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Freund spannender Bücher

Bewertungen

Insgesamt 353 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2022
Aargauer Abgründe
Haller, Ina

Aargauer Abgründe


weniger gut

Mami-Hausfrauen-Krimi
Eine Ex-Polizistin radelt mit ihrem Kleinkind durch die Gegend, jede Straße, die sie langfährt, wird namentlich erwähnt. In ihrem privaten Umfeld werden reihenweise Menschen ermordet und eine Ex-Kollegin will sie unbedingt zu einer offiziellen polizeilichen Befragung mitnehmen... Nun ja, Polizeiarbeit muss ja nicht realistisch dargestellt werden, aber so viel Quark ist mir zuviel. Zumal weder die aktive noch die ehemalige Polizistin die geringste Idee haben, warum ein Einbrecher bei zwei mittelalten Männern statt Wertsachen lieber Zahnbürsten, Kämme,... mitnahm. Da ist jeder jeder Krimileser schlauer als die Ermittler. Sorry, aber das Buch ist mir zu langweilig.

Bewertung vom 26.03.2022
Tausche Leben - Suche Glück
Reschke, Katharina

Tausche Leben - Suche Glück


gut

Julian hält an einer Kultureinrichtung fest, deren Glanzzeit schon rund ein halbes Jahrhundert zurück liegt: dem Kino. Er betreibt ein altes, außergewöhnliches Kino, in dem er überwiegend Filmklassiker zeigt. Allerdings hat er seit Jahren kaum noch Gäste, im Gegenzug türmen sich seine Schulden immer höher.
Eine App bietet ihm die Chance, sein Leben gegen ein anderes zu tauschen. Eine originelle Idee, die mich zunächst faszinierte. Was treibt Menschen um, die von einem auf den anderen Tag komplett aus ihrem Leben verschwinden? Ich hoffte auf einen Einblick in ein Thema, das nach Schmerz und Leid riecht.
Es flutscht in dem Buch aber alles glatt auf der Oberfläche dahin, alles ist so unglaublich easy. Schade! Sehr schade sogar. Eine Millionenvilla wird mal eben so per Unterschrift verschenkt, das Traumauto gleich mit, ganz zu schweigen von den Freunden und selbst der Familie. Notar und der ganze Kram stören nur das wohlige Gefühl. Ich meine, klar muss in einem Buch nicht alles authentisch oder auch nur einigermaßen realistisch sein, aber Leichtigkeit kippt halt rasch ab in den Kitsch.
Kaum bin ich neugierig geworden, ob Julian die Aufgabe stemmt, den Erfolg seiner Vorgängerin in seinem neuen Leben zu wiederholen, wird ihm diese schwupp und nebenbei wieder genommen.
Gut gelungen finde ich das San Francisco Feeling, zumal die Stadt trotz allem nach wie vor ein Sehnsuchtsort ist.

Bewertung vom 22.03.2022
Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


sehr gut

Mir gefällt das authentische 50er-Jahre-Feeling des Romans, begonnen bei den Autos und den Zigaretten diverser Marken, die jeder immerfort qualmt. Die große Frage, ob der Kaptialismus oder der Kommunismus sich durchsetzen werden, war noch offen und wirkte sich ganz konkret auf den Alltag der Menschen aus, veranlasste auch den ersten Präsidenten des Verfassungsschutzes zu mindestens einer extrem naiven Tat. Als geschichtlich interessierter Mensch las ich den Roman gerne. Die Lügen und Manipulationsversuche des KGB zeigen erschreckende Parallelen zum aktuellen Ukraine-Krieg.

Bewertung vom 06.03.2022
Boom Town Blues
Dunne, Ellen

Boom Town Blues


ausgezeichnet

Ein komplexer und vielschichtiger Krimi, mit viel authentischem Irland-Flair. Die Autorin versteht ihr Handwerk, baut gekonnt einen Spannungsbogen auf und hält diesen bis zum Schluss. Die Kommissarin Patsy Logan ist eine interessante Figut, der ich gerne durch Dublin folgte und ihre irische Cousine ist mehr als sympathisch. Als versierter Krimi-Leser rät man, auch dank des Titels, rasch, worauf der Kriminalfall hinauslaufen wird, was aber der Spannung keinen Abbruch tut. Der Schreibstil ist flüssig und liest sich angenehm, auch wenn für meinen Geschmack nicht jede Metapher richtig sitzt.
Ist es ein Frauen-Krimi? Zumindest werden Frau deutlich wohlwollender betrachtet, was mancher Leserin entgegenkommen dürfte.

Bewertung vom 24.02.2022
Eisflut 1784
Hasenkopf, Marco

Eisflut 1784


sehr gut

Das große Plus des Romans liegt in seiner Originalität. Herr Hasenkopf verarbeitete eine reale Naturkatastrophe zu einer unterhaltsamen, fiktiven Geschichte. In Zeiten des Klimawandels ist das natürlich ein aktuelles Thema, wobei er zu meinem Gefallen komplett auf flaches Moralisieren verzichtet. Der Autor entwickelte sympathische Charaktere, denen ich gerne durch die Geschichte folgte. Sein Schreibstil ist flüssig und die historische Atmosphäre wirkt auf mich weitgehend authentisch, wobei die Protagonisten vielleicht einen Ticken zu stark als Trendsetter in Richtung Neuzeit angelegt wurden. Für meinen Geschmack und zu meinem Bedauern enthält der Roman zu viel Indiana Jones, statt auf die Erzählkunst zum Aufbau und Aufrechterhaltung des Spannungsbogen zu bauen.

Bewertung vom 08.02.2022
Gott aus Stroh
Dommel, Frank

Gott aus Stroh


weniger gut

Falk, ein Polizist, gerät in seiner Freizeit in einen blutigen Amoklauf. Er hat eine Waffe dabei und ohne zu zögern erschießt er die drei schwer bewaffneten Attentäter. Das hat mir imponiert, ich war sofort neugierig, wie er selbst die Tat verarbeitet und wie die Menschen darauf reagieren. Leider spielt das im Krimi nur äußerst rudimentär eine Rolle.

Der Protagonist flüchtet nach Norwegen. Auch gut, dachte ich, zumal der Autor es durchaus versteht, mit poetischen Worten die grandiose Landschaft zu beschreiben. Leider ist das dann aber auch schon alles. Falk entpuppt sich als Klischee, als eine Ansammlung von Macho-Spielchen und Macho-Spielzeugen, zusammengehalten von Suff und Selbstmitleid. Da er allenfalls im Ansatz über emotionale und soziale Kompetenzen verfügt, erlebt er die Welt als feindlich und ablehnend. So erschafft Herr Dommel einen ziemlich deprimierenden und öden Kosmos. Leider wurden auch weder Falks Frau noch seine Tochter für mich als Personen spürbar, sondern blieben blasse Abziehbilder. So kämpfte ich mich durch den Roman, schaffte dies nur, weil ich etliche Passagen großzügig überblätterte.

Bewertung vom 31.01.2022
Faule Kredite / Kostas Charitos Bd.7
Markaris, Petros

Faule Kredite / Kostas Charitos Bd.7


gut

Kommissar Kostas ist ein entspannter Typ mit dem Herzen am rechten Fleck. Ich folgte ihm gerne durch die ungewöhnliche Ermittlung und das Athener Chaos. Mir gefallen der lockere Schreibstil des Autors, sein Blick auf die griechische Schuldenkrise und die Mentalität seiner Landsleute.
Hinsichtlich des Kriminalfalles und der Ermittlungsmethoden gibt es hingegen noch Luft nach oben.

Bewertung vom 24.01.2022
Das Dorf in den roten Wäldern / Armand Gamache Bd.1
Penny, Louise

Das Dorf in den roten Wäldern / Armand Gamache Bd.1


weniger gut

Der Titel machte mich neugierig, aber das Buch erwies sich leider als langweilig, langatmig und kitschig.

Bewertung vom 09.01.2022
Prototyp
Clostermann, Matthias

Prototyp


sehr gut

Herr Clostermann wählt ein Thema, das uns als Menschen immer stärker beschäftigen wird: Die Integration von Higt-Tech-Produkten in unseren Körper, sei es in Form von Chips, um wieder sehen oder hören zu können oder als Prothesen. Er schreibt flüssig, versteht es, einen Spannunsbogen aufzubauen und einiges, wie die Mme Moreau als böse Politikerin empfinde ich durchaus als originell. In anderen Aspekten ist der Roman doch sehr vorhersehbar und gibt es für meinen Geschmack zu viele Tote. Hauptsächlich fehlt mir aber das Visionäre, was mich inspiriert über das Thema nachzudenken, eine neue Sicht zu entwickeln. Wer Action und das Fehlen verkrampfter politischer Korrektheit mag, ist mit dem Roman gut bedient.

Bewertung vom 08.01.2022
Das Chalet
Ware, Ruth

Das Chalet


sehr gut

Das erste Drittel des Krimis finde ich spitzenmäßig. Ein Londoner Startup im Medienumfeld ist mir nicht nur fremd, sondern interessiert mich eigentlich nicht. Frau Ware schafft es, meine Neugierde und mein Interesse zu wecken. Obwohl sie mit vielen Figuren hantiert, verliere ich als Leser nie den Überblick. Sie versteht ihr Handwerk und davor ziehe ich meinen Hut. Gekonnt baut sie den Spannungsbogen auf, weckt so richtig meine Leselust. Leider lässt es aber ungefähr ab der Mitte dann doch ziemlich nach, so dass ich zunehmend Passagen überblätterte. Der Showdown überzeugte mich dann nicht so Recht, da war ich innerlich ziemlich weit weg. Aber insgesamt liefert der Roman großes Lesevergnügen.