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Ann-liest
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Hessen

Bewertungen

Insgesamt 77 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2024
True Crime Neuseeland (eBook, ePUB)
Langenscheid, Adrian; Berg, Caja; Apeitos, Alexander; Lemke, Sebastian; Fesser, Melli; Rademacher, Saskia; Dittberner, Chenoa; Rickert, Benjamin

True Crime Neuseeland (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Abwechslungsreiche Fälle aus Neuseeland

„True Crime Neuseeland“ ist bereits der 14. Band der Reihe „True Crime International“. Wie der Titel schon sagt, hat der Autor in diesem Band zwölf sehr vielseitige und abwechslungsreiche Kriminalfälle aus Neuseeland zusammen gestellt.

Zeitlich bewegen wir uns zwischen dem ausgehenden 19 Jahrhundert und heute. Aus meiner Sicht sind sowohl die historischen als auch die aktuellen Fälle unheimlich spannend und fesseln auf unterschiedliche Art und Weise.

Bei den Fällen aus der Vergangenheit gibt es auch immer den zeitgeschichtlichen Aspekt: Wie wurde damals ermittelt, wie sah das Strafgesetz aus und wie wurde verurteilt? Welche gesellschaftlichen, politischen oder vielleicht auch medizinischen Grundvoraussetzungen gab es.

Die Auswahl der Verbrechen ist wirklich sehr abwechslungsreich. Kindesentführung, Amoklauf, politisch motivierte Sabotage, Serientäter… Mich persönlich hat tatsächlich der Anschlag auf die Rainbow Warrior in den 1980ern am meisten gepackt. Der Stoff dieses Falls ist tatsächlich der, aus dem spannende Filme gestrickt werden und es ist erschreckend zu sehen, wie nah all diese Geheimdienst-Szenarien an der Realität sind.

Ich habe die Hörbuch-Ausgabe gehört und fand die Länge der Kapitel sehr angenehm (ca. 30 Minuten pro Fall). Dabei wurde sehr intensiv auf die Personen, ihre Herkunft auch auch ihr weiteres Leben eingegangen. Sehr spannend fand ich auch einen kleinen Ausflug in die Maori-Kultur. Die Sprecherin hat eine sehr angenehme Stimme und hat den Balanceakt zwischen Spannung und Empathie meiner Meinung nach gut gemeistert.

Empfehlenswerte Sammlung mit Fällen, die man hier noch nicht so oft (wenn überhaupt) gehört hat.

Bewertung vom 25.04.2024
Verfuchst noch mal! / Nikki King Bd.1
Matysiak, Mascha

Verfuchst noch mal! / Nikki King Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Reihen-Auftakt

In „Nikki King: Verfuchst noch mal!“ lernen wir die Tierwandlerin Nikki, ihren neu gewonnenen Freund Jaro und den lustigen Hamster Gurke kennen. In diesem ersten Band entdeckt Nikki gerade selbst erst, welches Geheimnis in ihr schlummert und welche Fähigkeiten damit einhergehen.

Nikki ist eine sehr sympathische Protagonistin, die man sehr einfach ins Herz schließen kann. Sehr gut gefallen hat mir, das mit der Tierwandlerin Nikki mal eine Fähigkeit aus der Fantasy-Welt in Kinderbücher Einzug hält, die jenseits von Einhörnern, Feen und Zauberei angesiedelt ist.

Die Illustrationen sind wirklich gelungen. Die oft großflächigen und insgesamt sehr farbenfrohen Bilder zeichnen sich durch einen großen Einfalls- und Abwechslungsreichtum aus. So lässt die Illustratorin immer wieder verschiedene Gestaltungselemente - wie Pfeile, Sprechblasen oder den Comic ähnlichen Einschub von Begriffen/„Sounds“ wie Tataaa oder Wuuuusch - einfließen. Diese sollten den jungen Leser auch über das reine Betrachten der Bilder hinaus motivieren und unterhalten.

Dies in Kombination mit den kurzen Sätzen und der großen Schrift macht das Buch zu einem gelungenen Abenteuer für Leseanfänger. Sowohl Spannung als auch Humor kommen dabei nicht zu kurz.

Allzu schnell sind wir schon am Ende des Buches angekommen und sehr gespannt, welche Abenteuer das Trio noch erleben wird. Zumal da ja auch noch das ein oder andere Geheimnis aufzuklären wäre - z.B. was es mit den Augen im Gebüsch auf sich hat.

Bewertung vom 18.04.2024
Was das Meer verspricht
Blöchl, Alexandra

Was das Meer verspricht


ausgezeichnet

Der schmerzhafte Weg zur Selbstfindung

Ein trauriges, fast poetisches Buch über den schmerzhaften Weg der Selbstfindung und die erste große Liebe.

„Was das Meer verspricht“ ist so ganz anders als die Bücher, die ich normalerweise lese. Es nimmt sich Zeit die Handlung zu entwickeln und gibt doch immer wieder Hinweise, worauf es am Ende hinausläuft. Es ist kein Buch der Spannung und Geheimnisse aber eine eindringliche und traurige Geschichte über die junge Frau Vida.

Diese lebt ein Leben im Gewohnheitstrott - wie es von ihr erwartet wird - auf einer Nordseeinsel. Als eines Tages eine unbekannte „Meerjungfrau“ in das verwaiste Nachbarhaus zieht, verändert sich für Vida alles.

Erzählt aus der Ich-Perspektive erleben wir, wie Vida langsam nicht nur ihre Beziehung und bevorstehende Hochzeit, sondern ihren kompletten Lebensentwurf und die Beziehungen zu ihrem Bruder und ihrer Mutter in Frage stellt. Es ist ein schmerzhafter Prozess voller Zweifel, Schmerz, Hoffnung und überbordender Liebe.

Dabei hatte ich manchmal das Gefühl, dass sich die Gedanken wiederholen - aber irgendwie ist es auch gerade das, was die Geschichte so authentisch macht. Das innere Gedankenkarussell und die intensiven Überlegungen.

Vida ist ein Charakter, der sich im Verlauf der Handlung stark entwickelt und meiner Meinung nach wird das Buch konsequent zu Ende gebracht.

Der Schreibstil ist sehr schön und voller wundervoller Formulierungen. Die Kapitel sind sehr kurz, so dass man geradezu hindurch fliegt.

Eine wirklich schöne, wenn auch emotional traurige Geschichte.

Bewertung vom 16.04.2024
Die Zauberschule von Avalon - Katzen, Pannen & Co.
Kalengula, Catherine

Die Zauberschule von Avalon - Katzen, Pannen & Co.


sehr gut

Die Kraft der Freundschaft

Bei diesem magischen Abenteuer für junge LeserInnen ab 8 Jahren begleiten wir drei neue Schülerinnen der Zauberschule auf Avalon bei einem nächtlichen Abenteuer. Rose, Merline, Nina und ihre magischen Katzen müssen dabei einigen Gefahren trotzen und kommen Rose‘ Begabung auf die Spur.

Dabei vermittelt das Buch die schöne Botschaft, welche Kraft wahre Freundschaft entwickeln kann und wie wichtig Zusammenhalt und Vertrauen sind.

Die drei menschlichen Charaktere im Fokus der Geschichte bilden ein interessantes Trio, denn jede bringt ihren ganz eigenen Charakter mit. Dabei ergänzen sie sich super, auch wenn sie das erst lernen müssen. Auch die drei Katzen sind sehr unterschiedliche Typen mit verschiedenen magischen Fähigkeiten, welche die Freunde gut gebrauchen können.

Ungesetzt wurde das ganze als Comic-Roman. Die eingeschobenen Comic-Sequenzen lockern die Geschichte sehr schön auf und unterstützen die Vorstellungskraft. Einzig die Schriftgröße der Comics hätte etwas größer ausfallen können - insbesondere für die jungen Selbstleser. Der Illustrationsstil ist nicht so ganz mein Fall. Insbesondere auf dem Cover wirken die Figuren so aufgesetzt und abgelöst vom Hintergrund. Aber das ist am Ende Geschmackssache.

Meine Tochter war jedenfalls beim Vorlesen voll bei der Sache, fand die Geschichte sehr spannend und hat sich sehr geärgert, als das Buch zu Ende war. Sie freut sich jetzt auf den nächsten Band.

Bewertung vom 14.04.2024
Todschwarze Nacht
Gray, Jules

Todschwarze Nacht


sehr gut

Guter Thriller in einzigartigem Setting

„Todschwarze Nacht“ ist ein gelungener und spannender Thriller, den die Autorin im Obdachlosenmilieu angesiedelt hat.

Lou, eine ehemals preisgekrönte Journalistin, ist aus zunächst ungeklärten Gründen abgestürzt und lebt auf der Straße. Als immer mehr junge, wohnungslose Frauen sterben oder verschwinden und Lou selbst bedroht wird, erwacht ihr Recherche-Gen wieder zum Leben und sie versucht, den Vorkommnissen auf den Grund zu gehen.

Das Leben auf der Straße schildert die Autorin sehr eindringlich. Die verschiedenen Bedrohungen, die Not der Menschen, Hunger, Sucht, Krankheit und Kälte werden in dem Buch lebendig und man ertappt sich immer wieder dabei, beklommen auf den eigenen Umgang mit obdachlosen Menschen zu blicken. Alleine dieser Aspekt des Buches rüttelt wach und lässt einen mit ausreichend Stoff zum Nachdenken zurück.

Die Handlung selbst ist durchaus spannend. Lou ist eine sehr interessante Protagonistin mit einer geheimnisumwitterten und teils tragischen Vergangenheit. Alleine diesen Geheimnissen auf den Grund zu gehen macht Spaß und treibt einen voran. Hinzu kommt die freundschaftliche Beziehung zwischen Lou und Jenny, welche sich langsam aufbaut und durchaus viele Sympathien weckt.

Auch die Identität des Täters/der Täterin bleibt bis kurz vor Schluss unklar, auch wenn man anhand kurzer Kapitel immer mal Einblick in sein/ihr Seelenleben erhält. Hier findet sich tatsächlich auch der Grund für meinen einen Stern Abzug. Der/die MörderIn ist mir etwas zu klischeebeladen… halt so wie man sich einen typischen Psychopathen vorstellt.

Aber insgesamt ein spannender Thriller, den man gerne und zügig liest und dessen Ende Hoffnung auf eine Fortsetzung mit Lou macht.

Bewertung vom 31.03.2024
9mm Cut
Ruge, Sybille

9mm Cut


weniger gut

Eigenwilliger Stil - wenig Handlung

Eigentlich hatte mich das Buch sofort angesprochen. Das Cover fand ich spannend und auch der sehr direkte und teils derbe Sprachstil der Leseprobe hat mich neugierig gemacht.

Leider ist mir dieser dann mit der Zeit aber doch zu anstrengend und zu viel geworden. Sprachlich ist das Buch auf jeden Fall außergewöhnlich - sehr direkt, voller obskurer Vergleiche, Bilder und immer wieder eingeworfener Lebensweisheiten und Zungenbrecher, deren Sinn ich nicht so richtig verstanden habe.

Die Protagonistin mit dem Decknamen Eve Klein wird von ihrem Auftraggeber in die Schweiz zu einer Wohltätigkeitsorganisation geschickt, um rauszufinden, wo diverse Gelder versacken. Vor Ort kommt es im Laufe der Geschichte auch zu ein paar Morden, aber irgendwie kam bei mir dennoch keine Spannung auf. Da das Buch recht kurz ist, ohne Kapiteleinteilung arbeitet und einem sprachlich einen Satz nach dem anderen um die Ohren haut hat man zwar das Gefühl, dass es voran geht, aber eigentlich passiert gar nicht wirklich was. Ich kann auch nicht sagen, dass ich es flüssig runterlesen konnte - ich musste immer wieder Pausen einlegen.

Die Charaktere bewegen sich zwischen skurril, unsympathisch, spooky und unnahbar und da schließe ich auch die Protagonistin mit ein.

Wir erfahren so gut wie nichts über sie - außer, dass sie früher Polizistin war und eine Affäre mit einem Polizisten hat. Sie hat eine unfassbar aktive Innenwelt. Mit ihren vor Zynismus triefenden Gedanken seziert sie die Menschen und die Welt um sich herum. Dabei kommt nichts und niemand gut weg. Im Außen bleibt sie aber eher passiv - zwar verfügt sie auch da wenn nötig über Schlagfertigkeit und Gegenwehr, sie lässt aber auch unheimlich viel einfach über sich ergehen. Einen Sympathieträger habe ich vergeblich gesucht und irgendwie hat mich der ganze Fall am Ende nicht richtig abgeholt.

Handwerklich versteht die Autorin auf jeden Fall ihre Kunst - wer sich auf den eigenwilligen Stil, die allesamt merkwürdigen Charaktere und vielleicht eine neue, literarische Form der Kriminalgeschichte einlassen kann, wird hier sicherlich gut unterhalten. Für mich persönlich war es leider nichts.

Bewertung vom 31.03.2024
Meeresfriedhof / Die Falck Saga Bd.1
Nore, Aslak

Meeresfriedhof / Die Falck Saga Bd.1


ausgezeichnet

Über Macht, Intrigen und dunkle Familiengeheimnisse

Dieses Buch hat mich mit seiner Komplexität - sowohl der Charaktere als auch der behandelten Themen - wirklich überrascht.

Es geht um eine mächtige, norwegische Familie mit zwei verfeindeten Linien. Als die Familienälteste stirbt, bleibt das Testament verschollen und es zeigen sich Hinweise, dass sich in der Vergangenheit der Falcks einige dunkle Geheimnisse verbergen. Sascha fängt an zu recherchieren und mit ihr tauchen wir ein in die norwegische Vergangenheit des dritten Reiches, in den Kampf gegen den IS und in die Welt der Geheimdienste.

So behandelt das Buch einige historische Momente wie den Untergang des Hurtigrutenschiffes „Prinsesse Ragnhild“ 1940 sowie die zumindest für mich eher unbekannte Zeit der norwegischen Besatzung durch die deutsche Wehrmacht sowie die Widerstandsbewegung - sowohl auf Seiten der Sozialdemokraten als auch innerhalb der Deutschen Wehrmacht. Diese hat mich wirklich fasziniert und auch mit ein paar neuen Informationen versorgt.

Die Charaktere sind allesamt unheimlich vielschichtig und undurchschaubar. So treffen diese wiederholt Entscheidungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte und die so die Spannung aufrecht erhalten und meine Sympathien regelmäßig in Frage gestellt haben.

Das Ende dieses ersten Teils einer Trilogie ist gut gelungen und verspricht schon jetzt eine spannende Fortsetzung der Geschichte. Für mich definitiv ein gelungener Auftakt - ich freue mich bereits auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 15.03.2024
The Fort
Korman, Gordon

The Fort


ausgezeichnet

Spannendes Jugendbuch über Freundschaft und Zusammenhalt

Ein spannendes Buch für Jugendliche, das wichtige Themen anspricht und viele Möglichkeiten zur Identifikation mit den Charakteren bietet.

Mir hat „The Fort“ ausgesprochen gut gefallen. Ich habe es an einem Tag gelesen, da die Handlung absolut fesselnd war und die kurzen Kapitel und wechselnden Perspektiven mich geradezu durch das Buch getragen haben.

Im Zentrum des Buches stehen die fünf Jungen Mitchell, Evan, C.J., Jason und Ricky, die nach einem Hurricane einen alten Bunker im Wald finden, der durch den Sturm freigelegt wurde. Dieser Bunker ist mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt und wird für die fünf geheimer Treffpunkt und Unterschlupf. Jeder der Jungen hat auf die ein oder andere Weise sein Päckchen zu tragen - ob Scheidung der Eltern, Abwesenheit der Eltern, Gewalterfahrungen, Umzug oder Zwangsstörungen - aus meiner Sicht kann sich sicherlich jeder jugendliche Leser in der ein oder anderen Figur ganz oder teilweise wieder finden. Das Buch bietet auf jeden Fall ausreichend Identifikationspotential.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich gezeichnet und jeder der fünf Jungen kommt als Ich-Erzähler zu Wort. In kurzen Kapiteln wechselt so immer wieder die Erzählerperspektive und erlaubt einem, noch näher an die Protagonisten heranzukommen und Einblick in die heimlichen Gedanken und Gefühle jedes einzelnen zu erhaschen. Die Handlung ist spannend, mit allerhand Herausforderungen für die Jungs und spitzt sich zum Ende hin schön zu.

Ein Buch über die Schwierigkeiten der Pubertät, über Familie und vor allem über Freundschaft und Zusammenhalt. Ein Buch mit der schönen und wichtigen Botschaft, dass man die Probleme, die das Leben für einen bereithält, nicht alleine bewältigen muss, sondern dass man sich Hilfe holen darf.

Bewertung vom 11.03.2024
Zeit der Schuldigen
Thiele, Markus

Zeit der Schuldigen


ausgezeichnet

Über Recht und Gerechtigkeit

True Crime vom Feinsten - ein spannendes und einfühlsames Buch, das unser Rechtssystem aus verschiedenen Perpektiven beleuchtet.

Das Buch „Zeit der Schuldigen“ hat mich wirklich begeistert. Es ist spannend, berührt und lässt einen dann doch irgendwie fassungslos zurück. Anhand eines wahren Falls geht es um die Fallstricke der Justiz und den rechtlichen Grundsatz „ne bis in idem“, das Verbot der Doppelbestrafung bzw. -Anklage.

Inspiriert wurde der Roman von dem wahren Mordfall an der 17 jährigen Frederike von Möhlmann in den frühen 1980er Jahren und den jahrzehntelangen Kampf ihres Vaters um Gerechtigkeit für seine Tochter.

Obwohl der zugrundeliegende Fall und die damit verbundenen Gerichtsverfahren sich an die Realität halten und damit bekannt sind bzw. sein können, schafft der Autor es mit einer fiktiven Rahmenhandlung, einen roten Faden der Spannung und Unvorhersehbarkeit durch die Erzählung zu ziehen.

Als praktizierender Jurist ist der Autor vom Fach wenn es um die diversen Gerichtsverhandlungen geht. Dabei schafft er es, ein Thema, das schnell trocken und zäh werden kann, unheimlich emotional aufzuladen und sehr menschlich zu machen. Mit seinem wunderschönen Erzählstil erweckt er den Gerichtssaal zum Leben und lenkt den Blick auf die Opfer bzw. deren Angehörige. Man kann richtig fühlen, wie zermürbend und anstrengend es für sie ist, diese Verhandlungen durchzustehen.

Als Leser ist die dargestellte Rechtssprechung ob ihrer offensichtlichen Ungerechtigkeit kaum auszuhalten. Insbesondere, wenn man im Hinterkopf hat, dass dieser Roman keine reine Fiktion ist. Dennoch versteht man auch, wie komplex das Thema ist und dass es zu allen rechtlichen Fragen auch immer ein Für und Wider und unterschiedliche Positionen gibt…. Auslegungssache..

Ein wirklich tolles Buch, dass einen noch eine Weile gedanklich beschäftigt. Für mich war das das erste und ganz sicher nicht das letzte Buch des Autors.

Bewertung vom 29.02.2024
Die Halbwertszeit von Glück
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück


sehr gut

Drei Frauenschicksale im Schatten des Glücks

Das Cover des Buches „Die Halbwertszeit von Glück“ ist nicht nur optisch wunderschön. In leuchtenden Farben zeigt es das abstrakte Bild eines Waldes. Der Schutzumschlag ist sehr hochwertig und fühlt sich an wie eine feine Leinwand.

In dem Roman begleiten wir drei Frauen in drei unterschiedlichen Jahrzehnten (1987, 2003 und 2019). Alle drei haben auf ganz unterschiedliche Weise einen harten Schicksalsschlag erfahren und handern daraufhin mit sich, ihrem Leben und mit ihrem Anspruch auf Glück. Der Leser merkt schnell, dass die Leben der drei Protagonistinnen auf besondere Weise miteinander verwoben sind, teils offenbart sich diese Verbindung auch schnell, teils dauert es etwas länger.

Das Buch lässt sich wirklich sehr gut und zügig lesen. Die Kapitel sind nicht zu lang und durch die Sprünge zwischen den Zeiten und Personen wird man animiert dran zu bleiben. Die einzelnen Kapitel enden offen, wobei der Geheimnis-Anteil in den meisten Fällen nicht allzu groß, sondern die Handlung doch weitestgehend vorhersehbar ist.

Was die Charaktere betrifft bin ich etwas zwiegespalten. Mit Johanna (1987) konnte ich gut mitfühlen und habe sie und ihre Geschichte auch ins Herz geschlossen. Etwas schwerer fiel mir das mit Mylène (2019) und vor allem Holly (2003), die beide arg dramatisch reagieren. Hier wurde teilweise etwas übersteuert, vielleicht, um Handlungen zu ermöglichen, die für den Fortgang der Geschichte notwendig waren. Für mich waren die Reaktionen oft nicht voll nachvollziehbar. Insbesondere wenn sie sich aufgrund einer Situation für die sie de facto nichts können, gleich jedwedes Recht auf zukünftiges Glück versagen. Auch die Nebencharaktere haben teilweise kindisches Verhalten gezeigt.

Insgesamt ist es eine schöne und eingängige Geschichte mit ein paar Schwächen bzgl. Authentizität der Charaktere. Nicht spannungsgeladen aber durchaus emotional und unterhaltsam.

3,5 Sterne - aufgerundet auf 4.