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narnia
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Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2010
SAX
Muschg, Adolf

SAX


ausgezeichnet

Dieses Buch liest sich nicht einfach, bei Muschg hätte dies wohl auch niemand erwartet. Ich hab es zweimal gelesen und damit hat es sich mir mehr erschlossen, wegeworfenen Zeit war es keinesfalls.

Der Autor führt seinen Leser in ein Haus in dem es klopft, irgendwo im schweizerischen Münsterburg. Drei junge Anwälte ziehen in die Dachwohnung dieses "Spukhauses". Dann tritt auch noch der Freiherr von Sax mit seiner tödlichen Schädelwunde in Erscheinung.

Verwirrend und beeindruckend zugleich ist das Zusammenspiel der Romanhelden, aber auch die wechselnden Blicke in Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Auch wenn Muschg in das an sich wohl kleine verträumte schweizerische Münsterberg führt, ist dies eine weltumspannende visionäre Geschichte.

Wie gesagt, leicht zu lesen ist das Buch nicht, aber wenn man als Leser bereit ist sich dem erfahrenen Autor anzuvertrauen, sich gewissermaßen von ihm führen zu lassen, dann ist dieser Wälzer ein beeindruckendes Leseereignis.

Dieses Buch bleibt irgendwie rätselhaft. Es ist angetreten um der Wahrheit des Lebens näher zu kommen, gelöst hat Muschg die Rätsel des Lebens nicht, wie auch - das Leben bleibt rätselhaft.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2010
Was niemand sah
Gottlieb, Eli

Was niemand sah


ausgezeichnet

Dies ist ein sehr ergreifendes Buch, in dem Eli Gottlieb seine Leser zwingt zuzusehen, wie sich zwei Jungen entwickeln, aneinander reiben, der eine an dem anderen leidet . . .

Zum einen ist da Rob der Kinderstar und Künstler und dann ist da Nick, der ihn grenzenlos bewunderte und der heute als junger Familienvater nicht mit sich und seinem Leben klar kommt. Seiner Ehe geht es auch nicht gut.

Es beginnt ein Gewirr aus Liebe - Neid - Freundschaft - Missgunst und Rückschau. Jedoch je tiefer Nick in die Vergangenheit eintaucht, je schmutziger wird sie. Auf der Suche nach Wahrheit muss Nick Rückschläge hinnehmen, aber er sucht . . .

Eli Gottlieb weiß sprachliche Mittel einzusetzen und hat mich damit sehr beeindruckt. Am Schluß stehe ich da mit meinem traurigen Helden und frage mich, wo ist nun die Wahrheit im Leben?


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

Bewertung vom 01.09.2010
Wer nichts weiß, muss alles glauben
Gruber, Werner;Oberhummer, Heinz;Puntigam, Martin

Wer nichts weiß, muss alles glauben


ausgezeichnet

Also Bücher gibts, ich hätte nie gedacht, dass es die wirklich gibt. Ich halte das vorliegende Buch aufgeschlagen in der Hand und schon auf Seite 85 werde ich aufgefordert: "Reißen Sie diese Seite aus dem Buch heraus." Ich will das aber nicht und blättere einfach um. Auch die nächste Seite soll ich herausreißen.

Wie gut, dass ein Kabarettist zu den Autoren gehört, da ist man ja sowieso auf so manches gefasst. Dieses Buch ist angetreten um über bestimmte Sachverhalte, sei es nun unser Hirn oder die Naturwissenschaft an sich aufzuklären, Wissen zu vermitteln, damit man eben nicht alles glauben muss was man so hört.

Was ist tatsächlich bei homosexuellen Männern anders im Hirn, als bei andern Männern? Warum laufen immer mehr Menschen der Esoterik hinterher? Muss außerirdisches Leben dem unseren ähnlich sein, oder gibt es noch völlig andere denkbare Formen von Leben?

Dies ist nur ein Bruchteil der Themen die in diesem wissenschaftlich - humorvollen Buch an die Leser weitergegeben werden. Für jeden Laien werden Inhalte gut erklärt, selbst wiederholbare Versuche werden beschrieben.

Für neugierige Zeitgenossen ist dies das Buch das gelesen werden muss. Es wird viele Leser finden, denn so präsentiert macht Wissenschaft Spass.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2010
Unter uns
Reitzer, Angelika

Unter uns


ausgezeichnet

Gemessen an einem Menschenalter ist Angelika Reitzer eine junge Frau. Wer ihr neuestes Buch liest wird beeindruckt sein von der Weisheit dieser Frau.

Traurige Heldin des Buches ist Clarissa. Sie kommt zum Familienfest, zum letzten wie die Mutter sagt, sie will aus den Verpflichtungen ihrer Familie gegenüber heraus. Zum Thema Familie lese ich dann einen Absatz weiter: "Ein Land, in dem ich niemals gewesen bin, in dem wir nie zusammen gewohnt haben."

Die Autorin hat die gegenwärtige Gesellschaft durchschaut, in ihrem Buch nimmt sie ihr die Maske von Fortschritt und Sozialstaat. Dieses Buch ist Gesellschaftskritik vom feinsten. Je öfter ich umblättere, je mehr ich in Clarissas Welt eintauche, je mehr taucht bei mir Niedergeschlagenheit, ja sogar Endzeitstimmung auf. Ob Clarissa grad deshalb als ein Schatten ihrer selbst in ein Kellerzimmer einzieht?

Wenn Clarissa wieder einmal auf der Brücke steht und ich nicht weiß, ob sie in der nächsten Sekunde springt oder nicht, möchte ich sie am liebsten aus ihrer depressiven Stimmung und vom Brückengeländer wegreißen - aber wohin dann mit ihr?

Angelika Reitzer hat uns mit ihrem Buch ein großes Stück Arbeit in den Lesesessel gelegt. Sie hat ihren Finger auf Wunden gelegt, die nun niemand mehr übersehen kann. Jeder Leser sollte Schlüsse ziehen - vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2010
Die Radleys
Haig, Matt

Die Radleys


ausgezeichnet

Ein Vampirroman ist es schon, aber er fällt so völlig aus dem Rahmen. Er ist nicht in erster Linie blutrünstig und furchtsam, er ist humorvoll und Matt Haig sucht im Vampir den Menschen.

Die Familie Radley das sind eine Mutter, ein Vater und die beiden lieben Kinder. Nichts besonderes also in einer Kleinstadt, na gut die Ehe ist auch nicht mehr das was sie einmal war, aber selbst das gehört heute zum guten Ton.

Als die Kinder allerdings ins Teenageralter kommen, wird das Thema Blut für sie immer interessanter. Clara und Rowan wissen nichts davon, dass ihre Eltern Vampire sind.

Erst als Clara nach einer Party sich voller Blutgier in einen Jungen verbeißt, wird den Kindern alles klar, ihre Eltern müssen sich outen. Der gebissene Junge allerdings stirbt an den Folgen der Blutgier des Mädchens.

Nun kommt erst alles so richtig in Fahrt. Das Erzähtempo legt noch einmal zu, die Dramatik steigt. Wohin mit der Leiche des Jungen? Claras Mutter holt ihren Schwager zu Hilfe, aber ob der wirklich eine Hilfe sein kann?

Matt Haig hat es geschafft, dass ich nach langer Zeit einen Vampirroman wirklich wieder bis zum Schluß durchgehalten habe. Sein tiefgehender Humor und seine ganz eigene Definition von Vampirromanen haben mich begeistert.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2010
Wie viel Moral verträgt der Mensch?
Wuketits, Franz M.

Wie viel Moral verträgt der Mensch?


sehr gut

Gibt es den Werteverfall tatsächlich oder blicken wir wieder einmal zu pessimistisch in die Zukunft? Noch eine andere Frage stellt der Autor seinen Lesern: " . . . ist der Mensch überfordert, weil er möglicherweise weniger Moral verträgt, als er sich selbst verordnet ?"

Zunächst stellt Wuketitis fest, dass der Mensch so wie alle anderen Lebewesen ein Egoist ist. Zuallererst geht es ihm ums Überleben und dazu muss er sich Ressourcen erobern. Der Mensch ist allerdings auch ein Lebewesen, das nur im Miteinander mit anderen Menschen überleben kann und der sein Verhalten und Handeln kritisch reflektieren kann. Aus diesem Miteinander der Menschen hat sich das gegenwärtige Wertesystem entwickelt.

"Wir Menschen sind keine Engel. Dass jeder von uns in erster Linie das eigene Wohlergehen beziehungsweise das Wohlergehen seiner eigenen Familie, seiner engsten Verwandten und dann seiner guten Freunde im Sinn hat, kommt aus biologischen Gründen nicht überraschend." meint der Autor. Soll dies bedeuten wir können nichts für unseren Egoismus - also nur weiter so ?

Wuketitis beantwortet diese Frage nicht eindeutig mit nein. So wie er behauptet unsere Normen seien nicht eines Tages vom Himmel gefallen und auch keine Naturgesetze, sondern "menschliche Konstruktionen", so tritt er dafür ein, dass sich unsere Werte entwickeln, so wie auch wir Menschen uns weiter entwickeln.

Da bringt er auch sogleich ein Beispiel für verselbstständigte Werte und Normen "indem sie -zum Beispiel in der jüdisch - christlichen Tradition- zu Gegebenheiten stilisiert wurden, denen ein höherer, göttlicher Ursprung beigemessen wurde". Auch auf die zehn Gebote geht der Autor ein und sagt auch sie kommen nicht "von oben her" sondern resultieren aus dem Zusammenleben der Menschen.

Für Franz M. Wuketitis geht die Welt nicht gleich Morgen wegen des Werteverfalls unter. Egoismus und Unmoral hat es immer gegeben, wir sollten aber eben nicht vergessen neue Moralvorstellungen genau zu definieren. So vermisst der Autor eine genaue Formulierung der Wertevorstellungen, die die 500 Millionen Europäer miteinander vereint. Wir hören oft das Wort "europäische Wertevorstellungen" so Wuketitis, aber genau formuliert, die Definition in unseren Alltag geholt, dies hat noch keiner. Vielleicht ist es ja gerade das was uns fehlt.

Mein Fazit: Gewagte aber gute Thesen, die sich gut lesen lassen und über die man gut diskutieren kann um weiter gut Miteinander zu leben.



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2010
Der Pilot
Bach, Richard

Der Pilot


ausgezeichnet

"Die Weisheit wartet über den Wolken" steht auf dem wunderschön gestalteten Cover. Ich bemühte mich um das Buch, weil ich dachte "Die Hütte" kam aus dem gleichen Verlag, vielleicht habe ich ja hier den nächsten Bestseller vor mir.

Statt dessen las ich dann ein Buch über die Fliegerei. Ich würd mich zwar nie in so ein Ding reinsetzen, aber die 192 Buchseiten hatte ich in einer Nacht geschafft, dass spricht schon einmal für einen lockeren gut lesbaren Schreibstil.

Fachausdrücke der Fliegerei störten Anfangs, aber daran hatte ich mich bald gewöhnt. Fluglehrer Jamie Forbes schaffte es mit seiner Erfahrung eine führerlose Maschine am Himmel zu finden. Forbes flog dann in seinem Flieger parallel mit dieser Maschine mit und gab der verzweifelten Maria genaueste Anweisungen wie sie heil mit ihrer Maschine wieder runterkommt, ihr Mann hatte einen Herzinfarkt erlitten.

Als Maria heil wieder auf festem Boden steht, sagt sie, Forbes hätte dies alles geschafft, weil er sie hypnotisiert hätte.

Richard Bach geht noch einen Schritt weiter als sein Held und meint, wir könnten uns selbst hypnotisieren. Mit positivem Denken könnten wir unsere negativen Gedanken verjagen. All das liest sich nicht schlecht, aber und dass ist es in erster Linie was mich als Christ an diesem Buch stört: Mein Glaube an Gott trägt mich, nicht mein Glaube an Hypnose oder sonstige Kräfte.

Ich mag dieses Buch nicht schlechtreden, will ihm nicht einmal seine philosophischen Gedanken absprechen, aber mir fehlte Gott auf dem Weg durch die Wolken.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2010
Schändung / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.2
Adler-Olsen, Jussi

Schändung / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.2


ausgezeichnet

Jussi Adler - Olsen legt mit diesem Buch "Schändung einen weiteren Bestseller vor.

Die Handelnden sind im wesentlichen bekannt. Carl Morck und sein Kollege Assad sind angetreten um unsere Welt ein kleines Stückchen besser werden zu lassen und müssen dazu in die schlimmsten Abgründen menschlichen Handelns eindringen um dort aufklären zu können.

Diesmal hat jemand eine längst abgeschlossene Akte so platziert, dass Assad auf sie stoßen musste. Der Fall ist 20 Jahre her. Es ging damals um ein ermordetes Geschwisterpaar.

Aber es geht auch um Erniedrigung - Schändung - Macht - Machterhalt. Bei den Ermittlungsarbeiten stoßen unsere Helden in höchste Kreise vor. Manchmal wurde mir beim Lesen unheimlich - was wenn Literatur Realität beschreibt?

Insgesamt halte ich dieses Buch für wesentlich stärker vom Ausdruck her als das Erste. Es ist so packend, weil das Erzähltempo stimmt und weil es grad in unsere Zeit, in unsere Gesellschaft passt.


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

6 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.