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Tialda von bibliofeles.de
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Saarland
Über mich: 
schwarzromantische Buchliebhaberin

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 26.12.2014
Der wispernde Schädel / Lockwood & Co. Bd.2
Stroud, Jonathan

Der wispernde Schädel / Lockwood & Co. Bd.2


sehr gut

Rezension:

Nachdem mir schon der Reihenauftakt gefallen hat, habe ich mich sehr gefreut, als ich erfuhr, dass Band 2 von Jonathan Strouds Lockwood & Co.-Reihe “Der wispernde Schädel” im Herbst erscheinen soll (und natürlich habe ich wie immer länger als geplant dafür gebraucht, es dann auch zu lesen). Die Aufmachung ist im gleichen Stil wie bei “Die seufzende Wendeltreppe” gehalten, sodass Perfektionisten ganz auf ihre Kosten kommen und gerne zweimal ins Regal sehen, wenn die beiden Bücher nebeneinanderstehen.

Strouds Schreibstil ist wie immer fesselnd und äußerst bildhaft, sodass man beim Lesen überhaupt nicht merkt, dass man liest, sondern die Geschichte mehr wie ein Film im Kopf abläuft. Aufgeteilt ist die Geschichte in 6 betitelte Teile und insgesamt 30 Kapitel, im Anschluss gibt es ein Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe des Geisterjägertums erklärt werden, und ganz am Schluss findet der Leser noch ein interessantes Interview mit dem Autor, aus dem unter anderem hervorgeht, das es definitiv einen 3. Band geben wird.

Diesmal geraten Lucy, Lockwood und George Hals über Kopf in einen Wettstreit mit der größten und ältesten Geisteragentur Londons – Agentur Fittes. Das jeweilige Team, das den nächsten Fall nicht zuerst löst, muss eine Zeitungsannonce schalten, in der es zugibt, dass die andere Agentur viel besser arbeitet.

Wie der Zufall es will, kommt dieser nächste Auftrag schneller als erwartet, und die Rivalen werden auf einen Friedhof gerufen, auf dem sich in einem von Unbekannten angelegtes Grab ein böser Geist befindet, der in Zusammenhang mit einem aus Knochen gefertigtem Spiegel steht. Plötzlich ist der Spiegel weg, George verhält sich immer seltsamer und Lucy begreift, dass sie offenbar als eine der wenigen Agenten mit Geistern des Typs 3 kommunizieren kann – und schon befindet sich der Leser direkt in der enggewebten Story.

Da Lucy mein Lieblingscharakter des Lockwood-Teams ist, hat es mir umso besser gefallen, dass sie in “Der wispernde Schädel” entdeckt, dass ihre Gabe mehr als überdurchschnittlich ist, und sich deutlich weiterentwickelt. Auch die Story an sich, vor allem aber der superspannende Showdown haben mir richtig gut gefallen. Lockwood hingegen begann mich immer mehr zu nerven – er wird weiterhin als sehr mysteriös, allwissend und unnahbar dargestellt, was ihn für mich zu einem ziemlich farblosen Charakter gemacht hat. Und dann ist da noch der wispernde Schädel, der dem Buch seinen Titel gibt – ein Geist in einem Glas, aus dem man nicht so richtig schlau wird, und der eine zentrale Rolle in der Auflösung des Falls spielt.

Wer an Band 1 der Reihe Gefallen fand, sollte sich den 2. Band auf keinen Fall entgehen lassen. Aber obwohl es sich um einen Folgeband handelt, kann man ihn, wie ich finde, durchaus auch lesen, ohne “Die seufzende Wendeltreppe” zu kennen, da die Grundstory, nämlich der Fall um den Geist mit dem Spiegel, in sich abgeschlossen ist.

Fazit:

Eine Runde gepflegten Grusels? – Kommt sofort. Eine gelungene Fortsetzung mit einem neuen Abenteuer im geisterverseuchten London.

Bewertung vom 24.12.2014
100 Bücher, die die Welt noch braucht
Biller, Hans-Christian; Bremermann, Sabine Maja; Voigts, Lars-Christopher

100 Bücher, die die Welt noch braucht


gut

Rezension:

“100 Bücher, die die Welt noch braucht” entstand in Zusammenarbeit von Hans-Christian Biller, Sabine Maja Bremermann und Lars-Christopher Vogits, und ist kein Buch, das ich mir normalerweise kaufen würde, da mir solche Aufzählungsbücher eigentlich überhaupt nicht zusagen. Es wurde mir ungefragt vom Verlag zugeschickt und so habe ich es einfach mal ‘ausprobiert’.

Wie der Titel schon vermuten lässt, findet der Leser in diesem Buch 100 Mal jeweils auf der rechten Seite ein fiktives Buchcover und auf der linken Seite sinnigerweise den ebenfalls erfundene Klappentext dazu – der Hintergrund wurde farblich immer an das Buchcover angepasst, sodass das Werk ziemlich bunt daherkommt.

Auch wenn ich diese Art von Buch eigentlich nicht mag, muss ich dennoch zugeben, dass ich doch recht häufig über die absurden, nerdigen und auch witzigen Ideen lachen musste. So zum Beispiel ein Krimi mit dem Titel “Der ‘Rabe’ bringt den ‘Rotkohl’ im ‘Koffer’ vorbei”, wobei sich die in Anführungszeichen gesetzten Decknamen auch im Klappentext großzügig fortsetzen, oder “Wie du schon sagtest: Ich zitiere dich”, wobei ich “Hoolmädchenreport” noch besser fand.

Ich denke, wenn man sich dieses Buch kauft, ist man sich darüber im Klaren, dass man es nicht mit anspruchsvoller Literatur oder einer guten Geschichte zu tun hat. Man hat etwas in der Hand, in das man während verschieden langer Wartezeiten mal reinlesen kann – z. B. auf der Toilette, beim auf-den-Bus-warten oder beim in-der-Warteschleife-hängen.

Fazit:

Ein witziger Zeitüberbrücker, bei dem man teils denkt “Wieso bin ich noch nicht darauf gekommen, genau dieses Buch zu schreiben!?”

Bewertung vom 21.11.2014
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Green, John

Das Schicksal ist ein mieser Verräter


sehr gut

Rezension:

John Greens “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” ist seit vielen Monaten eines der, wenn nicht sogar DAS gehypteste Werk auf dem Jugendbuchmarkt. Mir scheint es fast so, als wäre ich die einzige Vielleserin, die das Buch noch nicht verschlungen hat, und nachdem nun auch schon der Film einige Zeit läuft, konnte ich mich dem Ganzen nicht mehr entziehen.

Man schlägt das Buch auf und schon befindet man sich ohne Umschweife in der Geschichte, die aus Sicht der 17-jährigen, krebskranken Protagonistin Hazel erzählt wird. Ihre Art sich auszudrücken ist einfach nur wunderbar und ich hätte mir aus dem Schreibstil am liebsten ein Bett gemacht, denn er ist … einfach nur toll und trägt dazu bei, dass man die Story in einem Rutsch weglesen möchte (was ich auch getan habe).

Ausnahmslos jeder erzählte mir, ich würde schrecklich weinen müssen… nun ja – das war nicht der Fall. Ein dicker Klos im Hals war aber trotzdem da – das dafür fast permanent. Schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass ich zugleich auch sehr oft lachen musste, weil mir Hazels Galgenhumor so zusagte. Das Buch ist quasi die reinste Gefühls-Fundgrube. ‘Hach, wie wunderschön’ und ‘Scheiße, ist das Leben … scheiße’ teilen sich in “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” metaphorisch betrachtet eine WG.

Die Geschichte an sich hat mir sehr gut gefallen. Hazel und Augustus lernen sich in einer Selbsthilfegruppe für krebskranke Teenies kennen und er wirkt die ganze Zeit viel stärker als Hazel, hat seine Erkrankung augenscheinlich hinter sich gelassen. Mit viel Wortwitz verlieben sich die beiden ineinander, entwickeln ihre eigenen kleinen Rituale – man kann sich denken, dass mit mindestens einem der beiden etwas geschieht, das krebskranken Menschen nunmal oft geschieht.

Trotz allem kam das Ende für mich persönlich etwas zu abrupt. Ich hatte mir mehr Drama und vor allem Tränen erhofft, doch die Geschichte endet hart und schnörkellos – so blieb mir für einen ausgedehnten Aufenthalt im Reich der Tränen leider keine Zeit … so, wie es wahrscheinlich auch im echten Leben laufen würde. Aber trotzdem: eine tolle Geschichte.

Fazit:

Buch aufschlagen und mit Hazel und Augustus eine Achterbahnfahrt der Gefühle erleben.

24 von 42 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2014
Die Berufene
Carey, M. R.

Die Berufene


ausgezeichnet

Rezension:

Der Titel von M. R. Careys Buch – “Die Berufene” – sagt auch in Verbindung mit dem Cover und dem Klappentext nur wenig darüber aus, worum es in der Geschichte genau geht. Jedoch war es für mich gerade genug, um mich richtig neugierig darauf zu machen.

In 72 Kapiteln wird aus der dritten Person meist über die 10-jährige Protagonistin Melanie berichtet, wobei der Leser auch manchmal in andere Szenen eintauchen kann, in denen Melanie nicht dabei ist, was für einen perfekten Überblick sorgt. Der Schreibstil fesselte mich von der ersten Seite an. Die Sätze sind prägnant und kommen auf den Punkt, es gibt kein lückenfüllendes ‘Bla-bla’ – der Autor hat etwas zu erzählen.

Die Geschichte beginnt in einer alten Militärbasis. Wir lernen Melanie kennen. Sie sitzt, wie weitere Kinder, in einer Einzelzelle und hat auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu reagieren, wenn man sie herausholt. Sie ist intelligent, denkt viel weiter, als ein normales 10 Jahre altes Kind – man merkt: Sie ist etwas Besonderes. Nur stellt man sich schnell die Frage, wieso sie nur unter extremen Sicherheitsvorkehrungen aus ihrer abgeriegelten Zelle geholt wird – selbst ihr Kopf wird fixiert.

Nach und nach stellt sich heraus, was auf der Welt in den letzten Jahren geschehen ist und was es mit den Kindern auf sich hat, deren Leben auf dem Stützpunkt in allen unschönen Einzelheiten beschrieben wird. Großbritannien liegt in Trümmern, teils hat sich die Natur Städte bereits zurückgeholt. Der im Klappentext beschriebene Parasit zerstört das Gehirn seines Opfers, bis dieses nur noch eines spürt: Hunger! Jedem, der schon einmal etwas von Zombies gehört hat, dürfte nun klar sein, von welcher Art Erreger die Rede ist.

Dummerweise bleibt die Militärbasis nicht unentdeckt und nur wenige – die Lehrerin Miss Justineau, die leitende Wissenschaftlerin und einige Sicherheitsmänner – schaffen es, zu fliehen. Im Schlepptau haben sie Melanie und wollen in eine Stadt, in der sie Hilfe vermuten. Soviel sei gesagt: Die Reise wird kein Zuckerschlecken und man hat als Leser viel Zeit, sich mit den sehr gelungenen Hauptcharakteren anzufreunden – oder sie hassen zu lernen.

Ich habe bei weitem nicht erwartet, dass ich eine dermaßen geniale Geschichte in “Die Berufene” finden würde. Zwar habe ich für das Buch aus persönlichen Gründen etwas länger gebraucht – am liebsten hätte ich es aber in einem Rutsch gelesen, da dem Leser ein stimmiges Bild mit zwischenmenschlichen Beziehungen, Endzeitstimmung und unterschwelligem Horror geboten wird, und dabei einzigartig bleibt.

Fazit:

Zwischenmenschliches, Endzeitstimmung, latenter Horror – eine Zombiestory, die sich mit dem gewissen Etwas von der Masse abzuheben weiß.

Bewertung vom 14.11.2014
Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte
Lafon, Lola

Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte


weniger gut

Rezension:

Als ich durch Zufall über Lola Lafons “Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte” stolperte, faszinierte mich zuerst der Titel in Verbindung mit dem Bild des ernst aussehenden Mädchens. Die Turnerin Nadia Comăneci kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht, ebenso wenig hatte ich mich mit dem Thema Leistungssport hinter dem eisernen Vorhang auseinandergesetzt – der Klappentext schien aber auf ein fesselndes und interessantes Buch hinzuweisen.

Noch bevor die Geschichte beginnt, findet man einen Hinweis der Autorin, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt, die auf Tatsachen wie Daten, Orten und Schlüsselereignissen basiert. Im Buch gebe es einen Austausch zwischen Autorin und Turnerin, welcher erfunden sei. Ich hatte zwar mit einer Art Biografie gerechnet, begann aber trotzdem, vorbehaltlos zu lesen.

Der Schreibstil der Autorin ist zwar nichts außergewöhnliches, aber immerhin flüssig, und zu Anfang war die Story für mich, als kompletten Themenneuling, tatsächlich recht interessant. Die dauerhaft angespannte Stimmung, der völlig übertriebene Ehrgeiz des Trainers, der diesen auf seine Musterschülerin Nadia überträgt, die politischen Hintergründe – der Osten der 70er ist grau, trostlos und alle stehen unter Druck. Zudem erschütterte mich, dass Nadia, als sie älter wird und weibliche Formen bekommt, als fett und unförmig bezeichnet wird … Niemand kann für immer ein Kind bleiben …

Doch dann schreitet die Geschichte weiter fort und es kommen die Dialoge zwischen Autorin und der mittlerweile erwachsenen Nadia ins Spiel und ich dachte mir nur noch “Oh Gott… was für eine unausstehliche, arrogante Person…”. Kurzzeitig vergaß ich, dass dieser Austausch fiktiv ist – und der lässt die ehemalige Turnerin verdammt schlecht dastehen. Sie wird als vollkommen von sich selbst überzeugt und exzentrisch dargestellt. Als eine verzogene, dumme Frau.

Um herauszufinden, wer diese unangenehme Person denn war (ich ging davon aus, dass es sich um das Leben einer bereits verstorbenen Person handelt) begann ich zu recherchieren und stellte fest: Nadia Comăneci lebt ja noch. Also las ich mir das Vorwort noch einmal ganz genau durch, ob ich auch alles richtig verstanden hatte und war dann dezent entsetzt… Es ist ja schon sehr dreist, sich über eine Person, die noch am Leben ist, eine Story auszudenken und dann auch noch Dialoge zu erfinden, in denen diese Person nicht gut wegkommt. Ich konnte bei meinen Recherchen weder herausfinden, ob Frau Comăneci dem zugestimmt hat noch ob sie überhaupt etwas von dem Buch weiß. Darf man so etwas, selbst wenn es als fiktiv ausgezeichnet ist, eigentlich veröffentlichen?

Zu guter Letzt driftet das Werk nach der ersten Hälfte auch noch durch Wiederholungen und ‘sich-im-Kreis-drehen’ in die Langweiligkeit ab – natürlich nicht, ohne weitere fiktive Diskussionen, die die Protagonistin dumm dastehen lassen. Empfehlen würde ich das Buch auch trotz der relativ ‘okayen’ ersten Hälfte nicht – ich finde das Ganze, trotz dem interessanten Anfang, einfach unendlich frech.

Fazit:

Ein Werk, das an Unverschämtheit kaum übertroffen werden kann – und das ist leider kein witzig gemeinter Werbeslogan.

Bewertung vom 09.11.2014
Will & Will
Green, John;Levithan, David

Will & Will


sehr gut

Rezension:

Nachdem ich bereits von John Green und auch von David Levithan etwas gelesen hatte, das mir gefiel, wollte ich mir nicht entgehen lassen, was herauskommt, wenn die beiden zusammen eine Geschichte schreiben – “Will & Will”.

Da es sich mehr als nur anbietet, wird die Story aus zwei verschiedenen Ich-Perspektiven erzählt, die sich von Kapitel zu Kapitel abwechseln. Zwar geht es um zwei Jungen, die gleich alt sind und gleich heißen – doch die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein: Während der eine Will Grayson eher ein Mitläufer ist, der sich an sein eigenes Credo, “Fresse halten”, hält, leidet der andere Will Grayson unter Depressionen und ist ein Außenseiter, der bemerkt, dass er sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt.

Man kann beide Schreibstile sehr gut lesen, wobei mich der von ‘Depri-Will’ anfangs etwas verwirrte, da in seinen Kapiteln immer alles kleingeschrieben ist, was schon mal auf den ersten Blick einen Satz sinnentstellen kann. Aber trotzdem war mir dieser Will, mit seinen vielen Problemen, um einiges sympathischer, als der andere, der mir irgendwie farblos erschien.

Als die beiden in einem Erotikshop durch Zufall aufeinandertreffen, wird die Sache kompliziert – sowohl in der Geschichte als auch diese zu beschreiben. ‘Depri-Will’ und ‘Fresse-halten-Wills’ schriller, bester Freund Tiny verlieben sich ineinander, während dieser gleichzeitig noch dabei ist, an seiner Schule ein Musical ins Leben zu rufen, das von seinem Leben handelt – der Typ ist ein wahrer Exzentriker, aber irgendwie liebenswert.

‘Fresse-halten-Will’ zieht sich hingegen immer mehr zurück, ist durch einige Inhalte des Musicals auch sauer auf Tiny und … ja – schwer zu beschreiben. Er kam mir einfach vor, als hätte er absolut kein Rückgrat. Irgendwie ist er ständig nörgelig und piensig – ein richtiger Teenager eben. Aber auch für ihn hält die Liebe etwas bereit.

Wie man sieht, ist die Geschichte schwer zu beschreiben (ja, das sagte ich bereits mehrmals). Sie handelt ganz einfach vom Leben verschiedener Teenies mit verschiedensten Charakteren und spiegelt sehr gut das wahre Leben wider. Jeder wird in diesem Buch seinen Favoriten finden (in meinem Fall ‘Depri-Will’), und im besten Fall auch die Moral erkennen: Freundschaft und Liebe sind in diesem Alter des Erwachsenwerdens alles, was zählt.

Fazit:

Zwei Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten – in einer raffinierten Geschichte, die zum Wiedererkennen einlädt und Prioritäten überdenken lässt.

Bewertung vom 31.10.2014
Der Satan schläft nie
Pleyer, Robert

Der Satan schläft nie


gut

Rezension:

Über Sekten in Deutschland habe ich bereits einiges gelesen, doch von den Zwölf Stämmen hatte ich bis zu “Der Satan schälft nie”, geschrieben von Robert Pleyer mit Axel Wolfsgruber, noch nichts gehört. Das Cover und der Klappentext ließen mich neugierig werden – so kam das Buch bei mir an und ich fing direkt an zu lesen.

Was den Schreibstil angeht gibt es an “Der Satan schläft nie” absolut nichts zu meckern. Man kommt flüssig durch den Text und merkt nicht einmal, dass man liest – die Erzählung lief wie ein Film vor meinem inneren Auge ab und ich brauchte nur wenige Stunden, um das Buch zu beenden.

Dem Leser wird eine wahre Flut an Informationen geboten. Man erfährt sowohl über Robert Pleyers Leben als auch über die Philosophie der Zwölf Stämme sehr viel – teils zusammen, in Form von Pleyers Leben und Alltag in der Sekte, und teils einzeln. Über die Hintergründe, z.B. die Entstehung der Glaubensgemeinschaft, gibt es eigene Kapitel, die es dem Leser leichter machen, die (kranken) Ansichten zumindest theoretisch nachvollziehen zu können. Dabei wirkt der Text aber nie trocken, sondern lebendig, was durch den Bilderteil in der Mitte noch verstärkt wird.

Allerdings gab es eine Sache, die mich massiv störte – die Struktur, der ich nicht folgen konnte. Ich erachte es für sinnvoll, eine Geschichte bei A beginnen und bis Z durchlaufen zu lassen – bei einer Biografie bedeutet das für ich, dass sie zeitlich so geordnet ist, dass die Ereignisse der Reihe nach erfolgen, so wie sie sich zugetragen haben. Leider ist dies hier nicht der Fall. Von den Anfängen wird etwas weiter nach hinten gesprungen, einige Zeit erzählt, nur um dann wieder zu den Anfängen zu springen, wieder nach hinten, mal in die Mitte – einfach konfus. Dies blockierte meinen Lesefluss dann trotz dem fesselnden Schreibstil doch immer wieder und nervte zunehmend.

Trotz allem ist “Der Satan schläft nie” eine Empfehlung für jeden, den Sekten- und Schicksalsthemen interessieren – selbst wenn es sich dabei um einen ‘Zahlenmonk’ wie mich handelt. Denn interessant ist das Werk allemal.

Fazit:

Interessant, fesselnd, empörend – aber leider sehr durcheinander was den zeitlichen Ablauf angeht.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.