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LEXI
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Österreich

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Insgesamt 384 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2020
Hannahs Gefühl für Glück
Kimmel, Fran

Hannahs Gefühl für Glück


sehr gut

Ich will dich nicht auch noch verlieren

Als der ehemalige Mountie Eric Nyland kurz vor Weihnachten bei einer Fahrt in Schnee und bitterster Kälte auf eine kleine Ausreißerin trifft, bietet er ihr an, sie nach Hause zurückzubringen. Das völlig erschöpfte Mädchen lebt bei Nigel Wilson, dem ehemaligen Lebensgefährten ihrer verstorbenen Mutter. Dieser ist wenig erfreut, als er Eric, dem verhassten Feind seit Jugendtagen, die Türe öffnet. Die nachfolgenden Ereignisse erfordern rasches Eingreifen – und das Jugendamt benötigt über die Weihnachtsfeiertage dringend einen Pflegeplatz für die knapp zwölfjährige Hannah. Erics Frau Ellie ist zwar nicht begeistert, willigt jedoch ein. Und Hannah wird für die Nylands zu einem Sonnenschein in deren Leben. Doch die Zeit des Abschieds naht schneller, als allen Beteiligten lieb ist…

Dieser Roman von Fran Kimmel hat durch den aussagekräftigen Klappentext mein Interesse geweckt, dennoch ist es der Autorin gelungen, mich zu überraschen. Ich hatte mit einer gefühlvollen Familiengeschichte gerechnet, mit der Geschichte über ein Waisenkind, das endlich eine Familie, Liebe, Wärme und Geborgenheit findet. Dieser Roman thematisiert jedoch weit mehr als nur Hannahs Schicksal. Zwar stellt dieses sympathische und sensible Mädchen die Protagonistin des Buches dar, großes Augenmerk lag jedoch auf den einzelnen Mitgliedern der Familie Nyland. In vielen Rückblenden erfährt man Details über die Vergangenheit und den übermäßig beanspruchenden Beruf des Ex-Mounties Eric sowie über seine Ehefrau Ellie, die sich mit ihrem Leben hoffnungslos überfordert fühlt. Ellie kümmert sich nach dem Umzug in die kanadische Kleinstadt Neesley nicht nur um ihren Mann und die beiden Söhne, ihr obliegt auch die Betreuung ihres verwirrten und unzurechnungsfähigen Schwiegervaters Walter, der ihre Geduld mit seinen abstrusen Äußerungen und Handlungen strapaziert. Während der fünfjährige Sammy durch sein kompliziertes Wesen und seine Andersartigkeit das Problemkind der Familie darstellt, macht sein aufsässiger und mürrischer vierzehnjähriger Bruder Daniel im Verlauf der Geschichte eine große Wandlung durch. Nigel Wilson fungiert als böser Antagonist, der gutherzigen Jugendarbeiterin Betty Holt und Erics verstorbener Mutter Myrtle wurden Nebenrollen zuteil. Während Hannah und Daniel meine favorisierten Figuren waren, stand ich dem Verhalten der Ellie Nyland oftmals ratlos gegenüber. Doch mit jeder einzelnen Seite durfte ich tiefer in ihre Gedankenwelt eindringen und es offenbarten sich langsam auch die Gründe dafür. Bei den beiden tierischen Nebendarstellern handelt es sich um Hannahs schwarze Langhaarkatze namens Mandy sowie Thorn, dem dicken alten Labradormischling der Nylands, der mit seinen Eigenheiten für humorvolle Momente verantwortlich zeichnete.

Der Schreibstil der Autorin hat mir ausnehmend gut gefallen, sie verstand es hervorragend, die dramatischen Hintergründe dieser Familiengeschichte authentisch darzustellen. Die nach Hannahs Einzug veränderte Atmosphäre im Hause Nyland war für mich als Leserin förmlich zu spüren. Meine einzigen Kritikpunkte sind einige deftige Flüche und derbe Ausdrücke, dir mir das Lesevergnügen etwas verleideten sowie ein Ende, welches mir angesichts der langen Aufarbeitung dieser Familiengeschichte viel zu kurz und rasch abgehandelt wurde.

FAZIT: „Hannahs Gefühl für Glück“ ist eine sehr berührende Geschichte über eine Familie, hinter deren heiler Fassade sich kleine Dramen abspielten. Ein einnehmender Schreibstil und sehr gut ausgearbeitete Charaktere sorgten dafür, dass ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Gerne gebe ich hierfür eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.09.2020
Mitternacht in Charlbury House
Peters, Helen

Mitternacht in Charlbury House


ausgezeichnet

Eine abenteuerliche Reise in längst vergangene Zeiten

Mitternacht ist eine gefährliche Zeit, wenn man als Dreizehnjährige in einem geheimnisumwitterten alten Herrenhaus zu Besuch ist. Die Protagonistin Evi Tregarron fühlt sich vernachlässigt, nachdem sie für die Zeit der Hochzeitsreise ihrer Mutter bei ihrer schrillen Patentante Anna in Charlbury House untergebracht wird. Nicht nur die Trennung von der Mutter, sondern auch die Tatsachen, dass es dort weder Internetempfang, noch ein Fernsehgerät gibt, machen ihr zu schaffen. Evi ist außer sich, und als sie in ihrer ersten Nacht noch dazu einen Geist erblickt, ergreift sie die Flucht. Doch dabei wird sie auf unerklärliche Weise in eine längst vergangene Zeit katapultiert und mit einem ungelösten Rätsel konfrontiert. Evi darf tief in die Ereignisse des Jahres 1814 eintauchen, lernt den Alltag und die Gepflogenheiten dieser Zeit kennen und erlebt als Hausmädchen in Charlbury House das harte, arbeitsame und mühevolle Dasein der dienenden Klasse. Obgleich Evi den Komfort und all die Errungenschaften der modernen Zeit vermisst, darf sie dennoch von ihrem spannenden Ausflug in die Vergangenheit profitieren. Sie lernt interessante Menschen kennen, gewinnt eine gute Freundin, und stellt sich dabei stets die Frage, wie es ihr wohl gelingen wird, wieder in ihre eigene Welt zurückzufinden…

Helen Peters präsentiert mit diesem Jugendbuch einen höchst interessanten, lehrreichen und amüsanten Zeitreise-Roman, in welchem die junge Protagonistin Evi einige Abenteuer in der Vergangenheit bestehen muss. Die verwöhnte junge Dame lernt bei ihrem Ausflug die Bequemlichkeit und die vielen technischen Hilfsmittel ihres Lebens in London so richtig zu schätzen. Denn als Hausmädchen im Jahre 1814 ist sie zu körperlich anstrengender Arbeit verpflichtet. Die Idee der Zeitreise ist nicht neu, und dennoch hat die Autorin es geschafft, mich vom ersten Augenblick an dafür einzunehmen. Man verfolgt gespannt Evis Aktivitäten, wird vom Zauber längst vergangener Zeiten gefangen, erfährt aber auch viele Einzelheiten vom harten Leben der Hausmädchen, Küchenmädchen, Mägde und Diener eines solch imposanten Anwesens. Standesdünkel und Kinderarbeit, Aufbegehren gegen die soziale Ungerechtigkeit, und nicht zuletzt ein mysteriöses Familiengeheimnis sind Themen dieses Buches.

Der einnehmende Schreibstil der Autorin und der mit dem rätselhaften Verschwinden einer der Figuren des Buches einhergehende Spannungsfaktor machen diese Lektüre zum reinen Vergnügen. Interessante Figuren bereichern die Handlung, ein aufregendes Finale mit einer Überraschung am Ende des Buches runden das Ganze ab. Es hat mir große Freude bereitet, Evis Ausflug in das Jahr 1814 mitzuverfolgen und die hasserfüllte Küchenmagd Alice, die verängstigte Spülmagd Nell, die gefürchtete Haushälterin Mrs. Hardwick, die singende Waschmagd Mary, den kreativen und sensiblen Gärtnergehilfen Robbie und den üblen Stallburschen Jacob kennenzulernen. Die herrschende Klasse wird durch den stark verschuldeten Hausherrn Sir Henry Fane, dessen strenge und hoheitsvoll auftretende Schwester Mrs. Bailey sowie den schwerreichen Mr. Charles Ellerdale vertreten, dem sein arrogantes Auftreten, sein Alter und sein Hang zur Gewalttätigkeit die Brautwerbung um die junge Tochter des Hauses erschweren. Im Handlungsstrang der Gegenwart fungieren Evis Patentante Anna sowie Evis Mutter Lara als Nebenfiguren.

Fazit: „Mitternacht in Charlbury House“ war ein faszinierendes Abenteuer und eine interessante und lehrreiche Zeitreise in die Vergangenheit dieses alten Herrenhauses, die mir großes Lesevergnügen bereitet hat. Evis Erlebnisse und ihre Bestrebungen, in das Schicksal der Menschen einzugreifen und zu versuchen, die Vergangenheit zu verändern, boten aufregende Momente. Ich kann dieses Buch jedem jungen Leser ans Herz legen, der sich für vergangene Epochen interessiert und Spannung und Abenteuer zu schätzen weiß. Begeisterte fünf Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlu

Bewertung vom 19.09.2020
Tödliches Wattenmeer. Ostfrieslandkrimi
Nansen, Elke

Tödliches Wattenmeer. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

Mord vor der Küste Dänemarks

Als Melanie Hauke nach einem romantischen Ausflug mit ihrem Ehemann alleine auf dem führerlos treibenden Segelboot „Meli“ entdeckt wird, glaubt niemand ihren Unschuldsbeteuerungen. Eine große Blutlache auf dem Deck und ihre blutüberströmte Kleidung sprechen für Melanies Schuld am gewaltsamen Tod ihres Ehemannes Christian. In ihrer Verzweiflung schickt die Mordverdächtige ihre elfjährige Tochter Maximilian zu Dr. Philipp Schorlau und informiert ihn in einem Schreiben über dessen Vaterschaft. Der arrogante und zynische Chefpathologe, der stets genüsslich verbale Wortgefechte mit seinem besten Freund Richard Faber zelebriert, ist sprachlos. Um seiner ehemaligen großen Liebe wegen ersucht er Faber und Waatstedt, den Fall zu übernehmen und zu versuchen, Melanies Unschuld zu beweisen. Doch die Beweise scheinen erdrückend und Philipp muss sich langsam fragen, ob Melanie tatsächlich noch die gleiche Frau ist, die er einst liebte – oder aber eine hervorragende Schauspielerin und eiskalte Mörderin.

In dieser aktuellen Neuerscheinung aus der Feder Elke Nansens durfte ich erneut in die Welt des ostfriesischen Ermittlerpaares Richard Faber und Rike Waatstedt eintauchen, die sich im aktuellen Fall große Sorgen um ihren Freund Philipp Schorlau machen. Während dieser sich langsam an seine neue Vaterrolle und die freche Elfjährige gewöhnt, die so unvermittelt ins Haus schneite, verdichtet sich zugleich der Verdacht gegen Melanie Hauke. Philipp zuliebe gehen die beiden Kriminalkommissare jeder noch so kleinen Spur nach, werden vom gesamten Team, aber auch vom kriminalistischen Spürsinn Opa Knuts und dessen scharfsinnigen Hinweisen unterstützt. Den Kriminalkommissaren Laurien Heiligenstadt, Sonja Withuus, Tamme Hehler, Friedhelm Steiner und Torben Husman werden kleine Nebenrollen zuteil, während der Chefpathologe Dr. Philipp Schorlau zwar im Zentrum des Geschehens steht, aufgrund seiner persönlichen Befangenheit an den Ermittlungen jedoch offiziell nicht beteiligt ist. Ich fand es interessant, wie das vorwitzige kleine Mädchen die sensible und weiche Seite dieses ansonsten brummigen und elitären Snobs zu Vorschein brachte. Auch der alte Ostfriese Opa Knut, dessen liebevolle und gastfreundliche Art ich bereits in den Vorgängerbüchern zu schätzen lernte, schloss den schlagfertigen kleinen Wirbelwind namens Maxi sofort ins Herz. Mit Andreas und Heidrun Hauke und der Assistentin Anja Schulte betraten weitere relevante Nebenfiguren den Schauplatz der Handlung.

Der flüssige Schreibstil der Autorin sorgte gemeinsam mit dem durchgehenden Spannungsbogen dafür, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mochte. Unerwartete Wendungen und geschickt inszenierte falsche Fährten trugen zu meinem Lesevergnügen bei, die Auflösung des Falles hat mich letztendlich überrascht. In einigen Konversationen bedienen die handelnden Figuren sich zudem plattdeutscher Ausdrücke und Redewendungen, was ich besonders beim alten Ostfriesen Opa Knut überaus charmant fand.

Fazit: Mit „Tödliches Wattenmeer“ bescherte die Autorin mir einen interessanten Kriminalfall, der mich ausgezeichnet unterhalten und mir sehr gut gefallen hat. Die sympathischen Figuren dieser Buchreihe aus der Feder von Elke Nansen sind mir mittlerweile ans Herz gewachsen und ich freue mich bereits auf weitere Ermittlungen mit Faber und Waatstedt sowie dem gesamten Team des Kriminal- und Ermittlungsdienstes Emden.

Bewertung vom 23.08.2020
Hill House - Der Wind in den Lilien
Bell, Annis

Hill House - Der Wind in den Lilien


ausgezeichnet

„Codename Marigold“ – ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang

Die drei Freundinnen Alice, Rose und Vera stehen trotz des wütenden Weltkrieges und widriger Umstände zueinander, geben sich gegenseitig Kraft und Halt in dieser schwierigen Zeit. Während Alice Buxton, nunmehr Ehefrau des italienischen Kriegsberichterstatters Lorenzo Ranieri, mit ihrem Vater und ihrer kleinen Tochter noch immer in Hill House lebt, ist auch die blonde Schönheit Rose Mandeville mittlerweile verheiratet. Vera Lyttleton hingegen hält zu ihrem verhassten Elternhaus Distanz, sie arbeitet immer noch als Krankenschwester im Kriegsgebiet und ist unter dem Codenamen „Marigold“ als Spionin für den britischen Geheimdienst aktiv. Die intelligente junge Frau agiert furchtlos und unerschrocken, sie besitzt eine große innere Stärke und setzt sich mit großem Mut für ihre Aufgaben, aber auch mit großer Menschlichkeit für ihre Mitmenschen ein. Veras turbulente Geschichte führt sie an die Krankenlager verletzter Soldaten, sie verheddert sich beinahe im Netz verräterischer Spione, und begibt sich schließlich in eine kenianische Missionsstation, wo sie die prachtvolle Schönheit, aber auch die unbarmherzige Härte Afrikas kennenlernt.

„Der Wind in den Lilien“ ist der dritte und letzte Band der Buchreihe „Hill House“, er stellt einen perfekten Abschluss der Geschicke der drei Freundinnen Alice Buxton, Rose Mandeville und Vera Lyttleton dar. In diesem finalen Band konzentriert die Autorin sich in erster Linie auf ihre Protagonistin Vera, ihr männlicher Gegenpart wird vom attraktiven schottischen Mediziner Frederick Redmond dargestellt. Bei ihren gemeinsamen Bemühungen um die Verletzten des Krieges kommen Arzt und Krankenschwester sich näher, zudem verbindet die beiden auch ihre Tätigkeit im Spionagenetzwerk. Eine wichtige Nebenfigur der Handlung ist der Missionsarzt Doktor Trevor Ingram. Der hervorragende und korrekte Mann, dem für seine Menschlichkeit und seine bedächtige und vorsichtige Art große Sympathie zuteilwird, ermutigt Vera, ihn auf seinem Einsatz in einer Missionsstation auf dem Mount Kenya zu begleiten. Durch diese Reise erhält die Protagonistin die einzigartige Gelegenheit, dieses wilde, aber wunderschöne Land mit eigenen Augen zu sehen und ihre Bewohner kennenzulernen. Ein einflussreicher und reicher Baron in Afrika sowie ein Hotelbesitzer-Ehepaar in Lille spielen relevante Rollen in diesem Buch, das Schicksal des Ehepaares Portman ist beispielhaft für die widrigen Lebensumstände unvorbereiteter europäischer Siedler auf dem afrikanischen Kontinent. In Form von kleinen Gastauftritten darf man sich als Leser der beiden ersten Bände auch über ein ganz kurzes Wiedersehen mit Raymond Saull, May McGregor, Geoffrey Buxton und Jodie Green freuen.

Der einnehmende Schreibstil der Autorin, die bildhaften Beschreibungen der Schauplätze sowie die hervorragende Charakterzeichnung der handelnden Figuren haben mir auch im vorliegenden Buch großes Lesevergnügen bereitet. Die Kriegshandlungen und die Tätigkeit der Mitglieder des britischen Geheimdienstes bilden die Rahmenhandlungen dieser Geschichte, sie bringen Emotionen und große Spannung ins Buch.

FAZIT: Als dritter und letzter Band der Hill House-Trilogie bietet „Der Wind in den Lilien“ erneut eine perfekte Mischung aus Abenteuer, Liebe und Romantik und erlaubt darüber hinaus Einblicke in die Ereignisse des Ersten Weltkrieges. Das Buch thematisiert die Freundschaft von drei völlig unterschiedlichen Frauen, die sowohl dem Krieg, als auch persönlichen Katastrophen standhält. Mit Veras Schicksal vollendet sich die Geschichte um das Kleeblatt „Alice, Rose und Vera“ – eine Geschichte, die ich außerordentlich gerne gelesen habe.

Sehr gerne vergebe ich fünf Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.08.2020
Lehrerin einer neuen Zeit / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.1
Baldini, Laura

Lehrerin einer neuen Zeit / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.1


ausgezeichnet

Ich werde Schulen zu Orten machen, an denen Freude herrscht!

Maria Montessori gelingt es bereits in jungen Jahren, sich als ehrgeizige und wissensdurstige Frau in einer Männerwelt durchzusetzen. Nach einem abgeschlossenen Studium der Naturwissenschaften verfolgt die intelligente junge Frau das Ziel, eine der ersten Ärztinnen Italiens zu werden. Während ihres Medizinstudiums gilt sie als beste Studentin ihres Jahrgangs, anfängliche Skeptiker unter ihren Professoren überzeugt sie durch ihr Wissen und ihre Leistungen. Doch die attraktive und anmutige Maria muss sich ihren Platz in der Welt erkämpfen und wird anfangs auch mit Neid und Anfeindungen konfrontiert, Vertreter der Männerwelt warten nur darauf, die einzige weibliche Medizinstudentin scheitern zu sehen. In der Psychiatrischen Klinik in Rom befasst die angehende Medizinerin sich erstmals mit pädagogischen Schriften und ist zudem fest entschlossen, sich für die Armen einzusetzen. Ihre Arbeit mit schwachsinnigen Kindern führt sie schließlich zu Schriften pädagogischer Größen wie Friedrich Fröbel und Séguin. Als junge und charmante Dottoressa aus Italien verzaubert sie mit ihren Vorträgen, ihrer Intelligenz und ihrem Charme bald ganz Europa und stellt Italiens gesamtes Schulwesen auf den Kopf.

Laura Baldinis Roman befasst sich mit dem Zeitraum zwischen 1984 und 1902 und widmet sich der Lebensgeschichte einer außergewöhnlichen jungen Italienerin namens Maria Montessori, die sich als Ärztin, Psychiaterin, Psychologin, Philosophin, Anthropologin, Biologin, Pädagogin und Wissenschaftlerin in einer von Männern dominierten Welt durchgesetzt und das Bildungssystem weltweit revolutioniert hat.

„Ich werde eine völlig neue Methode der Kindererziehung entwickeln. Ich werde der Methode meinen eigenen Namen geben. Und die Kinder dieser Welt werden damit Respekt, Liebe und Wertschätzung verbinden. Ich werde Schulen zu Orten machen, an denen Freude herrscht.“

Die Autorin erzählt von Marias konservativen Vater, einem hochrangigen Finanzbeamten, der den Plänen seiner Tochter anfangs ablehnend gegenüberstand. Im Gegensatz dazu entpuppte ihre Mutter Renilde sich als aktive Unterstützerin, die sich stets für ihre Tochter einsetzte und sie ermutigte. Marias Freundeskreis, darunter auch die Feministin Rina Faccio, ein wohlmeinender Professor sowie Marias gutaussehender und ehrgeiziger Kollege Dr. Giuseppe Montesano sind wichtige Nebenfiguren dieses Buches. Ein vermeintlich geisteskrankes Kind namens Luigi Tassilo steht beispielhaft für viele Insassen diverser Einrichtungen, in denen Kinder brutal und lieblos behandelt, erniedrigt und an Leib und Seele gequält werden.

Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren ist der Autorin sehr gut gelungen. Sowohl die Protagonistin Maria, als auch die Nebenfiguren wirken in hohem Maße authentisch. Laura Baldini beschreibt Marias unerschütterliches Bestreben, ihre Träume zu verwirklichen und ihr Studium erfolgreich abzuschließen. Der Leser erhält Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der handelnden Personen, die Seelenqualen des kleinen Luigi haben mich besonders berührt. Der äußerst gelungene Schreibstil der Autorin macht dieses Buch darüber hinaus zu einem ganz besonderen Leseerlebnis.

Fazit: Mit „Lehrerin einer neuen Zeit“ erzählt Laura Baldini die Lebensgeschichte einer beeindruckenden Frau, welche die feste Überzeugung vertrat, dass Kinder mit Liebe und Respekt auf das Lernen und das Leben vorzubereiten sind. Maria Montessoris Hartnäckigkeit, sich in einer Männerwelt durchzusetzen, ihren Überzeugungen Ausdruck zu verleihen und diese auch umzusetzen, wurden hervorragend dargestellt. Der einnehmende Schreibstil und gut gezeichnete Charaktere machten die Lektüre dieses Buches zu einem Vergnügen. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich habe mich gefreut, Einzelheiten aus dem privaten und persönlichen Umfeld jener Person zu erfahren, die bis zum heutigen Tag das Bildungssystem prägt.

(gekürzte Fassung)

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Bewertung vom 03.08.2020
Die Farben der Schönheit - Sophias Träume / Sophia Bd.2
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume / Sophia Bd.2


sehr gut

„Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!“
„Das ist löblich, aber denken Sie vor allem an eines: sich selbst nicht zu enttäuschen!“

Nach ihrer unerwarteten Kündigung erhält Sophia Krohn, eine ehemalige Chemikerin des Hauses Helena Rubinstein, die Chance auf einen Neubeginn bei deren erbitterter Konkurrentin Elizabeth Arden. Für die junge Deutsche ist es nicht immer einfach, den Anforderungen ihrer neuen Vorgesetzten gerecht zu werden, dabei aber zugleich ihren Prinzipien treu zu bleiben. Loyalität steht für Sophia an erster Stelle, und Miss Arden entpuppt sich als strenge, gebieterische und manchmal auch launenhafte Vorgesetzte. Nach ihrer Grundausbildung wird Sophia eine verantwortungsvolle und interessante Aufgabe angeboten – doch sie muss sich hierfür zwischen ihrer Karriere und ihrem Privatleben entscheiden…

Der zweite Teil der „Farben-Trilogie“ schließt eng an den ersten an und ist in der Zeit zwischen 1929 und 1934 angesiedelt. War „Miss Arden“ einst die zutiefst verhasste Gegnerin ihrer ehemaligen Vorgesetzten Helena Rubinstein, wird sie im Nachfolgeband zu Sophias neuer Chefin. Die Autorin beleuchtet den historisch belegten „Puderkrieg“ zwischen den beiden konkurrierenden amerikanischen Kosmetikunternehmerinnen, diesmal jedoch aus der Sicht Elizabeth Ardens. Der Leser erhält Einblicke in den Charakter und das Leben dieser Pionierin der Kosmetikentwicklung, welche die Autorin gekonnt mit der Geschichte ihrer deutschstämmigen Protagonistin Sophie Krohn zu verknüpfen verstand.

Corina Bomann besitzt einen einnehmenden und flüssigen Schreibstil, der Hauptfigur werden interessante Nebenfiguren zur Seite gestellt. Das Hauptaugenmerk liegt zwar auf der Ich-Erzählerin Sophia, Elizabeth Arden und ihrem beruflichen und privaten Umfeld wird jedoch ebenfalls große Aufmerksamkeit zuteil. In Sophies Vermieter Mr. Parker, dessen liebenswerter Haushälterin Kate und Sophies ehemaliger Kollegin Ray Bellows darf man Figuren aus dem Vorgängerband wiederbegegnen. Sophies ehemals beste Freundin Henny Wegstein werden in diesem Band nur kurze Gastauftritte zuteil, durch die große räumliche Distanz und den übermächtigen Einfluss von Hennys Verlobtem Maurice Jouelle liegt die Freundschaft auf Eis. Ihre Eltern und ihre große Liebe Darren O’Connor waren ebenfalls wichtige Personen in Sophies Leben, der völlige Abbruch jeglichen Kontakts zu ihnen bringt Sophies Gefühlswelt ebenfalls ins Wanken.

Die Umsetzung dieser Geschichte hat mir gut gefallen, obgleich mich bestimmte Figuren und deren Handlungen bzw. Emotionen nicht ganz zu überzeugen vermochten. Durch die Nachforschungen der Protagonistin im Hinblick auf ein traumatisches Erlebnis in Paris vor einigen Jahren wird gleich zu Beginn ein kleiner Spannungsbogen eingebracht. Mit dem Wiederauftauchen signifikanter Personen aus dem ersten Teil kommt im letzten Abschnitt des Buches schließlich erhöhte Spannung auf, die mit starken Emotionen einher geht und mit einem völlig unerwarteten Cliffhanger endet.

Ich bin gespannt auf den finalen Band dieser Trilogie!

Bewertung vom 29.06.2020
Leuchtturmnächte / Cedar Cove Bd.1
Macomber, Debbie

Leuchtturmnächte / Cedar Cove Bd.1


gut

Eine Entscheidung des Herzens

„Leuchtturmnächte“ ist mein erster Roman von Debbie Macomber, er versprach, mich in eine idyllische Gegend mit charmanten Charakteren zu entführen. Als Schauplatz fungiert eine entzückende Kleinstadt namens Cedar Cove, die direkt am Wasser liegt und einen Leuchtturm sein Eigen nennt. Olivia Lockhart ist Protagonistin dieses Buches. Die geschiedene Richterin und Mutter von drei erwachsenen Kindern ist in ihrem aktuellen Gerichtsfall felsenfest davon überzeugt, dass eine Scheidung zwischen einem jungen Ehepaar der falsche Weg ist. Durch ihr Urteil verhindert sie eine formlose und rasche Trennung von Cecilia und Ian Randall und zwingt die beiden dazu, sich mit ihren Problemen auseinanderzusetzen. Der Leser lernt das private Umfeld der Richterin, aber auch jenes der Randalls kennen, in etlichen Rückblenden erfährt man von deren Vergangenheit und dem Leben in Cedar Cove. Widerstrebende Gefühle wie Zorn, Sehnsucht, Bedauern, Verzweiflung und Liebe werden thematisiert, Probleme von verschiedenen Seiten beleuchtet.

Die Autorin wartet zudem mit einer Fülle von Nebenfiguren auf. Olivias verwitwete Mutter Charlotte Jefferson engagiert sich für das Cedar-Cove-Rehazentrum. Sie lernt einen einsamen alten Bewohner kennen, der sich nach einem Schlaganfall nicht mehr artikulieren kann, sich für Charlottes Zuwendung und Freundschaft jedoch dankbar zeigt. Während Charlottes Bruder William und Olivias Kinder Jordan und James im Buch lediglich kurz Erwähnung finden, wird Justine Lockhart große Aufmerksamkeit zuteil. Deren aktuelle Liaison mit einem zwanzig Jahre älteren Bauunternehmer ist ihrer Mutter Olivia ein Dorn im Auge. Man erfährt eine Menge über die Schwierigkeiten des jungen Ehepaares Cecilia und Ian Randall, die Autorin geht detailliert auf ihre Probleme ein. Cecilias Vater Bobby Merrick, Ians Freunde Andrew und Cathy Lackey sowie ein attraktiver neuer Redakteur im Cedar Cove Chronicle sorgen ebenfalls für gefühlsbetonte Szenen und unerwartete Wendungen. In einem weiteren Handlungsstrang berichtet Debbie Macomber über die Ehekrise von Olivias Freundin Grace Sherman, ihren Ehemann Dan sowie die beiden Töchter Kelly und Maryellen. Grace ist leidenschaftliche Leserin und Bibliotheksleiterin von Cedar Cove, sie kämpft um ihre Beziehung, ihre Freundschaft mit Olivia schenkt ihr Trost und Halt.

Ich habe dieses Buch mit gemischten Gefühlen beendet. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren war für mich nicht immer glaubwürdig, deren Aktivitäten vermochten mich in etlichen Fällen ebenfalls nicht zu überzeugen. Für meinen Geschmack blieben auch zu viele Fragen offen, ich hatte darüber hinaus den Eindruck, dass die Autorin rasch zu einem Ende kommen wollte und schnelle Lösungen fabrizierte, die aus meiner Sicht unlogisch waren. Die Beziehungen zwischen den einzelnen Personen erschienen mir an mancher Stelle etwas undurchsichtig, vieles konnte ich angesichts der vorherigen Charakterisierung der Figuren letztendlich nicht nachvollziehen. Obgleich man bei diesem Genre keinen Spannungsfaktor erwarten kann, empfand ich den Roman stellenweise als sehr langatmig – die Autorin schaffte es trotz des locker-leichten Schreibstils nicht, mich wirklich ins Geschehen einzubeziehen.

FAZIT: Ich bewerte „Leuchtturmnächte“ als leichte Lektüre für Zwischendurch, die keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Weder die Figuren, noch die Handlung dieses Buches vermochten mich zu überzeugen. Ich kann aus diesem Grund nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Aufgerundete drei Bewertungssterne.

Bewertung vom 11.05.2020
Wer, wenn nicht wir
Leciejewski, Barbara

Wer, wenn nicht wir


sehr gut

Sie dachten, es wäre für die Ewigkeit…

Bei einem gemeinsamen Abendessen sollen die Einzelheiten der Beendigung einer fünfundzwanzigjährigen Beziehung zwischen Viola Janicki und Dr. Florian Quandt besprochen werden. In die Ehe der virtuosen Klarinettistin und Lehrerin an einer Musikhochschule und des leitenden Oberarztes schlich sich eine zunehmende Entfremdung ein, sie fühlen sich unverstanden, ihre Beziehung ist von Gleichgültigkeit erfüllt, ihre Liebe scheinbar erkaltet.

Neben der schwierigen Aufgabe, ihre Kinder Josephine und Jonathan mit der neuen Situation zu konfrontieren müssen Viola und Florian sich nun auch noch mit dem Problem einer nicht mehr stornierbaren Urlaubsreise nach Rhodos befassen. Letztendlich entschließen die beiden sich, diese Reise getrennt anzutreten.

Die Autorin präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung einen Roman, der zwar das Scheitern einer Beziehung als tiefgründiges und gewichtiges Thema in den Mittelpunkt stellt, dabei aber durchaus auch mit locker-leichten Passagen punktet. Während der erste Teil des Buches von den Eheproblemen zwischen Viola und Florian, kleineren und größeren Verletzungen und den Reaktionen ihres Umfelds auf ihre Trennung handelt, wechselt der Schauplatz kurz darauf zur malerischen Insel Rhodos. Die Aufarbeitung der Beziehungsprobleme der beiden Protagonisten ist der Autorin sehr gut gelungen. In vielen verschiedenen Rückblicken werden die Ereignisse, die nach und nach zu dieser Entfremdung führten, näher beleuchtet. Während des Aufenthalts auf Rhodos und fern von der eintönigen Routine des Alltags dürfen die Hauptfiguren dieses Romans sich selber, aber auch den Partner, neu entdecken und mit anderen Augen betrachten. Barbara Leciejewski weckt durch ihre bildhaften Beschreibungen dieser schönen griechischen Insel und durch das tiefe Eintauchen in diesen ungewöhnlichen Sommerurlaub die Lust, selber zu verreisen und für kurze Zeit dem Alltag zu entfliehen.

Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren – insbesondere der beiden Protagonisten – hat mir sehr gut gefallen, ich empfand sie authentisch und konnte mich in ihre Gefühls- und Gedankenwelt gut hineinversetzen. Violas weiche, sensible und ernste Art und ihre aufgegebenen Träume haben mich sehr bewegt. Der kurze Einblick in einen Arbeitstag des Spitzenchirurgen Florian lässt dessen Zweifel und Versagensängste erahnen, er kann warmherzig, aber durchaus auch bissig und abschreckend in seinen Anstrengungen sein, mit den beruflichen Belastungen fertigzuwerden. Mit dem griechischen Hotelbesitzer Socrates Koronaios und seinen liebenswerten Verwandten sowie einigen Hotelgästen bringt die Autorin interessante und zum Teil amüsante Nebenfiguren in die Handlung ein. Während Hera Spät mit ihrer schüchternen und unsicheren Art sofort Beschützerinstinkte weckt, entpuppt sich ein junger blonder Britney-Spears-Verschnitt mit aufgesetztem Kleinmädchencharme als nervtötende Klette, die man nur sehr schwer wieder los wird. Äußerst sympathisch und überzeugend dargestellt fand ich die beiden Kinder der Protagonisten, das mürrische alte Original Tante Ludovica brachte mich mit ihren Schrullen zum Schmunzeln.

Fazit: „Wer wenn nicht wir“ war eine Lektüre, die einerseits gewichtige Beziehungsprobleme thematisierte, mich als Leser jedoch andererseits an den malerischen Schauplatz einer der größten griechischen Inseln versetzte und pures Urlaubsfeeling vermittelte. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren sowie die Entwicklungen zwischen den Protagonisten und einigen Nebenfiguren haben mir gefallen und mich sehr gut unterhalten. Dennoch musste ich feststellen, dass mir der Vorgängerroman „So lange sie tanzen“ sowohl in sprachlicher Hinsicht, als auch inhaltlich, weit besser gefallen hat. Doch angesichts dieses ganz großen Lesehighlights war meine Erwartungshaltung auch unverhältnismäßig hoch. Nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch wärmstens weiterempfehlen - von mir gibt es für diesen schönen Roman 4 Sterne.

(gekürzte

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Bewertung vom 31.03.2020
Goldsturm / Gut Greifenau Bd.4
Caspian, Hanna

Goldsturm / Gut Greifenau Bd.4


ausgezeichnet

Die Wendungen des Schicksals

Im vierten Band der Buchreihe um das Pommersche Gut Greifenau stehen im Jahre 1919 politische und wirtschaftliche Probleme im Mittelpunkt des Geschehens. Durch die Entstehung der ersten deutschen Republik werden die Vorrechte des Adels nach und nach aufgelöst, eine Tatsache, mit der die arrogante und selbstherrliche Gräfin Feodora von Auwitz-Aarhayn sich weder arrangieren kann, noch möchte. Im Streit um die Auflösung des Familienfideikommisses entzweien sich Konstantin, Nikolaus und Alexander von Auwitz-Aarhayn. Konstantin obliegt es als Erbe und neuer Gutsherr von Gut Greifenau, die drohende Insolvenz abzuwenden und den Schuldenberg, den sein verstorbener Vater hinterlassen hat, abzutragen. Das ganze Land stürzt ins Chaos, ein wirtschaftliches Inferno bricht über die Menschen herein und die Geldentwertung führt zu Hunger, Elend, bitterster Armut und millionenfachem Elend. Hannah Caspian entführt ihre Leser nach Pommern, wo sie gespannt das Schicksal der Adelsfamilie von Auwitz-Aarhayn sowie deren Bediensteten mitverfolgen dürfen.

Der einnehmende Schreibstil der Autorin und der starke Fokus auf die Geschicke der einzelnen handelnden Figuren gestalteten diesen Roman für mich zu einem wahren Pageturner. Liebevoll gezeichnete Charaktere und tiefe Emotionen zogen mich rasch in den Bann. Nikolaus von Auwitz-Aarhayn und seine Ehefrau Rebecca fungieren als Protagonisten dieses vierten Bandes, sie müssen sich als neue Gutsherren auf Greifenau bewähren. Konstantins Bruder Nikolaus engagiert sich als Putschist, sein abgrundtiefer Egoismus und seine gnadenlose Rücksichtslosigkeit sorgen für Aufruhr und schlimme persönliche Tragödien. Während der selbstherrliche und unverschämte junge Adelige Unfrieden stiftet, entzieht sich sein Bruder Alexander durch ein Musikstudium dem Einfluss seiner Familie. Doch auch in seinem Privatleben gibt es ein brisantes Geheimnis, das um keinen Preis an die Öffentlichkeit gelangen darf. Anastasia von Auwitz-Aarhayn, verheiratete Gräfin von Sawatzki, spielt eine relativ kleine Nebenrolle im Buch. Ihrer Schwester Katharina jedoch wird sehr große Aufmerksamkeit zuteil. Konstantins kleine Schwester „Katja“, wie dieser sie liebevoll nennt, scheint mit dem Bürgerlichen Julius Urban das große Los gezogen zu haben. Sie lebt im Luxus, wird von ihrem Ehemann vergöttert, und nach Strich und Faden verwöhnt. Doch ihre Leidenschaft für die Medizin und ihren großen Traum, Kinderärztin zu werden, konnte sie bis dato nicht umsetzen. Gräfin Feodora von Auwitz-Aarhayn, die Witwe und ehemalige Gutsherrin von Greifenau, wird ihrer Rolle als Antagonistin dieses Buches mehr als gerecht. Ich lernte im Verlauf der Seiten, ihre Niedertracht, ihre gehässige und herablassende Art und die permanenten Demütigungen, mit denen sie ihre Kinder überschüttet, zutiefst zu verabscheuen. Zu meiner Freude schenkte die Autorin jedoch den Bediensteten des Gutshofes sehr große Aufmerksamkeit. Die Geschicke von Albert und Ida Sonntag, Mamsell Ottilie Schott, Eugen Lignau, Wiebke Plümecke, Kilian Hübner, Bertha Polzin und natürlich allen voran des obersten Hausdieners und Butlers Theodor Caspers waren eng mit jenen ihrer adeligen Arbeitgeber verwoben. Einige Figuren aus den Vorgängerbüchern wie beispielsweise Pastor Wittekind oder die Hindemith-Schwestern erhielten ebenfalls kleine Nebenrollen.

Ich fühlte mich durch diese imposante Familiengeschichte nicht nur hervorragend unterhalten, mir wurde nebenbei auch die Situation in der ersten Weimarer Republik eindringlich vor Augen geführt. Anhand dieses Buches erhielt ich nicht nur Einblick in die drastischen Veränderungen für den Adel, ich erlebte auch hautnah das Elend und die Not der armen Bevölkerungsschichten mit.

„Goldsturm“ war ein sehr eindrucksvolles Buch, das mir ausgezeichnet gefallen hat. Begeisterte fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.03.2020
Tödliches Fehnland. Ostfrieslandkrimi
Nansen, Elke

Tödliches Fehnland. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

Ein Serienmörder in Ostfriesland

„Das Moor hat schon immer Unglück angezogen!“ (Opa Knut)

Elke Nansen wählt eine ostfriesische Moorlandschaft als gruseligen Schauplatz für ihren achten Krimi aus der „Faber und Waatstedt-Reihe“. Nachdem eine frühreife attraktive Fünfzehnjährige während einer Klassenfahrt im Fehntjer Tief spurlos aus der Jugendherberge verschwindet, wird das Moor von einer Hundertschaft unter der Leitung des Polizeihauptkommissars Andreas Suchatzka akribisch durchkämmt. Das Entsetzen ist groß, als gleich mehrere tote junge Frauen gefunden werden, die Angst vor einem Serienmörder ist entfacht. Da Kriminalhauptkommissar Richard Faber in die Polizeiakademie nach Osnabrück abberufen wurde, fungiert seine frisch angetraute Ehefrau Rike Waatstedt-Faber als Interimschefin des Kriminal- und Ermittlungsdienstes in Emden, ihr wird die Verantwortung für den Fall übertragen. Die Toten im Fehnland setzen das Emdener Team in größte Alarmbereitschaft, die Erfahrungen und der ganze Einsatz der Polizeibeamten Rike Waatstedt, Richard Faber, Philipp Schorlau, Laurien Heiligenstadt, Sonja Withuus, und Tamme Hehler sind gefragt.

In gewohnt flüssigem Schreibstil und mit überraschenden Wendungen sorgt Elke Nansen auch in diesem neuen Fall für spannende Unterhaltung. Erste Spuren führen scheinbar ins Leere, einige jedoch in eine völlig unerwartete Richtung. Das aus den Vorgängern bestens bekannte Team um die Protagonistin Rike Waatstedt wird erneut durch den kriminalistischen Spürsinn von Rikes Großvater, dem urigen alten Ostfriesen Opa Knut, unterstützt. Der gutmütige alte Fischer sorgt mit seinem charmanten Ostfriesenplatt unter anderem auch für amüsante verbale Einlagen. Neben der Hauptfigur Rike spielt der ausgezeichnete Mediziner und Chefpathologe Philipp Schorlau eine gewichtige Rolle. Als guter Freund von Faber und den beiden Waatstedts zeigt der ansonsten eher zynische und mürrische Wissenschaftler bei privaten Zusammentreffen auch eine andere Seite. Seine Schwäche für Rike und den alten Knut, zum Ausdruck gebracht durch liebevolle Wortgeplänkel des „Leichenfledderers“ in seiner Funktion als arrogante Nervensäge, bringen Abwechslung und Humor in die Geschichte. Das Umfeld der vermissten Charlotte Krainer wird unter die Lupe genommen, zwei jugendliche Casanovas und ein selbstverliebter „Justin-Bieber-Verschnitt“ sowie zwei minderjährige Quadfahrer halten die Ermittler auf Trab. In einer überraschenden Wendung eröffnet sich letztendlich eine heiße Spur, durch die bildgewaltigen Schilderungen der unheimlichen Moorlandschaft und den Mord an zunächst unbekannten Männern kommen sowohl Grusel, als auch ein zusätzlicher Spannungsfaktor ins Spiel.

Fazit: Den Leser erwartet eine interessante Krimihandlung. Die Ermittlungen führen in eine völlig unerwartete Richtung, die überraschende Auflösung des Falles ist der Autorin hervorragend gelungen. Wie auch dessen Vorgänger punktet „Tödliches Fehnland“ mit den kleinen Macken der sympathischen und schrulligen handelnden Figuren, interessanten Wendungen und einer bildgewaltigen Beschreibung der Moorlandschaften in Nordwestdeutschland.

Diese Neuerscheinung aus der Feder Elke Nansens hat sehr gut gefallen und mir ein spannendes Lesevergnügen bereitet. Ich empfehle dieses Buch gerne weiter!