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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 686 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2024
Die Nacht der Bärin
Mohn, Kira

Die Nacht der Bärin


ausgezeichnet

Bedrückende Familiengeheimnisse;
Die Kurzbeschreibung ist korrekt und doch versteckt sich so viel mehr in diesem Buch, als man anfangs ahnt. Erzählt wird aus zwei Perspektiven: Zum einen die jugendlichen Maja, die ihre Familiengeschichte erzählt; zum anderen Jule, die nach einem Streit mit ihrem Freund zu ihren Eltern flüchtet. Es dauert eine Weile, bis einem klar wird, in welchem Verhältnis Maja und Jule zueinander stehen. Es gibt in der Handlung eine gewisse Parallelität in der Vergangenheit und der Gegenwart, doch die Geschichte Majas - aus kindlicher Sicht geschildert - ist so viel krasser und kraftvoller, da Maja das Geschehen zwar beschreiben, aber nicht richtig einordnen kann. Und so wird eine dramatische Familiengeschichte entblättert, die von Gewalt und Sprachlosigkeit geprägt ist. Ich hoffe, die Autorin kann mit diesem Buch einige Personen erreichen und Mut machen, wie sie es in ihrem Nachwort schildert. Ein tolles, wichtiges Buch, dass durch die Perspektivwahl ausgesprochen kraftvoll ist. Der Schreibstil ist einwandfrei und ich war so gefangen von der Handlung, dass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe.

Bewertung vom 21.08.2024
Alte Eltern
Kitz, Volker

Alte Eltern


ausgezeichnet

Sehr reflektiert und gefühlvoll;
Für mich war es das erste Buch von Volker Kitz und mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen. Er ist niveauvoll, gehoben und sehr angenehm zu lesen. Das Thema dieses Essays ist kein leichtes, aber umso mehr Achtung habe ich davor, wie der Autor es gemeistert hat. Er geht mit dem Thema sehr reflektiert um, was nicht heißt, dass er auf Gefühle verzichtet. Die Liebe und Wertschätzung für seinen Vater sind in jedem Satz greifbar. Es ist ihm der Spagat gelungen, nur so viel Persönliches zu schreiben, wie es für das Thema notwendig ist, ohne die Grenze zu allzu privaten Themen zu überschreiben. Die kleinen Abschweifungen zum Wissensstand, sei es medizinisch, psychologisch, soziologisch, usw. fand ich sehr gelungen und in ihrer Kürze gut dosiert eingeflochten. Vor allem hat er auch die Gefühlswelten der Angehörigen betrachtet und die Ambivalenz zwischen verschiedensten Gefühlen und Positionen gut herausgearbeitet. Wer eine ähnliche Situation schon mitgemacht hat oder sich wappnen will, für den ist dies auf jeden Fall eine bereichernde Lektüre, wenn man sich auf das Thema einlässt.

Bewertung vom 21.08.2024
Winterwölfe
Jones, Dan

Winterwölfe


ausgezeichnet

Unterhaltsame und lehrreiche Geschichtsstunde;
Zeitlich gesehen knüpft dieses Buch nahtlos an die Handlung der Essex Dogs an und durch ein paar Erinnerungen der Hauptfiguren ist man sofort wieder im Geschehen. So wie das Buch gemacht ist, muss man die Essex Dogs aber nicht zwangsläufig gelesen haben, man kann der Handlung ohne weiteres folgen. Es liest sich flüssig und die Handlung nimmt schneller Fahrt auf als beim ersten Band und ist abwechslungsreicher als ich mir das Thema einer Belagerung 1346/1347 vorgestellt hatte. Mir hat sehr gut gefallen, wie der Autor die Essex Dogs über verschiedene Sonderaufgaben durch die damalige Welt führt, so dass man als Leser besonders viele verschiedene Eindrücke bekommt. Ich denke, dass die Grausamkeiten und Kampfhandlungen realitätsgetreu und nachvollziehbar wiedergegeben wurden. Insofern ist der Schreibstil unverblümt, aber historisch korrekt. Auch die Charaktere fand ich sehr gut mit ausreichend Tiefe beschrieben. Das Buch macht die Zeit des Hundertjährigen Krieges lebendig und ist eine sehr unterhaltsame Geschichtsstunde. Daher kann ich die Lektüre uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 18.08.2024
All das Böse, das wir tun
Dazieri, Sandrone

All das Böse, das wir tun


ausgezeichnet

Intensiver, atmosphärischer Thriller;
Für mich war es das erste Buch von Sandrone Dazieri, aber sicher nicht das letzte. Ich bin in jeder Hinsicht sehr zufrieden. Der Schreibstil ist einwandfrei, er unterstützt die Handlung ohne zu sehr aufzufallen, so wie ich es mir wünsche. Die Geschichte wird in zwei Zeitschienen aus verschiedenen Perspektiven erzählt und ist eine runde Sache. Die Menge an Zeit- und Perspektivwechseln war für mich genau passend, um immer den Überblick über die Charaktere und die Handlung zu haben. Die Personen wurden gut charakterisiert mit all ihren Schattierungen. Der Fall ist sehr spannend und vielschichtig und wird glaubhaft und nachvollziehbar erzählt, auch wenn Italien natürlich nicht von Serienmördern wimmelt. Der Aufbau ist gelungen, ich fand die Handlung sehr spannend und habe die gut 500 Seiten an zwei Tagen gelesen, weil ich das Buch nicht mehr weglegen konnte. Sehr gut haben mir auch die starken Frauen gefallen, die die Aufklärung in jeder Zeitschiene vorangebracht haben. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 18.08.2024
Der Ire
Mann, Peter

Der Ire


gut

Nicht mein Fall;
Von Anfang an hatte ich Probleme mit dem Schreibstil, den ich hektisch und umständlich fand. Ich hatte den Eindruck, dass der Autor unbedingt sein Geschichtswissen einbringen wollte, dabei aber das Buch ziemlich überfrachtet und sich in vielen unnötigen Details verloren hat. Einige Begriffe hätte man in Fußnoten erklären können, um das Verständnis einfacher zu machen, vor allem in Bezug auf irische Besonderheiten. Auch hatte ich bei manchen Details und Bemerkungen das diffuse Gefühl, dass sie historisch nicht korrekt sind. Die Grundidee fand ich interessant, auch die Umsetzung in zwei sich ergänzenden und doch auch widersprechenden Erzählsträngen eine gute Idee. Das Tagebuch des Adrian de Groot fand ich allerdings eher langweilig und seine homoerotische Fixierung auf Pike, alias Finn, hat mich mit der Zeit etwas genervt. Pikes Sicht war deutlich interessanter, aber auch nicht so spannend, wie ich es von einem Thriller erwartet hätte. Manche in seinem Erzählstrang als Wortwitz gedachten Dinge fand ich doch eher überzogen. Insgesamt hatte ich mir unter einem Spionagethriller etwas anderes vorgestellt und fand die gute Idee leider nur mäßig umgesetzt.

Bewertung vom 13.08.2024
Freunderlwirtschaft
Hartlieb, Petra

Freunderlwirtschaft


ausgezeichnet

Sehr gut gemacht;
Dieser Krimi hat mir ausgesprochen gut gefallen. Nicht nur der Schreibstil war bestechend gut, sondern auch die Handlung wird realistisch und glaubhaft aufgebaut. Hätte es nicht schon einen ähnlich gelagerten Fall in Österreich gegeben, so würde man die Handlung wohl für abwegig halten, aber mit dem jetzigen Wissen ist sie ausgesprochen unterhaltsam. Die Autorin hat es sehr gut geschafft, das Unausgesprochene und Angedeutete versuchter Einflussnahme der politischen Eliten zu beschreiben und die Abgeschlossenheit bestimmter Gesellschaftsteile. Durch Perspektivwechsel zwischen der Hauptkommissarin und der Flüchtigen Jessica nähert man sich der Wahrheit von verschiedenen Seiten, von innen und außen, was sehr spannend ist. Auch wird hervorragend geschildert, welche Probleme die Ermittler aufgrund der „Freunderlwirtschaft“ in der Praxis haben. Das Nebulöse gehört in diesem Fall dazu und fügt sich harmonisch in die Geschichte ein. Mir hat die Figur der Hauptkommissarin Alma Oberkofler sehr gut gefallen und ich hoffe, dass man sie bald in einem Folgeband wiedertreffen kann. Für mich ein sehr gelungenes Buch, fast mehr Roman als Krimi, aber sehr lesenswert.

Bewertung vom 13.08.2024
Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Reihenauftakt;
Das Setting in Malmö fand ich von Anfang an sehr ansprechend und interessant, da sich die Autoren um eine realistische Darstellung der schwedischen Gesellschaft bemüht haben. Auch das neu zusammengekommene Ermittlerteam aus Svea Karhuu und Jon Nordh fand ich sehr gelungen. Meistens mag ich es nicht, wenn das Privatleben der Ermittler zu viel Raum einnimmt, hier fand ich es sehr überzeugend dargestellt mit Relevanz für das Zusammenfinden des Teams. Der Fall ist komplex, aber ich hatte nie den Eindruck, überfordert zu werden oder den Überblick zu verlieren. Die Informationen und Handlung war wohldosiert und auch die Bandbreite der Ermittlungsansätze war nachvollziehbar. Der Schreibstil ist sehr angenehm und ich hätte das Buch am liebsten in einem Rutsch durchgelesen. Daher gerne mehr von dieser empfehlenswerten Krimireihe.

Bewertung vom 13.08.2024
Ich komme nicht zurück
Khayat, Rasha

Ich komme nicht zurück


ausgezeichnet

Das Ende einer Freundschaft;
Aus der Perspektive Hannas wird ihre Einsamkeit während der Corona-Pandemie erzählt und gleichzeitig ihr Schwelgen in Kindheitserinnerungen. Es gelingt der Autorin sehr gut, die liebevolle, aber prekäre Kindheit in grauer Umgebung einer allumfassenden Freundschaft mit Zeyna und Cem gegenüberzustellen. Es verlangt Hanna nach Kontakt zur Zeyna und die Ursache ihrer Entfremdung bleibt lange rätselhaft. Mir hat gut gefallen, wie die Autorin das Wachsen der Kindheitsfreundschaften beschrieben hat und das spätere Auseinanderfallen durch äußere Gründe, aber auch selbstgemachte Probleme. Rasha Khayat schafft einprägsame Bilder schöner Erinnerungen und beschreibt die Gefühlswelten intensiv: von Hoffnungslosigkeit, Melancholie, Eifersucht bis zur Sprachlosigkeit ist alles dabei und die verschiedenen Charaktere und ihre Perspektiven waren für mich sehr nachvollziehbar. Die Sprache ist angenehm und ich habe den Roman in einem Rutsch gelesen. Er macht nachdenklich, da er außer der persönlichen noch eine politische Komponente hat. Am Ende gibt es einen QR Code, über den man zur Playlist kommt, da im Roman immer wieder Lieder erwähnt werden, die bestimmte Erinnerungen oder Gefühle triggern. Das gefällt mir gut, ein schöne Idee.

Bewertung vom 13.08.2024
Das Dickicht
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht


sehr gut

Alternative Lösung;
Dieser Kriminalroman orientiert sich in der Grundhandlung der Tat an einem echten Kriminalfall aus den 1980er Jahren, was aber weder im Vorwort noch im Nachwort erwähnt wird. Ich hätte es gut gefunden, wenn die Autoren diesbezüglich transparent gewesen wären, da dieser Fall aus Bayern immer wieder Teil aktueller Berichterstattung ist und aufgrund seiner Besonderheiten vielen Lesern bekannt sein dürfte. Der Start ins Buch aufgrund des aktuellen Falls ist gut gemacht, hat aber aufgrund des eigentlichen Fokus auf dem älteren Fall zu viel Raum eingenommen. Das Ermittlerteam hat mir gut gefallen, obwohl jeder der beiden eine Menge privater Themen mitbringt. Ausufernde private Probleme von Ermittlern nerven mich oft, hier war es in Ordnung. Ich fand es gut gemacht, wie die Ermittlungsschritte eines ehemaligen Kollegen nachempfunden wurden und Juha und Lux ihren eigenen Weg zur Lösung gefunden haben. Diese alternative Lösung ist nachvollziehbar, plausibel und wurde gut entwickelt. Der Schreibstil ist auch angenehm und liest sich gut. Ich bin insgesamt zufrieden mit diesem Reihenauftakt, der in einigen Feinheiten noch Luft nach oben hat.

Bewertung vom 01.08.2024
Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2
Engels, Lars

Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Ich bin begeistert!
Bereits mit dem ersten Fall von Janosch Janssen hatte ich viel Spaß und dementsprechend habe ich mich sehr auf diesen zweiten Fall gefreut, der mich nicht enttäuscht hat. Dieses Mal ist es kein Cold Case, sondern ein aktueller Fall, der komplex ist und viele mögliche Ansätze bietet. Diese werden glaubhaft und nachvollziehbar verfolgt. Die persönliche Verwicklung der Ermittler hatte ein annehmbares Maß und besonders gut hat mir die Darstellung der Charaktere gefallen. Diese sind komplex, ganz unterschiedlich und werden mit viel Feingefühlt gezeichnet. Gerade die Zweideutigkeit mancher Handlungen und Wirkung auf andere wird realistisch geschildert. Für mich sind die guten Figuren eine notwendige Basis, um die Story glaubhaft zu machen und hier passt einfach alles zusammen. Auch das Setting in der Rhön mit ihrer ganz eigenen Geschichte hat mir gut gefallen, da die Handlung zum Ort passt und ein harmonisches Ganzes ergibt.