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Havers
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Insgesamt 1378 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2017
Mit Liebe gekocht: Vegional
Spiegelberg, Stina

Mit Liebe gekocht: Vegional


sehr gut

Dass die vegane und vegetarische Küche sehr viele verschiedene Facetten hat, haben die verschiedensten Kochbuchautoren mittlerweile hinreichend bewiesen. Was mich allerdings bei vielen Rezepten in diesem Ernährungsbereich gestört hat, war die Verwendung von „exotischen“ Zutaten, die zum einen nachweislich wegen des Transportes von weit her eine sehr schlechte Energiebilanz haben, zum anderen das Vertrauen des Verbrauchers in ein Ökosiegel voraussetzen, ohne dass man im konkreten Fall die Anbaumethoden bzw. die Arbeitsbedingungen der damit betrauten Feldarbeiter kontrollieren kann (siehe z.B. Avocado). Hinzu kommt, dass die von weit her eingeflogenen sogenannten Superfoods, was die Inhaltsstoffe angeht, ohne weiteres durch heimische Erzeugnisse ersetzt werden könnten (z.B. Chia vs. Leinsamen).

Von daher ist Stina Spiegelbergs neues Kochbuch „Vegional - Mit Liebe gekocht: vegan, regional, genial“ längst überfällig, denn bei den Zutaten für ihre veganen Rezepte beschränkt sie sich auf heimische Erzeugnisse; die eigentlich nur Vorteile bieten: die Transportwege sind kurz, Frische ist dadurch garantiert, im günstigsten Fall kennt man den Erzeuger persönlich (beim Einkauf im Hofladen) und preiswerter als die Exoten sind sie allemal. Kurz und gut, eine win-win Situation für Verbraucher und Erzeuger.

Dem Rezeptteil ist ein Saisonkalender vorangestellt, hilfreiche Einkaufshilfe für all diejenigen, die nicht wissen, was wann geerntet wird. Die Gliederung an sich orientiert sich am Tagesablauf und startet mit Frühstück, Snacks für die Zwischenmahlzeiten, Mittag, Abend und einem süßen Abschluss. Die Zubereitungszeiten variieren zwischen 10 und maximal 30 Minuten, sind also überschaubar und somit auch für Berufstätige spielend leicht zu realisieren. Besondere Fähigkeiten werden nicht vorausgesetzt, alles ist einfach zuzubereiten.

Ein schönes Kochbuch, das Anstöße gibt. Gleichermaßen für Veganer, aber auch für die ganz normalen Esser geeignet ist, die sich bewusst ernähren und Wert darauf legen, ihren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.

Bewertung vom 10.09.2017
Power-Morgen
Ferreira, Coralie

Power-Morgen


sehr gut

Morgens ist die Zeit meist knapp. Sei es, weil man zur Arbeit oder den Kindern gesunde Pausenmahlzeiten für die Schule zubereiten muss. Oft bleibt es dann bei der Tasse Kaffee bzw. Tee. Aber fast alle Ernährungsexperten sind sich darin einig, dass gerade das Frühstück eine wichtige Funktion hat. Es soll den Körper mit gesunden Nährstoffen versorgen und damit sicherstellen, dass die Herausforderungen des Tages gemeistert werden können. Hier kommt Coralie Ferreira ins Spiel. Die französische Kochbuchautorin liefert in „Power Morgen“. 30 unkomplizierte Frühstücksideen, die sich sowohl für die Tage, an denen es schnell gehen muss, als auch das Wochenende, wenn man sich für die Zubereitung mehr Zeit nehmen kann, taugen.

Und genau nach diesen beiden Kriterien sind die Rezepte auch unterteilt: zum einen gibt es den „Kickstart in den Tag“, zum anderen das „Verwöhnfrühstück“. Smoothies, Obst-Bowls, Flockenzubereitungen, die bereits am Vorabend vorbereitet und in den Kühlschrank gestellt werden, Energieriegel, warme Gerichte, Muffins, Waffeln, Eiergerichte – hier ist für jeden Geschmack, von süß bis herzhaft, etwas dabei.

Besonderen Wert legt Ferreira auf vollwertige Zutaten aka Superfood wie Obst, Gemüse, Samen, Kerne und Nüsse, die gut schmecken, für langanhaltende Sättigung sorgen und den Körper mit den Nährstoffen versorgen, die er für einen guten Start in den Tag benötigt. Die Zutaten sind überall erhältlich, ganz gleich, ob Supermarkt, Bioladen oder Reformhaus, die Zubereitung auf für Ungeübte kein Hexenwerk. Ansprechende Fotos der zubereiteten Gerichte machen Appetit und runden den positiven Eindruck ab, den dieses Kochbuch hinterlässt.

Bewertung vom 05.09.2017
Offshore / Kostas Charitos Bd.12
Markaris, Petros

Offshore / Kostas Charitos Bd.12


ausgezeichnet

Petros Markaris Kriminalromane um den Athener Kommissar Kostas Charitos in einen Topf mit denen von Bannalec, Walker sowie den üblichen Verdächtigen in Sachen Urlaubskrimi zu werfen, wäre gefrevelt. Warum? Weil der Autor mit seinen Romanen ein populäres Genre nutzt, um die gesellschaftlichen und politischen Zustände und Veränderungen der griechischen Gesellschaft im Zuge der Globalisierung auf den Punkt genau zu analysieren und zu beschreiben. Ihm geht es nicht nur um Unterhaltung, er will informieren und Denkanstöße geben.

Am Beispiel von Kommissar Charitos und dessen nächstem Umfeld zeigt und kommentiert Markaris den griechischen Alltag sehr eindringlich. Sehr informativ und empfehlenswert dazu ist seine Trilogie der Krise, bestehend aus den Bänden „Faule Kredite“, „Zahltag“ und „Abrechnung“. Und jeder Leser, der in diesem oder den vergangenen Jahren in Griechenland unterwegs war, konnte sich in Gesprächen mit Einheimischen davon überzeugen, wie detailliert der Autor die Stimmung im Land wiedergibt.

In „Offshore“, dem neuesten Kriminalroman der Reihe, ist die Krise zumindest vordergründig bewältigt. Die Situation für die Bevölkerung hat sich entspannt, der absolute Sparkurs der Regierung ist vorbei, und selbst den Staatsbediensteten werden Lohnerhöhungen in Aussicht gestellt. Kredite sind wieder leichter zu haben, und im Zuge dessen geben die Menschen bereits wieder Geld aus, das sie (noch) nicht haben. Auch Charitos macht hier keine Ausnahme und holt sein stillgelegtes Auto aus der Garage, den erhobenen Zeigefinger seiner skeptischen Gattin Adriani übersieht er geflissentlich. Gedanken darüber, wo das leicht verfügbare Geld so plötzlich herkommt, machen sich weder Charitos noch der Großteil seiner Landsleute. Und dass der Mord an einem Regierungsbeamten und einem Reeder damit in Zusammenhang stehen könnte, dämmert ihm leider erst im Laufe der Ermittlungen.

Wenn ich mir die aktuellen Entwicklungen in Griechenland anschaue, beschleicht mich ein komisches Gefühl, denn das, was Markaris in „Offshore“ beschreibt, erscheint mir nicht weit hergeholt. Die Sahnestücke des Staatseigentums werden an ausländische Investoren verkauft, eine gute Gelegenheit der Geldwäsche für dubiose Firmen, deren Kapital außerhalb der Eurozone zwischengelagert ist. Und diese Offshore-Banken pumpen nun Kapital ins Land. Den „einfachen Leuten“ wird es deshalb nicht besser gehen. Aber wer sind die Gewinner bei diesen Transaktionen? Stellt sich wirklich jemand diese Frage?

Seine Themen sind politisch, und Markaris verpackt sie in einer spannenden Krimihandlung, sodass sich jeder seinen eigenen Reim darauf machen kann. Er paart sie mit einer gehörigen Portion Sarkasmus, gibt einen Schuss „Family affair“ dazu und kreiert so eine unterhaltsame Lektüre mit Substanz, die dem einen oder anderen Leser mit Sicherheit die Augen öffnet. Lesenswert!

Bewertung vom 31.08.2017
Lazare und der tote Mann am Strand / Kommissar Lazare Bd.1
Hültner, Robert

Lazare und der tote Mann am Strand / Kommissar Lazare Bd.1


ausgezeichnet

Robert Hültner, Krimilesern bestens bekannt durch seine mehrfach ausgezeichneten Inspektor-Kajetan-Romane, hat mit seinem neuesten Roman „Lazare und der tote Mann am Strand“ zwar nicht das Genre, aber sowohl die Hauptfigur als auch Region gewechselt. Südfrankreich an Stelle von Bayern - aber keine Angst, den Leser erwartet keiner dieser üblichen Urlaubskrimis, die sich mehr um Land, Leute und Kulinarik als um einen ausfeilten Plot kümmern. Doch dafür ist Hültner viel zu politisch, als dass er in diese Falle tappen würde.

Narciso Lazare, der Commissaire aus Montpellier, ermittelt in Sète, der Hafenstadt im französischen Midi und der umliegenden Region. Vordergründig zur Verstärkung entsandt, um die Kollegen vor Ort zu unterstützen. Diese sind etwas konsterniert, denn ein ertrunkener Roma erfordert ihrer Meinung nach nicht den Einsatz der Kavallerie. Kommt in dieser Gegend öfter vor, ist halt Routine. In Wirklichkeit ist Lazare aber einer viel größeren Sache auf der Spur, und dort eingesetzt, weil er die Gegend wie seine Westentasche kennt. Glücklicherweise ist er für Ermittlungen vor Ort, denn der tote Gitan wird nicht die einzige Leiche bleiben.

Wie so oft geht es um Geld, um Besitz, aber auch um rechtspopulistische Umtriebe, um Fremdenfeindlichkeit, Prostitution, um politisch höchst Brisantes aus der jüngsten deutsch-französischen Vergangenheit und Gegenwart. Jedenfalls sind die örtlichen Saubermänner eifrig bemüht, ihre schmutzigen Geheimnisse für sich zu behalten, denn sie wollen mit aller Macht verhindern, dass ihre betrügerischen Mauscheleien publik werden.

Verpackt in eine spannende Story und mit Blick fürs Detail zeigt uns Robert Hültner anhand dieser südfranzösischen Region, welchen Einfluss scheinbar kleine Veränderungen auf eine Gesellschaft nehmen. Dazu gehören neben den politischen natürlich auch die ökonomischen Faktoren, die sich auf den direkten Umgang der Menschen mit- und gegeneinander auswirken. Und das nicht nur in Frankreich, sondern ebenso bei uns. Der Autor beobachtet genau, was sich nicht nur in seinen Milieuschilderungen sondern auch in seinen Personencharakterisierungen zeigt. Sachlich exakt, oft ironisch und sprachlich immer sehr elegant – Hültner schreibt auf einem Niveau, das seinesgleichen sucht. Ein stimmiger, fein komponierter Kriminalroman, dem ich viele Leser wünsche!

Bewertung vom 29.08.2017
Es
King, Stephen

Es


ausgezeichnet

Das „Es“ ist ein Begriff aus der Freudschen Psychoanalyse, dem „Ich“ gegensätzlich. Es speist sich aus den Trieben und ist der dunkle, unbewusste Teil der Persönlichkeit, der diese dennoch prägt. Es ist das, was weit unter der Oberfläche im Verborgenen lauert. Das diffuse Wiedererkennen von Situationen, die tief in Vergangenem vergraben sind. Ängste, die sich durch scheinbar harmlose Ereignisse plötzlich in den Vordergrund drängen. Alltägliches, das bedrohlich, ja sogar tödlich werden kann.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf lässt sich sehr leicht der Bogen zu einem der bekanntesten Werke des Horrorgenres schlagen – „ES“, dieses 1986 erstmals erschienene Mammutwerk Stephen Kings, aktuell wieder in aller Munde, da die Neuverfilmung demnächst in die Kinos kommen wird. Im Zuge dessen ist nun endlich auch eine ungekürzte Hörbuchversion mit 5 mp3-CDs und einer Laufzeit von annähernd 52 Stunden, veröffentlicht bei Random House Audio, erhältlich. Gelesen wird das Hörbuch von David Nathan, und eine bessere Wahl konnte man kaum treffen. Mit seiner prägnanten Stimme ist er in der Lage, durch kleinste Modulationen Emotionen, Charaktere und Ereignisse zum Leben zu erwecken. Gleichzeitig trägt er zu jedem Zeitpunkt der Kingschen Dramaturgie Rechnung, verändert die Tonlage und das Tempo, wenn es der Handlungsverlauf erfordert und lässt so die Ereignisse in Derry, der Kleinstadt im US-Bundesstaat Maine, lebendig werden. Vergangenheit und Gegenwart, jede Menge Zeitkolorit, zwei Handlungsstränge 1957/58 und 1984/85, sieben Freunde und „Es“, das personifizierte Böse in Gestalt eines Clowns.

Meine Empfehlung: Geeignet für Kenner des Autors, denen das Hören mit Sicherheit neue Facetten dieses außergewöhnlichen Romans offenbaren wird, aber auch ein idealer Einstieg für Neulinge, die sich mit dem Werk des Autors vertraut machen wollen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.08.2017
Die Fährte des Wolfes / Zack Herry Bd.1
Kallentoft, Mons;Lutteman, Markus

Die Fährte des Wolfes / Zack Herry Bd.1


gut

Zack Herry, Hauptfigur in Kallentoft/Luttemans Thriller „Die Fährte des Wolfes“ wird auf dem Klappentext als „Mix aus Lisbeth Salander und Harry Hole“ angepriesen. Und jeder Kenner der skandinavischen Krimi-/Thrillerszene weiß, dass mit dieser Aussage die Erwartungen des Lesers hoch sind, haben doch sowohl Stieg Larsson als auch Jo Nesbø mit ihren beiden Protagonisten unverwechselbare Charaktere erschaffen.

Wer ist dieser Zack Herry? Zuerst einmal, er ist noch sehr jung, hat aber seine Ausbildung mit Bravour gemeistert. Nun ermittelt er in einer Sondereinheit, und seine unkonventionelle Arbeitsweise ist berühmt-berüchtigt. Das mag daran liegen, dass er immer sehr nahe an seiner Klientel ist, treibt er sich doch auch im Privatleben in dubiosen Clubs herum, kokst wie ein Weltmeister und geht auch keiner körperlichen Auseinandersetzung aus dem Weg. Und offenbar ist er für diesen neuen Fall genau der Richtige.

Als kurz nacheinander vier junge Thailänderinnen, die in einem Massagesalon ihre Dienste angeboten hatten, brutal ermordet werden, betraut man Zack Herry und seine Kollegin Deniz Akin mit der Untersuchung. Der Tathergang wird untersucht, Zeugen werden befragt und Vermutungen angestellt. Schließlich gibt es diverse heiße Spuren, eine führt ins Prostitutionsmilieu, eine andere lässt auf einen rassistischen Hintergrund für die Morde schließen. Oder vielleicht geht es doch um Revierkämpfe der Unterwelt-Organisationen? Doch die Vorzeichen ändern sich, als die Chefin der ermordeten Frauen mit schweren Verletzungen an den Beinen aufgefunden wird. Grässliche Wunden, die von einem Raubtier stammen müssen…

Tja, was soll ich sagen? So weit, so konventionell, kein Vergleich mit den Qualitäten eines Larsson oder Nesbø. Ja, natürlich, skandinavisch düster, mit Ermittlern, die über die Stränge schlagen, verfolgt von jeder Menge innerer Dämonen, vollgepackt mit psychischen Problemen, so dass man ihnen am liebsten eine Sitzung beim Psychologen verordnen würde. Aber die den Morden zugrunde liegende Thematik an sich ist nun auch nicht gerade neu und wurde bereits von diversen Autoren weidlich ausgeschlachtet. Lediglich die Menschen im persönlichen Umfeld des Protagonisten bringen etwas frischen Wind in diesen Thriller, insbesondere Rudolf und Sirpa.

Auf der Homepage des Autors findet man den Hinweis, dass „Die Fährte des Wolfes“ der Auftaktband einer geplanten zwölfteiligen Reihe um den Protagonisten Zack Herry ist, die sich an den Aufgaben des Herkules, Held der griechischen Mythologie, orientiert. Bleibt zu hoffen, dass die nachfolgenden Bände interessantere Stories mit mehr Tempo und Substanz liefern.

Bewertung vom 26.08.2017
Aphrodites Küche
Loucas, Christina

Aphrodites Küche


sehr gut

„Der Geschmack von Sommer und Zypern“. So lautet der Untertitel des ansprechend layouteten Kochbuchs „Aphrodites Küche“ der Foodbloggerin Christina Loucas. Aufgewachsen in Kanada als Tochter griechisch-zypriotischer Eltern lebt sie mittlerweile wieder auf der Insel ihrer Vorfahren im östlichen Mittelmeer und begeistert mit ihren Rezepten all diejenigen, die den Sommer verlängern und sich kulinarischen Sonnenschein auf den Teller holen wollen.

Die Rezepte der zypriotischen Küche sind schon durch die Lage der Insel von vielerlei Einflüssen geprägt, wobei der von Griechenland am eindeutigsten auszumachen ist. Aber auch die anderen Anrainerstaaten im östlichen Mittelmeer haben ihre Spuren hinterlassen. Viele verschiedene Sorten Obst, Gemüse, Kräuter und Gewürze geben den Gerichten den typisch mediterranen Touch.

Der Aufbau des Kochbuches ist, zumindest was die Rezeptfolge angeht klassisch und startet mit einer kleinen Auswahl von selbst zubereiteten, alkoholfreien Getränken. Es folgt „Brot, Pasteten & Co.“, salzig und süß, wobei sich diese allerdings eher im Fingerfood und Snackbereich ansiedeln lassen. „Suppen, Salate und Kleine Gerichte“ starten die Menüfolge. Danach sind die „Hauptgerichte“ an der Reihe, hierhalten sich Fleisch und Vegetarisches die Waage. „Eingelegtes, Dips & Extras“ präsentieren die typischen Beigaben auf dem Tisch, wohingegen „Süßspeisen, Kuchen & Gebäck“ das Menü komplettieren.

Jedes Rezept wird auf einer Doppelseite behandelt, Foto auf der einen und Zutatenliste sowie Zubereitung auf der anderen Seite. Zusätzlich ist jedem ein ausführlicher, persönlich gehaltener Theorieteil vorgeschaltet, in dem Christina Loucas detailliert auf die Rezepte sowie auf die verwendeten Zutaten eingeht. Abschließend stellt sie dann noch ihre drei Lieblingsmärkte in Limassol und Nikosia vor, lokal und saisonal ausgerichtet, auf denen sie die frischen Zutaten für ihre Rezepte einkauft.

Ein schönes Kochbuch, das keine großen Anforderungen an die Fähigkeiten des Hobbykochs stellt. Und auch die Zutaten sind ohne besonderen Aufwand überall erhältlich. Die Rezepte sind bodenständig, ehrlich und einfach zu realisieren und bringen Urlaubsfeeling auf den Teller. Empfehlenswert!

Bewertung vom 24.08.2017
Underground Railroad
Whitehead, Colson

Underground Railroad


ausgezeichnet

Die Aufzählung der Ehrungen, die der amerikanische Autor und Harvard-Absolvent Colson Whitehead für seinen 2016 im Original erschienenen Roman „Underground Railroad“ erhalten hat, würde hier den Rahmen sprengen, wobei die beiden wichtigsten Auszeichnungen, der „Pulitzer Prize for Fiction“ sowie der „National Book Award“, nicht unerwähnt bleiben sollen. Für den Hanser Verlag hat Nikolaus Stingl nun den Roman ins Deutsche übersetzt.

Nach den jüngsten Ereignissen in Charlottesville und dem Erstarken der Ultrarechten, über die der amtierende US-Präsident schützend seine Hand hält, muss man sich keinen Illusionen hingeben. In den Vereinigten Staaten ist Rassismus an der Tagesordnung und die Prosperität dieser Nation gründet sich auf Sklaverei, auf Diskriminierung und Ausbeutung. Für Filmemacher und Autoren schon immer ein Thema, in unterschiedlichster Qualität realisiert.

Nun also von Colson Whitehead ein Roman über die „Underground Railroad“. Teilweise historisch, dann aber wieder durch mystisch-fantastische Elemente verfremdet. Besagte Underground Railroad existierte seit Beginn des 19. Jahrhunderts und war der Name eines geheimen Netzwerks von Abolitionisten sowie weiteren Unterstützern, mit dessen Hilfe Sklaven aus den Südstaaten die Flucht ermöglicht wurde. Whitehead verwendet diesen Begriff allegorisch und macht in seinem Roman daraus eine reale Eisenbahnverbindung, die auf unterirdische Gleisen Richtung Freiheit bei einer Reise durch Raum und Zeit, auch mit Verweisen auf Ereignisse aus der europäischen Geschichte, verkehrt.

Im Zentrum der Handlung steht Cora, eine junge Frau, die ihr gesamtes Leben in Unfreiheit verbracht hat. Früh von der Mutter verlassen, die sie bei ihrer Flucht zurückgelassen hat, muss sie sich alleine durchschlagen. Für die weißen Plantagenbesitzer auf den Feldern arbeitet sie wie ein Tier, lebt unter menschenunwürdigen Bedingungen, wird beim geringsten Anlass bis auf die Knochen blutig gepeitscht. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie sich eines Tages zur Flucht entschließt, auch wenn sie nicht weiß, was sie am Ende ihres Weges erwarten wird. An Bord der Underground Railroad von Süd nach Nord, diverse Staaten durchquerend, guten und bösen Menschen begegnend, die ihre Wege kreuzen.

Eine zutiefst bewegende Lektüre. Wegen den schonungslos beschriebenen Misshandlungen stellenweise kaum auszuhalten, ich musste das Buch immer wieder weglegen. Aber das Thema ist hochaktuell. Gerade auch deshalb ist „Underground Railroad“ ein bedeutender und gerade für das heutige Amerika immens wichtiger Roman, denn dieses zutiefst schmutzige Kapitel der amerikanischen Historie darf nicht vergessen werden. Vor allem, weil unter dem neuen Präsidenten sowohl Alt-Right als auch Ku Klux Klan in der Öffentlichkeit ihre abstrusen Vorstellungen von der Überlegenheit der Weißen zelebrieren können, ohne Repressalien befürchten zu müssen. Beschämend!

Bewertung vom 11.08.2017
Schmierige Geschäfte / Dave Robicheaux Bd.3
Burke, James Lee

Schmierige Geschäfte / Dave Robicheaux Bd.3


ausgezeichnet

In „Schmierige Geschäfte“ (1989 im Original erschienen), dritter Band der Robicheaux-Reihe, verschlägt es den Protagonisten aus den Sümpfen Louisianas nach Montana, nicht von ungefähr mit dem Beinamen „Treasure State“ belegt. Denn es sind die Bodenschätze, und hier insbesondere das Erdöl samt der verarbeitenden Industrie, schlussendlich verantwortlich für die Schweinereien, die seinen Trip in den Norden der USA notwendig machen.

Noch immer von den Dämonen der Vergangenheit geplagt, die ihn seit dem gewaltsamen Tod seiner Frau heimsuchen, versucht Dave Robicheaux ein Stückchen Normalität für sich und seine kleine Adoptivtochter Alafair in den Bayous zu schaffen. Doch auch dort holt den Ex-Cop sein früheres Leben wieder ein, als er in einem Diner zufällig auf seinen ehemaligen Zimmergenossen Dixie Lee Pugh trifft. Früher ein begnadeter Musiker, jetzt nur noch ein Schatten seiner selbst, abgehalftert und in Lohn und Brot bei einem Mafioso, für den er schmutzige Geschäfte erledigt. Aber jetzt steckt Dixie in Schwierigkeiten, weil er mehr darüber weiß als gut für ihn ist.

Und wie so oft befindet sich Robicheaux plötzlich ohne großes Zutun seinerseits mitten in einer Geschichte, bei der es ums Ganze geht: das Leben seiner Tochter wird bedroht, er selbst steht unter Mordverdacht. Und offenbar liegt der Schlüssel zu allem in den Bergen Montanas und ist mit den dunklen Machenschaften eines dubiosen Ölgeschäfts verbandelt…

Wie immer bekommt der Leser bei James Lee Burke das gesamte Paket: Landschaften, die so stimmungsvoll nur jemand beschreiben kann, der diese Gegenden wie seine Westentasche kennt (Burke lebt sowohl in Montana als auch in Louisiana). Ein Protagonist, der deshalb so authentisch wirkt, weil der Autor eigenes Erleben beschreibt. Eine meisterhaft geplottete, komplexe Story, in der gesellschaftspolitische Themen eine zentrale Rolle einnehmen, so z.B. die Missachtung der Ureinwohner und ihrer Besitzrechte. Oder die Umweltsünden, die im Namen des Profits begangen werden. Themen, die bis zum heutigen Tag nichts von ihrer Aktualität verloren haben, man denke nur an die Vorkommnisse in Standing Rock im Zusammenhang mit dem Bau der Dakota Access Pipeline. Dazu der virtuose Umgang des Autors mit dem geschriebenen Wort. Eine nachdrückliche Leseempfehlung meinerseits, ohne Wenn und Aber!

Bewertung vom 06.08.2017
Die Klasse
Rettinger, Dominik W.

Die Klasse


gut

Der polnische Autor Dominik Wieczorkowski Rettinger kommt vom Film. Er hat Drehbücher geschrieben und Regie geführt, bevor 2014 sein erstes Buch erschienen ist, das nun auch in deutscher Übersetzung vorliegt. In „Die Klasse“ dreht sich alles um riesige Rohstoffvorkommen im polnischen Nordosten, die aber wegen diverser Umweltauflagen nicht gefördert werden dürfen. Aber die Begehrlichkeiten sind vorhanden, und es gibt ja auch Methoden außerhalb der Legalität, um das Ziel zu erreichen.

Die Story an sich erfindet das Rad nicht neu und könnte ebenso aus der Feder eines englischsprachigen Autors stammen: zwei alte Freunde, der eine hat sich mit den Falschen angelegt, gerät in Schwierigkeiten und bittet um Hilfe, der andere tut alles in seiner Macht stehende, um dem Kumpel zu helfen und gerät so ins Visier skrupelloser Geschäftemacher.

Hört sich für Freunde politischer Unterhaltungslektüre spannend an, und das ist es auch. Gut geplottet, schnelle Schnitte, Cliffhanger, die zum Weiterlesen animieren. Ich habe mich des Öfteren an eine TV Serie erinnert gefühlt, und genau hier liegt das Manko des Thrillers. Der Autor hat seine Geschichte gut kalkuliert, auf Emotionen verzichtet und macht so den Leser zu einem unbeteiligten Beobachter, der die Geschehnisse unberührt verfolgt und weder Wut noch Sympathien entwickelt. Verschenktes Potenzial, leider!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.