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Giselas Lesehimmel
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Landshut
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Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 690 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2023
Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
Klune, T. J.

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Liebevolle Charaktere in einer unheimlich charmanten Geschichte
Ich wurde am Ende gefragt: Wärst du nicht gerne hier? Und ich habe ja gesagt.

Ich war zu Besuch auf einer abgelegenen Insel. Linus Baker ist schuld daran. Der liebenswürdige, schrullige Beamte hat ein Herz aus Gold und weiß es noch nicht mal. Er arbeitet fleißig für ein Jugendamt. Kontrolliert Heime mit magisch begabten Kindern. Angeblich ist das Amt für das Wohlbefinden der besonderen Kinder zuständig. Linus erledigt seine Arbeit äußerst gewissenhaft. Nach der Arbeit igelt er sich in seinem kleinen Häuschen ein und hört Schallplatten. Er hat keine Freunde. Er ist einsam. Das ist okay für ihn. Dann bekommt er einen außergewöhnlichen Auftrag.

Er soll dem Heimleiter Parnasuss einen Monat lang auf den Zahn fühlen. Als Linus auf der entlegenen Insel ankommt, ist er sie nicht sicher, ob er es dort 4 Wochen aushält.

Die Geschichte ist einfach nur bezaubernd. Die Heimbewohner außergewöhnlich liebenswürdige Charaktere. Die Kinder und Jugendlichen entsprechen nicht der Norm. Das bezieht sich jedoch nur auf Äußerlichkeiten. Nehmen wir einfach mal den kleinen Lucy. Ich fand es total niedlich, wenn er einem den Weltuntergang und vor allem den eigenen Tod vor Augen geführt hat. Zugegeben. Ich war Anfangs genauso schockiert wie Linus. Aber man kommt wirklich an einem bestimmten Punkt, da möchte man diese Drohungen nicht mehr missen. Der eigene Tod ist auf einmal gar nicht mehr so dramatisch. Zumal im Garten schon ein großes Loch gebuddelt ist. Man wartet da schon mit einem Spaten auf einen.

Ich habe Tränen gelacht. Das eine oder andere mal ziemlich nahe am Wasser gebaut. Habe die Gemeinschaft auf der Insel sehr genossen. Lucy ist ja nur einer von sechs Heimbewohnern. Mr. Parnasuss noch nicht mitgerechnet. Der Heimleiter weiß wie er mit den besonderen Kindern umgehen muss. Kennt ihre traurige Vergangenheit und ist ihnen mehr Vater als Heimleiter.

Besonders gut hat mir die Wandlung von Linus gefallen. Er konnte, genauso wie ich, dem Charme der liebenswürdigen Familie nicht widerstehen. Dennoch war ich mir an einem bestimmten Punkt nicht mehr gänzlich sicher, ob Parnasuss und die einmaligen Kinder, Linus den Stock aus dem Hintern komplett entfernen konnten. Von Linus wöchentlichen Berichten hängt es schließlich ab, ob Parnasuss das Heim weiter betreiben darf.

Die Geschichte beinhaltet sehr wichtige Themen. Vor allem die Ausgrenzung von Menschen, die nicht der Norm entsprechen. Der Autor hat diese in eine wunderschöne Fantasiegeschichte verpackt. Ich mochte alle Protagonisten wahnsinnig gerne. Besonders bei den Abenteuerausflügen wäre ich gerne dabei gewesen. Die Marotten von jedem Einzelnen haben mich unheimlich tief berührt.

Fazit:
Wollt Ihr auch da sein, wo ich war? Wollt Ihr wissen was wahre Freunde und Familie ausmacht? Dann besucht das Heim für magisch Begabte. Ein Hotelpage nimmt euch das Gepäck ab. Eine Gärtnerin steht mit der Schaufel parat und zeigt euch einen magischen Garten, an dem auch eine weitere Bewohnerin mit magisch grünen Daumen beteiligt ist. Ein ganz Drolliger freut sich über Münzen und Knöpfe. Ihr lernt auch einen angehenden Autor kennen. Dürft zu teuflisch guter Musik tanzen. Stets mit einem Zwitschern im Hintergrund.



Wie Ihr auf die Insel kommt? Kein Problem! Dafür ist eine resolute magische Lady zuständig.

Ich empfehle Euch diese fantastische Reise. Wenn Ihr zurück kommt, ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Ein ganz großes Dankeschön an Mr. Klune. Ich habe das nächste Abenteuer schon gebucht.

Bewertung vom 25.11.2023
Die Frolleins von der Freiheitsallee
Pukelyt_, Ina

Die Frolleins von der Freiheitsallee


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Tiefe Einblicke ins Kaunas der 30er

Die Geschichte aus den 30ern kommt Anfangs sehr harmonisch daher. Die Buchhändlerin Zosia hat ein Zuhause wo Familie noch groß geschrieben wird.Was die Liebe betrifft, ist sie ein sehr spätes Mädchen. Machen sich doch schon alle Gedanken, sie könnte übrig bleiben. Das ändert sich, als ein attraktiver Mann den Buchladen betritt.

Rachel verdient sich ihr Geld als Schauspielerin und hat hochfliegende Pläne. Ihre große Liebe begegnet ihr schon bald. Jedoch weiß sie noch nicht, ob sie schon bereit dafür ist.

Die Schicksale der zwei Frauen spielen sich in Kaunas(Litauen) der 30er Jahre ab. Man nannte es auch es auch das kleine Paris. Die Menschen haben sich mittlerweile vom ersten Weltkrieg einigermaßen erholt. Kaunas ist sehr bildlich beschrieben. Ich habe mir dazu auch Bilder im Netz angesehen. Die Freiheitsallee ist sehr ansprechend. Doch besonders der erste Teil dieses Namens ist schon wieder in Gefahr. Beide Frauen sind sich dessen noch nicht bewusst.

Der Hitler-Wahnsinn sollte bald Einzug halten. Die Vergangenheit Deutschlands weist viele dramatische Geschehen auf. Was im zweiten Weltkrieg passiert ist, darf niemals vergessen werden. Wie gerne habe ich die beiden Frauen ein paar Jahre auf ihrem Lebensweg begleitet. Ich habe mich im kleinen Paris richtig wohl gefühlt. Theaterluft in einem Jüdischen Theater geschnubbert. Einem charmanten Buchladen, mit einem wunderschön dekorierten Schaufenster, Besuche abgestattet. Landluft inhaliert und gemütlich mit Zosia und ihrer mamytė Tee getrunken.



Genau diese Normalität macht das spätere Geschehen besonders dramatisch. Wir wissen alle, was damals passiert ist. Ich kann jedoch noch hunderte Bücher über diesen Wahnsinn lesen und werde nie wirklich nachvollziehen können, was diese Menschen mitgemacht haben. Es sprengt nach wie vor meine Vorstellungskraft.

Wir erleben das Geschehen aus der Sicht von Zosia und Rachel mit. Zwei Frauen voller Hoffnung und Zuversicht. Zwei Geschichten parallel, die so viel gemeinsam haben. Zwei Leben, die so glücklich waren.

Litauer die Deutsche mit "Heil Hitler" begrüßen und "Es lebe die Freiheit!" Welch ein Hohn. Das zu lesen war wirklich hart.

Fazit:
Die Geschichte beginnt sehr harmonisch. Das pulsierende Leben in Kaunas kommt gut rüber. Zwei Frauen, die sich erst am Ende der Geschichte begegnen. Der Verlauf des Geschehens wurde immer trauriger. Die Begegnung der beiden Frauen eins der schlimmsten Dinge, die ich in meinem Leben gelesen habe. Danke Ina Pukelytė für die tiefe Einblicke. Von mir eine absolute Empfehlung

Bewertung vom 22.11.2023
Keine Reue
Sandberg, Ellen

Keine Reue


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Raffiniert und gut durchdacht

Die Maienfelds werden mir mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis bleiben. Solche Eltern wünscht man seinen ärgsten Feinden nicht. Barbara Maienfeld ist eine attraktive Frau in in den 60ern. Beruflich tritt sie als Anwältin für Menschen ein, die weder gut betucht sind, noch auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Ihr Mann Gernot geht mit seinem Verlag bankrott. Ihnen droht der Verlust ihrer schicken Stuttgarter Altbauwohnung. Gernot erhält das Angebot von einem Sachbuchverlag, eine Biografie über seinen Bruder Lukas zu schreiben, der Ende der 80er nach einem Attentatversuch untergetaucht ist. Da kommt Ihnen die Idee, Kontakt mit ihrer dunklen Vergangenheit aufzunehmen. Da gibt es jemanden, der in ihrer Schuld steht.
Sie haben drei erwachsene Kinder. Ben und das Zwillingspärchen Luise und Leon. Alle drei waren keine Wunschkinder. Besonders Barbara gingen ihre Kinder im Weg um. Die Vergangenheit, in der die RAF eine große Rolle spielt, scheint das skrupellose Ehepaar einzuholen.

Die Geschichte wird überwiegend aus der Sicht von Ben und Barbara erzählt. Barbara ist ein Charakter, der mir Gänsehaut beschert hat. Das Verhalten ihren Kindern gegenüber, hat mich richtig sprachlos gemacht. Ende der 80er erleben wir ein sehr verliebtes Ehepaar, das Kinder nur als störend empfindet. Der Versuch keine zu bekommen scheitert kläglich. 2019 erleben wir Ben, der eine Frau vor einem Messerstecher retten will. Leider kann er sie nicht retten und wird selber verletzt. Ben leidet schon von jeher an Gedächtnislücken. Kann sich nur noch an sein Frühstück an diesem Tag erinnern. Der Polizei kann er somit nicht weiterhelfen. Er befindet sich nach seiner Heldentat in großer Gefahr. Ein gefährlicher Clan trachtet nach seinem Leben.

Die Autorin hat hier eine Spannung hingelegt, die mit jeder Seite mehr an Fahrt aufnimmt. Ich wusste bis zum Ende nicht, wer für bestimmte Taten verantwortlich war. Besonders die Gedächtnislücken von Ben werfen viele Fragen auf. Raffiniert wurden hier Geschehnisse aus dem Ende der RAF mit einer traurigen Familiengeschichte verwoben. Ich konnte mich nicht entscheiden, was hier wohl schlimmer ist. Eine autoritäre Erziehung, die die Gleichgültigkeit gegenüber den eigenen Kindern kaschieren soll, oder die skrupellosen Aktionen, des Vorzeigeehepaars Maienfeld.

Die Geschichte um Ben ist fesselnd und verstörend zugleich. Die Polizistin Charlotte Bodmer drängt sich ihm als Personenschutz auf. Sie interessiert sich ausserdem sehr für den Mann, der so viele Dinge einfach vergessen hat. Charlottes eigenes Interesse an dem Fall, hat ihr viel Ärger bei ihren Vorgesetzten eingebracht.

Fazit:

Dieser Krimi besticht mit seiner Raffinesse. Vieles bekommt der Leser sofort serviert. Ein Rätseln ist nicht notwendig. Doch das heißt nicht, dass man sich in Sicherheit wiegen kann. Wirklich nicht! Von mir eine absolute Empfehlung.

Danke Ellen Sandberg

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Bewertung vom 19.11.2023
Die Unbändigen
Hart, Emilia

Die Unbändigen


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Unglaublich spannend und magisch.

Ich gebe zu, dieses Buch hat mich wegen des Covers magisch angezogen. Nun frage ich mich, ob eventuell sämtliche Insekten und Krähen mich manipuliert haben. Wie sonst konnte es möglich sein, dass ich wie ferngesteuert mit dem Buch zur Kasse ging?

Der kurze und spannende Prolog Prolog entführt uns in das Jahr 1619. Altha wartet im Kerker darauf, dass ihr der Prozess gemacht wird. Sie wird der Hexerei beschuldigt.

2019

Kate muss aus ihrem alten Leben flüchten. Ihr gewalttätiger Mann Simon weiß nichts von einem Cottage inWeyward, das sie von ihrer verstorbenen Großtante Violet geerbt hat. Der ideale Ort, um unterzutauchen.

1942

Violet spürt eine tiefe Verbundenheit mit der Natur. Sie liebt Insekten und Vögel. Möchte ihr Verhalten studieren. Besonders Krähen haben es ihr angetan. Insekten jagen ihr keine Angst ein. Sie betrachtet sie vielmehr als Haustiere. Bringt ihnen Wertschätzung entgegen. Die Tiere spüren das. Sie weiß nichts über ihre Mutter, die nach der Geburt ihres Bruders Graham gestorben ist.

Eines einmal gleich vorweg. Wer an einer Insekten Phobie leidet, hat zwei Möglichkeiten. Entweder niemals zu diesem Buch zu greifen oder es als Therapie zu betrachten. Denn eins wird absolut ersichtlich. Drei Frauen, aus verschiedenen Epochen, haben den Wert dieses Getiers erkannt und sinnvoll eingesetzt. Während es 1619 als Hexerei verkannt wurde, galt es 1942 als Geisteskrankheit. Altha musste ihre Gabe geheim halten. Durfte nur ihre Fähigkeit in der Heilkunst öffentlich zeigen. Doch auch diese sollte ihrer Mutter und ihr zum Verhängnis werden. Violet machte ihrem Vater Angst mit ihrer Gabe. Der Viscount aus Orton Hall hatte für sie ein anderes Leben vorgesehen. 2019 hat es Kate da schon viel leichter. In unserem Zeitalter ist man eher gewillt solche Phänomene zu erforschen. Einzig Kate selbst steht sich im Weg. Will ihre Verbundenheit zu Krähen und Insekten nicht wahrhaben. Ein traumatisches Erlebnis aus ihrer Kindheit lässt sie glauben, ihre Gabe wäre mit einer großen Schuld verbunden.

Schillernde Libellen und das Singen der Vögel haben mich in dieser Geschichte begleitet. Das Schreien der Krähen hat angekündigt, wenn etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Nahe beim Cottage fließt ein Bach. Saftige Wiesen und Wälder haben etwas märchenhaftes in die Geschichte gezaubert. Aber das täuscht zum Teil sehr. Drei Frauen, die sich nicht kennen, sind über Jahrhunderte und Jahrzehnte miteinander verbunden. Sie spüren diese tiefe Verbundenheit zueinander. Alle drei müssen schlimme Dinge von Männerhand ertragen. In dem kleinen Cottage in Weyward finden sie die Wahrheit und ihre Wurzeln.

Fazit:
Der magische Schreibstil und das Setting haben mich verzaubert. Die Kapitel sind kurz und knackig und enden fast alle mit einem Cliffhanger. Sie beginnen abwechselnd mit Altha (Krähe), Violet (Libelle) und Kate (Biene).

Der Autorin ist der Spagat zwischen Historie, Fantasie und Gegenwart sehr gut gelungen. Ich weiß jetzt, warum ich wie ferngesteuert mit dem Buch zur Kasse gegangen bin. Beim Lesen ging es mir genauso. Die Insekten und Krähen haben mich durch die Seiten geführt. Ein Entkommen war mir nicht möglich. Wollte ich auch gar nicht ...

Danke Emilia Hart, für das wunderbare Kopfkino, das sie mir beschert haben.

Bewertung vom 10.11.2023
Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art
Gruber, Matthias

Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Sich durch das Leben der Anderen wühlen

Nachdem ich ein paar sehr positive Kritiken zu dem Buch gelesen habe, musste ich mir unbedingt meine eigene Meinung bilden.

Arielle ist mir von Anfang an sehr zu Herzen gegangen. Aufgrund eines Gendefekts, verfügt sie über keine Schweißdrüsen. Hat nur ein paar Haarflaume wie ein Küken auf dem Kopf und ein missgebildetes Gebiss. Die Erderwärmung macht gesunden Menschen schon zu schaffen. Für Arielle muss es die Hölle sein. Ihr Vater räumt Wohnungen und Häuser von Verstorbenen aus. Auf alten Festplatten sucht er nach Kryptogeld. Träumt davon den großen Reibach zu machen. Ich konnte mir Arielle irgendwie nicht vorstellen. Hatte eigentlich immer ein gesichtsloses Bild einer 14jährigen vor Augen. Erst als sie bei einem ausrangierten Handy auf Bilder von dem Mädchen Pauline stößt, bekommt Arielle für mich ein Gesicht. Sie erstellt ein eigenes Profil mit den Bildern des unbekannten Mädchens. Die Resonanz ist umwerfend für sie. Sie ist jung und schön. Sie wird begehrt. Die Sache hat nur einen Haken. Sie ist es nun mal nicht! Ihre Mutter weiß jedoch den Account für ihre eigenen Zwecke zu nutzen.

Auf dem Schrottplatz hängt Arielle mit ihrem besten Freund ab. Der Junge akzeptiert sie, wie sie ist. Gibt ihr das Gefühl ein makelloser Mensch zu sein. Sie hat auch eine beste Freundin, mit der sie gerne durchs Internet surft. Die Geschichte behandelt den Wahnsinn, den das Internet auslösen kann. Geklaute Bilder, (habe ich erst vor kurzem selbst erlebt) und Menschen, die fremde Identitäten annehmen. Ein Leben das sich nur um die Anzahls der Klicks dreht. Hand aufs Herz! Irgendwie sind wir alle schon infiziert. Der eine mehr - der andere weniger. Wie Arielle mit dieser Angelegenheit umgegangen ist hat mich erschreckt. Wissen wir doch alle, das alles aus diesem Buch auch in der Realität existiert. Ich habe die Geschichte förmlich inhaliert. Der Autor hat die Thematik sehr ansprechend umgesetzt. Aufgezeigt, dass es sich meist um traurige Menschen handelt, die auf diese Art und Weise Anerkennung bekommen möchten.

Arielle konnte ich verstehen. Wenigstens virtuell wollte sie einmal schön und makellos sein. Sich verlieben und dazu gehören, wie ein ganz normaler Teenager. Keine kalten Bäder nehmen müssen, um sich vor einen Hitzeschlag zu retten. Breit lächeln dürfen und dabei ein makelloses Gebiss zeigen. Kein Mitleid von fremden Menschen bekommen, wegen ihres Aussehens.
Fazit:

Zu Tränen gerührt hat mich diese Geschichte zurück gelassen. Ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht. Und dennoch bin ich glücklich darüber dieses Buch gelesen zu haben. Der feine Humor und der unglaublich bildliche Schreibstil haben mich bestens unterhalten. Ich kann mir zwar immer noch nicht vorstellen wie Arielle aussieht, aber ich denke, sie ist das Mädchen auf dem Cover! Stimmt doch, oder? Wisst Ihr eigentlich was ein Club der dichten Toten ist? 🤣 Ich weiß jetzt worum es sich handelt. Und noch vieles mehr ....

Danke Matthias Gruber. Ich gratuliere zum Debüt.

Bewertung vom 07.11.2023
Zwischen Traum und Freiheit / Gut Friesenhain Bd.1
Grünewald, Lotte

Zwischen Traum und Freiheit / Gut Friesenhain Bd.1


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Zwischen Konventionen, Freiheit und Liebe

Mirjam Müntefering (hier Lotte Grünewald) ist ein richtiger Tausendsassa. Nach Wohlfühlromanen und Fantasy hat sie nun einen absolut genialen historischen Roman hingelegt. Der spielt im Münsterland 1895.

Die Grafenfamilie führt auf dem Gut Friesenhain ein angenehmes Leben. Dreh und Angelpunkt ist das Pferdegestüt, mit ihrer edlen Pferdezucht. Luise ist die ältere Tochter der Grafenfamilie. Ihre Stute Jeltje liebt sie über alles. Luise möchte jedoch nicht nur reiten. Sie hegt den Wunsch ein selbstbestimmtes Leben zu führen und Tiermedizin zu studieren. Dieser Wunsch stößt jedoch bei ihren konventionellen Eltern auf taube Ohren. Ihnen schwebt für ihre Tochter eine Heirat mit dem Adeligen Johan van Leeuwen vor.

Die Herzenswärme der gesamten Grafenfamilie steht im Fokus dieses Romans. Nirgendwo könnten Angestellte und Tiere besser aufgehoben sein, als auf Gut Friesenhain. Der Wandel der Zeit ist stark zu spüren. Bei einer Veranstaltung der Frauenbewegung verliert Luise ihr Herz an den Sozialdemokraten Max Brugge.

Luises Schwester Clara ist eine sehr loyale junge Frau. Sie kann ihre Eltern und Luise verstehen. Versucht oft zu vermitteln und ihrer älteren Schwester eine Stütze zu sein.Luises Wege muten abenteuerlich an und stellenweise sehr gefährlich.

Der Stammhalter Wilhelm ist ein sehr belesener Mann, der seinen Weg im Leben erst noch finden muss. Wie seine Schwestern bringt er für seine Mitmenschen sehr viel Verständnis auf.

Gräfin Anna kommt manchmal ziemlich verbissen daher. Im Laufe des Geschehens konnte ich sie jedoch sehr gut verstehen. Sie wurde mir regelrecht sympathisch.

Graf Hermann ist ein gerechter Mann, der sich sehr für die Belange seiner Angestellten interessiert. Seinen Kindern wäre er eigentlich der perfekte Vater, könnte er sein konventionelles Denken etwas lockern.

Ich habe diesen gut 700 Seiten Wälzer wahnsinnig gerne gelesen. Spannung, Liebe und eine gute Prise Humor, haben mich regelrecht durch die Seiten reiten lassen. Ich bin noch nie auf einem Pferd gesessen. Dennoch habe ich die Ausritte sehr genossen. Eine sehr emotionale Szene im Pferdestall hat mir ein paar Tränen entlockt. Ein etwas verwildertes scheues Pferd hat mein Herz total erobert. Das Tierwohl kommt in der Grafenfamilie groß zu tragen. Davor ziehe ich meinen Hut. Bitte ohne Vogel darauf! (Wer die Geschichte liest, versteht was ich meine!🤣)

Lotte Grünewald hat das damalige politische Geschehen mit einer wunderbaren Liebesgeschichte verwoben. Eigentlich gehen sogar mehrere Herzen auf Reisen. Der immer wieder mal eingestreute Münsterländer Dialekt hat mir gut gefallen.

Dank des bildlichen Schreibstils konnte ich zu den Personen eine Beziehung aufbauen. Besonders gut hat mir die Nächstenliebe der Grafenfamilie gefallen. Dafür ist die Tochter des Stallmeisters der beste Beweis. Ist sie doch die beste Freundin der Grafentöchter. Vom Prolog bis zum Ende gab es für mich nicht eine einzige langweilige Passage.
Fazit:

Der gelungene Auftakt der Münsterland-Saga lässt nichts vermissen. Intrigen, Familiengeheimnisse, Liebe und Frauenpower, sind hier zu einem harmonischen Ganzen verwoben. Von mir eine absolute Empfehlung. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Danke Lotte Grünewald. Ich ziehe meinen Hut.

Bewertung vom 31.10.2023
Steckerlfischfiasko / Franz Eberhofer Bd.12
Falk, Rita

Steckerlfischfiasko / Franz Eberhofer Bd.12


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Absolut wieder witzig, spritzig und spannend in Niederkaltenkirchen.
Der Eberhofer hat das Dutzend voll gemacht. Es war ihm zwar ziemlich lästig, aber er hat dennoch wieder in einem Mord ermittelt. Und des obwohl sei eigener Bua kein Fußball mag. Lieber mag der im Ballett umhertänzeln. Das muss man sich mal reinziehen. Wo bin ich gleich wieder stehen geblieben? Ach ja, der Steckerlfischkönig wird im Nassbereich vom Golfclub aufgefunden. So was von mausetot.

Insgesamt wieder ein herrlich komisches Vergnügen. Die Dialoge gewohnt spritzig, wie man es von den bayrischen Protagonisten gewohnt ist. Herzlich und deftig geht's wieder mal zu. Dieses Mal mit einer ungarischen Haushaltshilfe im Gepäck. Eine Hilfe, die dazu animiert, dass sich dem Eberhofer seine Herzensmenschen selber helfen. Das solltet Ihr euch wirklich nicht entgehen lassen. Mutet ungefähr so an wie eine Fastenkur im Kurhotel. Kriegst nix zum Futtern, und des Nix darfst auch noch teuer bezahlen. Kennt Ihr euch jetzt aus? Was den Mordfall betrifft, hat der Franz ja wieder seinen Rudi zur Hilfe geholt. Der versteht ihn wenigstens, obwohl der Rudi im Moment a wengal vergammelt daher kommt. Aber das ist ein ganz anderes Thema. Das kann man von der Susi wahrlich nicht behaupten. Die hat sich beruflich hochtrabende Ziele gesetzt und kommt ziemlich overdressed daher. Na und ihren Franz versteht sie gleich überhaupt nicht mehr. Das Gleiche gilt für den Buchhändler. Ihr wisst schon. Dem Franz sein Bruder. Der Leopold.

Fazit:
Leicht hats der Eberhofer Franz wahrlich nicht. Die Oma auf Kur, die Susi total stur, da Bua im Ballett, die Haushaltshilfe nicht nett und sein Erzeuger fluchend wie immer. Aber glaubt mir, es geht noch schlimmer. Irgendwie drehns alle durch. Mei Empfehlung, lest selber dieses Buach. Da ist ein Mordfall dabei, den ich sogar spannen fand!

Danke Rita Falk.

Bewertung vom 30.10.2023
Das kleine Kräutercafé - Herzkirschen
Meinhardis, Lilli

Das kleine Kräutercafé - Herzkirschen


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Kräuter, Liebe und viel Humor, zwischen den Wolkenkratzern von Frankfurt

Da ich gerne mit Kräutern in der Küche arbeite, war dieses Buch ein absolutes Muss für mich. Natália und Isa sind ein sehr gutes Team. Während Natália auf der Dachterrasse sämtliche Kräuter und Gemüse anpflanzt, bäckt Isa die herrlichsten Kuchen und Torten. Ich fand es sehr imposant, wie Isa sogar Kräuter in ihre Backwaren integriert. Das Ziel der beiden Frauen ist es ihr Catering zu erweitern und ein Kräutercafé zu eröffnen. Was wäre da schöner als eine Dachterrasse über den Dächern von Frankfurt? Wenn da nur nicht immer diese verflixten Gewerbeauflagen wären ...

Neben einer Geschichte rund um Kräuter bekommen wir hier auch Humor serviert. Zwei Frauen, die Tag und Nacht arbeiten, um ihren Traum wahr werden zu lassen. Zwei Frauen, die des öfteren in verzwickte Situationen geraten und meine Lachmuskeln arg strapaziert haben.

Isa hat einen 17jährigen Sohn, der seinen Weg erst noch finden muss aber das Herz am rechten Fleck hat. Er passt in die Geschichte wie die Faust aufs Auge.

Die Liebe kommt auch nicht zu kurz. Ich würde ja jetzt gerne behaupten, die kommt ganz unaufgeregt daher. Das wäre aber gelogen. Sie tut es nicht. Turbulenzen sind angesagt. Garniert mit duftenden Kräutern.

Die Autorin verfügt über einen sehr bildlichen Schreibstil. Man spürt dass Lilli Meinhardis ihr Herzblut in die Geschichte gesteckt hat. Ich hatte den Duft von Kräutern in der Nase und habe mich auf der idyllischen Dachterrasse sehr wohl gefühlt. Bin mit Isas Sohn Yul auf seinem Mountainbike durch Frankfurts Straßen geflitzt um Pizza oder etwas Grünes aus dem Kräutercafe zu liefern.

Fazit:

Ein herrlich erfrischende Geschichte, die uns etwas Kräuterkunde vermittelt und vor allem mit ihrem spritzigen Humor punktet. Die uns zeigt, dass es sich lohnt, für die eigenen Träume zu kämpfen.

Vegetarische und vegane Gerichte sind gesund. Besonders liebevoll gezogene Kräuter verpassen den Gerichten eine besondere Note. Ganz toll finde ich die Rezepte und Kräuterkunde im Anhang. Die traditionelle Frankfurter grüne Soße werde ich mit Sicherheit ausprobieren.

Danke Lilli Meinhardis, dass ich das Buch lesen durfte. Es war mir ein Genuss!

Bewertung vom 30.10.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Ein wunderbares Buch das zeigt, man ist nie zu alt, um seine Komfortzone zu verlassen

Herzerwärmend kommt die Geschichte daher, die mir immer wieder feuchte Augen beschert hat. Sie passt wunderbar in die kältere Jahreszeit. Eine schöne Tasse Early Grey und ein gutes Buch dazu. Jenny Quinn und ihr 82jähriger Mann Bernard haben mein Herz berührt. Ihre innige Verbundenheit ist zwischen den Seiten spürbar. Bernard ist chronisch krank. Beide wissen, jeder Tag ist kostbar, den sie zusammen verbringen dürfen. Ihre Ehe ist kinderlos geblieben. Dennoch machen sie gerne Kinder in ihrem familiären Umfeld glücklich. Doch, während Mr. Quinn der Meinung ist, ein weiteres Leben ohne große Höhepunkte ist genau das Richtige für sie beide, möchte seine Frau bei einer Backshow mitmachen. Einfach noch einmal etwas Aufregendes erleben.


In der Vergangenheit hat Jenny einen großen Verlust hinnehmen müssen, der ihr das Herz brach. In der Gegenwart erfüllt sie sich einen großen Traum. Sie nimmt an der beliebten Sendung *Das Backduell - Backen auf der Insel* teil. Lernt wunderbare Menschen kennen. Allen voran den jungen Mann und Mitstreiter Azeez, der große Sympathie für die ältere Dame hegt. Von ihrem Erfahrungschatz profitiert. Doch auch Jenny lernt von dem jungen Azeez eine Menge über das Leben. Für mich mal wieder der beste Beweis dafür, das sich alte und junge Menschen fabelhaft ergänzen können.


Wir sind die wandelnde Summe unserer Erfahrungen. Seite 231.


Mehr wie einmal ist mir das Wasser im Mund zusammen gelaufen. Ich hatte stets den Duft von frischen Backwaren in der Nase. Habe mit großer Bewunderung Jennys Fernsehauftritte verfolgt. Bei Mrs. Quinn hat das Backen etwas Meditatives. Es erfüllt sie und die Menschen, die in den Genuss der leckeren Teilchen kommen, mit einem Wohlgefühl.

Bernard freut sich für seine Frau. Bewundert den Mut, den sie mit ihren 77 Jahren aufbringt, um bei einer Backshow im Fernsehen teilzunehmen. Obwohl sie es Anfangs vor ihm geheim hielt, unterstützt er sie, wo er nur kann. Muntert sie auf, wenn sie Selbstzweifel überkommen.


Lass dich von der Hoffnung leiten. Nicht von der Angst. Seite 254


Jennys Leben könnte perfekt sein. Wäre da nicht das große Geheimnis, das sie seit Jahrzehnten mit niemandem teilt. Ein Geheimnis, das durch ihre Freude zum Backen ans Tageslicht kommt ....

Fazit:

Die Geschichte spielt in dem kleinen englischen Örtchen Kittelsham. Der britische Flair kommt voll zu tragen, was auch den typisch englischen Backwaren geschuldetsein dürfte.

Das liebevoll gezeichnete ältere Ehepaar Quinn verlässt seine Komfortzone. Entstanden ist ein sehr emotionaler Roman, der einen dort berührt, wo man berührt werden will. Mitten ins Herz ❤️ Eine absolute Empfehlung von mir. Taschentücher bitte bereit legen!

Ein großes Dankeschön an Olivia Ford. Ich gratuliere zum Debüt.

Bewertung vom 25.10.2023
Heimwärts (eBook, ePUB)
Morton, Kate

Heimwärts (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung:

*Kopfkino pur*

Diese Geschichte hat einfach alles, was mein Leserherz höher schlagen lässt. Zum einen die wunderschöne Landschaft Australiens. Die Autorin hat sie so bildlich beschrieben, dass ich die Hitze auf meiner Haut gespürt habe, um kurz darauf bei starkem Regen ein trauriges Szenario mitzuerleben. Zum anderen die vielen Familiengeheimnisse und prächtigen Häuser und Gärten. Wie ich das liebe.
1856 Adelaide Hills

Eine Mutter picknickt am Weihnachtstag mit ihren vier Kindern an einem Bach. Der Krämer vom Ort möchte seinem Pferd ein Bad gönnen. Es ist sehr heiß. Er findet die Familie am Strand vor. Alle schlafen, denkt er. Aber irgendwie scheint ihm die Atmosphäre von Anfang an komisch. Und damit liegt er nicht falsch. Alle sind tot .... Der Fall bleibt ungeklärt.

Fast sechs Jahrzehnte später fliegt die Journalistin Jess von England in ihre Heimat Australien. Ihre Großmutter Nora ist schwer gestürzt.


Für Jess ist es nicht nur eine Heimkehr. Vielmehr ist es eine Suche nach ihren Wurzeln. Ihre Großmutter spricht in Rätseln bevor sie im Krankenhaus ihren Verletzungen erliegt. Eine Tragödie vor vielen Jahren scheint mit ihrer eigenen Familiengeschichte zusammen zu hängen.

Das Geschehen kommt ruhig daher. Dennoch ist von Anfang an eine große Spannung zu spüren. Jess muss erkennen, dass ihre Großmutter viele Geheimnisse mit ins Grab genommen hat. Auch was ihre Mutter Polly betrifft, hat sie keine richtigen Informationen. Sie weiß nicht, warum ihre Mutter sie vor vielen Jahren verlassen hat. Nur noch sporadisch mit ihr Kontakt hatte. Dennoch verbrachte sie bei Nora eine glückliche Kindheit.

Auf dem Speicher ihrer Großmutter findet sie wertvolle Hinweise. Als Kind durfte sie die Treppen zum Speicher nie betreten. Zu gefährlich, meinte Nora. Einerseits habe ich mich in dem idyllischen Örtchen, wo Nachbarschaftshilfe groß geschrieben wird, sehr wohl gefühlt. Anderseits haben sich mir die Haare aufgestellt, ob des Dramas einer Familie in der Vergangenheit. Ich habe mich gefragt, wer in diesem harmonischen Ort eventuell zu so einer Grausamkeit fähig ist.

Vermutungen hatte ich von Anfang an, um sie etwas später zu verwerfen. Dabei wäre ich zum Teil richtig gelegen. Jess und ihre Mutter haben mir wirklich leid getan. Ihr ganzes Weltbild wurde zerstört. Immer wenn sie (und ich auch) dachten die Rätsel um ihre Familie gelöst zu haben, gab es wieder Wendungen. Für mich total unvorhersehbar.

Fazit:


Das Setting spiegelt Australien in all seiner Pracht wider. Jess und ihre Mutter kommen sehr authentisch rüber. Auch alle anderen Personen vermochten mich zu überzeugen.

Eine sehr spannende Familiengeschichte, verpackt in einem atemberaubenden Krimi. Von mir eine absolute Empfehlung. Mich konnte *Heimwärts* mit seinen leisen Tönen überzeugen. Durch den detaillierten Schreibstil hatte ich von Landschaft, Getier, Vegetation, Häusern und Personen ein genaues Bild vor Augen. Auch die Liebe zur Literatur kommt groß zu tragen.

Danke Kate Morton.