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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2612 Bewertungen
Bewertung vom 12.01.2022
Frische Brise auf dem Sommerdeich / Sehnsuchtsorte Bd.9
Just, Katja

Frische Brise auf dem Sommerdeich / Sehnsuchtsorte Bd.9


sehr gut

In "Frische Brise auf dem Sommerdeich" nimmt uns Katja Just mit auf ihre Heimatinsel Hallig Hooge im Nordfriesischen Wattenmeer. Das Buch gehört zur Reihe der Sehnsuchtsorte aus dem Eden Books Verlag.

Seit fast zwanzig Jahren lebt die gebürtige Münchnerin bereits auf Hallig Hooge, sie liebt die Natur, die Menschen und gilt als "die Halligbotschafterin". Sie erlebt den Klimawandel und die Umweltverschmutzung und berichtet von den Veränderungen in Landwirtschaft und Tourismus und stellt sich zur Kandidatur als Bürgermeisterin.

Wie lebt man auf einer Hallig? Welche Traditionen werden dort gelebt und was sind Salzwiesen und Sommerdeiche? Die Autorin erklärt auf persönliche Art und Weise von ihren eigenen Herausforderungen, von dem einzigartigen Wattenmeer und von den menschlichen Verbindungen auf diesem Eiland.

Die gebürtige Münchnerin Katja Just lebt seit fast zwanzig Jahr in ihrem Reetdachhaus auf Hallig Hooge und vermietet dort Ferienwohnungen. Sie liebt die Weite, die Natur, den nächtlichen Sternenhimmel, die Tierwelt (auch ihre Kühe) und arrangiert sich mit den Jahreszeiten, mit Sturm und Hochwasser. In mehreren Kapiteln erfahren wir ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse, angefangen von einer alten Tracht, Weihnachten, der Geburt eines Kälbchens, von Stammgästen, von Plastikmüll, einer Wattwanderung, der letzten Sturmkatastrophe und von Politik und ihrer Kandidatur zur Bürgermeisterin der Hallig. Nicht zu vergessen den wunderbaren Einzug ihres Butenböters, ein traditioneller Ofen in der friesischen Stube.

Auf liebenswerte und unterhaltsame Weise bringt uns die Autorin ihr Eiland näher und weckt damit das Interesse auf einen Besuch dieser Hallig im Weltnaturerbe Wattenmeer. Die Kapitel lesen sich als besondere Geschichte, die zeigt, mit welchen Enthusiasmus Katja Just hier lebt und als Bürgermeisterin für das Wohl der Bewohner eintritt. Sie lässt uns ihre Liebe für die Hallig spüren und zeigt auch ganz ehrlich die Probleme durch Umweltverschmutzung und Klimaveränderung und andere Schwierigkeiten, die das Leben den Bewohnern abverlangt. Hier hilft jeder jedem und das schweißt die Menschen zusammen.

Eine interessante Lektüre mit authentischen Einblicken in das Leben zwischen Tradition und Moderne und zwischen Alltag und Urlaub auf einer Hallig.

Bewertung vom 10.01.2022
Du hast gesagt, es ist für immer
Doller, Trish

Du hast gesagt, es ist für immer


sehr gut

Eine ganz besondere Reise

Die Segelreise durch die Karibik war Annas und Bens großer Traum. Als sich Ben das Leben nimmt, stürzt Ann in ein großes Loch. Sie leidet an dem Verlust ihrer großen Liebe und weiß nicht, wie sie weiterleben soll. Aus einem spontanen Entschluß heraus segelt sie alleine los, ohne große Kenntnisse im Segeln eigentlich eine unlösbare Aufgabe. Sie trifft Keane, er ist Ire und ein professioneller Segler, der ebenfalls einen Verlust verarbeiten muss. Anna heuert Keane an und sie segeln davon - hinein in ein aufregendes und auch emotionales Abenteuer, das beide immer mehr zusammenwachsen lässt.

Die sympathische junge Anna stammt aus Fort Lauderdale und wird ihres Lebens nicht mehr froh, seit ihr Freund Ben gestorben ist. Sie zieht sich zurück und fällt sie immer mehr in ein Loch, bis sie schliesslich ihren Job kündigt und alleine mit Bens Boot die geplante Segeltour startet. Was für ein Entschluß, ich habe ihren Mut bewundert, fand sie gleichzeitig aber auch sehr naiv, diese Reise ohne große Segelkenntnisse alleine anzutreten. Doch sie lernt nach der ersten glücklich überstandenen Etappe den Iren Keane kennen, der profimäßiger Segler ist und der sie von nun an begleitet.

Trish Doller schreibt wunderbar lebendig, sie schafft es mit einfühlsamen Schilderungen Gefühle zu zeigen und mit lebensfrohen Szenen herrlich zu unterhalten. Man wird hautnah mitgenommen auf diese abenteuerliche Reise durch die Karibik, bei der die Trauer immer mitfährt. Trotzdem habe ich es genossen, die unterschiedlichen Segelerfahrungen und die wunderbaren Reiseziele mitzuerleben. Fast konnte ich die salzige Luft spüren, die farbenfrohen Sonnenuntergänge sehen und hören, wie sich das Boot durch die Wellen kämpfte. Für Segelfreunde ist dieses Buch auf alle Fälle schon einmal ein Muss!

Unterwegs lernen sich Anna und Keane immer näher kennen und sie treffen in den Häfen auch auf andere Menschen. Sie bewältigen ihre Segelaufgaben, kochen leckere Gerichte und feiern, Anna schwimmt mit den karibischen Schweinen und immer wieder erscheint ihr Ben in ihren Gedanken. Sie fragt sich, ob sie seinen Tod hätte verhindern können. Jetzt ihre gemeinsame Reise zu erleben, erfüllt sie immer mehr und es hilft ihr beim Verarbeiten ihres Verlustes. Keane ist ein liebenswerter und praktisch veranlagter Mann, auch er muss einen Verlust verarbeiteten. Zwischen beiden entwickeln sich zarte Gefühle, die mit gegenseitigem Vertrauen und ihrem Verständnis füreinander immer mehr wachsen. Auf dieser Reise verarbeitet Anna ihre Trauer und findet wieder neuen Lebensmut.

Die Autorin führt auf sehr einfühlsame Weise durch die Geschichte, lässt uns an den vielschichtigen Emotionen und Gedanken teilhaben und weckt mit den karibischen Zielen das Fernweh und gleichzeitig auch die Hoffnung auf ein positives Ende.

Diese Segeltour verwebt Tragik, Romantik und abenteuerliche Reiseerfahrungen wunderbar miteinander und bezaubert durch die wunderschöne Kulisse der Karibik.

Bewertung vom 09.01.2022
Schicksalszeit / Die Chronik der Familie Laverne Bd.1
Maybach, Katja

Schicksalszeit / Die Chronik der Familie Laverne Bd.1


sehr gut

Ein authentischer Familienroman, der die Folgen des Krieges aufzeigt

1. August 1914: Im eleganten Kurort nahe der deutsch-französischen Grenze läuft der Alltag zwischen Erholung, Flanieren und Musik und niemand scheint den Ernst der Lage des 1. Weltkriegs zu realisieren. So wie die Geschwister Franz, Luise und Victoria Laverne, die einmal das mondäne Grandhotel Deutscher Kaiser erben werden.
Luise kehrt gerade nach einer nicht standesgemäßen Ehe aus Paris zurück und hofft auf die Versöhnung mit ihrem Vater. Victoria ist 16 Jahre alt und schwärmt für einen russischen Musikstudenten. Während Franz in der angehenden Fotografin Clara die Frau fürs Lebens gefunden hat.

Siegessicher melden sich in den deutschen Städten junge Männer für die Front, dabei wird es für viele von ihnen das Ende sein. Und auch die Geschwister Laverne werden leidvolle Erfahrungen machen.

Ihr Buch "Schicksalszeit" hat Katja Maybachs ihrem Großonkel Franz Leiling gewidmet, den sie in der Figur des ältesten Sohnes der Hoteliersfamilie darstellt. Er diente an der Westfront als Hauptmann im Ersten Weltkrieg und ließ einen rettenden Schutzschacht bauen, in dem auch Zivilisten Zuflucht fanden und der später zum Kulturerbe erklärt wurde.

Dieser Roman dreht sich um die Familie Laverne, die mit ihrem Nobel-Hotel, dem Palmengarten und ihrer Villa ein komfortables Leben führt. Als der Krieg ausbricht, bricht auch für die Geschwister eine neue Zeit an, denn in Kriegszeiten denkt niemand an Kururlaube.

Der Ausbruch des Krieges bedeutet für die Geschwister Laverne große Veränderungen, ihr Leben und ihre bisherige Ordnung steht auf dem Wendepunkt. Vor dem tragischen Hintergrund des Krieges erleben wir ihre emotionalen Beziehungen, Franz´ Zeit als Soldat und wie Clara sich als Fotografin in einer Männerdomäne behauptet.

Katja Maybach schreibt bildhaft, flüssig und sehr ausdrucksstark, sodaß ich ihrem Roman gerne gelesen habe. Sie lässt ihre unterschiedlichen Charaktere erkennbar und mit eigenen Geschichten nachvollziehbar auftreten, baut in die Handlung kleine Intrigen und besondere Wendungen ein und erschafft so eine spannende Geschichte, deren Ende man gespannt entgegenfiebert.

Passend zur Zeit werden auch die damaligen Standesunterschiede deutlich gemacht. In manchen Familien verhalf eine geschickt eingefädelte Eheschließung zum Aufstieg in die gehobene Gesellschaft und damit in eine gesicherte Position.

Von allen unterschiedlichen und fein gezeichneten Charakteren fand ich Franz und Clara am interessantesten. Aber auch Gerdas Verhalten habe ich gespannt verfolgt und mochte im Ganzen die vielfältig gezeigte Szenerie an Schauplätzen, vom pompösen Hotel, über die Schneiderei und die Redaktion der Zeitung, bis hin zu Kriegsschauplätzen, die dramatisch genau die Zeit widerspiegeln.

Ein authentischer Roman, der einen interessanten Einblick in eine Familie zulässt, die durch den Krieg in ihren Strukturen erschüttert wird und mit schicksalshaften Wendungen klarkommen muss.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.01.2022
Ein Meer aus Licht und Farben
Lindström, Sylvia B.

Ein Meer aus Licht und Farben


gut

Im Eden Verlag erscheint Sylvia B. Lindströms Buch "Ein Meer aus Licht und Farben".

Nach einem Beziehungsaus steht Sylvia Brandis 1992 plötzlich als alleinerziehende Mutter ohne Job und festen Wohnsitz da. Sie entscheidet sich zu einer Auswanderung nach Schweden, ein Land, das sie noch nie bereist hat, dessen Sprache sie nicht spricht, aber das ihr durch Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf so verheißungsvoll lustig und tolerant erscheint, wie eine heile Welt.

"Mein Entschluss stand fest: In diesem lustigen und toleranten Land, das ich bislang einzig aus Büchern meiner Kindheit kannte, wollte ich in Zukunft ohne den vergangenen Beziehungsstress glücklich und zufrieden leben." Zitat S.11

In ihrer autobiographischen Auswanderergeschichte erzählt Sylvia Lindström von ihrer Ankunft, dem Eingewöhnen und Leben in Südschweden. Sie berichtet über die Menschen, ihre Lebensgewohnheiten, ihr Sozialsystem, ihre Ansichten und man erfährt einiges über die schwedische Seele.

Ihrer plötzlichen Eingebung folgt Sylvia Lindström zur Auswanderung nach Schweden. Dort startet sie euphorisch und es folgt ein Überlebenskampf mit einem kleinen Kind in einem fremden Land. Es ist ein ständiges Anpassen an die Gegebenheiten und sie schafft es immer wieder, sich mit neuen Ideen und Aufgaben in Schweden über Wasser zu halten und sich gegen eine Ausweisung zu stemmen. Sie putzt, trägt Zeitungen aus und arbeitet als Aushilfe in der Altenpflege, sie entwirft ihre Ölandspferde (irgendwie angelehnt an die bekannten Dalarna-Pferde), schreibt Bücher und wird Physiotherapeutin für Pferde.

In diesem Buch werden Land und Leute unterhaltsam vorgestellt, immer begleitet durch die persönlichen Gedanken und Probleme Sylvias. Ihre Auswanderung kann man als naiv bezeichnen, ihre vielen Ideen und notwendigen "Überlebensstrategien" lesen sich aber sehr mutig und zielorientiert. Und am Ende hat sie es auch geschafft und fühlt sich in ihrer neuen Heimat wohl und angekommen.

Man muss vor der Lektüre wissen, dass die Auswanderung schon 30 Jahre her ist, Schweden gehört inzwischen zur EU und heute läuft einiges ganz anders.

Der Schreibstil ist flüssig, die Themen vielseitig, manche Dinge werden angerissen, ohne Kontext aneinandergereiht und auch wenn der rote Faden Sylvias Lebensweg ist, so fühlte ich mich manchmal versucht, das Buch abzubrechen. Aber mich hat interessiert, wie es Sylvia in Schweden ergangen ist und ich mochte ihre schöne Beschreibung der Landschaft, der Farben der Natur, dem schwedischen Essen und den privaten Erlebnissen.

Es ist nicht alles Gold was glänzt, Sylvia hat Heimweh, sie trennt sich von Partnern und muss die Abschiede verkraften. Sie wechselt ihre Wohnorte, weil sie finanzielle Probleme hat. Aber was sie ständig positiv antreibt sind ihre geliebten Pferde und die gemeinsame Zeit mit ihrem Sohn. Ich habe bewundert, wie sie scheinbar allem trotzt und sich vom Leben nimmt, was sie will. Wie wenig intensiv die Beziehung in ihrer Kurzzeitehe war, kann man erahnen, dafür stellt sie aber ihre erste Beziehung zu einem bedeutend älteren Schriftsteller besonders hervor und erzählt, was diese Zeit aus ihr machte.

Wer sich für Schweden und Land und Leute interessiert, wird hier nur am Rande informiert. Wer Pferdeliebhaberin ist und die Selbstverwirklichung einer umtriebigen und vielseitig anpackenden Frau lesen möchte, liegt hier genau richtig.

Bewertung vom 05.01.2022
Die Stunde zwischen Nacht und Morgen
Lo Cascio, Priska

Die Stunde zwischen Nacht und Morgen


ausgezeichnet

Ein grandioser, bewegender Roman
In ihrem Roman "Die Stunde zwischen Nacht und Morgen", der im Droemer Verlag erscheint, erzählt Priska Lo Cascio wie sich die junge Schweizerin Eli im Frühling 1946 in Köln für die kriegsgebeutelten Menschen einsetzt und inmitten des »Schweizer Dorfs« ihre große Liebe kennenlernt.

Die Schweizerin Eli Wipf steht kurz vor ihrer Hochzeit und hat sich in den Kopf gesetzt, dass sie etwas für die notleidende Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg bewirken möchte. Sie schließt sich der Schweizer Spende an, einer Hilfsorganisation, die sie nach Köln schickt. In der von den Engländern besetzten Stadt leiden die Menschen zwischen den Trümmern der zerbombten Stadt Hunger, es fehlt an Kleidung und Wohnraum und Eli versorgt sehr engagiert Tag und Nacht die Notleidenden und kämpft gegen die Not an.
Sie lernt den ehemaligen Soldaten Helmut kennen, der sich rührend um seinen kleinen Bruder Mattes sorgt. Doch Helmut hat eine kriegsversehrte Seele, die sie in Schrecken versetzt.


Dieser historische Roman zeigt die Folgen des 2. Weltkriegs für die ausgebombte Bevölkerung und die zahlreichen Flüchtlinge und zeigt, welche Rolle die neutrale Schweiz gespielt hat. Durch die Hilfsorganisation »Schweizer Spende« wurde in Köln im »Schweizer Dorf« Notleidenden und Flüchtlingen im Hungerwinter durch eine Suppenküche, mit Kleidung und medizinischer Versorgung geholfen. Als emotionaler Part sorgt eine sich anbahnende Liebesgeschichte für Gefühle und durch die dramatischen Einblicke in die schreckliche Kriegsgefangenschaft Helmuts erlebt man die grausame Qual hautnah mit. So wie er litten viele Soldaten in russischen Gefangenlagern unter der Knute der Kriegsschuld und viele Männer ließen dort ihr Leben. Im Roman überlebt Helmut, ist aber körperlich ausgezehrt und trägt auch auf seiner Seele Verletzungen, die ihn ständig in seinen Alpträumen begegnen.

Eli stammt aus einen reichen Elternhaus, sie soll heiraten, engagiert sich aber gegen den Willen der Familie in einer Hilfsorganisation. Ihre Aufgabe erfüllt sie, sie setzt ihre gesamte Kraft in ihre Arbeit und erkennt ganz allmählich, dass sie sich verliebt. Doch sie ist völlig beansprucht von ihrer großen Hilfsaufgabe, erlebt sie doch täglich das Leid der Menschen im zerstörten Köln, wo Frauen Trümmer sammeln und die Menschen auf dem Land hamstern, um zu überleben. Auch die Ausbreitung von Seuchen machte den Menschen zu schaffen.

All diese realen Hintergründe hat Priska Lo Cascio in ihren Roman einfließen lassen und erzählt eine authentisch anmutende Geschichte, der mich von Anfang an gefesselt und bis zum Ende nicht losgelassen hat.

Die Autorin haucht ihren Figuren Leben ein, zeichnet sie mit eigenen Ecken und Kanten und lässt die besonderen Zeichen der Zeit für die Menschen mit einfließen. Eli wirkt emanzipiert, kampfeslustig und ist wagemutig. Vom Rollenbild der damaligen Zeit weicht sie kategorisch ab, vielleicht etwas zu stark dargestellt, aber man lässt sich gern von dieser Figur überzeugen.

Es hat mich sehr betroffen und berührt, wie glaubhaft die Szenen von Helmuts Erlebnissen in der Kriegsgefangenschaft beschrieben werden. Sofort kamen mir Personen in den Sinn, die Ähnliches durchgemacht haben. Unfassbar, welches Leid dort zusätzlich erzeugt wurde.

Priska Lo Cascio beeindruckender Roman hat mich ergriffen und sie hat es geschafft, hier Zeitgeschichte mit einer lebendigen Geschichte glaubhaft zu verbinden und neben tiefgreifenden Themen auch zu unterhalten. Das Leben kann noch so schwer sein, die Liebe lässt alles leichter ertragen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.01.2022
Mädchen, Frau etc. - Booker Prize 2019
Evaristo, Bernardine

Mädchen, Frau etc. - Booker Prize 2019


schlecht

Mein Flop des Jahres 2021

Bernardine Evaristo erzählt die Geschichten und Lebensläufe zwölf schwarzer Frauen, es geht um Herkunft und Identität, um Feminismus, Rassismus, Lebenswünsche und Ausgrenzung.
Auf dieses Buch habe ich versucht, mich einzulassen, ich brauchte Ewigkeiten dafür und das ist auch ein Grund für die geringe Bewertung. Denn wenn ich beim Lesen ins Stocken gerate und nur genervt lese, ist es kein mitreißendes Buch. Das kann man hier nicht ganz so sagen, weil die Schicksale der farbigen Frauen wirklich nicht ohne sind. Aber im Grunde hat das Buch schon von Anfang an damit verloren, das mich die merkwürdige Schreibweise mit fehlenden Satzzeichen und die ständige Kleinschreibung doch gewaltig genervt hat. So etwas geht für mich leider gar nicht und hat in Büchern nichts zu suchen. Meine Rezension habe ich ein halbes Jahr lang vor mir hergeschoben, die Stichworte habe ich nun einfach wieder aufgenommen, denn auch für diesen Flop muss eine Besprechung sein.

Dieses Buch polarisiert und macht nachdenklich. Geschichte um Geschichte wechseln sich hier viele interessante und berührende Schicksale und Geschichten von über 12 Frauen ab, die teilweise miteinander verwoben sind und sich daher in einigen Geschichten wiederfinden. Es sind alles besondere Einzelschicksale, schwarze Frauen, die in London leben und nach ihrer Identität suchen. Charaktere aller Faszetten, von selbstbewusst, frech, modern bis bodenständig. Ich baue gerne zu den Figuren eine Beziehung auf, aufgrund der recht hohen Personenzahl und der von Charakter zu Charakter springenden Erzählweise war mir das hier leider nicht möglich. Ich empfand es als sehr unübersichtlich. Mit weniger Charakteren hätte ich mich eher befasst und mich auf sie eingelassen. So war das einfach nur schwierig und sie blieben für mich unnahbar und sehr theoretisch im Raum stehen.

Evaristo zeigt rassistische Klischees und führt ihren Leserinnen vor Augen, wie der Rassismus im Alltag für die farbigen Frauen aussieht. Es wird deutlich, dass sie jeden Tag für ihre Rechte kämpfen müssen und auch Anfeindungen ausgesetzt sind. Ihr Leben ist nicht erfüllt von Gleichberechtigung und dem Freiheitsgeist, den sie sich wünschen. Ihnen wird häufig eine diskriminierende Grenze gesetzt und zwar von weißen Menschen.

Eine Frauenfigur überträgt ihre eigenen Erfahrungenen an ihre Tochter und möchte ihr diese Dinge ersparen, doch sie lässt dabei die Identität außer Acht. Eine Frau flieht vor der männlichen Welt und hat am Ende unter der Unterdrückung einer Frau zu leiden. Am interessantesten fand ich die Frau, die für ihre Karriere fast ihre Identität geopfert hat, bei ihr konnte ich gut mitfühlen. Im Großen und Ganzen war mir die Aneinanderreihung der Geschichten jedoch zuviel und zusätzlich nervte die Kleinschreibung.

Für mich der Flop des Jahres 2021, hier wurde zuviel gewollt und in zuviele Charaktere verpackt. Ich kann die Auszeichnung nicht nachvollziehen!

Bewertung vom 01.01.2022
Unser kostbares Leben
Fuchs, Katharina

Unser kostbares Leben


ausgezeichnet

Diese intensiv erzählte Zeitreise weckt Erinnerungen an meine Jugend

Mainheim 1972: Minka und Caro sind Nachbarskinder und Freundinnen, ihre Väter haben als örtlicher SPD-Bürgermeister und Direktor der ansässigen Schokoladenfabrik völlig unterschiedliche politische Einstellungen. Zu dieser Zeit kommt das vietnamesische Waisenkind Claire im Kinderheim an, sie ist eine von vielen Boatpeople, die in Deutschland aufgenommen werden.

In diesem Roman lässt Katharina Fuchs die 70er und 80er Jahre aufleben und beschreibt mit einer bildhaften, fesselnden und leicht wirkenden Erzählweise das Zeitgeschenen und lässt es authentisch durch die Lebenswege ihrer Protagonistinnen Minka, Caro und Claire auf uns wirken.

Minka und Caro wachsen in einer kleinen Industriestadt auf und merken immer mehr, wie die ehemals grüne Idylle ökologisch zu kippen droht. Inzwischen ist das Flusswasser vergiftet und die ansässige Pharmaindustrie setzt zahlreiche Tierversuche und Experimente mit Psychopharmaka ein, die nicht nur die Tiere schädigen. Das erwachende Umwelt-Bewusstsein der Mädchen sorgt dafür, dass sie etwas ändern wollen und sich dafür einsetzen, sei es als Journalistin oder als Aktivistin und politisch Engagierte. Denn am Ende muss man sich fragen: Wie kostbar ist ein Leben?

Meine Kindheit und Jugend habe ich in der Zeit der 70er und 80er Jahre verbracht und konnte beim Lesen mit meinen eigenen Erinnerungen genau in diese Zeit eintauchen. Katharina Fuchs beschreibt die damalige politische Situation und die Entwicklung eines neuen, grünen Umweltbewusstseins so intensiv und umfassend, dass ich von ihrem Buch einfach nur begeistert bin. Mit ihren Protagonistinnen verleiht sie der Zeit eine anschauliche und emotionale Seite, die Schicksale zeichnet, erklärt und das damalige Leben aus Kinder- und Jugendsicht deutlich macht.

Bei diesem Buch zeichnet die Autorin ein umfassendes Bild der damaligen Zeit zu der Umweltzerstörung, politische Mitsprache der Bevölkerung durch Demos und das Leben in Kommunen gehören. Mitten in diese Bereiche tauchen ihre Protagonistinnen ein und machen auf lebendige Weise die Zeit realistisch spürbar.

Die Charaktere sind einfach perfekt gewählt, aus kindlicher Anschauung heraus entwickeln sie das Bewusstsein für die beginnende Umweltverschmutzung, erleben am eigenen Leib Versuche mit Psychopharmaka und merken, dass sie sich für die Verbesserung der Natur und Gesellschaft einsetzen müssen. Minka schlägt den Weg des Protests ein und lebt in einer Kommune, Caro möchte Klarheit hinter so manchen Skandal bringen und wird Journalistin und ser fleißigen wie intelligenten Claire liegt die Gesundheit der Menschen am Herzen und sie geht in die Forschung.

Bei diesem umfangreichen Buch wird man von Anfang bis Ende gut unterhalten, es bleibt durch die Lebenswege und Enthüllungen dauerhaft spannend und ich fühlte mich in diese Zeit zurückversetzt und es kommen beim Lesen Erinnerungen hoch.

Mit "Unser kostbares Leben" ist Katharina Fuchs ein packendes Leseerlebnis gelungen, sie entwickelt sich immer mehr zu meiner Lieblingsautorin. Bisher hat mich jedes ihrer Bücher überzeugen können und ich kann alle uneingeschränkt weiterempfehlen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2021
Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson
Feyerabend, Charlotte von

Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson


sehr gut

Eine beeindruckende Romanbiographie
In diesem Buch wird aus dem bewegten und abenteuerlichen Leben der Selma Lagerlöf erzählt, die schon als Kind Schriftstellerin werden wollte. Wir begleiten sie in drei Etappen ihres Lebens.

Aus Geldnot wird Selmas Elternhaus verkauft, später lernt sie ihre Freundin und Reisegefährtin Sophie Elkan kennen, die sie auf ihrer Recherchereise für Nils Holgersson durch Schweden begleitet.

Ihr schriftstellerisches Werk wird auch im Ausland anerkannt, Gösta Berling ist ihr großer Erfolg und sie erhält als erste Frau den Literaturnobelpreis. Mit den Einkünften aus ihren Buchverkäufen erwirbt sie das Elternhaus zurück und kann damit ihren langersehnten Traum mit einem Gutshof erfüllen, der auch Anwohnern Arbeit und Brot gibt.

"Es ist definitiv eine Welle losgetreten worde, die Frauenwahlrechtsvereine sprießen aus der Erde wie Pilze, und 1905 haben wir in ganz Schweden 350.000 Stimmen im Reichstag eingereicht." Zitat Seite 256

Den Text der "Faluner Petition" schrieb Selma persönlich und war damit eine entscheidende Wegbereiterin des Frauenwahlrechts.

Charlotte von Feyerabend hat als Grundlage für ihren Roman reichlich recherchiert und bringt dieses Wissen sehr einfühlsam und auf bildhafte und poetische Weise in ihrem Buch unter. Mir haben die eingebauten originalen Gedichte und Briefe Selma Lagerlöfs gut gefallen, die sich dem Erzählton der Autorin wunderbar einordneten.

Bei diesem Buch habe ich die verwendete Sprache und Ausdrucksweise der Autorin genossen und ganz nebenbei auch viel über den mir bisher nicht so bekannten Lebensweg von Selma Lagerlöf erfahren. Ich habe die Willensstärke und Disziplin Selmas bewundert und ihr Engagement für andere Menschen und insbesondere für ein Frauenwahlrecht in Schweden, aber auch ihre Abneigung gegen den Nationalsozialismus, die sie offen bekennt. Es wird der Zeitgeist spürbar gemacht und man taucht ein in das Leben zu der damaligen Zeit.

Mit ihrer Dreiecksbeziehung führte sie damals eine besondere Lebenspartnerschaft, auch das war sicherlich ein Zeichen für ihren Kampfgeist und ihre Willenstärke, sich nicht vor Schwierigkeiten zu beugen.

Dieser Roman lässt uns in einige Phasen von Selma Lagerlöfs Leben eintauchen, erklärt ihre Seele und ihren Freigeist näher und zeigt einige Hintergründe für das Buch Nils Holgersson.

Ein sehr interessanter Roman, der den Lebensweg Selma Lagerlöfs schlüssig mit Original-Texten unterlegt und bei der die Autorin wie aus Selmas Feder zu schreiben scheint und damit eine sehr persönliche und ausdrucksstarke Wirkung erzielt.

Bewertung vom 28.12.2021
Orangencreme und süße Träume
Römer, Lotte

Orangencreme und süße Träume


sehr gut

Wohlfühl-Sommerfeeling und Amore gegen den Winterblues
"Orangencreme und süße Träume" ist der dritte Teil von Kindle-#1-Bestsellerautorin Lotte Römer, die Reihe erscheint bei Montlake Romance.

Nach dem Unfalltod ihrer Eltern arbeitet Valentina in einem kleinen Hotel am Gardasee und kümmert sich aufopfernd um ihren jüngeren Bruder Tim. Mit der liebenswürdigen Hotelbesitzerin Antonella hat Valentina nicht nur eine sehr herzliche Chefin gewonnen, sondern auch eine echte Freundin, die sich um sie sorgt. Als der attraktive Kletterer Max eincheckt, beginnt ein aufregendes Abenteuer.

Ich bin ohne Vorwissen der Vorbände der Gardasee-Reihe gleich mit dem dritten Band eingestiegen und hatte damit keine Verständnisprobleme. Von Anfang an habe ich mich in der wunderbaren Atmosphäre in Antonellas Hotel wohlgefühlt und wäre gern dorthin gereist, um die wunderbare Landschaft und die köstlichen Gerichte zu kosten. Hier wird man als Gast herzlich umsorgt und nach allen Regeln der Gastfreundschaft verwöhnt. So ist es Antonella auch ein Herzenswunsch, ihrem Gast Max die Klettertour zu ermöglichen. Ihre Angestellte Valentina versteht etwas vom Klettern, ist aber durch ein traumatisches Erlebnis davon abgekommen. Dabei hat sie seit Max Eintreffen nur noch Augen für ihn. Das hat auch Antonella gleich gemerkt und beordert Valentina weg vom Service, hin zu Absicherung beim Klettern.

Bei diesem Buch kann man wunderbar eintauchen in die herrliche Landschaft am Gardasee. Ich fand es mutig von Valentina, sich ihren Ängsten zu stellen und sich mit Max zum Klettern aufzumachen. Schliesslich begleiten sie die Erinnerungen an den Unfalltod ihrer Eltern noch regelmäßig in ihren Albträumen. Doch als sie sich überwindet und mit Max in den Bergen unterwegs ist, kommt auch die Faszination wieder, die sie früher so geliebt hat.

Die lebendige und bildhafte Erzählweise Lotte Römers führt wieder gewohnt flüssig durch das Buch. Man erlebt die Klettererei und die romantischen Szenen hautnah mit und kann sich in diese Geschichte fallen lassen. Die liebevoll gezeichneten Charaktere lernt man schnell kennen und mit der Zeit mag man sie alle. Valentina ist eine sympathische junge Frau, die sich aufopfernd um ihren Bruder Tim sorgt und dabei ihre eigenen Wünsche im Leben vernachlässigt. Dafür nimmt Tim Valentinas Fürsorge als selbstverständlich hin, doch auch er entwickelt sich weiter und wird verantwortungsbewußter und selbständiger.

Wenn man seine Ängste überwindet, kann man neue Wege entdecken und das Leben neu genießen.

Ein lebendig erzählter Roman über die Liebe, das Klettern und das Leben! Die Sommergefühle helfen gedanklich wunderbar gegen den Winterblues hinweg und lassen vom Urlaub in Italien träumen.

Bewertung vom 27.12.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


sehr gut

Kluftis spezielle Bescherung
In der Weihnachtsgeschichte "Morgen, Klufti, wird´s was geben" aus dem Ullstein Verlag zeigen die Autoren Klüpfel/Kobr wie das persönliche Weihnachtsfest ihres Kult-Kommissars Kluftinger abläuft.

Das Weihnachtsfest steht kurz bevor. Im Hause Kluftinger sind die Plätzchen bereits gebacken, der japanische Schwiegervater hat sich als Besuch angemeldet und nun muss nur noch der Tannenbaum geschmückt werden. Natürlich kann Erika mal wieder nicht auf Kluftis Hilfe zählen, der sitzt lieber vor dem Fernseher! Doch dann verletzt sich Erika als sie beim Schmücken von der Leiter fällt, sie muss ins Krankenhaus. Jetzt muss Klufti die restlichen Vorbereitungen dieses Jahr also allein erledigen. Das wird er schon schaffen, schliesslich hat ihm das Erika doch die letzten zig Jahre ihrer Ehe schon vorgemacht. Aber bei Klufti läuft leider nicht alles so glatt, wie erhofft. Es geht einiges schief und die misslichen Vorfälle häufen sich, fast artet es in einer kompletten Katastrophe aus. Wird dieses Jahr Weihnachten im Hause Kluftinger überhaupt stattfinden können?

Dieses Jahr läuft es zwei Tage vor Weihnachten für Kommissar Kluftinger mal nicht so besinnlich ab wie andere Jahre, denn Erika landet nach einem Sturz von der Leiter im Krankenhaus. Sie wurde leider mitten aus den Aufgaben der restlichen Weihnachtsvorbereitungen gerissen. Wer Klufti kennt, ahnt schon früh, dass es hier Pannen am laufenden Band geben wird.

Das Buch ist mit 24 Kapiteln/ Katastrophen wie ein Adventskalender eingeteilt. Eine Katastrophe jagt die nächste, weil der Herr des Hauses dieses Mal einige Aufgaben vor dem Fest erledigen soll. Leider klappt das nur tendenziell und ich musste beim Lesen immer wieder über seine unüberlegten Aktionen mit dem Kopf schütteln, die Autoren haben den unbeholfenen Mann mit seiner realitätsfremden Art, seinen linken Hände und seinem Geiz wirklich extrem dusselig dargestellt. Von seinem beruflich sonst so spürbarem Ermittlungsgeist war hier leider nichts zu spüren. Klufti schlittert von einer Katastrophe zur nächsten und bei aller Dramatik musste ich über ihn lachen. Schliesslich ist er trotz seiner schrulligen Art doch ein guter Mensch und so kümmert er sich auch auf seine Art liebevoll um seinen Gast, den japanischen Schwiegervater seines Sohnes. Klufti möchte ihm die Allgäuer Weihnachtstradition näher bringen, aber schwierigerweise verläuft die Verständigung auf Englisch, wozu Klufti leider nur ansatzweise in der Lage ist. Sein Kauderwelsch-Englisch ist eine wirre Mischung aus englischen Wortfetzen und Allgäuer Mundart. Anfangs war einiges noch sehr amüsant, aber auch auf Dauer war es mir zuviel und wurde einfach recht klamaukig.
Bei einigen Szenen konnte ich laut lachen, den problematischen Kampf mit der Lichterkette sah ich bildhaft genau vor mir ablaufen. Und die spezielle Rezepttur für seinen gepantschten Glühwein kann man wahrscheinlich nicht empfehlen, wer das überlebt, muss keinen Geschmack haben und topfit sein. Vielleicht haben die Autoren beim Schreiben selbst etwas zuviel Glühwein genossen und so würde ich die englischen Sprachfetzen und die zahlreichen albernen Szenen auch nachvollziehen können.

Eine katastrophenreiche Weihnachtsgeschichte, die mit humorvollen, aber auch albernen Szenen gespickt ist und sicherlich nicht jede Leserin gleichermaßen erheitern kann. Ich war beim Lesen in der richtigen Stimmung, um übertriebene Albernheiten einfach auszublenden und mich über einen guten Ausgang der Geschichte zu freuen.