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Top-Rezensenten Übersicht

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MelB
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Eppelheim

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 09.07.2024
Die Türen dazwischen
Scherber, Sarah

Die Türen dazwischen


ausgezeichnet

In Die Türen dazwischen geht es um Emma, ein junges Mädchen am Ende ihrer Schulzeit. Sie lernt eines Tages den geheimnisvollen Eli kennen, der in ihrem Baumhaus "Urlaub macht".
Wer oder was Eli ist, was Emma durch ihn erlebt und über sich selbst erfahren wird, das wird in diesem wunderschönen, sehr leicht lesbaren Roman wirklich auf besondere Art und Weise beschrieben.
Der Roman hat mich auf vielen Ebenen berührt. Es werden viele Themen angesprochen, die vor allem bei jungen Menschen in Emmas Alter wichtig sind, aber doch auch substanziell und wichtig sind für alle Menschen. Beim Lesen und auch danach habe ich mich sehr mit den Personen verbunden gefühlt und auch viel über mein eigenes Leben und das meiner Kinder nachgedacht.
Ich habe die Lektüre wirklich sehr genossen und kann den Roman uneingeschränkt empfehlen!

Bewertung vom 08.07.2024
Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens
Reuter, Gabriele

Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens


sehr gut

Der Roman Aus guter Familie von Gabriele Reuter stammt aus dem Jahr 1895, daher ist die Sprache zunächst etwas ungewohnt. Fernab von jedem Regency Kitsch, wie er uns heute wieder auf Netflix präsentiert wird (und ich liebe die Bridgerton Reihe wirklich!) muss sich die junge Agathe ebenfalls als Debütantin in eine Gesellschaft einführen lassen und nach einem Ehemann suchen.
Agatha, Tochter aus gutem Hause, ist aber eine junge Frau, die nicht in ihre Zeit passt. Schon als Kind und später als heranwachsendes Mädchen, Backfisch, wie das damals hieß, fügt sie sich nur schwer in Gruppen ein. Zunächst will sie nicht heiraten und hegt eine schon fast fanatische Begeisterung für die Religion. Wenn sie anfängt, sich weiter zu bilden oder Interessen zu haben, die ihr Denken herausfordern und ihr Spaß machen, wird das unterbunden. Eine Vernunftehe schließlich bleibt ihr verwehrt, weil ihre Mitgift vom Bruder verspielt wurde. Und so setzt sich Enttäuschung auf Enttäuschung und Agathes Geschichte nimmt einen immer schlimmeren Verlauf. Wie der Untertitel des Buches schon sagt - Leidensgeschichte eines Mädchens.
Wenn man sich mit der Sprache angefreundet hat (mir fiel das recht leicht, ich mag es, diese Art von Texten zu lesen), wird man mit einem wirklich besonderen Buch belohnt. Die Charaktere sind alle für sich nachdenkenswert und vor allem Agathes Schicksal hat mich am Ende des Buches mehr als berührt.
Ein wirklich besonderes und sehr empfehlenswertes Buch und wie es auch im Nachwort heißt, ein Werk, das "in keine Schublade passt und den ganzen Widersinn des letztlich diskriminierenden Begriffs Frauenliteratur aufzeigt"!

Bewertung vom 05.07.2024
Eve
Towles, Amor

Eve


sehr gut

"Eve" ist ein Roman, den ich, obwohl er mit 224 Seiten verhältnismäßig kurz ist, nicht wirklich verschlingen konnte. Das ist aber kein Nachteil, sondern im Gegenteil ein klarer Reiz des Romans.
Atmosphärisch dicht geschrieben bin ich beim Lesen eingetaucht in eine von Amor Towles wundervoll geschilderte Welt, die Welt Hollywoods in den 1930er Jahren und habe jede Minute des Lesens genossen.
Der Roman beginnt und endet recht abrupt. Er ist aus jeweils wechselnder Perspektive der verschiedenen Protagonisten geschrieben. Eine davon ist mir bekannt als reale Person, ich vermute, die anderen sind Erfindungen des Autoren.
Die "echte" Person ist wunderbarerweise Olivia de Havilland. Sie wird die Rolle der Melanie in Vom Winde verweht spielen, was auch im Roman Thema ist.
Nach der Romanfigur der Melanie wurde ich benannt, daher habe ich eine besondere Verbindung zu der Rolle und der Schauspielerin, die sie verkörpert hat. Ich liebte schon immer ihre ruhige Schönheit und mir persönlich hat in der Geschichte zwar Scarlett besser gefallen, da sie kämpft und nicht aufgibt, aber Melanies Opferbereitschaft und ihre Güte haben mich schon immer fasziniert.
In Eve nun wird die sehr junge Olivia auch so ähnlich geschildert und ich hatte dadurch immer ein Bild vor Augen beim Lesen.
Die Namensgeberin Eve bleibt bis zum Schluss rätselhaft und mysteriös - sie ist wunderschön, perfekte Figur, blondes Haar, hat aber eine lange Narbe im Gesicht, deren Herkunft wie so vieles nicht erklärt wird. Obwohl sehr jung, wirkt sie sehr reif und zieht an vielen Strängen - ganz klar ist sie Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und eine absolut faszinierende Person, auch durch die Rätsel, die sie zu umgeben scheinen.
Die "Geschichte" selbst war beim Lesen für mich erstaunlicherweise zweitrangig - und ich werde dennoch nichts davon spoilern. Der Handlungsstrang ist zwar originell und auch überraschend heftig, hat aber für mich nicht den Hauptreiz des Romans ausgemacht - definitiv kein Pageturner Roman.
Sehr viel wichtiger war für mich die Atmosphäre und vor allem die Personen! Da die Perspektive so oft wechselt, bekommt man beim Lesen wirklich eine 360 Grad Ansicht der handelnden Personen. Eben ist man noch im Kopf des arbeitslosen Fotografen, des alternden übergewichtigen Schauspielers, des verwitweten ehemaligen Polizisten im Ruhestand, der jungen, naiven Schauspielerin, des berechnenden ehrgeizigen Anwalts, dann dreht es sich und die Person erscheint wieder ganz anders. Jede hat ihre Geschichte und wir erfahren diese zumindest teilweise in Schnipseln oder über innere Monologe.
Das ist eine wirkliche Stärke des Romans, die ich so noch nicht gelesen habe.

Und Hollywood in den 1930er Jahren - wow! Ich hatte beim Lesen oft die Bilder von Tarantinos "Once upon a time in Hollywood" vor Augen, wenn der Santa Ana Wind erwähnt wurde oder eine Autofahrt durch die Wohngebiete oder den Mulholland Drive entlang beschrieben wurde.
Amor Towles verdanke ich aber auch neue Bilder im Kopf - ein mondänes Hotel mit Pool und schön eingerichteten Räumen, dunkle Kneipen in Hollywood oder das Filmset von Vom Winde verweht.
Die Bilder und Menschen aus Eve werden mich mit Sicherheit noch lange nach der Lektüre begleiten!
Einen Mini-Punkt Abzug dafür, dass für mich der Roman gerne noch länger hätte sein können.
Ansonsten klare Leseempfehlung - genießt es so, wie ich es genossen habe!

Bewertung vom 01.07.2024
Mein Wildpferd und ich / Forever Bd.1
Luhn, Usch

Mein Wildpferd und ich / Forever Bd.1


gut

Ich hatte anfangs etwas Probleme mit der Geschichte, ein bisschen liest es sich so, als sei es ein 2. Band. Anni hat ein Geheimnis - sie kennt ein Wildpferd (Ponyherz) und ist häufig auf ihm geritten. Allerdings wird diese Vorgeschichte immer wieder angedeutet, aber nicht wirklich erzählt.
Die Geschichte beginnt damit, dass Anni mit mehreren alten Schulkameraden eine neue private Schule besucht, ein Internat. Ich schätze, sie ist also in der 5. Klasse.
Auf dem Internat wird ein Schwerpunkt auf das Leben mit Tieren gelegt, es gibt Hühner, Pferde, Ponies und demnächst noch Alpakas.

Die Geschichte selbst hat keinen wirklich Erzählstrang, wie so oft bei Büchern für dieses Alter und besonders, wenn sie als eine Reihe angelegt werden.
Es gibt bereits angedeutete romantische Gefühle, ein Mädchen scheint oberflächlicher zu sein - die obligatorische "Böse" mit einem Hintergrund, der später dazu führen wird, dass sie doch "Gut" wird.
Freundinnen streiten und vertragen sich. Es gibt Zwillingsmädchen, die sich total ähnlich sehen und eine coole Rangerin als Lehrerin, sowie einen sehr lustigen und netten Englisch Lehrer.
Ein Junge ist so gut wie blind - damit wird dann auch das Inklusionsthema abgehakt.
Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Bilder - die Illustrationen sind wirklich sehr gelungen und passen auch zu der Idee, dass Anni selbst sehr begabt ist beim Malen und Zeichnen. Es gibt einen Comic, einige ganzseitige Skizzen und viele kleine Bilder-Schnipsel.
Pferdefans freuen sich bestimmt über die vielen Infos, die im Text einfließen - als meine Tochter ihre Pferdephase hatte, hätte sie diese Infos sehr geliebt (wenn sie ihr auch vermutlich alle bekannt waren...).
Alles in allem ein nettes (Geschenk-)Buch für Pferdefans im Grundschul- bis Unterstufenalter, die keinen packenden Geschichtenstrang brauchen, aber die Bilder und das Setting bestimmt mögen.

Bewertung vom 01.07.2024
An dir führt kein Weg vorbei
Forsythe, Lauren

An dir führt kein Weg vorbei


sehr gut

An dir führt kein Weg vorbei ist ein schnell lesbarer Roman mit sehr sympathischen Protagonisten und einer süßen Story.
Marina ist schon fast 31 Jahre alt und seit fast einem Jahr von ihrem langjährigen Freund getrennt. Die Trennung hat ihre klaren Lebenspläne über den Haufen geworfen und zielstrebig wie sie ist, will sie keine Zeit verschwenden und sucht nach einem, der es ernst meint und am besten sofort heiraten und Kinder bekommen möchte. Deswegen hat sie die App Dealbreakers (das ist auch der Original Titel des Romans) entwickelt, bei der man nach einem Date eine Bewertung des Datepartners schreiben kann.
Im Job als Programmiererin in einem Startup läuft es einigermaßen. Um den nächsten Karriereschritt zu gehen, muss sie aber mehr vorweisen. Als sie ihre Visionen vorstellt, funkt ihr ausgerechnet ein Kollege dazwischen, den sie bisher nur virtuell kannte, Lucas. Die beiden sollen jetzt gemeinsam verschiedene Datingaktivitäten ausprobieren, um fest zu stellen, wer mit seiner Idee Recht hatte.

Was Marina mit dem attraktiven Lucas alles erleben darf oder besser muss, liest sich wirklich sehr kurzweilig.
Die Dialoge sind ein sehr großer Pluspunkt des Romans - es geht wirklich sehr schlagfertig zu und ich habe mehr als einmal herzlich gelacht beim Lesen - ebenso alle Haupt- und Nebenfiguren, vor allem Marinas Freundinnen, aber auch ihre Eltern und natürlich der attraktive Lucas....
Ich habe das Buch gern gelesen und mir das andere von der Autorin erhältliche Buch bestellt, da ich ihren Stil und Humor wirklich sehr mochte.
Ich empfehle den Roman als leichte Sommerlektüre - es gibt nicht wirklich viel nachzudenken dabei, aber das Lesen ist auf jeden Fall unterhaltsam und die Geschichte sehr süß.

Bewertung vom 28.06.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


ausgezeichnet

Als ich gesehen habe, dass von Marc-Uwe Kling ein Thriller erscheint, war ich sofort sehr neugierig und musste ihn lesen.
Die Känguru Bücher inkl. der Comics habe ich gelesen und mich sehr amüsiert, ich bin total begeistert gewesen von Quality Land 1+2 und seinen Kinderbüchern, wie dem Neinhorn und dem kaputten Internet usw.
Views ist ganz anders und trotzdem erkennt man den Autoren.
Die Geschichte entwickelt sich wie man es aus dem Genre erwartet und kennt. Yasira Saad, eine Polizistin beim BKA, alleinerziehend, in Berlin lebend, die Eltern in den 80er Jahren aus dem Libanon nach Deutschland geflüchtet, erhält die Leitung in einem brisanten Fall. Ein 16jähriges Mädchen ist verschwunden und es ist ein Video aufgetaucht, in dem sie von 3 Männern, die alle dunkelhäutig sind, vergewaltigt wird. Die Suche nach Lena, dem verschwundenen Mädchen, ist zunächst das, was Yasira antreibt und den Leser nicht wirklich überrascht.
Es gibt die üblichen Polizeithemen, Ermittlungen, die ins Leere laufen usw.
Dann aber dreht die Geschichte und wie sie das tut, beschäftigt mich wirklich sehr!
Die Auflösung und der sich rasant entwickelnde Schluss des recht kurzen Romans haben mich wirklich sprachlos gemacht und ich muss wirklich sagen - wow! Das hatte ich nicht erwartet!
Klare Leseempfehlung und volle Punktzahl von mir! Und ein kleines Zusatzplus für das wirklich unfassbar toll gestaltete Cover mit dem dicken Buchdeckel!

Bewertung vom 26.06.2024
Der Familiensammler (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Der Familiensammler (Thriller)


sehr gut

Der Familiensammler ist ein gut geschriebener Thriller mit spannendem Plot und sehr sympathischem Ermittlerteam. 
Alex und Emma, die Ermittler, versuchen eine Mordserie aufzuklären, bei der jeweils Vater und Mutter einer Familie getrennt voneinander aufgefunden werden mit durchgeschnittener Kehle wird. Die Kinder der Opfer sind nicht auffindbar. Die beiden Ermittler geben keine Ruhe und versuchen alles, die Kinder noch zu retten und den Täter zu finden. 

Der Stil ist sehr gut lesbar, die Geschichte wirklich spannend und mit einem für mich sehr passenden Ende. 

Ich mochte vor allem immer die Kapitel, die aus Sicht des Mörders geschrieben wurden - die haben mir echt Gänsehaut verursacht! 

Wer gerne Thriller liest und keine Probleme mit blutigen Szenen hat, dem kann ich den Familiensammler auf jeden Fall empfehlen! 

Bewertung vom 24.06.2024
The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding


ausgezeichnet

Das hatte ich nicht erwartet - eine Geschichte, die davon handelt, dass Außerirdische auf der Erde erscheinen, hat mich so sehr gefesselt, dass ich sagen muss, The April Story ist definitiv eins meiner Highlights 2024! Die 23jährige April May (schon der Name ist wirklich sehr gut!) entdeckt eines Nachts in New York mitten auf der Straße eine seltsame Figur, wie eine Art Skulptur. Sie ruft ihren besten Freund an, die beiden filmen April und die Skulptur, stellen es ins Netz und bäääm! April ist berühmt. Was dann passiert und wie sich die Geschichte bis zum (offenen) Ende hin entwickelt, hat eine wirklich unfassbare Sogwirkung auf mich gehabt. Der Schreibstil ist sehr modern, kommt aber angenehmerweise ohne derbe Schimpfwörter und Genderzeichen aus, obwohl die Protagonistin wirklich eine "Heldin" der Jetzt-Zeit ist. Sie ist bisexuell, liberal, weltoffen, tolerant und - naja, einfach modern. Fast der ganze Roman ist aus Ich-Perspektive erzählt und entwaffnenderweise ist April so reflektiv, dass sie den Leser bereits vor einer schwierigen Szene "vorwarnt" - "Jetzt werdet ihr mich hassen", oder "Ich weiß, dass das absolut falsch war von mir, was ich dann tat", in diesem Tenor wird man oft vorab bereits herausgefordert. Wie vermutlich erwartet, hasse ich April dann natürlich niemals, sondern fühle vollkommen mit ihr, trotz oder wegen dieser Warnungen, wer weiß. Sie macht wirklich manchmal extrem dumme Sachen, vor allem am Ende des Romans nimmt das rasant an Fahrt auf, aber die ganze Zeit bin ich bei ihr und "fühle" sie so sehr. Es fällt mir wirklich schwer, das Buch zu rezensieren, ohne die Geschichte zu spoilern... Also, der Stil ist richtig, richtig gut lesbar, die Personen sind klar skizziert und ihre Handlungen nachvollziehbar, wenn auch manchmal wütend machend (vor allem auf jeden Fall Aprils Handlungen). Und - das sagt vermutlich am meisten aus - ich habe mehrere Seiten aus dem Buch fotografiert, weil ich die Stellen soooo unfassbar gut fand. (Ich schreibe nicht in Bücher, sonst hätte ich sie unterstrichen oder anders markiert...). Die Geschichte selbst ist für mich nicht das Wichtigste an dem Roman, sondern das, was der Autor uns mit April und ihrer "Story" eigentlich zeigt und darüber werde ich mit Sicherheit noch länger nachdenken.... Ich LIEBE The April Story und kann es uneingeschränkt empfehlen! Lest es UNBEDINGT!!!!

Bewertung vom 18.06.2024
Ehemänner
Gramazio, Holly

Ehemänner


ausgezeichnet

Lauren kommt nach dem Junggesellinnenabschied ihrer Freundin nach Hause und dort ist ein ihr vollkommen fremder Mann, der wohl ihr Ehemann ist - Bilder auf ihrem Handy und Hochzeitsfotos in der Wohnung beweisen das.

Es stellt sich heraus, dass es eine Art magischen Prozess gibt - wann immer der jeweilige "Ehemann" auf den Dachboden geht, verschwindet er und es erscheint ein neuer Ehemann. Jedes Mal verändert sich Laurens Leben leicht, jedes Mal gibt es andere Bilder, eine andere Geschichte und - typisch Butterfly Effect - es betrifft auch zumindest zum Teil ihre Familie und Freunde. Interessanterweise ist die Wirkung auf das Leben der anderen, das auch während der ganzen Zeit weitergeht, nicht sooo stark. Aber das macht auch Sinn - im Endeffekt hat es keinen Einfluss auf die Familienplanung meiner Geschwister, mit wem ich verheiratet bin... ;-)

Wie Lauren damit umgeht, auf einmal verheiratet zu sein, wie sie mit den Möglichkeiten, die sich ihr durch diese seltsame Magie eröffnen, umgeht und was das für ihr Leben bedeutet, das habe ich wirklich atemlos verfolgt.

Die Idee an sich ist schon mal richtig gut und hat mich neugierig auf den Roman gemacht. Die Umsetzung ist dann grandios!

Einige der Fragen, mit denen ich mich durch den Roman auseinander gesetzt habe, sind:

Wenn wir eine Art Amnesie hätten oder ein paar Jahre in die Zukunft springen könnten ohne die Zeit dazwischen zu erleben, was würde das an unserer Beziehung/Ehe ändern? Welche Art von schleichenden Prozessen nehmen wir hin und arrangieren uns damit, wären aber von einem anderen Standpunkt unseres Lebens her vollkommen irritierend? Ein Beispiel dafür ist, dass Lauren in einem ihrer Leben mit einem Ehemann Drogen nimmt, ein anderes ist, dass sie Partnertausch betreiben - diese extremen Dinge sind sicherlich Sachen, die man nicht von heute auf morgen akzeptieren würde, aber ihr fehlt die Entwicklung dahin und so schickt sie diese Ehemänner zurück und startet wieder neu.

Nicht ganz so drastische Beispiele aus dem Buch ist die immer wiederkehrende Sache mit ihrer Wohnung - sie sieht immer etwas anders aus als bei dem Ehemann davor - oder auch, welchen Beruf sie ausübt, wie sie ihr Haar trägt, welchen Kleidungsstil sie bevorzugt oder ob sie sich rasiert. Darüber musste ich manchmal sehr lachen - denn da konnte ich sehr mitgehen. Natürlich wird man beeinflusst von den Vorlieben seines Partners und möchte ihm gefallen, auch wenn man sich immer wieder vormacht, SOOOO viel macht das gar nicht aus...

Ebenfalls nachdenklich gemacht hat mich auf jeden Fall die Beliebigkeit der Ehemänner. Lauren wird klar, dass jeder der Ehemänner eine Geschichte mit ihr hat, die dazu geführt hat, dass sie heiraten wollten. Jede Ehe / Beziehung hat eine solche Geschichte und jede Geschichte enthält Zufälle, die dazu geführt haben, dass man sich gefunden hat. Ein bisschen wünschen wir uns bestimmt alle, dass das Schicksal ist, aber wissen tief in uns, es hätte auch anders laufen können - und vielleicht wären wir dann - trotzdem/auf andere Art und Weise? - auch glücklich oder sogar glücklicher? Manchmal allerdings spürt Lauren sofort, dass sie unglücklich ist in einer Variante und beendet das direkt - ein wiederkehrendes Motiv ist ein Exfreund von ihr, der mehrmals (!) als Ehemann auftaucht, sehr gruselig.

Ein weiterer Aspekt ist auch, dass durch das ständige Zurücksetzen ihrer Historie ihre Gegenwart, die seit der Dachboden-Magie-Sache weiterläuft, verändert wird. Ihre Freundin vom Junggesellinnenabschied heiratet und Lauren erlebt diese Hochzeit mit einem der Ehemänner Versionen. Sobald sie dann einen neuen hat, ist diese Erinnerung aber verloren und nur sie erinnert die alte Version. Für alle anderen aus ihrem Freundeskreis war nun ein anderer Mann an ihrer Seite und diese Erinnerung fehlt ihr. Ich fand es sehr spannend und auch traurig, mir vorzustellen, dass solche wichtigen Erlebnisse auf einmal weg sein könnten oder man etwas erlebt hat, was niemand anders erlebt hat - und es dadurch irgendwie auch weg ist.

Selbst Fotos sind nicht mehr da, weil auch jedes Mal ihre digitale Vergangenheit, abgebildet auf dem Handy, sich verändert. Wie echt ist ein Erlebnis, das man nicht erinnert, von dem es aber Fotos gibt?

Dass Lauren NICHT verheiratet ist, als es losgeht, macht es auf jeden Fall leichter für sie, sich der Ehemänner Flut zu stellen. Es ist süß, dass sie immer wieder auch versucht, die Gefühle, die eine Version von ihr für den jeweiligen Partner gehabt haben muss, zu finden und zu bewahren.

Auch, dass sie feststellt, wie viel leichter es ist, sich die ganze Datingsache zu sparen (Tinder spielt natürlich auch mal eine Rolle) und statt dessen direkt verheiratet zu sein, ist sehr erfrischend und mit Sicherheit sehr wahr!

Ich habe den Roman wirklich genossen und bin auch mit dem Ende absolut zufrieden! Volle Punktzahl und klare Leseempfehlung!!!

Bewertung vom 17.06.2024
Die Kinder des verlorenen Fischers
de Mar, Foe

Die Kinder des verlorenen Fischers


ausgezeichnet

Band 1 der Terra Ganova Reihe ist für mich wirklich eine Entdeckung gewesen!

Die beiden Geschwister Lean (Eleanor) und ihr etwas jüngerer Bruder Willin, mutterlose Kinder eines Fischers, der seit Tagen nicht mehr heim gekommen ist, fliehen mitten in der Nacht vor einer Band, die den Ort, in dem sie leben, beherrscht. Sie schlagen sich mit Hilfe einer liebenswerten Crew von Schmugglern bis Tunis durch, immer auf der Flucht vor den "Chiaramonte"-Leuten.

Die Geschichte spielt in besonderen Zeiten - die Zeit der Ritterturniere ist bereits vorbei, Piraten und Schmuggler haben ihre Hochphase. Die Stimmung und das Leben in Tunis wird unfassbar greifbar beschrieben, man riecht die vielen Aromen, man hört die vielen Menschen und man spürt die sengende Sonne und den Staub in der Luft.
Wir erleben eine Arena mit Gladiatorenkämpfen, einen Sklavenmarkt, eine Schenke, in der unfassbar scharfes Essen serviert wird, eine Gondelfahrt über die quirlige Stadt, Rum-trinkende Seeleute, einen Kapitän mit Hygienetick, die vielen Läden in Tunis, die mit Waren locken, die man sich nicht vorstellen kann - wie eine Brille, die Analphabeten zu Lesern machen soll oder eine Hängematte, die besonders weich ist und duftet.

Foe de Mars Roman entführt den Leser wirklich in eine andere Welt voller Abenteuer, Gefahren, aber auch Freiheiten! Die Protagonisten sind mir in den etwas mehr als 400 Seiten des Buches so sehr ans Herz gewachsen, dass ich bereits mit Zuklappen des Buches die running gags vermisse, ihre Eigenarten und Besonderheiten - und vor allem Band 2 entgegen fiebere!

Klare Leseempfehlung, nicht nur für jugendliche Leser!