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Giselas Lesehimmel
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Landshut
Über mich: 
Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 726 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2024
Wie Inseln im Licht (eBook, ePUB)
Gänsler, Franziska

Wie Inseln im Licht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Eine Geschichte vom Schweigen und Wahrheit suchen.

Franziska Gänsler hat eine Art zu schreiben, die jedes Achtsamkeitsseminar bereichern würde. Ihr Worte scheinen aus ihrem Innersten entsprungen zu sein. Nie unbedacht oder gar oberflächlich. Aber aus tiefstem Herzen. Dies war nun das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe.
Auch diese Geschichte ist keine leichte Kost. Dennoch wurde mir beim Lesen leicht ums Herz. Zeigt sie doch; für jedes Problem gibt es eine Lösung. Zoeys Geschichte ist tragisch. Vor 20 Jahren war ihre kleine Schwester auf einmal weg. An der Atlantikküste in Frankreich. Da haben sie allein mit der Mutter in einem Bauwagen gelebt. Nachts, eng aneinander gekuschelt. Auf einmal war die kleine Schwester spurlos verschwunden.
Die Mutter mittlerweile verstorben, versucht Zoey herauszufinden, was mit ihrer kleinen 5jährigen Schwester passiert ist. Nebenbei wartet sie auf die Feuerbestattung ihrer Mutter. Die Asche möchte sie auf der Insel verteilen, wo sie mal eine Familie zu dritt waren.
Die Geschichte ist spannend und kommt dennoch total unaufgeregt daher. Zoey lernt Menschen kennen, bei denen sie sich verstanden fühlt.
Zoey will endlich wissen, warum die Mutter nie eine Vermisstenanzeige bei der französischen Polizei gemacht hatte. Mit Zoey von Frankreich nach Berlin gezogen ist. Ohne die kleine Schwester!
Zoey kommt der Wahrheit Stück für Stück näher ....

Fazit:

Das Setting ist wunderbar gewählt. Ich habe die Möwen an der Atlantikküste schreien gehört. Die geheimnisvolle Atmosphäre auf einem Campingplatz gespürt. Das große Schweigen und die damit verbundenen Ängste von Zoey erlebt.

Von mir eine absolute Empfehlung für diese Geschichte, deren Ende mir Gänsehaut beschert hat. Wie schon bei *Ewig Sommer* liegt auch bei diesem Roman die Würze in der Kürze.

Danke Franziska Gänsler. Ich freue mich auf weitere Geschichten von ihnen.

Bewertung vom 26.03.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Ich habe sehr gerne mitgerätselt, bei diesem ungeklärten Cold Case.
Warum wurde der wesentlich jüngere Mann der vermögenden Caroline umgebracht? Anfangs hatte ich ein bisschen Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzukommen. Ich musste mich erst an die vielen Personennamen gewöhnen. Aber nach ein paar Seiten war ich nur noch gefesselt von dem Geschehen.




Die Idee dieses Thrillers finde ich ausgesprochen gut. Sie mutet wie ein spannendes Theaterstück an. Was jedoch neu für mich ist, dass ein Mordfall, der 20 Jahre zurück liegt, vor laufender Kamera nochmal aufgerollt wird. Und das mit einem Angehörigen (Stiefsohn) des Opfers, der Regie führt. Das Buch ist so aufgebaut, dass ich stets das Gefühl hatte, beim Dreh dabei zu sein. Auch der Mailaustausch nach Drehschluss ist sehr spannend und oftmals total aufschlussreich. Abgerundet wird das ganze noch durch alte Zeitungsausschnitte. Ich habe das e-Book gelesen. Die Bilder sind auf dem Reader sehr klar.

Das Verfahren kommt wahnsinnig spannend daher. Für meinen Geschmack Jedoch wurde am Ende einfach zu viel dazu gepackt. Das ist total schade, weil die Glaubwürdigkeit etwas darunter gelitten hat.

Wer letztendlich für den Mord verantwortlich war, hat meine erste Vermutung bestätigt. Ich habe im Lauf der der Geschichte mehrfach meine Meinung geändert. Raffiniert führt uns die Autorin an der Nase herum. Ich habe wirklich noch nie bei einem Thriller so mitgerätselt wie bei *Murder in the Family.* Das Expertenteam bringt eine extra Portion Spannung in die Geschichte. Auch bei Ihnen hatte ich so meine Vermutungen ...

Fazit:

Trotz meines Kritikpunktes konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. Spannung vom Feinsten. Ich werde gerne weitere Krimis lesen, die so aufgebaut sind wie *Murder in the Family*!

Danke Cara Hunter.

Bewertung vom 22.03.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

Meine Meinung:

Dieses Buch wurde ja von Anfang an sehr gehypt. Gefühlte 1000 mal ist es mir alleine schon auf Instagram begegnet. Bei mir war es der Klappentext, der mich zum Kauf überreden konnte. Eine berühmte Autorin stirbt. Ihr Autorenfreundin schnappt sich daraufhin ihr Manuskript, bearbeitet es und veröffentlicht es als ihr *eigenes* Buch. Kann das gutgehen, habe ich mich gefragt. Nein, habe ich mir gesagt. Sonst wäre doch das Buch, lange vom Erscheinungsdatum, nicht so ein Bestseller geworden. Ist denn der Hype gerechtfertigt, habe ich mich gefragt. Nein, habe ich mir gesagt. Es handelt sich hier um ein gutes Buch. Jedoch bei weitem nicht besser als manch anderes Buch, das ich gelesen habe. Bis auf das Ende gefiel es mir gut. Ich wollte einen größeren Knall!

Bei der Diebin handelt es sich um die erfolglose Autorin June Hayward. Geklaut hat sie das Manuskript von der qualvoll verstorbenen Athena Liu. Die erfolgreiche Halbchinesin wollte mit June einen schönen Abend verbringen.
Ich konnte die Kaltblütigkeit von June manchmal nicht mehr ertragen. Im Affekt stehlen! Soso. Athena und June galten in der Öffentlichkeit als beste Freundinnen. Was ich jedoch gelesen habe, erzählt etwas Anderes.
Die weiße Frau June wird jedoch schon bald von der Öffentlichkeit zerissen. Dies in einer Sprache, die Instagram und Co leider oftmals gerecht wird. Besonders auf Twitter bricht ein Shitstorm gegen sie aus, der jeden Menschen mit einem Hauch Gewissen zu einem verheulten Geständnis bringen würde. June nicht. Die verlogene Möchtegernautorin bringt zwar aus eigenem Antrieb keine passable Geschichte zustande, aber windet sich wie ein Aal aus den Beschuldigungen. Der Verlag spielt mit. Das ganze Theater sorgt für gigantische Verkaufszahlen.

Angeblicher Rassismus wird dem Buch der Verstorbenen Athena Liu Juniper Song ( Künstlername) vorgeworfen. Als kleines Zuckerle wird am Fließband gegendert: Autor*in.

Nach anfänglicher Beliebtheit bekommt June viel Zeit zum Nachdenken. Einladungen zu Lesungen usw bleiben aus. Ihre Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Sie weint viel. Hat Angst; aber nicht so viel, dass es für ein Geständnis reichen würde. Mensch Mädel. Das kann doch nicht gut gehen, hab ich mir gesagt.

Fazit:

Ich habe diese Geschichte sehr gerne gelesen. Viel über die Literaturszene erfahren. Einen Blick in die Verlagswelt werfen dürfen. Mobbing im Internet miterlebt. Das meiste davon wusste ich schon. Hab ich mir doch selbst schon mal beim großen A ein Plagiat heruntergeladen, welches dann, nebst Autorin, auf einmal im Nirwana verschwunden ist. Ist so was richtig, habe ich mich gefragt. Nein, hab ich mir gesagt.

Eine Empfehlung von mir für Yellowface. Das Buch konnte mich von Anfang an mitnehmen. Okay, manchmal wurde ich richtig sauer. Aber bringt ja nichts, hab ich mir gesagt.

Danke Rebecca F. Kuang

Bewertung vom 20.03.2024
Lügen, die wir uns erzählen
Freytag, Anne

Lügen, die wir uns erzählen


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Mitten aus dem Leben

Anne Freytag konnte mich schon immer mit ihren Worten abholen. So auch in dieser Familiengeschichte. Die Geschichte wird überwiegend aus der Sicht von der Autorin Helene erzählt. Im späteren Verlauf meldet sich ihre Tochter Anna zu Wort.

Helene und ihr Mann Georg leben schon seit Jahren nebeneinander her. Der Anwalt und die Krimiautorin geben in der Öffentlichkeit das perfekte Paar. Irgendwann waren sie das auch mal. Helene war nach zwei Fehlgeburten einfach nicht mehr die Gleiche. Liebe mit ihrem Mann artete zum Pflichtprogramm aus.

Anderswo starben Kinder an Hunger. In mir starben sie, bevor sie geboren wurden. (Zitat aus dem Buch)

Dazu noch die Erinnerung an ihre große Liebe Alex. Als Studentin in einer WG in Frankreich, hatte sie mit ihm eine sehr intensive Zeit erlebt.

In einer wunderschönen Sprache erzählt Anne Freytag von einem Ehepaar, das kein Ventil findet, um Emotionen heraus zu lassen. Beide hatten keine Eltern, von denen sie richtig angenommen wurden. Der große Kinderwunsch hatte sich zwar erfüllt, aber die Ehe blieb problematisch. Georg kann einfach nicht mit seinem Sohn umgehen. Seine Tochter ist sein ein und alles. Bei Helene ist es genau umgekehrt. Sie hat ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Sohn. Die Tochter entgleitet ihr immer mehr.

Eigentlich haben Helene und Georg alles was man zum glücklich sein braucht. Ein schönes Haus, zwei wohlgeratene Kinder und tolle Berufe. Helene merkt erst, als Georg sie für eine andere Frau verlässt, wie gerne sie ihn eigentlich noch hat. Der Schmerz, wenn sie ihn mit der anderen Frau sieht, ist gewaltig. Dabei hatte sie doch eigentlich mit dem Gedanken gespielt, ihn zu verlassen. Immer wieder an Alex gedacht ...

Ich hatte wirklich das Gefühl, Helene auf ihrem steinigen Weg zu begleiten. Wie sie mit der Trennung umgegangen ist, fand ich genial. Obwohl ich erst dachte, warum macht sie denn jetzt dies oder das. Was dabei heraus gekommen ist, hätte ich so nicht vermutet. Vor allem hatte es eine reinigende Wirkung für die gesamte Familie. Ich fand alle Personen total okay. Als ein Ventil gefunden wurde, sämtliche Emotionen zum Vorschein kamen, hatte auch ich feuchte Augen. Anne Freytag hat so viele Gefühle in die Geschichte gepackt. Wunderbare Zitate haben das Emotionale noch zusätzlich unterstrichen. Das alles gelingt der Autorin, ohne kitschig zu werden. Alles könnte wirklich so passiert sein.

Fazit:

Eine Familiengeschichte die zeigt, was ein liebloses Elternhaus anrichten kann, hat mir zwei spannende Nachmittage beschert. Die Personen kommen absolut authentisch daher. Ob mir das Ende gefallen hat? Ja! Ich mag Enden, die mich überraschen können.

Danke Anne Freytag. Ich habe jedes Wort genossen.

Bewertung vom 17.03.2024
Mein Name ist Estela
Trabucco Zerán, Alia

Mein Name ist Estela


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Hallo? Ist hier jemand?

Da ist eine Frau, die auf mich Anfangs wie ein Mädchen gewirkt hat. Ihr Name ist Estela. Sie verlässt ihr heißgeliebte Mutter, um bei einer reichen Familie als Hausmädchen zu arbeiten. Die Senora bekommt ein ein Kind. Als Baby ist das kleine Mädchen glücklich. Estela kümmert sich um es und entwickelt eine Liebe zu der Kleinen, die von der Mutter nicht gerne gesehen wird. Wie der Klappentext schon verrät, stirbt das Mädchen im späteren Verlauf.
Wir erfahren die Geschichte aus der Sicht von Estela. Bei einem Verhör erzählt sie ausschweifend, was sie in den sieben Jahren bei der Familie erlebt hat. Endlich kann sie ihre Stimme gebrauchen. Bei ihrer Arbeit erhielt sie nur Anweisungen. Denn Menschen Estela hat keiner wahrgenommen.

Ich weiß gar nicht, wann mich das letzte Mal eine Protagonistin in einem Roman so berührt hat. Die Klassenunterschiede sind sehr deutlich zu erkennen. Estela vereinsamt mitten in einer Familie. Den Esstisch deckt sie stets für drei Personen. Sie muss alleine in der Küche essen. Ihre Schlafstatt befindet sich direkt neben der Küche. Getrennt mit einer Schiebetür aus Milchglas. Somit ist noch nicht mal ein kleines bisschen Privatsphäre gegeben.
Um das Mädchen kümmert sie sich sehr liebevoll. Estela muss mit ansehen, wie der Senor und die Senora aus dem glücklichen Baby ein unglückliches Kind machen. Es zu Höchstleistungen anspornen und dafür sorgen, dass ihr Kind stets der normalen Entwicklung voraus ist.

Ihr Verhör gleicht einem inneren Monolog. Auf eine Antwort wartet man vergeblich. Estela erzählt sehr ausschweifend, da man zu einem gerechten Urteil alles wissen muss. Der Schreibstil ist so detailliert, dass ich die Hitze Santiagos auf meiner Haut spüren konnte. Die viele Hausarbeit und die mangelnde Konversation mit Menschen, machen aus der einst glücklichen Estela eine tieftraurige Frau. Das haben Estela und das Kind gemeinsam. Für Estela ist das Kind ein Blick in den Spiegel.

Schritt für Schritt kommt man der Katastrophe näher. Es gibt so viele Situationen, die mich fassungslos machten. Wunderbare Zitate erhöhen den Lesegenuss.
Das Mädchen beisst sich seine Finger stets blutig. Zitat aus dem Buch:
Zum Nägel kauen muss man die Hände frei haben
Nicht mal dafür hätte Estela Zeit gehabt.
Das Ende ging mir durch Mark und Bein: Hallo? Hört ihr mich? Ist da wer?
Estela, ich habe dir zugehört. Mit mir auch viele Andere.

Fazit:

Von mir eine absolute Empfehlung, für dieses außergewöhnlich gute Buch.
Ein großes Dankeschön Alia Trabucco Zerán

Bewertung vom 16.03.2024
Nackt war ich am schönsten
Peters, Veronika

Nackt war ich am schönsten


gut

Meine Meinung

Nicht schlecht, aber mit Luft nach oben.

Der Titel und das Cover sind eine Sünde wert. Der Inhalt ist auch nicht zu verachten, jedoch mit ein paar Kritikpunkten.

Antonia kehrt nach 20 Jahren in ihre Heimat zurück. Irgendwie hat sich in dem Haus ihrer verstorbenen Oma und Mutter nichts geändert. Anderseits fehlt dem Haus ohne Oma die Seele. In dem kleinen oberhessischen Dorf begegnet man ihr nach so vielen Jahren erstmal mit etwas Abstand. Toni möchte schnellstmöglichst das Haus loswerden und wieder zurück in die Bretagne. Dort hat sie einen Ehemann und verdient ihr Geld als Restaurateurin. Alte beschädigte Dinge restaurieren ist ihre Passion.

Zu ihrer alkoholkranken Mutter hatte sie die letzten 20 Jahre keinen Kontakt mehr. Wohnte auch ihrer Beerdigung nicht bei. Die eigentliche Mutter war ihre Oma. Die Mutter war stets in der Scheune beim Malen oder trinken. Hat Toni nie richtig wahrgenommen. Eigentlich wäre Toni richtig einsam in dem alten Fachwerkhaus, wäre da nicht die verstorbene Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven. (geb. 1874 - + 1927) Die Dame mit dem eigenwilligen Mode und Schmuckgeschmack, steht der etwas ratlosen Toni mit Rat und Tat zur Seite.

Ich habe diese Geschichte wirklich sehr gerne gelesen. Aber irgendwie erschließt sich mir nicht, warum den Geist der Baroness wirklich jeder sehen konnte. Die Idee mit der Toten fand ich richtig gut. Warum soll nicht eine längst verstorbene Baronesse als Ratgebertante agieren? Aber als Tote eine Art Berühmtheit im Dorf zu sein, war mir dann doch zu weit hergeholt. Ferner störten mich die häufig eingestreuten französischen Wörter und Sätze. In gesunden Maßen hätten sie Elsas Vergangenheit in Paris unterstrichen. So hatte ich das Gefühl, ich werde damit erschlagen. Elsa war einst eine Dada-Künstlerin. Ihre Art zu sprechen ist so speziell, wie ihre Bilder. Den einen oder anderen Satz musste ich zweimal lesen, damit sich mir der Sinn erschloss. Verstand ich Anfangs nicht, warum Toni keine Fragen über ihre Mutter stellte, so konnte ich ihr Verhalten im späteren Verlauf verstehen. Möchte sogar behaupten, ich hätte stellenweise genauso gehandelt.

Was mir besonders gut gefallen hat, wie Elsa per Gemälde Toni ihre verstorbene Mutter näher gebracht hatte. Toni fand ich eigentlich ganz okay. Jedoch verstand ich ihre Passivität in verschiedenen Dingen nicht.

Trotz der Kritikpunkte habe ich mich immer aufs Weiterlesen gefreut. Das dürfte der unkonventionellen Baronesse geschuldet sein. Widersprüchlich und doch irgendwie total charmant. Eine alte tote Frau, mit der Körperhaut eines jungen Mädchens. Nackt war sie wirklich am schönsten! Den Sinn, den die Baronesse in der Geschichte hatte, fand ich richtig raffiniert dargestellt.

Fazit:
Nicht alles in der Geschichte konnte mich überzeugen. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der bereit ist ein paar Abstriche (aus meiner Sicht)zu machen.

Danke Veronika Peters.

Bewertung vom 10.03.2024
Marschlande (eBook, ePUB)
Kubsova, Jarka

Marschlande (eBook, ePUB)


sehr gut

Meine Meinung:

Spannend und tragisch

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Einmal 1580, in der Abelke Bleken alleine einen Hof in den Marschlanden führt.

Einmal in der Gegenwart, in der Britta Stoever um ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Obwohl durch Jahrhunderte voneinander getrennt, verspürt Britta eine starke Verbundenheit zu Abelke. Die Geografin recherchiert über Abelkes Leben und wird immer tiefer in deren Sog gezogen.

Mir hat besonders der Part in der Vergangenheit gefallen. Im Nachwort erklärt die Autorin, wie wenig ernsthafe Beachtung der Hexenverbrennung lange Zeit entgegengebracht wurde. Mir gingen daraufhin Hexenfeste durch den Kopf, die regelmäßig gefeiert werden. Kostümiert als Hexen, tanzen Frauen um ein Lagerfeuer. Die Besucher gönnen sich Bratwürste, Bier und andere Leckereien. Jetzt, wo ich dieses Buch gelesen habe, empfinde ich derlei Feste als reinen Spott.

Frauen wie Abelke wurden aufgrund von Lügen bei lebendigen Leib verbrannt. Abelke hatte alles getan, um nach einem Dammbruch ihr Land zu retten. Jedoch wurde ihr Hilfe, die ihr zugestanden hätte, nicht zuteil. Albeke ging mir sehr nahe. Ihr Scheitern mitzuerleben hat mich sehr bedrückt.

Die Gegenwart konnte mich nicht komplett überzeugen. Brittas Ehe scheitert und sie muss ihr Leben neu sortieren. Da hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Brittas Ehemann blieb mir zu blass. Von ihrem Sohn Ben habe ich auch kein klares Bild vor Augen. Der Tochter Mascha wurde mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Das junge Mädchen mit ihren Problemen, hatte ich genau vor Augen. Bei Britta selbst bin ich mir nicht sich ganz sicher, ob ich ich sie mag. Bei Albeke spürte ich viel mehr Emotionen.

Eins haben beide Erzählstränge gemeinsam. Zwei Frauen müssen unter der Dominanz von Männern leiden. Sich behaupten um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Von Albeke weiß man ja, dass es ihr nicht gelungen ist. Das Ende in der Gegenwart lässt genügend Raum für eigene Gedankengänge. Die Naturbeschreibungen haben mir sehr gut gefallen. Ich hatte das Gefühl durch Marschland zu spazieren. Weiß nun, was es mit dem Spruch *es regnet Frösche* auf sich hat. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann sich Britta für die raue und stellenweise karge Landschaft erwärmen. Vor allem die Nachforschungen um Albeke bieten ihrem Leben eine willkommene Abwechslung.

Fazit:
Eine spannende Geschichte um Hexenverbrennung und die Natur in Marschlande. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Einzig der Part in der Gegenwart gefiel mir nicht komplett. Da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.

Trotz dem einen Kritikpunkt habe ich diese spannende und traurige Geschichte sehr gerne gelesen.

Von mir eine Empfehlung. Danke Jarka Kubsova

Bewertung vom 09.03.2024
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Herzlich und humorvoll

Ein Jahr ohne Mord? Da macht sich das einzigartige Quartett selbst was vor. Wäre doch viel zu langweilig für die quirlige Gruppe. Es weihnachtet sehr und die Geschenke im Donnerstagsmordclub sind nicht halb so ausgefallen, wie die Mordermittlungen der Senioren. Ein guter Freund von Elisabeths Ehepartner Stephen wird ermordet. Wie war das gleich wieder mit dem Wunsch nach Ruhe? Ohne Mord und Verbrecherjagd geht es doch wohl kaum, wenn ein guter Freund von Elisabeths Herzensmensch durch Fremdeinwirkung das Zeitliche segnet. Und das alles nur wegen einem hässlichen antiken Behältnis, (wahrscheinlich sogar eine Fälschung,) mit einem Beutelchen Heroin gefüllt.

Für mich war die Geschichte wie heimkommen. Die herzlichen alten Leutchen und ihre Dialoge sind einfach zu köstlich. Neben originellen Verbrecherermittlungen geht es dieses Mal auch ziemlich traurig zu. Ich habe tatsächlich feuchte Augen bekommen. Ein ernstes Thema, welches jeden von uns auf die eine oder andere Weise irgendwann betreffen könnte.

Die Art und Weise, wie die berüchtigten Vier mit Verbrechern und Mördern verhandeln, lässt die Lachmuskeln auf Hochtouren arbeiten. Auch sämtliche Nebencharaktere fügen sich harmonisch in die Geschichte ein. Besonders Mördern mit einer sozialen Ader nimmt man ihre Verbrechern irgendwie nicht krumm. Warum auch! Sie wollen doch alle nur das Gleiche. Viel viel Geld! Besonders bei den gemeinsamen Mittagessen, (mal mit, mal ohne Verbrecher,) habe ich den großen Wunsch verspürt, ein Teil des Donnerstagsmordclub zu sein. Ob ich ein Android oder IPhone habe? Puh, es steckt auf alle Fälle in einer blauen Hülle. Joyces Handy steckt in einer gelben Hülle. Ganz ehrlich, wie soll man da wissen was für eins?
Überhaupt trumpft Joyces jetzt ganz schön auf. Nimmt das Zepter in die Hand, weil Elisabeth aus persönlichen Gründen nicht mehr voll einsetzbar für Verbrecherjagden ist. Eine wirklich gute Stellvertreterin, die Joyce. Auch Ron und Ibrahim laufen wieder zu Hochtouren auf. Ibrahim verrät uns ein ganz intimes Geheimnis. Genug geplaudert
Lest das Buch. Ihr werdet es nicht bereuen.

Fazit:

Ich bin wieder daheim. Ich habe Coopers Chase nicht gerne verlassen. Aber, ohne momentanen Mordfall dort zu verweilen, würde mich das nicht verdächtig machen?
Von mir eine absolute Empfehlung für diesen Cosy Crime mit ganz viel Herz und Humor.
Ein großes Dankeschön an Richard Osman. Ich habe auch sehr gerne das Nachwort gelesen. Ich freue mich auf Band 5!

Bewertung vom 01.03.2024
Schwestern in einem anderen Leben
Wünsche, Christiane

Schwestern in einem anderen Leben


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Familie ist da, wo man sich angenommen und geliebt fühlt.
Was für eine Geschichte! Zwischen totalem Unverständnis bis zu großer Traurigkeit war gefühlsmäßig alles für mich dabei. Ich konnte stellenweise das Handeln der Hauptprotagonistin Rebecca nicht nachvollziehen. Bei Nacht und Nebel verlässt sie ihre Familie. Die Geschichte spielt in den 70er Jahren bis in die Gegenwart. Der christliche Glaube und die ländliche Gegend in Niederbroich haben in meinen Augen das ganze Drama verursacht. Die Wahrheit durfte nicht offen ausgesprochen werden. Eine fünfköpfige Familie ist an einer großen Lüge zerbrochen. Der Grund dafür ist heutzutage in Deutschland gar nicht mehr vorstellbar.

In den 70ern erlebt man die Flower Power Zeit. Die RAF treibt ihr Unwesen. Einige Anhänger müssen untertauchen. Zwischen all diesen Geschehnissen versucht das junge Mädchen ihr Leben in den Griff zu bekommen. Sie interessiert sich nicht für Politik. Sie hat andere Probleme, denen sie sich nach vielen Jahren als betagte Frau stellen muss.

Beim Lesen hat sich bei mir das Gefühlskarussell gedreht. Ein Krimi könnte nicht spannender sein. Emotionale Szenen sind dermaßen gut transportiert, dass die Verzweiflung der Familie zur eigenen wird. Ich bin nicht ohne Taschentücher ausgekommen.

So viele Gewissensbisse begleiten Rebecca auf ihrem Weg. Wie viele davon letztendlich eine Berechtigung hatten, war für mich das Emotionalste an der Geschichte. Wobei klar erkennbar wird, dass viele Dinge zum Vorschein gekommen wären, auch ohne das tragische Verschwinden des jungen Mädchens. Ein großer Irrtum lässt die Familie endgültig zerbrechen. Es ist total interessant, wie verschieden Rebeccas Schwestern Ruth und Miriam mit der Situation umgehen.

Fazit:
Der unnachahmliche Schreibstil der Autorin hat aus diesem Buch ein besonderes Erlebnis gemacht. Angelehnt an wahren Begebenheiten verfügt das Familiendrama über unheimlich viel Spannung.Wie Rebecca immer wieder Menschen gefunden hat, die ihr die Familie ersetzt haben, war sehr berührend. Sie ist eine Kämpfernatur, deren Weg ich gerne begleitet habe. Von mir eine absolute Empfehlung. Danke Christiane Wünsche. Ich habe jedes einzelne Wort genossen.

Bewertung vom 25.02.2024
König von Albanien
Izquierdo, Andreas

König von Albanien


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Dieses Buch sollte verfilmt werden
Schelmenroman ist die absolut richtige Bezeichnung für diese unterhaltsame Geschichte. Otto Witte ist wirklich ein Unikat. Ein Zauberer und Geschichtenerzähler vor dem Herrn. Mit seinem besten Freund dem Schwertschlucker Max erlebt er allerhand Abenteuer. Von Anfang an wurde ich in die Geschichte hineingezogen. Wollte wissen, wie der König 👑 von Albanien in eine Heilungsanstalt für Schwachsinnige gerät. Nun, ganz einfach. Indem der Titel erstunken und erlogen ist.

Die Salzburger Irrenanstalt hat der Geschichte eine besonders feine Note verpasst. Neben dem tragischen Umgang mit den Patienten, kommt man auch dort in den Genuss des falschen Königs. Ob als Regent oder Bewohner einer Irrenanstalt. Otto weiß jeden zu unterhalten. Dem jungen Assistenzarzt Schilchegger vermag er sogar neue Wege in der Medizin aufzuzeigen. Das mit solcher Raffinesse, dass es der angehende Arzt nicht gleich bemerkt. Vielmehr wächst seine Hochachtung zum falschen König gemächlich. Otto erzählt ihm seine Geschichte.

Dann gibt es da noch die Comtesse Fanny. Sie lernt Otto in Konstantinopel kennen. Durch einen klugen Schachzug, seitens Otto, gewinnt er das Herz der jungen schönen Frau. Selbst mit allen Wassern gewaschen, durchschaut die junge schöne Frau Otto sehr schnell. Ihre Wege sollen sich im späteren Verlauf noch einmal kreuzen.

Albanien sucht einen König. Otto hat von Politik keine Ahnung. Noch nicht einmal Interesse. Aber seine große Ähnlichkeit mit einem türkischen Prinzen bringt ihn auf die fatale Idee, selbst König von Albanien zu werden. Der Weg nach Albanien mutet abenteuerlich an. Elegant meistert Otto mit seinem Freund Max alle Hürden. Sein Einfallsreichtum kennt keine Grenzen.

Ich hatte die meiste Zeit ein Dauergrinsen im Gesicht. Konnte nicht umhin mich zu fragen, ob so ein Betrug auch heute noch funktionieren könnte. Das war es, was mich an der Geschichte so fasziniert hat. Ein Zauberer, der des Lesens und Schreibens nicht mächtig ist, wird König. Regiert ein Volk und soll das osmanische Reich retten. Sind seine Schachzüge wirklich von Intelligenz geprägt? Das ist die Frage. Um Antworten zu bekommen habe ich für ein paar Nachmittage eine abenteuerliche Reise erlebt.

Fazit:
Der bildhafte Schreibstil hat mir Orte und Personen klar vor Augen geführt. Geschichliche Fakten und Fiktion wurden harmonisch in das Geschehen integriert. Mir war wirklich keine Sekunde langweilig. Ob mir das Ende gefallen hat? Es war stellenweise anders als ich es erwartet habe. Ich hatte nicht nur Lachtränen vergossen. Es gibt zwei sehr emotionale Szenen. Von mir eine absolute Empfehlung.

Danke Andreas Izquierdo. Das war das zweite Buch, das ich von Ihnen gelesen habe. Mit Sicherheit nicht das Letzte.