy-Reihe wie ein furchtloser Saurier und beschützt Minus wo und wann sie kann. Ihre Figur finde ich klasse, denn sie bringt auch gehörigen Witz in die Geschichte.

"Lucy knurrte und diesmal klang sie wie ihr Freund T.R., der Tyrannosaurus Rex. "(S. 16)

Was mir auch besonders gut gefallen hat und was auch hinsichtlich der jungen Lesergruppe der Bücher sehr schön umgesetzt wird, ist die Verantwortung, die Minus von seinen Eltern übertragen bekommt, weil er sich in der Schule im Rechnen verbessert hat. Er darf ihren Gemüseladen Scharf & Feurig hüten und muss dafür Muscheln zählen und abkassieren. Turbulenzen sind natürlich vorprogrammiert, aber Minus beweist Mut und Verantwortungsbewusstsein und ist deswegen nicht nur ein Vorbild für junge Leser, sondern ihr Held, auch trotz seiner Ängste.

"Minus versuchte, nicht an das Große Dunkel und all das, was daran lauern könnte, zu denken. Aber gerade weil er nicht daran denken wollte, dachte er natürlich daran, und seine Beine wurden immer schwerer und sein Herz klopfte immer heftiger." (S. 51)

Die Steinzeitwelt in Minus Drei und die wilde Lucy finde ich als erwachsene Leserin immer wieder sehr behaglich, denn trotz des kindgerechten Schreibstils von Ute Krause, sind ihre Beschreibungen von Farnheim und der Umgebung so aussagekräftig, dass man sich das Leben des kleinen Dinos sehr genau vorstellen kann. Sprachlich schafft Ute Krause es wie immer in einfachen Sätzen eine besondere Stimmung zu transportieren, die man nur schwer wieder loslassen möchte.

Fazit & Bewertung

Mir hat Minus Drei und die wilde Lucy – Das Große Dunkel wie schon die beiden ersten Bände der Reihe richtig gut gefallen! Ute Krause hat ein tolles Gespür für spannende Geschichten, die ihre jungen Leser ansprechen und fesseln können. Besonders gut hat mir ihr Umgang mit dem Thema Kinderängste gefallen, denn sie zeigt, dass jede Angst überwunden werden kann und dafür Mut und der Beistand guter Freund ausreichen können. Eine Geschichte, die wunderbar einfühlsam ist und zugleich mit viel Witz den jungen Leser in ihren Bann zieht.
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Bewertung vom 23.07.2017
Water & Air
Kneidl, Laura

Water & Air


ausgezeichnet

Die dystopische Welt von Water & Air hat mich wahnsinnig fasziniert. Die Idee die Menschheit zu spalten ist ja, wie wir wissen, nicht neu (man denke an die Fraktionen in Die Bestimmung oder die Distrikte in Die Tribute von Panem), trotzdem konnten mich die Lebensumstände der getrennten Kolonien wieder fesseln. Wasser- und Luftkolonien bilden den neuen Lebensraum der Menschen, weil es durch den Anstieg des Meeresspiegels kein Festland mehr gibt. Allein die Vorstellung, wie es sich anfühlen muss unter einer Kuppel tief unter der Wasseroberfläche im Meer zu leben, war atemberaubend. Die Menschen in der Luftkolonie leben in einer Art Würfel, der mehrere Ebenen umfassend über dem Wasser schwebt. Hier fand ich es ziemlich spannend, wie Laura Kneidl das Leben für die Luftgeborenen entwirft. Je nach Rang leben die Menschen auf unterschiedlichen Ebenen. Es gibt Felder, Bäume, Wohngebiete und Lager für die Vorräte.

Auch hier bestimmen Regeln den Alltag und sind mit einer Ausnahme nur halb so streng wie die der Wasserkolonie. Das Gesetzt des Alters jedoch bestimmt das Leben der Luftgeborenen umso mehr, denn die Mitglieder der Kolonie werden ab einem bestimmten Alter zur Entlastung der Allgemeinheit verbannt. Ich fand den Gedanken, dass Menschen, die eine bestimmte Altersgrenze überschritten haben, aussortiert und dem Tode überlassen werden, sehr krass. Tatsächlich liefert dieses Gesetzt aber den Zündstoff für die gesamte Geschichte, was mir richtig gut gefallen hat!

Mit Kenzie habe ich mich schon nach wenigen Seiten sehr verbunden gefühlt. Ihr Anderssein und ihre Unangepasstheit sind diesmal nicht wie in sämtlichen anderen Jugend- oder Fantasyromanen an ihre Persönlichkeit oder ihr Äußeres geknüpft. Kenzie kann keine Kinder bekommen und erfüllt damit das einzige und wichtigste Kriterium für das Leben in ihrer Kolonie nicht. Die Trauer darüber ist in der Geschichte deutlich spürbar. Gleichzeitig strahlt Kenzie aber eine Lebensfreude, eine Neugier und ein Drang nach Freiheit aus, die sofort ansteckend wirken.

Kenzis Beweggründe ihre Familie und ihren besten Freund zu verlassen, sind auch für den Leser traurig, trotzdem habe ich gerade ihre Sehnsucht nach Sonnenstrahlen und nach einem anderen Leben sehr gut verstehen können. Dass sie in ihrer neuen Heimat sofort einen netten jungen Mann kennenlernt, macht die Geschichte für das Leserherz perfekt. Callum ist Gott sei Dank nicht der klischeehafte Bad Boy, sondern einfühlsam und gerecht. Seine Figur hat mir deswegen besonders gut gefallen!

Natürlich hat die Geschichte noch viele weitere spannende Wendungen zu bieten und in einem rasanten und packenden (leider etwas zu kurz geratenen Finale) kommt man als Leser dieses Buches und Liebhaber von Dystopien voll und ganz auf seine Kosten. Sprachlich hat mir Water & Air ebenfalls sehr gut gefallen. Auch durch ihren atmosphärischen dichten Schreibstil hat mich Laura Kneidl in ihre dystopische Welt eintauchen lassen.

Fazit & Bewertung

Ich bin von Water & Air begeistert. Laura Kneidl hat mich mit ihrer Idee, die Welt der Menschen sowohl unter Wasser als auch in der Luft anzusiedeln, vollkommen fasziniert. Die Bilder in meinem Kopf, die diese Geschichte hervorgerufen hat, sind unbeschreiblich und ich würde mich gerade deswegen wahnsinnig freuen, wenn Water & Air entweder fortgesetzt oder verfilmt würde. Eine Geschichte, die packend und romantisch zugleich ist und die sich für alle lohnt – nicht nur für Dystopie-Fans!

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Bewertung vom 18.07.2017
Ein Fall von Pink / Sherlock Bd.1
Jay.;Gatiss, Mark;Moffat, Steven

Ein Fall von Pink / Sherlock Bd.1


ausgezeichnet

Als großer Sherlock-Fan, habe ich mich wahnsinnig darüber gefreut, dass Carlsen Manga! den wohl berühmtesten Detektiv der Welt auch als gezeichnete Mangafigur ermitteln lässt. Vorab muss ich sagen, dass ich kein großer Fan der großäugigen und scharfkantigen japanischen Figuren bin. Die Zeichnungen in Sherlock weichen von dieser Tradition allerdings sehr ab und gleichen eher normalen Comicfiguren. Der Manga ist deswegen für mich eine grandiose Adaption der Serie und ich freue mich schon sehr auf die im August erscheinene Fortsetzung (Sherlock 2: Der blinde Banker)!

"Watson: „Wäre ich nicht drauf gekommen.“ Sherlock: „Weil sie ein Idiot sind! Nehmen Sie’s nicht persönlich, die meisten Leute sind Idioten.“ "(S. 100)

Über die Figur Sherlock Holmes könnte ich hier als großer Fan von Arthur Conan Doyles Geschichten Seiten füllen. Stattdessen möchte ich viel lieber sofort zur einmaligen zeichnerischen und sprachlichen Umsetzungen der Figuren kommen. Sherlock Holmes wird in der BBC-Serie von dem britischen Schauspieler Benedict Cumberbatch ein Gesicht verliehen. Benedict Cumberbatch bleibt nicht nur wegen seines markanten Aussehens im Gedächtnis, sondern auch durch seine ganz eigenwillige und komische Art Sherlocks skurillen Charakter darzustellen. Neben diesem Temperament, übernimmt Martin Freeman als der Kriegsveteran Dr. Watson die zweite besonnenere Hauptrolle. Der große Erfolg der Serie ist also neben den weltbekannten Geschichten, auch dem überragenden Talent und dem Wiedererkennungswert der beiden Schauspieler geschuldet. Aus dem Grund fand ich es besonders schön, dass sich die Zeichner des Mangas sehr nah an dem Äußeren der beiden Schauspieler orientiert haben. Beide sind so großartig getroffen, dass sie sehr realistisch wirken, fast wie aus der Serie entsprungen.

"Sherlock: „Es ist ein Serienmörder! Wie ich die liebe!! Da kann man sich immer auf etwas freuen!“" (S. 68)

Ich liebe Sherlock in der Serie für seinen wunderbar eigensinnigen und seltsamen Galgenhumor! Und auch im Manga ist dieser Wiz nicht weniger gut getroffen. Die Sprechblasen wimmeln nur so von bösartigen, gleichzeitig aber herrlich lustigen Spitzen Sherlocks gegen seinen Assistenten Watson oder die gesamte dumme Menschheit im Allgemeinen (ihn natürlich ausgenommen). Als hochintelligentes Genie sind Sherlocks Erkenntnisse zum Fall der Londoner Selbstmorde für das normal denkende Gehirn nicht nachvollziehbar. Dadurch, dass Sherlock allen anderen immer einen Schritt voraus ist, liefert er sich selbst stets die Bestätigung seine Genies. Das fand ich im Manga, wie schon in der Serie, wirklich komisch und gerade das macht auch den herrlichen Humor der Figuren Sherlocks aus.

"Sherlock: „Mrs Hudson hat meinen Schädel weggeräumt!“ Watson: „Dann bin ich der Ersatz für ihren Schädel?“ Sherlock: Sie machen sich sehr gut!“" (S.105)

Zur allgemeinen Umsetzung des Mangas kann ich sagen, dass die Panels durch breite Stege klar voneinander abgegrenzt werden, was den Manga sehr übersichtlich macht. Meine anfängliche Befürchtung, bei meinem ersten Manga, den ich von hinten nach vorne und von rechts oben nach links unten lese, heillos den Überblick zu verlieren, hat sich deswegen nicht bewahrheitet. Ich kann Sherlock 1: Ein Fall von Pink daher allen Manga-Neulingen und €€€Einsteigern empfehlen, denn ich habe mich sehr schnell an die ‚verkehrte‘ Leserichtung gewöhnt, sodass mir Lesen wahnsinnig viel Spaß bereitet hat!

Fazit & Bewertung

Sherlock 1: Ein Fall von Pink hat mich als Nicht-Mangaleserin positiv überrascht! Die zeichnerische und sprachliche Umsetzung ist sehr nah an der gleichnamigen BBC-Serie angelegt, sodass der Witz der Figuren und die Spannung der Geschichte sehr gut transportiert werden und die gleiche wunderbare Atmosphäre wie in der Serie entsteht. Für Manga- und Sherlock- Liebhaber ein Muss! Und für alle anderen auch!