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Benutzername: 
kdneumann
Wohnort: 
Grolsheim

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2022
Perfect World. Nichts scheint, wie es ist
Storesang, Joner

Perfect World. Nichts scheint, wie es ist


ausgezeichnet

Im Sog der Russenmafia

Evas Ehemann Daniel verschwindet spurlos, sein Wagen wird von der Polizei verlassen aufgefunden, und wenig später scheint klar: Er hat eine andere Frau, mit der er ein neues Leben beginnen will. Gleichzeitig jedoch findet Eva heraus, dass er schon seit längerer Zeit eine Zweitwohnung besitzt, und Evas Sohn Marc entgeht knapp einer Entführung, ihre Tochter Johanna wird ebenfalls von einem brutal aussehenden Mann verfolgt. Hilfe bekommt Eva von zwei Unbekannten, einem Mann und der Nachbarin von Daniels geheimem Rückzugsort. Aber kann Eva diesen beiden vertrauen? Und bald wird ihr auf grausame Weise klar, dass Daniel in Wahrheit in die Fänge eines russischen Mafia-Clans geraten ist und auch ihr Leben und das ihrer Kinder in größter Gefahr ist.

Man wird als Leser sofort schonungslos in diese brutale Geschichte hineingeworfen und ahnt von Anfang an, dass weitaus mehr als nur ein banaler Seitensprung hinter dem Verschwinden Daniels steckt. Wir begleiten Eva auf ihrer atemlosen Odyssee quer durch Duisburg und hoffen bei Gott, dass es ihr gelingt, ihre Kinder zu retten. Die gesamte Handlung spielt sich in nur drei Tagen ab, in denen Evas bislang sorgloses Leben komplett aus den Fugen gerät. Ehemann Daniel dagegen bleibt bis zum Schluss eine eher nebulöse Gestalt. Die Sprache des Autors ist reich an Bildern und fordert beim Lesen volle Konzentration. Gleich zu Beginn wurde mir klar, dass es sich bei diesem Buch nicht um einen Krimi handelt, sondern um einen engmaschig gewebten Thriller, der zwar nicht über klassische Spannungs- oder Schockmomente verfügt, den Leser aber dennoch stark belastet und zum Weiterlesen drängt. Ich habe Eva gerne begleitet, auch wenn ich ihre Handlungs- und Denkweise nicht immer nachvollziehen konnte. Am Schluss blieben bei mir noch ein paar Fragen offen.
Mein persönliches Fazit: Ein intelligent geschriebener, nicht alltäglicher Thriller, unbedingt empfehlenswert!

Bewertung vom 04.04.2022
Ostseekreuz / Pia Korittki Bd.17
Almstädt, Eva

Ostseekreuz / Pia Korittki Bd.17


sehr gut

Nicht ganz so spannend

Die Lübecker Kriminalkommissarin Pia Korittkis konnte zwar aus den Fängen des Gewaltverbrechers Lohse befreit werden, doch diesem gelang danach die Flucht. Weil er für sie weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt, taucht sie für einige Wochen inkognito als Urlaubsgast in einem Kloster unter. Doch auch hier kommt sie nicht wirklich zur Ruhe. Einer der Mönche wird tot aufgefunden, und bald steht fest, dass er ermordet wurde. Kurz darauf verschwindet einer der männlichen Gäste spurlos, um tot aus dem Klostergraben geborgen zu werden. Eigentlich will Pia mit diesen Ermittlungen nichts zu tun haben, aber dann bringt sie durch Zufall ihre hier zuständigen Kripo-Kollegen auf die erste wirkliche Spur. Zeitgleich jagt ihr Lebensgefährte Marten dem flüchtigen Lohse hinterher.

Obwohl dies mein erster Roman von Eva Almstädt ist, gelang mir der Einstieg in diesen siebzehnten Fall von Pia Korittkis mühelos. Der Schreibstil der Autorin ist präzise und subtil, sehr schön finde ich die Beschreibungen des Klosters und seiner Umgebung. Dass innerhalb der einzelnen Kapitel der Erzähler ständig wechselt, ist gewöhnungsbedürftig.
Die übrigen Figuren erscheinen mir ein wenig stereotyp, und die Mönche konnte ich oft erst durch Zurückblättern auseinanderhalten. Echte Spannung kommt meines Erachtens nur in jener Szene vor, in der der Exmann von Pia und ihr Sohn Felix im Haus Verstecken spielen und der Junge nicht auffindbar ist. Auch vermisse ich Cliffhanger am Ende der einzelnen Kapitel. Wohltuend ist dagegen, dass die Autorin durchweg auf exzessive Gewaltszenen verzichtet, was das Lesen trotz der genannten Minuspunkte zum Vergnügen macht. Der Schluss hätte einen Tick aufregender ausfallen können, geht aber in Ordnung. Ich hätte nichts dagegen gehabt, sofort zum nächsten Band zu greifen.
Das Buch selbst liegt sehr gut in der Hand, und das Cover ist stimmungsvoll gestaltet.
Mein persönliches Fazit: Kein hammermäßiger Krimi, aber trotzdem empfehlenswert.

Bewertung vom 22.03.2022
Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Ein echtes Sahnestück

Die junge Kopenhagener Kriminalassistentin Lykke Teit bekommt die Chance, einen Mord im Watt aufzuklären. Weil es sich dabei um deutsch-dänisches Grenzgebiet handelt, wird ihr der Flensburger Kommissar Rudi Lehmann zur Seite gestellt. Die beiden auf den ersten Blick ungleichen Ermittler kommen überraschend gut miteinander zurecht und tasten sich in dem Mordfall systematisch vor, zu dem auch das Verschwinden eines Jungen gehört. Wurde er das Opfer einer Entführung? Und gibt es einen Zusammenhang zu dem bislang unaufgeklärten Vermisstenfall der kleinen Rosa vor einem Jahr? Dann werden zwei weitere Bewohner des verschlafenen dänischen Dorfes auf grausame Weise ermordet.
So gierig wie diesen Roman habe ich schon lange kein Buch mehr verschlungen. Ich war von der ersten Seite an gefesselt, und das Zusammenspiel von Lykke Teit und Rudi Lehmann hat mich einfach mitgerissen. Für einen Skandinavien-Krimi ist die Handlung ungewöhnlich zahm, aber niemals langweilig, die vor trockenem Witz sprühenden Sprüche von Rudi haben bei mir immer wieder Lachsalven ausgelöst, und der actionreiche Showdown ist ein echtes Highlight. Der Autor hält sich nicht mit unnötigen Beschreibungen auf, kommt sofort zur Sache und überzeugt mit einer prägnanten Sprache, auch wenn bei den Dialogen nicht immer klar ist, wer gerade spricht. Man könnte bemängeln, dass der Autor die beiden Protagonisten ein wenig zu harmoniesüchtig agieren lässt und keine ernsthaften zwischenmenschlichen Konflikte auftreten, aber das tut meiner Begeisterung für diesen Roman und seine Figuren keinen Abbruch.
Sollte es wirklich weitere Krimis um Teit und Lehmann geben, werde ich sie mir sofort einverleiben.

Bewertung vom 18.02.2022
HOME - Haus der bösen Schatten (eBook, ePUB)
Sager, Riley

HOME - Haus der bösen Schatten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Großartig

Als Erwachsene kehrt Maggie nach Baneberry Hall zurück, in dem sie als Fünfjährige mit ihren Eltern genau 20 Tage gelebt hat. Bis alle drei mitten in der Nacht flohen. Ihr Vater schrieb ein Buch über die unheimlichen Geistererscheinungen, die sie zu diesem Schritt veranlasst hatten, und wurde damit ein wohlhabender Mann. Nach seinem Tod erbt Maggie das Haus und will nun beweisen, dass ihre Eltern, aus welchem Grund auch immer, die ganze Spukgeschichte erfunden haben, vor allem weil sie selbst sich an nichts mehr erinnern kann.
Der Schreibstil von Riley Sager ist ebenso einfach wie brillant. Die Geschichte wird in zwei parallel zueinander verlaufenden Handlungsfäden erzählt: Zum einen sind da die minutiösen und bestürzenden Schilderungen von Maggies Vater, zum anderen Maggies eigene pragmatische Beobachtungen. Eines ist jedoch klar: In Baneberry Hall gab es über Jahrhunderte hinweg mysteriöse Todesfälle. Und auch Maggie muss sich eingestehen, dass in diesem Haus Dinge vor sich gehen, die nicht rational zu erklären sind. Und die sie in Todesgefahr bringen.
Die Mitte des Buches zieht sich ein wenig, was die Motivation zum Weiterlesen für mich kurzzeitig erschwerte, aber dann folgen die schockierenden Ereignisse Schlag auf Schlag, und ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen.
Für mich ist „Haus der bösen Schatten“ eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe.

Bewertung vom 31.01.2022
Ein Himmel für Mia (eBook, ePUB)
Meier, Kännie

Ein Himmel für Mia (eBook, ePUB)


weniger gut

Enttäuschend

Die 28jährige Buchhalterin Mia backt gerne und benutzt beim Einkaufen braune Einkaufstüten aus Papier, wie in den USA. Sie ist seit Jahren heimlich verliebt in ihren Kollegen Peter, einem Charmebolzen, der gerne den Bürokasper gibt. Er, die Kollegin Jade und der Chef der Abteilung nutzen Mias naive Gutmütigkeit schamlos aus und verhindern, dass sie endlich zur Controllerin befördert wird. Und Mia fühlt sich zu schwach, um sich zu wehren.
Doch dann wird sie Zeugin eines Unfalls: Jan, ein sehr gutaussehender junger Mann, stirbt nach einem Verkehrsunfall – und heftet sich Mia fortan als Geist an die Fersen. Er hat „von oben“ die Chance bekommen, ins Leben zurückzukehren, wenn er es schafft, aus der grauen Maus einen glücklichen Menschen zu machen.

Die Grundidee dieses Romans ist durchaus attraktiv, nur an der Umsetzung hapert es: Die einzelnen Kapitel sind zu lang, man sieht keinen Fortgang; die Protagonistin braucht ständig einen Anstoß, um etwas gegen ihre triste Situation zu unternehmen; und man hätte den Gesamtumfang des Buches locker um die Hälfte kürzen können, ohne etwas Wesentliches auszulassen. Die zähfließenden Passagen um die Vergangenheit von Mia und Jan blähen den Text auf und haben mir bald die Lust am Weiterlesen genommen. Und der langgezogene und immer wieder unterbrochene Schluss hat genervt. Um ehrlich zu sein: Ich hatte irgendwann den Faden verloren und nicht so recht verstanden, was da am Ende eigentlich abging … Die letzten Seiten sind einfach nur Klamauk.

In psychologischer Hinsicht passt da einiges nicht zusammen. Im Grunde wurden in diesem Buch zwei Geschichten erzählt: Die von der langweiligen Büromaus Mia und dem Geist Jan sowie die traurigen, aber klischeehaften Hintergründe in beider Leben. Erst das Eingreifen mehrerer dienstbarer Geister bringt die Handlung voran, ist aber im echten Leben keine wirkliche Hilfestellung, um Probleme zu lösen.
Stellenweise hatte ich das Gefühl, das Buch sei von zwei unterschiedlichen AutorInnen geschrieben worden: Manche Passagen lösten bei mir Gähnattacken aus, andere dagegen sprühten vor Witz. War die Mia der ersten Seiten eher fad, so brillierte sie anderswo unvermittelt mit verbalen Highlights.

Ich denke, dieser Roman ist das Richtige für LeserInnen, die ein bisschen Liebe gemixt mit einem guten Schuss Esoterik mögen.

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Bewertung vom 12.12.2021
Was dich nicht umbringt
Billingham, Mark

Was dich nicht umbringt


ausgezeichnet

Die Hoffnung lebt

London im Sommer 1996: Zwei Jungs, Kieron und Josh, laufen zum Spielen in den Wald, aber nur Josh kehrt zurück, unfähig, etwas über den Verbleib seines Freundes zu sagen. Detective Sergeant Tom Thorne wird mit dem Fall beauftragt, und schon bald gibt es einen Verdächtigen, einen Nachbarn von Kieron. Durch eine undichte Stelle bei der Polizei gelangen Informationen über dessen Identität an die Presse – kurz darauf wird er tot in seiner Wohnung aufgefunden. Ein Zeuge will gesehen haben, wie Kieron zusammen mit einem Mann in einen roten Kleinwagen gestiegen und mit ihm fortgefahren ist. Führt diese Spur in die richtige Richtung? Oder will dieser Mann sich nur wichtig machen? Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Die Lösung des Falles kommt blitzartig und ist ebenso verblüffend wie logisch; ich wäre nicht drauf gekommen.

Dies war mein erster Roman über die Figur Tom Thorne. Der Einstieg fiel mir nicht leicht, es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich in den zwar präzisen, aber fordernden Schreibstil von Mark Billingham eingelesen hatte. Auch vermisste ich im weiteren Verlauf den klassischen Spannungsaufbau; die Handlung plätscherte lange Zeit auf einer Ebene dahin und konzentrierte sich auf zäh fließende Polizeiroutine.
Einige der vom Autor gelegten Fährten erwiesen sich als irreführend, am Ende blieben für mich zwei Fragen offen: Warum war die Mutter von Kieron der Meinung, nicht ihr Sohn, sondern dessen Freund hätte von Rechts wegen entführt werden sollen? Und was verbirgt der eigenwillige Gerichtsmediziner, für mich die schillerndste Figur des Romans?

Der Fokus dieses Romans liegt auf der psychologischen Ebene; Schilderungen zu den Londoner Schauplätzen beschränken sich auf Namen, die wohl nur Einheimische und Eingeweihte kennen, und der einzige Bezug zum Jahr 1996 ist für mich die im Hintergrund laufende Fußball-EM. Es fehlt das typisch Britische.

Obwohl ich mit dem Protagonisten nicht wirklich warm geworden bin und damit für mich ein wesentlicher „Wohlfühl-Aspekt“ fehlt, gebe ich diesem brillant geschriebenen und erstklassig recherchierten Roman ganz klar fünf Sterne. Das Ende lässt Raum für Hoffnung, manche Dinge sind so, wie sie sind. Man muss sie akzeptieren.

Bewertung vom 29.11.2021
Der Angst verfallen
Franley, Mark

Der Angst verfallen


ausgezeichnet

Raffiniert in die Irre geführt

Bayern nahe der tschechischen Grenze: Der 11jährige Hans wird tot in einem zugefrorenen Weiher gefunden, und kurz danach verschwindet die gleichaltrige Mia auf dem dörflichen Rodelberg. Das Ermittler-Trio Ruben Hattinger/Mike Köstner/Eva Lange nimmt seine Arbeit auf. Welche Rolle spielt die alternde Bestsellerautorin Maria Burkhard, die im Dorf nicht wohlgelitten ist, und die auf ihrem alten Bauernhof permanent in Angst lebt? In welcher Beziehung steht sie zu dem Dorftrottel Udo? Und welches perfide Motiv treibt den Täter dazu an, Maria mit Details zu den Verbrechen an den beiden Kindern zu versorgen?

Zu Beginn dieses Romans dachte ich noch, der Plot sei überschaubar und nach altbekanntem Muster gestrickt. Grandioser Irrtum! Nichts an diesem Thriller ist vorhersehbar, und je weiter ich in das Innere dieser hervorragend recherchierten Geschichte vordrang, umso unmöglicher wurde es mir, das Buch beiseite zu legen. Tatsache. Am Ende lag ich mit meinen ursprünglichen Prognosen genial daneben. Ich bekenne, vom Autor dieses Buches auf raffinierte Weise eingewickelt und auf eine völlig falsche Spur gelockt worden zu sein. Der Schluss ist ebenso logisch wie atemberaubend.

Keine einzige Zeile ist überflüssig, es kommt nirgendwo Langeweile auf durch unnütze Beschreibungen, die Sprache ist klar und ohne Stolpersteine, und das Geplänkel der drei Ermittler sorgt immer wieder für befreiende Lacher. Bemängeln würde ich allenfalls, dass es am Schluss plötzlich hopplahopp ging.

Trotz des ernsten Themas habe ich jede Seite dieses Thrillers genossen und kann ihn rückhaltlos empfehlen.