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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 859 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2021
Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
Green, John

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?


sehr gut

Amüsanter Gedankenmix
"Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?" von John Green ist ein Buch mit einem ganz besonderem Aufbau. Das Anthropozän ist das Zeitalter, in dem der Mensch den größten bestimmenden Einfluß auf den Planeten hat und es ist auch das Zeitalter, in dem wir jetzt leben.
John Green ist eigentlich ein Romanautor, hauptsächlich für Jugendromane, von denen er auch schon einige sehr bekannte geschrieben hat und das ist jetzt sein erstes Sachbuch.
Er verbindet hier jetzt eigene alltägliche Erfahrungen und Dinge, wie die größte Farbkugel der Welt, der beste Hotdog, Rasenpflege oder auch das Internet mit Fakten, Wissen und persönlichen Anekdoten darüber. Das ist oft erheiternd, lehrreich, aber auch nachdenklich machend. Es sind viele Sachen dabei, über die ich noch nie weiter in dem Sinne nachgedacht habe und deshalb macht es sehr viel Spaß zu lesen. Einige Fakten fand ich so informativ, dass ich mich dann selbst noch weiter darüber belesen habe.
Die Kapitel sind alle sehr kurz gehalten und sehr schnell zu lesen, schon wegen dem lockeren und amüsanten Schreibstil. Am Ende jedes Kapitels gibt er eine Sternebewertung ab, was an sich schon recht spannend ist. In vielen der Abschnitte erhalten wir persönliche Einblicke in das Leben des Autors, Momentaufnahmen aus der Pandemiezeit und auch Kindheitserinnerungen.
Man kann querbeet lesen oder in Reihenfolge, eine Geschichte am Tag oder das Buch am Stück, egal wie, es ist großartige Unterhaltung. Die Zusammenstellung wirkt auf den ersten Blick wahllos zusammengewürfelt, ist es aber nicht.
Bei der Bewertung bleibe ich hier dem Autor treu, der sich sehr schwer tat 5 Sterne zu vergeben und gebe diesem Buch hier 4 Sterne.

Bewertung vom 16.08.2021
Die Wütenden und die Schuldigen
Düffel, John

Die Wütenden und die Schuldigen


sehr gut

Einsamkeit und Trauer
"Die Wütenden und die Schuldigen" von John von Düffel ist ein ganz besonderes Buch. Hier begleiten wir eine Familie in den Zeiten der Quarantäne und Kontaktbeschränkungen durch Covid.
Richard ist ein Pfarrer in der Uckermark, der auf der Schwelle zum Tod steht. Sein Sohn Holger befindet sich nach einem Suizidversuch in einer psychiatrischen Klinik. Seine Exfrau ist Ärztin und zusammen mit einem Rabbi in Quarantäne. Und die Enkel Selma und Jakob gibt es auch noch.
Es ist so einiges in Schieflage in dieser Familie und so nach und nach wird in einzelnen Abschnitten über die Familienmitglieder erzählt und man beginnt ihr Denken und Handeln zu begreifen.
Sehr viele Themen werden hier hinterfragt und kommen zur Sprache. Es ist ein Buch zu sehr viel mitdenken und nachdenken. Es waren hier so einige Sätze, die ich mehrfach gelesen habe.
Hier wurden keine sympathischen Protagonisten geschaffen, sondern echte Menschen mit Ecken und Kanten, sie wirken lebendig. Es war auch nicht ganz einfach in diese Geschichte reinzukommen, aber dann hatte sie mich doch im Griff und das Ende hat mir sehr gut gefallen und den Bogen geschlossen.

Bewertung vom 16.08.2021
Bahnhofstrasse
Russenberger, Andreas

Bahnhofstrasse


ausgezeichnet

Das schwarze Buch
"Bahnhofstrasse" von Andreas Russenberger ist der Nachfolger von "Paradeplatz" und im Mittelpunkt steht wieder der Bankprofessor Philipp Humboldt.
Die Züricher Privatbank von Werdenberg soll verkauft werden und das zu einem unanständig hohen Preis. Philipp wird von Alexander von Werdenberg beauftragt, Recherchen zur Geschichte der Brüder von Werdenberg und der Entstehung des Bankenhauses zu betreiben und dann ein Buch zu schreiben. Unterstützung und Hilfe werden ihm an die Hand gegeben.
Durch diese Recherchen tauchen wir als Leser tief in die Vergangenheit mit ab, wo sich schon recht schnell einige Ungereimtheiten zeigen. Das ist total spannend beschrieben. Auch die Passagen, die sich um das Bankenwesen drehen, sind alles andere als langweilig, sondern sehr lebendig und aufschlußreich.
Schön fand ich es, dass man als Leser immer etwas tiefer in den Geschehnissen war, als Philipp und dadurch die Zusammenhänge gut erkannte. Die Auflösung der Geschichte passiert erst zum Ende hin, wodurch man die komplette Geschichte erst nach und nach erfährt.
Auch ohne den Vorgänger gelesen zu haben, kommt man gut in die Geschichte, sie steht völlig für sich allein. Ich werde das Buch jetzt aber nachholen, da mich der Schreibstil des Autors überzeugt hat.

Bewertung vom 15.08.2021
Verliebt in ein Tagebuch (Band 1)
Arold, Marliese

Verliebt in ein Tagebuch (Band 1)


sehr gut

Fantasy in den Highlands
"Verliebt in ein Tagebuch" von Marliese Arold ist ein wunderschönes Kinderbuch. Wenn man es in die Hand nimmt, hat man schon das Gefühl ein altes Tagebuch aufzuschlagen. Durch das Guckloch bekommt das Cover noch etwas ganz besonderes und auch innen ist das Buch durch handschriftliche Tagebucheinträge aufgelockert.
Aleen bekommt ein ganz besonderes Tagebuch von ihrer Großtante zum dreizehnten Geburtstag. So ganz begeistert sie dieses Geschenk nicht, bis plötzlich Einträge in ihrem Buch erscheinen. Mit diesen kann David mit ihr kommunizieren, der Junge, der in ihrem Tagebuch eingesperrt ist.
Es dauert nicht lange bis Aleen bis über beide Ohren in ihn verliebt ist. So richtig mystisch wird die Geschichte bei einer Reise zur Tante nach Schottland. So langsam erfährt sie dabei so einige der Zusammenhänge, auch die mit ihrer eigenen Familiengeschichte.
Diese Ideen mit alten Amuletten, bösen Geistern, Banshees und Kelphies, Verzauberungen und Traditionen hat etwas magisches, es hat sehr viel Spaß gemacht, das zu lesen.
Am Ende blieben noch so einige Fragen offen und ungeklärt und so kann man nur hoffen, dass ein zweiter Teil nicht lange auf sich warten lässt.

Bewertung vom 15.08.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


ausgezeichnet

Kindheit am See
"Die Überlebenden" von Alex Schulman ist ein Buch, dass mir so schnell nicht wieder aus dem Kopf gehen wird.
Wir begleiten hier die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Sommerhaus ihrer Kindheit, wo sie die Asche der verstorbenen Mutter verstreuen. Das Sommerhaus liegt in wunderbarer Natur an einem See mitten im Wald. Aber diese Idylle ist trügerisch, die Brüder stellen fest, wie fremd sie einander geworden sind.
Benjamin ist hier der Erzähler der Geschichte und sie beginnt mit der Szene am See und der Urne mit der Asche der Mutter und arbeitet sich dann in der Zeit zurück, auf der Suche nach dem Ursprung der Zerrissenheit. Zwischendurch werden immer wieder Szenen aus der Kindheit erzählt.
Der Autor hat ein großes Talent Bilder entstehen zu lassen, ganz wunderbare Bilder, die von der Schönheit der Natur berichten und furchtbar beklemmende Bilder aus dem Leben der drei Jungen.
Alles was nach ausgelassener und friedvoller Kindheit klang, bekommt hier einen ganz erschreckenden Beigeschmack, ein Wettschwimmen wird ein Kampf auf Leben und Tod, der Alltag ein Kampf um die Liebe von Mutter und Vater.
Sprachlich ist das Buch so gut verfasst, dass es beim Lesen fast wehtut, dass die Bilder und Gefühle der Jungen so echt wirken, dass sie einen nicht wieder loslassen. Das ist ganz große Erzählkunst und ich warte gespannt auf das nächste Werk des Autors.

Bewertung vom 12.08.2021
Die Gottesmaschine
Kleindl, Reinhard

Die Gottesmaschine


sehr gut

Kann man Gott beweisen?
"Die Gottesmaschine" von Reinhard Kleindl ist ein sehr spannender Thriller, der auf verschiedenen Wegen Wissenschaft mit Religion verbindet.
Uns verschlägt es hier in ein abgelegenes und fiktives Kloster L’Archange Michel. In diesem wurde mit wissenschaftlichen Mitteln an einem Supercomputer geforscht, sozusagen unter dem Ausschluß der Öffentlichkeit. Der sehr intelligente und hochbegabte Mönch Sebastien hat hier Berechnungen erstellt und eine Arbeit geschrieben, die wohl die Grundlagen der Religion revolutionieren soll, ja die Wurzeln der Welt erschüttern.
Bischof Lombardi, zurück von einer Mission aus Afrika, wird gebeten Sebastien aufzusuchen und Näheres zu erfahren. Vor Ort trifft er diePhysikerin Samira Amirpour, die mit ihren unkonventionellen Methoden und scharfem Verstand dem Bischof zur Seite steht.
Denn sehr schnell wird klar, das hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Sebastien wird nur noch tot aufgefuunden, mit Zeichen eines Ritualmordes an seinem Körper, die Arbeit von ihm ist unbekannt und geheim und sehr schnell weiß Lombardi nicht mehr, wem er hier noch vertrauen kann.
Das Kloster verfügt über eine moderne App, die die Wegfindung erleichtert, ihn manchmal aber auch in geheime Gänge und auf Irrwege führt. Das ist alles superspannend, manchmal aber auch gewollt verwirrend und auf falsche Fährten führend.
Mir gefällt sehr gut, dass hier wissenschaftliche und auch religiöse Hintergründe sehr gut und auch für Laien verständlich erklärt werden und dadurch viele Geschehnisse hier plausibel dargestellt.
Durch unterschiedliche Erzählstränge wird zusätzlich Spannung ins Geschehen gebracht, dass schlussendlich in einem gewaltigen Showdown endet. Die einzelnen Kapitel sind kurz, lassen sich gut lesen und wechseln in der Perspektive ständig ab.
Wie und was der Gottesbeweis hier beweist oder widerlegt, muss wohl jeder selber lesen, ich verrate es nicht. Die Lektüre lohnt sich auf jeden Fall.

Bewertung vom 09.08.2021
Unsichtbar im hellen Licht
Gardner, Sally

Unsichtbar im hellen Licht


ausgezeichnet

Die Magie schimmert durch
"Unsichtbar im hellen Licht" von Sally Gardner ist eine Art Märchen, eine Fantasygeschichte auf die man sich einlassen können muss. Das ist grade am Anfang nicht ganz einfach, weil man vieles hinterfragen möchte.
Ein Mädchen, Celeste, soll ein Spiel spielen, sagt der Mann im grünen Anzug und er sagt, es hängt sehr viel davon ab. Ein anderes Mädchen, Marie, hat auch schon gespielt und wird Celeste helfen. Alles wirkt etwas verträumt, unwahrscheinlich und märchenhaft. Wer ist diese Celeste, zu der die anderen Marie sagen? Und warum soll sie in der Oper tanzen, wo sie doch gar nicht tanzen kann? Warum paßt ihr Kostüm nicht so perfekt wie es sollte?
Es hat etwas gedauert bei dieser Geschichte, aber dann konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Dann war ich dort, in dieser Welt, die so ein bißchen verschoben wirkt. Es ist eine Welt des Theaters, der großen Aufführungen, es gibt einen König und verschwindene Schiffe. Es gibt einen Blinden, der so viel besser sieht als viele andere.
Auch wenn am Ende des Buches einige Fragen für mich offen blieben, hat mich diese Geschichte total verzaubert. Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gefallen, sie schafft es wahrhaft magische Bilder zu zaubern. Die Altersempfehlung würde ich eher höher als zwölf ansetzen, da man am Beginn etwas Durchhaltevermögen braucht.

Bewertung vom 08.08.2021
Berlin Heat
Groschupf, Johannes

Berlin Heat


ausgezeichnet

Laut und schrill
"Berlin Heat" von Johannes Groschupf ist ein schnelles Buch, ein lautes Buch, ein hartes Buch. Berlin, Corona läßt die erste Atempause und die Partyszene läuft wieder an, jeder will schnell Geld verdienen und es auch ausgeben, an Spieltischen, für Drogen und Mädchen.
Tom Lohoff ist mitten drin, er vermietet Wohnungen an Berlintouristen und besorgt auch sonst, was diese so begehren. Nebenbei ist er spielsüchtig und hat Schulden bei einem Kredithai, der bei der Eintreibung nicht zimperlich ist.
Lohoff tut für Geld fast alles, beklaut seinen Kumpel und Mitbewohner, bettelt seinen Vater an und vermietet eine seiner Wohnungen dann dummerweise an den Falschen. Ein entführter Politiker der rechten Szene wird in der Wohnung gefangen gehalten und seine "Befreiung" dann spektakulär aufgezogen. Verlierer dabei wieder Lohoff.
So ganz warm wurde ich mit dem Protagonisten nicht, da er einige ziemlich dumme und unreife Entscheidungen trifft. Gefallen hat mir hier die Darstellung von Berlin, man kann es fast hören und spüren, wenn Tom hier durch die Tage und Nächte hetzt, immer auf der Jagd oder Flucht. Tempo ist in diesem Thriller auf jeden Fall vorhanden und alles läuft auf ein Showdown hinaus, dass echt filmreif ist.

Bewertung vom 04.08.2021
Systemfehler
Harlander, Wolf

Systemfehler


gut

Kein Anschluss mehr
"Systemfehler" von Wolf Harlander ist nun schon das zweite Buch des Autors nach "42 Grad", welches ich gelesen habe. Wieder steht ein Szenario im Mittelpunkt, dass erschreckend echt und absolut vorstellbar wirkt, das furchterregend ist.
Diesmal ist es nicht das Wasser, was uns ausgeht, sondern das Internet, die Vernetzung der Daten, die Kommunikation mit weitreichenden Folgen.
Im Mittelpunkt der Handlung befinden sich Daniel, ein Spieleentwickler im PC-Bereich mit seiner Familie und auch Nelson, ein neuer Mitarbeiter im BND. Durch das begleiten dieser Leute wird das ganze Geschehen etwas persönlicher dargestellt. Daniel gerät in den Verdacht mitschuldig an der Katastrophe zu sein und Nelson arbeitet an der Aufklärung des Falles. Im Buch selber wechseln sich die Orte des Geschehens und die Erzählperspektiven ständig und schnell ab. Das hält die Spannung hoch, was und wo als nächstes geschieht.
Es wird knallhart aufgezeigt, wie abhängig wir von der Vernetzung geworden sind und wie viele Bereiche unseres Lebens davon betroffen sind, von der medizinischen Versorgung über die Lieferketten bis hin zum Flug-und Bahnverkehr. Die Szenarien werden immer härter und auch die Menschen selbst immer aggressiver und weniger hilfsbereit.
Gestört hat mich, dass viele Charaktere fremd blieben und unnötige Erzählstränge eingebaut wurden, die keinen Abschluß fanden. Auch waren viele Handlungen nicht unbedingt logisch und nachvollziehbar aufgebaut. Spannend und lesenswert fand ich es aber allemal.

Bewertung vom 02.08.2021
Wie du die Welt verändern kannst
Welk, Sarah

Wie du die Welt verändern kannst


ausgezeichnet

Demokratie-Wie geht das?
"Wie du die Welt verändern kannst" von Sarah Welk und Dunja Schnabel ist ein sehr schön aufgemachtes Sachbuch für Kinder ab ca. 10 Jahren. Ich finde es sehr wichtig, dass man die Politik und Regierung im eigenen Land versteht und das wird hier sehr kindgerecht erklärt.
Im einzelnen geht es um Demokratie, Demokratie an der Schule, Föderalismus und die Funktionsweise der Politik. Unsere Regierung wird erklärt, der Unterschied zwischen Bundesregierung und Bundestag, die Wahlen werden verständlich erklärt und auch der Unterschied zwischen einer Diktatur und einer Demokratie.
Was mir besonders gut gefällt sind die kindgerechten Beispiele an der Politik mitzuwirken, wenn es um Verbesserungen in der eigenen Schule, dem Spielplatz oder auch nur der eigenen Bettgehzeit geht. Das ist schön erklärt.
Weiterhin punktet das Buch mit einer sehr abwechslungsreichen Aufmachung, mehrfarbiger Text, mit Illustrationen und Infokästen belebt und durch Quizfragen aufgelockert.
Dieses Buch klärt sehr schön über die eigenen Möglichkeiten auf und macht Kindern Mut selber tätig zu werden, um die Dinge zu verbessern, die sie stören und nicht nur über Gegebenes zu schimpfen. Absolute Empfehlung!