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Benutzername: 
Joschne
Wohnort: 
Sittensen

Bewertungen

Insgesamt 1853 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2021
We Want Sex

We Want Sex


sehr gut

+++Es geht nicht um Sex+++
1968. Die Ford-Arbeiterinnen in Dagenham, Essex, nähen in brütender Hitze der Fabrik Autositzbezüge - und bekommen viel weniger Geld als die männlichen Kollegen. Irgendwann reicht es ihnen und sie streiken für gleichen Lohn. Die Ehefrau und Mutter Rita übernimmt die Führung, legt sich mit den Ford-Oberen ebenso an wie mit dem Gewerkschaftschef. Als die Ehemänner ausgesperrt werden, ist es vorbei mit der Solidarität. Den couragierten Streikenden bleibt nur eins, Unterstützung bei der Politik zu suchen.
Mit unwiderstehlichem Charme und britischem Humor schildert Regisseur Nigel Cole den Streik von Ford-Arbeiterinnen, der schließlich zum "Equal Pay Act" von 1970 führte. Dabei setzt er mehr auf die emotionale als auf die gesellschaftspolitische Seite.
Ein toller Film mit viel Zeitkokorit (Autos, Musik, Mode etc.) Lief gestern im Spätprogramm des ZDF und steht noch bis zum 14. Februar zum Download in der Mediathek bereit. Lediglich der Titel ist etwas verunglückt, denn es geht eigentlich um alles Andere, aber nicht oder kaum um das Eine. Ein unbedingt sehenswertes Stück Zeitgeschichte, auch für Auto-Enthusiasten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2021
Backbone
Status Quo

Backbone


sehr gut

+++Ein Album, das beim Hören viel Spaß macht, gerade in schweren Zeiten wie diesen+++
Selbst für Leute, die seinen Namen nicht kannten, war er "der Blonde von Status Quo". 2016 ist er gestorben. Die Rede ist von Bandmitglied Rick Parfitt. Status Quo haben ohne ihn weiter gemacht – trotz aller Kritik.
"Das war die Herausforderung: Nach Rick's Tod haben viele gesagt, wir sollten nicht weitermachen. Und ich bin ihnen fast dankbar, denn das bringt dich dazu, dich noch mehr reinzuhängen, weil du etwas beweisen willst. Rick und ich waren uns immer einig, dass, wenn einer von uns abtritt, der andere weitermacht. Das ist das, was wir tun. Wir können nichts anderes", so sein Bandkollege Francis Rossi.
"Backbone" ist das 33. Studio-Album von Status Quo - das erste ohne Rick Parfitt. Es bietet genau den Gute-Laune-Rock, für den Status Quo seit Jahrzehnten bekannt sind. Ohne viele Schnörkel, ohne tiefere Bedeutung, mit netten Pop-Melodien, die man mitsummen kann. Und dazu immer wieder der Shuffle Beat zum Kopfnicken, oder mit dem Fuß wippen. Ein paar Überraschungen hat das Album aber trotzdem parat: Gleich der Opener "Waiting For A Woman" ist nicht der klassische "Krawumm-wir-sind-wieder-da!"-Rocker, der kommt eher schleichend daher.
An "Cut Me Some Slack" und "Liberty Lane" hat die Band selbst so viel Spaß, dass sie die Songs schon live gespielt hat, noch bevor das Album überhaupt erschienen war. Wenn man sich Videos von den Konzerten im Netz anschaut, fällt auf, dass die Herren gerade bei diesen Nummern das Grinsen kaum aus dem Gesicht kriegen.
"'Cut Me Some Slack' ist perfekt für die Bühne und 'Liberty Lane' hat das perfekte Intro und dann diese Melodie im Quo-Stil. Unsere Musik war schon immer eine Mischung aus Rock, Pop, Country und Blue.", so Francis Rossi
Diese Mischung bestimmt auch das neue Album. Der Groove-Rocker "Better Take Care" fällt das ein bisschen aus dem Rahmen, allerdings nur, was das Tempo angeht.
Gitarrist und Sänger Francis Rossi ist mittlerweile das einzige Originalmitglied bei Status Quo, und er war bei "Backbone" komplett Chef im Ring: Er hat das Album produziert und seinen Bandkollegen vorher gesagt: "Wir machen nur ein neues Album, wenn ich entscheide, welche Songs drauf kommen."
Das wurde allerdings kein Ego-Trip. Die Hauptsongschreiber sind zwar weiterhin Francis Rossi, Keyboarder Andrew Bown und Bassist John 'Rhino' Edwards. Aber auch Schlagzeuger Leon Cave durfte einen Song beisteuern ("Falling Off The World"), und auch Ritchie Malone, der 2016 in die großen Fußstapfen von Rick Parfitt getreten ist ("Get Out Of My Head"). Beide fügen sich nahtlos in den Gesantsound des Albums. Neuzugang Richie Malone durfte bei seinem Song sogar den Lead-Gesang übernehmen.
Da könnte Bassist John Edwards ein bisschen neidisch werden. Er hat schon viele Songs für Status Quo (mit-)geschrieben. Bei ihm hat es aber 20 Jahre gedauert, bis er mal bei einem die Hauptstimme singen durfte. Das ist offenbar auch Francis Rossi bewusst. In einem aktuellen Interview hat er betont: "Richie hat eine gute Stimme. John, Andrew und ich haben eher etwas eigenartige Charakterstimmen. Aber Richie hat einfach eine gute Stimme." Und dann hat er grinsend nachgeschoben: "Der kleine Scheißer!"
Die Stimmung bei Status Quo ist also bestens. Auf der Bühne haben sie diese besondere Chemie, auch wenn die Band altersmäßig und was die Persönlichkeiten angeht sehr unterschiedlich ist. Das neue Album "Backbone" macht Spaß. Poppiger Geradeaus-Rock, gerade richtig in diesen schweren Zeiten. Und hoffentlich ja auch irgendwann mal wieder live auf der Bühne zu erleben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.01.2021
Charité - Staffel 3
Diverse

Charité - Staffel 3


sehr gut

+++Etwas zu rührselig+++
Staffel drei spielt 1961 in der DDR, die Handlung beginnt kurz vor Beginn des Mauerbaus.
Die junge Ärztin Ella Wendt (Nina Gummich) kommt 1961 aus der Provinz neu an die Charité. Das Krankenhaus steht vor großen Problemen, da es immer mehr Ärzte und Pflegepersonal kurzfristig in den Westen zieht. Ella hofft, am neuen Arbeitsplatz ihre Forschung zur Krebsfrüherkennung voranzubringen – und sucht den Kontakt zu Professor Otto Prokop (Philipp Hochmair), der einen herausragenden Ruf als Serologe genießt. Prokop jedoch interessiert sich vor allem für Gerichtsmedizin, weshalb regelmäßig DDR-Kriminaler vor seiner Tür stehen, um ihn um Hilfe bei ihren Mordfällen zu bitten. Ella kann nur nach Feierabend forschen, denn die Arbeit auf der Inneren Station fordert sie. Doch was wäre eine Klinik-Serie ohne Liebe? Ella lässt sich zunehmend auf den Chirurgen Curt Bruncken (Franz Hartwig, "Der Pass") ein, der sie mit seinem Freiheitsdrang und seiner rebellischen Art fasziniert. Der fiktiven Ella und dem echten Otto Prokop stehen weitere Charaktere zur Seite, die nach bekannter Charité-Manier einen MIx aus erfundenen und historisch verbürgten Charakteren darstellen. Tatsächlich am Berliner Vorzeige-Krankenhaus arbeitete beispielsweise die Kinderärztin Ingeborg Rapoport (Nina Kunzendorf) – eine Idealistin und überzeugte Anhängerin der sozialistischen Idee. Rapoport entwickelte als Spezialistin der Säuglingsmedizin einen visionären Ansatz, um die Sterblichkeit ihrer kleinen Patienten zu senken. Doch damit eckt sie immer wieder bei dem konservativ denkenden Gynäkologen Prof. Helmut Kraatz (Uwe Ochsenknecht) an. Auch ihn gab es wirklich.
Gleich die erste Folge macht mit einer interessanten medizinhistorischen Geschichte auf, die vielen Laien unbekannt sein dürfte: Auf die Station von Ingeborg Rapoport wird ein Junge aus dem Westsektor der Stadt mit Symptomen der Kinderlähmung eingeliefert. Die Seuche hat im Westen bereits tausende Leben gekostet, während man in der DDR mit Erfolg auf einen sowjetischen Impfstoff vertraut. Als die Lungenfunktion des Jungen kollabiert, muss Rapoport ihn in die "Eiserne Lunge" legen, in der Hoffnung, sein Leben noch retten zu können.
Charite 3 kann meiner Meinung nach nicht so ganz an den Erfolg der Vorgänger-Staffeln anknüpfen, dafür ist die Handlung etwas zu rührselig. Aber Ambiente, Stil und Kleidung sowie die Details stimmen hundertprozentig. Darum immer noch vier Sterne und klare Sehempfehlung von mir.

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Bewertung vom 12.01.2021
Mord im Orient Express

Mord im Orient Express


gut

+++Betulich und gemächlich+++
Offenbar recht werkgetreue Neu-Verfilmung eines Agatha-Christie-Krimi-Klassikers mit Staraufgebot. Trotz allem vermag der Funke bei mir nicht so recht überzuspringen. Zu antiquiert, und die Handlung kommt auch nur recht langsam in Fahrt. Hercule Poirot, dargestellt von Star-Mime Kenneth Branagh, ermittelt gewohnt betulich und gemächlich. Drei Sterne von mir, da wäre sicherlich noch mehr drin gewesen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.01.2021
Tschick

Tschick


sehr gut

+++Rasante (Tragi)komödie für Junge und Junggebliebene+++
Der 14-jährige Außenseiter Maik verzehrt sich vor Liebe zu der schönen Natascha, die ihn nicht einmal wahrnimmt. Dafür erweist sich Klassenneuling und Exil-Russe Tschick als verblüffend verständnisvoll. Als Maiks Mutter sich in den Sommerferien mal wieder einen Aufenthalt in der Entzugsklinik gönnt und sein Vater sich mit seiner Assistentin davonstiehlt, machen sich die Freunde in einem gestohlenen Lada auf den Weg in die Walachei. Es entwickelt sich ein Abenteuer voller Überraschungen.
Lief gestern im Spätprogramm im Ersten. Eine herrlich erfrischende (Tragi)komödie über zwei Jugendliche, die versuchen, ihre Träume zu leben. Einen beachtlichen Kurzauftritt hat auch die heute bekannte Fensehschauspielerin Mercedes Müller. Ein Film, der insbesondere das Lebensgefühl der unter 20-Jährigen ansprechen dürfte, mit einigen melancholischen Untertönen. Absolute Sehempfehlung, den jeder und jede war ja mal jung. Nach dem Roman des leider viel zu früh auf tragische Weise verstorbenen Wolfgang Herrndorf, mittlerweile Pflichtlektüre im Deutschunterricht der oberen Jahrgänge.

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Bewertung vom 02.01.2021
Der Puppenspieler
Knaup,Herbert/Schneider,Samuel/Bech,Lukas/+

Der Puppenspieler


gut

+++Für Liebhaber historischer Stoffe+++
Nach dem Bestseller aus den 90er Jahren von Tanja Kinkel. War bis gestern in der ARD-Mediathek abrufbar. Schön-schauriges Mittelaltermärchen mit historischen Anklängen. Im Mittelpunkt steht das Thema Hexenverbrennung und eine Liebesgeschichte. Das Thema Fugger stellt nur eine Randnotiz dar. Für Liebhaber historischer Stoffe, sehr opulent inszeniert und ausgestattet.

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Bewertung vom 21.12.2020
Ben is Back

Ben is Back


ausgezeichnet

+++Eine überragende Julia Roberts+++
Großartiger Film mit einer überragenden Julia Roberts, die sich als Löwenmutter wacker schlägt. Aber auch die anderen Darsteller wie der des Ben überzeugen durch Glaubwürdigkeit, was bei amerikanischen Filmen mit dieser Thematik nicht immer der Fall ist. Sie drohen oft ins Schnulzenhafte abzugleiten. Das ist bei dieser Produktion so gar nicht der Fall. Einziger Minuspunkt: Das relativ abrupte Ende.

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Bewertung vom 20.12.2020
Louis van Beethoven
Moretti,Tobias/Pütz,Colin/Noethen,Ulrich

Louis van Beethoven


ausgezeichnet

+++Absolute Empfehlung für Klassikfreunde+++
Die opulente und bildstarke biographische Verfilmung über das Leben des großen Komponisten glänzt mit einer hochkarätigen Besetzung wie Tobias Moretti als Ludwig van Beethoven, dem Jungpianisten Colin Pütz als das Kind Louis und Anselm Bresgott als „jugendlicher“ Ludwig sowie Ulrich Noethen, Ronald Kukulies, Silke Bodenbender und Johanna Gastdorf in weiteren Rollen.
Bonn, 1778. Der achtjährige Louis van Beethoven wächst im provinziellen Bonn auf und gilt als musikalisches Wunderkind. Die Versuche seines Vaters, den Jungen zu unterrichten, scheitern. Eine folgenreiche Begegnung mit Wolfgang Amadeus Mozart in Wien und die politischen Umbrüche der Zeit, die in der Französischen Revolution münden, erwecken bereits im jungen Beethoven einen freiheitsliebenden Geist, der nur der Kunst, aber keinem Herrn dienen will. Die verpasste Liebe zur jungen Adligen Eleonore von Breuning sowie eine Reihe von familiären Tragödien lassen Ludwig fast aufgeben, bis er im Winter 1792 doch nach Wien zieht, um bei Joseph Haydn in die Lehre zu gehen.
Nach etwas zähem Beginn nimmt dieses Biopic, abrufbar in der ARD_Mediathek, gewaltig Fahrt auf, wobei es nicht schadet, die Lebensgeschichte Beethovens näher zu kennen, um der Handlung besser folgen zu können. Eine Klasse für sich: Tobias Moretti, unter anderem bekannt als zwielichtiger Banker in "Bad Banks", als alternder, grantelnder Beethoven, dem kaum noch etwas gelingen mag. Absolute Empfehlung für Klassik-Freunde.

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Bewertung vom 15.12.2020
Eingefroren am Nordpol
Rex, Markus

Eingefroren am Nordpol


sehr gut

+++Eindringlicher Blick auf die dramatischen Folgen des Klimawandels+++
Am 20. September 2019 startete die größte Arktisexpedition aller Zeiten: Die »Polarstern« verließ den Hafen von Tromsö, um sich am Nordpol einfrieren zu lassen. Das Schiff bringt erstmals eine Forschungsmannschaft im Winterhalbjahr in die direkte Umgebung des Nordpols. An Bord sind Wissenschaftler aus 20 Nationen, die in der Arktis ein Jahr lang die Auswirkungen des Klimawandels untersuchen: Denn dort entsteht das Klima der Zukunft. Expeditionsleiter Markus Rex erzählt in seinem Buch die Geschichte dieser einzigartigen Expedition: Er berichtet vom Alltag unter den extremen Bedingungen in der Arktis, von den logistischen und planerischen Herausforderungen und von den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die Forscher im Eis sammeln konnten.
»Eingefroren am Nordpol« ist die Geschichte eines großen Forschungsabenteuers und zugleich ein eindringlicher Blick auf die dramatischen Folgen des Klimawandels.
Mit vielen farbigen Abbildungen, exklusiven Fotos, Grafiken und Karten.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2020
Buddenbrooks
Mann, Thomas

Buddenbrooks


ausgezeichnet

+++Ein Jahrhundertbuch+++
Immer wieder schön, gerade auch in der Vorweihnachtszeit: Die »Buddenbrooks« sind ohne Zweifel das Meisterstück Thomas Manns. Er gewann damit die endgültige literarische Anerkennung seiner Zeit und 28 Jahre nach der Veröffentlichung auch den Literaturnobelpreis. Seine Betrachtung des Verfalls einer Lübecker Kaufmannsfamilie galt und gilt immer noch als repräsentative »Seelengeschichte des deutschen Bürgertums, von der nicht nur dieses selbst, sondern auch das europäische Bürgertum überhaupt sich angesprochen fühlen konnte« (Thomas Mann). Gert Westphal, der »König der Vorleser«, führt durch das Jahrhundertepos und bringt als »des Dichters oberster Mund« (Katja Mann) die Lübecker Familien-Saga zur Vollendung. »Lange bevor das Hörbuch zum Leseersatz wurde, machte er den zu Gehör gebrachten Roman zu einer eigenen Gattung, die vor allem einen Namen hatte, den seinen (...) Von nun an schien es, als hätte Thomas Mann genau so geschrieben, wie Westphal ihn vorlas«. (Frankfurter Rundschau) »Mein Jahrhundertbuch! Man ist ergriffen und amüsiert und wehmütig, ganz so, als gehe man mit Personen von höchster Gegenwärtigkeit um.« (Siegfried Lenz).

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.