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Frankfurt

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Insgesamt 713 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2016
Wir sehen uns am Meer
Rabinyan, Dorit

Wir sehen uns am Meer


sehr gut

„Gegenwärtig und vorrübergehend wie das Leben, vergänglich wie das alles hier.“(S. 184)

Der neue Roman von Dorit Rabinyan „Wir sehen uns am Meer“ ist eine melancholische Liebesgeschichte, die einem langwierigen politischen Konflikt zum Opfer fällt. Wir befinden uns im Jahr 2003 in New York City. Die Israelin Liat lebt vorrübergehend in der Stadt und hütet die Wohnung von Freunden so lange diese durch Asien tingeln. Durch einen Zufall lernt sie den palästinensischen Künstler Chilmi kenne und beide verlieben sich ineinander.

Der erste Teil des Romans „Herbst“ ist die Kennenlerngeschichte der beiden, wie sie sich verlieben und wie die beiden sich nahe kommen.

Im zweiten Teil lebt man praktisch mit ihnen und erlebt einen sehr kalten Winter in New York und ist hautnahe bei allen Konflikten dabei die ihre Identitäten mit sich bringen. Diese innere Zerrissenheit, vor allem der Israelin, ist sehr gut beschrieben. Sie liebt Chilmi und andererseits ist sie ihrem Volk stärker verbunden als sie annahm. Man merkt wie die Prägung sich, auch so weit weg von der Heimat, nicht verleugnen lassen kann. Bei Chilmi spürt man förmlich den Starrsinn seiner Ideen.
„Warum mussten ausgerechnet wir beide, die wir uns doch so nahe waren und uns liebten, immer wieder dort scheitern, wo die ganze Welt seit Jahren ebenfalls scheitert?“ (S.213)

Der dritte und abschließende Teil „Sommer“ erläutert den Beginn der Rückkehr von Liat nach Israel und wie die Geschichte zwischen den beiden weiter geht.

Sehr gut an dem Roman finde ich die Diskussionen zur Lösungen des Nahostkonflikts aus solch persönlichen Perspektiven. Eine gute Ergänzung zum sonst so sachlich Thema aus unserer mitteleuropäischen Sicht.

Dorit Rabinyan beschreibt sehr detailliert was vor sich geht. Der Roman ist eher prosaisch mit weniger wörtlicher Rede. Für mich persönlich ergeben sich dadurch an der ein und anderen Stellen zu lange beschreibende Passagen, die ich als langwierig empfand. Es ist aber zugleich sehr poetisch zum eintauchen und entschleunigen. Wie in diesem Beispiel deutlich wird: „…ich [empfinde] den gleichen seltsamen Widerspruch von Vertrautheit und Fremdheit, von Schuld und Betrug, von leicht anrüchiger Heimlichkeit“ S. 209

Fazit: Es ist eine Liebesgeschichte, aber bei weitem keine romantische Frauengeschichte. Der Roman spricht sicherlich eher Frauen an, aber es ist weder kitschig, noch romantisch noch sonst irgendwie gefühlsduselig. Der Roman ist ein gutes Stück Literatur! Es ist eher wie ein Unfall den man beobachtet und man weiß von Anfang an da kracht gleich was gegen die Wand, aber leise, fast unhörbar knackt es und bricht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2016
Bühlerhöhe
Glaser, Brigitte

Bühlerhöhe


ausgezeichnet

Wir befinden uns Anfang der 1950er Jahre in Deutschland. Adenauer ist Kanzler und die junge Republik fängt an sich zu verändern, ein Zustand der Verdrängung der Kriegsereignisse. Adenauer will ein Wiedergutmachungsgesetzt verabschieden um eine monetäre Entschädigung der ermordeten Juden zu ermöglichen.
Nun macht Adenauer Urlaub auf der Bühlerhöhe wie jedes Jahr und es ist ein Anschlag einer jüdischen Extremistengruppe geplant um ihn zu töten und damit das Gesetzt zu verhindern. Die Gruppe ist davon überzeugt, dass Israel kein Blutgeld von den Deutschen annehmen sollte. Zur Gründung Israels ist es allerdings wichtig, dass dieses Geld fließt um den Staat aufbauen zu können.
Israel schickt einen Mossad-Agenten und eine junge Frau namens Rosa Silbermann um dieses Attentat zu verhindern und arbeitet vor Ort mit dem deutschen BND zusammen.

Das ist im Groben die grundlegende Handlung des Romans ‚Bühlerhöhe‘ von Brigitte Glaser. Neben diesem Hauptstrang passiert noch viele vieles mehr! Ein wunderbares Figurenkabinett zeigt uns verschiedene Standpunkte, gibt uns Verständnis für Handlungen, die aus einem Erlebnis in der Vergangenheit rühren und einen guten Einblick in die 50er Jahre!
Zum einen lebt dieser Roman von den falschen Fährten die hier für den Hauptdrang gelegt werden um zu klären wer den Kanzler ermorden will. Hier merkt man, dass die Autorin des Romans, Brigitte Glaser bisher Kriminalromane schrieb. Zum anderen ist der Roman im Kern eine Reflektion des Nachkriegsdeutschlands. Die Zeit zwischen Kriegsende und Aufarbeitung, die erst Anfang der 60er Jahre begann mit den Auschwitzprozessen. Und zu guter Letzt scheint dieser Roman auch (für mein Verständnis) eine kleine literarische Erinnerung an die Bühlerhöhe zu sein.

Die Charaktere sind vielschichtig beschrieben und zeigen uns wie unterschiedlich die Wahrnehmungen je nach Erfahrungsschatz sind. Allesamt sehr eigen und differenziert beschrieben.

Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen und kann ihn wärmstens empfehlen. Wer sich für Romane interessiert, die eine gut recherchierte historische Grundlage haben, ist hier bestens aufgehoben!

Bewertung vom 12.06.2016
Die Bücherfreundinnen
Platt, Jo

Die Bücherfreundinnen


ausgezeichnet

Chick-Lit vom Feinsten – Entertainment für den Strand!

Was erwarte ich von einem guten Frauenroman? Zum einen sollten die Hauptfiguren sympathisch, liebenswert und nicht perfekt sein. Dann möchte ich lachen können, mitfiebern mit den Verliebten und ab und an auch ein Stich im Herzen fühlen.
Was brauche ich nicht in einem Frauenroman? Hoher literarischer Anspruch, Spannung und tiefe, zwiespältige Charakteren. Hierzu sollte ich anmerken, dass ich nicht ausschließlich dem Genre Chick-Lit bzw. Frauenroman anhänge und sehr gerne und hingebungsvoll auch gute Literatur lese. Komisch, dass ich mich bei dieser Art von Roman immer in den Verteidigungsmechanismus zurückziehe….
Wie dem auch sei. Hier sind alle meine Erwartungen übererfüllt worden. Ich fand diesen Roman wunderbar. Klar, wusste ich schon nach knapp 80 Seiten wie es ausgeht, aber gestört, hat es mich nicht, den ich wurden sehr gut unterhalten und habe auf meiner täglichen Ubahn-Fahrt einen gedanklichen Kurzurlaub vom Alltag genossen. :0)
Um wen oder was geht es? Um Frauen und Männer, die aus verschiedensten Gründen solo sind und sich auf den verschiedensten Wegen finden. Was hat das mit dem Titel „Bücherfreundinnen“ zu tun? Herzlich wenig. Für mich war das ok, da ich mich auf diesen Teilaspekt nicht fokussiert habe. Wenn man einen Roman erwartet, der in vielen Teilen den Buchklub reflektiert bzw. nacherzählt wird leider enttäuscht. Im Grunde genommen ist der Buchklub der Dreh und Angelpunkt der Freundschaften, mehr auch nicht. Vielleicht hilft auch zu wissen, dass der Roman auf Englisch ‚It was you‘ heißt und das Thema der Bücher nicht im Titel erscheint.
Im Mittelpunkt steht die Innenarchitektin Alice, die alleinstehend ist und von ihren Freundinnen in einen Dating-Marathon geschubst wird. Sie hat einen liebreizenden Chef, den man selbst gerne hätte mit einer traumhaft sarkastischen Kollegin und da ist natürlich der Kern ihrer besten Freunde im Buchklub. Der Roman hat viele viele Charaktere von denen zu Beginn extrem viele auf einmal erscheinen, aber im Laufe des Roman tauchen einige nur noch am Rande auf.
Meine Hoffnung für dieses reiche Figurenkabinett mit all den so liebenswerten Personen ist eine Fortsetzung. Ich würde sie sofort lesen!
Fazit: Bei diesem Chick-Lit Roman geht einem das Herz auf vor lauter tollen Freunden und man möchte sich am liebsten sofort mit ihnen in einem der so toll beschrieben cosy pubs in Bristol treffen. Seuftz.
PS: Nach wiederholter Lektüre des Klappentextes muss ich sagen, dass geht auch euphorischer für den Roman! ;0)

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