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Benutzername: 
melange
Wohnort: 
Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 867 Bewertungen
Bewertung vom 26.10.2014
Die Seiten der Welt Bd.1
Meyer, Kai

Die Seiten der Welt Bd.1


sehr gut

Die verborgene Welt der Bücher

Zum Inhalt:
Die Bibliomantin Furia flüchtet nach einem Anschlag, der fast ihrem gesamten Umfeld das Leben kostet, nach Libropolis, - der Hauptstadt der Bibliomantik (was man vielleicht mit "Bücherliebhaberei" übersetzen kann). Dort findet sie ihr Seelenbuch, welches ihr zu größeren, magischen Kräften verhilft. Außerdem lernt sie neue Freunde kennen, die ihr bei der Rettung ihres Bruders und der Bücher dieser Welt behilflich sind.

Zum Cover:
Es sieht edel aus, aber weder Titel noch Gestaltung lassen auf den Inhalt schließen. Glücklicherweise wird der Name "Kai Meyer" groß genug präsentiert.

Mein Eindruck:
Sehr fantasievoll beschreibt Meyer seine Welt der Bücher, den aus ihnen gefallenen Figuren und der Buchliebhaber mit besonderen Fähigkeiten der Magie. Dabei hält er bewundernswert das Gleichgewicht zwischen teilweise brutalen Morden und einer sehr speziellen Art von schwarzem Humor. Doch trotz aller sprachlicher Güte und großer Erzählkunst kann "Die Seiten der Welt" nicht vorbehaltlos überzeugen. VORSICHT SPOILER: Beispiele: Wie konnte der Selbstmordattentäter überleben? Was war im Kofferraum und wie schaffte es der Chauffeur, sich so lange zu verstecken? SPOILERENDE. Diese inhaltlichen Mängel sind insbesondere deshalb auffällig, weil die fantastischen Möglichkeiten innerhalb der Bücherwelt schier unbegrenzt erscheinen.

Fazit:
Ein großartiger Ausflug in die weite Welt der Bücher mit kleinen Stolpersteinen. Für die wunderbaren Einfälle 4 Sterne.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2014
Winterkrieg
Teir, Philip

Winterkrieg


weniger gut

Wenn es dem Esel zu wohl wird...

... geht er aufs Eis.

Zum Inhalt:
Ein gutes, halbes Jahr aus dem Leben der gutbürgerlichen, finnischen Familie Paul, in dem eine Beziehungsachterbahn alle Mitglieder durchschüttelt.

Zum Cover:
Die Idee, ein Buch mit dem Titel "Winterkrieg" mit einer zerbrochenen Lichterkette auf rotem Grund zu illustrieren, verdient ein dickes Lob! Ein echter Hingucker!

Mein Eindruck:
Die Geschichte plätschert nur so dahin und bildet leider einen Gegenpol zu dem tollen Cover. Kein Roman, den man schnell verschlingt weil er einen vor lauter Spannung zum Weiterlesen verführt. Dazu ist er zu ernst, die Thematik zu schwierig und die Story ohne wirklichen Höhen und Tiefen dargeboten. Die Perspektivwechsel zeigen verschiedene Seiten der Materie, bleiben jedoch immer in der Sicht eines Familienmitglieds (Vater, Mutter jeweils etwa 60, zwei Töchter um die 30). Schade, denn dadurch bleibt einiges im Dunkeln, was eine genauere Betrachtung verdient hätte, - selbst die wichtigeren Nebenfiguren bleiben oft unbeachtet und agieren als Staffage einer Familie, die ihr Glück nicht sieht.
Für mich ganz persönlich überwiegt der Ärger über das Verhalten fast sämtlicher Pauls, ihren Egoismus und ihre Egozentrik. Das Wort "Krieg" ist unangebracht. Zu müde und verhalten laufen die einzelnen Scharmützel ab, vieles wird einfach nur erduldet, einzig der Ausbruch Katriinas zum Schluss bringt ein bisschen Leben in die Erzählung. So bleibt das Ganze ein Sturm im Wasserglas (naja, eher eine leichte Brise) und bildet ein fast belangloses halbes Jahr einer belanglosen Familie mit belanglosem Verhalten ab.

Fazit:
Belanglos, eine Geschichte, die die Welt nicht braucht, allerdings in wohlgeformter Sprache
2 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2014
Das Lied des Blutes / Rabenschatten-Trilogie Bd.1
Ryan, Anthony

Das Lied des Blutes / Rabenschatten-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Der Tragödie erster Teil

Zum Inhalt:
Vaelin erzählt dem Schreiber eines verfeindeten Königreichs die Geschichte seines Lebens.
Im Alter von 11 Jahren von seinem Vater bei einem kämpfenden Orden abgeliefert findet er dort Kameraden, mit denen er sich gegen Intrigen, dunkle Mächte, Krankheiten und im Krieg behauptet, bis er einen Thronfolger tötet und daher zu einem Duell auf Leben und Tod antreten muss.

Zum Cover:
Typisch Mittelalter-Fantasy: Eine Hand, ein Schwert! Wie auch der Klappentext nicht dazu geeignet, Leser abseits von den Kriegsgetümmel Liebenden zu interessieren.

Mein Eindruck:
Und das ist unendlich schade! Die Geschichte des Rabenschattens, Hoffnungstöters alias Vaelin al Sorna ist viel zu gut, als dass sie nur einen begrenzten Teil der Literatur-Liebhaber erreichen sollte. Der Autor beschreibt zwar (im zweiten Teil des Buchs) Kämpfe, Schlachten und die damit verbundenen Gräuel. Hauptsächlich befasst er sich jedoch mit der Entwicklung der Hauptfigur von einem kleinen Jungen zu einem selbst von seinen Feinden geachteten Mann, der sich in der Welt von Intrigen und Magie behauptet. Viel Sorgfalt verwendet Anthony Ryan dabei auf die Nebenfiguren, die mit Liebe zum Detail herausgearbeitet sind. Einige tummeln sich die ganze Zeit in Vaelins Umfeld, andere tauchen zwischendurch auf um später eine größere Rolle zu spielen, manche sind wohl auch für die folgenden zwei Bücher der Trilogie gedacht.
Niemand ist sicher und mancher ist nicht der, der er scheint. Die dadurch erzeugte Spannung lässt einen das Buch nicht aus der Hand legen, - bis zum bitteren und offenen Ende.

Fazit:
Fantastisch, - her mit der Fortsetzung und bitte ganz, ganz schnell!

Sechs Sterne (okay, es gibt ja leider nur fünf..)

Bewertung vom 28.09.2014
Just Heroes - Die Beschützer der Quelle
Biedermann, Jeanette; Wieker, Katharina

Just Heroes - Die Beschützer der Quelle


weniger gut

Superhelden im Kleinformat

Zum Inhalt:
Vor 13 Jahren wurde die Heilquelle gesprengt und kurz danach tauchten drei Kinder in Sonnenburg auf und wurden von den ehemaligen Beschützern der Quelle adoptiert. Alle drei besitzen Superkräfte, die am Ort der alten Quelle im Wald genährt werden. Seit kurzem gibt es dort seltsame Vorkommnisse. Bei dem Versuch, diese aufzuklären, kommen die Freunde einem Umweltfrevel und weiteren Geheimnissen auf die Spur, die ihr Leben, das ihrer Freunde und Feinde und das von Sonnenburg verändern werden.

Cover und Illustrationen:
Das Cover ist so poppig, wie sich die Hauptfiguren darstellen; die vielen schön gezeichneten Illustrationen bebildern die Geschichte auf eine sehr reizvolle Weise.

Mein Eindruck:
Weniger wäre mehr gewesen. Zu viele Figuren, zu viele Handlungsstränge für ein doch eher kurzes Buch. Da wohl an eine Fortsetzung gedacht ist - schließlich wurde beispielsweise die Herkunft der kleinen Superheroes noch nicht geklärt - hätten sich die Autorinnen vielleicht besser mit einem Thema begnügen sollen. So verzettelt sich die Geschichte zwischen lauter hehren Zielen wie Umweltschutz, Heimatverbundenheit auf der einen Seite und dem Kampf gegen Mobbing, Diktatur, Gewalt gegen Kinder, Verleumdung, Macht- und Geldgier auf der anderen Seite. Dazu noch eine Prise Rassismus und böswilliges Schubladendenken und alles ist politisch hochwertvoll und überaus korrekt. Dazu wurde sich bemüht, nicht nur die Kinder vor dem geistigen Auge sichtbar zu machen, sondern noch drei weitere Freunde, jeder mit einer Familie ausgestattet, die ebenfalls noch einen Hintergrund hatte. Und natürlich die reichen, bösen Menschen, an denen aber überhaupt nichts Sympathisches zu finden ist.
Durch diese vielen Äußerlichkeiten und das Gehetze durch die Themen fehlten mir letzten Endes etwas die Substanz und das Gefühl.
Der Klappentext sagt, dass Frau Biedermann vor Ideen nur so sprudelte, - sie hätte einfach ein paar in das nächste Buch übernehmen sollen.

Fazit:
Ausbaufähig, aber zu überfrachtet

2 Sterne

Bewertung vom 28.09.2014
Die Stunde der Lilie / Lilien Bd.1 (eBook, ePUB)
Regnier, Sandra

Die Stunde der Lilie / Lilien Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Gerne mehr davon!

Zum Inhalt:
Bei einem Ausritt gelangt die Schülerin Julia auf wundersame Weise in das Frankreich des Sonnenkönigs zur Zeit des Aufbaus von Versailles. Der König höchstpersönlich liest sie auf und gibt sie in die Obhut Etienne de Montsauvans. Nach einiger Zeit beherrscht sie nicht nur die Etikette und höfische Kunstfertigkeiten, sondern auch Französisch und die Gewandtheit, ein Mieder zu tragen.

Mein Eindruck:
Natürlich ist - neben dem Zeitsprung - auch einiges andere eher unwahrscheinlich. Eine Fünfzehnjährige mit einer Fünf in Französisch, die innerhalb weniger Wochen so gut spricht, dass sie ihren Lehrer abkanzeln kann. Die sich als relativ furchtsame Reiterin so an den Damensattel gewöhnt, dass sie Jagden reitet, die so perfekt und liebreizend tanzt, dass sich der Thronfolger in sie verliebt. Da fragt man sich schon, warum das nicht in der jetzigen Welt besser mit Schule und Jungs geklappt hat. Auch wirkt die Hauptperson meistens älter, als sie ist, wenn sie altklug diskutiert und sich gegenüber Erwachsenen und Würdenträgern verhält. Trotzdem kann man sich beim Lesen blendend amüsieren. Der Schreibstil ist flüssig und die Geschichte bietet alles, was Mädchenherzen begehren: Liebe, Gefahr, Klamotten, Tanz, tolle Typen, Intrigen, Zickenkriege, Feiern, Bälle, Königshof, Pferde, Musik und Flirts. Dadurch bleibt die Story immer spannend und das zeitweise Gequengel ist gut zu ertragen. Das Heimweh Julias gefällt, weil es immer wieder deutlich macht, dass sie doch noch ein junges und manchmal unsicheres Mädchen ist, - egal, wie groß die Klappe wirkt.
Schön die Recherchen, die echte Personen und Vorgänge der Vergangenheit mit den Geschehnissen um Julia verwebt, wenn die Autorin sich auch ein gewisses Maß an künstlerischer Freiheit genommen hat.

Fazit:
Sehr spannend, manchmal witzig, natürlich unglaubwürdig, aber einfach nur schön!

4 Sterne

Bewertung vom 28.09.2014
Das Gesicht der Anderen
Eder, Fabian

Das Gesicht der Anderen


weniger gut

Keine positiven Gefühle

Zum Inhalt:
Margarete Boll wird als Jugendliche von ihrem Vater, dem Besitzer einer Firma für Waffenbau, bei einem Unfall mit der neuesten Erfindung seiner Firma angeschossen und verliert dadurch ihr Gesicht. Während ihr Körper und Verstand zu äußerster Reife und Blüte gelangen, trägt sie eine Maske, um ihre Entstellung zu verbergen. Nach dem Selbstmord ihrer Eltern übernimmt Margarete die Firma.

Zum Cover:
Das fehlende Gesicht fällt auf einem Büchertisch direkt ins Auge; dieses Cover wirkt!

Mein Eindruck:
Leider verliert Margarete durch den Schuss nicht nur ihr Gesicht, sondern auch ihr freundliches Wesen (falls sie je eines besessen hat...). Mit dieser fehlenden Herzensbildung ist sie jedoch nicht allein. Fast alle Figuren dieser Geschichte (außer Margaretes alter Haushälterin Anna und der ermittelnde Kommissar zum Schluss) bestechen durch Kaltschnäuzigkeit, Gier, Hochmut und Bösartigkeit. Da jeder Anflug von Humor oder Reflektion fehlt, gehen für den nicht so gepolten Leser sämtliche Möglichkeiten einer Identifikation verloren und die anfangs vorhandene Liebe zu einer ungewohnten Story versiegt immer mehr im Sande des schlechten Benehmens aller Protagonisten. Die Geschichte zieht nicht in den Bann, da es keine Gefühle, sondern nur Handlungen gibt, - und diese Handlungen stoßen ab und widern an. Das Mitleid, das anfangs empfunden wird, beschränkt sich zum Schluss höchstens noch auf Anna, alle anderen verspielen es schnell, zu unsympathisch wird agiert.
Noch nicht einmal der Schluss kann dieses Drama retten. Es wird gemordet ohne Ende, fast so, als ob der Autor selbst nichts mehr mit dieser ekelhaften Schar von Menschen anfangen könnte. Aber obwohl der Lebenssaft nur so spritzt, wirkt alles blutleer und distanziert.

Fazit: Eine Enttäuschung, dieser Geschichte fehlt nicht nur das Gesicht, sondern vor allem ein Herz.
2 Sterne

Bewertung vom 19.08.2014
Sirius
Crown, Jonathan

Sirius


sehr gut

Ein Hundeleben

Zum Inhalt:
Sirius wächst in Hitlerdeutschland bei einer jüdischen Familie auf, emigriert im letzten Moment mit dieser nach Hollywood und wird dort zum Filmstar. Nach einiger Zeit gelangt er durch ein Versehen wieder auf deutschen Boden und ins Führerhauptquartier, wo er durch seine "Arbeit" für den Widerstand zu Hitlers Niederlage beiträgt.

Zum Cover:
Was für ein süßer Hund, der guckt aber lieb! Und hat es faustdick hinter seinen Schlappohren. Obwohl es den Star des Buchs widerspiegelt, ist es (leider) für den Inhalt des Buchs nicht gut gewählt.

Mein Eindruck:
Dieses Buch erinnert an eine Wellenbewegung, wobei die Teile in Deutschland für die Höhen stehen, der Teil in Amerika das Wellental darstellt. Nach einem furiosen Beginn, der aus völlig neuer Perspektive zuerst das Unbehagen, dann die kleinen und großen auszufechtenden Scharmützel und Bösartigkeiten bis zum Ende der Reichskristallnacht zeigte, kam ein eher langweiliger Teil mit den Mühen der Familie Liliencron, in Amerika Fuß zu fassen und dem Aufstieg von Sirius zum Hundefilmstar. Die Episoden dort reichten von leidlich witzig bis belanglos. Allerdings muss man dem Autor das Kompliment machen, auf sehr witzige Weise echte Personen (und Hunde) des Filmbusiness in seine Geschichte eingesponnen zu haben. Zum Beispiel reift der berühmte Spruch Billy Wilders "Nobody is perfect" nach mehrmaligen Versuchen zum Ende hin zu großer Güte. Aber die Geschichte um Sirius wird erst wieder richtig spannend, wenn es den "großen Hund" zurück nach Deutschland verschlägt. Fast bekommt man Mitleid mit Hitler, wenn man liest, wie sehr dieser von seinem "Hunderl" aufs Kreuz gelegt wird.
Dieser gute Schluss rettet für mein Empfinden die Geschichte über das Mittelmaß hinaus.

Fazit:
Super Idee, Schwächen im Mittelteil, jedoch ein guter Beginn und ein gutes Ende.
Ein neuer Blick auf Anfang und Ende des Nationalsozialismus

4 Sterne