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Benutzername: 
Kristall86
Wohnort: 
an der Nordsee

Bewertungen

Insgesamt 2213 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2022
Miteinander
Brandstetter, Johann;Zippel, Elke

Miteinander


ausgezeichnet

Klappentext:

„Symbiosen in der Natur: das verborgene Zusammenleben in unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Eine bebilderte "Wanderung" durch Lebensräume Mitteleuropas. Ein bezauberndes Buch: reich illustriiert, mit spannenden Texten. «Miteinander» ist eine bebilderte Wanderung durch ausgewählte Biotope Mitteleuropas. Es führt durch die verschiedenen Lebensräume - Äcker und Feldgehölze, Trocken- und Feuchtwiesen, Moore, Wälder und alpine Lebensräume - und stellt ihre wichtigsten Merkmale, ihre Verbreitung und Gefährdung sowie ausgewählte Pflanzen und Tiere vor. Es öffnet die Augen für die kleinen und unbekannten Dinge, macht neugierig, zeigt verborgene Zusammenhänge auf und erzählt Unbekanntes über Arten, von denen jeder meint, sie zu kennen. Der mehrfach ausgezeichnete Künstler Johann Brandstetter führt uns mit seinen außergewöhnlichen Illustrationen die Schönheit und Vielfalt unserer Lebensräume und ihrer Bewohner vor Augen. Die Biologin Elke Zippel gibt mit sachkundigen Texten einen Einblick in die Wechselbeziehungen von Pflanzen und Tieren - in die Nahrungsketten oder die Ausbreitungsbiologie der Samenpflanzen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt bei der Beziehung von heimischen Orchideen und ihren Bestäubern.“



Ein Wort macht alles das deutlich was wahrlich von Bedeutung ist - Miteinander. Egal ob unter den Menschen selbst oder eben in der Natur - ein Miteinander ist lebenswichtig, lebensnotwendig und eben eine Symbiose der Verbundenheit. Sie denken jetzt ich philosophiere? Bedingt, denn in diesem Buch zeigt uns die Biologin Elke Zippel genauestens auf wie das so ist mit dem Miteinander in der Natur und was wir davon haben. Denjenigen die ein wenig in Biologie aufgepasst haben, fällt zumeist die Symbiose zwischen Pilzen und Bäumen ein. Das ist eines von vielen Miteinander-Verbindungen! Zippel erklärt hier wunderbar lehrreich, sachlich aber auch anschaulich wie die Natur miteinander lebt und wie sie sich gegenseitig braucht. Abgerundet werden die Texte mit wunderschönen Zeichnungen des bekannten Malers Johann Brandstetter. Die Beiden erläutern auf sehr gekonntem Weg die verschiedensten Lebensräume und eben die Verbindungen zwischen Pilzen, Bäumen, Flechten, Tieren. Der Eichelhäher ist mit seinem „Hobby“ Eicheln zu verstecken da auch ein gewisser bekannter Kandidat aber es gibt noch so viele weitere!

In diesem optisch sowie haptisch äußerst hochwertig aufgemachten Buch darf sich der Leser gern dem Lesesog hingeben. Viele Geschichten lesen sich fast wie kleine Thriller und scheinen oft unglaublich, andere kennt man vielleicht aber fest steht - dieses Buch ist eine Bereicherung! Und weil hier alles so perfekt zusammen passt vergebe ich gern 5 Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 07.12.2022
Nachleben
Gurnah, Abdulrazak

Nachleben


ausgezeichnet

Klappentext:

„Ilyas ist elf, als er aus Not sein bitterarmes Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und von einem Soldaten der deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später kehrt er in sein Dorf zurück, doch seine Eltern sind tot. Ilyas macht sich auf die Suche nach seiner kleinen Schwester Afiya, die bei Verwandten untergekommen ist, wo sie wie eine Sklavin gehalten wird und niemand ihre Talente sehen will. Auch ein anderer junger Mann kehrt nach Hause zurück: Hamza war von seinen Eltern als Kind verkauft worden und hatte sich freiwillig den deutschen Truppen angeschlossen. Mit nichts als den Kleidern am Leib sucht er nun Arbeit und Sicherheit – und findet die Liebe der klugen Afiya. Während das Schicksal die drei jungen Menschen zusammenführt, während sie leben, sich verlieben und versuchen, das Vergangene zu vergessen, rückt aus Europa der nächste Weltkrieg bedrohlich näher.“



Ich wage mich immer wieder an die Bücher von Abdulrazak Gurnah und nicht immer wurde mein Leserherz mit seinen Werken erfreut. Oft passte mir der Ton nicht oder die generelle Zusammensetzung seiner Werke - hier war dies komplett anders und ich bin wahrlich zufrieden dieses Werk von ihm gelesen zu haben. Vielleicht werden wir doch noch „Lesefreunde“? Aber warum nun meine positiven Worte zu seinem aktuellen Werk? Abdulrazak Gurnah erzählt uns hier die Geschichte von Ilya. Wir nehmen an allem Teil was sein Leben beschäftigt und das in jeder Lage. Auch wenn es schmerzt sind wir dabei und das tut es oft. Sein Weg zur „Armee“ scheint wie eine Art Metapher der Flucht von allem. Aber es ist kein Ausweg vor der Armut. Der Weg ist der selbe nur eben anders benannt. Er ist nach extrem harter Zeit auf der Suche nach seiner Schwester und findet etwas, was ihm, mal wieder, das Herz zerreißt und bluten lässt. Hamzas Erscheinen und die Liebe zu Ilyas Schwester Afiya knüpft eine Bande zwischen allen Dreien und bildet den Grundstock für ein anderes Leben, eines was sie sich selbst gestalten können und müssen. Dennoch macht die geschichtliche Entwicklung nicht vor ihnen Halt und der Krieg kommt mit großen Schritten immer näher. Es heißt nun Zusammenhalt zeigen, etwas was die Drei sich mühsam erarbeiten müssen, denn sie haben es nie wirklich zu spüren bekommen. Nun heißt es Vertrauen aufbauen zu den Menschen mit denen der Zusammenhalt besteht. Auch nicht einfach wenn man auch das nicht kannte und erst erlernen muss. Abdulrazak Gurnah nimmt uns dieses Mal in eine andere Zeit mit und zeigt auf äußerst eindrückliche Weise was es heißt, neu zu leben, anderen zu vertrauen und Zusammenhalt gemeinsam aufbauen. Gurnahs politische Töne sind mal laut und mal leise und differenzieren oft das Gelesene. Wir erleben einerseits die Deutschen und eben die Menschen Ostafrikas - da prallen Welten aufeinander. Das Thema Kolonialismus ist hier der rote Faden und Hauptaugenmerk. Wir lernen hier in dem Buch beide Seiten „zu verstehen“ und es muss einfach differenziert beleuchtet werden. Da ist Gurnahs Schreibstil und seine Wortwahl mehr als passend. Sein sachlicher Ton, seine zurückhaltende Art und vor allem wertfreie Art zu erzählen lassen hier eine sehr stimmige Geschichte erlesen. Ja, dann gibt es auch noch Wendungen die man so nicht vermutet und ja, man kommt auch emotional in diesem Werk an gewisse Grenzen. Gurnah erzählt eine wahre Geschichte und es ist oft schwer auszuhalten wie Menschen sich oft verhalten wenn ihnen der Verstand abhanden gekommen ist.

Fazit: Ich werde Gurnah als Autor nicht ausschließen, nun sowieso nicht nach diesem Werk. Es gab Anlaufschwierigkeiten mit „uns“ aber durch dieses besondere und wichtige Buch wird er dennoch ein fester Bestandteil meines Lesepotpourris werden und bleiben. 5 von 5 Sterne für dieses Werk!

Bewertung vom 07.12.2022
Praxisbuch Naturgucken
Munzinger, Stefan;Schulemann-Maier, Gaby

Praxisbuch Naturgucken


sehr gut

Klappentext:

„Das umfassende Einstiegsbuch in die Naturbeobachtung.

Spuren suchen, Fährten lesen, Zusammenhänge verstehen!

Naturgucken schafft Wissen und macht Spaß!

Mit zahlreichen Praxistipps von erfahrenen Naturbeobachtenden.



Vögel, Säuger und andere Tiere sowie Pflanzen und Pilze in unseren Landschaften beobachten - wie geht das? Das "Praxisbuch Naturgucker" erläutert, wo sich unsere tierischen Mitbewohner aufspüren lassen, wie sie leben und wie man ihr Verhalten am besten interpretiert. Die AutorInnen - allesamt passionierte «NaturguckerInnen» - verraten dabei zahlreiche nützliche Tipps und Tricks, sodass Ihre Naturbeobachtung mit Sicherheit zum Erfolg wird. Erläuterung zu den wichtigsten Tiergruppen (Säuger, Vögel, Reptilien, Amphibien, Spinnentiere und Insekten) sowie grundlegende Zusammenhänge in unserer Ökosystemen ermöglichen ein vertieftes Verständnis der Tierwelt, die uns tagtäglich, aber meist völlig unbemerkt, umgibt.“



Freunde und Mitglieder des NABU kennen den neuen Zweig bereits: als „Naturgucker“ unterwegs zu sein ist eine wahre Freude und Kunst aber wie geht das überhaupt? Wie gehe ich sinnvoll vor und wie „gucke“ ich richtig? Sehr viele Fragen werden hier ausführlich in diesem Buch erläutert. Die Einleitung befasst sich erstmal mit der Frage warum wir überhaupt die Natur beobachten und dann geht es auch schon los mit dem richtigen Equipment. Der nächste Teil befasst sich ausführlich mit dem NABU an sich und eben den Aktionen zum Naturgucken. Hier muss ich zugeben, findet man auch reichlich Wissen bereits auf der Homepage des NABU. Ob es dann dieses Buch braucht, bezweifle ich allerdings, da doch heute fast alles digital abläuft. Kapitel 4 befasst sich mit verschiedenen Artengruppen die beobachtungswürdig und meldewürdig sind und zum Schluss wird dem Leser erläutert wie die gewonnen Daten verarbeitet werden. Keine Fragen das diese Arbeit enorm wichtig ist um unsere kleine Welt in genauer Beobachtung zu halten wo doch alles irgendwie durch unsere Finger zerrinnt aber braucht es dieses Buch? Ich sage klar: für Menschen die nicht digital unterwegs sind, ist es ganz nett aber dennoch müssen die Daten irgendwie übermittelt werden. Entweder hat man dabei Hilfe von Dritten oder man bewältigt es doch irgendwie selbst. Wie bereits gesagt, findet man das hier notierte Wissen auch im Netz. Das Buch ist nett anzuschauen und vollgestopft mit sinnvollem Wissen und genau dafür gibt es 3,5 Sterne von mir.

Bewertung vom 07.12.2022
Die Geschichte des Apfels
Juniper, Barrie E.;Mabberley, David J.

Die Geschichte des Apfels


ausgezeichnet

Klappentext:

„Alles außer gewöhnlich: Die Geschichte des Apfels von den Anfängen bis heute.

Wie sich der Apfel in der Welt verbreitete und unsere Kultur bis heute prägt.

Ein umfassendes und reich illustriertes Werk für alle natur- und kulturgeschichtlich Interessierten.



Ursprünglich in Asien beheimatet und damit einst ein Exot, gehört der Apfel heute zu den beliebtesten und wohl auch alltäglichsten Früchten Europas. Barrie E. Juniper und David J. Mabberley gehen in diesem umfassenden Werk der außergewöhnlichen Geschichte nach, die sich hinter der Aus- und Verbreitung dieser wohlbekannten Frucht verbirgt. Unter Einbezug aktueller Forschungsergebnisse der Apfelbiologie erzählen sie die Reise des Apfels durch die Jahrhunderte und über die Kontinente und gehen auf Apfelsorten und -kulturen ebenso wie auf Veredelungstechniken im Laufe der Zeit ein. Zugleich zeigen sie auf, wie sehr der Apfel unsere Kultur prägte und auch heute noch prägt – sei es in der Küche, der Folklore, der Kunst oder der Wissenschaft.“



Jede Frucht hat ihre Entstehungsgeschichte und so auch der Apfel. In diesem wirklich hübsch und ansprechenden Buch bekommt der Apfel eine wunderschöne Stimme und darf dabei noch etwas röter werden. Der Leser darf sich hier auf eine ausführliche Geschichte freuen welche fachlich aber dennoch verständlich erläutert wird. Erweitert wird diese mit beeindruckenden Bilder und Fotografien aus längst vergangen Zeiten und wunderbaren historischen Zeichnungen. Der Apfel hat eine weite Reise hinter sich und diese wird hier beschrieben mit all ihren Geschehnissen. Das Thema Folklore wird ebenfalls beleuchtet wobei mir hier ein wenig die Mythologie und die Zeugnisse in der Kunst ein wenig zu kurz kamen bzw. teilweise gar nicht erläutert wurden.

Alles in allem hat der Leser hier aber ein wahrlich beeindruckendes Werk in der Hand und darf sich mit dem Wissen über den Apfel stärken und diesen vielleicht auch selbst dabei genießen. Der feste Einband und die besonders gestalteten Buchseiten sind wahrlich ein Fest für die Sinne. Wer also ein „anderes“ Apfelbuch sucht, wird hiermit große Freude haben! 4,5 von 5 Sterne

Bewertung vom 05.12.2022
Die toten Seelen
Gogol, Nikolaj

Die toten Seelen


ausgezeichnet

Klappentext:

„Der wegen Bestechung entlassene Kollegienrat Pawel Tschitschikow reist umher, um Gutsbesitzern verstorbene Leibeigene – tote Seelen – abzukaufen, die dank der Steuerpolitik noch Gewinn bringen. Getrieben wird er von dem Ehrgeiz, Teil der Gutsbesitzerschicht zu werden und den Lebensabend in der Idylle eines friedlichen Zuhauses zu verbringen. Schon bald steigt er in höhere Kreise auf, doch seine fragwürdigen Geschäfte bleiben nicht ohne Folgen.

Nikolaj Gogols grotesk-humorvoller Roman um den windigen »Seelenverkäufer« Pawel Tschitschikow begründet seinen literarischen Weltruhm. Er zeichnet ein irrwitziges Bild der Provinz des russischen Zarenreichs. – Mit einer kompakten Biographie des Autors. „





Nikolaj Gogol hat mit diesem besonderen Werk die damalige Zeit mit ihren Machenschaften, ihren Menschen und natürlich auch mit der Geschichte selbst bestens eingefangen. Sein Protagonist Tschitschikow wird von ihm einerseits spitz aber irgendwie auch clever gezeichnet. Tschitschikow macht sich auf die toten Leibeigene, die nicht aus den Listen des Rechts und der Finanzen gestrichen worden sind, aufzuspüren und macht mit ihnen noch Geld! Wie gesagt, einerseits geschmacklos aber eben auch clever und hinterhältig gleichermaßen. Gogol benutzte hierfür eine feine aber dennoch passende Sprache und mischte dem Humor aber auch den nötigen Ernst bei und somit bleiben beide Seiten bestens in der Waage. Seine Landschaftsbeschreibungen sind einmalig! Tschitschikow‘ Werdegang und Ruhm bleibt natürlich nicht unentdeckt und er gelangt zu höheren Diensten. Bleibt die Frage, wie lange kann Tschitschikow das alles noch mit seinem Gewissen vereinbaren wenn er sich an den Toten so gütlich tut? Als Leser ahnt man was kommt und das überrascht auch nicht, aber Gogol spinnt feine Fäden und rundet die Geschichte gekonnt ab. Ja, dieser Roman ist grotesk aber auch unheimlich (böse) witzig. Das ein Autor so einen Blick hatte und sein Land so gekonnt mit klaren aber auch mit in Metaphern verpackte Worte deutlich macht, grenzt wahrlich an Genialität.

Für diesen Klassiker vergebe ich sehr gern 5 Sterne. Er scheint oft so aktuell wie nie und wird wohl auch nie an Aktualität verlieren - traurig aber wahr!

Bewertung vom 05.12.2022
Evelina
Burney, Frances

Evelina


ausgezeichnet

Man beendet dieses Buch und hat eigentlich nur einen Satz im Kopf: „Andere Zeiten, andere Sitten“. Auch wenn er inhaltlich anders lautet, so stimmt doch der Kern mehr als perfekt. Autorin Frances Burney hat uns mit ihrem Roman „Evelina“ ein gewisses Stück Zeitgeschichte hinterlassen. So war die Autorin doch die Hofdame der englischen Königin Charlotte und erlebte alles aus erster Hand. Burney hat hier die Geschichte von Evelina niedergeschrieben und zeigt dem Leser auch Jahrhunderte später wie es damals sich so lebte mit Klassenunterschieden, Geld und Macht und Armut und sowieso nichts nur als eine Frau zu sein. Burney verpackt Evelinas Geschichte oft mit viel Witz und Humor und wenn wir ehrlich sind, ist das auch anders gar nicht zu ertragen. Die Zeit und ihr Handeln und Tun war lächerlich und genau das nimmt Burney perfekt unter die Lupe und gekonnt auf die Schippe. Im Klappentext wird bereits die „spitze Feder“ Burneys angesprochen und ja, die springt dem aufmerksamen Leser immer wieder zwischen den Buchstaben entgegen. Frances Burney erzählt feinfühlig und ehrlich wie es damals war und das alles ohne das damalige feine Benehmen einzuhalten. Warum auch? Sind wir doch alles Menschen und da kocht jeder nur mit Wasser!

Fazit: Wer ein Zeitzeugnis aus dem 18. Jahrhundert genießen möchte, ist hier mehr als perfekt aufgehoben. Frances Burney zeigt eindringlich die Zeit von damals auf und macht vor nichts und niemanden Halt. Die Frau hätte auch heute noch eine mehr als kräftige Stimme wenn sie noch leben würde und umso besonderer ist es, dass ihr Werk noch so ein Lesevergnügen nach all den Jahrhunderten bietet! 5 Sterne!

Bewertung vom 05.12.2022
Sylt
Jessel, Hans

Sylt


ausgezeichnet

Klappentext:

„Es ist nicht jedermanns Sache, die Natur zu belauschen, die oft am gewaltigsten redet, wo sie am tiefsten zu schweigen scheint.“

So der Reiseschriftsteller Julius Rodenberg, 1859, während eines Aufenthalts auf Sylt.

Die kraftvolle Inselnatur einfach reden zu lassen und dieser Sprache des Windes, des Lichts und des Sandes zu lauschen, um sie in ihren innigsten Momenten festzuhalten, ist das Prägende der Fotografie von Hans Jessel, der nicht nur die landschaftlichen Schönheiten „seiner“ Insel in Lichtbildern „malt“, sondern auch die Geschichte, Kultur und Tradition Sylts in Text und Bild Revue passieren lässt. Die Eigenheiten dieses Eilands in der Nordsee bezaubern nach wie vor.“



Dr Verlag Ellert & Richter hat mit dem bekannten Fotografen Hans Jessel ein neues Buch auf den Markt gebracht. Jessel ist weit über die Insel hinaus ein sehr bekannter Fotograf dieser Schönheit und mit seinen Techniken und vor allem mit seinem besonderen Blick gelingen ihm einmalige Bilder. Hier darf sich der Leser auf wahrlich beeindruckende Bilder und Farbspiele freuen. Da ich bereits seit vielen Jahren den Werdegang Jessels mit all seinen Werken in Buchform verfolge, kann ich klar sagen, auch dieses Buch ist wieder einmalig und man wird als Betrachter und Kenner der Insel kein Mal es Leid oder gar gelangweilt diese Naturschönheit zu bestaunen. Jessel schafft mit seinen verschiedenen Belichtungszeiten besondere Aufnahmen von Wasser oder Himmel. Er nutzt Lichtmomente aus, die auf Sylt mehr als einmalig sind. Als Kennerin der Insel kann ich Jessel nur bestätigen! Das Licht ist auf Sylt immer noch einen Tick anders als auf dem restlichen Erdball. Und genau das hält er fest. Was hier aber etwas anders ist als bei den üblichen Jessel-Büchern, er fängt auch die Geschichte und Kultur der Insel besonders ein. Egal ob Tetrapoden, eine belebte Einkaufsstraße in Westerland oder versteckte und unbekannte Ecken in Morsum oder Keitum - Jessel weiß genau was der Leser braucht um sein Sylt-Weh zu stillen.

Neben den Bildern, die teilweise auf Doppel- aber auch auf Einzelseiten platziert wurden, gibt es auch kleine Textpassagen von dem Gesehenen Jessels. Seine Augen sprechen hier in wahrlich besonderer Weise und mit allen Sinnen.



Zu Optik (Druckqualität, Seitenqualität, Einband, Bindung etc.) und Haptik (gewähltes Papier, Größe, Gewicht etc.) kann ich keine Auskunft geben da ich ein digitales Exemplar gesichtet habe. Aus diesem Grund vergebe ich 4,5 Sterne für dieses Werk mit einer klaren Leseempfehlung und für Fan‘s von Hans Jessel steht fest: ein neues Werk für die Sammlung ist hier griffbereit und wieder so einmalig wie alle anderen Bücher von ihm auch!

Bewertung vom 01.12.2022
1848
Bleyer, Alexandra

1848


ausgezeichnet

Klappentext:

„1848 – was für ein Jahr: Die Rufe nach Grundrechten und demokratischer Teilhabe wurden lauter, hitzige Debatten wurden zu Barrikadenkämpfen, der politische Status quo geriet endgültig ins Wanken. Letztendlich erreichten die Revolutionärinnen und Freiheitskämpfer ihre Ziele nicht, doch ein entscheidender Anfang war gemacht.

Die Historikerin Alexandra Bleyer erzählt von der einzigartigen Dynamik dieses Revolutionsjahrs in ganz Europa. Neben den politischen Geschehnissen nimmt sie auch den bewegten Alltag in den Blick und begleitet eine Vielzahl von Personen durch diese bewegten Zeiten – von der Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters über Verteidiger des Status quo wie Fürst Metternich bis hin zu Dichtern wie Johann Nestroy und der Tänzerin Lola Montez, die es als Revolutionsflüchtling in die USA verschlug. Eine atemberaubende Chronik, die die ganz besondere Aufbruchsstimmung jener Tage offenbart.“



In verschiedenen historischen Romanen ist mir das Jahr 1848 bereits des Öfteren begegnet und ich habe alles immer gern mit größter Aufmerksamkeit dazu verfolgt und gelesen. Autorin und Historikerin Alexandra Bleyer erzählt hier aber aus Sicht der Wissenschaftlerin und Kennerin des Themas auf sachlichem Terrain aber dennoch mehr als unterhaltsam und sehr gut nachvollziehbar. Bleyer geht hier komplett chronologisch vor und benennt zudem bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten die aber alle in allem mehr als genug mit den Jahren 1848/49 benannt werden müssen. Es war das Jahr der Revolution in Europa und der Schrei und Drang nach Demokratie war noch nie so groß wie vor 175 Jahren. Bleyer beleuchtet aber nicht nur die Politik und ihre Entwicklungen sondern eben auch den ganz normalen Alltag. Warum? Ohne dieses Verständnis wie diese Geschehnisse auf den „normalen“ Bürger mit seinen „normalen“ Problemen eingewirkten haben, ist das alles eben nicht verständlich! Man muss alle Seiten der Medaillen betrachten, studieren und erst dann ergibt sich ein Gesamtbild. Das Volk wird zumeist immer nur von den gebildeten und politisch engagierten Persönlichkeiten verallgemeinert aber es gibt ja eben nunmal auch das „einfach und normale“ Volk! Alexandra Bleyer nimmt uns immer wieder gekonnt an die Hand und erzählt uns wie es damals war. Es ist eine Zeitreise deluxe, denn ihre Art und Weise sind einnehmend und begeisternd. Das Buch wird als „atemberaubende Chronik“ bezeichnet und das ist es auch. Jeder Geschichtsinteressierte wird hier eine große Lesefreude erleben - egal ob in den beiden Jahren es ein Erfolgserlebnis für die Demokratie war oder auch nicht, war es und ist es ein historisches Ereignis von enormen Wert! 5 von 5 Sterne für dieses gelungen Buch!

Bewertung vom 01.12.2022
Niki de Saint Phalle

Niki de Saint Phalle


ausgezeichnet

Klappentext:

„Ihre sinnlichen Nanas – üppige, farbenfrohe Frauenfiguren – machten sie weltberühmt und über die Kunstwelt hinaus populär: Niki de Saint Phalle. Neben diesen großformatigen Skulpturen schuf sie ein facettenreiches Werk, das nicht nur Malerei und Zeichnung, sondern auch Assemblagen, Aktionen, Theater, Film und Architektur umfasst. Im Zentrum ihrer Arbeiten steht dabei stets die Verarbeitung der eigenen Gefühle und damit auch ein kritisches Hinterfragen sozialer und politischer Konventionen, von Institutionen und Rollenbildern – Auseinandersetzungen, die gerade heute ihre Relevanz behalten. Die Publikation und Ausstellung werfen einen neuen Blick auf die Künstlerin und erschließen das gesamte Schaffen dieser populären Außenseiterin, das sich immer wieder überraschend und exzentrisch, emotional, düster und brutal, humorvoll und fröhlich zeigt.“



Die Nanas von Niki de Saint Phalle kennt jeder auch wenn der Name der Künstlerin vielleicht nicht jedem gleich vor Augen tritt aber man kennt eben ihre Kunst. In diesem Buch dürfen wir aber auch eine andere Seite der Künstlerin sehen - hier geht es mehr als nur um Nanas, hier geht es um Niki de Saint Phalle. In dieser Retrospektive darf der Leser sich nicht nur auf eine Art Katalog freuen sondern auch auf viele Details über die Künstlerin selbst inkl. besonderer Fotografien aus ganz privater Runde. Sie hat viele Inspirationen gesammelt und diese immer wieder anders in ihren Kunstwerken dargeboten.

Dieses großformatige Buch hat einen flexiblen Einband und ist auf Deutsch gehalten. Die Optik und Haptik finde ich gelungen, denn sie hat dadurch einen gewissen weichen Touch den die Künstlerin ebenfalls sehr gern verwendet hat. Durch ihre kritischen Untertöne und ihre spezielle Art aufzufallen (auch als Frau bzw. gerade eben als Frau) hat sie sich eigentlich unsterblich gemacht. Dieses Buch hier würdigt sie auf besondere Weise. 5 von 5 Sterne

Bewertung vom 01.12.2022
Anita Albus

Anita Albus


ausgezeichnet

Klappentext:

„Anita Albus’ künstlerisches Schaffen wirkt auf den ersten Blick wie ein Anachronismus inmitten der Schnelllebigkeit zeitgenössischer Kunstproduktion: mit zum Teil selbst hergestellten Farbpigmenten fertigt die Künstlerin u. a. detaillierte Pflanzen- und Tierdarstellungen an. Inspiriert wird sie dabei auch von den Stillleben der Alten Meister. Doch Albus bewegt sich auf der Höhe der Zeit, indem sie im Verschwinden der Arten auch ein Verschwinden von Kultur erkennt. An der Schnittstelle zwischen akribischer Naturforschung, kreativem Schaffen und hohem kunsthandwerklichen Können entstehen präzise und farbenprächtige Illustrationen. 2016 erhielt die Kunsthalle zu Kiel über die Karl-Walter Breitling und die Charlotte-Breitling-Stiftung ein umfangreiches Konvolut ihrer Arbeiten. Aus diesem Anlass erschien Die Kunst zu sehen im Rahmen einer groß angelegten Ausstellung. Die aktualisierte Neuausgabe dieses eindrucksvollen Überblicksbands lädt zu einer Entdeckungstour durch das künstlerische Universum von Albus ein.“



Albus ist eine besondere Künstlerin mit dem besonderen Gespür. Das wird schnell klar wenn man dieses üppige Buchwerk hier in den Händen hält. Erstmal ganz passend ist das Buch in grünem Leinen gebunden und von feinster Arbeit bezüglich der Drucke und Seitenqualität. Diese sind leicht mattiert und die Texte und Bilder fügen sich gekonnt zusammen. Nun zum Inhalt: Albus zeigt hier einerseits Kunstwerke aber eben auch die vermeintlich passenden literarischen Werke dazu. Es scheint teilweise wie gewollt das beispielsweise ein Werk von Goethe mit den Ideen von Rebus mehr als perfekt harmoniert auch wenn ihre Zeichnung eben recht nüchtern wirkt - dennoch passt es! Oder nehmen wir die Schachbrettblume und die anderen 23 botanische Zeichnungen aus längst vergangener Zeit die sie als „Das botanische Schauspiel“ gekonnt mit Worten in Szene setzt. Albus ist eine Art Zauberkünstlerin die mit Worten und Bildern spielt und eben die Kunst sieht und sie anderen Betrachtern nochmalmauf ganz andere Weise verständlich macht. 5 Sterne hierfür!