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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2019
An den Ufern der Seine
Poirier, Agnès

An den Ufern der Seine


ausgezeichnet

Paris – eine faszinierende Stadt
Die Autorin Agnès Poirier nimmt uns mit auf eine Reise in das Paris von 1940 bis 1950. Und gleich vorneweg – der Ausflug lohnt.

„Diese jungen Männer und Frauen, aufstrebende Romanciers, Philosophen, Maler, Komponisten, Anthropologen, Theoretiker, Schauspieler, Fotografen, Dichter, Herausgeber, Verleger und Dramatiker, die von den Qualen des 2.Weltkriegs geprägt waren, teilten nicht immer die gleichen politischen und kulturellen Einstellungen, hatten aber drei Gemeinsamkeiten: die Kriegserfahrung, die Begegnung mit dem Tod und die Hochstimmung, die sie bei der Befreiung in Paris erfasste.“

Die Autorin schildert das künstlerische Schaffen, wir dürfen Schriftstellern und Künstlern über die Schulter schauen, begleiten interessante Frauen auf ihrem Weg. Man trifft auf bekannte Namen, wie beispielsweise Simone de Beauvoir, Sartre, Camus, und viele andere. Deren politische Gesinnung, dieses unbeschreibliche Lebensgefühl – man bekommt einen sehr guten Einblick in dieses Leben vermittelt. Die Autorin schafft es, die Atmosphäre und das besondere Flair dieser Stadt perfekt einzufangen.

Besonders hervorheben möchte ich, dass es gut gelungen ist, diesen Kriegsalltag mit Hunger und Kampf um das Notwendige einerseits und dann wieder das Hochhalten von Freundschaft und Zusammenhalt darzustellen. Es kommt ganz klar auch heraus, mit welcher Einstellung die Protagonisten diese Monate überlebten, welche Grenzen überschritten wurden, welche Bedeutung das Leben an sich erlangte.

Die Autorin schafft es, mit ihrem leichten und lockeren Schreibstil ab der ersten Zeile zu fesseln, Zusammenhänge herzustellen, Informationen zwischen den Szenen zu verpacken und so ein großes Ganzes darzustellen. Beeindruckend beispielsweise war die Rettung der Kunstschätze des Louvre, die Anstrengungen des Direktors, um diese vor den Nazis in Sicherheit zu bringen.

Das Buch gibt einen groben Überblick über viele Einzelheiten aus dieser Zeit. Natürlich darf man sich nicht erwarten, dass die Themen ausführlich erzählt werden – dafür sind diese zu komplex. Doch ein wunderbarer Einblick in eine ereignisreiche Zeit wird gewährt, dies ist der Autorin großartig gelungen. Ergänzt durch Bilder und Zeittafel erhält man ein rundum gelungenes Werk, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 05.05.2019
Magellan
Jostmann, Christian

Magellan


ausgezeichnet

Magellan: Seefahrer, Geschäftsmann, Visionär

Auf der Homepage des Autors Christian Jostmann findet sich folgende Zeile:
„Ich bin Historiker und schreibe Geschichten“.

Genau das ist ihm im vorliegenden Buch hervorragend gelungen.

Wären alle Geschichtsbücher auf diese Art verfasst, wäre Geschichte bald eines der beliebtesten Fächer in unseren Schulen. Dem Autor gelingt es, auf spitzfindige Weise geschichtliches Wissen so zu verpacken, dass man keine historischen Fakten liest sondern einen Roman.

Dennoch handelt es sich um keinen Roman – der Autor stellt die Ereignisse in ihrem geschichtlichen Kontext dar, verwendet keine fiktiven Figuren oder schweift von den eigentlichen Begebenheiten ab. Geschichtsunterricht auf höchster Ebene.

Der portugiesische Seefahrer und Visionär Magellan wird von seiner eigenen Regierung daran gehindert, sein Vorhaben, die Gewürzinseln auf westlicher Route zu erreichen. Daraufhin begibt er sich mit seinem Vorschlag nach Spanien, um dort Unterstützung für sein Vorhaben zu erhalten.

Die Spanier, welche auf östlichem Kurs von den Portugiesen blockiert werden, greifen Magellans Vorschlag auf und stellen ihm dafür fünf Schiffe zur Verfügung. Damit beginnt aber erst der lange Weg in den Westen…

Magellan glaubt an eine Route im Süden Patagoniens, die es möglich macht, Südamerika zu umsegeln und somit die östliche Route zu den vielgepriesenen Inseln obsolet werden zu lassen. Geschickt verhandelt er lange mit seinen Geldgebern, um auch für sich als Geschäftsmann den größtmöglichen Nutzen der abenteuerlichen Reise herauszuschlagen.

Auf seiner Reise hat er mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, scheint aber auf fast alle davon vorbereitet zu sein. So gelingt es ihm, Meutereien im Keim zu ersticken und Vorräte so geschickt aufzuteilen, dass selbst Flauten oder der Verlust eines Schiffes mit vielen Vorräten an Bord, die Mannschaft nicht zur Umkehr zwingen.

Selbst seine geografischen Berechnungen, welche ihn an sein Ziel führen sollen, lassen uns heute die Genialität dieses Mannes erkennen – auch wenn ihm die klein erscheinende Abweichung seiner Berechnungen beinahe scheitern ließ.

Wenngleich die nach ihm benannte Magellanstraße seit dem Bau des Panamakanales für die Schifffahrt kaum noch eine Bedeutung hat und Magellan nicht mehr erleben durfte, wie seine Flotte die erste Weltumsegelung feiern durfte, hat er als Seefahrer dennoch Geschichte geschrieben.

Diese Geschichte wurde vom Autor großartig und mitreißend erzählt und umgesetzt. Dafür gebe ich gerne 5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.05.2019
Weingeschichten aus Friaul
Gans, Johannes;Wrazdil, Eva

Weingeschichten aus Friaul


ausgezeichnet

Genussvolle Begegnungen zwischen Winzern und Besuchern der Weingüter

Weinkultur geht mittlerweile weit über den Anbau des Weines und der darauffolgenden Verarbeitung der Trauben hinaus. Weinkultur erlebt einen Hype, der oftmals in überbordender Architektur und chauvinistischer Selbstdarstellung der Winzer endet. Nicht so in den hier dargestellten Weingeschichten.

Der Autor Johannes Gans hat in diesem Buch scheinbar bewusst zu Weingütern gegriffen, welche die Weinkultur in ihrem traditionellen Sinn verstehen und diese Kultur weiter beleben und leben lassen.

In den Erzählungen – oder besser gesagt eben Weingeschichten – finden sich immer wieder Besitzer von Weingütern, die ihren Besuchern einen genussreichen Spaziergang durch ihre Anwesen bieten wollen. Viele der Gutsbesitzer begleiten ihre Besucher noch persönlich durch die Weinkeller oder erzählen beim Spaziergang durch die Weinreben ihre Geschichten.

Diese Erzählungen bringt der Autor in seinen Weingeschichten auf den Punkt und beschreibt seine Erlebnisse in den Weingegenden des Friaul, untermalt von den Bildern der Fotografin Eva Wrazdil.

Die Fotografien zeigen beeindruckend, dass es im Friaul um den Wein geht – nicht um eine Außendarstellung der Winzer. Liebevoll restaurierte Winzerhäuser – mit dem einen oder anderen durchaus modernen Einschlag – und Weinkeller, denen ihre Vergangenheit noch anzusehen ist, sowie Menschen, bei denen die Liebe zum Beruf im Vordergrund steht.

40 Weingüter hat der Autor für die Leserschaft ausgewählt und keines scheint ein Fehlgriff zu sein. Jedes Weingut hat seine eigene Geschichte und erzählt diese in den Weingeschichten und jede Geschichte macht Lust darauf, hinzureisen und diese selbst zu erfragen. 5 Sterne

Bewertung vom 05.05.2019
Zug der Schafe
Girón, Susana

Zug der Schafe


ausgezeichnet

Ein Bildband, der erzählt wie es tausend Worte nicht beschreiben könnten

Wenn sich die Familie Alarcòn im Morgengrauen mit ihren Schafen aufmacht um auf die nächste Weide zu ziehen, steht die Fotografin Susana Giròn mit ihrer Kamera bereit. Die Bilder, die dabei entstehen, lassen den Betrachter beinahe am eigenen Leib spüren, was die Familie mit ihren Schafen fühlt.

Der Autor Michael Stührenberg begleitet die Fotografin auf ihrem Weg mit der Familie, den Schafen, Hunden und Pferden durch Spanien und untermalt mit seinem kurzen Text die Darstellung der Fotografin ohne dabei Einfluss auf die Wirkung der Bilder zu nehmen.

Beim mehrmaligen Durchblättern des Buches stößt der „Leser“ immer wieder auf neue Details, immer wieder werden Aspekte der Reise sichtbar, welche beim vorigen Mal nicht erkennbar waren.

So gibt das Buch mehr und mehr Einblicke, in das auf den ersten Blick hart wirkende Leben der Viehzüchter und Landwirte, die zweimal im Jahr ihre Reise durch Spanien antreten.

Künstlerisch auf einem sehr hohen Niveau gestaltet die Fotografin ihre Bilder und gestaltet auf diese Weise eine fotografische Erzählung, die private – ja teilweise intim wirkende – Einblicke in das Leben der Schafzüchter aus Spanien zulässt. 5 Sterne sind hier selbstverständlich.

Bewertung vom 05.05.2019
Von Bier zu Bier
Ritter, Marc;Wiesinger, Katherine

Von Bier zu Bier


gut

Der etwas andere Reiseführer

Als „Der Brauerei-Reiseführer für die ganze Familie“ wird dieses Werk am Einband tituliert und macht somit den familiären Leser erstmal ein wenig unsicher. Soll ich mit meinen Kindern tatsächlich in Bayern von Brauerei zu Brauerei ziehen und ihnen auf diese Weise bayerisches „Brauchtum“ näher bringen?

Bei näherer Betrachtung wird aber schnell klar, dass zwar im Mittelpunkt dieses Buches die Tradition des Bierbrauens und deren Wirkungsstätten stehen, diese aber immer im Zusammenhang mit ihrer Umgebung beschrieben werden.

So folgt dieser Reiseführer durch Bayern mehreren Prämissen:
1. Es werden traditionelle Brauereien beschrieben und deren Brauerzeugnisse vorgestellt. Das steht natürlich im Vordergrund dieses Buches.
2. Es gibt in der Umgebung der Brauereien auch immer weitere Sehenswürdigkeiten, die es lohnen besichtigt zu werden – sollte man also dem Bierbrauen nicht so zugetan sein, lässt sich so manches Sehenswerte auch ganz ohne den beworbenen Biergenuss erkunden.
3. Die Tradition des Bierbrauens – wie lässt sich Bier geschichtlich einordnen, wie hat sich die Kunst des Bierbrauens entwickelt oder warum findet dieses Getränk oftmals solchen Anklang?

Der Leser wird hier also nicht angeregt sich mit seiner Familie durch sämtliche Brauereien Bayerns zu schlagen. Vielmehr geht es um die Geschichte des Bieres und um die Geschichte der Orte, an denen die Braukunst nicht nur sozialen Aspekten dient sondern auch einen wirtschaftlichen Faktor darstellt.

Zu finden sind in diesem Buch neben bekannten Brauereien auch kleine Hersteller und deren Produkte. So manche Gasthausbrauerei lässt somit den Familienurlaub jeden Abend mit regionalen Speisen und dem dazugehörigen Bier ausklingen (wenn man möchte).

Für Freunde des Bieres und solchen, die es vielleicht werden wollen, ist dieses Buch sicherlich empfehlenswert. Wer dem Gerstensaft nicht ganz so zugetan ist oder im Urlaub andere Prioritäten setzt, für den werden sich bessere Reisführer finden.
3 Sterne

Bewertung vom 05.05.2019
The next Big Thing
Gregson, Sam

The next Big Thing


ausgezeichnet

Jeder Berufseinsteiger möchte in einem Start-Up arbeiten – coole Chefs und cooles Arbeitsklima. Aber ist es wirklich so wie es scheint?

Tischkicker, Frühstücken am Arbeitsplatz und ein Chef der sagt „mach mal“. Wer wünscht sich nicht, an so einem Arbeitsplatz zu arbeiten?

Sam Gregson – übrigens ein Pseudonym – ist Experte für Unternehmenskommunikation und hat Geschichte studiert. Als Autor von „The Next Big Thing“ weiß er worüber er schreibt, hat er es doch mehrmals in unterschiedlichen Start-Ups versucht eine ordentliche Arbeit abzuliefern. Immer wieder vergeblich.

Letztendlich ist aus den immer wieder zum Scheitern verurteilten Arbeitsverhältnissen dieses Buch hervorgegangen. Und es ist ein Buch, das schonungslos aufzeigt, was in der schönen neuen Welt der Start-Ups falsch läuft.

Prekäre Arbeitsverhältnisse werden in Deutschland meist ja nur auf Scheinselbständigkeit oder Teilzeitarbeit geschoben. Jemand der fest angestellt ist und mehr als 60 Stunden in der Woche arbeitet, fällt nach der allgemeinen Definition sicherlich nicht in diese Gruppe. Dass sich die Angestellten in Start-Ups aber oftmals ihre Wohnung nicht leisten können, dringt nur ganz selten nach außen – schließlich hat man ja einen hippen, coolen Job – da fällt es schwer über Dinge wie Geldnot oder psychische Probleme öffentlich zu reden.

Der Autor „Sam Gregson“ hat mit seinem Buch ein Tabu gebrochen und zeigt darin, dass nicht alles was über die schöne neue Arbeitswelt in den Medien berichtet wird, wirklich den Tatsachen entspricht. Die chronische Unterbezahlung der Angestellten ist hier nur die Spitze des Eisberges.

Sexismus, Mobbing und 12-Stunden-Tage stehen im Vordergrund und wer nicht mitmacht, wird gefeuert oder fällt selbst Angriffen zum Opfer. Solange, bis man eben selbst die Konsequenzen zieht.

Wer jetzt aber davon ausgeht, die Angriffe kämmen nur von den Kollegen, irrt gewaltig. Die vergiftete Atmosphäre die in diesen Unternehmen herrscht, wird von oben herab sogar noch befeuert oder zumindest geduldet. Die Führungsetage – oftmals die Gründer der Unternehmen - sieht zu, wie sich die Mitarbeiter aneinander aufreiben und nutzen dies noch, um Mehrleistung aus ihren Mitarbeitern zu holen – bis zum sicheren Burnout derjenigen, die dem psychischen Druck nicht standhalten.

Zu alldem kommt noch, dass es in diesen jungen Unternehmen auch keine klaren Strukturen gibt. Immer wieder schildert der Autor, dass er sich seine Aufgaben selbst zurechtlegen musste und diese selbstdefinierten Aufgaben und Ziele dann immer wieder von seinen Chefs zunichte gemacht wurden – ohne dabei klar zu definieren, wie denn diese auszusehen hätten.

Sam Gregson schildert in seinem Buch aber auch, dass es Ausnahmen gibt – Start-Ups, die sich um ihre Mitarbeiter wirklich kümmern anstatt sie auszubeuten. Start-Ups, die ein Umfeld schaffen, in dem es sich wirklich gut anfühlt zu arbeiten und privates sich mit der Arbeit vereinbaren lässt.

Leider sind diese Unternehmen stark in der Minderheit – die Überzahl dieser Unternehmen handelt eher nach dem Motto, welches auf Seite 141 zu finden ist:
„Da Start-ups verzweifelt darauf aus sind, ihre Strukturen zu minimieren, nutzen sie dafür am Ende das eine Kapital aus, das sie haben: Menschen.“
„Und weil sie auf junge Leute attraktiv wirken, nutzen sie junge Leute aus.“

Wer also überlegt, in einem Start-up seine Karriere zu beginnen, sollte dieses Buch vorher unbedingt lesen. Wer aber überlegt, selbst ein Start-up zu gründen, sollte ebenfalls beherzigen was alles schief gehen kann. Sam Gregson zeigt dies in seinem Buch gelungen auf. 5 Sterne

Bewertung vom 05.05.2019
Szenen aus dem Herzen
Thunberg, Svante; Thunberg, Greta; Ernman, Malena; Ernman, Beata

Szenen aus dem Herzen


ausgezeichnet

Wer ist Greta Thunberg?

Diese Frage stellt wohl mittlerweile niemand mehr. Gretas öffentliche Geschichte begann 2018, als sie ihren Schulstreik startete. Viele Jugendliche nahmen Greta als Vorbild und schlossen sich dem Kampf um unser Klima an, „FridaysForFuture“ ist mittlerweile zu einer internationalen Initiative geworden.

Das Buch „Szenen aus dem Herzen“ wurde von Gretas Mutter Malena Ernman geschrieben und bezieht die Meinungen und Alltagsgespräche sämtlicher Familienmitglieder mit ein – Vater Svante Thunberg und die beiden Töchter Greta und Beata. Die einzelnen Kapitel werden in kurze Szenen unterteilt, die manchmal nur einige Gedanken widergeben und dann auch ziemlich kurz ausfallen.

Die Autorin erzählt vom Leben mit den beiden Töchtern, von deren Krankheiten, von den Schwierigkeiten, die diese mit sich bringen. Sie berichtet vom anfänglichen Unwissen, vom Ärztemarathon, von den unterschiedlichen Diagnosen, aber auch davon mit wie viel Engagement sich die Familie in die Thematik einliest, um den Kindern ein Leben zu ermöglichen, in denen es ihnen gut geht. Immer wieder liest man, was die Eltern für Herausforderungen bewältigen müssen, damit es den Mädchen wieder gut geht. Die Mutter erzählt hier sehr persönlich und authentisch, wie sich dieses Leben gestaltet. Sie beschönigt nichts, sondern erzählt auch über ihren eigenen Zusammenbruch.

Es wird auch berichtet, wie sich das Thema Klimaschutz für die Familie in den Fokus stellte, welche Experten befragt wurden und wie Greta ihren Schulstreik vorbereitete. Dass sie bei allem was sie tut mit der Unterstützung ihrer Familie rechnen kann, ist für Greta sicherlich ein positiver Aspekt. Wie die Familie ihr Leben für das Klima umgestaltete wird ebenfalls beschrieben.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und kurzweilig. Durch die kurzen Abschnitte liest sich das Buch wie im Flug.

Fazit: Die Geschichte dieser intelligenten jungen Frau, die sich viele Gedanken um unseren Planeten macht, habe ich sehr gerne gelesen. Man erfährt einiges über Gretas Entwicklung zur Klimaaktivistin. Ich bin schon gespannt auf das Buch „Ich will, dass ihr in Panik geratet!“, welches im Juni erscheint und Gretas Reden zusammenfasst.
Gerne vergebe ich für „Szenen aus dem Herzen“ 5 Sterne und wünsche dem Buch viele Leser.

Bewertung vom 04.05.2019
Das korsische Begräbnis / Korsika-Krimi Bd.1
Falconi, Vitu

Das korsische Begräbnis / Korsika-Krimi Bd.1


sehr gut

Gefährliches Korsika
Der Pariser Schriftsteller Eric Marchand zweifelt an seinen Schreibfähigkeiten, steckt mitten in einer Krise und braucht dringend eine Auszeit. Erst kürzlich hat er im Nachlass seiner Mutter entdeckt, dass sie ursprünglich aus Korsika stammt – eigenartig, dass sie dies Eric immer verheimlicht hatte. Somit ist seine schriftstellerische Neugier geweckt und er flüchtet auf die Insel, hofft seine Schreibblockade zu überwinden.

Gleich nach seiner Ankunft beobachtet Eric ein Begräbnis, bei dem ihm einiges komisch vorkommt. Als auch der Vizebürgermeister einem Attentat zum Opfer fällt, Eric in eine Schlägerei gerät und plötzlich auch noch mitten in eine Vendetta, wird es für Eric brandgefährlich – immerhin ist er der letzte Überlebende einer verhassten Familie, wie sich zeigt.

Wie hängen alle diese Ereignisse zusammen? Was braut sich auf dieser Insel zusammen?

Der Autor Vitu Falconi hat mit diesem Auftakt zu einer neuen Krimireihe einen Protagonisten erschaffen, der mit offenen Augen in Gefahren läuft. Hier war ich während des Lesens oft ein wenig irritiert, weil Eric in seinen Handlungen naiv wirkt und dann im letzten Moment immer eine rettende Idee hat. Das wirkt für mich zu sehr konstruiert. Doch vermutlich ist es auch nicht so einfach, eine Menge an Personen einzuführen, um diese während der weiteren Folgen parat zu haben.

Da Eric ein guter Beobachter ist, darf man mit ihm durch die Landschaft streifen, als wäre man selber dort. Interessant finde ich den Ausflug in die Welt der Rituale und Traditionen, welche Auswirkungen diese haben und welche Nachwehen ein Schwur haben kann.

Die Charaktere rund um Eric sind sehr treffend gezeichnet, Mahmoud Clément von der Police Nationale ist sogar äußerst sympathisch. Auch dass er nicht gegen die Presse arbeitet sondern den Journalisten zu Rate zieht, finde ich zwar ungewöhnlich, aber gelungen.

Durch so manche Erklärungen und Ausführungen kommt teilweise die eigentliche Krimihandlung zu kurz, auch die Ermittlungsarbeit scheint beinahe einzuschlafen, weil immer wieder etwas Neues passiert. Für den Auftakt einer Reihe finde ich es nicht weiter störend, da bin ich nun mal auf den nächsten Band gespannt, wie dieser aufgebaut wird.

Der Schreibstil Falconis ist sehr bildgewaltig, man taucht förmlich ein in die Landschaft und die Atmosphäre Korsikas, das gefällt mir sehr gut. Zwischendurch einige Längen seien dem Autor verziehen, doch die etwas zu sehr konstruierten Handlungen Erics waren mir oftmals zu dick aufgetragen. Der Spannungsanstieg im zweiten Abschnitt bis zum temporeichen Ende lassen das Buch dann aber nicht mehr aus der Hand legen.

Ein Ausflug in die wilde Schönheit Korsikas, mit einem Protagonisten, der hoffentlich noch einige Entwicklungen durchmachen darf. 4 Sterne

Bewertung vom 04.05.2019
Zippert steigt auf
Zippert, Hans

Zippert steigt auf


gut

Ein Flachlandbewohner setzt sich ein Ziel

Hans Zippert, Journalist und Satiriker hat sich zum Ziel gesetzt, auf die jeweils höchsten Berge aller 16 deutschen Bundesländer zu steigen.

„Nötig waren dafür der Verzicht auf jegliches Training, disziplinloses Essen und eine möglichst oberflächliche Vorbereitung.“

Und so mutet dieses Büchlein auch an. Humorvoll, mit gehörigem Sarkasmus, wenn die langen Schlangen der Wanderer sich durch die einsame Naturwelt quälen, ergänzt durch wirklich einsame Natur – wenn Zippert auf „Bergen“ (eher Erhöhungen) unterwegs ist, auf die sonst keiner wandert. Er beschreibt humorvoll seine Herangehensweise an die Wanderungen, die oftmaligen Umwege.

Am Ende jedes Kapitels gibt es eine kurze Auflistung über Anreise, Ausgangspunkt, Länge und Dauer der Wanderung, die Höhenmeter sowie eventuelle Einkehrmöglichkeiten. Wie man auf eine solch wahnwitzige Idee kommt, ist mir schleierhaft, aber okay – Zippert und sein mitwandernder Fotograf Achim Apell hatten sicherlich eine Menge Spaß auf ihrer Tour. Dies versuchen die beiden auch zu vermitteln, was nicht immer ganz glaubwürdig gelingt (oder bei mir zumindest nicht so ankommt).

Es gibt „Berge, die rufen einfach nicht“, wenn man Zippert glauben darf – und ich denke, dass die meisten Menschen dies auch so akzeptieren. Also, eine Inspiration darf man sich von dem Buch nicht erwarten, sehr wohl kurzweilige Unterhaltung (wenn man mit Zipperts Humor etwas anfangen kann) – und das sollte wohl auch das Ziel des ganzen Projekts sein. 3 Sterne.