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atzekrobo
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Zeven
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Bücherfreak

Bewertungen

Insgesamt 176 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2016
Abenteurer der Ferne
Schulz, Raimund

Abenteurer der Ferne


ausgezeichnet

Ein überaus interessantes und lesenswertes Buch

Romane und Spielfilme über die Eroberer der letzten 3000 Jahre gibt es reichlich. Raimund Schulz hat jetzt ein wissenschaftliches Werk dazu verfasst und als gut lesbares Buch heraus gebracht. Zwar sind gut 150 der 654 Seiten dem Anhang vorbehalten - Anmerkungen, Literaturverzeichnis und Personenregister - aber auf den 500 Seiten zuvor schildert der Autor, wie bereits in der Antike der Forscherdrang einiger Menschen zu großen Entdeckungen führte. Begegnungen mit fremden Kulturen verliefen dabei höchst unterschiedlich, da die Menschen zwischen Sibirien und der Sahara, zwischen dem fernen Asien und der später so genannten “Neuen Welt” in Nordamerika durchaus nicht alle gleich auf Neuankömmlinge reagierten.
Schulz macht deutlich, dass bereits die Antike von Aufbruchstimmung und weiten Reisen geprägt war. Menschen aus den Ländern am Mittelmeer machten sich auf den Weg in die Sahara, nach Asien, auf die Nordsee und bis ins ferne China. Der Autor zeichnet ihre Spuren nach und schildert ihre Begegnungen mit fremden Kulturen. Vor allem geht er der Frage nach, warum Seefahrer in dieser Zeit versucht haben, Afrika zu umrunden oder den Atlantik zu überqueren.
Raimund Schulz schildert kleinere und große Abenteuer. Und er macht deutlich, wie diese Vorstöße in unbekannte Regionen der Erde neue Erkenntnisschübe in Technik, Geographie, Kosmologie und Philosophie ausgelöst haben. Seine Schlussfolgerung daraus ist, dass so die Expansion der europäischen Kultur in der frühen Neuzeit überhaupt erst vorbereitet und ermöglicht wurde. Insgesamt ein überaus interessantes und lesenswertes Buch, das man sicher nicht wie einen Roman lesen wird, sondern auch gut in Abschnitten lesen kann.

Bewertung vom 25.03.2016
Die Paten der Liga
Psotta, Kai

Die Paten der Liga


ausgezeichnet

Ein ebenso informatives wie unterhaltsames Buch
Kai Psotta will nach meiner Interpretation mit seinem Buchtitel weniger auf mafiöse Strukturen anspielen, wie mancher Leser wohl mutmaßen könnte, sondern vielmehr auf die Haltung der meisten Spielerberater gegenüber ihren Klienten. Bei einer Patenschaft geht es nämlich um die Übernahme einer Fürsorgepflicht - was allerdings keineswegs alle Berater als ihren Job ansehen. Aber diese feinen Unterschiede im Geschäft macht Psotta in seinem lesenswerten Buch deutlich. Der Autor beherrscht als gelernter Sportjournalist einerseits das Recherchieren, andererseits verfügt er über entsprechende Kontakte in der gesamten Fußball-Szene.
Es ist eine interessante Fleißarbeit, detailliert Vertragswerke aufzulisten und zu erläutern, aber mir haben die Gespräche mit verschiedenen Beratern und die Hintergrundgeschichten zu etlichen Spielerwechseln am besten gefallen. Wer da so mit wem telefoniert oder Kaffee trinken geht - das schärft auch den Blick für manche Gepflogenheiten, bis hinunter in die fünfte Liga. Berater, Manager, Vorstände, und nicht zuletzt die Spieler - das ist jeweils ein ganz eigenes “Völkchen”, und Kai Psotta gibt erhellende Erläuterungen dazu. Es bleibt neben der guten Unterhaltung die wichtige Erkenntnis, dass offenbar die überwiegende Mehrheit der Spielerberater oder -vermittler relativ seriös und im Interesse ihrer Klienten arbeiten. Ein ebenso informatives wie unterhaltsames Buch, nicht nur, aber vor allem für am Fußball interessierte Leser.

Bewertung vom 22.03.2016
Spieltage
Reng, Ronald

Spieltage


ausgezeichnet

Ein absolut lesenswertes Buch
Wenn ein ehemaliger Spieler und Trainer wie Heinz Höher plötzlich vor der Tür steht, kann ein Sportjournalist wie Ronald Reng kaum widerstehen. Und so ist aus den Gesprächen der beiden eine “andere Geschichte der Bundesliga” entstanden, wie es auf dem Buch-Cover so schön angekündigt wird. Heinz Höher war Ende der 50er Jahre ein so genannter „Halbstürmer“ beim Meidericher SV, der ab 1967 dann zum MSV Duisburg wurde. Gastspiele bei Twente Enschede und dem VfL Bochum folgten. Und schließlich stieg Höher in dieTrainer-Gilde auf.
Seine von Reng aufgeschriebene Geschichte bietet in der Tat einen ganz anderen, authentischen Blick auf die Entwicklung der Bundesliga - von einer Fußball-Eliteklasse zur Unterhaltungsmaschinerie heutiger Prägung. Höher steht exemplarisch dafür, wie es der eine zur bundesweiten Bekanntheit bringt - und der andere eben nicht. Sein Weg aus der Oberliga in die Bundesliga wird begleitet von den Veränderungen, die die Einführung der Eliteklasse mit sich bringt.
Höher bekommt Angebote, Spielervermittler klopfen bei ihm an. Der Leser erfährt einiges über den legendären Trainer Rudi Gutendorf und den berühmten Helmut Rahn - und andere. Sportartikel-Hersteller drängen in die Szene, das Fernsehen berichtet. Professionalisierung, Doping und Bestechung sind die Stichworte in dieser Zeit. Als der Bundesliga-Skandal 1971 über die Liga hereinbricht, ist Höher bereits Trainer.
Reng schildert Kämpfe zwischen Trainern und Journalisten, Mediziner mit aus heutiger Sicht absurden Behauptungen, und Mannschaften, in denen ständig Autoritätsfragen auf der Tagesordnung stehen. Irgendwann, der moderne Fußball ist jetzt eine riesige Unterhaltungsmaschinerie, fällt Höher durch das Raster. Er wird entlassen, fängt an zu trinken, wird Spiel-süchtig. Ronald Rengs lesenswertes Buch bietet viele Geschichten und Informationen abseits der öffentlichen Nachrichten-Kanäle, nicht nur über Heinz Höher. Ein überaus lesenswertes Werk, nicht nur, aber vor allem für Freunde des Fußballsports.

Bewertung vom 22.03.2016
Die Bibel

Die Bibel


sehr gut

Ein lesenswerter Überblick
Annette Großbongardt und Johannes Saltzwedel haben als Herausgeber schon mehrfach Wissenschaftler und Journalisten versammelt, um große Themen verständlich und kompakt in Buchform zu bringen. Nun geht es um das vielfach so bezeichnete Buch der Bücher - die Bibel. Die “heilige Schrift” der Christen wurde in mehr Sprachen übersetzt als jedes andere Buch, und auch häufiger gedruckt - der Koran mag auf dem Weg sein, der Bibel diesen Rang streitig zu machen.
Autoren aus der Redaktion des Spiegel und einige Historiker haben bei diesem Buchprojekt sowohl Entstehung als auch Wirkungsgeschichte der Bibel über einen Zeitraum von rund 3000 Jahren nachvollzogen. Sie verschaffen ihren Lesern Einblicke in das Wirken von Theologen, Schriftforschern und Archäologen - die auf unterschiedliche Weise und unterschiedlich intensiv auf der Suche nach der Wahrheit sind.
Abgerundet wird das Ganze durch Kurzporträts einiger wichtiger Akteure. Darunter die Apostel Petrus und Paulus, der so genannte Kirchenvater Hieronymus - und schließlich der deutsche Mönch Martin Luther, mit seiner ganz eigenen Wirkungsgeschichte. Entstanden ist so ein lesenswerter Überblick zu Entstehen und Wirken der Bibel - von den Anfängen bis in die Gegenwart - der dem interessierten Laien bemerkenswerte Aspekte in kompakter Form vermittelt.

Bewertung vom 19.03.2016
Neuntöter / Emma Carow Bd.1 (2 MP3-CDs)
Hansen, Ule

Neuntöter / Emma Carow Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Bemerkenswertes Thriller-Debüt mit einer ausgezeichneten Sprecherin

Astrid Ule und Eric T. Hansen haben unter dem Pseudonym Ule Hansen einen wirklich spannenden Thriller geschrieben. Die Autoren haben mit Emma Carow eine spezielle Protagonistin ins Rennen geschickt. In langen Passagen geht es um ihre Vergangenheit und ihre Psyche. Im Laufe der Geschichte versteht der Leser/Hörer, dass Emmas spezielle Art zu denken nur durch ihre Vergangenheit zu erklären und zu verstehen ist.
Sie wurde als junge Frau vergewaltigt, hat das nur ungenügend verarbeitet - aber ihre Arbeit als Profilerin macht sie dadurch wirklich gut.
Der so genannte “Mumien-Fall” führt Emma Carow an ihre psychischen Grenzen. Wenn man muss sich als Leser/Hörer auf die Geschichte und die Protagonistin einlässt, wird man hervorragend unterhalten. Das wird in der Hörbuch-Version noch durch die Sprecherin unterstützt. Friederike Kempter zeigt hier, dass sie nicht nur eine tolle Rolle im Münster-Tatort spielen kann, sondern auch als Hörbuch-Sprecherin exzellente Arbeit leistet. Insgesamt also ein bemerkenswertes Thriller-Debüt, mit einer ausgezeichneten Sprecherin.

Bewertung vom 03.03.2016
Horst Hrubesch. Die Biografie
Schier, Andreas

Horst Hrubesch. Die Biografie


ausgezeichnet

Das Leben als Kopfballungeheuer

Mit Kopfballtoren hat sich der Fußballer Horst Hrubesch seinen Spitznamen bei den Fans redlich verdient. Für den Hamburger Sportverein und für die deutsche Nationalmannschaft hat er auch Tore mit dem Fuß erzielt, aber die Kopfballtreffer des kantigen Mittelstürmers sind bei den Fans in Erinnerung geblieben.
Hrubesch soll sich lange dagegen gesträubt haben, dass sein Leben in Buchform gegossen wird. Andreas Schier durfte nun doch Leben und Karriere des aktuellen U 21-Bundestrainers festhalten. Darin geht es um ein wichtiges Stücvk deutscher Fußball-Geschichte - aber eben auch um den Menschen Horst Hrubesch. So erfahren die Leser beispielsweise, dass Hrubesch ein passionierter Angler ist.
In der Fußball-Bundesliga hat er 136 Tore erzielt, mit Deutschland wurde er 1980 Europa- und 1982 auch noch Vize-Weltmeister. Als Jugendtrainer gilt er derzeit als einer der erfolgreichsten seiner Zunft.
Auf gut 300 Seiten wird Horst Hrubesch als bodenständiger Familienmensch geschildert. So ist sein Blick auf seine Karriere auch erfrischend nüchtern. Er habe nur sein Hobby zum Beruf gemacht, und damit gutes Geld verdient, so die schlichte Beschreibung seines Lebens durch das Kopfballungeheuer.
Absoluter Höhepunkt seiner Laufbahn beim HSV war der Gewinn des Europapokals der Landesmeister (heute Champions League) 1983 mit dem HSV gegen das favorisierte Team von Juventus Turin. 1986 musste er wegen einer Verletzung die Fußball-Schuhe an den Nagel hängen und wechselte auf die Trainerbank.
Die Biografie dieses außergewöhnlichen Sportlers ist nicht nur für Fußball-Fans ein Leckerbissen, sondern generell sehr lesenswert.

Bewertung vom 20.02.2016
Nullnummer
Eco, Umberto

Nullnummer


ausgezeichnet

Ein echtes Hörvergnügen

Umberto Eco hat in seinem neunten Lebensjahrzehnt noch einen neuen Roman geschrieben - nun ist er gestorben. Das Werk wird daher einen besonderen Platz in der Erinnerung einnehmen, aber nicht nur deshalb, es ist auch ein wirklich lesenswertes Buch. Es geht darin um ein paar abgehalfterte Journalisten im Sommer 1992. Die Mafia bombte gegen die Staatsmacht, und die viele Jahrzehnte übermächtige italienische Christdemokratie fiel in sich zusammen. Den Kommunisten wurde endgültig klar, dass ihre Ideologie gescheitert war. Und so entstand in Italien ein neues Machtgefüge, der Aufstieg des Mailänder Bauunternehmers Silvio Berlusconi begann - in ungeahnte Höhen.
Eco gibt sich auch in diesem Buch als geistreicher Plauderer - und schildert tragische Entwicklungen der damaligen Zeit in seiner Heimat. Ein sagenhaft reicher Mailänder beschäftigt einige Schreiberlinge, die vor allem Gerüchte und falsche Infos zusammen tragen sollen. Zugespitzt formuliert soll die unselige Mischung in einem Revolverblatt mit dem Namen “Domani” dem leichtgläubigen Publikum serviert werden. In Wirklichkeit geht es darum, dem Auftraggeber schlüpfriges Material für die Erpressung einiger Mitglieder der besseren Gesellschaft zu geben, denn dort will er fortan die Meinungshoheit haben.
Die zweitklassigen Schreiberlinge bringen natürlich keine weltbewegenden Enthüllungen auf das Papier, aber Eco lässt einen von ihnen tolle Theorien über eine Weltverschwörung ausbreiten. Demnach hat die CIA nach 1945 eine faschistoide Militärbewegung aufgebaut, Terroristen beider Seiten wurden vom Geheimdienst gesteuert, alte Schwarzhemd-Seilschaften haben den Staat unterwandert. Den Protagonisten wird irgendwann deutlich, dass sie im Grunde in einer Art Bananenrepublik leben, die meisten Enthüllungen haben sich als wahr heraus gestellt. Mehr sei hier nicht verraten, es bleibt aber festzustellen, dass dieses letzte Werk von Eco ein großes Lese- oder eben Hörvergnügen ist, denn es wird von Felix von Manteuffel ausgezeichnet gelesen.

Bewertung vom 07.10.2015
Das Fest
Grisham, John

Das Fest


ausgezeichnet

Vergnügliche Lektüre aus der Feder eines Meisters

Weihnachten kommt wieder näher, und damit die beste Zeit des Jahres, um „Das Fest“ von John Grisham zu lesen. Seine Thriller sind allesamt lesenswert, aber seine sonstigen Bücher wie „Der Coach“, „Touchdown“ oder „Die Farm“ zeigen noch viel deutlicher, dass Grisham ein erstklassiger Autor ist. Sein Meisterwerk ist in meinen Augen aber „Das Fest“. Geschrieben hat er es 2002, aber es wird jährlich in neuen Ausgaben immer wieder aufgelegt – und ist auch unvermindert aktuell. Auch wenn der Weihnachtswahn und der damit verbundene Gruppenzwang in den amerikanischen Vorstädten unter Umständen noch schlimmer geworden sind, so sind doch die herrlichen Klischees zur typisch spießbürgerlichen „Straßengemeinschaft“ und ihren Hype um das Fest der Liebe unvermindert köstlicher Lesestoff.
Grisham hat aus diesen Klischees eine herrlich lesenswerte Geschichte gemacht, bei deren Lektüre man sich zuweilen fragt, ob er es übertreibt, oder ob die Realität nicht sogar noch skurriler ist. Die Geschichte beginnt denkbar harmlos. Die Tochter von Luther und Nora entschließt sich kurzerhand, nach ihrem Abschluss nach Südamerika zu gehen. Luther rechnet aus, dass sie alljährlich rund 6000 Dollar für Weihnachten ausgeben. Dekoration, Feste, Geschenke, Essen und so weiter.
Daraufhin entschließen sich die beiden Eheleute, Weihnachten einfach ausfallen zu lassen. Für das gesparte Geld wollen sie eine Kreuzfahrt in der Karibik machen. Dadurch wird eine Welle von Ereignissen ausgelöst, die Luther und Nora bald nicht mehr kontrollieren können. Freunde und Nachbarn wollen oder können den Weihnachtsboykott der beiden nicht akzeptieren. Das folgende Chaos ist praktisch vorprogrammiert – und damit die überaus vergnügliche Lektüre für den Leser.