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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2770 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2022
Wenzel, Angela

Klimt


ausgezeichnet

Sehr schönes Buch über Leben und Werke Klimts
"KLIMT" von Angela Wenzel erscheint in der Paperback-Reihe "Große Meister der Kunst" vom Prestel Verlag.

Gustav Klimt (1862–1918) prägte den Wiener Jugendstil, sein Ruhm erstrahlt im Glanz seiner goldenen Phase, aus der seine berühmtesten Werke stammen, wie beispielsweise »Der Kuss«(1908/09) oder »Adele Bloch-Bauer I« (1907). Und gerade mit seinen ornamentalen Bildern hat er sich einen Namen gemacht, dazu gehören »Bauerngarten mit Sonnenblumen« oder »Tod und Leben«. Durch seine provokanten Werke war er umstritten, doch sie machten ihn zu einem Erneuerer der Wiener Malerei.

In der Einleitung dieses Paperbacks verfasst die Autorin einen treffenden Eindruck über das Werk des österreichischen Malers. Dann folgen Informationen zum Leben, dem privaten und politischen Umfeld während der K.-u.-k.-Monarchie, sowie die Beziehungen zu Künstlern seiner Zeit, wie Egon Schiele und Koloman Moser. Das anschließende Kapitel zeigt eine ausgesuchte Vorstellung seiner Werke, die in guter Qualität abgebildet werden. Dieses Buch bringt Klimts Vielseitigkeit zum Ausdruck. Er fertigte große Wand- und Deckengemälde in Wien und Österreich-Ungarn, erstellte den Beethovenfries im Ausstellungsgebäude der Wiener Secession, die Klimt mitbegründete und malte diverse Frauenporträts und Landschaftsbilder.

Die gezeigten Werke werden mit zeitlichem und künstlerischem Bezug erklärt, sie sind chronologisch angeordnet und verdeutlichen die künstlerische Entwicklung Klimts.
Seine Gemälde, Wandmalereien oder Friese zeichnen sich durch schimmernde und brillante Farben, florale und mosaikartige Muster aus und er befasste sich mit den Themen: Liebe, weibliche Schönheit, Alter und Tod. Bei seinen Porträts stellte er Emotionen dar, was im Wiener Bürgertum als provokant und tabu angesehen wurde.

Dieses toll bebilderte und sehr umfassend informierende Buch bietet einen guten Überblick über Klimts Lebenswerk mit Erfolgen, Skandalen und Affären. Für Kunstliebhaber eine gelungene Einführung in Gustav Klimts Werk!

Bewertung vom 20.07.2022
Gottschalk, Maren

Fräulein Steiff


ausgezeichnet

Gut erzählte Erfolgsgeschichte der Unternehmerin der Steiff-Tiere

Margarete Steiff wird 1847 in Giengen (Schwaben) als eines von vier Kindern geboren, sie erkrankt an Kinderlähmung und bleibt zeitlebens an den Rollstuhl gefesselt. Mit viel Willensstärke und Lebensmut kämpft sie darum, selbständig und unabhängig zu sein. Zunächst wird sie Schneiderin, später eröffnet sie ein Filzgeschäft. Die zündende Idee für Plüschtiere kommt ihr, als sie ein Nadelkissen in Form eines Elefanten näht, den ihr kleiner Neffen sofort ins Herz schließt: Das Elefäntle.

Das "Elefäntle", zuerst noch als Nadelkissen gedacht, war das erste weich gestopfte Spieltier welches Margarete Steiff kreierte. Es ist der Beginn eines noch heute florierenden Unternehmens in dem Margaretes Motto "Für Kinder ist nur das Beste gut genug" (Zitat Seite 302) immer noch gilt.

Margarete Steiff trotzte ihrem Handicap und wurde erfolgreiche Unternehmerin und Mutter aller Teddybären.

Die Autorin erzählt in zwei Zeitebenen aus dem Leben der Margarete Steiff und schafft damit eine Art von Spannungsaufbau. Detaillierte Erlebnisse aus der Kindheit wechseln sich mit den Vorgängen von Gretes Firmengründung ab. So kommt man der Person Margarete Steiff sehr nah, erkennt ihre schwierige, aufgrund der Lähmung auch isolierte Situation in der Kindheit, erlebt ihre vielen Arztbesuche und fühlt, wie sie sich ihren Platz im Leben schafft und als Unternehmerin sich auch um ihre Mitabeiterinnen sorgt.

Der fiktive Roman ist gegründet auf biografischen Fakten, er lässt uns auf lebendige Weise teilhaben, wenn Gretle ständig auf Hilfe angewiesen ist und getragen werden muss und wie sie unvergessliche Wochen in der Kinder-Klinik erlebte. Die Geschichte wird aber auch angereichert mit interessanten Schritten im Schneiderhandwerk bis hin zu ihrer Firmengründung und dem Bau des Jungfrauenaquariums. So zeichnet Maren Gottschalk ein umfassendes und mitreißendes Bild dieser bemerkenswerten und mutigen Frau, deren Kuscheltiere mit dem Knopf im Ohr über Deutschlands Grenzen hinaus berühmt wurden und heute noch hergestellt werden.

Das ausgewogen dargestellte Verhältnis zwischen Alltagsleben und Freundschaften und der informativen Gründungsgeschichte hat mir gut gefallen. So bekommt man einen umfassenden Eindruck der damaligen Zeit und von der Person Margarethe Steiff.

Ein interessanter und unterhaltsamer Roman um eine beeindruckende Frau, die trotz aller Widrigkeiten ihren Weg ging und ein Familienunternehmen von Weltruf gründete.

Bewertung vom 18.07.2022
Romanelli, Giulia

Träume über dem Meer / Villa Amalfi Bd.1


sehr gut

Idas gewalttätiger Vater will sie an einen älteren, unangenehmen Mann verheiraten, um der Sache zu entgehen, rät ihre Mutter ihr zur Flucht aus dem kleinen italienischen Bergdorf Tramonti und schickt sie zu ihrer Schwester. Das Glück ist auf Idas Seite, sie bekommt eine Anstellung im Hotel Villa Amalfi, wo sie mit ihrer fleißigen und liebenswürdigen Art vom Eigentümerpaar und den Gästen gern gesehen ist. Sie freundet sich mit Margherita an, die im Hotel mit Söhnchen Piero Urlaub macht. Die wunderschöne Amalfi-Küste mit ihrem azurblauen Wasser bezaubert Ida immer mehr und sie genießt ihr Leben. Doch das Glück hat einen Haken, denn sie wird ständig von Guendalina, der Tochter der Eigentümer, schikaniert. Und als sich beide in denselben jungen Mann verlieben, beginnt ein erbitterter Kampf.

"Jedem Menschen widerfährt früher oder später im Leben Schlimmes - das lässt sich nicht vermeiden. Wichtig ist, wie man damit umgeht." Zitat Seite 21

Der Roman spielt in den 50er Jahren, als die Amalfi-Küste allmählich von Touristen als Urlaubsgegend entdeckt wurde. Ida flieht vor ihrem Vater und nutzt ihre Chance im wunderschönen und gastfreundlichen Hotel Villa Amalfi. Mit Fleiß und ihrer offenen, angenehmen Art gewinnt sie die Herzen der Gäste und der Eigentümer. Sie verliebt sich in Reiseleiter Ranieri und könnte kaum glücklicher sein, würden ihr nicht die Intrigen von Guendalina das Leben schwer machen.

Die hervorragend erzählte Geschichte lässt sich wunderbar lesen, das italienische Flair im familiengeführten Hotel weckt Sehnsucht auf einen eigenen Urlaub und Idas erlittenes Leid durch den Vater lässt mich von Anfang auf einen glücklichen Anfang in Amalfi hoffen. Ida macht sich schnell beliebt, was der verwöhnten Guendalina ein Dorn im Auge ist, sie piesackt Ida und wird in die Schranken verwiesen. Manche Hürden in Idas Leben ebnen sich zu leicht, auch wenn ich es ihr von Herzen gegönnt habe. Guendas Verhalten fand ich etwas zu aufgesetzt und auch mit Idas Liebe zu Ranieri konnte es nicht gut gehen. Es gibt einige liebenswerte Figuren, die ich gern begleitet habe, manche Handlungen haben mich verwundert und überrascht, aber der Geschichte ein versöhnendes Ende geschenkt.

Der schöne Erzählstil liest sich ganz wunderbar, die Szenerie der 50er Jahre hat Giulia Romanelli authentisch mit Modestil, Musik und Lebensart bildhaft schön beschrieben und die Figuren sprühen voller Leben, sodaß man mit Lesen kaum aufhören kann. Dieser Roman erzählt von italienischer Urlaubskultur und spritziger Lebensfreude, von leckerer Pasta, einem liebenswerten Hotelteam und einer starken Protagonistin, die sich nicht unterkriegen lässt.

Villa Amalfi versetzte mich sofort in Urlaubslaune, die Autorin gibt die zauberhafte Szenerie der Amalfi-Küste auf atmosphärische Weise in bildhaften Szenen mit bunten Farben und Stimmungen wieder. Ich bin schon sehr neugierig auf den Folgeband und wäre gern wieder in der Villa zu Gast.

Bewertung vom 13.07.2022
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Frisch ermittelt: Der Fall Vera Malottke / Heißmangel-Krimi Bd.1


sehr gut

Lockere Krimiunterhaltung mit 50er-Jahre Flair

Leer 1958: Martha Frisch ist Witwe, Mitte Fünfzig und recht patent. In ihrer Heißmangelstube erfährt sie den neusten Tratsch der Stadt und als ihre Kundin, die Edelprostituierte Vera Malottke, tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird, kursieren die wildesten Gerüchte. Die Polizei zeigt wenig Interesse und schießt sich schnell auf einen entlassenen Straftäter ein, den die Tote getroffen hatte. Es scheint so, als wolle Kommissar Ludger Onnen bestimmte, einflussreiche Männer, die bei Vera ein und aus gingen, vor Verdächtigungen schützen. Doch da hat niemand mit Martha gerechnet, sie findet diese Doppelmoral schrecklich und geht der Sache gemeinsam mit ihrem Neffen, dem Wachtmeister Hans Frisch, und ihrer Enkelin Annemieke nach.

Dieser Krimiauftakt spielt in den 50er Jahren, Heißmangelbetreiberin Martha Frisch stellt sich uns als neue Hobbyermittlerin vor. Ihre ungewöhnliche Art, sich in die Ermittlungen einzumischen, macht einfach Spaß. Inhaltlich erinnert der Fall an den authentischen Fall der ermordeten Rosemarie Nitribitt und zeigt mit dem Umfeld, wie die Gerüchteküche kocht und die Polizei bei ihren Mordermittlungen bewusst einige einflussreiche Herren bzw. Kunden ausklammert und sich auf einen aus dem Gefängnis entlassenen Mann stürzt. Martha schätzte Vera Malottke als treue Kundin und sie hält nichts von Voruteilen, deshalb geht sie dem Fall auf den Grund, hört sich den Klatsch an und findet dank eigener Spekulation heraus, wer Vera zum Schweigen bringen wollte. Da gibt es einige Verdächtige, die ihre Besuche bei Vera am liebsten verschweigen möchten. Neben dem zeitlich passenden Rahmen sorgen ein paar Wendungen bei diesem unblutigen und grundsoliden Krimi für die Möglichkeit, mitzurätseln.

Wer den Schreibstil der Autorinnen kennt, darf sich freuen, dass er sich auf gewohnt lockere, humorvolle und absolut flüssige Unterhaltung einstellen kann. Durch die kurzen Kapitel mit ständig wechselnden Perspektiven lässt sich die Geschichte auch sehr flott lesen. Der Fall gestaltet sich durch die Ermittlungen der interessanten Figuren sehr abwechslungsreich und man kann gut miträtseln.

Bei den Charakteren punktet in erster Linie die toughe Martha, die immer wieder Hinweise findet, die der Lösung des Falls dienlich sind. Doch auch ihr Neffe Hans, Enkelin Annemieke und der Anwalt Hugo von Mühlbach bringen frischen Wind in die Handlung. Einige unsympathische Figuren sorgen mit ihren altbackenen Ansichten für das typische prüde Standardbild der damaligen Zeit. Außerdem hängen noch einige Nazigedanken in der Luft, was bei mir einen etwas negativen Eindruck hinterlässt und mich deshalb von der Formulierung eines Wohlfühlkrimis abhält. Ein wenig mehr Spannung hätte ich mir gewünscht, aber dafür finde ich die Atmosphäre der 50er-Jahre durch Musikstil, Mode und auch sprachliche Geflogenheiten sehr passend dargestellt und fühlte mich absolut in die Zeit versetzt.

Die Heißmangelreihe hat mich mit diesem lockeren Krimiauftakt und dem eingefangenen Zeitgeist gut unterhalten und ich freue mich auf eine Fortsetzung nach bekanntem Strickmuster.

Bewertung vom 13.07.2022
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Frisch ermittelt: Der Fall Vera Malottke / Heißmangel-Krimi Bd.1


sehr gut

Lockere Krimiunterhaltung mit 50er-Jahre Flair

Leer 1958: Martha Frisch ist Witwe, Mitte Fünfzig und recht patent. In ihrer Heißmangelstube erfährt sie den neusten Tratsch der Stadt und als ihre Kundin, die Edelprostituierte Vera Malottke, tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird, kursieren die wildesten Gerüchte. Die Polizei zeigt wenig Interesse und schießt sich schnell auf einen entlassenen Straftäter ein, den die Tote getroffen hatte. Es scheint so, als wolle Kommissar Ludger Onnen bestimmte, einflussreiche Männer, die bei Vera ein und aus gingen, vor Verdächtigungen schützen. Doch da hat niemand mit Martha gerechnet, sie findet diese Doppelmoral schrecklich und geht der Sache gemeinsam mit ihrem Neffen, dem Wachtmeister Hans Frisch, und ihrer Enkelin Annemieke nach.

Dieser Krimiauftakt spielt in den 50er Jahren, Heißmangelbetreiberin Martha Frisch stellt sich uns als neue Hobbyermittlerin vor. Ihre ungewöhnliche Art, sich in die Ermittlungen einzumischen, macht einfach Spaß. Inhaltlich erinnert der Fall an den authentischen Fall der ermordeten Rosemarie Nitribitt und zeigt mit dem Umfeld, wie die Gerüchteküche kocht und die Polizei bei ihren Mordermittlungen bewusst einige einflussreiche Herren bzw. Kunden ausklammert und sich auf einen aus dem Gefängnis entlassenen Mann stürzt. Martha schätzte Vera Malottke als treue Kundin und sie hält nichts von Voruteilen, deshalb geht sie dem Fall auf den Grund, hört sich den Klatsch an und findet dank eigener Spekulation heraus, wer Vera zum Schweigen bringen wollte. Da gibt es einige Verdächtige, die ihre Besuche bei Vera am liebsten verschweigen möchten. Neben dem zeitlich passenden Rahmen sorgen ein paar Wendungen bei diesem unblutigen und grundsoliden Krimi für die Möglichkeit, mitzurätseln.

Wer den Schreibstil der Autorinnen kennt, darf sich freuen, dass er sich auf gewohnt lockere, humorvolle und absolut flüssige Unterhaltung einstellen kann. Durch die kurzen Kapitel mit ständig wechselnden Perspektiven lässt sich die Geschichte auch sehr flott lesen. Der Fall gestaltet sich durch die Ermittlungen der interessanten Figuren sehr abwechslungsreich und man kann gut miträtseln.

Bei den Charakteren punktet in erster Linie die toughe Martha, die immer wieder Hinweise findet, die der Lösung des Falls dienlich sind. Doch auch ihr Neffe Hans, Enkelin Annemieke und der Anwalt Hugo von Mühlbach bringen frischen Wind in die Handlung. Einige unsympathische Figuren sorgen mit ihren altbackenen Ansichten für das typische prüde Standardbild der damaligen Zeit. Außerdem hängen noch einige Nazigedanken in der Luft, was bei mir einen etwas negativen Eindruck hinterlässt und mich deshalb von der Formulierung eines Wohlfühlkrimis abhält. Ein wenig mehr Spannung hätte ich mir gewünscht, aber dafür finde ich die Atmosphäre der 50er-Jahre durch Musikstil, Mode und auch sprachliche Geflogenheiten sehr passend dargestellt und fühlte mich absolut in die Zeit versetzt.

Die Heißmangelreihe hat mich mit diesem lockeren Krimiauftakt und dem eingefangenen Zeitgeist gut unterhalten und ich freue mich auf eine Fortsetzung nach bekanntem Strickmuster.

Bewertung vom 11.07.2022
Prowse, Amanda

Nach dem Sturm kommt das Licht


gut

Emotionale und überaus rührselige Geschichte

Merrin lebt in Port Charles an der zauberhaft schönen Küste Cornwalls. Sie erhält einen Heiratsantrag ihres Freundes Digby und plant mit ihrer Familie ihre Hochzeitsfeier. Doch dann hebt ein Ereignis Merrins Welt aus den Angeln und sie wird zum Mittelpunkt des Geredes in Port Charles, wo jeder jeden kennt. Sie beginnt einen Neuanfang und kehrt nach Jahren wieder in die Heimat zurück. Da muss sie sich wieder dem Erlebten stellen.

In diesem Coming-of-Age-Roman treffen wir Merrin, eine sympathische Protagonistin, die zunächst das größte Glück erlebt und dann von einem auf den anderen Moment eine schmerzhafte Erfahrung machen muss. Bis es zu diesem Punkt kommt, ist aber schon ein Viertel des Buches erreicht.
Danach geht es um die Aufarbeitung innerhalb ihrer Familie und einen Wohnortwechsel, denn Merrin möchte dem Klatsch in ihrem Fischerdort entfliehen und ohne die Erinnerung an das Ereignis leben.
Nach einigen Jahren sorgt eine Familientragödie dafür, dass Merrin wieder zurück in ihre Heimat kehrt und die familiäre Bande bewirkt, dass sie sich dort wieder wohl fühlen kann.

Die sprachliche Fähigkeit Amanda Prowse liegt darin, auf leichte und recht schöne, bildhafte Weise nicht nur die herrliche Landschaft zu beschreiben, sondern auch die Gefühle der Figuren nachfühlbar und lebendig darzustellen. Ich konnte mir die Gegend und die Emotionen der Figuren wunderbar vorstellen und hatte das Gefühl mit dabei zu sein.
Allerdings sind diese Beschreibungen auch ein wenig übertrieben, denn es wird sehr in die Gefühlskiste gegriffen und die Themen Liebe, Selbstzweifel und Demütigung, sowie zahlreiche endlose Gespräche versetzen mich als Leserin in eine Flut von Emotionen, was auf Dauer für mich definitiv zuviel des Guten ist. Ich konnte Merrins Enttäuschung und ihre verletzten Gefühle verstehen, doch die Verarbeitung des Erlebten verkommt zu einer endlose Spirale an Gefühlsduselei. Dieses Gefühlstrauma ist überhaupt nicht mein Fall.

Generell ist die Geschichte nicht schlecht geschrieben und die Charaktere auch sehr emotional und lebendig, aber zuviele Dialoge, immer wieder Fragen über die verpasste Liebe und klischeehafte Figuren haben mich gestört und auf Dauer war es sehr ermüdend zu lesen, welche Beziehungen in der Familie stattfinden und wie alter Zwist aufgearbeitet wird.

Dieser emotionale Roman war leider nicht mein Fall. Doch ich denke schon, dass er seine Fangemeinde erreichen wird.

Bewertung vom 09.07.2022
Joshi, Alka

Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1


ausgezeichnet

Eine faszinierende Reise ins Indien der 50er Jahre

Lakshmi wird mit fünfzehn verheiratet, erlebt Gewalt in der Ehe und flieht nach Jaipur, wo sie sich als Hennamalerin ihren Unterhalt verdient. Ihre künstlerischen Ornamente sprechen sich schnell herum und so erreicht sie auch Kundinnen der oberen Kasten und Gesellschaftsschichten und wird sogar im Palast des Maharadschas von Jaipur eingeladen. Von ihren Einkünften baut sie sich ein eigenes Haus. Doch dann taucht plötzlich ihre kleine Schwester Radha auf, von der Lakshmi nichts wusste, weil sie nach ihrer Flucht geboren wurde. Jetzt steht Lakshmis erarbeitetes Freiheit und ihr mühevoll aufgebautes Leben der letzten 13 Jahre auf dem Spiel. Denn sie muss Radhas Erziehung übernehmen, die Aufträge der Hennakundinnen erfüllen und nun weiß auch noch ihr Mann, wo Lakshmi zu finden ist. Aber sie gibt nicht auf und kämpft weiter für ihre Ziele.

Dieser Roman hat es mir zu Anfang nicht leicht gemacht, denn es gab einige Lesehürden zu überwinden. Da sind einmal die ungewohnten indischen Namen zahlreicher Personen und ihre Beziehungen zueinander und außerdem die vielen eingebauten indischen Vokabeln, die ich im Anhang nachschlagen musste. So ein Hin- und Herblättern stört mich immer sehr im Lesefluß, doch nach den ersten 50 Seiten kannte ich die wichtigsten Personen und fand mich auch schnell in der ungewohnten indischen Kulisse mitsamt dem Kastensystem, der besonderen Küche und den gesellschaftlichen Geflogenheiten zurecht.

Die Geschichte zog mich gebannt mit sich und ich tauchte ein in das exotische Flair des indischen Lebens und bewunderte diese willensstarke und mutige Frau. Gleichzeitig erfuhr ich von dem Mischen der Farben und der Bedeutung der Henna-Malerei, erlebte ihr diplomatisches Geschick und wie sie auch ihre Fähigkeiten des Heilkräuterwissens anwendet und durch dieses Wissen eine Art Geburtenkontrolle ausübte. Durch Lakshmi bekam ich Einblick in das Leben und Machtgefüge der oberen Kasten, wo Frauen nur zum Gebären eines Sohnes dienen und als schmückendes Beiwerk ihrer Ehemänner ihre kostbaren Saris tragen. Ich lernte etwas über die spezielle Art der Heiratsvermittlung und ich erlebte auch, wie niedere Kastenmitglieder in Not und Elend vom großen Kuchen nichts abbekamen und als Arbeitskräfte ausgenutzt wurden.

Lakshmi hat sich gegen ihre traditionelle Rolle als Ehefrau entschieden und flieht. Dank ihrer Hennamalerei hält sie sich ohne Ehemann über Wasser. Das ist ungewöhnlich und es hat mich beeindruckt, mit welch diplomatischem Geschick sie sich ihren Kundinnen anpasst und sie in gewisser Weise beeinflusst. Sie nimmt sich der Erziehung ihrer Schwester an, aber deren Probleme werden zu entscheidenden Hindernissen von Lakshmis bisher erreichtem Kundenstamm und Lebensstandard. Etwas übertrieben wirkt für mich die schnelle Entwicklung Radhas von einem gewöhnlichen Landmädchen zu einer aufgeschlossenen und an westlichen Ideen interessierten jungen Frau. Schliesslich ist sie erst dreizehn Jahre alt und kann von ihrer Herkunft und Ausbildung nicht so einen gewaltigen Entwicklungssprung machen. Auch den Persönlichkeitswandel von Laksmis Mann konnte ich nicht nachvollziehen. Doch ich habe diesen Romanfiguren das einfach mal augenzwinkernd abgenommen und die packende Geschichte gespannt verfolgt. Manche Dinge und Wendungen habe ich kommen sehen, ich konnte mich aber trotzdem am Verlauf der Handlung erfreuen und war berauscht von den schicksalshaften Fügungen.

Dieser Roman zeigt ein spannendes Drama vor dem Hintergrund des bunten Lebens der 50er Jahre in Indien. Er beschreibt das Kastenwesen, die gewürzreiche Küche und die unterwürfige Rolle der Frauen dieser Zeit, die teilweise heute noch gilt. Als wunderbar geschriebener Unterhaltungsroman gebe ich dem Buch 4,5 Sterne, die ich wohlwollend aufrunde.

Bewertung vom 05.07.2022
Bartels, Inken

Ein Sommer an der Schlei


sehr gut

Unterhaltsame Geschichte von Loslassen und Neuanfang

In Hannas Leben läuft gerade so einiges richtig mies. Sie muss die Trennung von ihrem Ehemann Ben verkraften und den Verlust ihres verstorbenen Vaters und kann für ihr Schreibvorhaben keinen klaren Gedanken fassen. Deshalb fährt an die Schlei, ins alte Haus ihres Vaters. Dort hofft sie zur Ruhe zu kommen und wieder Tritt zu fassen. Um den Rosengarten kümmert sich Ella und auch der nette Bootsbauer Thies schaut bei Hanna vorbei. So erlebt sie eine Überraschung nach der nächsten und findet sogar ein Geheimnis ihrer Familie heraus. Was sich wie ein Ende anfühlt, kann auch der Beginn von einem neuen Anfang sein.

"Es gibt überall Blumen, für den, der sie sehen will." Zitat Henri Matisse Seite 291

Die Kapitel beginnen mit aussagekräftigen Zitaten und Sinnsprüchen bekannter Schriftsteller und Persönlichkeiten, die einen passenden Bezug zum folgenden Inhalt haben.

Hanna ist 46, Schriftstellerin, Mutter einer fast erwachsenen Tochter, frisch getrennt und gerade in der größten Krise ihres Lebens. Sie ist unglücklich und betrübt, denn auch der Tod ihres Vaters hat tiefe Wunden gerissen, die erst wieder heilen müssen. Doch sie gibt nicht auf und findet wieder neuen Lebensmut.

Der Bootsbauer Thies ist kein Mann der vielen Worte, aber er hat Humor und das Herz am rechten Fleck. Die betagte Ella ist mit ihrer Liebe zu den Rosen meine Lieblingsfigur, ihre Sprüchen machen nachdenklich und sorgen für etwas Tiefe. Sie kannte Hannas Vater gut und bringt auch einige Dinge ans Licht, die bisher geheim waren.

Hundeliebhaber werden sich an Hannas altem Golden Retriever Balu als entsprechende tierische Begleitung erfreuen.

Die Handlung läuft am Anfang nicht gleich rund, es braucht eine Weile, bis der Lesefluss in Gang gekommen ist. Hanna sorgt mit ihren trüben Gedanken und ihrer anfänglichen negativen Art nicht gerade für Begeisterung, doch das bessert sich, als sie von der liebenswerten Nachbarschaft in Klanxbüll aufgefangen wird. Diese Menschen kann man nur ins Herz schließen, so selbstverständlich nehmen sie Hanna als eine der ihren bei sich auf.

Ich habe mich gefreut, die Gaststätte "Seestern" besuchen zu dürfen, die im ersten Band eine Rolle spielte. Das gelüftete Geheimnis hat mich jetzt nicht so richtig vom Hocker gerissen, aber es ist stimmig eingefügt und passt zur Geschichte.

Inken Bartels flüssige und bildhaft beschreibende Erzählweise führt abwechslungsreich durch die Geschichte. Durch die schöne Kulisse von Klanxbüll an der Schlei und ein paar ortstypische Rezepte entsteht eine Art Urlaubsfeeling und die emotionalen und menschlichen Gefühle unterhalten auf leichte Weise. Diesem Roman liegen die Themen Loslassen und Neuanfang zugrunde und es wird Mut gemacht, sich den Veränderungen des Lebens zu stellen und dann die schönen Dinge auch entdecken zu können.

"Ein Sommer an der Schlei" ist eine Lektüre, die von ihren Charakteren und dem schönen Setting lebt und eine feine Liebesgeschichte bereit hält. Für mich eine 3,5, die ich auf 4 aufrunde.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.