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Top-Rezensenten Übersicht

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Barbara
Wohnort: 
Remscheid

Bewertungen

Insgesamt 177 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2023
ANGST
Menger, Ivar Leon

ANGST


sehr gut

Mia Richter ist eine junge Schauspielerin die versucht, in Berlin beruflich Fuß zu fassen. Ein Date mit Viktor macht ihr klar, dass sie mit diesem jungen Mann nichts mehr zu tun haben will, er liegt nicht auf ihrer Wellenlänge. Doch Viktor lässt nicht locker und in ihrer Umgebung häufen sich merkwürdige Begebenheiten. Bildet sie sich alles nur ein oder gibt es einen Stalker der sie beobachtet und auch vor Mord nicht zurück schreckt?

Ivar Leon Menge greift in seinem Roman das Thema Stalking auf. Dabei beschreibt er sehr gut die Gefühlswelt von Mia, die ihren eigenen Wahrnehmungen nicht traut. Was ist Einbildung, was ist Übertreibung, was passiert wirklich? Auch die Reaktionen der Freunde sind ihr nicht wirklich eine Hilfe, in deren Einschätzungen ist ebenfalls alles von Überreaktion über Wichtigmachen bis Sorge dabei.

Sehr spannend wird hier die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die ganz unbedarft in eine schreckliche Situation gerät. Aber auch die Sicht des Stalkers wird erzählt, so kann man verfolgen, wie lange und mit welcher Intensität seine Obsession besteht. Der Twist ist interessant und gibt den 430 Seiten noch einmal einen guten Kick. Am Ende der Kapitel gibt es häufig einen Cliffhanger, so dass man dieses Buch kaum aus der Hand legen kann.

Das Cover erklärt sich daraus, dass dunkle Dahlien Mias Lieblingsblumen sind und im Verlauf der Geschichte ebenfalls eine Rolle spielen werden. Der Titel ist schlicht, gibt aber Mias zunehmenden Gemütszustand einfach und klar wieder.

Ich gebe dem Buch einen halben Stern Abzug, da mir das Ende ein bisschen too much ist. Hier gerät mir das bis dahin nicht unrealistische Geschehen ein bisschen zu sehr aus den Fugen, auch wenn es sich durchweg spannend und unterhaltsam liest. Ich bin außerdem relativ früh hinter den Plot gekommen, was aber der Leseunterhaltung keinen Abbruch getan hat.

Eine Leseempfehlung für alle, die spannende Thriller lieben, in denen keine blutrünstige Morde im Mittelpunkt stehen.

Bewertung vom 14.08.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


weniger gut

Als im ländlichen England plötzlich rätselhafte Objekte auftauchen werden damit die Agenten Sunil Rao und Adam Rubenstein beauftragt. Ein mysteriöser Mordfall beschäftigt die Ermittler zusätzlich, nebenbei kommen sich die beiden Agenten näher.
Es sind zwei ungewöhnliche Charaktere, die die Autorinnen in diesem ausgefallenen Roman beschreiben, der gleichfalls nicht wirklich in ein Genre passen will. Sunil Rao hat die besondere Gabe, dass er Lügen entlarven kann, außer bei seinem Partner Adam. Zu beiden Charakteren bekomme ich im Laufe dieses Buches nicht wirklich einen Zugang, geschweige denn dass sie mir sympathisch wären. Auch die sich entwickelnde Liebesgeschichte ist für mich irgendwie nicht ganz rund und passend. Die Dialoge zwischen den beiden Agenten finde ich zunehmend anstrengend, sie bestehen kaum aus echten Gesprächen, sind eher hölzern. Was als hochkomisch ausgelobt wird trifft hier offensichtlich so gar nicht meinen Sinn für Humor.
Auch der eigentliche Fall ist sehr dubios, mir fehlt es tatsächlich im Laufe der Handlung an Spannung.
Die Zeitsprünge sind manchmal irritierend und verlangen Konzentration. Normaler Weise mag ich diese Art des Erzählens, hier verwirren sie mich mehr als einmal.
Das Cover und der Titel hatte mich sehr angesprochen, der angekündigte Genremix aus Thriller, Übersinnlichem und einer queren Liebesgeschichte extrem neugierig gemacht. Doch für mich war diese Lektüre eher anstrengend und ermüdend als unterhaltsam, dies ist einfach nicht mein Buch.
Für Fans von Akte X und ungewöhnlichen Charakteren, die mal auf der Suche nach etwas ganz Neuem sind.

Bewertung vom 03.08.2023
Mattanza
Fabiano, Germana

Mattanza


sehr gut

Schon immer lebte man auf Katria, einer kleinen sizilianischen Insel im Meer, vom Thunfischfischfang, Mattanza genannt. Diese traditionelle Art des Fischfangs wird angeführt vom Raìs, der zum ersten Mal in der Geschichte weiblich ist. Nora gibt ihr Bestes, um als Anführerin zu bestehen und erfüllt nach langer Skepsis die Ansprüche der Fischer. Doch die Welt auf Katria verändert sich: ungeliebte Touristen reisen im Sommer an, die Thunfischschwärme bleiben aus und die Flüchtlingskrise schwemmt Tote und Überlebende an Land der kleinen Insel.
Germana Fabiano ist es gelungen, auf nur 185 Seiten eine Geschichte von untergehenden Traditionen, einem vorgezeichneten Leben als Anführer, der Vernichtung von Existenzen durch industriellem Fischfang und der traurigen Invasion von Geflüchteten zu erzählen. Dies gelingt ihr mit Hilfe eines sehr nüchternen Schreibstils, der jedoch extrem ausdrucksstark ist. Als Leser*in durchlebt man intensiv die verschiedenen Gefühlswelten: das brutale Abschlachten der Thunfische; Noras Angst davor, Fehler zu begehen und das ganze Dorf zu enttäuschen; die Fassungslosigkeit der Fischer beim Ausbleiben der Fischschwärme und das Grauen derer, die die Toten und die Überlebenden aus dem Meer fischen.
Es ist eine sehr italienische Geschichte, häufig durchsetzt mit italienischen Begriffen und solchen aus der Fischerei ( zum Beispiel: Mattanza, Tonnara, Tonnaroti ). Und obwohl mir vieles davon sehr fremd war bin ich überrascht, wie emotional man Nora von ihrer Geburt 1960 bis zum Jahr 2012 begleitet und mit ihr die Höhen und Tiefen ihrer Heimatinsel und deren Bewohner.
Ein ungewöhnliches Buch, interessant und intensiv, über Traditionen und die Veränderungen auf der Welt.

Bewertung vom 30.07.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Die 14jährige Billie lebt mit ihrer Mutter von wenig Geld und viel Liebe, die beiden sind ein tolles Gespann. Die leicht chaotische Mutter, die wenig auf Konventionen gibt, verschweigt ihrer Tochter jedoch konsequent die Vergangenheit. Als die ungeliebte Großmutter anreist und Billies Mutter stirbt begibt sich die mittlerweile 15Jährige auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater.
Es ist eine sehr intensive und gefühlsbetonte Geschichte, die Elena Fischer mit Paradise Garden hier in ihrem Debütroman erzählt. Als Leser*in durchlebt man mit Billie die Phasen von Glück, Liebe, Freundschaft, Sehnsucht, Trauer, Einsamkeit und Hoffnung. Die junge Billie schwankt zwischen kindlichen Gefühlen und einer abgeklärten Vernunft, die nicht zuletzt ihrer manchmal etwas blauäugigen Mutter geschuldet ist. Das Auftauchen der Großmutter beendet das innige Verhältnis zwischen Mutter und Tochter jäh. Hier verändert sich Billies Welt und zwingt sie spätestens nach dem Tod der Mutter, erwachsen zu werden. Ihr Road-Trip auf der Suche nach dem Vater erscheint mir in Teilen etwas unrealistisch - in ihrem Alter eine so große Strecke mit dem Auto schadlos zu bewältigen ebenso wie das fehlende Einschreiten von Jugendamt oder Polizei bei ihrem Verschwinden. Aber das tritt zurück hinter der berührenden Geschichte, die aus der Sicht von Billie so wunderbar leicht erzählt wird. Die verzweifelt Suche nach ihrer eigenen Geschichte, ihre Liebe zum Schreiben, ihre Ehrlichkeit und Menschlichkeit, all das machen sie zu einem ganz besonderen Menschen. Immer wieder freue ich mich beim Lesen über den aufblitzenden Humor, der dem Buch eine gewisse Leichtigkeit gibt. Obwohl man von Beginn an weiß, dass die Mutter stirbt, bleibt die Spannung über ihren Tod lange erhalten. Auch die Figur der Großmutter ist sehr gut charakterisiert, sie wirkt als ungarischer Drachen mit Herz sehr authentisch.
Faszinierend für mich, dass ein trauriges Thema so federleicht und unterhaltsam geschrieben sein kann, deshalb eine unbedingte Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 27.07.2023
Schönwald
Oehmke, Philipp

Schönwald


ausgezeichnet

Die Schönwalds sind auf den ersten Blick eine normale deutsche Familie: Vater Harry ist pensionierter Staatsanwalt, Mutter Ruth hat ein Faible für Literatur und hätte gerne eine Laufbahn als Professorin eingeschlagen, Sohn Chris lebt und arbeitet in New York, Tochter Karolin versucht sich an der Eröffnung eines queren Buchladens in Berlin und Sohn Benni lebt mit Frau und zwei Kindern in der Uckermark. Aus der Sicht der einzelnen Familienmitglieder erfährt man nach und nach, wie kompliziert dieses Familiengefüge ist und was passiert, wenn man über wirklich Wichtiges nicht miteinander spricht.
Allen voran ist es Ruth, die von ihrem Vater gelernt hat, sich niemals zu beklagen und niemals zu erklären. Dadurch vermeidet sie jedes Aufarbeiten von Problemen, jedes Klären von Konflikten. Ihre verpassten Chancen zu einer Professur bestimmten ihr gesamtes Ehe- und Familienleben, durch ihre Weigerung zu Kommunizieren entfremdet sie sich nicht nur von Harry, sondern auch von ihren Kindern. Sie erscheint mir hart zu sich selber und anderen, ist aber zuletzt nur eine zutiefst unglückliche Frau, die nicht aus ihrem Panzer herauskommen kann.
Harry ist so weit zufrieden mit seinem Leben, war aber immer auch konfliktscheu und zögerlich. Ahnend, dass seine Frau ein dunkles Kapitel vor ihm verheimlicht, hat er doch Angst vor der Büchse der Pandora.
Chris ist erfolgreicher Professor in den USA, bis es auf unschöne Art zur Kündigung kommt und er sich einer Gruppe Trump-Anhängern anschließt. Dies verheimlicht er jedoch vor seiner Familie, lebt er ihnen doch den Traum vom erfolgreichen Sohn und Bruder vor. Anfangs ist er mir in seiner Oberflächlichkeit sehr unsympathisch. Im Laufe des Buches erfährt man dann von seiner tiefen Verbundenheit zu den Geschwistern und wie es zu der Kündigung kam, dabei setzt sich langsam ein völlig neues Bild zusammen.
Karolin ist völlig zerrissen, von ihren Lebensumständen, ihrer sexuellen Orientierung. Die Aufarbeitung einer Episode aus ihrer Vergangenheit hätte ihr sicher gut getan, ist aber an der Verdrängungstaktik ihrer Mutter gescheitert.
Schließlich ist da der hochintelligente Lebenskünstler Benni, dominiert von seiner reichen und konsequenten Frau. Er ist hin und her gerissen zwischen der Loyalität zu seiner Frau und seinen Eltern und Geschwistern.
Immer wieder ist es Ruth, bei der die Fäden zusammen laufen. Philipp Oehmke ist es gelungen, ein fast spannendes Porträt einer Familie zu schreiben, die perfekt darin geworden ist, ihre Geheimnisse zu hüten und den äußeren Schein zu wahren. Dabei bedient er sich eines Schreibstils, der zum Teil durch anspruchsvolle Sätze geprägt ist und mit dazu beiträgt, dass dieses Buch richtig Spaß macht zu lesen. Hier merkt man seinen Fokus als Reporter auf die Literatur. Tolle Charakterstudien und spannende Episoden im Leben der Familie Schönwald machen dieses Buch zu einem absoluten Lesevergnügen.

Bewertung vom 27.07.2023
Frag nach Jane
Marshall, Heather

Frag nach Jane


sehr gut

Drei Frauen und ihr Schicksal der Mutterschaft verbindet Heather Marshall in ihrem Buch „Frag nach Jane“ geschickt miteinander. Da ist Evelyn, die 1960 unverheiratet schwanger wird von ihrem Verlobten, der jedoch vor der Hochzeit stirbt. Das Schicksal der jungen Frau ist zutiefst berührend, die gesellschaftlichen Zwänge der damaligen Zeit - nicht nur in Kanada - grausam und entwürdigend. Ihre Geschichte hat mich am tiefsten bewegt und zu verfolgen, wie sich dieses gedemütigte und misshandelte Wesen zu einer mutigen und starken Frau entwickelt, ist großartig. Nancy hingegen findet heraus, dass sie von ihren Eltern adoptiert wurde. Auf ihrem Lebensweg macht sie verschieden Erfahrungen mit Schwangerschaft und Mutterschaft, die sie mit Evelyn in Verbindung bringt. Und schließlich ist da noch Angela, die eine Verbindung zu beiden Frauen herstellt. Sie versucht selber verzweifelt, durch künstliche Befruchtung schwanger zu werden.
In diesem Roman geht es um Mutterschaft und den Wunsch, Mutter zu sein oder eben nicht Mutter zu werden. Das Thema Abtreibung und der Kampf um ihre Legalisierung ist ein zentrales Thema. Die Zustände ab 1960 in Kanada zu beleuchten ist der Autorin hervorragend gelungen. Und auch die moderne Zeit kommt in Form von Angelas Problemen zu Wort, in der sich Frauen verzweifelt nach Mutterschaft sehnen und bereit sind, viel dafür zu unternehmen.
Am Ende gelingt der Autorin mit einem Twist noch eine gelungene Überraschung.
Mein Stern Abzug wäre gerne nur ein halber Stern geworden, das ist hier aber nicht möglich. Manchmal ist mir der Schreibstil ein bisschen zu schlicht, das tut aber dem tollen Inhalt keinen Abbruch.
Eine Leseempfehlung für Frauen jeden Alters und für interessierte Männer.

Bewertung vom 26.07.2023
Kontur eines Lebens
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


ausgezeichnet

In Rückblenden erfährt man vom Leben der 81jährigen Frieda, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes ins Altersheim kommt.
Sehr einfühlsam beschreibt Jaap Robben diese Frau, die in ihrem Leben schreckliche Dinge erfahren musste. In den 60er Jahren ein uneheliches Kind zu bekommen war eine Schande, dafür verstoßen zu werden von den eigenen Eltern in der heutigen Zeit unfassbar. Gleichzeitig die große Liebe aufgeben und völlig alleine zurecht kommen zu müssen, keine Hilfe oder einen warmen Ort zu haben - um das durchzustehen braucht es eine starke Persönlichkeit. Und die hat Frieda, auch mit 81 Jahren und einer stark angegriffenen Gesundheit. Sie ist bockig und eigensinnig, macht ihrem Sohn Tobias das Leben oft schwer. Doch wenn man die Episoden aus ihrem Leben erfährt hat man viel Verständnis für ihre manchmal spröde Art und ihre Launen. Mit so einer Vergangenheit kommt man nur durch das weitere Leben, wenn man sich einen Panzer zulegt und viele Gefühle nicht zulässt. Genau das wurde gewünscht in einer Zeit, in der totgeschwiegen wurde, was nicht sein durfte. Doch es gibt Erlebnisse, die sich nicht vergessen lassen, die ein Leben lang schwelen und Narben hinterlassen und irgendwann ans Licht drängen. Erschreckend finde ich, dass die 1960er Jahre gefühlt noch gar nicht so lange her sind.
Robben versteht es hervorragend, die Kontur eines Lebens intensiv und berührend zu zeichnen. Sein Schreibstil ist angenehm zu lesen, nie ist diese Geschichte pathetisch oder übertrieben emotional. Gerade das gefällt mir besonders, ich begleite Frieda durch ihr Leben und kann mich gut in ihre Gefühle hinein versetzen. Auch die Beschreibungen ihrer Trauer um den verstorbenen Ehemann und ihre Eingewöhnung ins Altersheim ist sehr einfühlsam und nachvollziehbar.
Ein sensibles Thema wurde hier hervorragend umgesetzt in einem Roman, den man kaum aus der Hand legen kann. Eine unbedingte Leseempfehlung für jung und alt.

Bewertung vom 23.07.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


sehr gut

Janice ist mit Leib und Seele Putzfrau. Sie mag den Kontakt zu ihren Kunden und liebt deren Lebensgeschichten. Indem sie sich in die Geschichten anderer Menschen mit viel Einfühlungsvermögen vertieft flüchtet sie vor ihrer eigenen Vergangenheit. Doch de schwierigen Kundin Mrs.B gelingt es, Janice an ihre eigene Geschichte heran zu führen.

Wunderbar zu lesen ist es, welche Entwicklung Janice im Laufe des Buches durchmacht. Trotz aller Leichtigkeit in diesem Buch gibt es durchaus tragische und ernste Themen, die von Sally Page jedoch mit großer Leichtigkeit umgesetzt werden. Egal ob ein Suizid, die Einsamkeit, eine unglückliche Ehe oder Gewalt im Spiel ist, der Grundtenor des Buches bleibt immer im Wohlfühlbereich. Die bärbeißige Mrs.B ist besonders unterhaltsam, man kann sich die grantelige 92jährige richtig gut vorstellen. Dadurch kommt auch der Humor nicht zu kurz. Die Geschichten behandeln ganz vielfältige Themen, da ist von jung bis alt alles dabei. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Putzfrauen tatsächlich manchmal so abfällig behandelt werden, wie es Janice beschreibt.
Dieser kurzweilige Wohlfühlroman ist sicher nicht sehr anspruchsvoll, macht aber ganz viel Spaß zu lesen und lässt einen gut unterhalten zurück. Schon das Cover zeigt alles, was dieses Buch ausmacht. Wer einen schönen Urlaubsroman sucht oder einmal den Alltag mit Krieg und Energiekrise vergessen möchte, für den ist dieses Buch genau das richtige.

Bewertung vom 23.07.2023
Sekunden der Gnade
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


sehr gut

Vor der wahren Geschichte der Rassenunruhen in Boston in den 70er Jahren erzählt Dennis Lehane in "Sekunden der Gnade" die Geschichte von Mary Pat, die sich auf einen gnadenlosen Rachefeldzug begibt. Nachdem sie bereits ihren Sohn durch seine Drogensucht verloren hat ist nun ihre 17jährige Tochter Jules verschwunden. Verzweifelt versucht die Mutter, der Wahrheit auf die Spur zu kommen und schreckt dabei, getrieben durch Hass und Rachegefühle, auch nicht vor Gewalt zurück.
Die Unruhen sind Geschichte, die hier aus der Sicht einer weißen Mutter aus einem irischen Arbeiterviertel 1974 in Boston brutal und schonungslos erzählt wird. Traurig aktuell sind manche Szenen, seit Generationen überlieferte Vorurteile und Intoleranz befeuern den tiefen Hass und die Gewaltbereitschaft.
Ungewöhnlich finde ich hier, dass es mal nicht ein wütender Vater ist, der Rache nehmen möchte. Überhaupt spielen im Viertel von Mary Pat die Väter eine Nebenrolle, sind häufig abwesend: abgehauen, im Knast oder tot. Gewalt ist an der Tagesordnung, Prügel wird großzügig verteilt, die Mütter managen die Familie und eine Gruppe finsterer Gestalten hat die Kontrolle über das Viertel. Doch Mary Pat hat nichts mehr zu verlieren, sie nimmt es mit allen auf und stellt alle bisherigen Regeln auf den Kopf.
Dieses Buch beschreibt eine Geschichte, die beherrscht ist von Gewalt und Brutalität, von Hass und Rache. Einzig der Detektive Bobby Coyne ist ein menschlicher Polizist der verzweifelt versucht, das Gesetz durchzusetzen und das Schlimmste zu vermeiden. Seine Figur lässt den Leser im Strudel von so viel Wut ein bisschen aufatmen.
Es ist keine leichte Lektüre, die Lehane hier dem Leser zumutet, und doch fühlt man mit Mary Pat und bewundert nicht zuletzt ihren Mut, sich gegen die eigenen Leute zu stellen. Ich mag die Kombination aus Fiktion und den wahren geschichtlichen Geschehnissen. Eine Leseempfehlung für alle, die nicht zart besaitet sind.

Bewertung vom 05.07.2023
Apfelmädchen / Kommissarin Lind ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Martin, Tina N.

Apfelmädchen / Kommissarin Lind ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kommissarin Idun Lind muss im Fall eines grausam inszenierten Mordes ermitteln, ihr zur Seite steht ihr Partner Calle Brandt. Die beiden tappen lange im Dunkeln, bis sie schließlich auf eine schreckliche Familiengeschichte stoßen.
Mit Idun Lind geht eine sympathische und gründliche Ermittlerin an den Start, sie ist extrem sportlich und diszipliniert. Ihr Partner Calle ist ein bisschen eigen, aber die beiden harmonieren erstaunlich gut miteinander. Dieser Thriller beginnt trotz des brutalen Mordes eher gemächlich, steigert sich dann jedoch immer weiter im Tempo und bei der Spannung. Schockierend die eingeschobenen Episoden aus der Vergangenheit, von denen der Zusammenhang mit dem Mord lange nicht klar wird. Der Plot ist super durchdacht, plötzlich passt alles zusammen. Gut gefällt mir die traurige Parallel-Geschichte, die ernste Themen wie häusliche Gewalt und Sekten behandelt.
Ein sehr spannender Thriller und ein Ermittler-Duo, von dem ich gerne mehr lesen möchte. Eine unbedingte Leseempfehlung für alle Thriller-Fans.