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Benutzername: 
melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 867 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2015
Die Lebenden und die Toten / Oliver von Bodenstein Bd.7  (Restauflage)
Neuhaus, Nele

Die Lebenden und die Toten / Oliver von Bodenstein Bd.7 (Restauflage)


sehr gut

Über Bande

Zum Inhalt:
Nach einigen Morden, für die es keinerlei Motive zu geben scheint, müssen Pia Kirchhoff und ihr Chef feststellen, dass der Täter nicht die Opfer, sondern deren Angehörige bestrafen will. Im Laufe der Zeit wird deutlich, dass die Taten im Zusammenhang mit einer nicht ordnungsgemäß abgelaufenen Organspende stehen.

Zum Cover:
Ullstein hat ein schönes Design für die Krimis von Nele Neuhaus gefunden. Bläulicher Hintergrund und Blutstropfen, - da weiß man, was man vor sich hat. Leider fehlt der Bezug dieses Covers zu der Krimihandlung.

Mein Eindruck:
Obwohl der Lesende sehr früh mit den Gedanken des Mörders konfrontiert wird, schafft es die Autorin, einen lange im Dunkeln tappen zu lassen, indem sie mehrere Personen als mögliche Täter aufbaut. Bei der Erschaffung ihres Figuren-Kreises tut sie jedoch fast des Guten zu viel - besonders im Bereich der (möglichen) Opfer. Wegen der vielen Namen und Personen beginnt man, den Überblick zu verlieren. Der Spannung des Krimis hätte es nicht geschadet, wenn die auftauchende "Todesliste" etwas kürzer ausgefallen wäre.
Gut gefällt, dass das Privatleben der Ermittler zwar stattfindet, die Krimihandlung jedoch nicht stört. Allerdings finde ich insbesondere die Idee, eine Hochzeitsreise sausen zu lassen, um seiner Arbeit nachzugehen, absolut absurd und unglaubwürdig und zwar egal, wie sehr man mit seinem Beruf "verheiratet" ist. Möglicherweise wird auch der kritische Umgang mit dem Thema "Organspende" Frau Neuhaus nicht nur positive Kritiken einbringen. Andererseits ist eine differenzierte Sicht darauf - und diese bietet die Autorin mit der Beleuchtung aller Seiten - besser, als immer nur eine Position dazu zu hören bzw. zu lesen.

Das Buch liest sich sehr flüssig, die Figuren sind ausführlich dargestellt und gut getroffen. Man kann sich amüsieren, mitfühlen, hoffen und bangen.

Fazit:
Ein bisschen zu viele Personen, aber eine neue Version eines Rachefeldzugs und damit hochgradig interessant zu lesen

Bewertung vom 08.02.2015
Praterglück
Anwander, Berndt;Vierich, Thomas A.

Praterglück


weniger gut

Bruderliebe

Zum Inhalt:
Zwei Halbbrüder – ein Wiener und ein Berliner – teilen sich nicht nur die (verstorbene) Mutter, sondern übernehmen von der gemeinsamen Tante Herta deren Imbissstand – das „Praterglück“.
Da die gegenseitig empfundene Liebe nicht besonders groß ist, korrespondieren Paul und Balthasar nicht persönlich, sonder per Zettel, SMS oder Mail. Nach einer Weile geraten die Brüder mit vielen dubiosen und halbseidenen Typen in Kontakt und dadurch in große Schwierigkeiten.

Zum Cover:
Wie der Inhalt sehr unkonventionell gestaltet mit einigen Elementen, die deutlich für „Imbiss“ stehen und durch die strahlende Farbe ein Hingucker.

Mein Eindruck:
Zwei Autoren (ein Österreicher und ein Deutscher) lassen zwei etwa fünfzigjährige Halbbrüder ihre Hassliebe ausleben. Das tun diese im Dialekt und mit allem, was es an Schimpfwörtern in beiden Sprachen zu holen gibt. Zwischendurch werden Ablebefantasien in Bezug auf Tante Herta durchdiskutiert und vor diversen östlichen Gangstergruppen geflüchtet.
Das ganze Buch ist rassistisch, ordinär, boshaft und wiederholt sich ständig. Dadurch bekommt man das Gefühl, sich im Kreis zu drehen bzw. knietief in übelriechender „Eitriger“ (Käsekrainer) mit Currysauce zu waten.
Gut, einige Teile verführen zum Schmunzeln, z.B. wenn Bruder Paul auf der Flucht vor Polizei und allen möglichen Osteuropäern mit immer anderen Email-Adressen Mails von immer anderen Orten verschickt und die Panik Pauls durch den Stakkato-Stil der Nachrichten greifbar wird. Irgendwie ist es auch schön, zu lesen, wie Paul und Balthasar sich bei allem Ärger, Kontakten mit der Polizei, handfesten Auseinandersetzungen mit den Gangstern, Plänkeleien mit Tante Herta und Liebeleien mit dem Aushilfspersonal doch einander annähern.
Dennoch fehlt dieser Krimigroteske fast alles außer schlechtem Stil: Sie ist nicht witzig genug für eine Groteske und nicht spannend genug für einen Krimi.

Fazit:
Zwei Autoren, zwei Brüder, zwei Welten, zwei Punkte

Bewertung vom 01.02.2015
Superheld fürs Leben gesucht (eBook, ePUB)
Jung, Pea

Superheld fürs Leben gesucht (eBook, ePUB)


sehr gut

Deutsch-Russische Freundschaft

Zum Inhalt:
Jonas, der 11jährige Sohn von Jennifer, möchte, dass das Vereinsheim seines Dorfes restauriert wird und schreibt deshalb an den Besitzer in Moskau. Jennifer selbst ist noch sehr jung. Sie leitet die Kindergruppe des Fußballvereins und verbirgt ihr Äußeres hinter Männerkleidung und ihr Inneres hinter einer gehörigen Portion Schroffheit. Der russische Geschäftsmann schickt Philja, um sich ein Bild von der Situation zu machen und Philja nutzt die Gelegenheit, die deutsch-russische Freundschaft auf eine sehr private Weise zu fördern.

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist wie konventionelle Pop-Musik. Man kennt die Melodie, kann in kürzester Zeit mitsingen und kurz vor Schluss gibt es immer eine Strophe, die aus der Reihe fällt. Und wie es bei Pop-Musik gute und schlechte Stücke gibt, gibt es gute und schlechte Liebesromane. „Superheld fürs Leben gesucht“ gehört für mich zu den guten Romanen. Frau Jung schafft es, den ewig gleichen Harmonien und Dissonanzen ein paar neue Töne zur Seite zu stellen. Jennifer z.B. ist weder die übliche Witwe oder verlassene Frau, sondern ganz jung von einem One-Night-Stand geschwängert worden. Trotz des gewachsenen Panzers, der dem Spott der Erwachsenen geschuldet ist, wird sie von den Kindern des Ortes geliebt. Jennifer vermag sich weiterzuentwickeln und die Pseudo-Härte durch echtes Durchsetzungsvermögen zu ersetzen.
Glücklicherweise beherrscht die Autorin zusätzlich die Fähigkeit, ihre manchmal sehr emotionale und traurige Geschichte mit einer guten Portion Humor zu würzen und dadurch den Leserinnen neben echten Tränen zusätzlich welche des Lachens ins Gesicht zu zaubern.
So entsteht ein hübscher Feierabend-Roman für die gestresste Leserin mit genau so viel Tiefgang, wie man zu dieser Zeit benötigt. Nicht zu seicht, aber auch keine Gefahr in Schwermut und Tiefen zu ertrinken.

Fazit:
Leicht, bekömmlich und zauberhaft

4 Sterne

Bewertung vom 27.01.2015
Lotusblut / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.2
Winter, Judith

Lotusblut / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.2


ausgezeichnet

Gier

Zum Inhalt:
Nach der Entführung eines chinesischen Mädchens werden die Entführer – ein Unternehmerehepaar – von einem ehemaligen Fremdenlegionär mit Drachentätowierung ermordet. Das Mädchen verschwindet und wird nach seinem Wiederauftauchen auf eine sehr dubiose Weise von seinen Adoptiveltern zurückverlangt, die keinerlei Interesse an der Aufklärung des Verbrechens zu haben scheinen. Zum großen Verdruss des ermittelnden Frauenteams Zhou (chinesische Wurzeln, kaltblütig) und Capelli (sizilianische Abstammung, heißblütig) schaltet sich das BKA ein und verlangt immer dringlicher Zurückhaltung bis hin zum Werfen von Knüppeln zwischen die Pumps und Anordnung von Beurlaubung durch den Leiter der Mordkommission.

Zum Cover:
Ein typisches Thriller-Motiv, - Insekt mit Blutstropfen. Das hat zwar überhaupt nichts mit dem Inhalt zu tun (Hallo Verlag, - wie wäre es z.B. mit einer Tätowierung eines Drachen?), hat aber auf dem Tisch der Buchhandlung eine unbedingte Signalwirkung für den Leser mit Blutdurst.

Mein Eindruck:
Der perfekte Thriller: Interessante Opfer und Verdächtige, ein Motiv, das im Dunkeln liegt, ein Ermittlerteam mit menschlicher Tiefe und dazu Kompetenzgerangel, Fremdenlegion, Hochfinanz und vor allem grenzenlose Gier, die über Leichen geht.
Von Beginn an hält die Autorin die Spannungsschraube hart auf Anschlag, ohne den Lesern zwischendurch auch nur ein kleines Durchatmen zu gönnen. Verantwortlich dafür sind unter anderem die Perspektivwechsel, die immer am Puls der Geschichte sind. Außerdem hat Frau Winter ein unkonventionelles Ermittlerteam kreiert, welches verschiedene Temperamente, Familienhintergründe und Probleme beinhaltet und ganz nebenbei Vergangenheitsbewältigung betreibt. Aber auf eine Art und Weise, die nicht nervt, sondern Spaß macht. Es ist sehr schön, eine Geschichte zu lesen, die sich hauptsächlich um die Aufklärung des Falls dreht, den Hintergrund der Beamten nicht zum Selbstzweck ausweidet und dazu eine Auflösung bietet, die überraschend und trotzdem stimmig ist.

Fazit:
Ein feines Stück spannende Unterhaltung

5 Sterne

Bewertung vom 27.01.2015
Der Sohn
Nesbø, Jo

Der Sohn


sehr gut

Racheengel

Zum Inhalt:
Der Vater ein korrupter Polizist, der sich umgebracht hat; die Mutter danach zerbrochen und an Alkohol und Drogen gestorben, - was soll das Leben für einen Jugendlichen dann noch bieten? Sonny hat sich fallen lassen, nimmt Drogen, sitzt im Knast, erteilt dort die Absolution und gesteht aus lauter Gefälligkeit (und für Heroin bis ans Ende seiner Zeit im Knast) zwei Morde.
Aber dann erfährt er, dass das Geständnis seines Vaters erzwungen und dieser ermordet wurde. Sonny bricht aus dem Gefängnis aus und nimmt Rache an all denen, die für diesen und die von ihm gestandenen Morde verantwortlich sind.

Mein Eindruck:
Eine fast schon religiös anmutende Geschichte um einen Menschen auf einem Feldzug, der durch sein freundliches und höfliches Wesen dafür sorgt, dass andere Menschen ihn unterstützen, obwohl sie um seine Person wissen und sich dadurch selbst in Gefahr bringen.
Leider ist dieser Punkt jedoch ein gewisses Manko der Geschichte: Ist es wirklich glaubwürdig, dass ein mehrfacher Mörder geschätzt und geschützt wird, weil er „bitte“ und „danke“ beherrscht und seine Mitmenschen nicht ausplündert, sondern anlächelt? Nichtsdestotrotz muss man Nesbo ein großes Kompliment für seine Fähigkeit machen, Sonny so positiv und sympathisch zu zeichnen, dass die Leserschaft mit ihm fühlt und hofft, dass er die bösen Buben zur Strecke bringt, nicht rückfällig wird, das Mädchen bekommt und mit ihm glücklich bis ans Ende seiner Tage lebt.
Die sonstigen Figuren (bis auf die ganz bösen Bösen) zeichnet eine Vielschichtigkeit des Charakters aus, die bei Thrillern eher selten ist. Abgesehen von den Personen bietet der Plot einige wirklich überraschenden Wendungen und unterhält bis zum offiziellen Ende. Nur den Epilog hätte Nesbo sich sparen sollen, - da wird es des Guten doch ein bisschen zu viel.

Fazit:
Spannende, wenn auch unrealistische Geschichte mit klarer Botschaft: Wer Gutes tut, dem wird Gutes getan, - mit dem Bösen verhält es sich ebenso!

4 Sterne

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Bewertung vom 18.01.2015
Shadowlands
Brian, Kate

Shadowlands


gut

Wenn ein Ende die Story zerstört

Zum Inhalt:
Rory entkommt einem Serienkiller. Da dieser nicht nur gewieft, sondern auch dafür bekannt ist, seine Opfer bei fehlgeschlagenem ersten Versuch weiterhin zu attackieren, wird sie mitsamt ihrer Familie in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen und mit neuem Namen und Geschichte versehen. Aber Steven Nell lässt nicht locker und spürt sie auf.

Cover und Titel:
Schön bedrohlich mit Gewitterstimmung und Dunkelheit. Eigentlich fehlen nur noch die Nebelschwaden für die perfekte Gruselstimmung.

Mein Eindruck:
Ein absoluter Pageturner bis zu Seite 299 und dann kommt - mit einem Paukenschlag - die letzte Seite mit dem letzten Satz und ich hätte in das Buch beißen können vor lauter Ärger. Wenn die Autorin so einen Twist wählt, hätte sie trotzdem noch einige Punkte der Handlung klären müssen, aber das versäumt sie komplett. Warum wer wann wieso so und nicht anders gehandelt hat, erschließt sich nämlich nicht einfach so. Da 300 Seiten für eine Geschichte sowieso nicht üppig sind, wären 20 weitere mit inhaltlicher Hilfestellung für die lesende Gemeinde nicht nur schön, sondern absolut angebracht gewesen.
Vielleicht wäre ich gnädiger, wenn das Buch mir bis zu dieser Stelle nicht wirklich gut gefallen hätte. Spannungsaufbau, Charakterentwicklung der Figuren, Beschreibung der Insel, alles gelingt der Autorin perfekt und großartig. Aber - wie schon einmal ein Prüfer zu mir sagte - der Anfang und das Ende müssen sitzen, dann verzeihen wir im Mittelteil schon einmal einen Fehler.
Hier ist der Anfang spitze, die Mitte gut bis großartig, aber das Ende eine Zumutung.
Deshalb nur 3 Sterne (mit Trauer im Blick)

Noch eine Anmerkung: Ich finde die Zielgruppe "ab 14" etwas zu jung gewählt. Viele Teile des Buches sind sehr drastisch in ihren Gewaltdarstellungen und ich würde "ab 16" als angebracht erachten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.