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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2014
Das Geheimnis von Ella und Micha / Ella und Micha Bd.1
Sorensen, Jessica

Das Geheimnis von Ella und Micha / Ella und Micha Bd.1


ausgezeichnet

8 Monate ist es her, dass Ella Daniels fluchtartig ihre Heimatstadt verlassen hat, um in Las Vegas zu studieren. Und um ein neues Leben zu beginnen, denn das alte Leben hat es ganz und gar nicht gut mit ihr gemeint.
Die Semesterferien will Ella zuhause verbringen. Kaum angekommen, steht Micha, ihr bester Freund seit Kindertagen, vor ihr und will unbedingt mit ihr reden. Ella weicht ihm aus, sie will nicht an die alten Zeiten erinnert werden. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht so einfach abschütteln und alles, was sie hinter sich gelassen hatte, bricht mit aller Macht erneut über sie herein…

Jessica Sorensen versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil sehr geschickt, den Leser in ihren Bann zu ziehen.
Gleich der Prolog macht neugierig auf die damaligen Geschehnisse und wirft zahlreiche Fragen auf. Wie dramatisch die Ereignisse wirklich waren, gibt die Autorin erst nach und nach preis und hält die Spannung in der Geschichte damit durchgehend aufrecht.

Es gelingt Jessica Sorensen ausgezeichnet, Ellas und Michas Gedanken und Gefühle zu vermitteln, indem sie die beiden die Geschichte abwechselnd erzählen lässt. Durch die unterschiedlichen Perspektiven bekommt man einen guten Einblick in die Ängste und Sorgen beider Hauptfiguren und lebt und leidet mit ihnen.

Ein wahrer Strudel aus widersprüchlichen Gefühlen erfasst Ella bei der Rückkehr in ihre Heimatstadt und sie gibt sich große Mühe, die Kontrolle über sich und ihre Emotionen zu behalten. Ihre größte Angst ist es, wie ihre Mutter zu werden. Diese litt an einer bipolaren Störung und hat Selbstmord begangen. Auch das instabile Leben in dem heruntergekommenen Stadtteil, die raue Welt aus Arbeitslosigkeit, Drogen, Alkohol machen Ella wenig Mut, sich ihrem alten Ich zu stellen. Ihre Empfindungen für Micha versucht Ella zu verdrängen, doch man spürt gleich beim ersten Aufeinandertreffen nach Ellas Flucht, wie sehr es zwischen den beiden knistert.

Micha war mir anfangs nicht sehr sympathisch. Er legt eine große Portion Egoismus an den Tag, akzeptiert Ellas neues Leben nicht und will ihr Einreden, wie sehr sie alles vermisst hat. Er fährt mit ihr zu ihrem geheimen Platz an einem See, nimmt sie mit auf Partys und zu Autorennen. Micha macht keinen Hehl daraus, wie gerne er mit Ella zusammen sein möchte, doch Ella lässt körperliche Nähe nur zögerlich zu, denn Hingabe bedeutet für sie Kontrollverlust. Nach und nach beginnt Ellas neue, sorgfältig aufgebaute Identität zu bröckeln und obwohl sie sich energisch wehrt, kommt die alte Ella langsam wieder zum Vorschein.

Jessica Sorensen hat auch ein gutes Händchen für Nebencharaktere. Jeder Einzelne bekommt ein eigenes Gesicht und einen interessanten Hintergrund. Jeder hat einen wichtigen Platz in der Geschichte, aber keiner drängt sich in den Fokus.
Einen besonderen Part hat Ellas Studienfreundin Lila inne. Sie kommt aus einer sehr wohlhabenden Familie und wollte Ella eigentlich nur nach Hause fahren. Mit ihrem Interesse an Ellas altem Leben beeinflusst sie Ella nicht unerheblich, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Mir hat „Das Geheimnis von Ella & Micha“ sehr gut gefallen – eine mitreißende, realitätsnahe Geschichte mit lebendigen Figuren und einer geballten Ladung Emotionen.

Bewertung vom 21.01.2014
Dreikönigsmord / Kommissarin Jo Weber Bd.1
Rauenthal, Bea

Dreikönigsmord / Kommissarin Jo Weber Bd.1


sehr gut

Hauptkommissarin Jo Weber und ihr Kollege Lutz Jäger werden zu einem Leichenfund ins Kloster Waldungen beordert. Dort angekommen, erweist sich die Leiche als mehrere hundert Jahre altes Skelett und ist damit wohl kein Fall für die beiden Ermittler. Doch weit gefehlt: Auf dem Rückweg in die Stadt erleiden Jo und Lutz einen schweren Autounfall und finden sich plötzlich im Jahr 1380 wieder, Jo als Kaufmannswitwe und Lutz als Kneipenwirt. Auf der Suche nach einem Weg zurück in die eigene Zeit begibt sich Jo ins Kloster Waldungen und trifft dort auf die Äbtissin Agneta. Agneta erklärt Jo, dass sie erst ins 21.Jahrhundert zurück kann, wenn sie den vor zwei Tagen geschehenen Mord an einem jungen Mann aufgeklärt hat…

Bea Rauenthal gelingt es hervorragend, den Leser schon mit den ersten Seiten ins Geschehen zu ziehen. Die Autorin lässt mit Jo und Lutz zwei gänzlich unterschiedliche Charaktere aufeinanderprallen. Jo ist diszipliniert, korrekt, ordentlich und Lutz locker, chaotisch, cool. Entsprechend ist die Stimmung zwischen den beiden anfangs fast explosiv, die Zusammenarbeit ist besonders Jo zuwider.

Sehr gut gelungen ist der Wechsel ins 14. Jahrhundert – die Atmosphäre ist plötzlich eine ganz andere. Geschickt gelöst fand ich, dass Jo und Lutz nach dem Zeitsprung jeweils in den Körper eines Urahns schlüpfen, so brauchen sie zumindest ihre Anwesenheit dem neuen Umfeld nicht erklären. Schwieriger sieht es mit ihrem Verhalten und der Sprache aus, hier kommt es zu einigen sehr humorvollen Verwicklungen.

Jo tut sich mit den Umständen und Gepflogenheiten im Mittelalter schwer und es ist äußerst hilfreich für sie, dass Bea Rauenthal ihr die liebenswürdige Magd Katrein zur Seite gestellt hat. Nicht nur die Ermittlungen im Mordfall machen Jo zu schaffen, auch die Brüder des verstorbenen Mannes ihres Mittelalter-Ichs wollen sie übervorteilen und sich die gut gehende Weberei unter den Nagel reißen. Es hat mir gut gefallen, dass Jo sich auch um die Belange und den Haushalt ihrer Urahnin kümmern muss.
Lutz kann sich ohne viel Mühe auf die neue Situation einstellen, fühlt sich in seiner Position als Kneipenwirt ganz wohl und findet sogar die Zeit, Fußballspiele zu organisieren.

Für die Ermittlungen müssen Jo und Lutz alle Zwistigkeiten aus der Gegenwart ablegen und Hand in Hand zusammenarbeiten. Die Autorin lässt es im Verlauf der Handlung sogar zu, dass es zwischen den beiden ganz leicht knistert, von einer wirklichen Romanze sind sie aber meilenweit entfernt.
Die Nachforschungen gestalten sich als schwierig, denn die zur Verfügung stehenden Mittel für eine Spurensuche sind dürftig. Dank der klugen Äbtissin Agneta, die Jo und Lutz mit pfiffigen Ideen unterstützt, gelingt es, nach und nach Licht in das Dunkel zu bringen. Trotzdem gehen die Ermittlungen sehr schleppend voran, und das wirkt sich auf die ganze Geschichte aus – der anfängliche Schwung in der Handlung lässt leider immer mehr nach. Dennoch ein gelungener Start in eine neue Serie - ich freue mich schon auf weitere Abenteuer mit Jo und Lutz.

Bewertung vom 15.01.2014
Theatertod
Schrage, Thomas

Theatertod


sehr gut

Köln. Regieassistent Michael will nach einem stressigen Arbeitstag im Kölner Schauspielhaus nur noch schlafen. Dass Schauspieler Peter ihm gerade an diesem Abend sein Leid klagen möchte, kommt Michael daher sehr ungelegen und er fertigt den Kollegen zügig und ohne näher auf seine Probleme einzugehen ab. Kurze Zeit später ist Peter tot – Selbstmord, wie es heißt. Entgegen der allgemeinen Ansicht zweifelt Michael jedoch an Peters Freitod und beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen…

Da ich mich in der Welt des Theaters gar nicht auskenne, war ich sehr neugierig auf das alltägliche Geschehen in einem Stadttheater. Ich bin beeindruckt von dem täglichen Ablauf. Nie hätte ich vermutet, was alles nötig ist, um ein Stück auf die Bühne zu bringen. Schnell hat Thomas Schrage mir gezeigt, dass es hinter den Kulissen ganz anders zugeht, als ich mir ausgemalt hatte: kein fröhliches Miteinander - im Gegenteil, der Umgang unter den Mitarbeitern ist ruppig, es regiert ein harter Konkurrenzkampf. Seite um Seite wird deutlicher, dass Freundlichkeit und Menschlichkeit nicht viel zählt, allein die Professionalität ist wichtig. Hinzu kommt in diesem Krimi eine Theaterleitung, die mit Intrigen und Schikane für eine aggressive Stimmung sorgt.

Thomas Schrage schickt eine große Zahl Akteure ins Rennen:
Hauptprotagonist Michel ist die Unsicherheit in Person. Er schiebt Entscheidungen gerne vor sich her, sucht Ausreden, um unangenehme Dinge nicht erledigen zu müssen, ärgert sich aber gleichzeitig über sein eigenes Nichtstun. Thomas Schrage lässt Michael im Verlauf der Handlung eine tolle Entwicklung durchmachen, an deren Ende mehr Selbstvertrauen, Willensstärke und Entschlusskraft steht.
Besonders gut gelungen ist der Oberfiesling Theo Fleischer. Das miese Verhalten des Regisseurs ist kaum zu überbieten.
Sehr gut gefallen haben mir auch die Requisiteure Simon und Fränk, die mit ihrer lockeren Art für ein bisschen Normalität in dem ganzen Trubel sorgen.

Die Krimihandlung ist wenig spektakulär. Von der dürftigen Ermittlungsarbeit der Polizei enttäuscht, macht sich Michael daran, auf eigene Faust Licht in das Dunkel um Peters Tod zu bringen. Er wirkt dabei schnell überfordert, zum einem, weil der Theaterbetrieb seinen vollen Einsatz verlangt, zum anderen, weil seine Unentschlossenheit ihn immer wieder ausbremst. Michael führt zahlreiche Gespräche mit seinen Kollegen, die Spurensuche zieht sich in die Länge und manchmal möchte man als Leser in die Geschichte hinein klettern und Michael ein wenig anschieben. Trotz der langwierigen Ermittlungen hat es mir aber sehr gut gefallen, dass Michael im Rahmen seiner Möglichkeiten bleibt und durchweg als der Amateurdetektiv agiert, der er nun einmal ist.

Ein tolles Debüt - ein spannender Ausflug in eine rücksichtslose Theaterwelt.

Bewertung vom 09.01.2014
Wasserfest
Kreisler, Frank

Wasserfest


sehr gut

Leipzig. Kommissar Heiner Trotzenburg hat es mit einem eigenartigen Fall zu tun: Ein Toter treibt wie ein Segelboot zurechtgemacht in der Weißen Elster. Todesursache eine extrem hohe Dosis Algengift. Kurze Zeit später wird eine zweite Leiche gefunden. Mit Spielzeugautos dekoriert liegt sie auf Trotzenburgs Tiefgaragenparkplatz. Doch nicht nur die Leichenfunde geben der Polizei Rätsel auf, auch an unterschiedlichen Orten entdecktes Ostseewasser macht das Ermittlerteam stutzig – nur Trotzenburg ahnt, dass dieser Fall ihn ganz persönlich betrifft…

Frank Kreisler hat einen ungewöhnlichen Schreibstil, der es mir anfangs nicht leicht gemacht hat, mich in dieser Geschichte wohlzufühlen. Und auch nachdem ich das Buch ausgelesen habe, bin ich mir nicht wirklich sicher, wie mir dieser Krimi gefallen hat. Mal fand ich die Handlung richtig klasse, dann wieder war ich fast genervt, weil viele Dinge bis ins Kleinste erklärt werden. Eine Fülle von Informationen prasselt auf den Leser ein. Jeder Gedanke Trotzenburgs wird aufgegriffen und mit Kommentaren, Mutmaßungen und Vergleichen gespickt. Immer wieder hatte ich das Gefühl, dass der Autor damit weit vom eigentlichen Geschehen abschweift. Der Handlungsverlauf wirkt dadurch irgendwie sprunghaft und ich hatte über weite Strecken den Eindruck, die Ermittlungen kommen nicht in Schwung. Interessanterweise habe ich trotz der ganzen Umschweife nie den roten Faden der Geschichte verloren.

Es war nicht die Krimihandlung, die mich in diesem Buch gefesselt hat, sondern die Hintergründe, die überhaupt erst zu den Taten geführt haben. Ein grausames, in der Vergangenheit geschehenes Ereignis wirkt bis in die Gegenwart nach, kann auch nach vielen Jahren nicht verarbeitet werden und lässt einen Menschen schließlich zum Mörder werden. Trotzenburg spielt bei den damaligen Geschehnissen eine zentrale Rolle. Doch wofür er genau zur Verantwortung gezogen werden soll, versteht Trotzenburg erst, als es fast zu spät ist. Leider bleiben nach Aufklärung des Falls einige Fragen offen, deren Beantwortung ich mir zur Abrundung der Geschichte gewünscht hätte.

Begeistert haben mich die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze. Ich konnte mir die Handlungsorte in Leipzig und Umgebung und auch in Warnemünde sehr gut vorstellen. Und auch die Informationen rund um das Leipziger Wasserfest haben mir gut gefallen.

Insgesamt ein wenig spektakulärer Krimi, der hauptsächlich mit seinen spannenden Hintergründen punkten kann.

Bewertung vom 08.01.2014
Auf Sendung
Baum, Beate

Auf Sendung


sehr gut

Erfurt 1991. Kirsten Bertram und ihr Exfreund Andreas Rönn sind Kollegen beim Erfurter Tageskurier. Andreas hat schon seit einigen Wochen den Privatsender PLT im Visier und recherchiert das Verschwinden zweier junger Frauen. Die Siegerinnen einer recht freizügigen Fernsehshow sind von ihrem gewonnenen Marokko-Urlaub nicht zurückgekehrt. Als Andreas zu einem vereinbarten Termin mit dem Verantwortlichen der Sendung erscheint, liegt dieser ermordet neben seinem Schreibtisch. Andreas gerät unter Tatverdacht und Kirsten macht sich eifrig daran, Andreas aus diesem Schlamassel herauszuhelfen. Hierzu baut sie auf die Hilfe ihres neuen Freundes, des Privatdetektivs Dale Ingram…

In „Auf Sendung“ nimmt Beate Baum den Leser mit auf eine Reise ins Erfurt des Jahres 1991 – und damit in spannende und turbulente Zeit, die von Umschwung und Neuerungen geprägt war. Es gelingt der Autorin ausgezeichnet, die Stimmung kurz nach dem Fall der Mauer zu vermitteln. Auch die ausführlichen Beschreibungen des damaligen Erfurts haben mich durchweg begeistert.
Zwischen sanierungsbedürftigen Plattenbauten und einer kleinen, sich im Aufbau befindlichen Zeitungsredaktion bemüht sich das Ermittlertrio Licht in das Dunkel um die Ermordung von Manfred Haffmann zu bringen. Die eigentliche Spurensuche wird dabei leider sehr oft von der launenhaften Dreiecksbeziehung der Hauptfiguren in den Hintergrund gedrängt. Da es sich bei „Auf Sendung“ aber um die Vorgeschichte zu mehreren bereits erschienenen Dresden-Krimis mit Kirsten, Andreas und Dale als Ermittler handelt, ist der Fokus auf das Kennenlernen und das Miteinander der drei nachvollziehbar.
Die Krimihandlung endet sehr undurchsichtig und auch die verschwundenen Mädchen werden nur noch beiläufig erwähnt. Hier hätte ich mir einen deutlicheren Schlussstrich gewünscht.

Unbedingt erwähnenswert ist das Cover. Es ist den Covergestaltern des Sutton Verlags wieder einmal gelungen, mit ganz einfachen Mitteln ein ausdrucksstarkes und zum Inhalt passendes Cover zu entwerfen. Die abgebildete Schwingungskurve symbolisiert nicht nur das Auf und Ab der Handlung, sondern stellt mit den Umrissen der Turmspitzen von Dom und Severikirche auch einen Bezug zu Erfurt dar.

Bewertung vom 17.12.2013
Das Recht zu töten
Baecker, Sybille

Das Recht zu töten


sehr gut

Kirstin Schwarz führt ein Doppelleben. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Datenbankadministratorin hat sie ein großes Ziel: Die Täter, die für den Tod der Tochter ihrer Pflegeeltern verantwortlich sind, zur Strecke bringen. Gut informiert und bestens vorbereitet schreitet sie zur Tat. Doch die Anschläge misslingen. Und damit nicht genug, Kirstin ist mit ihren Aktionen einem mächtigen Gegner auf die Füße getreten – dieser holt zum Gegenschlag aus und attackiert Kirstin. Immer, wenn es für Kirstin brenzlig wird, taucht Giorgio auf. Zufall? Dann bietet Gio Kirstin an, sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen…

„Das Recht zu töten“ von Sybille Baecker lässt sich sehr zügig lesen, man ist schnell mittendrin im Geschehen. Gleich der Prolog hat es in sich und katapultiert die Spannung in die Höhe. Ein zwölfjähriges Mädchen entgeht gerade so eben einem Misshandlungsversuch durch ihren Vater. Wer das Mädchen ist und ob sie den Übergriffen durch ihren Vater dauerhaft entkommt, erfährt man an dieser Stelle nicht.

Im Folgenden lernt man Kirstin und Gio kennen. Kirstin ist ungestüm, handelt intuitiv und ist nicht auf den Mund gefallen. Ich konnte ihren Wunsch, selbst für Gerechtigkeit zu sorgen, weil die Justiz hierzu nicht in der Lage war, sehr gut nachvollziehen. Aber natürlich ist ihr Vorgehen nicht der richtige Weg und das begreift sie auch nach und nach.
Kirstin wirkt ruppig, ihre Äußerungen gegenüber Gio sind oft flapsig – ich konnte sehr gut verstehen, dass sie so abweisend und manchmal auch zickig auf ihn reagiert, denn der smarte Gio spielt nicht mit offenen Karten. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich ihn zu gerne selbst einmal kräftig geschüttelt. Dabei fand ich Gio anfangs eigentlich ganz nett, er tritt mit einer unglaublichen Dreistigkeit auf, die ihn zunächst recht sympathisch wirken lässt. Doch im Verlauf der Handlung wird seine Geheimniskrämerei zunehmend nerviger. Er fordert unaufhörlich von Kirstin, ihm zu vertrauen, ist jedoch nicht bereit, ihr das gleiche Vertrauen entgegenzubringen. Im Gegenteil, er beantwortet keine ihrer Fragen, er spioniert sie aus, überwacht jeden ihrer Schritte, öffnet ihre Post und wird einmal sogar handgreiflich.
Sybille Baecker spannt hier nicht nur Kirstin mächtig auf die Folter, auch der Leser muss sich fast bis zum Ende der Geschichte gedulden, bevor klar wird, welche Absichten Gio hat, warum er sich so rätselhaft gibt und so barsch verhält und welche Ziele die Organisation verfolgt. Ich empfand diese Heimlichtuerei als störend.

Die rasante und abwechslungsreiche Handlung wird von Sybille Baecker spannend erzählt und ist mit einigen Action- sowie humorvollen Szenen gespickt. Der Thriller spielt hauptsächlich in Stuttgart, Kirstin und Gio machen aber auch einen längeren Ausflug nach Hamburg und Lübeck, um hier einigen Dingen auf den Grund zu gehen und Informationen zu beschaffen.
Am Ende der Geschichte werden alle Fragen geklärt, Hintergründe aufgedeckt und Missverständnisse aus dem Weg geräumt.

Insgesamt hat mich der Thriller sehr gut unterhalten, auch wenn Gios ständiges „vertrau mir“ mein Lesevergnügen ein wenig getrübt hat.