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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 859 Bewertungen
Bewertung vom 22.06.2021
Der Schneeleopard
Tesson, Sylvain

Der Schneeleopard


sehr gut

Innere und äußere Reise
"Der Schneeleopard" von Sylvain Tesson ist eine Reisebeschreibung in die Hochebene von Tibet, gemeinsam mit dem bekannten Tierfotografen Vincent Munier. Sie sind auf der Suche nach Tieren zum beobachten, filmen und fotografieren, hauptsächlich geht es hier um den seltenen Schneeleoparden.
Viel Zeit verbringen sie auf der Lauer beim Ausharren bei klirrender Kälte. Hier braucht man viel Zeit, Ruhe und Geduld. Die Zeit wird ausgefüllt mit den Beobachtungen von Mensch und Natur, an denen uns der Autor hier ausführlich teilhaben läßt.
Die Natur und das Leben der Menschen da auf der Hochebene ziehen einen in einen Bann, das wird sehr gut und anschaulich beschrieben. Der Autor teilt hier sehr viele Gedanken, fast philosophische Betrachtungen mit uns. Diese Gedanken nehmen im Buch sehr viel mehr Raum ein als die Reisebeschreibungen an sich, was ich ein wenig schade finde. Ich hätte mir persönlich auch ein paar mehr Fotos gewünscht.
Der Schreibstil des Autors ist sehr ruhig und bedacht und macht aufmerksam auf den Umgang des Menschen mit der Natur und den Konsequenzen daraus.

Bewertung vom 21.06.2021
Unterwasserflimmern
Schaller, Katharina

Unterwasserflimmern


gut

Reise zu sich selbst
"Unterwasserflimmern" von Katharina Schaller ist ein Roman, indem wir eine Frau begleiten. Eine Frau ohne Namen, die uns ihre Geschichte erzählt. Sie ist Anfang 30 und hat einen Partner und einen Liebhaber. Von jetzt auf gleich zweifelt sie an ihrem Leben und hat Angst vor einer Zukunft in festen Bahnen, vorbestimmt und vorhersehbar.
Also packt sie eine Tasche und geht los, ohne Abschied, ohne festes Ziel. Unterwegs trifft sie Menschen, die ihr fremd sind, denen sie aber näher kommt und mit denen sie auch reden kann. Sie ist wie eine Getriebene, Vertriebene unterwegs und wir sehen ihre Umgebung durch ihre Augen. Dieses ruhelose ist oft fast greifbar, viele Szenen sehr schön und bildhaft geschildert. Sie ist eine Frau, die halt nicht in die typischen Klischees und Rollenbilder gesteckt werden will und ihr Leben genießen will. An vielen wichtigen Fragen bleibt mir die Geschichte hier zu oberflächlich, obwohl ich sie wirklich gerne gelesen habe.

Bewertung vom 10.06.2021
Dark Blue Rising Bd.1
Terry, Teri

Dark Blue Rising Bd.1


gut

Enttäuschender Serienstart
"Dark Blue Rising" von Teri Terry ist der Auftakt einer Klima-Thriller-Trilogie.
Als erstes lernen wir Tabby kennen, die mit ihrer Mutter Cate ein Leben unter dem Radar führt, sie geht nicht zur Schule, hat keine Freunde, darf nirgends ihren Namen sagen und sie wechseln öfter ihren Wohnort. Dann wird doch die Polizei auf die beiden aufmerksam und Cate wird verhaftet. Danach ist für Tabby nichts mehr so, wie es war und sie weiß absolut nicht mehr, wem sie glauben und vertrauen kann.
Die Geschichte fand ich bis zu diesem Punkt auch sehr spannend und auch, wie Tabby dann zu "neuen" Eltern kommt. Kurz danach kommen einige Fantasyelemente ins Spiel und für mich wirkte vieles in der Geschichte unglaubwürdig und inszeniert. Die Personen, die wir kennenlernen, bleiben flach und mir fremd und spielen dann teilweise auch keine Rolle mehr. Fragen nach Zusammenhängen, die auftauchen, werden für mich sehr unzureichend geklärt oder sogar offen gelassen. Vielleicht finde ich die Themenvielfalt im Buch zu umfangreich, da wäre weniger mehr gewesen. Da es eine Trilogie wird, denke ich, einiges wird in den Folgebänden geklärt.
Gegen Ende des Buches kam noch einmal Spannung auf, die mich dann aber nicht mehr erreichte.

Bewertung vom 10.06.2021
Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


ausgezeichnet

Eine Liebe, die nicht sein durfte
"Stay away from Gretchen" von Susanne Abel ist eine großartige Liebesgeschichte, aber es ist auch noch viel mehr. Es ist eine Geschichte der Nachkriegsjahre in Deutschland, eine Geschichte über Rassismus, eine Geschichte über Menschlichkeit und auch über Unmenschlichkeit.
Erzählt wird diese Geschichte in zwei Zeitebenen. Einmal sind wir in den Jahren 2015 und 2016, Greta ist eine fünfundachtzigjährige Frau und ihr Sohn Tom ein überarbeiteter und bekannter Nachrichtensprecher. Greta zeigt erste Anzeichen von Altersdemenz und Tom muss sich mehr um seine sonst noch sehr rüstige und schlagfertige Mutter kümmern. Dabei stößt er auf Spuren und Fragmente aus der Vergangenheit, die ihn interessieren und er fängt an zu recherchieren. Durch seinen Job wird hier auch die politische Gegenwart mit den Flüchtlingen ins Spiel gebracht, was sehr interessante Parallelen bildet.
Im anderen Erzählstrang erfahren wir nach und nach Details aus Gretas Leben von ihrer Kindheit an. Die Nazizeit, der Krieg, Hunger und Leid, das alles wird hier sehr bildhaft beschrieben, dass man es sich schon fast zu gut vorstellen kann.
In die Zeit kurz nach dem Krieg fällt auch die große Liebe ihres Lebens, die als furchtbares Schicksal endete und die sie wohl bis ins hohe Alter nicht verarbeitet hatte. Das alles wird hier sehr emotional erzählt, ohne ins kitschige abzudriften. Alleine das Ende war mir persönlich dann etwas zuviel.
Im Laufe dieses Buches habe ich sehr viel über die Nachkriegsjahre und auch die Zeit der großen Verdrängung erfahren. Hier werden sehr viele gut recherchierte Fakten verarbeitet und als spannende Geschichte erzählt, in der am Ende alle Stränge zueinander finden. Eine absolute Empfehlung von mir.
Auch das Hörbuch ist wundervoll gesprochen von Vera Teltz, die es schaffte jeder Person eine eigene Stimme zu geben und mit der man sich in die Geschichte fallen lassen konnte.

Bewertung vom 09.06.2021
Das Salzfass
Sailer, Simon

Das Salzfass


ausgezeichnet

Gefräßiger Besitz
"Das Salzfass" von Simon Sailer ist eine Kurzgeschichte, die eine ganz eigene, groteske Atmosphäre schafft.
Dem Antiquitätenhändler Maurice fällt ein Nachlass in die Hände, über den er auch in den Besitz eine wunderschönen Salzfasses gerät. Im Innern befindet sich eine weiße Substanz, die anscheinend kein Salz ist, weil sie beginnt zu wuchern. Das Salzfass gewinnt immer mehr Bedeutung im Leben von Maurice, er füttert es sogar, es überwuchert seinen Besitz, sein Leben.... Er versucht sich mehrfach von ihm zu trennen, mehr oder weniger von Erfolg beschieden.
Die Erzählform ist hier etwas ganz besonderes, weil wir alles sozusagen aus zweiter Hand erfahren. Eine Händlerin erzählt die Geschichte an einen Kunden. Das Ganze ist recht skurril und schaurig und läßt mich auch überdenken, ob nicht mancher meiner Besitztümer von mir auch zuviel gefüttert wird. Herrlich.
Den Vorgänger "Die Schrift" habe ich mit ähnlicher Begeisterung gelesen, wobei man beides vollkommen unabhängig voneinander lesen und verstehen kann. Allerdings freue ich mich schon sehr auf den angekündigten dritten Band des Autors.
Absolut genial sind die Illustrationen im Buch, diese sind schwarzweiß, aber sehr detailliert ausgeführt und inhaltlich treffend.

Bewertung vom 09.06.2021
Fritz und Emma (eBook, ePUB)
Leciejewski, Barbara

Fritz und Emma (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein langes Leben
"Fritz und Emma" von Barbara Leciejewski ist eine ganz besondere Liebesgeschichte.
Fritz und Emma kennen sich schon ihr ganzes Leben lang, sie sind sogar am selben Tag im Jahr 1927 geboren und gemeinsam aufgewachsen. Später werden sie ein Liebespaar und sind sehr unglücklich, als Fritz kurz vor Kriegsende noch an die Front muss. Aber er überlebt und kommt zurück, nur ist er nicht mehr ganz derselbe.
2019 kommt ein neuer Pfarrer nach Oberkichbach und mit ihm Marie, seine Frau. Diese langweilt sich in dem Dörfchen und versucht sich in das Leben einzubringen, die Bewohner kennenzulernen und das Dorfleben zu bereichern. Dabei stößt sie immer wieder auf Fritz und Emma, die seit Jahren kein Wort mehr miteinander gesprochen haben. Diese Geschichte läßt ihr keine Ruhe und sie versucht mehr zu erfahren.
In diesen beiden Erzählsträngen lernen wir die Menschen des Ortes nach und nach gut kennen und erfahren auch Stück für Stück die sehr emotionale Geschichte von Fritz und Emma.
Der Schreibstil ist sehr lebendig und in beiden Zeitebenen spannend erzählt. Man möchte das Buch am liebsten nicht mehr weglegen, ehe man erfahren hat, was es mit dem Schicksal der beiden auf sich hat.
Die Gefühle aller Beteiligten kommen gut rüber und ich war an einigen Stellen tief berührt und betroffen. Es gibt sehr vieles, was ein Leben zerstören kann und es gibt sehr vieles, was uns Hoffnung gibt. Eine wunderbare Geschichte, die hier mit viel Gefühl erzählt wird.

Bewertung vom 09.06.2021
Sex ist immer noch schön, aber Weihnachten ist öfter
Schwarzkopff, Marie

Sex ist immer noch schön, aber Weihnachten ist öfter


sehr gut

Inselleben
"Sex ist immer noch schön, aber Weihnachten ist öfter" von Marie Schwarzkopff ist ein Roman über ein Paar, dass sozusagen von den eigenen Kindern alleine gelassen wurde. Im Mittelpunkt stehen hier Anna und Morten, die plötzlich wieder viel Zeit haben ihr eigenes Leben zu leben. Und was tun sie statt dessen? Sich streiten, unterschiedliche Vorstellungen entwickeln und dann nicht miteinander darüber reden.
Mit sehr viel Humor wird hier die Familie vorgestellt, die mir auch alle sehr sympathisch waren und auch einige Alltagssituationen, die wirklich so witzig beschrieben waren, dass ich so manches Mal schmunzeln musste. Ich lese eigentlich keine witzigen Bücher und zum Glück steckte hinter dieser Geschichte auch ein sehr ernsthaftes Thema.
Abwechselnd begleiten wir die beiden bei ihrem Urlaub auf einer winzigen dänischen Insel und ihren Gedanken und Gefühlen zu der neuen und ungewohnten Situation. Viele Probleme kommen hier auf und werden angesprochen und das alles mit einem leicht zu lesenden, emotionalen Schreibstil. Vor allem auch die Beschreibung der Natur und des Lebens auf der Insel hatte für mich sehr viele Wohlfühlmomente.
Ich habe mich mit diesem Buch gut unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 09.06.2021
Biaoren - Die Klingen der Wächter - Band 4
Xu, Xianzhe

Biaoren - Die Klingen der Wächter - Band 4


ausgezeichnet

Kampf um die Rache
"Biaoren - Die Klingen der Wächter - Band 4" ist der vierte Band einer Comicreihe aus China. Ich habe die Geschichte bis zu diesem Band begeistert verfolgt und mich sehr gefreut, dass es endlich weitergeht. Die Handlung knüpft direkt an den Vorgänger an, wird für Neueinsteiger aber auch nochmal grob zusammengefasst.
Die Cover der Bände sind sehr schön und passen auch gut zusammen. Im Innenteil befinden sich sehr hochwertige Drucke von Schwarz-weiß-Zeichnungen.
Erzählt wird hier die Geschichte von Daoma, einem Kopfgeldjäger, der mit einem kleinen Kind und mehreren sehr interessanten Reisebegleitern unterwegs ist. In jedem der Bände lernt man einen neuen Protagonisten kennen und das ist auch hier so. Das ganz Besondere an dieser Geschichte sind die vielen historischen Hintergründe, die sehr anschaulich und immer wieder eingestreut werden. Wer sich auch nur ein wenig für die chinesische Geschichte interessiert, ist hier goldrichtig.
Die Personen in der Geschichte erfahren alle eine Weiterentwicklung und in Rückblenden erfährt man mehr über ihren Werdegang und ihre persönliche Entwicklung. Das ist ganz spannend mit eingeflochten.
Die Bilder sind sehr ausdrucksstark, actiongeladen und sparen auch nicht mit Gewaltdarstellungen. Wer da sehr empfindlich ist, für den ist diese Reihe nicht so sehr geeignet, denn in Kampfszenen, die es immer wieder gibt, geht es sehr brutal zu. Der Zeichenstil gefällt mir aber sehr, die Bilder erzählen hier ihre eigene Geschichte.
Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band.

Bewertung vom 05.06.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


sehr gut

Detroit hautnah
"Der gekaufte Tod" von Stephen Mack Jones ist ein Thriller mit einem ganz besonderem Schreibstil. Der Protagonist, August Snow, ist ein Ex-Polizist und hat sehr viel Geld. Dieses hat er in einem Prozess gegen den korrupten Polizeiapparat der Stadt Detroit gewonnen und danach der Stadt für ein Jahr den Rücken gekehrt. Nun kehrt er zurück in sein altes Viertel und die meisten der Polizisten sind natürlich nicht gut auf ihn zu sprechen.
Snow investiert in dem Viertel, in dem er aufwuchs und das sehr trostlos und heruntergekommen ist. Eine Bekannte aus früheren Tagen, eine reiche Unternehmerin, spricht ihn an und bittet um Hilfe. Er lehnt ab und sie ist wenig später tot,, ermordet. Jetzt will er die Schuldigen finden, weil er sich selber irgendwie schuldig fühlt.
Das ganze Buch erinnert etwas an einen Actionfilm, es passiert ständig etwas spannendes und es geht alles rasend schnell. Detroit und auch seine Problemviertel werden einem hier sehr nahe gebracht, man bekommt das Gefühl mittendrin zu sein. Das war eine sehr spannende Erfahrung.
Es gibt hier mehrere Erzählstränge , die ich aber sehr schnell miteinander verbinden, so wie das ganze Buch eine sehr schnelle Erzählweise hat, es passt sehr gut zu dem Thema und der Stadt Detroit.
Der Schreibstil punktet mit vielen umgangssprachlichen Beschreibungen und Sätzen, die viel Humor haben und Bilder heraufbeschwören. Ind er Art habe ich das noch nicht gelesen und ich mußte so einige Male schmunzeln.
°Aber zwei Dinge machen das Töten leichter:das Wissen, dass ich böse Menschen getötet hatte, die anderen Schlimmes antun wollten und das Wissen, dass es hinterher Donuts gab."

Bewertung vom 30.05.2021
Sturmvögel
Golz, Manuela

Sturmvögel


ausgezeichnet

Ein bewegendes Leben
"Sturmvögel" von Manuela Golz ist ein Buch, dass ich am liebsten gar nicht wieder aus der Hand gelegt hätte. Hier wird die Lebensgeschichte von Emmy erzählt, die über zwei Weltkriege reichte und von sehr schweren Zeiten geprägt war.
Hier wird sehr vieles im Rückblick aus dem Jahre 1994 erzählt, in dem Emmy ihren 86. Geburtstag feiert. Sie hat sehr vieles, auf das sie zurückblicken kann. Aufgewachsen auf einer kleinen Insel, mit einer viel zu kurzen Schulbildung und einem Vater, der zur See fährt, dann ihre Dienstmädchenjahre in Berlin, Heirat, Kinder, die große Liebe und auch immer wieder Hunger, Not und Kriege.
In diesem Buch gibt es viel Auf und Ab, und es gibt sehr viele Zeitsprünge, die einem als Leser immer etwas Neuorientierung abverlangen. Aber das lohnt sich auf jeden Fall. Emmy ist so eine charakterstarke, liebenswürdige Frau, es macht sehr viel Freude mitzuverfolgen, wie sie über die Jahre zu der Person wird, mit der dieses Buch beginnt.
Besonders gut gefallen hat mir, trotz der vielen schweren und tragischen Ereignisse, dieser besondere Humor, der sich durch die ganze Geschichte zieht. An Emmy und ihr bewegtes Leben werde ich noch lange zurückdenken, eine lohnenswerte Lektüre.