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MaWiOr
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Halle

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Insgesamt 3488 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2024
Der Bauernspiegel
Gotthelf, Jeremias;Theisohn, Philipp

Der Bauernspiegel


ausgezeichnet

Nach den beiden „Uli“-Romanen und dem Auswahlband „Die schwarze Spinne“ (mit einigen Erzählungen) hat der Diogenes Verlag nun seine Jeremias Gotthelf-Edition mit „Der Bauernspiegel“ fortgesetzt. Hier erzählt der Autor seine eigene Lebensgeschichte: wie aus dem Pfarrer Albert Bitzius der Schriftsteller Jeremias Gotthelf wurde. Dabei geht es weit über seinen Lebenskreis hinaus. Er schildert ausführlich die Natur und das Dorfleben mit seinen Bewohnern, die Knechte und Mägde, aber auch die Schulmeister und korrupten Gemeindepolitiker. Die kritische Auseinandersetzung mit der Instanz Schule ist in dem Roman ein wichtiger Aspekt. Gotthelf plädiert für eine volkspädagogische Bildung. Darüber hinaus bietet der Roman eine schonungslose Darstellung des Landlebens, was Gotthelf von zeitgenössischen Kritikern als „Nestbeschmutzung“ vorgeworfen wurde. Trotz seiner kritischen Töne wird Gotthelf am Ende vom Gemeindevorsteher eine freigewordene Stelle angetragen.

Die Diogenes-Ausgabe orientiert sich an dem Erstdruck von 1837, die zwar in deutsche Sprache erschien, aber viele Redewendungen und Ausdrücke des Berner Dialekts enthielt. Daher ist ein mehrseitiges Glossar mit Erläuterungen angefügt, sowie Hinweise zu Berner Währungen, Gewichte und Maße.

Der Roman zeigt Gotthelfs milieugetreue und fabulierfreudige Erzählkunst. Er wurde schnell ein großer Erfolg und er liefert noch heute, fast zweihundert Jahre nach seinem Erscheinen, ein Abbild des wirklichen Lebens und keine romantisch geschönte Darstellung des Dorflebens im 18. Jahrhundert.

Bewertung vom 20.03.2024
Kosakenberg
Rennefanz, Sabine

Kosakenberg


ausgezeichnet

Die erfolgreiche Grafikdesignerin Kathleen lebt in London. 1997 hat sie ihren Heimatort Kosakenberg verlassen – gleich nach dem Abitur wie viele ihrer Klassenkameraden*innen. Sie verließen nicht nur ihre Familien, ihr Dorf, das Provinznest im Brandenburgischen, sondern auch ihre Vergangenheit mit der Kindheit in den 1980er Jahren in der DDR und den schwierigen, aber aufregenden Nachwendejahren. Zunächst studiere Kathleen in Berlin und wohnte anschließend in verschiedenen westdeutschen Großstädten. Gelegentlich besuchte sie aus verschiedenen Anlässen die Zurückgebliebenen in Kosakenberg: Familie und Freunde. Dann bekam Kathleen, da war sie schon Mitte Zwanzig, einen lukrativen Job in London. Nun wurden die Besuche noch seltener.

Die Autorin Sabine Rennefanz begleitet ihre Protagonisten während der fünfzehn Jahre, die nach ihrem Weggang vergangen sind. Im Mittelpunkt stehen dabei Kathleens Besuche in ihrem Heimatdorf – insgesamt zehn Heimfahrten. Jedesmal nimmt sie die Veränderungen wahr – negative wie positive. Manchmal hat ein Haus einen neuen Fassadenanstrich bekommen, auf der anderen Seite ist die Bahnverbindung stillgelegt. Aber noch lange wird Kathleen als Fremde empfangen. Aus den einstigen Kinderfreundschaften sind keine Erwachsenenfreundschaften geworden. Schließlich kann sie ihre Mutter nur noch auf dem Friedhof besuchen. Für Kathleens Tochter wird Kosakenberg nur ein Name sein, keine Heimat mehr. Sabine Rennefanz ist mit „Kosakenberg“ ein nachdenklicher, aber vor allem authentischer Roman über Heimat und Identität gelungen.

Bewertung vom 18.03.2024
Roy Lichtenstein
Bauer, Gunhild; Schröder, Klaus Albrecht

Roy Lichtenstein


ausgezeichnet

Der amerikanische Maler und Grafiker Roy Lichtenstein (1923-1997) war einer der einflussreichsten Pioniere der Kunst des 20. Jahrhunderts. Zunächst schuf er Werke im Stil des Kubismus und des abstrakten Expressionismus, ehe er ein Meister der Pop-Art wurde.

Zu seinem 100. Geburtstag widmet ihm die Albertina Wien eine umfassende Retrospektive, die über 90 Gemälde, Skulpturen und Grafiken versammelt (8. März – 14. Juli 2024). Dank der Leihgaben von 30 internationalen Museen können die bedeutendsten Werke seines umfangreichen Schaffens gezeigt werden.

Im Prestel Verlag ist der umfangreiche und üppig illustrierte Begleitkatalog zu dieser bemerkenswerten Ausstellung erschienen. Lichtensteins Bilder beziehen sich meist auf bereits bestehende Bilder, doch er gestaltet sie neu mit einem hohen Erkennungswert. Dabei setzte er Werbung und Comics ein. In sechs Essays renommierter Kunsthistoriker*innen wird die künstlerische Entwicklung Lichtensteins beleuchtet. So widmet sich Gunhild Bauer dem „Impersonal Painting“, Avis Berman dem Thema „Roy Lichtenstein und Frauenbilder“ oder Thomas Hecken „Roy Lichtenstein und die Popkultur“. Abschließend gibt Jack Cowart einen kurzen Überblick über fünf Jahrzehnte „Lichtenstein-Skulpturen“.

Der Katalogteil präsentiert die Ausstellungswerke in großformatigen (meist ganz- oder doppelseitigen) Abbildungen. Neben einer Werkliste wird der Katalog durch eine mehrseitige und illustrierte Biografie von Roy Lichtenstein ergänzt. Fazit: Ausstellung und Katalog zeigen eine bildgewaltige Kollektion des provokanten Künstlers.

Bewertung vom 18.03.2024
play
Blanck, Christian

play


sehr gut

Playmobil ist schon für einige Generationen ein Teil der Kindheit. Im Februar 1974 wurden die ersten Playmobil-Figuren präsentiert. Zunächst war die Einführung ein Flop und ihr Erfinder Horst Brandstätter wurde belächelt, doch dann begann die Erfolgsgeschichte des Spielzeugs. Die siebeneinhalb Zentimeter kleinen Figuren eroberten schnell die Kinderzimmer: 3,8 Milliarden Playmobil-Figuren wurden in den vergangenen 50 Jahren gefertigt; in mehr als 100 Ländern sind sie erhältlich.

Zum „goldenen“ Jubiläum hat der Delius Klasing Verlag einen repräsentativen Bildband herausgebracht, der mit seinen überaus zahlreichen Abbildungen die Entwicklung und die Vielfalt der Playmobil-Figuren dokumentiert. Der Autor Christian Blanck ist selbst mit diesen Figuren aufgewachsen. In dreizehn reich illustrierten Kapiteln werden die unterschiedlichen Themen der Playmobil-Figuren vorgestellt – von den echten Originalen aus dem Jahr 1974 über die ersten Tierfiguren, das Playmobil-Piratenschiff von 1978 (natürlich mit der aktuellen Crew), die Musiker-Figuren (Mozart und die Beatles), die ersten Fahrzeuge bis zu Fußballstars oder Weltraum-Figuren. Diese Vielfalt zeigt, dass Playmobil stets die aktuellen Trends aufgriff.

Die Aufmachung der Neuerscheinung ist sehr farbenfroh, jede Seite ist in einem knalligen Farbton gehalten, sodass die abgebildeten Playmobil-Figuren wirkungsvoll zur Geltung kommen. Dazu gibt es hilfreiche Texte in Form von Info-Kästen oder einigen persönlichen Erinnerungen von Playmobil-Fans. Der Band dokumentiert neben der Playmobil-Geschichte auch etwas die historische Entwicklung der letzten fünfzig Jahre. Fazit: Ein Buch zum Schwelgen in den eigenen Kindheitserinnerungen.

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Bewertung vom 13.03.2024
Verheißung und Dekadenz
Voigt, Marion

Verheißung und Dekadenz


ausgezeichnet

Die „Sommerhauptstadt Europas“, wie Baden-Baden damals genannt wurde, war für viele russische Schriftsteller im 19. Jahrhundert ein beliebtes Sehnsuchtsreiseziel oder sogar Wohnsitz. Sie waren willkommene Gäste. Lew Tolstoi, Fjodor Dostojewski, Nikolai Gogol oder Anton Tschechow hinterließen hier ihre Spuren.

Die Autorin und Baden-Baden-Kennerin Marion Voigt unternimmt in ihrer Neuerscheinung einen ausführlichen Spaziergang durch den mondänen Kurort auf den Spuren russisch-europäischer Geschichte. Die besonderen badisch-russischen Beziehungen, die im Vorwort näher beleuchtet werden, begannen bereits mit der Hochzeit von Zar Alexander I. und Luise von Baden 1793 in St. Petersburg. Mithilfe zeitgenössischer Quellen und den Originaltexten (Tagebuchnotizen oder Briefen) der russischen Literaten nähert sich Voigt deren Biografie und Werken, von denen viele in Baden-Baden entstanden oder zumindest hier angeregt wurden. Durch die historischen Hintergrundinformationen wird man vielleicht die Klassiker der russischen Literatur unter einem anderen Blickwinkel lesen.

Ein besonderer Aspekt ist der damalige Streit zwischen Westlern und Slawophilen, der die russischsprachige Literatur und Publizistik vor 150 Jahren prägte und verblüffend auch ein Schlaglicht auf die heute politische Situation zwischen Russland und der Ukraine wirft. Fazit: Eine sehr interessante und informative Darstellung (nicht nur für Literaturkenner), die außerdem mit einigen historischen Abbildungen ausgestattet ist.

Bewertung vom 12.03.2024
Beklaute Frauen
Schöler, Leonie

Beklaute Frauen


ausgezeichnet

In der Vergangenheit wurde Frauen häufig nur als Muse, Mitarbeiterin, Sekretärin oder Ehefrau von erfolgreichen Männern angesehen. Die Historikerin und Journalisten Leonie Schöler stellt in ihrem neuen Buch nun „beklaute Frauen“ vor, die im Schatten der Männer standen. Häufig wurden sie gebremst, ausgenutzt und ihrer Chancen beraubt. In sechs ausführlichen Kapiteln würdigt Schöler ihr Schaffen und Wirken.

Die Palette der „unsichtbaren Heldinnen der Geschichte“ reicht von den Frauen auf den Barrikaden der Revolution von 1848/49 über die Chemikerin Clara Immerwahr (die sich aus Protest gegen die führende Rolle ihres Mannes Fritz Haber im Gaskrieg das Leben nahm) oder die algerische Malerin Baya (die bereits mit 16 Jahren Werke in Paris ausstellte, wo sich dann Picasso an ihren Motiven bediente) bis hin zu Lise Meitner (der Mitarbeiterin von Otto Hahn, die zwar trotz zahlreicher Nominierungen nie den Nobelpreis erhielt).

Die Autorin will ihre Publikation als augenöffnende Ermutigung verstehen, die starken Frauen der Vergangenheit stärker ins Bewusstsein zu rücken. Schölers Fazit: „Jede beklaute Frau ist kein Einzelfall, sondern Teil eines Systems, das bis heute wirkt.“ Fazit: Sehr lesenswert!

Bewertung vom 11.03.2024
Leonardo, Frida und die anderen
Jouneaux, Camille

Leonardo, Frida und die anderen


ausgezeichnet

Die Neuerscheinung aus dem Prestel Verlag stellt die Geschichte der letzten 800 Jahre anhand von hundert Künstler*innen und ihrer Werke vor. Das bringt natürlich Einschränkungen mit sich, doch die Kunsthistorikerin Camille Jouneaux hat versucht, neben unerschütterlichen Monumenten der Malerei auch neue Gesichter aufzunehmen. Damit möchte sie, wie sie im Vorwort betont, eine ausgewogene Sicht auf acht Jahrhunderte Malerei bieten.

Die Kunstgeschichte wird nicht anhand der üblichen Epochen vorgestellt, sondern an fünf Kategorien: „Ewige Malerei“ (von Giotto bis Lavinia Fontana), „Triumphale Malerei“ (von Caravaggio bis Charles Le Brun), „Sensible Malerei“ (von Antoine Watteau bis Eugène Delacroix), „Rebellische Malerei“ (von Gustave Courbet bis Gustav Klimt) und „Radikale Malerei“ (von Henri Matisse bis Bansky).

Jede/r Künstler*in wird mit einer Doppelseite vorgestellt, wobei eine Seite einer großformatigen Gemäldeabbildung vorbehalten ist. Die Textseite untergliedert sich in einige Informationskästen zu Besonderheiten des Werkes („Was sehen wir“) und mit einigen Lebensdaten. Darüber hinaus werden Vergleiche zu anderen Künstler*innen gezogen und zahlreiche Begriffe der Kunstgeschichte kurz erläutert. Neben der westlichen Kunst hat Jouneaux auch andere Kontinente und Kulturen miteinbezogen. Fazit: Eine reich illustrierte Kunstgeschichte, die einen informativen und leicht verständlichen Überblick bietet.

Bewertung vom 11.03.2024
Der Garten meines Vaters Karl Foerster
Foerster, Marianne

Der Garten meines Vaters Karl Foerster


ausgezeichnet

Karl Foerster (1874-1970) gilt heute als der bedeutendste Staudenzüchter des 20. Jahrhunderts. Sein rund 5000 qm großer Garten, den der Gartenphilosoph ab 1912 in Potsdam-Bornim anlegte, ist ein grandioses Gesamtkunstwerk. Hier wollte er die Vielfalt von Stauden und Gehölzen demonstrieren, die jede Pflanze als individuelles Wesen berücksichtigt.

Seine Tochter pflegte dieses Gartenparadies über zwanzig Jahre lang und hat ihre Erfah-rungen in einem persönlichen Gartentagebuch niedergelegt, das jetzt zum 150. Geburtstag von Karl Foerster in einer erweiterten und aktualisierten Ausgabe mit neuem Bildmaterial erschienen ist. Es ist längst ein Standardwerk über Leben und Wirken von Karl Foerster. Die Aufzeichnungen unterteilen sich in sieben Jahreszeiten (Vorfrühling, Frühling, Frühsommer, Hochsommer, Herbst, Spätherbst und Winter). Mit ihrem Gespür für Pflanzen und die Ideen ihres Vaters wurde so ein einzigartiges Gartenzeugnis erhalten.

Dem bekannten Fotograf Ferdinand Graf Luckner ist es gelungen, mit neuen Farbaufnahmen die Atmosphäre und die Motive des Foerster-Gartens einzufangen. Die Neuerscheinung wird ergänzt durch eine Geschichte des Bornimer Gartens und eine Auflistung der Lebensdaten von Karl Foerster. Fazit: Ein informatives Gartenbuch zum Verweilen.

Bewertung vom 10.03.2024
Queen Elizabeth II.

Queen Elizabeth II.


ausgezeichnet

Mit siebzig Regierungsjahren war Queen Elizabeth II. die am längsten regierende Monarchin in der Geschichte Englands. In all den Jahren erwarb sie sich den Ruf, pflichtbewusst und besonnen die britische Monarchie zu führen. Ihr kam es auch zu, die angestaubte Monarchie in die Neuzeit zu führen. Am 8. September 2022 war die Queen im Beisein ihrer Familie friedvoll auf ihrem Landsitz Balmoral in Schottland verstorben.

Der prächtige Bild-Text-Band würdigt die Verdienste und die weltweite Anerkennung der Queen. Über 200 Fotos aus dem langen Leben lassen noch einmal die wichtigsten Stationen von ihrer Kindheit über die Krönung bis zum Platin-Jubiläum und dem Tod ihres langjährigen Gatten, Prinz Philipp, Revue passieren. Aber auch Fotos von den zahlreichen Treffen mit Staatsoberhäuptern oder eher private Fotos von der Familie, den Kindern und Enkelkindern bereichern den repräsentativen Band.

Das Highlight der Neuerscheinung sind aber 15 Faksimiles, die in separaten Taschen beigefügt wurden (u.a. Zeitungsartikel, Skizzen von Modekleidern, handgeschriebene Briefe oder vier Briefmarken zum Silbernen Thronjubiläum 1977). Fazit: Ein wunderbares und hochwertiges Erinnerungsbuch.

Bewertung vom 10.03.2024
Kuchen, Torten, Teilchen

Kuchen, Torten, Teilchen


ausgezeichnet

Torten, Kuchen oder Gebäck, sie passen zu jedem Anlass: ob Besuch, Feier oder Kaffeekränzchen. Die Neuerscheinung präsentiert sechzig erprobte Rezepte aus der Landfrauenküche – von Obstkuchen über Sahnetorte bis zu Quarktaschen. Hier nur eine kleine Auswahl: Erdnusskuchen mit salzigem Karamell, Buttermilchtorte mit Holunderblütensirup, Zwiebacktorte mit Preiselbeeren oder Spekulatiusmuffins. Es sind durchaus etwas außergewöhnliche Kreationen.
Alle Rezepte sind ausführlich beschrieben mit den Zutaten und der Zubereitung (auch mit der Backzeit). Ein ganzseitiges Farbfoto macht dann schon Appetit. Zu jedem Rezept gibt es außerdem einen Hausfrauen-Tipp. Die Ringbindung und die stärkeren Seiten machen das Rezeptbuch absolut küchentauglich. Fazit: ein toller Ratgeber für das Backvergnügen.