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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Waterlilly
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 102 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2023
Malibu Rising
Reid, Taylor Jenkins

Malibu Rising


gut

„Malibu Rising“ war mein drittes Buch von Taylor Jenkins Reid und nach meinem Empfinden, geht der Weg stetig bergab.

Nachdem mich „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ völlig begeistert hatte, fand ich „Carrie Soto is back“ zwar nicht ganz so gut, aber durch das Setting in der Tenniswelt trotzdem originell.

Nun also „Malibu rising“.

Die Geschichte spielt im selben Universum wie Evelyn und Carrie und es gibt ein paar Eastereggs, was ich ganz nett fand.
In Rückblicken wird die Entstehung der Familia Riva erzählt, von der zerstörerischen Liebe der Eltern, über das Scheitern der Ehe, finanzielle Probleme... Diesen Teil des Romans habe ich durchaus mit Interesse verfolgt. Taylor Jenkins Reid Schreibstil ist auch dieses Mal sehr bildhaft und atmosphärisch. Sie beschreibt die Hitze Malibus, den Strand und das Meer so originalgetreu, dass ich mich fühlte, als wäre ich selbst dort.

Die „Gegenwartshandlung“ spielt 1983 und umfasst nur 24 Stunden. Es zog sich allerdings wie 24 Jahre.
Dies ist der erste Roman der Autorin, bei dem ich die Hauptcharaktere ausnahmslos sympathisch finde. Die vier Riva Geschwister Nina, Jay, Hud und Kit haben ein sehr enges Verhältnis und es ist toll, wie viel Zeit sie miteinander verbringen.
Ich wäre gerne tiefer eingestiegen aber leider bleibt alles ziemlich oberflächlich und blass und wir erfahren nicht wirklich viel über die vier, was über die 24 Stunden hinaus geht.
Nina zum Beispiel ist von Beruf Surferin und Modell. Ich kann mir nicht richtig vorstellen, wie man mit surfen Geld verdienen kann und habe es leider auch nicht erfahren.
Die Handlung kreist einzig um die Vorbereitungen einer Party und die Party an sich.

„Maliu Rising“ ist für mich ein komplett belangloser Roman. Es passiert einfach extrem wenig. Ab ca. der Hälfte des Buches sind die Rückblicke in die Vergangenheit abgeschlossen und es wurde zum Gähnen langweilig. Mit Beginn der Party tauchen diverse Nebencharaktere auf, die ausführlich beschrieben werden, obwohl sie keinen Mehrwert bieten.
Auch die Differenzen, die im Verlauf des Abends entstehen, waren vorhersehbar und unspektakulär.
Das Ende fand ich dann ziemlich trostlos.
Für mich war „Malibu Rising“ leider eine ziemliche Enttäuschung. Taylor Jenkins Reid kann auf jeden Fall bessere Romane schreiben.

Bewertung vom 09.04.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


ausgezeichnet

Mit „Verschwiegen“ von Eva Björg Aegisdottir habe ich eine neue Autorin und Krimiserie für mich entdeckt, die ich auf jeden Fall weiterverfolgen werde.

Mit der Polizistin Elma ist eine wirklich sympathische Figur gelungen. Elma kehrt in ihre Heimatstadt Akranes zurück um einen Neuanfang zu wagen. Gleich ihr erster Fall hat es ordentlich in sich. Eine Frau wird tot aufgefunden. Was auf den ersten Blick als Unfall mit Fahrerflucht durchgehen könnte, entpuppt sich zu einem vielschichtigen Drama voller Abgründe und Geheimnisse.

„Verschwiegen“ ist kein blutrünstiger Krimi, hier stehen eher persönliche Tragödien und deren Folgen im Vordergrund. Die Charaktere sind voller Facetten und nicht stereotyp als gut oder böse einzuordnen, wodurch die Figuren sehr realitätsnah wirken. Insbesondere Elisabeth, die wir durch Rückblenden näher kennenlernen, entpuppt sich sich im Verlauf der Handlung als weit mehr als nur ein Mordopfer.

Obwohl sich der Schreibstil der Autorin flüssig und angenehm liest, ist es insbesondere am Anfang wichtig, dass man mit voller Konzentration bei der Sache ist. Ich habe das Buch außerhalb meiner gewohnten Leseumgebung begonnen und hatte zunächst etwas Schwierigkeiten, die vielen Personen auseinander zu halten und Zusammenhänge zu erkennen, vor allem, da die isländischen Namen teilweise etwas schwierig sind und es nicht immer sofort ersichtlich ist, ob es sich um Männer oder Frauen handelt.

Was ich sehr positiv finde ist, dass sich auch in der deutschen Übersetzung alle Personen in diesem Buch duzen. Dies ist ja in vielen nordischen Ländern so üblich, wird aber oft bei Übersetzungen an die deutsche Anrede angepasst. Ich finde die Du-Form viel authentischer und es gibt den Dialogen etwas viel freundlicheres und persönlicheres.

Außerdem mochte ich, dass „Verschwiegen“ bis zum Schluss undurchsichtig ist und sich tatsächlich erst auf den letzten Seiten enthüllt, was geschehen ist. Auch in Sachen Elma gibt es im Epilog nochmal eine überraschende Wendung.
Elma, ihre Familie und ihre Kollegen haben auf jeden Fall noch viel Potenzial und ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen in Band 2.

Bewertung vom 02.04.2023
Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1
Janz, Tanja

Wo der Seewind flüstert / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.1


gut

Den Titel von Tanja Janz neuem Roman „Wo der Seewind flüstert“ finde ich sehr poetisch und gut gelungen. Ich mag es, wenn ich in Büchern an Orte zurückreisen kann, an denen ich selbst schon Urlaub gemacht habe.
Der Roman spielt abwechselnd in Sankt Peter und in Gelsenkirchen. Die Atmosphäre der Geschichte ist sehr schnell auf mich übergesprungen und ich bekam große Sehnsucht nach Meer und Sommer. Ich konnte mich in die beschriebenen Schauplätze gut eindenken und die ersten Kapitel gefielen mir wirklich gut.

Die 17-jährige Sabine hat gerade die Haushaltsschule abgeschlossen und ihren ersten Arbeitsvertrag unterschrieben. Als sie von ihren Eltern nach Sankt Peter geschickt wird, um ihrer Tante in der Frühstückspension zu helfen, ist sie erst wenig begeistert. Doch dann verliebt sie sich in die Nordsee, die Kleinstadt und in den Musiker Tom.

Wirklich interessant fand ich, mit welchen einfachen Schlafgelegenheiten und Frühstücksangeboten die Urlauber von damals zufrieden waren.
Generell kommt der Zeitgeist Ende der 50er Jahre gut rüber. Frauen haben sich so bald wie möglich einen Ehemann zu suchen und so lange man zu Hause wohnt, bestimmen die Eltern, wo es langgeht.
Relativ schnell ist mir aufgefallen, dass die Dialoge recht hölzern und unnatürlich klingen, was ich zunächst darauf geschoben habe, dass die Leute damals einfach anders gesprochen haben, als heute.
Wir begleiten die Hauptfigur Sabine ungefähr ein Jahr auf ihrem Lebensweg. Leider entwickelt sich ihr Charakter in dieser Zeit sehr zum Negativen. Sie hat eine unglaublich feige Art, wenn es um den Umgang mit Männern geht. Ihren Schwarm Tom, den sie ach so sehr liebt, lässt sie ohne ein Wort sitzen und Bertis Heiratsantrag lässt sie monatelang unbeantwortet und hält ihn hin, obwohl für sie von Anfang an klar ist, dass er keine Option für sie ist.
Ich mochte nicht, wie sie die Gefühle von anderen Menschen mit Füßen tritt und wie sich alles immer um sie dreht. Zum Beispiel kehrt sie nach Sankt Peter zurück und meldet sich eine Woche nicht bei ihrer Tante. Auch ihre Eltern und ihre Freundin Renate lässt sie gerne mal links liegen, wenn ihr andere Sachen wichtiger sind.
Da ihre Mitmenschen immer schnell darüber hinweg sehen, gibt es natürlich wenig Anlass für Sabine, ihr Verhalten zu überdenken.

Nach dem mir der Roman am Anfang ziemlich gut gefallen hat und er allein vom Klappentext her, genau mein Ding ist, tut es mir wirklich leid zu berichten, dass ich mit jedem Kapitel weniger Freude an der Geschichte hatte.
Es lag nicht nur an Sabine, ich fand die Charaktere insgesamt nicht besonders ansprechend. Die Aufdringlichkeit, mit der die Eltern ihre noch nicht einmal volljährige Tochter verheiraten wollten, war schon sehr befremdlich.
Auch mit der Handlung geht es stetig bergab und es wird immer unrealistischer.
Um nur ein Beispiel zu nennen, es gibt ein Ehepaar, dass seit Jahrzehnten ein Cafè betreibt. Als die minderjährige Sabine mit Verbesserungsvorschlägen kommt, reagieren Sie mit „Oh toll, an Modernisierung haben wir ja noch nie gedacht, gerne machen wir alles, was du junges Ding ohne Lebenserfahrung vorschlägst“.
Ich fand es einfach übertrieben zumal das Buch ja eigentlich immer wieder betont, dass damals die Meinung und die Wünsche der Jugend eben nichts galten und man sich anpassen musste.
Es würde zu sehr spoilern, hier weiter in die Tiefe zu gehen, aber mir war die Handlung leider zu konstruiert. Teil 2 und Teil 3 der Sankt Peter Ording Saga werde ich tendenziell eher nicht mehr lesen.

Bewertung vom 26.03.2023
Institut für gute Mütter
Chan, Jessamine

Institut für gute Mütter


sehr gut

Frida ist Ende 30 und Mutter einer kleinen Tochter. Ihr Mann hat sie kurz nach der Geburt von Harriet verlassen, sie leidet unter der Trennung, das Kleinkind strapaziert ihre Nerven bis zur Zerreißprobe und ihre Schlafprobleme belasten sie zusätzlich.
Eines Tages kommt es zu einer Kurzschlussreaktion, Frida verlässt die Wohnung und lässt die nicht einmal 2-jährige Harriet allein zu Hause. Die Nachbarn alarmieren die Kinderschutzbehörde und eine beispiellose Maschinerie tritt in Gang.
Frida kommt für ein Jahr in ein Mütter-Erziehungscamp um zu beweisen, dass sei als Mutter geeignet ist.

Man kommt als Leser nicht umhin, Frida dafür zu verurteilen, dass sie ein Kleinkind 2 Stunden allein gelassen hat. Der Grundgedanke, dass Kinder besser und schneller geschützt werden, klingt deswegen zunächst einmal positiv. Die Szenen, die sich in diesem Erziehungsheim abspielen, stellen das Kindeswohl jedoch nur zum Schein in den Mittelpunkt. Letztendlich geht es um Gehorsam und die Umsetzung von standardisierten Erziehungsmethoden. Umarmungen sollen genau 3 Sekunden lang dauern, Mütter müssen mit ihren Kindern jeden Tag eine vorgegebene Anzahl an Wörtern sprechen etc. Geübt wird mit KI-Puppen, die im ersten Moment gruselig wirken, sich aber im weiteren Verlauf überraschend menschlich entwickeln.
Keine der inhaftierten Mütter ist perfekt, aber die wenigsten haben sich richtig schlimme Vergehen zu Schulden kommen lassen. Kaum eine hat es verdient, in diesem Gefängnis zu sein und man beginnt schnell, mit ihnen zu sympathisieren und auf ihre Entlassung zu hoffen. Selbstverständlich ist es überhaupt nicht in Ordnung, was Frida getan hat, je besser man sie kennenlernt, desto mehr wünscht man ihr, dass sie eine zweite Chance erhält.

„Institut für gute Mütter“ wird auf dem Einband mit „The handmaid's tale“ und „Squid game“ verglichen. Dem kann ich allerdings nicht zustimmen. Während die beiden anderen immer neue Schockmomente präsentieren, wird die Handlung von Jessamine Chans Roman ziemlich schnell monoton. Kurz nach der Einweisung in das Gefängnis ist es auf jeden Fall krass zu lesen, wie die Mütter hier umerzogen werden sollen. Aber es kommt nichts neues mehr hinzu. Die Tagesabläufe und das Gedankenkarussell wiederholen sich und es ist längst nicht so brutal, wie der Klappentext vermuten lässt.
Das Buch ist nicht direkt langweilig, ich hatte durchaus Interesse zu erfahren, wie es ausgeht, aber es gibt keine erkennbare Spannungskurve. Man durchschaut als Leser auch ziemlich schnell, dass die Bewertungsschemata nach Willkür verändert werden und dass die Trainerinnen kein Interesse daran haben, dass jemand die Prüfungen wirklich besteht.
90 % der Handlung spielt sich exklusiv im Institut ab. Insgesamt war ich etwas enttäuscht, wie dünn die Handlung ist. Auch der erhoffte große Knall am Ende blieb aus, hier wäre definitiv mehr möglich gewesen und in meiner Vorstellung hatte ich mir den Schluss anders ausgemalt.
Man kann das Buch durchaus mal lesen, wenn nicht, ist es aber auch kein Verlust.
Leuten mit Kindern würde ich tendenziell allerdings eher abraten. Ich könnte mir vorstellen, wenn man selbst Kinder hat, nimmt man sich die hier beschriebenen Szenarien ganz anders zu Herzen.

Bewertung vom 17.03.2023
Der Traum vom Leben
Fuchs, Katharina

Der Traum vom Leben


sehr gut

Mit „Der Traum vom Leben“ entführt uns Katharina Fuchs in die jüngere Vergangenheit, nämlich in die 90er Jahre.
Luise ist ein Landei, wie sie im Buche steht. Sie ist die Tochter von Bauersleuten und wohnt in einem kleinen Kaff, dass sie noch nie verlassen hat. Ihr Alltag ist geprägt von harter Arbeit. Wenn sie nicht als Friseuse in „Gittes Salon“ steht, ist sie mit dem Melken und der Pflege der elterlichen Kühe beschäftigt. Ihr Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als sie sie einen Friseurwettbewerb gewinnt und von einem Starfriseur eingeladen wird, ihn nach Paris zur Fashion-Week zu begleiten.

Die Geschichte hat mich sehr schnell abgeholt, ich habe das Buch aufgeschlagen und war buchstäblich ab dem ersten Wort an gefesselt. Die Autorin nimmt sich Zeit, dem Leser ihre Protagonistin Luise und deren Herkunft vorzustellen. Mir hat es sehr gefallen, dass wir Luise zuerst einmal einige Kapitel in ihrem „natürlichen Umfeld“ begleiten, bevor es nach Paris geht. Dadurch konnte man sich sehr gut in Luises Staunen und ihre Begeisterung für die Metropole eindenken, denn für sie war es quasi wie ein Kulturschock. All die Menschen, die auf ihr Aussehen bedacht sind, wilde Partys feiern und die Nächte durchtanzen. Alles ist ganz anders als in ihrem Dorf in Ostfriesland.

Am Anfang der Geschichte ist Luise ein junges, bodenständiges Mädchen. Ich mochte ihre Gewissenhaftigkeit und ihre unkomplizierte Art und es fiel mir sehr leicht, sie in mein Herz zu schließen und mit ihr mitzufiebern.
Wahnsinnig gut gefallen haben mir die ausführlichen Szenen hinter den Kulissen der verschiedenen Modenschauen. Katharina Fuchs beschreibt wunderbar mitreißend die Aufregung, die Hektik und das bunte Treiben. Sie lässt die Mode der 90er neu auferstehen und man bekommt Lust, im Internet nach Videos von damals zu suchen. Manche Schauen, zum Beispiel von Gaultier, klingen einfach spektakulär.

Je länger die Geschichte ging, desto mehr habe ich leider meinen Bezug zu Luise verloren. Sie wird als Modell entdeckt und plötzlich war von dem netten Mädchen von nebenan einfach kaum noch etwas übrig und ich konnte ihre Entscheidungen teilweise nicht mehr so gut nachvollziehen. Ihr wird ein Modellvertrag angeboten, den sie völlig naiv unterschreibt, ohne das Kleingedruckte zu lesen, sie bleibt in Paris und meldet sich einfach Wochen- / Monatelang nicht mehr bei ihren Eltern. Diese Verhaltensweise ihrer Familie gegenüber fand ich sehr rücksichtslos, zumal sie nicht im Streit auseinander gegangen sind.
Auch war mir Luises kometenhafter Aufstieg von der Dorffriseuse zum Supermodel etwas zu rasant.
Gerne glaube ich, dass Talente auf offener Straße oder durch Zufall entdeckt werden, aber Luise läuft in ihrer ersten Woche nicht nur bei einer Modenschau mit, sondern direkt bei mehreren namhaften Designern.
Ab dem Eintreffen in Paris wird die Handlung mit Vollgas auf der Überholspur erzählt. „Der Traum vom Leben“ ist toll und bildhaft geschrieben, ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, aber nicht nur, dass Luise in einer Woche Karriere macht, sie findet ebenso schnell eine ganze Clique an Freunden, kann sich scheinbar mühelos verständigen und komplexen Unterhaltungen folgen, obwohl immer wieder erwähnt wird, dass sie nur gebrochen Englisch und kein Französisch spricht...
Quasi über Nacht wandelt sie sich vom ungelenken Fohlen zu einer eloquenten jungen Dame, die genau weiß, wie sie sich bewegen und ausdrücken muss um sich in der harten Modebranche zu behaupten.
Was Luise erlebt, hätte auch ein ganzes Jahr füllen können. Das Ende kam dafür ziemlich abrupt und es bleibt der Fantasie des Lesers überlassen, ob Luises Erfolg eine Eintagsfliege war oder ob sie sich langfristig als Model etablieren konnte.
Insgesamt hat mir „Der Traum vom Leben“ gut gefallen, auch wenn ich mir etwas mehr versprochen hatte. Von Katharina Fuchs habe ich bereits „Lebenssekunden“ und „Unser kostbares Leben“ gelesen und hatte etwas mit ähnlich viel Tiefgang erwartet. Erwähnenswert ist noch, dass die Autorin sehr authentisch den Zeitgeist der 90er vermittelt und auch immer wieder zu der Zeit aktuelle Hits einfließen lässt, so dass man Lust bekommt, eine 90er Playlist zu hören.

Bewertung vom 17.03.2023
Let's be wild / Be Wild Bd.1 (MP3-Download)
Böhm, Nicole; Stehl, Anabelle

Let's be wild / Be Wild Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

„Let's be wild“ habe ich als Hörbuch gehört. Vier Charaktere bedeutet, vier verschiedene Sprecher, wodurch das Hörerlebnis sehr abwechslungsreich ist. Ich fand die Stimmen recht angenehm, einzig die Dame, die Shae liest, hatte oft einen aggressiven Unterton, den ich nicht ganz passend fand.

Die Geschichte ist keine, in die man sofort verliebt ist, aber man wächst definitiv mit den Charakteren zusammen, je besser man sie kennenlernt. Es hat ein paar Kapitel gedauert, aber dann war ich sehr am Schicksal der Protagonisten interessiert und habe ihnen die Daumen gedrückt.
Shae, Taylor und Evie sind junge Menschen, die in New York einen Neuanfang wagen. Während Shae und Taylor beste Freunde sind, ist Evie allein in ein fremdes Land gekommen. Bei der Arbeit freunden sie sich mit ihrer Vorgesetzten Ariana an und verbringen schon bald viel Freizeit zusammen. Diese Freundschaft ist das Bindeglied, dass die vier Einzelgeschichten zu einem Ganzen verwebt.
Alle vier sind vom Typ her sehr unterschiedlich und kommen trotzdem super miteinander aus. Evie ist die Chaotische, die in ein anderes Land auswandert ohne sich über die Regularien zu erkundigen. Da sie sich ihrer eigenen Naivität sehr wohl bewusst ist, kann man sie für ihr Verhalten einfach nicht verurteilen sondern hofft, dass alles gut wird.
Shae plappert sehr viel und verfolgt ehrgeizig ihre Karriere während es für Taylor wichtiger ist, sich bei der Arbeit wohlzufühlen anstelle das große Geld zu verdienen. Und Ariana ist sehr pflichtbewusst und gewissenhaft. Sie ist die Protagonistin, die im Verlauf der Geschichte am meisten über sich hinaus wächst, erkennt, was in ihrem Leben falsch läuft und etwas dagegen unternimmt.
Insgesamt haben alle vier immer wieder mit Problemen zu kämpfen, das Autorinnenduo streut eine ganze Palette ein. Essstörung, sexuelle Belästigung, Panikattacken, toxische Beziehungen.... alles mögliche kommt vor, steht aber nicht im Mittelpunkt sondern läuft eher nebenbei.

Besonders angesprochen hatte mich, dass „Let's be wild“ in einer Influenceragentur spielt. Ich war gespannt darauf, mehr über die Arbeit mit Influencern zu erfahren und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Leider hält das Buch in dieser Hinsicht nicht, was der Klappentext verspricht. Der Schauplatz könnte gegen jede beliebige Werbeagentur, Modelagentur oder Zeitschrift ausgetauscht werden.
Warum die Handlung unbedingt in New York spielen musste, habe ich auch nicht ganz verstanden. Die Autorinnen sind Deutsche und alles was in diesem Roman passiert, hätte sich genauso zum Beispiel in Berlin abspielen können.
Trotz kleiner Mankos ist „Let's be wild“ eine angenehme Geschichte zum entspannen mit liebenswerten Charakteren.
Die Fortsetzung „Let's be bold“, werde ich sicherlich auch hören.

Bewertung vom 05.03.2023
With All My Heart (ungekürzt) (MP3-Download)
Young, Samantha

With All My Heart (ungekürzt) (MP3-Download)


sehr gut

„With all my heart“ von Samantha Young habe ich als Hörbuch gehört. Die beiden Sprecher machen einen wahnsinnig tollen Job und lassen die Geschichte lebendig werden. Die Emotionen der Protagonisten kamen sehr gut bei mir an und insbesondere Leon Stiehl hat mich immer wieder zum Lachen gebracht, wenn er weibliche Stimmen imitierte.
Die Handlung ist in zwei Teile untergliedert.
Die erste Hälfte ist eher New Adult. Jane ist ein Waisenkind, dass bei einer Pflegefamilie lebt. Eine richtige Familie findet sie erst, als sie ihre neuen Nachbarn, die McKennas kennenlernt. Die drei Geschwister beeindrucken Jane alle auf eine andere Art und sie verbringen viel Zeit zusammen.
Die älteste Tochter Sky übernimmt ein wenig die Mutterrolle, Lorna ist eine Weile ihre beste Freundin, doch leider zerbricht die Freundschaft an Lornas besitzergreifendem Verhalten. Und zwischen Jane und Jamie entwickelt sich schon bald eine enge Liebesbeziehung.
Trotz einigem Ballast ist Part 1 ein Feelgood-Roman. All der Schmerz scheint der Vergangenheit anzugehören und Janes Leben fühlt sich wie ein Happy-End an. Ich fand die Liebesgeschichte sehr romantisch und habe mich für die beiden gefreut.
Doch dann kommt es zu einem Schicksalsschlag.
4 Jahre später setzt die Handlung wieder ein und der Ton hat sich komplett geändert. Nun steht Rache im Zentrum. Aufgrund des Klappentextes hatte ich Bedenken, dass in diesem Buch vielleicht extrem viel gestritten wird, was ich nicht so gerne lese. Zum Glück konnten die (vorhersehbaren) Missverständnisse zwischen Jamie und Jane deutlich vor Schluss gelöst werden und die Handlung konnte sich auf andere Themen konzentrieren.
Ich fand den zweiten Teil, als die Protagonisten erwachsen waren, richtig spannend, es ging schon in Richtung Romantic-Thriller.
Ich muss allerdings sagen, dass die Handlung gleichermaßen fesselnd, als auch an den Haaren herbeigezogen war. Es waren wirklich ausgefuchste Rachepläne, die gleich von mehreren Personen in die Tat umgesetzt wurden. Als dann auch noch das FBI hinzukam, wurde es wirklich absurd.
Trotzdem ist „With all my heart“ gute, leichte Unterhaltung. Ungefähr die Hälfte habe ich gehört, als ich krank im Bett lag und hierfür war es genau die richtige Beschäftigung, um mich abzulenken.

Bewertung vom 26.02.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


ausgezeichnet

Der Klappentext von Vera Bucks „Wolfskinder“ hat nicht zu viel versprochen. Dieser Thriller überzeugt mit einer Story, die selbst für Leser, die viel in diesem Genre unterwegs sind, außergewöhnlich ist. Schon allein der Schauplatz ist unheimlich und gleichzeitig faszinierend. Mitten in den Bergen liegt das kleine Dorf Jakobsleiter. Die Bewohner haben sehr einfache, fensterlose Behausungen, es gibt keine Elektrizität und keine Geschäfte. Die Menschen leben völlig für sich und bis auf die beiden Jugendlichen Jesse und Rebekka umgibt alle Einwohner eine furchteinflößende Ausstrahlung. Besonders unheimlich ist Edith, ein Kind von 8 bis 10 Jahren. Sie spricht nicht, ging nie zur Schule, scheint aber hyperintelligent zu sein. Edith ist mit völlig verqueren Moralvorstellungen aufgewachsen und Gedankengänge, die für sie selbstverständlich sind, sind für uns schockierend. Kapitel aus ihrer Sicht waren ein Garant für Grusel.

Als im angrenzenden Dorf eine Lehrerin verschwindet, stellt die Volontärin einer Zeitung einen Zusammenhang zu anderen Vermisstenfällen her. Plötzlich wird Jakobsleiter von Presse und Polizei heimgesucht. Dunkle und überraschende Geheimnisse kommen ans Licht.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht verschiedener Personen erzählt. Jesse, Edith und Rebekka aus Jakobsleiter, die Lehrerin Laura und die Volontärin Smilla, die nie über das Verschwinden ihrer Schulfreundin Juli hinweggekommen ist, sind die Erzähler.
Ich fand alle Perspektiven gleich fesselnd. Der Schreibstil von Vera Buck ist sehr atmosphärisch, sie beschreibt sehr eindrucksvoll den Wald, die Berglandschaft mit all seinen Tücken und unbegehbaren Wegen. Auch ein zahmer Wolf betritt immer wieder die Bühne und gibt der Handlung zusätzlich einen besonderen Touch.
Es hat mich absolut begeistert, wie die Autorin immer wieder einen neuen Schocker hervorholt. Es reißt wirklich nicht ab und obwohl ich viele Thriller lese, ist dieses Buch mit keinem zu vergleichen.
Vor allem habe ich schon länger nichts gelesen, bei dem ich zwischendurch immer wieder innehalte und über meine eigenen Spekulationen nachdenke. Von diesen Grübelein abgesehen ist es nahezu unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen oder diese Welt zu verlassen. Ein echter Page turner, bei dem jede einzelne Seite spannend ist. Erst gegen Schluss fügen sich die Puzzleteile zusammen und liefern ein sehr komplexes Ende, die Grenzen zwischen Freund und Feind, Hilfsbereitschaft und Verbrechen vermischen sich.
„Wolfskinder“ ist ein unfassbar guter Thriller, wer das nicht liest, verpasst wirklich was.

Bewertung vom 25.02.2023
Anatomy
Schwartz, Dana

Anatomy


gut

Ich bin sehr verwundert, dass „Anatomy“ von Dana Schwartz so sehr gefeiert wird (vermutlich auch, weil es bei Reese Witherspoon's Bookclub gelesen wurde), denn ich fand das Buch ziemlich 08-15.
Im 18. Jahrhundert hat sich die junge Hazel in den Kopf gesetzt, Chirurgin zu werden. Damals natürlich undenkbar und so schleicht sie sich als Mann verkleidet (gähn) in die Vorlesungen ein.
In der ersten Hälfte des Romans passiert relativ wenig und Hazel wirkt teilweise wie ein bockiges Kind, dass sich gegen die Konventionen auflehnt.
Als ihre Verkleidung auffliegt und sie ihre Studien auf eigene Faust fortsetzt, wird die Geschichte deutlich spannender. Aus heutiger Sicht ist es völlig schockierend, wie Mediziner damals an Leichen kamen und die Zustände werden von der Autorin anschaulich beschrieben.
Auch gibt sie deutliche Einblicke in die extremen Standesunterschiede zwischen Arm und Reich.
So schlimm, wie all das war, war es jetzt alles nichts Neues und ich fühlte mich teilweise, als hätte ich diese Buch schon mal gelesen.
Krankheiten, Heiratskandidaten, eine rebellische Protagonisten – also „Bridgerton“ mit Medizin.
Hazel ist durchaus eine sympathische junge Frau, aber mir erschien es doch sehr übertrieben, welche fundierten Kenntnisse sie sich an Hand von Büchern selbst aneignet und welches Selbstbewusstsein sie an den Tag legt. Sie möchte zum Beispiel einen Impfstoff entwickeln und traut es sich auch zu.
Ihre Eltern und ihr Bruder werden einfach aus der Geschichte geschrieben, damit die 17-jährige über Monate (!) sturmfreie Bude hat. Ihre Angestellten sind natürlich alle sehr verständnisvoll und unterstützen sie, als sie das Haus in ein Armenkrankenhaus verwandelt.
Trotzdem wäre all das noch akzeptabel gewesen, aber mit dem Schluss schießt die Autorin völlig über das Ziel hinaus. Die Geschichte entwickelt sich plötzlich in eine Richtung, die keinerlei Sinn macht, da 380 Seiten lang nichts davon zu erkennen war. Ich hatte den Eindruck, dass Dana Schwartz sich nicht entscheiden konnte, für welches Genre sie schreiben will und deswegen einfach alle gewählt hat.
Leider konnte mich „Anatomy“ weit weniger begeistern, als ich erwartet hätte. Was ich allerdings noch positiv erwähnen muss, ist das Cover, eine Frau im roten Kleid, welches sich auf den zweiten Blick als Herz entpuppt und perfekt zur Handlung passt.

Bewertung vom 18.02.2023
Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1
Sander, Karen

Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1


gut

„Der Strand – Vermisst“ von Karen Sander hat viele Punkte, die ich wirklich mochte, allen voran das Ermittlerteam Tom und Mascha. Tom ist ein Witwer, der versucht, den Anforderungen seines Jobs als Kriminalkommissar und denen als Vater gerecht zu werden. Seine 5-jährige Tochter Romy ist der heimliche Star des Buches. Sie ist für ihr Alter unglaublich clever und gewitzt. Jede Szene mit ihr war ein Highlight und lockerte die ansonsten düstere Handlung auf.
Die 19-jährige Lilli wird vermisst und es gibt einfach keine rechte Spur, was mit ihr geschehen sein könnte. Ist das sorgenvolle Auftreten ihres Freundes nur Fassade? Was hat ihre beste Freundin Fabienne zu verbergen? Und was hat es mit den merkwürdigen Whatsapp Nachrichten auf sich, die von Lillis Smartphone versendet werden.
Die Polizei und die hinzugezogene Kryptologin Mascha tappen im Dunklen. Die Sache mit den geheimnisvollen Nachrichten hat mich beim Lesen des Klappentextes besonders angesprochen. Leider kam die Kryptologin gar nicht wirklich zum Zuge, denn die Zeichen waren so kryptisch, dass auch sie nur schwer durchgestiegen ist. Die Entschlüsselung geschah eher zufällig als durch Können.
Menschlich mochte ich Mascha allerdings sehr gerne. Sie und Tom geben ein tolles Team ab, sowohl beruflich als auch privat.
„Der Strand“ lässt sich gut lesen, ich war auf jeden Fall interessiert und wollte wissen, wie es es weitergeht. Das Spannungsniveau ist ungefähr auf Tatort Niveau, was für einen Thriller definitiv zu wenig ist.
Schon bevor ich das Buch begonnen habe, wusste ich, dass es sich um eine Trilogie handelt. Was mir jedoch überhaupt nicht gefallen hat, war dass Teil 1 noch nicht mal ein Etappenziel hat. Es endet einfach mittendrin. Der Leser weiß über Lillis Schicksal auf der letzten Seite so viel, wie auf der Ersten. Nämlich im Grunde nichts. Ohne die Folgebände ist dieses Buch quasi sinnlos und die Unterteilung in 3 Bände kommt mir an diesem Punkt wie Geldschneiderei vor.
Deswegen vergebe ich auch nur 3 Sterne.