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CM94
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 885 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2022
Die Diplomatin
Fricke, Lucy

Die Diplomatin


sehr gut

Eine Diplomatin die auf einmal an ihrem Job und der Integrität der Behörden zweifelt- das klingt erstmal sehr interessant und hat sofort meine Neugier geweckt. Und der Klappentext hat nicht zu viel versprochen. Denn Szenarien wie im Bich sind schon lange Fiktion mehr und lassen zurecht an Diplomatie zweifeln

Zum Inhalt: Fred ist intelligent und ehrgeizig. Und als Diplomatin vertritt sie fernab der Heimat ihr Land. Doch als in Montevideo ein Eklat Freds Amt und Karriere befleckt, wird sie nach Istanbul ins Exil geschickt, in eine Botschaft die mehr Trostpreis als Ehre ist. Dort trifft sie auf einen Journalisten, der sie schon aus ihrem vorherigen Leben kennt in Montevideo kennt und der ihren Fall live mitverfolgt hat. Und mit dem sie plötzlich mehr verbindet, als eine rein professionelle Beziehung. Eine Bekanntschaft, die sie an der Rechtschaffenheit des Systems zweifeln lässt.

Aufgrund der kurzen, knackigen Kapitel lässt sich das Buch gut lesen und auch gut beiseitelegen um das Gelesene zu reflektieren.
Fred wird als entschlossene, bodenständige Frau dargestellt, die weiß was sie will und es normalerweise auch kriegt. Das macht sie ungemein sympathisch für eine Frau in einer derartigen Führungsposition. Trotzdem wirkt sie manchmal wie aus der Welt gefallen, wenn sie von ihrem Leben als Diplomatin mit all den Angestellten erzählt.

Man merkt schnell, dass neben ihrer Karriere in Freds Leben nicht viel Platz für anderes ist. Sie hat hauptsächlich berufliche Kontakte, quasi keine Freunde und wirkt allgemein sehr einsam. So ist es nicht verwunderlich, dass die Bekanntschaft mit dem Journalisten ihre Weltanschauung erschüttert, lässt sie ihn doch vieler ab sich heran als die meisten anderen.

Im Buch wird viel über Integrität und Gerechtigkeit sinniert. Fred scheut sich nicht für ihre Überzeugungen einzutreten und auch persönliche Opfer dafür zu bringen. Die Geschehnisse werden eindringlich geschildert.
Ein schöner Roman darüber, was passiert, wenn Ideale an der Realität zerschellen.

Bewertung vom 12.03.2022
Leo und Dora
Krup, Agnes

Leo und Dora


sehr gut

„Leo und Dora“ ist eine ganz zarte Geschichte über eine vorsichtige Annäherung, über Heimat und Familie und über die Geister der Vergangenheit.

Zum Inhalt: Leo, ehemaliger Schriftsteller aus Wien, lebt seit Jahren im Exil in Tel Aviv, getrennt von seiner Tochter, die mit ihrer Mutter in Indien lebt. Leo hat seit Jahren ein Schreibblockade, verdient seinen Lebensunterhalt mit der Berechnung von Versicherungssätzen und ist allgemein eher unzufrieden. Eine Reise an die Ostküste der USA soll Abhilfe und Inspiration für ein neues Buch schaffen. Aber alles kommt anders als erwartet.

Man wird mitten in die Geschichte hineingeworfen und eine Weile war mir nicht so richtig klar, wie ich diese Geschichte einordnen soll. Da ist dieser Leo, für den nichts so läuft wie geplant und der in einer Pension absteigen muss, die ihm absolut nicht zusagt, wo ihm das Essen nicht schmeckt und die Leute ihm wenig erträglich sind. Aber dann beginnt er sich mit der Wirtin Dora anzufreunden.

Die beiden titelgebenden Protagonistin nähern sich vorsichtig an und beginnen sich füreinander zu öffnen. So erfährt der Leser einiges über die Familienverhältnisse der beiden, ihrer beider Lebensgrundlage und ihre Sorgen. Die Geschichte ist sehr alltäglich und absolut menschlich.

Die Geschichte lebt von den Gesprächen die die Figuren miteinander führen in denen es um Familie, Liebe und Verlust geht. Und um die Hoffnungen auf das was noch kommen mag. Sie verändern das Leben der Protagonisten nachhaltig und eröffnen eine unerwartete, sanfte Liebe.

Das Buch besticht durch die kurzen Kapitel und die Einfühlsamkeit mit der diese recht skurrile Liebesgeschichte erzählt wird. Mir hat das Buch gut gefallen.

Bewertung vom 10.03.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Das Autoren-Duo aus Florian Schwiecker und Michael Tsokos konnte mich schon im letzten Buch begeistern, man merkt einfach, wenn ein Autor nicht nur recherchiert hat, sondern selbst über Background-Wissen verfügt. Dass dieser neue Fall für den Verteidiger Rocco auf einer wahren Geschichte beruht, macht das Buch nur noch interessanter für mich, da ich großer Fan von True Crime bin.

Zum Inhalt: Ein Missbrauchs-Skandal, ein Mord und ein opportunistischer Politiker. Anwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer habe einen neuen Fall der weite Kreise zieht: denn in den frühen 2000er Jahren wurden beim Sozialamt auffällig gewordene Kinder an Pädophile Männer als Pflegekinder vermittelt. Und keinen hat es interessiert. Doch zwei Männer wollen mit ihrer Geschichte an die Presse gehen und endlich Gerechtigkeit bekommen. Als einer von beiden erst verschwindet und dann ermordet aufgefunden wird, beginnt ein spektakulärer Fall, der Kreise bis in die oberste Riege der Politik zieht.

Obwohl Eberhardt und Jarmer natürlich keine Ermittler im üblichen Sinne sind, finde ich, dass sie ein echt gutes Duo abgeben. Und natürlich sind im neuen Fall auch Polizisten involviert, man hat beim Lesen aber schon das Gefühl, dass ein Großteil der Arbeit von Eberhardt, Jarmer und Baumann verrichtet wird. Denn natürlich verfügen alle drei über allerlei nützliche Kontakte und können diverse Gefallen einfordern, nicht zuletzt bekommen sie sogar unerwartete Hilfe eines Clan-Bosses, für den Rocco regelmäßig arbeitet.

Der Fall selbst ist schon ungemein spannend und schockierend, man kann bzw. will gar nicht glauben, dass ein ähnlicher Fall tatsächlich existiert hat und ich habe im Nachgang an das Buch nach mehr Informationen dazu gesucht. Missbrauch, und vor allem an Kindern, ist ein wichtiges Thema, was viel zu oft totgeschwiegen wird. Daher finde ich es gut, dass Autoren mit ihren Büchern diesen Themen eine Plattform geben und darauf aufmerksam machen.

Das Buch ist natürlich kein rasanter Thriller, aber aufgrund der kurzen Kapitel und der unterschiedlichen Perspektiven nimmt die Handlung schnell fahrt auf und war thematisch sehr packend. Was mir gut gefallen hat, war auch wie schlüssig die Handlung war, einfach gut geplottet, sodass am Ende keine Fragen offenblieben. Zusätzlich haben wir ein paar kleine Einblicke in Eberhardts Privatleben erhaschen können, sodass man sich Hoffnungen auf eine Weiterführung seiner persönlichen Beziehung zu Claudia im nächsten Band machen darf. Das macht den Anwalt nochmal menschlicher und in meinen Augen sympathischer, besonders wenn man dieselben Figuren über mehrere Bücher begleitet.

Für mich ist dieses Buch ein gelungener Justiz-Krimi, der mich sicher noch eine Weile weiterbeschäftigen wird.

Bewertung vom 10.03.2022
Wunder einer neuen Zeit / Salon-Saga Bd.1
Fischer, Julia

Wunder einer neuen Zeit / Salon-Saga Bd.1


ausgezeichnet

„Der Salon“ ist ein wunderbarer, fesselnder Roman über den Mut für sich selbst einzustehen und seine Träume wahr werden zu lassen. Er handelt von mutigen Menschen, von Freunden und Familie. Aber auch von Sorgen, Verzweiflung, Angst und Liebe. Ganz viel Liebe. Dieses Buch hat alle meine Erwartungen mehr als übertroffen, es ist ein detailverliebtes Werk, dass mich sehr gepackt und berührt hat. Und ich kann es kaum erwarten auch den zweiten band in den Händen zu halten.

Zum Inhalt: es sind die 50er Jahre im ländlichen Bayern. Leni arbeitet bei ihrer Mutter im Friseursalon, beide schuften schwer, damit Lenis Bruder Hans in München Medizin studieren kann. Nachdem der Vater nicht mehr aus dem Krieg heimgekehrt ist, sind die beiden Frauen allein für die Versorgung der Familie verantwortlich. Aber Leni hat selbst große Ziele: sie träumt von einem eigenen, modernen Friseursalon in der Großstadt. Als sie eine Stelle im renommierten Münchner Friseursalon Keller bekommt, sieht Leni ihre große Chance gekommen und wagt den Schritt in die Großstadt. Und auch Hans will endlich seinen Traum leben und eine Karriere als Jazz-Musiker starten, statt Medizin zu studieren. Doch können Träume mehr sein als Seifenblasen?

Trotz des bayrischen Dialekts bin ich direkt super in die Handlung gestartet. Der Dialekt trägt auch erheblich dazu bei, dass alles so authentisch wirkt. Julia Fischer schreibt sehr detailliert und man merkt, dass viel Recherche in diesem Buch steckt. Besonders wenn es um Lenis Handwerk geht, ist alles sehr anschaulich geschildert, sodass der Leser schnell ein konkretes Bild vor Augen hat. Auch die Charaktere, insbesondere Hans und Leni, aber auch Hans Studienfreunde und Lenis Freundin Charlotte sind alle sehr detailliert beschrieben und mit vielerlei eigentümlichen Charaktereigenschaften ausgestattet, sodass sie sehr authentisch wirken. Ich habe mich in Lenis Familie und in Hans Freundeskreis schnell sehr wohl gefühlt und hatte das Gefühl selbst hautnah bei allem dabei zu sein.

Die Geschichte ist wirklich fesselnd und die Stimmung im Buch sehr authentisch. Man leidet noch unter den Auswirkungen des Krieges, damit verbundener Verluste und Einschränkungen. Gleichzeitig setzt wieder Lebensfreude und Hoffnung ein, es geht langsam aufwärts. Bewegend fand ich besonders die Schilderungen einzelner Personen, wie sie den Krieg erlebt haben. Das Buch enthält neben der tollen Grundgeschichte auch viel Dramatik und besonders das Ende hat mir nochmal den Rest gegeben. Ich freue mich schon jetzt wahnsinnig auf den nächsten Band.

Bewertung vom 09.03.2022
Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4
Raabe, Marc

Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4


ausgezeichnet

Wie viele andere Leser auch habe ich Tom Babylon von der ersten Sekunde an auf der Suche nach seiner Schwester Viola begleitet. Das Rätsel um ihr Verschwinden hat auch mich einfach nicht losgelassen. Mit diesem vierten und letzten Band „Violas Versteck“ endet nun die Reihe. Und ich bleibe mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück.

Zum Inhalt: Aufwachen, an einem fremden Ort in einer fremden Stadt. Ein Krankenhaus. Leere. Tom Babylon kommt in einem Londoner Krankenhaus zu sich, nachdem er nackt und über zugerichtet in einem Müllcontainer gefunden wurde. Aber was macht er in London? Und warum hat er seinen Job verloren? Und wo ist eigentlich Anne? Er kann sich an die Geschehnisse der letzten vier Wochen nicht erinnern, aber eins ist klar: es muss was mit Viola zu tun haben. Denn darauf läuft es am Ende hinaus: alles hat was mit Viola zu tun.

Das Buch ist mal wieder packend erzählt und steigt gleich hochspannend ein. Wir erleben das Buch aus zwei parallelen Zeitschienen, eine mit Tom in London und eine mit Sita in Berlin. Die Handlung umreißt einen Zeitrahmen von ca. 4 Wochen und die Kapitel zählen die Tage bis zum Finale wie einen Countdown runter. Schon allein dieses Erzählkonstrukt trägt erheblich zur Spannung des Buches bei. Und dann natürlich die alles umspannende Frage, die uns schon die letzten drei Bücher beschäftigt hat: was ist mit Viola passiert. In diesem Buch erhält der Leser endlich Antworten auf die eine essenzielle Frage, die Tom Babylon seit Beginn der Reihe umtreibt.

Und nebenbei decken er und Sita, unterstützt durch Viola mal eben noch einen Stasi-Skandal auf. Besonders Sitas Erlebnisse fand ich erschreckend, der Handlungsstrang hat mich komplett mitgenommen und fassungslos gemacht. Ich brauch vielleicht gar nicht mehr sagen als das: ich habe mir mit diesem Buch die Nacht um die Ohren geschlagen, da ich es nicht weglegen konnte. Ich wollte die Ereignisse nicht einfach so stehen lassen, sondern brauchte diesen Abschluss. Gemeinsam mit Tom war ich gefangen im Wahn und der Hetzjagd auf der Suche nach Viola und endlich Erlösung von meiner Unwissenheit zu finden.

Nach den Ereignissen gibt es einen kurzen Epilog, der vermutlich vermitteln soll, dass alles langsam ins Lot kommt. Finde ich eine nette Geste von Marc Raabe, aber oh man, ich brauche da mehr. Ich kann nicht fassen, dass es vorbei sein soll.

Bewertung vom 09.03.2022
Die kleine Buchhandlung im alten Postamt
Lucas, Rachael

Die kleine Buchhandlung im alten Postamt


ausgezeichnet

„Die kleine Buchhandlung im alten Postamt“ ist ein echter Wohlfühlroman der im ländlichen England spielt und herrlich vorhersehbar ist. Es ist eine ganz sanfte Liebesgeschichte, die sich langsam anbahnt, ohne unrealistisch zu sein oder zu überrumpeln. Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und es ist toll für Zwischendurch.

Zum Inhalt: Hannah ist seit 16 Jahren Ehefrau und Mutter. Aber was eigentlich sonst? Wenn sie ehrlich ist, hat sie sich und ihre Bedürfnisse immer hinter denen ihrer Familien angestellt. Ist zu Hause geblieben, um für ihren Mann da zu sein, hat sich im Elternbeirat der Schule engagiert und sich nie beklagt. Doch als sich die Chance auftut den kleinen Laden im Postamt von Little Maudley zu übernehmen, sagt sie zu. Für sie eine tolle Chance, mal etwas für sich selbst zu tun, ihren Sohn aus seinem unangenehmen Freundeskreis herauszuholen und vielleicht wieder mehr Zeit mit ihrem Ehemann zu verbringen. Doch natürlich kommt alles anders als geplant und dann ist da noch Ex-Fußballer Jake, der ebenfalls neu im Dorf ist und den Hannah sehr anziehend findet.

Was mir in diesem Buch besonders gut gefällt, ist die ruhige Art, mit der die Geschichte erzählt wird. Alles passiert sehr unaufgeregt, ohne übergroßes Drama. Die Geschichte wird aus den wechselnden Perspektiven von Jake und Hannah erzählt, die mehr gemeinsam haben, als dass sie einfach nur neu zugezogene im Dorf sind. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine Art Verbindung. Die beiden überstürzen aber nichts, sondern kommen sich langsam näher, was ich sehr authentisch und sympathisch finde. Hannah ist generell eine sehr liebenswerte Protagonistin, für die ich mir beim Lesen Glück und Erfolg gewünscht habe.

Ein bisschen gestört haben mich die großen Zeitsprünge im Buch. Es vergehen manchmal teilweise Wochen zwischen den einzelnen Kapiteln, wodurch die Handlung zwar fix vorankam aber ein bisschen an Tiefe und Detail eingebüßt hat. Ich glaube ich hatte vor allem gerne mehr über Hannahs Anfangszeit in Little Maudley gelesen, wie sie sich eingelebt hat und die ersten Begegnungen mit den Dorfbewohnern. Das hat aber die Geschichte keinen Abriss getan und Hannah hat sehr inspirierend auf mich gewirkt. Sie zeigt, dass man nicht immer nur zurückstecken sollte, sondern auch für seine eigenen Bedürfnisse einstehen muss und dass es nie zu spät ist, einen anderen Weg einzuschlagen.

Eine sehr kurzweilige Lektüre, die mich gut unterhalten hat und die ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 07.03.2022
Ancora
Hadler, Colin

Ancora


gut

Beim Buchcover und dem Klappentext habe ich mir einen Jugendroman vorgestellt, der vielleicht eher in Richtung Ursula Poznanskis „Saeculum“ geht. Jugendliche in der Wildnis, eine autarke Gesellschaft, sonderbare Vorkommnisse. Dieses Buch ist aber in meinen Augen zu viel Fantasy, zu viele merkwürdige Ereignisse und eine Protagonistin, die mich nicht erreicht hat.

Zum Inhalt: Romy will in den Ferien mal was anderes machen. Und so beschließt sie, mit ihrem Freund Aurel und ihrem besten Freund die Ferien in dem abgeschiedenen Dorf Ancora zu verbringen. Die Gemeinschaft lebt autark, zeigt ein starkes Zusammenhaltsgefühl und kommt komplett ohne moderne Technik aus. Doch für Romy wird Ancora zum bitteren Ernst, als sie für die Feuerprüfung ausgewählt wird, für die sie sich gar nicht beworben hat. Und Romy stellt fest, dass alle Ereignisse genau so bereits von ihrer Mutter in einem Gedicht erfasst worden Sinn. Wie kann das sein? Und was bedeutet es, dass das Gedicht Romys Tod vorhersagt?

Der grobe Handlungsrahmen hat mich neugierig gemacht, ich mag einen guten Jugend-Mysterythriller. Die Grundhandlung wirkt auch erstmal sehr spannend, im Buch gibt es immer wieder Cliffhanger, die einen fast verzweifelt weiterlesen lassen, um endlich herauszufinden, was in Ancora vor sich geht. In Ancora selbst überschlagen allerdings die Ereignisse ziemlich schnell und es passieren viele schräge Sachen, die erst mal nicht weiter aufgeklärt werden und einfach so im Raum stehen. Zusammen mit Romy, aus deren Perspektive das Buch erzählt ist, und ihren Freunden schwankt der Leser zwischen Wahn und Realität. Auch Romy selbst ist alles andere als normal und scheint irgendwie die Zeit beeinflussen zu können oder besitzt zumindest eine veränderte Zeitwahrnehmung.

Generell ist Romy sehr Ich-zentriert. Alles dreht sich um Romy, die mich irgendwann einfach nur noch genervt hat. Sie ist ja so besonders, ihr Freund versteht sie nicht und überhaupt ist die Beziehung eigentlich bereits vorbei als die beiden in Ancora eintreffen. Statt die Feuerprüfung abzulehnen, zieht Romy sehr selbstverständlich in die Wildnis los, ohne zu wissen, was sie erwartet, es ist schließlich alles noch nicht merkwürdig genug. Witzig finde ich ja, dass Romy als klare Außenseiterin mit den Prüfungen scheinbar besser klarkommt als die Jugendlichen, die im Dorf aufgewachsen sind und sich in der Natur eigentlich besser auskennen sollten.

Auch der Twist am Ende konnte die Geschichte für mich nicht mehr retten, die mich einfach nicht gecatcht hat. Daher vergebe ich neutrale 3 Sterne, die aber wirklich hauptsächlich daraus basieren, dass mich die Story und die Protagonistin nicht abholen konnten.

Bewertung vom 07.03.2022
Doppelporträt
Pleijel, Agneta

Doppelporträt


sehr gut

Agatha Christie ist eine Institution. Und es ist jedes Mal eine Freude Bücher von ihr oder über sie zu lesen. In diesem Buch tritt aber neben Christie nun noch eine weitere Person ins Rampenlicht. Der Maler Oskar Kokoschka. Ich muss zugeben, der Name war mir vorab kein Begriff, aber das Bild, dass diese Buch von beiden schafft, von ihren Gespräche und der gemeinsamen Zeit, war einfach fantastisch, sodass ich hoffe, dass ähnlich intime Dialoge tatsächlich stattgefunden haben.

Zum Inhalt: anlässlich ihres 80. Geburtstagstags soll ein Porträt der Krimikönigin Agatha Christie in Auftrag gegeben werden. Zeichnen soll dieses Porträt der österreichische Maler Oskar Kokoschka, der erst widerwillig, dann neugierig zustimmt. In sechs Sitzungen soll das Werk vollendet werden, in denen Kokoschka Christie ein paar Geheimnisse entlocken will. Dabei gibt er unwillkürlich sehr viel von sich selbst preis und es entstehen intime Gespräche über Liebe, Ehe, Ängste, Sorgen und Frieden.

Ich habe das Buch als Ebook gelesen, das mit seinen knapp 130 Seiten recht kompakt ist und wirklich nur die kurze Bekanntschaft des Malers und der Autorin umreißt. Nach Abschluss der Sitzungen gibt es noch einen kurzen Epilog, der sowohl über das Ableben der Autorin, als auch des Malers berichtet und sowohl die Bekanntschaft der beiden als auch das Buch abschließt.

Die Gespräche der beiden habe ich mit Faszination und Erheiterung verfolgt. Beide sind bemüht den anderen auszuhorchen und bloß nicht zu viel über sich selbst preiszugeben, erzählen dann aber doch ein paar skurrile Anekdoten aus ihrem Leben. Und obwohl beide anfangs nicht unbedingt angetan von der Zusammenarbeit waren, so erkennen sie doch Gemeinsamkeiten und bleiben auch nach Fertigstellung des Porträts in Kontakt.

Mir hat das Buch gut gefallen und gerne wäre ich noch für ein paar Seiten länger verweilt. Die Kürze ist aber durchaus passend für dieses Buch und hat ausgereicht zwei sehr faszinierende Persönlichkeiten zu zeichnen.

Bewertung vom 07.03.2022
Roxy
Shusterman, Neal;Shusterman, Jarrod

Roxy


gut

„Roxy“ erzählt eine Geschichte über Drogenmissbrauch und die verheerenden Auswirkungen auf das Leben aller betroffenen. Dieses Buch greift dabei die Perspektive der gängigsten Drogen auf und vermenschlicht diese, der Drogentausch wird als exklusive Party geschildert. Wer empfänglich für sowas ist und leicht getriggert werden kann, sollte dieses Buch daher lieber nicht lesen.

Zum Inhalt: im Mittelpunkt der Handlung stehen die Geschwister Ivy und Isaac, die das genaue Gegenteil voneinander sind. Isaac ist der Mustersohn, der viel für die Schule tut, Kapitän der Fußballmannschaft ist und von einer Karriere als Ingenieur bei der NASA träumt. Ivy macht Party, gibt sich mit den falschen Leuten ab und schwänzt die Schule. Nach einer Verletzung nimmt Isaac zum ersten Mal Oxycodon und findet sich schnell in einem Strudel der Abhängigkeit wieder. Und auch Ivy kommt einfach von den Drogen los.

Was diese Geschichte so anders macht ist, dass sie den Drogen einen Raum für Gedanken und sogar Gefühle gibt. Sie werden personifiziert, bekommen Namen, eine Familiengeschichte und schließen unter einander Wetten ab. Die Drogen werden hier als cool, attraktiv und unverwüstlich dargestellt. Mit ihnen zusammen zu sein wirkt wie ein Privileg, man wird auf eine exklusive VIP Party eingeladen. Das alles wirkte sehr verherrlichend und ungesund auf mich.

Interessant fand ich die Unterkapitel, in denen sich einige der Drogen näher vorgestellt haben. Die Drogen selbst wurden auch sehr treffend dargestellt und ich hab sie trotz „Decknamen“ alle sofort wiedererkannt. Was mich anfangs irritiert hat waren die orange hervorgehobenen Buchstaben in jedem Kapitel die nochmal separat ein Wort oder einen Satz gebildet haben. Der Sinn dahinter hat sich mir bis zum Ende nicht erschlossen.

Die Geschichte zeigt sehr anschaulich, wie leicht man die Abhängigkeit rutschen kann und dass niemand davor sicher ist, besonders nicht in den USA wo Opiate großzügig als Schmerzmittel verschrieben werden.

Obwohl mir die Geschichte ganz gut gefallen hat, fand ich doch, dass sie die falsche Botschaft sendet. Drogenkonsum ist kein exklusiver Club, er zerstört Leben. Das ist mir hier einfach viel zu wenig betont worden. Daher habe ich das Buch mit sehr gemischten Gefühlen beendet und gebe nur 3 Sterne

Bewertung vom 07.03.2022
Golden Hill Touches / Golden Hill Bd.1
Böhm, Nicole

Golden Hill Touches / Golden Hill Bd.1


sehr gut

„Golden Hill Touches“ ist ein klassisches Liebesroman der Sparte „reicher Junge zieht aufs Land um ein Cowboy-Leben zu führen und verliebt sich in ein ortsansässiges Mädchen und muss erstmal denen den Unmut der Bevölkerung ankämpfen um akzeptiert zu werden“. Schon für zwischendurch, man muss nicht viel drüber nachdenken, aber eben auch nicht überraschend.

Zum Inhalt: Parker Huntington wurde im Alter von 17 Jahren von seinen Eltern zu den Großeltern nach Boulder Creek auf die Farm geschickt, um dort die Ferien zu verbringen. Parker war ein schwieriger Jugendlicher, der sich in Boulder Creek aber zunehmend heimisch fühlte. Bis alles den Bach runterging. Elf Jahre später ist Parker zurück und will der Farm seiner Großeltern zu ehemaligem Glanz verhelfen. Doch die Kleinstadt hat nicht vergessen und nicht jeder ist Parker und seinem Projekt wohl gesonnen. Und dann ist da noch Clay, Parkers erste Liebe, die er damals einfach so zurückgelassen hat.

Das Buch erzählt die Geschichte von Parker und Clay in zwei Zeitsträngen- der Gegenwart und Parkers Zeit in Boulder Creek vor elf Jahren. Die Perspektiven wechseln sich zwischen den beiden Protagonisten, was gut gemacht ist und die Handlung sehr lebendig werden lässt. Beide Protagonisten haben hart mit sich selbst, aber auch mit ihren jeweiligen Lebensumständen zu kämpfen. Man merkt aber schnell, dass sie eine gute Dynamik haben und gemeinsam deutlich mehr erreichen.

An vielen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass auf das Leben in Boulder Creek und seine Bewohner mehr eingegangen wird. Es wird zwar immer wieder passiv erwähnt, dass Parker viel Gegenwind erfährt, dieser ist aber kaum greifbar und Parker bemüht sich auch nicht unbedingt etwas dagegen zu unternehmen. Die gesamte Handlung konzentriert sich auf Golden Hill und die Beziehung der Protagonisten. Das ist schade, da es viele spannende Nebencharaktere gibt.

Insgesamt habe ich genau das bekommen, was ich erwartet hatte. Einen seichten Liebesroman auf einem Pferdehof. Finde ich voll in Ordnung und kann man gut mal zwischendurch weglesen.