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Silke Schröder, hallo-buch.de
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Hannover
Über mich: 
Ich liebe Geschichten und schreibe gerne und viele Rezensionen über die gelesene und gehörten Hörbücher und Bücher. Besucht auch mal meine Website hallo-buch.de

Bewertungen

Insgesamt 2011 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2018
Loyalitäten
Vigan, Delphine

Loyalitäten


ausgezeichnet

In „Loyalitäten“ geht es der französischen Autorin Delphine de Vigan genau um diese: um Loyalität, und zwar auf einer ganz persönlichen Ebene. Theo, der tragische jugendliche Held ihrer Geschichte, fühlt sich sowohl seinem Vater verpflichtet, der mangels Lebensperspektive zusehends in die Verwahrlosung abdriftet, als auch seiner Mutter, die immer mehr verhärmt. Mit niemandem kann er über seine Situation reden, denn stets würde er dabei einen seiner beiden Elternteile verraten. Die unglückliche Dynamik dieser Zwickmühle schildert die Autorin mit geradezu analytischer Distanz, aber sehr lebendig und einfühlsam aus mehreren Sichten: Aus der Ich-Perspektive der jungen Lehrerin und aus der Sicht von Theo, seinem Freund Mathis und dessen Mutter. Mit „Loyalitäten“ erweist sich Delphine de Vigan einmal mehr als genaue Beobachterin, die uns die Augen für ganz alltägliche zwischenmenschliche Missstände öffnet.

Bewertung vom 18.09.2018
Hysteria
Nickel, Eckhart

Hysteria


sehr gut

Eckhart Nickels bizarr-schräge Dystopie “Hysteria” beginnt mit den Empfindungen des hochsensiblen, fast schon autistischen Protagonisten Bergheim. Detailgenau beschreibt der Autor die Sinneseindrücke seines ordnungsliebenden Helden beim Essen einer Himbeere. Und genau in diesem Stil erzählt er auch seine in der nahen Zukunft spielende Dystopie, in der die Natur immer weniger existiert und durch eine neue, kaum noch erkennbare Künstlichkeit ersetzt wird. Alles nur Fiktion? Künstliche Aromen und Analogkäse gibt es seit vielen Jahren, Versuche zur Erzeugung von Fleisch in Kulturen haben schon beachtliche Ergebnisse erzielt. Nickels treibt diese Entwicklung in seinen Roman immer weiter in absurde Bahnen. Diese sind zwar manchmal stilistisch etwas schwer verständlich, schärfen aber unsere Sinne für das, was wir täglich auf unseren Tellern haben. Guten Appetit!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.08.2018
Die Tote im Wannsee / Kommissar Wolf Heller Bd.1
Kellerhoff, Lutz W.

Die Tote im Wannsee / Kommissar Wolf Heller Bd.1


ausgezeichnet

Das Autorengespann Martin Lutz, Sven Felix Kellerhoff und Uwe Wilhelm alias Lutz Wilhelm Kellerhoff liefert hier nur vordergründig einen spannenden Krimi. Eigentlich erzählen uns die drei vor allem etwas über die Situation in West-Berlin im Herbst 1968 – dem Jahr der Studentenrevolte. Sehr geschickt verweben sie dabei Fakten mit Fiction. Bekannte Namen tauchen am Rande auf, reale Geschehnisse werden mit Fiktiven vermischt. Es geht um die Radikalisierung der Studenten und ihrer Proteste, um das Ost-West-Verhältnis speziell in der Inselstadt Berlin, um westdeutsche V-Leute, ostdeutsche Stasi-IMs, den § 175 und die Enge der Stadt seit dem Mauerbau 1961. Zugleich setzen sich mit der damals noch sehr lebendigen Nazi-Vergangenheit vieler Zeitgenossen und dem Umgang der Menschen damit auseinander. Jedes Thema, jedes Ereignis fußt dabei auf einer realen historischen Begebenheit. So ist “Die Tote im Wannsee” gerade jetzt, 50 Jahre nach ‘1968’, nicht nur ein unterhaltsamer Krimi, sondern auch eine spannende Annäherung an Ereignisse, deren Auswirkungen unser Leben bis heute beeinflussen.

Bewertung vom 21.08.2018
Blinder Hass / D.I. Helen Grace Bd.7
Arlidge, Matthew J.

Blinder Hass / D.I. Helen Grace Bd.7


ausgezeichnet

Der neue Helen Grace-Krimi “Blinder Hass” spielt sich eigentlich nur an einem einzigen Tag ab. Immer schneller und immer höher schraubt sich die Spirale der Gewalt, so packend und beängstigend hat Matthew J. Arlidge seinen Amoklauf hier inszeniert. Über manch’ kleine logische Schwäche und herbeikonstruierte Zufälligkeit sehen wir da gern einmal großzügig hinweg. In kurzen Kapiteln wechselt der Autor immer wieder die verschiedenen Perspektiven, so dass wir auch mal sehen können, wie die Kommissarin Helen Grace eigentlich von den anderen Protagonisten so wahrgenommen wird. Zum Teil ganz schön brutal ist “Blinder Hass”, aber dennoch feinste Krimi-Unterhaltung aus dem südenglischen Southampton.

Bewertung vom 21.08.2018
Das zweite Opfer
Gardner, Lisa

Das zweite Opfer


ausgezeichnet

Ganz schön verzwickt ist der Plot, den sich Lisa Gardner in ihrem neuen Thriller “Das zweite Opfer” da ausgedacht hat. Nur sehr langsam nimmt die Story um die mysteriöse Nicky Franck und ihre Vergangenheit Fahrt auf. Doch dann jagt eine Überraschung die nächste. Dieses Mal erzählt Gardner einen Fall von Wyatt Foster, dem Lebenspartner von Tessa Leonie, die wir schon aus dem Thriller “Wer stirbt, entscheidest du” kennen. Außerdem hat Gardners Heldin D.D. Warren einen kurzen Cameo-Auftritt. Vielleicht hat “Das zweite Opfer” nicht den hyper-Thrill anderer Gardner-Stories, doch der psychologisch fein gesponnene Krimi überrascht und ist packend zugleich.

Bewertung vom 21.08.2018
Schattenmänner / Kommissar Eugen de Bodt Bd.4
Ditfurth, Christian von

Schattenmänner / Kommissar Eugen de Bodt Bd.4


sehr gut

In seinem neuen Polit-Thriller “Schattenmänner” geht es Christian v. Ditfurth vor allem um ebendiese: Um die dunklen Gestalten, die hinter legalen wie illegalen Waffenverkäufen stehen und nach Kräften versuchen, ihr einträgliches Geschäft durch ausgeklügelte Ränkespiele vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Dieses Verwirrspiel gelingt v. Ditfurth so trefflich, dass sein Thriller stellenweise selbst ein wenig unübersichtlich wird. In kurzen Kapiteln jagt er uns durch eine Story mit vielen parallelen Handlungen, die zwar im Einzelnen hochspannend und actiongeladen sind, einen manchmal aber auch etwas ratlos zurücklassen. Doch keine Angst, zum großen Finale spinnen sich alle Fäden zusammen. Im Mittelpunkt steht wieder der sehr eigensinnige Kommissar Eugen de Bodt, der sich wie ein James Bond über alle Regeln hinwegsetzen kann – und am Ende natürlich liefert. Aber auch der kauzige Pariser Polizist Lebranc ist wieder mit von der Partie. So ist “Schattenmänner” ein actiongeladener Polit-Thriller aus Berlin.

Bewertung vom 20.08.2018
Jenseits von Wut
Flebbe, Lucie

Jenseits von Wut


ausgezeichnet

Wie schon Lucie Flebbes Reihe um die Detektivin Lila Ziegler spielt auch ihr neuer Krimi wieder im tiefsten Ruhrpottmilieu: einfache Leute, mit dem Herz am richtig Fleck. In ihrem Krimi "Jenseits von Wut"" verlässt ihre neue Heldin Edith ”Eddy” Beelitz den Fitness-Besitzer und Vater ihrer Tochter Lotti, um wieder ganz neu anzufangen. In der kleinen Wohnung in einer etwas heruntergekommenen Hochhaussiedlung findet sie aber wider Erwarten viel Hilfe von ihren neuen, stets leicht prolligen Nachbarn. Und auch bei Ihrem Job entwickelt sie nach und nach wieder so etwas wie Selbstvertrauen. So ist “Jenseits von Wut” unterhaltsame, manchmal etwas rauhe Krimi-Unterhaltung. Hoffentlich gibt es noch mehr davon.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2018
Helden der Nacht
Flender, Karl Wolfgang

Helden der Nacht


ausgezeichnet

Mit „Helden der Nacht“ gelingt Karl Wolfgang Flender ein ebenso lakonischer wie einfallsreicher Krimi, der nicht nur eine kleine Hommage an alte Krimihelden wie Philip Marlowe von Raymond Chandler oder Sam Spade von Dashiell Hammett enthält, sondern gleich auch noch die Übersetzung des klassischen Verbrechens ins digitale Zeitalter liefert: Datenklau statt Banküberfall – smart, sauber und überaus einträglich. Dabei tappst sein Held Bryan zwar eher durch die unterhaltsame Story, als dass er wirklich Herr der digitalen Tücken wäre, aber zu seinem Glück fehlt hier weder der nerdige Computerfreak, noch die schöne Frau an seiner Seite, in diesem Fall in Gestalt einer zynisch-pfiffigen Kommissarin. So ist “Helden der Nacht” ein fein gesponnener Krimi in einer desillusionierten Welt, der nicht ohne Witz mit seinen klassischen Vorbildern spielt.

Bewertung vom 20.08.2018
MOXIE - Zeit, zurückzuschlagen
Mathieu, Jennifer

MOXIE - Zeit, zurückzuschlagen


ausgezeichnet

In einer Zeit, in der Jugendliche scheinbar immer angepasster werden und gerade Mädchen stark mit scheinbar unveränderlichen Rollenbildern zu kämpfen haben, sind Bücher oder Hörbücher zu diesem Thema von besonderer Bedeutung. “MOXIE - Zeit, zurückzuschlagen” von Jennifer Mathieu ist dabei echte “girl power”. Denn sehr einfühlsam erzählt die Autorin ihre Story aus der Sicht ihrer jungen Protagonistin Vivian, die sich selbst als ziemlich angepasst empfindet, aber immer mehr zu einer selbstbewussten jungen Frau und sogar Feministin wird. “MOXIE - Zeit, zurückzuschlagen” erinnert mit seiner Thematik ein wenig an die psychologisch gut gemachte Netflix-Serie “13 reasons why”, ist aber auch ein kämpferisch-kreativer Aufruf, sich als Mädchen nicht mehr alles gefallen zu lassen. So macht “MOXIE - Zeit, zurückzuschlagen” viel Spaß und regt zum Nachdenken ebenso wie zum Nachmachen an. Erfrischend gelesen von Lisa Hagmeister.

Bewertung vom 20.08.2018
Kampfsterne
Hennig von Lange, Alexa

Kampfsterne


ausgezeichnet

Alexa Hennig von Lange spiegelt in „Kampfsterne“ das Leben der etwas besser gebildeten, modernen Familien der 1980er Jahre. Man hat studiert oder zumindest einen sicheren Job, vielleicht noch ein wenig 68er-Geist gerochen, aber mit Ende dreißig reicht es bereits für Haus und Familie. Auch die Frauen hatten mal Ambitionen und hadern nun mit ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter. Und der Nachwuchs? Soll auf jeden Fall gelingen und will ebenso sicher alles anders machen. Oder sind die Eltern vielleicht doch ganz OK? Die Autorin jedenfalls lässt kaum ein gutes Haar am Miteinander der Siedlungsbewohner. Trotz enger Kontakte sagt niemand wirklich, wie es ihm geht, und wo die Missverständnisse ins Kraut schießen, bleibt die Empathie auf der Strecke. Es geht um das, was man oder frau bis Mitte vierzig aus dem Leben gemacht haben, um beste Absichten, verunglückte Freundschaften, Neid und Eifersucht, aber auch um Macht in der Ehe und die Frage, wie mit sexuellen Übergriffen umgegangen wird. All dies verhandelt Alexa Hennig von Lange mit treffsicheren Dialogen und schonungslos offenen Innenansichten, die sie uns durch den steten Wechsel der Erzählperspektive in kurzen, knackigen Abschnitten präsentiert. Kampfsterne macht Spaß und lässt uns fragend zurück: Hätten wir es besser gemacht? Machen wir es besser?