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Benutzername: 
Xirxe
Wohnort: 
Hannover
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 869 Bewertungen
Bewertung vom 07.01.2011
Der gefrorene Rabbi
Stern, Steve

Der gefrorene Rabbi


sehr gut

Schon die erste Seite stimmt darauf ein, was einen mit diesem Buch erwartet: Bernie, 15jähriger Couchpotatoe, findet auf der Suche in der Tiefkühltruhe nach einem Stück Fleisch zur Selbstbefriedigung, einen tiefgefrorenen alten Mann in einem Eisblock. Durch einen Stromausfall unabsichtlich zum Leben erweckt, entpuppt sich der knapp 200 Jahre alte Rabbi als ein überaus geschäftstüchtiger Unternehmer, der sich darauf versteht, die Suche der Menschen nach Glück mit einigem Geschick in klingende Münze umzuwandeln. Doch dies dient nur als Rahmenhandlung für die eigentliche Geschichte: Wie Bernies jüdische Vorfahren seit mehr als 100 Jahren sich durch das Leben kämpften und dabei immer den Rabbi im Eisblock dabei hatten. Es geht vom Ghetto in einem russischen Rayon nach Lodz, dann weiter nach New York. Man erlebt die Entstehungsphase Israels mit und die Rückkehr in die USA, nach Memphis.
Stern spannt über diese 100 Jahre einen unglaublich bunten, lebendigen und witzigen Bogen voll mit skurrilen und merkwürdigen Gestalten: Jochebed, die jahrelang als Mann lebte; Schmerl, der bucklige Technikbesessene, dessen Erfindungen nicht immer zum Wohle aller waren; Ruby, der ewige Schweiger undundund. Es ist ein Panoptikum schräger Figuren und Geschehnisse.
Die Sprache ist gewöhnungsbedürftig: Das Buch ist voll mit jiddischen Ausdrücken, die sich jedoch wunderbar in die Handlung einfügen und damit eine einzigartige Atmosphäre entstehen lassen, die für das damalige jüdische Leben wohl so charakteristisch war. In der gebundenen Fassung soll es ein Glossar geben (war in meiner Ausgabe nicht vorhanden), so dass vermutlich nur wenig unklar bleiben wird.
Lediglich den Schluss fand ich deutlich übertrieben - hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen. Dennoch: Wer absurde Geschichten mag, wird seine Freude an diesem Buch haben.

Bewertung vom 26.12.2010
Der Täuscher / Lincoln Rhyme Bd.8 (6 Audio-CDs)
Deaver, Jeffery

Der Täuscher / Lincoln Rhyme Bd.8 (6 Audio-CDs)


sehr gut

Nur noch bar bezahlen...
Nachdem die 450-Minuten-Lesung dieses Buches vorüber war, überlegte ich mir ernsthaft, ob ich meine Kunden- und Kreditkarten sowie mein Handy abschaffen soll, vom Navi ganz zu schweigen. Denn das Szenario, das Jeffrey Deaver in seinem achten Fall für Lincoln Rhyme und Amelia Sachs entwirft, wirkt so nah an der Realität, dass man sich zwangsläufig fragt, wieviel davon schon Realität IST.
Durch Zufall kommt Lincoln Rhyme mit seinem Team einem Serienkiller auf die Spur, der eine offenbar perfekte Methode entdeckt hat, die Verantwortung für seine Bluttaten anderen Menschen in die Schuhe zu schieben. Unter Zuhilfenahme eines immensen Datenpools manipuliert er das Leben Anderer auf derart perfide Art und Weise, dass diese am Ende ihrer vollständigen Identität beraubt sind oder wegen Verbrechen verurteilt werden, die sie nicht begangen haben. Als er feststellt, dass man ihm immer näher kommt, beginnt er seine Täuschungen auch auf Rhyme und sein Team auszudehnen...
Willkommen zurück, 1984! Bei George Orwell sah die Zukunft zwar etwas anders aus, aber letzten Endes kam sie zum gleichen Ergebnis: vollständige Überwachung. Deaver zeigt in seinem Thriller mustergültig auf, was geschehen kann, wenn all die Informationen, die jede/r von uns tagtäglich mehr oder weniger unbewusst versendet, zentral gespeichert und ausgewertet werden. Neben dieser beklemmend wirkenden Fiktion, die durchaus ausreichend genug gewesen wäre für eine spannende Story, wartet Jeffrey Deaver noch mit einem Psychothriller in gewohnt dramatisch-spannender Art auf, der auf kongeniale Weise von Dietmar Wunder (Synchronsprecher von u.a. Daniel Craig, Robert Downey Jr.) vorgetragen wird.
Weshalb dann nicht die volle Punktzahl? Ein paar kleine Unplausibilitäten störten mich doch: Weshalb kann ein Mann, der seit längerem auf der Strasse lebt (und auch so aussieht), sich völlig unverdächtig als Nachbar ausgeben? Oder die finale Rettungsaktion - vielleicht doch etwas zu viel des Guten.
Aber ansonsten: hörens- und sicherlich auch lesenswert! Und das mit den Kunden- und Kreditkarten werde ich wirklich noch einmal überdenken.

Bewertung vom 24.12.2010
Die Attentäterin
Khadra, Yasmina

Die Attentäterin


sehr gut

Kann man sich etwas Entsetzlicheres vorstellen? Der geliebte Mensch, den man sicher zu Hause wähnte, wird bei einem Bombenatttentat in Stück gerissen. Und als ob dies nicht schlimm genug wäre, erfährt Amin Jaafari, ein hoch angesehener Arzt und arabischer Israeli, dass seine Frau die Attentäterin dieses Anschlags war. Der Mensch, den man liebt und von dem man annimmt, ihn in- und auswendig zu kennen, verrichtet ein Massaker inmitten eines Kindergeburtstags. Für und um Jaafari herum bricht alles zusammen: Seine Liebe zu seiner Frau und ihre Liebe zu ihm scheinen plötzlich nur noch Illusionen und Täuschungen gewesen zu sein. Man verdächtigt ihn der Mitwisserschaft, schlägt ihn zusammen, will ihn von seiner Arbeit verjagen - doch zumindest seine Freunde stehen zu ihm.
Khadra schildert dieses Grauenvolle und kaum zu Ertragende so überzeugend, dass ich immer wieder innehalten musste, weil mir im wahrsten Sinne des Wortes der Atem stockte. Dazu die Verdächtigungen der Israelis ihm gegenüber, die sich nicht vorstellen können, dass er nicht eingeweiht war - ich fühlte mit ihm, wie sich seine sicher geglaubte Welt plötzlich in Nichts auflöst.
Und weshalb nun gemischte Gefühle? Als er sich auf die Suche nach den Hintergründen zu dieser Tat macht, die auch eine Reise in seine Vergangenheit wird, geht dieses Überzeugende verloren. Seine ungezügelten Aussetzer mögen zwar erklärbar sein, doch nachvollziehbar waren sie nicht für mich. Auch dass es ihn mehr schmerzt, dass seine Frau ihn betrogen haben könnte als dass sie als Selbstmordattentäterin handelte, wirkte nicht wirklich glaubwürdig. Hinzu kommen Ungereimtheiten im Text: In Bethlehem besucht er seine Verwandten und übernachtet dort, doch als er zu seiner alten Freundin Kim zurückkehrt, war er offenbar nur einen Tag weg.
Dennoch: Ein lesenswertes Buch, das überzeugend die Entstehung der Spirale von Gewalt und Gegengewalt schildert aus einer Welt, die wir ansonsten nur aus den Nachrichten kennen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2010
Aufstand der Fischer von St. Barbara
Seghers, Anna

Aufstand der Fischer von St. Barbara


sehr gut

Irgendwann Anfang des letzten Jahrhunderts: Die Fischer von St. Barbara leben mehr schlecht als recht von ihrer Arbeit. Die Anteile, die sie von Reeder Bredel für ihre Fänge erhalten, reichen schwerlich zum Überleben. Doch Widerstand regt sich kaum, bis Hull auf die Insel kommt. Ihm gelingt es die Männer davon zu überzeugen, nur zu deutlich verbesserten Bedingungen die Arbeit wieder aufzunehmen. Es ist, als ob sie auf einen wie ihn nur gewartet hätten: Schnell sind sich alle einig, auch die aus den umliegenden Dörfern, und geeint treten sie vor die Vertreter der Reederei, um ihre Forderungen vorzubringen. Doch diese sind alles andere als bereit, den Wünschen der Fischer nachzugeben. Die Fronten verhärten sich, es kommt zu Auseinandersetzungen, einer stirbt und langsam beginnt der Bund der Streikenden sich zu lockern.
Die Autorin schildert eine frühkapitalistische Gesellschaft, deren Mitglieder sich ihrem Schicksal scheinbar ergeben haben und vom Leben nichts mehr erwarten, bis es einem Einzelnen gelingt, sie aus ihrer Lethargie zu reißen und auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören.

So elend und trübselig das Leben der Bewohner von St. Barbara wirkt, so trist und grau erscheinen auch die Gegend und das Wetter. Anna Seghers beschreibt diese Welt in bemerkenswert ausdrucksvollen Bildern, die man so schnell nicht wieder vergisst ('Hull verfolgte ... die weiße Narbe die das Schiff dem Meere riss, die wieder heilte und wieder riss, und wieder heilte und wieder riss.' oder 'Dumpf und unbeweglich, bleigrau und regenschwer starrten Himmel und Erde gegeneinander wie die Platten einer ungeheuren hydraulischen Presse.').

Mit Ulrike Krumbiegel als Vorleserin wurde eine gute Wahl getroffen. Die spröde Sprache einzelner Personen (insbesondere Marie) vermittelt sie ebenso überzeugend wie die allgemeine schwermütige Grundstimmung, die dieses Buch beherrscht. Einziges Manko: Es sind viel zu wenig Abschnitte auf den CDs, die zudem auch nur schwierig festzustellen sind. Eine Pause mitten in einer CD ist somit nur unter erschwerten Bedingungen möglich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2010
Spiel nicht verrückt
Sones, Sonya

Spiel nicht verrückt


ausgezeichnet

Die 13jährige Cookie ist völlig fertig: Ihre geliebte und bewunderte große Schwester flippte am Heiligen Abend völlig aus und wurde kurz darauf in die Psychiatrie eingewiesen. Cookie ist hin- und hergerissen zwischen der Ohnmacht, ihrer Schwester nicht helfen zu können, der Angst vielleicht selbst durchzudrehen und dem Versuch, einfach alles zu ignorieren. All diese zum Teil auch widersprüchlichen Empfindungen hält sie in meist kurzen, aber dennoch sehr aussagekräftigen Gedichten fest.
Wobei Gedicht hier weniger mit Reim oder metrischer Struktur zu tun hat, als mehr mit der speziellen Anordnung der Worte. Geht man darüber hinweg, lassen sich die Sätze wie poetische Prosa lesen. Sonya Sones schildert die Qual der kleinen Cookie ebenso überzeugend, wie sie durch deren Augen das Leid der großen Schwester beschreibt. Vermutlich weil sie selbst Ähnliches erlebt hat.
Ein kleines, sehr gefühlvolles Buch ohne Kitsch über ein Thema, dass sich nur selten zwischen zwei Buchdeckeln wiederfindet. (Und nicht nur für Jugendliche geeignet!)

Bewertung vom 19.11.2010
Shit happens! Das Buch zum Fest
Ruthe, Ralph

Shit happens! Das Buch zum Fest


sehr gut

Pünktlich zum Fest präsentiert Ralph Ruthe nach 10 Jahren endlich mal wieder ein Weihnachts-Special, das zwischen den andern Bücherstapeln wie eine Weihnachtskugel in einem Blauton hervorglänzt.

In den meisten Cartoons stehen Rentier und Weihnachtsmann plötzlich ganz und gar menschlichen Problemen gegenüber (Hausordnung, Allergien, Partnersuche, Spielsucht undundund), aber Ruthe wirft auch einen Blick auf das Heilige Fest durch die Augen von Bibern, Bäumen, Fliegen und anderen Gestalten. Seine Einfälle sind größtenteils originell und witzig, allerdings nicht so richtig böse. Das Buch ist somit bestens auch für Weihnachtsliebhaberinnen und -liebhaber geeignet, die sich über die 64 Seiten sicherlich amüsieren werden.

Mein persönlicher Favorit ist übrigens der Bielefeld-Gag, der tatsächlich auch hier seinen Platz gefunden hat.

Bewertung vom 13.11.2010
Du, 6 Audio-CDs
Drvenkar, Zoran

Du, 6 Audio-CDs


ausgezeichnet

Was für ein Anfang! November 1995: Ein Mann, nachfolgend der Reisende genannt, steht auf der A4 zwischen Bad Hersfeld und Eisenach im Stau, stundenlang. Um ihn herrscht dichtes Schneetreiben, es gibt kein Vor und kein Zurück. Irgendwann verlässt er seinen Wagen, geht gegen die Fahrtrichtung und tötet 26 Menschen, die jeweils allein in ihren Autos sitzen. Ein Mythos ist geboren.
Das Ganze ist so realistisch dargestellt, dass ich als Erstes googelte, ob sich etwas Derartiges tatsächlich ereignete (natürlich(?) nicht). Auch die weiteren Handlungsstränge sind derart glaubhaft beschrieben, dass man schon nach Kurzem völlig in dieser Geschichte gefangen ist, wozu sicherlich ebenso der ungewöhnliche Schreibstil Drvenkars beiträgt. Konsequent nutzt er die direkte Anrede - DU ist somit nicht nur ein Titel, sondern macht auch klar, was Lesende und Hörende erwartet.
Fünf Mädchen, die zusammen halten wie Pech und Schwefel, machen einen weiteren Teil des Buches aus. So verschieden sie auch sind (so furchtlos die Eine, so vernünftig, mutig, zart und schutzbedürftig die Anderen), sie stehen füreinander ein in jeder Lebenslage - und das stellen sie unter Beweis. Durch Zufall kreuzt ein toter Mann ihren Weg und ein Koffer voller Drogen gelangt in ihren Besitz. Doch an Zufall mag der Bruder des Toten und gleichzeitig Eigentümer der Drogen nicht glauben - und eine wahrhaft gnadenlose Jagd beginnt. Wie die Wege all dieser Menschen (incl. des Reisenden) und noch ein paar mehr, aufeinanderzuführen, ist mitreißend und teilweise auch dramatisch geschildert, immer aus der Perspektive einer anderen Person.
Dazu trägt in der Hörbuchversion unstreitig auch Matthias Brandt als Vorleser bei. Obwohl er seine Stimme von der Charakteristik her kaum ändert, gibt er die jeweilige Gemütslagen der einzelnen Figuren derart überzeugend wieder, dass man von seiner Darbietung völlig gefesselt ist.
Ein toller Thriller, wenn nicht sogar eine Tragödie, die beinahe Shakespearsche Ausmaße aufweist.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2010
Verräter wie wir
Le Carré, John

Verräter wie wir


sehr gut

John le Carré, ein Name der für spannende Agenten- und Spionagethriller steht - mit dieser Erwartungshaltung machte ich mich an sein neuestes Werk. Ich las und las, amüsierte mich prächtig und ertappte mich dennoch dabei, immer oberflächlicher über den Text hinwegzugehen, bis ich bei Seite 202 (ca. der Hälfte) das Buch resigniert zuschlug. Denn von Spannung - keine Spur. Welch eine Enttäuschung!
Doch ich hatte mich selbst in die Irre geführt, denn bei genauem Hinschauen ist (außer bei der Einordung bei diversen Buchläden) nirgendwo die Rede von Krimi oder Thriller. 'Verräter wie wir' ist eine Lektüre, die zwar im Agentenmilieu spielt und gegen Ende einen eindrucksvollen Spannungsbogen aufweist, aber dennoch nicht mehr oder weniger als ein Roman. Also schickte ich meine Erwartungen in die Wüste und begann nochmal von vorn. Und siehe da....
Perry und Gail, ein wohl recht typisch britisches, linksliberales Pärchen mit einer eher skeptischen Haltung gegenüber den staatlichen Institutionen, lernen in einem Urlaub einen russischen Oligarchen kennen, der sie unversehens zu seinen Vertrauten kürt. Plötzlich finden die Beiden sich wieder in der Rolle als Mittler zwischen dem britischen Geheimdienst und einem potentiellen russischen Überläufer.
LeCarré verwendet viele Seiten auf die genaue Darstellung der einzelnen Personen, inbesondere auf die seiner beiden Protagonisten Gail und Perry. Es gelingt ihm bravourös, nicht nur sehr detailliert sondern auch voller Witz die Eigenheiten und Widersprüchlichkeiten der Handelnden darzustellen. Wie Perry beispielsweise, der ewige Kritiker und Verächter der britischen Politik, der sich plötzlich als inoffizieller Geheimdienstmitarbeiter wiederfindet - und es wider Erwarten geniesst. Oder Dima, der russische Oligarch, der England liebt und bewundert und alle britischen Literaturklassiker besitzt, ohne vermutlich einen einzigen davon gelesen zu haben. Dies alles ist zudem in einer wunderbaren Sprache verfasst, über die man sich auf jeder Seite auf's Neue freut.
Weshalb dann trotzdem nicht die volle Punktzahl? Weil bis zur ca. der Hälfte des Buches die Menge der Perspektivenwechsel etwas überhand nimmt. In einem Gespräch mit dem Geheimdienst, das bis dorthin die Rahmenhandlung darstellt, berichten Gail und Perry über ihre Begegnung mit Dima. Hierbei werden Rück- und Einblicke auf und in die Lebensläufe der Beteiligten eingeschoben, wobei der Großteil dieser einzelnen Abschnitte meist nicht mehr als 4-6 Seiten umfasst, sodass zumindest der Beginn etwas unübersichtlich wirkt .
Aber abgesehen von dieser kleinen Mäkelei: grandiose Unterhaltung mit (wahrscheinlich) durchaus realistischen Einblicken in das schmutzige Geldwäschergeschäft.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.10.2010
Das Leben kleben
Lewycka, Marina

Das Leben kleben


gut

Eines steht fest: Marina Lewycka kann schreiben, durchweg amüsant, selbstironisch, mit einem Blick für's Detail (beispielsweise ihre Beschreibung der Dübel-Abteilung im Baumarkt: 'Die Dübel wirkten außerirdisch, gruselig, mit ihren knubbeligen Plastikpanzern, ihren komplizierten Farben und Nummern: Spreiz-Dübel, Kipp-Dübel, Hohlraum-Dübel, Holzdübel.'). Es macht Spass, Georgie Sinclairs chaotisch gewordenem Leben zu folgen, nachdem ihr Mann sie wegen eines nichtangebrachten Zahnbürstenhalters verlassen hat. Doch leider ist die Freude nicht von Dauer. Aber der Reihe nach.
Georgie, verheirateter frischer Single, lernt kurz nach dem Auszug ihres Mannes Mrs. Shapiro kennen, die ganz in der Nähe in einem halb verfallenen Haus lebt. Aus Mitgefühl und einer gewissen Neugier für diese exzentrische alte Dame ist sie ihr behilflich, als diese für kurze Zeit ins Krankenhaus muss. Bald schon ist es jedoch mit Katzen füttern nicht mehr getan: Eine gierige Sozialarbeiterin und zwei ebensolche Immobilienmaklerbüros versuchen, sich mit allen Mitteln das Haus unter den Nagel zu reißen, währenddessen Georgias Sohn mit Weltuntergangsszenarien zu kämpfen hat. Als ob all dies noch nicht genug wäre, entpuppt sich der für Mrs. Shapiros Haus engagierte Handwerker als Palästinenser, der so seine Probleme damit hat für eine Jüdin zu arbeiten - wie auch im umgekehrten Fall. Und einer der Immobilienmakler bringt Georgie nicht nur wegen des Hauses ziemlich durcheinander...
Was sich zu Beginn witzig und schwungvoll liest, driftet mit fortschreitender Seitenzahl immer wieder mal ins Klamaukhafte und Unglaubwürdige ab (z.B. als Georgia ihren Mann mit seiner Begleitung angreift). Manche Geschehnisse erscheinen derart unlogisch, dass man nur noch zweifelnd den Kopf schüttelt (einerseits kämpft sie gegen die Immobilienmakler wie eine Furie, zeigt aber geraume Zeit keinerlei Interesse für die Besitzerin, für die sie das alles vollführt). Und Handlungsstränge werden angelegt, die jedoch leise einfach wieder verschwinden (die Zwangseinweisung Mrs. Shapiros beispielsweise).
Schade, eine gut durchdachte und schlüssige Geschichte in diesem Schreibstil - das wäre ein super Buch gewesen. So aber bleiben am Ende nur gemischte Gefühle zurück.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.