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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2019
Fett verstehen und schlank werden
Tara, Sylvia

Fett verstehen und schlank werden


sehr gut

Viel Interessantes über unser Körperfett

Die Autorin Sylvia Tara ist Doktor der Biochemie. Mit diesem Buch nimmt sie uns mit in eine faszinierende Welt des Körperfetts, gibt Einblick in die medizinische Forschung und wie man dieses Wissen im Alltag nutzen kann. Gegen das Körperfett zu arbeiten, heißt auch, gegen den Körper zu arbeiten. Auch wenn wir ja alle nicht hocherfreut sind, das ein oder andere Fettpölsterchen herumzutragen, so hat es auch noch andere Funktionen, als unser Gewicht in die Höhe zu treiben.

Sylvia Tara gelingt es in so spannender Art und Weise über Fett zu schreiben, dass man geneigt ist, beinahe Freundschaft mit diesem Organ zu schließen (ja, richtig: ein Organ – darüber hatte ich mir echt noch nie Gedanken gemacht).

Mit Interesse habe ich gelesen, dass Fett für unseren Körper äußerst wichtig ist, uns vor Krankheiten schützt, das Immunsystem stärkt, welche Auswirkungen ein Verzicht auf Fett haben kann. Interessant, dass es Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt (aber wir Frauen haben es ja schon immer gewusst…) und wie es die Pubertät beeinflusst oder sich im Alter verändert.

Die Autorin bringt viele Fallbeispiele, analysiert Forschungen und erzählt auch von ihrem eigenen Körperfett, mit dem sie zu leben lernte.

Als Abnehmbuch würde ich dieses Buch jetzt nicht empfehlen, hier gibt es bestimmt welche, die dieses Thema im Fokus haben. Hier wird als Ergänzung noch das Thema „Abnehmen und schlank werden“ hinzugefügt, woraus ich jetzt nicht viel Neues erfahren konnte. Diese Tipps hat man schon zigmal gelesen. Doch darauf liegt auch nicht das Hauptaugenmerk dieses Buches.

Ich konnte viel Neues erfahren, noch dazu auf eine Art und Weise, die Seite um Seite rasch verfliegen lässt. Die Autorin schreibt derart fesselnd, dass man meint, einen Roman zu lesen.

Interessante Einblicke in ein verschmähtes Thema. Von mir gibt es dafür 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2019
Verschüttete Milch
Frischmuth, Barbara

Verschüttete Milch


sehr gut

Angenehme Erzählweise

Die österreichische Autorin Barbara Frischmuth schweift in ihrem Roman in die Kriegs- und Nachkriegsjahre des Ausseerlandes. Viele Gedanken und Erinnerungen lässt sie Revue passieren und in Gestalt der kleinen Juli erleben.

Juliane wird 1941 geboren und kann sich nur an Bruchstücke der Kriegszeit erinnern, hauptsächlich aus Erzählungen ihrer Großfamilie. Die Eltern betreiben ein Seehotel, doch der Vater muss an die Front und fällt kurz danach in Russland. Als Leser wird man Teil dieser Lebensgeschichte, erfährt von Tragödien und Banalitäten genauso wie vom Zusammenhalten in der Familie und von den Schwierigkeiten dieser Zeit oder auch vom beschwerlichen Alltagsleben.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, wobei der erste Teil Julianes Geschichte bis zum Schuleintritt wiedergibt. Der zweite Teil befasst sich mit dem Schulbeginn und beim dritten Teil steht der Eintritt in die Klosterschule im Vordergrund.

Barbara Frischmuth schreibt ruhig und unaufgeregt über das Leben und den Alltag der kleinen Juli und deren Familie. Die historischen Ereignisse dieser Zeit werden rund um diese Familiengeschichte gebettet und vermitteln ein wichtiges Zeitdokument. Die Autorin beschreibt die Vergangenheit dermaßen authentisch, dass man meint, mitten in diese Jahre eintauchen zu können.

Der Autorin gelingt es, ihre Kindheit (und die vieler Gleichaltriger) heraufzubeschwören und erzählt (durch den Blickwinkel der Kleinen) unbefangen von gesellschaftlichen Entwicklungen und vielem mehr.
Ein Zeitzeugnis, das ich trotz einiger weniger Längen gerne gelesen habe. 4 Sterne

Bewertung vom 28.05.2019
Der Untergang der Welt von gestern
Karsten, Arne

Der Untergang der Welt von gestern


gut

Zu viel Schnitzler

Der Autor Arne Karsten ist Historiker und Kunsthistoriker, lehrt am Historischen Seminar der Bergischen Universität Wuppertal. Dieses Buch ist im Verlag C. H. Beck erschienen, welcher immer wieder großartige Sachbücher herausbringt. Über den Untergang einer aufregenden Epoche, den Schwierigkeiten und Folgen des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn sowie die Sicht der Verlierer des Ersten Weltkrieges wollte ich einige neue Erkenntnisse erfahren. Arne Karsten versucht anhand von Tagebüchern Arthur Schnitzlers ein Bild der Donaumonarchie zu zeichnen und logische Schlussfolgerungen zu ziehen.

So erfährt man als Leser einiges über die Familie Schnitzler und über Stephanie Bachrach (eine Freundin Schnitzlers), die immer wieder in den Tagebüchern vorkommt und einen hohen Stellenwert in der ganzen Familie genießt. Sogar als Vorlage für einen Charakter (Fräulein Else) seiner Stücke dient die junge Frau. Ihr Schicksal – die Pleite und der frühe Tod des Vaters werfen sie aus der Bahn, auch muss sie nun für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen und so versucht sie sich als Krankenschwester an der Front. Mit den Grausamkeiten des Krieges kann sie nicht leben und beendet den Dienst 1916. Bereits ein Jahr später begeht sie Selbstmord – psychisch und physisch am Ende.

Der Autor lässt zwischen den Anekdoten über Schnitzler und seine Zeitgenossen die politischen Gegebenheiten einfließen. Der schwelende Konflikt am Balkan, der in der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin mündet, findet ebenso Erwähnung wie die Situation in Russland. Es kommt ganz klar hervor, dass das Attentat von Sarajevo nur der Gipfel einer Ansammlung von Konflikten war und keinesfalls der alleinige Auslöser des Ersten Weltkrieges. Sehr viele Fehlentscheidungen wurden im Laufe der Zeit getroffen, die allesamt nicht förderlich für den Frieden waren. Beispielsweise war die Amtssprache Deutsch, obwohl dieser Vielvölkerstaat auch mit einer Sprachenvielfalt gesegnet war.

Arne Karsten versucht einen groben Überblick über die Querelen dieser Zeit zu zeigen und gleichzeitig einen Einblick in die Gesellschaft des Fin de Siècle wiederzugeben. Leider erscheint mir dieser Spagat etwas einseitig – der Fokus wird hauptsächlich auf Schnitzler und seine Werke gelegt. Dies war für meinen Geschmack etwas zu ausführlich.

Leider konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen, ich hatte einfach eine andere Erwartungshaltung. 3 Sterne

Bewertung vom 18.05.2019
Insel der Unseligen
Buchmann, Bertrand M.

Insel der Unseligen


ausgezeichnet

„Seid einig“ – ein Motto, das für politisch Verfolgte zur Ironie wurde


Der Wiener Historiker Bertrand Michael Buchmann zeigt mit seinem Buch „Insel der Unseligen“ diese 5 Jahre österreichischer Diktatur (1933 – 1938) auf, bevor es zum Anschluss an Hitlerdeutschland kam. Bereits in der Einleitung wird klar, dass der Autor hier nicht richten will, nicht mit erhobenem Zeigefinger nach einem Schuldigen suchen möchte. Sachlich und klar stellt er die Ereignisse zusammen, die zu dieser dramatischen Wende in der österreichischen Geschichte führten.


Genauso gespalten wie das heutige Österreich dieser 5 Jahre gegenüber steht, ist auch die Begriffsfindung für diese Zeit – Austrofaschismus oder autoritärer Ständestaat, je nach Couleur wird hier ausgeschmückt oder verschleiert. Hierzu findet Buchmann, dass beides nicht ganz passend erscheint und bevorzugt „Dollfuß-Schuschnigg-Regime“.


Interessant auch, wie es zum Titel dieses Buches kam: Beim Besuch von Papst Paul VI. im Jahr 1971 hat dieser Österreich als eine „Isola felice“ (eine glückliche Insel) bezeichnet, woraus sich der Begriff „Insel der Seligen“ während der Kreisky-Regierung entwickelte. Im Gegensatz dazu stand die Erste Republik.


Buchmann schafft es, einen guten Überblick über diese Zeit zu geben. Er zeigt im 1. Teil des Buches die Vorgeschichte auf, wie sich die Parteienlandschaft gestaltete, welche ökonomischen Herausforderungen vorherrschend waren. Das Ereignis von Schattendorf, der Brand des Justizpalastes, die Februarkämpfe bis hin zur Ausschaltung des Parlamentes – einiges hätte anders laufen können, wie Buchmann auch aufschlussreich zu schildern vermag. Ergänzt durch Pressetexte, Protokolle und Zitate vermag er ein eindrucksvolles Bild dieser Zeit zu schaffen.


Im 2. Teil des Buches analysiert Buchmann „falsche Freunde – wahre Feinde“, das Netzwerk der NSDAP, die Verbindung zu Mussolini und der Einfluss Mussolinis auf Dollfuß. Er zeigt auf, wie leicht es ist, eine gespaltene Bevölkerung zu manipulieren, wie die Regeln einer Demokratie aufgehoben werden können und welche Tricks angewandt werden, um ein autoritäres Regime zu etablieren. Auf heute umgemünzt, liest sich so manches erschreckend …


Der 3. Teil zeigt den weiteren Verlauf, die Veränderungen für „Neuösterreich“, die außenpolitische Isolation, die Anfänge der Schuschnigg-Regierung, bis hin zum Alleingang Schuschniggs in Berchtesgaden und die angekündigte Volksbefragung bis zum Einmarsch Hitlers 1938.


Buchmann zeigt auch Fehler auf ohne „über die handelnden Personen“ richten zu wollen, wie er sagt. Aufschlussreich und informativ zeigt er Fakten, analysiert diese und vermag in einem angenehmen Schreibstil die historischen Ereignisse so zusammenzufassen, dass diese auch für den Laien verständlich scheinen.

Ein interessantes Buch über eine dunkle Zeit, das ich gerne gelesen habe. Gerne vergebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 16.05.2019
Feuersturm
Roberts, Andrew

Feuersturm


ausgezeichnet

Qualitativ hochwertige Zusammenfassung

Bereits 2009 erschien die englische Version dieses Buches des Historikers Andrew Roberts. Nun endlich die deutsche Ausgabe „Feuersturm“, erschienen im Verlag C.H. Beck. Nachdem ich bereits etliche Bücher über diese Zeit lesen durfte, war ich gespannt auf Andrews Werk, um einen anderen Blickwinkel auf das Geschehen zu bekommen. Und was soll ich sagen? Es ist ihm hervorragend gelungen, eine gut zu lesende Zusammenfassung darzustellen.

Andrews gelingt es die großen Zusammenhänge plausibel hervorzuholen und verständlich abzuleiten, die Entwicklung und der Verlauf des Krieges werden ebenso erläutert, wie die getroffenen Entscheidungen – hier geht er sehr ins Detail und erklärt genau wer was ausgelöst hat. Somit ist der Verlauf des Krieges gut nachzuvollziehen, militärische Strategien werden analysiert und Beweggründe dargestellt.

Der Autor bedient sich auch etlicher Zeitzeugenberichte (Tagebücher, …), um das Grauen nachvollziehbar darstellbar zu machen – wenn ihm dies auch sicherlich nur ansatzweise gelingen kann. Etliche Zitate der obersten Führungsriege sind ebenfalls nachzulesen, sowie Befehle und Pläne. Positiv finde ich, dass nicht nur die Gräuel des NS-Regimes ausgeführt wurde, sondern die aller kriegsführenden Nationen (beispielsweise Japan). Hier geht der Autor sehr ins Detail. Natürlich darf auch alles rund um den Holocaust nicht fehlen oder das Grauen des Russlandfeldzuges. Roberts stellt klar, dass hochtitulierte Offiziere sehr wohl wussten, worauf sie sich einließen – auch wenn diese im Nachhinein alles gerne anders darstellten.

Doch Roberts zeigt auch auf, welche Fehlentscheidungen getroffen wurden (nicht nur jene Hitlers). Dass anfangs Hitlers Truppen durch diverse Überraschungsangriffe punkten konnten und so eine militärische Überlegenheit aufzeigten, bringt ihnen das Lob des Autors ein. Doch der weitere Verlauf, der Größenwahn Hitlers, bis hin zu planlosem Dahingemetzel kritisiert der Autor massiv. Interessant auch, dass der Autor Szenarien aufzeigt, wenn gewisse Entscheidungen anders gefallen wären.

Ich finde das Buch sehr gelungen, man erhält ordentlich zusammengefasst ein Werk, welches das gesamte Spektrum rund um den Zweiten Weltkrieg abdeckt. Es bleibt jedem selbst überlassen, welche Schlüsse man daraus für unser heutiges Europa zieht. Der Krieg liegt lange zurück, doch manches Mal scheint es, gewisse Dinge wiederholen sich. 5 Sterne

Bewertung vom 16.05.2019
Der Begabte
Grill, Evelyn

Der Begabte


sehr gut

„Die Oma muss weg“

"Die Menschen können nicht sagen, wie sich eine Sache zugetragen, nur wie sie meinen, daß sie sich zugetragen hätte." [Georg Christoph Lichtenberg]

Ein junger Mann in einer Gefängniszelle, einsam, sehnsuchtsvoll, irgendwie unbeholfen und im Abseits, dreht sich in einem Gedankenkarussell und beginnt sein Leben zu reflektieren.

Der Enkel wächst bei den Großeltern auf, wird sogar vom Opa adoptiert. Der Großvater ist angesehen im Ort, Oberschulrat und Bürgermeister. Er fördert seinen Enkel wo er nur kann – zumeist jedoch mit sehr strenger Hand. „Der kleine Mozart“ muss parieren, muss den Vorstellungen des Großvaters entsprechen, ansonsten gibt es Gewalt. Dass die Oma sich gegen diese Maßnahmen stellt, auch die Vielweiberei des Opas nicht ganz so entspannt sieht, wird ihr zum Verhängnis. „Die Oma muss weg“ predigt der Opa dem Enkel ständig und hat auch gleich einen perfiden Plan parat. Als dann alles nicht ganz so aufgeht wie geplant, werden Opa und der junge Mann verhaftet und dieser findet sich letztendlich in Untersuchungshaft.

So nach und nach reflektiert der junge Mann die Tat, versteht nicht warum ihn der Opa nicht mal mehr ansieht, ihn den „Wolferl“, erkennt ganz langsam, dass er manipuliert wurde. Viele Fragen tun sich auf, der junge Mann kommt immer wieder auf die Ablehnung des Opas, versteht die Welt nicht, findet keine Antworten. Erst nach und nach erfährt man als Leser was sich hinter dieser gutbürgerlichen Fassade zugetragen hat. Für den Begabten scheint es kein Entrinnen mehr zu geben, sein einziger Wunsch ist noch, wieder auf einem Klavier spielen zu können …

Die oberösterreichische Schriftstellerin Evelyn Grill hat einen sehr eindringlichen Erzählstil. Sie beschreibt ohne Emotion und Rührseligkeit über die Sachlage. Und doch (oder gerade deshalb) berührt die Geschichte ungemein. Irgendwie hatte ich während des Lesens Gänsehaut, diese subtile Manipulation des Opas, diese Grausamkeit, den Jungen an Blut zu gewöhnen, richtig gruselig.

Ein tiefgehendes Psychogramm eines jungen Mannes, der mit einer Hochbegabung gesegnet ist und einer abgründigen Manipulation zum Opfer fällt. 4 Sterne

Bewertung vom 15.05.2019
Weltnah
Horvat, Jakob

Weltnah


gut

Kein Reisebericht, aber eine Reiseerfahrung
Der Journalist Jakob Horvath bricht, einer spontanen Idee folgend, zu einer mehr oder weniger unorganisierten Reise um die Welt auf. In diesem Buch „Weltnah“ schreibt er über diesen 14-monatigen Trip, über den Abschied aus der Komfortzone, über Abenteuer, die er nicht in seinen kühnsten Träumen vermutet hätte, über sein Ziel – seinem Ich näher zu kommen, herauszufinden, welche Grenzen er bereit ist zu überschreiten und über sich hinauszuwachsen.

Er durfte Entdeckungen auf 4 Kontinenten machen, 13 Länder erkunden und unzählige Menschen kennenlernen, die positiv gestimmt waren und ihm auf seiner Reise weitergeholfen hatten. Toll finde ich die Gestaltung der einzelnen Kapitel, dass es pro Etappe eine Karte gibt und auch der Zeitraum angeführt ist. So bekommt man eine ungefähre Vorstellung von den einzelnen Reiseabschnitten. Und hier ist auch mein eigentliches Problem … Ich hatte mir erwartet über die einzelnen Stationen der Reise, über die Länder und Menschen einiges zu erfahren.

Stattdessen liest man hauptsächlich über die Reise zu sich selbst, wie sich Jakob seinen Ängsten stellt (beispielsweise ohne Handy in der Dunkelheit für 72 Stunden ausharrt). Ich finde die Art und Weise wie er sich diversen Herausforderungen stellt oftmals etwas unüberlegt, manches Mal auch gefährlich.

Was mich teilweise wirklich irritiert hat, sind diverse Alkohol- und Drogenexzesse. Diese hätte nicht in solcher Ausführlichkeit geschildert werden müssen. Dafür ein paar Zeilen mehr, wenn es um Interessantes, wie beispielsweise eine Walbeobachtung oder den Ausflug zum Machu Picchu geht.

Gut gefallen haben mir die QR-Codes bei manchen Kapiteln, mit denen man kleine Videos öffnen kann, die Ausschnitte der Reise zeigen. So bekommt man etwas mehr Einblick als durch das Buch.

Am Ende jedes Kapitels gibt es Tipps, wie man als Leser Schritte zur eigenen Entwicklung unternehmen kann, ohne gleich um die Welt segeln zu müssen. Diese Ratschläge sind zum Teil ganz gut und brauchbar, etwas Neues findet man aber nicht – das hat man alles schon mal in der Art gelesen.

Sprachlich liest sich das Buch locker und leicht. Man merkt, dass es der Autor gewohnt ist, mit Sprache umzugehen. Er hat wirklich einen angenehm zu lesenden Schreibstil.

Ich finde es beeindruckend, dass er sich der Herausforderung einer Weltreise gestellt hat (ohne jetzt gleich mit dem Flugzeug mal rundum zu kurven). Auch finde ich toll, dass er viel Wertschätzung und Hilfestellung erfahren durfte und die Erfahrung machte, dass die Welt nicht von Grund auf schlecht ist.
Dass ich eine andere Erwartungshaltung an das Buch hatte und mein Fernweh ankurbeln wollte, dafür kann der Autor ja nichts. Daher gibt es auch 3 gute Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.05.2019
Die Königin
Kielinger, Thomas

Die Königin


ausgezeichnet

Eine mutige, beeindruckende Frau

Nachdem ich bereits die Churchill-Biographie von Thomas Kielinger gelesen habe, wollte ich unbedingt auch dieses Buch lesen. Bis jetzt wusste ich sehr wenig über Elisabeth I. (1533 – 1603), was sich nun geändert hat – meine Neugier wurde geweckt und ich möchte nun weitere Informationen. Somit ist dem Autor etwas Tolles gelungen: Er macht neugierig und motiviert den Leser, sich weiterführender Literatur zu widmen.

Kielinger beschreibt sehr aufschlussreich und informativ über die Kinder- und Jugendjahre der späteren Königin, über ihre Mutter Anne Boleyn, die zur 2. Ehefrau von Heinrich VIII. wurde - und einige Jahre nach der Geburt Elisabeths geköpft wurde. Auch eine ihrer Stiefmutter wurde enthauptet und zwei weitere starben im Kindbett, was vermutlich auch ausschlaggebend war, dass sich Elisabeth Zeit ihres Lebens gegen Heirat und Kinder zur Wehr setzte. Mit ein Grund sich gegen einen Ehemann an ihrer Seite zu entscheiden, war sicherlich, dass Frauen zu dieser Zeit bei der Hochzeit zugleich auch ihre Macht abtreten mussten. Dies wollte Elisabeth vermeiden und so spielte sie auf der politischen Wiese ihr Spiel mit Heiratskandidaten, versprach ihre Hand und entzog diese wieder – ganz so wie es für England gerade am besten war. Sie betont immer wieder, dass sie mit England verheiratet ist und taktiert, um in jeder Hinsicht das Beste für ihr Land herauszuholen.

Sie will Frieden für England, keine Eroberungsfeldzüge und schafft es auch, sich aus den Glaubenskriegen zwischen Katholiken und Protestanten herauszuhalten. Durch einen geschickten Schachzug ihrer engsten Berater gelingt es diverse Umbrüche fernzuhalten. Maria Stuart wird hingerichtet, die in eine Falle tappte und nun offensichtlich einen Thronanspruch erhebt. Erst deren Sohn darf nach Elisabeth den Thron der Engländer besteigen.

Der Autor schafft es, die Tudor-Königin als gute Strategin darzustellen. Sie ist gebildet und England profitiert mehrmals von ihrem Weitblick. Dass sie doch auch eine Frau ist, zeigt sich, wenn sie mit den Heiratskandidaten kokettiert.

Das Buch ist informativ zu lesen, aufschlussreich. Ergänzend finden sich einige Bilder, auf denen sich zeigt, dass die Königin auch im Alter und nach 44-Jahren Herrschaft noch als junges Mädchen dargestellt werden musste. Ein Stammbaum der Tudors im inneren Buchdeckel ist sehr hilfreich.

Vermutlich bietet diese Biographie für Kenner nicht viel Neues. Für mich als Einsteigerin war dieses Buch perfekt. Gerne vergebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung

Bewertung vom 11.05.2019
Korsische Gezeiten / Korsika-Krimi Bd.2
Falconi, Vitu

Korsische Gezeiten / Korsika-Krimi Bd.2


gut

Malerisches Korsika – aber kein Krimi

Nachdem ich kürzlich den ersten Band dieser Krimireihe rund um Eric Marchand gelesen habe, hatte ich mich gleich auf den zweiten Band gefreut. Eric lebt bereits seit mehreren Monaten auf Korsika, nähert sich Laurine immer weiter an und hatte bereits einige Abenteuer zu bestehen.

In diesem Band stoßen zwei norwegische Taucher in einer Bucht auf den „Schatz von Lava“, der bereits in der Vergangenheit für Aufregung sorgte. Als ein Erdbeben diese Entdeckung (und auch einen der Taucher) unter sich begräbt, beginnt ein Wettlauf verschiedener Interessensgruppen, um an diesen Schatz zu gelangen. Das Problem ist nur, dass die Spalten dermaßen eng sind, dass mit Taucherausrüstung nicht daran zu denken ist, dorthin zu gelangen. Zum Glück ist Laurine eine der besten Apnoe-Taucherinnen und wird für dieses Unternehmen begeistert.

Eric hat ganz andere Probleme – plötzlich taucht seine Ex aus Paris auf und macht ihm das Leben schwer. Doch wie hat sie ihn gefunden? Von wem hat sie den Tipp, wo er sich aufhält?

Und dann verschwindet auch noch der zweite norwegische Taucher spurlos, wobei hier wieder vieles auf die Sanitinis hindeutet – doch beweisen kann der Kommissar gar nichts. Nicht mal nach einer Hausdurchsuchung. Doch auch der Santini-Chef hat dieses Mal selbst einiges zu bewältigen und kommt in eine brenzlige Situation.

So weit, so gut. Viel Spannendes ist auch dieses Mal dabei, wobei sich durch seitenlange Erklärungen zum Apnoetauchen schon etliche Längen ergeben.

Bereits beim ersten Band hat mich irritiert, dass Eric sich ständig in irgendwelche Gefahren hineinmanövriert ohne über die Folgen nachzudenken. Das wird in diesem Band nicht anders, wobei er nicht nur sich selbst sondern eine ganze Gruppe in Gefahr bringt – bevor er letztendlich dann zum Superhelden mutiert …

Wieder schafft es der Autor Vitu Falconi beeindruckende Bilder Korsikas zu zeichnen. Durch Erics Beobachtungsgabe können wir mitten in die wunderbare Landschaft und die Unterwasserwelt eintauchen. Doch was mich wirklich stört, ist Erics Naivität mit der er sich und andere in Gefahr bringt. Auch dass er zum Schluss noch Heldenhaftes bewältigen darf, wirkt nicht sonderlich glaubwürdig.

Die Ermittlungen rund um das Verschwinden des Tauchers stehen nicht im Fokus der Geschichte sondern sind eher ein Nebenstrang. Im Vordergrund steht das Tauchen um den Schatz. Daher würde ich das Buch auch nicht als Krimi sondern eher als Abenteuerroman titulieren.

Sicherlich spannende Szenarien, wobei einiges nicht so ausführlich sein müsste. Ob ich den nächsten Band der Reihe ebenfalls lesen werde, weiß ich noch nicht. Eric ist nicht unbedingt mein Fall und der sympathische Mahmoud Clément von der Police Nationale geht beinahe unter neben diesen spannenden Abenteuern, die Eric und Laurine zu bestehen haben. 3 Sterne

Bewertung vom 11.05.2019
Tschernobyl
Alexijevich, Svetlana

Tschernobyl


ausgezeichnet

Berührende Anklage an das Leben

Es gibt wohl niemanden, dem die Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 kein Begriff ist. Vieles wurde darüber geschrieben, Filme wurden gedreht, mittlerweile gibt es den Katastrophen-Tourismus – unglaublich, aber die Region rund um den Atomreaktor gilt als Ausflugsziel …

Die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch kennt die Region sehr gut und gibt mit diesen zusammengefassten Monologen, die sie über 20 Jahre gesammelt hat, den Betroffenen eine Stimme. Zum Teil nichts für Zartbesaitete, sondern wirklich hart an der Schmerzgrenze.

Die Überlebenden erzählen ihre Sicht der Dinge, stellen ihr Erleben dieser Katastrophe in den Fokus, was nicht verstanden wurde, wie Informationen verheimlicht oder manipuliert wurden. Befragt wurden beispielsweise Evakuierte, Liquidatoren, Feuerwehrmänner, Dorfbewohner und einige andere. Alle erzählen von einem normalen Alltag bis zum Tag X, ab dem plötzlich kein Leben mehr so war wie bisher. Und doch mussten die Überlebenden einen Weg finden, um mit dem Tod an ihrer Seite umzugehen und eine Möglichkeit für ein Weiterleben zu suchen.

Die Autorin schafft es, sehr eindringliche Porträts darzustellen. Ich habe zwar schon einiges über Tschernobyl oder auch andere Atomunfälle gelesen, doch diese Geschichten vermitteln die persönlichen Katastrophen und das damalige Erleben jedes Einzelnen eindrucksvoll.

Ein wichtiges Buch, das zur Pflichtlektüre an Schulen werden sollte. So schnell geraten solche Unglücke (für nicht Betroffene) wieder ins Hintertreffen, doch Tschernobyl muss ein Mahnmal bleiben und darf nicht vergessen werden. 5 Sterne sind hier selbstverständlich.