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Benutzername: 
KimVi
Wohnort: 
Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1570 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2020
Nebelkinder
Gregg, Stefanie

Nebelkinder


sehr gut

1945 muss Käthe mit ihren Töchtern Ana und Leni aus Breslau fliehen. Sie werden dabei von ihrer Schwester Selma und deren Sohn begleitet. Die Familie hat Glück. Sie ergattern Plätze im letzten Zug. Doch schon bald müssen alle feststellen, dass die Reise äußerst gefährlich ist und ihnen, körperlich und seelisch, einiges abverlangt. Besonders Käthe muss einen hohen Preis dafür zahlen und wird dabei stark traumatisiert. Deshalb muss die 13-jährige Ana viel zu früh Verantwortung für sich, ihre jüngere Schwester Leni und auch für die Mutter übernehmen. Viele Jahre später steht Anas Tochter Lilith vor einer großen Entscheidung. Ausgerechnet sie, die während ihrer Kindheit von Ana stets auf Distanz gehalten wurde, soll den Sohn ihrer kürzlich verstorbenen, besten Freundin aufnehmen. Lilith weiß nicht, ob sie dieser Verantwortung gewachsen ist. Denn wie soll sie selbst Liebe, Nähe und Geborgenheit vermitteln, wo sie all das in ihrer Kindheit schmerzlich vermissen musste? Ist sie dazu überhaupt in der Lage? Ana ergreift die Initiative und fährt mit Lilith nach Breslau. Auf dieser Reise öffnet sie sich endlich und lässt Lilith an ihren stets verdrängten Erinnerungen und Gefühlen teilhaben....

Als "Nebelkinder" bezeichnet man in der Psychologie die Generation der Kriegsenkel. Das sind Kinder, die nach dem Krieg geboren wurden und von denen man meinen könnte, dass sie mit den damaligen traumatischen Ereignissen bewusst nichts mehr zu tun hätten. Doch in der Realität sieht es oft ganz anders aus. Denn auch das Leben dieser Generation kann durch diese Last beeinflusst werden.

In diesem Roman wird die berührende Familiengeschichte von Käthe, ihrer Tochter Ana und deren Tochter Lilith erzählt. Die Handlung trägt sich auf unterschiedlichen Zeitebenen zu. Im aktuellen Handlungsstrang beobachtet man Ana und ihre Tochter Lilith. Das Verhältnis zwischen den beiden scheint sehr unterkühlt zu sein. Mit einer Reise an den Ort von Anas Kindheit, will diese nun das Eis zum Schmelzen bringen und Lilith endlich von der Vergangenheit, die bisher verdrängt und verschwiegen wurde, erzählen. Deshalb gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit der drei unterschiedlichen Frauen, die doch so viel gemeinsam haben. Diese Rückblicke sind nicht immer chronologisch angeordnet, aber so gekennzeichnet, dass man alles mühelos zuordnen kann.

Es gelingt der Autorin hervorragend, die Strapazen der Flucht so intensiv zu beschreiben, dass man alles lebhaft vor Augen hat und die mörderische Tortur, mit all ihren Gefahren, nachvollziehen kann. Viel zu schnell muss die 13-jährige Ana erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge erfährt man nach und nach, wie es dazu kommen konnte und welche Aus- und Nachwirkungen Krieg und Nachkriegszeit für die drei Frauen hatten. Denn jede einzelne trägt eine Last auf den Schultern, die für die anderen nicht unbedingt wahrzunehmen ist. Obwohl ihre Schicksale dadurch untrennbar miteinander verknüpft sind.

"Nebelkinder" ist eine intensiv erzählte Familiengeschichte, die berührt und zum Nachdenken anregt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2020
Ostfriesische Mission / Rupert undercover Bd.1 (eBook, ePUB)
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesische Mission / Rupert undercover Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Rupert träumt schon lange von einer Karriere beim BKA. Doch bisher waren all seine Bemühungen, dort unterzukommen, vergebens. An seinem Geburtstag erhält Rupert endlich die Gelegenheit, dem BKA zu beweisen, was in ihm steckt. Denn Rupert sieht einem internationalen Drogenboss zum Verwechseln ähnlich und soll deshalb in dessen Rolle schlüpfen. Die Vorbereitungszeit für den gefährlichen Undercover-Einsatz fällt äußerst knapp aus. Ruperts Chefin, Ann Kathrin Klaasen, hat Bedenken, dass Rupert auffliegen und bei seiner Mission getötet werden könnte. Doch Rupert will es allen zeigen. Denn dieser Einsatz bietet nicht nur die einmalige Gelegenheit, zum Helden zu werden, sondern liefert ihm, ganz nebenbei, die perfekte Ausrede, der verhassten Buttercremetorte, die seine Schwiegermutter ihm jedes Jahr zum Geburtstag backt, zu entgehen....

"Rupert Undercover" ist der erste eigene Fall für Hauptkommissar Rupert, den Fans der Reihe um Ann Kathrin Klaasen bereits gut kennen dürften. Und wer Rupert kennt, der ahnt sicher schon, dass bei diesem Einsatz nicht alles nach Plan verlaufen wird. Der Einstieg in den Krimi gelingt zunächst mühelos, denn man beobachtet neugierig, wie Rupert auf die einmalige Gelegenheit, das BKA zu unterstützen, reagiert. Dadurch ist man gleich mitten im Geschehen.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. So bekommt man einen guten Überblick über die Gesamthandlung. Dabei lernt man auch den echten Drogenboss näher kennen und stellt fest, dass er ganz anders zu sein scheint, als man es von einem knallharten Clan-Chef erwarten würde. Obwohl diese Beschreibungen durchaus interessant sind, wirken sie stellenweise etwas zu ausführlich und langatmig. Manchmal gerät man leider fast in Versuchung, die ellenlangen Ausschweifungen lediglich zu überfliegen. Aber es lohnt sich definitiv, dranzubleiben. Denn schon bald nimmt die Handlung deutlich Fahrt auf und überzeugt durch schräge Charaktere, skurrile Situationen und äußerst spannende Szenen. Das Ganze gipfelt in einem hochspannenden Finale, das die Neugier auf den nächsten Solo-Einsatz von Rupert weckt.

Eine schräge Undercover-Mission, die zwar erst gemächlich startet, dann aber voll und ganz überzeugen kann.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2020
Auf der Flucht / Ralf Parceval Bd.2
Landow, Chris

Auf der Flucht / Ralf Parceval Bd.2


sehr gut

Noch immer ist Ralf Parceval, nach seinem Ausbruch aus lebenslanger Haft, auf der Flucht. Der fünfzehnfache Mörder taucht in Mannheim unter. Dort soll Parceval einen Afghanen treffen, der angeblich Hinweise auf seine verschleppte Schwester und seine Nichte hat. Der Afghane ist Fahrer eines Hochzeitskorsos und will Parceval im Zuge des Trubels treffen. Die Gefahr einer Entdeckung scheint gering. Doch dann läuft alles aus dem Ruder. Denn der Hochzeitskonvoi wird überfallen. Eine gnadenlose Schießerei beginnt. Da unschuldige Passanten zu Opfern werden, greift Parceval, ohne groß darüber nachzudenken, ein. Und schon bald befindet er sich mitten in einem Bandenkrieg zwischen zwei verfeindeten Unterweltclans....

Nach "Parceval - Seine Jagd beginnt" ist "Parceval - Auf der Flucht" bereits der zweite Band um den Ex-Bundespolizisten Ralf Parceval, der selbst zum verurteilten Mörder wurde. Man kann den zweiten Teil auch dann lesen, wenn man keine Vorkenntnisse hat, da wichtige Hintergrundinformation in die Handlung eingestreut werden. Um alles chronologisch zu verfolgen, ist es aber, wie bei jeder anderen Serie auch, empfehlenswert, die Reihenfolge einzuhalten.

Dieser Thriller startet ohne langatmiges Vorgeplänkel, denn man befindet sich sofort mitten im Geschehen und verfolgt die gnadenlose Schießerei und Parcevals Eingreifen. Die Spannung ist vom ersten Moment an spürbar und kann durchgehend gehalten werden. Die spannende Handlung gönnt einem nur wenige Atempausen und entwickelt sich zu einem rasanten Action-Thriller, den man bereits nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen mag. Allzu zartbesaitet sollte man beim Lesen nicht sein, denn der Autor beschreibt seine actionreichen Szenen so detailliert, dass man sofort die Bilder dazu vor Augen hat.

Trotz seiner mörderischen Vergangenheit, scheint Parceval ein aufrechter Mensch zu sein, der sich für die Schwachen und Hilflosen einsetzt und dafür sorgt, dass ihnen Gerechtigkeit widerfährt. Er ist quasi ein moderner Robin Hood, der noch dazu unbesiegbar scheint. Das muss man mögen, um diesen Thriller zu genießen. Denn dann kann man sich ganz auf die fesselnde Handlung einlassen und atemlos spannende Stunden damit verbringen. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse. Es kommt zu überraschenden Wendungen, die in einem hochspannenden Finale gipfeln, das dafür sorgt, dass man unbedingt erfahren möchte, wie es mit Parceval weitergeht.

Ein rasanter Thriller, mit einem modernen Robin Hood, der zudem noch mit Superkräfte zu haben scheint. Nichtsdestotrotz ein Action-Thriller, den man kaum aus der Hand legen mag.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.06.2020
Am Ende aller Zeiten
Walker, Adrian J.

Am Ende aller Zeiten


gut

Edgar Hill ist von seinem Alltag als Angestellter, Ehemann, Familienvater und Hausbesitzer frustriert. Er erledigt nur die nötigsten Dinge, drückt sich vor seiner Verantwortung und spricht gerne mal dem Alkohol zu. Als Asteroideneinschläge die Britischen Inseln verwüsten und jeder plötzlich nur noch ums nackte Überleben kämpft, entdeckt Ed, dass sein vermeintlich frustrierender Alltag eigentlich doch gar nicht so schlecht war und dass seine Familie das Wichtigste in seinem Leben ist. Doch im Chaos wird er von seiner Frau und seinen Kindern getrennt. Um sie wiederzusehen muss Ed über sich hinauswachsen und 500 Meilen durch das zerstörte Land zurücklegen....

Der Roman wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht des Hauptprotagonisten Edgar, erzählt. Man taucht also in seine Gedanken und Gefühle ein und erfährt nach und nach, was überhaupt geschehen ist und wie Ed damit umgeht. Da Ed leider kein Sympathieträger ist, fällt es nicht ganz leicht, sich mit dem Hauptprotagonisten, in dessen Haut man ja quasi beim Lesen steckt, zu identifizieren. Da Ed bei seinen Schilderungen außerdem in den Zeiten hin- und herspringt, wirkt das Ganze zwar lebendig erzählt, doch der Einstieg in die Handlung ist dadurch zunächst etwas holprig.

Die beklemmende endzeitliche Atmosphäre wird allerdings hervorragend vermittelt. Man hat die beschriebenen Szenen mühelos vor Augen, spürt die Bedrohung förmlich zwischen den Zeilen und stellt sich beim Lesen oft die Frage, wie man selbst wohl in solchen Situationen handeln würde. Denn plötzlich ist nichts mehr so, wie es vorher war und Moral und Recht sind außer Kraft gesetzt.

Dennoch kommt beim Lesen zunächst leider keine echte Spannung auf, da die Handlung etwas auf der Stelle tritt. Man verfolgt zwar durchaus interessiert, was geschieht und stellt sich die Frage, wie es wohl weitergehen wird, doch richtig gefesselt ist man leider nicht. Ab etwa der Hälfte rückt dann das Laufen, und das, was es von Ed und den Menschen, die den Weg gemeinsam mit ihm gehen, abverlangt, ins Zentrum der Handlung. Zum Ende hin überschlagen sich dann allerdings die Ereignisse und die vermisste Spannung stellt sich schließlich doch noch ein.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen recht gut unterhalten. Nicht weniger - doch leider auch nicht mehr! Ich hatte mir wahrscheinlich mehr vom Endzeitgeschehen erhofft, doch das rückte für mich zu sehr in den Hintergrund. Obwohl ich sehr gerne laufe und das Laufen, neben dem Lesen, eines meiner größten Hobbys ist, nahm es für mich hier zu viel Raum ein. Das Ende kam mir zu abrupt und machte mich auch nicht richtig zufrieden. Denn es gibt einige lose Handlungsfäden und Fragen, auf die ich keine Antwort finden konnte. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich deshalb gut gemeinte drei Bewertungssternchen .

Bewertung vom 15.06.2020
No Words - Die Sprache der Opfer / Caleb Zelic Bd.2
Viskic, Emma

No Words - Die Sprache der Opfer / Caleb Zelic Bd.2


sehr gut

Eine verzweifelte Frau nimmt in einer dunklen Gasse Kontakt zu Caleb auf. Sie wirkt gehetzt und versucht dem Gehörlosen etwas mitzuteilen. Doch es ist zu dunkel, um von ihren Lippen zu lesen. Die Gebärden, die sie macht, sind nicht eindeutig. Caleb meint, die Wörter "Hilfe" und "Familie" zu erkennen. Bevor die beiden weiter miteinander kommunizieren können, werden sie von einem Unbekannten angegriffen. Obwohl die Frau zunächst fliehen kann, stirbt sie nur wenig später. Calebs Interesse ist geweckt. Er will unbedingt erfahren, was die Frau zu ihm geführt und welche Hilfe sie von ihm erhofft hat. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Caleb nicht einmal im Ansatz, in welches Wespennest er mit seinen Nachforschungen stechen wird....

"No Words" ist nach "No Sound" der zweite Band, in dem der Gehörlose Caleb Zelic ermittelt. Obwohl die Bände in sich abgeschlossen sind und man der Handlung des zweiten Teils auch dann folgen kann, wenn man den ersten nicht gelesen hat, ist es von Vorteil, die Reihenfolge einzuhalten. Denn dann kann man Caleb selbst, seine Vergangenheit und seine Weiterentwicklung, einfach besser einschätzen.

Der Einstieg in den Thriller gelingt mühelos. Da man, ohne langatmiges Vorgeplänkel, sofort mitten im Geschehen ist und die spannende Szene in der dunklen Gasse beobachtet. Damit wird das Interesse an der Handlung unmittelbar geweckt. Man möchte, genau wie Caleb, unbedingt erfahren, was die verzweifelte Frau ausgerechnet zu ihm geführt hat und warum sie sterben musste.

Der Schreibstil ist sehr angenehm lesbar. Handlungsorte und Protagonisten erwachen zum Leben, sodass man beim Lesen alles mühelos vor Augen hat. Die Schwierigkeiten, die sich durch Calebs Gehörlosigkeit ergeben, fließen glaubhaft ins Geschehen ein. Caleb ist ein äußerst hartnäckiger Ermittler, der akribisch Spuren verfolgt. Beim Lesen hat man allerdings einige Male das Gefühl, dass er zu unvorsichtig ist und sich deshalb unnötig in Gefahr bringt. Dennoch ist die Ermittlungsarbeit durchgehend interessant. Auch wenn zunächst nur wenig Spannung vorhanden ist. Diese zieht allerdings im weiteren Handlungsverlauf stetig an, um schließlich in einem hochspannenden Finale zu gipfeln.

Ein Thriller, der zwar zunächst eher gemächlich startet, dann aber äußerst spannend wird.

Bewertung vom 15.06.2020
Töchter der Elbchaussee
Johannson, Lena

Töchter der Elbchaussee


sehr gut

Der Zweite Weltkrieg ist endlich vorüber. Auch Frieda und ihre Familie müssen mit Verlusten zurechtkommen. Doch das Leben muss weitergehen. Die Wiederaufnahme der Schokoladenmanufaktur stellt Frieda vor große Herausforderungen, denn Handelswaren und Rohstoffe sind knapp. Endlich darf Frieda wieder Lehrlinge ausbilden. Ihre Wahl fällt natürlich auf den eigenen Sohn und Ziehtochter Sarah. Gerade Sarah scheint ein besonderes Geschick für die Belange der Manufaktur zu entwickeln. Doch Friedas Sohn und seine zukünftige Frau stellen sich die Zukunft der Schokoladenmanufaktur anders vor....

"Töchter der Elbchaussee" ist nach "Die Villa an der Elbchaussee" und "Jahre an der Elbchaussee" der dritte Band der Hamburg-Saga von Lena Johannson. Da die Autorin wesentliche Hintergrundinformationen aus den vorangegangenen Teilen in die Handlung einfließen lässt, kann man dem Geschehen im aktuellen Band sicher auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Band der Saga gelesen hat. Um die Weiterentwicklung der Charaktere im Lauf der Jahre nachzuvollziehen, ist es aber sinnvoller, die Bücher in der vorgesehenen Reihenfolge zu lesen.

Der erneute Einstieg in die Handlung gelingt mühelos. Man freut sich darüber, alte Bekannte aus den vorherigen Bänden wiederzusehen und neue Charaktere kennenzulernen. Die Autorin beschreibt Handlungsorte und Protagonisten wieder sehr lebendig, sodass man alles sofort vor Augen hat. Man kann die privaten Schicksalsschläge und die Schwierigkeiten, die Manufaktur unter den Bedingungen der Nachkriegszeit wieder aufzubauen, glaubhaft nachvollziehen und ist deshalb schnell wieder mittendrin. Der damalige Zeitgeist schwebt dabei zwischen den Zeilen, sodass man sich ganz auf die Handlung einlassen kann.

Die nächste Generation steht in den Startlöchern. Während für Frieda klar ist, was das Beste für die Schokoladenmanufaktur ist, sieht Friedas Sohn das etwas anders. Es kommt zu einigen Verwicklungen, die zugegebenermaßen etwas vorhersehbar wirken, aber dennoch interessant zu lesen sind. Charaktere und Handlungsorte erwachen zum Leben, sodass sich das Buch quasi von selbst liest, da man unbedingt wissen möchte, wie alles endet.

Ein gelungener Abschluss der mitreißenden Saga!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2020
Schweigt still die Nacht
Yovanoff, Brenna

Schweigt still die Nacht


gut

Aufgrund der düsteren Aufmachung und der vielversprechenden Inhaltsangabe erwartete ich ein spannendes und gruseliges Leseerlebnis. Der Roman ist in der Ich-Perspektive, aus Mackies Sicht, geschrieben. Es fiel mir zunächst nicht ganz leicht, mich in der fremdartigen Welt zu orientieren. Denn Mackies innere Zerrissenheit und seine Ungewissheit, in Bezug auf seine Andersartigkeit, waren meine ständigen Begleiter. Den Schreibstil der Autorin empfand ich als recht einfach, jedoch flüssig und angenehm lesbar. Die recht knappen Andeutungen regten meine Fantasie an und bald machte sich bei mir eine düstere und bedrohliche Stimmung breit. Da mir die Zusammenhänge zu Beginn natürlich nicht ganz klar waren, verfolgte ich gebannt die weitere Handlung, da ich unbedingt erfahren wollte, was in dem kleinen Städtchen vor sich geht.

Brenna Yovanoff lüftete die Geheimnisse der Stadt nur sehr zurückhaltend. Lange Zeit tappte man dabei im Dunklen. Für mich persönlich war zwar die bedrohliche Grundstimmung ständig spürbar, doch stellenweise wirkte die Handlung auf mich etwas langatmig. Im zweiten Teil plätscherte die Handlung langsam vor sich hin, ohne große Spannung zu erzeugen. Zwar wurden einige Geheimnisse gelüftet und es kamen sogar ziemlich ekelhafte Dinge ans Tageslicht, doch der richtige Horror oder Nervenkitzel wollte sich bei mir nicht einstellen. Im weiteren Verlauf wurde es dann zum Glück doch noch spannender, sodass mich das Gelesene wieder fesseln konnte.

Ich bin in meiner Bewertung hin- und hergerissen. Denn manchmal warf das Gelesene bei mir Fragen auf, doch die Antworten darauf suchte ich vergeblich. Mackies bester Freund Roswell war immer zur Stelle wenn Mackie Hilfe benötigte. Nichts konnte ihn dabei schocken und diesen Gleichmut, gerade in besonders haarsträubenden Situationen, empfand ich ziemlich unglaubwürdig. Mackie entwickelte eine Zuneigung zu Tate. Doch die beginnende Liebesromanze konnte mich nicht berühren. Tate reagierte manchmal sehr merkwürdig und ihr Verhalten konnte ich nur selten nachvollziehen. In der anderen Welt lernte man einige grauenvolle Gestalten kennen. Diese wirkten recht gruselig und nahezu unbesiegbar. Deshalb empfand ich die Reaktion einer besonders grausamen Gestalt in der Schlussszene extrem unglaubwürdig und unlogisch. Darüber möchte ich hier natürlich nicht zu viel verraten.



In meiner Gesamtbewertung bin ich wirklich unentschlossen. Denn aufgrund der Aufmachung und des spannenden Trailers, den es zu diesem Buch gibt, hatte ich mir ein deutlich gruseligeres Lesevergnügen erhofft. Allerdings darf man natürlich auch nicht vergessen, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Für diese Altersgruppe dürfte der Gruselfaktor wahrscheinlich hoch genug sein. Wer gerne mal ein düsteres Buch lesen möchte, bei dem man in eine bedrohliche, fantastische Welt, abseits von den beliebten Werwölfen und Vampiren, eintauchen kann, der sollte diesem Buch ruhig eine Chance geben.
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Bewertung vom 07.06.2020
Der Trakt
Strobel, Arno

Der Trakt


sehr gut

Bei diesem Psychothriller gibt es keine langsame Eingewöhnungsphase. Er startet bereits mit hohem Tempo und wirft den Leser mitten in das spannende Geschehen. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar, sodass man förmlich über die Seiten fliegt. Man kann sich gut in die Hauptprotagonistin Sibylle hineinversetzen und ihre wachsende Verwirrung nachempfinden. Langsam breitet sich ein ungutes Gefühl beim Lesen aus, man fragt sich, wem Sibylle Aurich überhaupt noch trauen kann und was geschehen ist. In dieser Phase fällt es nicht leicht, das Buch aus der Hand zu legen, da man in Sog der Erzählung gerät und unbedingt weiterlesen möchte. Dieser Effekt wird durch die relativ kurzen Kapitel des Psychothrillers noch unterstützt.

Beim aufmerksamen Lesen des Buchs bekommt man allerdings früh eine Ahnung was mit Sibylle passiert sein könnte. Trotzdem bleibt die Spannung erhalten, da man nicht genau weiß was und wer dahinter steckt. Zumal Hans, der dem Doktor vollkommen ergeben ist, unbemerkt jeden Schritt von Sibylle genau überwacht und immer bereit ist einzugreifen, wenn etwas nicht so läuft wie vorhergesehen. Spannende Verfolgungsjagden und verzweifelte Versuche die Wahrheit ans Licht zu bringen lassen ebenfalls keine Langeweile aufkommen.

Sibylle schließt auf ihrer Flucht einige Bekanntschaften. Alle scheinen es gut mit ihr zu meinen. Da Gut und Böse nicht zu unterscheiden sind, betrachtet man Sibylles Handeln mit gemischten Gefühlen. Es fällt allerdings nicht ganz leicht, sich auf die verschiedenen Charaktere einzulassen und sie richtig einzuordnen. Das ist sicher auch gewollt, um die Spannung aufrecht zu erhalten, da man nicht genau weiß, wer welches Motiv verfolgt. Doch neben der Hauptprotagonistin Sibylle wirken die anderen handelnden Figuren eher blass und unscheinbar. Es kommt ausserdem zu einigen Gesinnungswechseln, die stellenweise verwirrend, übertrieben und nicht nachvollziehbar wirken.

Aufgrund des frühen Verdachts, hält das Ende des Buchs keine großen Überraschungen bereit. Dennoch kommt auch im Finale die Spannung nicht zu kurz. Die Ereignisse überschlagen sich und gebannt folgt man der Auflösung. Leider wirkt das Ende an einigen Stellen zu klischeehaft und damit konstruiert.

"Der Trakt" konnte mich durch eine spannende Handlung, die übrigens ohne großes Blutvergießen auskommt, überzeugen. Ich bewerte den deutschen Psychothriller mit vier von fünf Sternen. Das eine Sternchen ziehe ich ab, da mich der häufige Charakterwechsel mancher Akteure nicht überzeugen konnte und das Ende an einigen Stellen zu klischeehaft wirkte. Insgesamt gesehen habe ich mich aber gut unterhalten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2020
Layla
Krauser, Uwe

Layla


ausgezeichnet

Die aufgeweckte Mischlingshündin Phoebe, die man bereits in "Phoebe - Eine Straßenhündin checkt ein" kennenlernen durfte, hat bei Autor Uwe Krauser und seinem Partner ein liebevolles Zuhause gefunden. Sie hat nicht nur gelernt, ihre Menschen um den kleinen Finger zu wickeln, sondern nimmt auch ihre Arbeit als Hotelhund ernst. Mittlerweile hat Phoebe dabei Unterstützung von Layla bekommen. Layla hat viele schreckliche Dinge erlebt, bevor sie ebenfalls bei Uwe Krauser und seinem Partner landete. Deshalb fällt es ihr schwer, Vertrauen zu fassen und die Liebe, die ihre neue Familie ihr entgegenbringt, anzunehmen. Obwohl Phoebe kleiner als Layla ist, übernimmt sie sofort die Rolle der großen Schwester und setzt alles daran, damit für Layla das Leben endlich lebenswert wird.

Wie auch schon im Vorgängerband, erzählt Phoebe Laylas Geschichte selbst. Phoebes Sicht auf die Dinge ist einzigartig. Sie schlägt einen lockeren und humorvollen Ton an, der dafür sorgt, dass man vom ersten Moment an im Geschehen ist und sich ganz auf die Erlebnisse einlassen kann. Es ist fast so, als ob man selber dabei wäre.

Phoebes tierische und menschliche Freunde spielen wieder eine große Rolle. Man darf sich also auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus dem ersten Band freuen, aber auch neue Charaktere kennenlernen. Mops Hector, der ungekrönte König der Menschenerziehung, ist ebenfalls wieder mit von der Partie und lässt auch Layla gern an seinem Wissen, welche Blicke und Handlungen nötig sind, um möglichst viele Leckereien abzustauben, teilhaben. Auch wenn Layla zunächst eher zögerlich auf seine Hilfsangebote eingeht. Es gibt in diesem Buch wieder einige Szenen, bei denen man unverhofft schmunzeln oder sogar herzhaft lachen muss. Doch Phoebe hat auch von Erlebnissen zu berichten, die traurig sind. Das macht sie auf einfühlsame Art und Weise, sodass einem das Herz beim Lesen aufgeht. Phoebe setzt sich sehr für ihre Schwester Layla ein und wenn ein anderer Hund versucht, Laylas Zurückhaltung für eigene Zwecke auszunutzen, dann wächst die kleine Phoebe über sich hinaus. Die Seiten fliegen nur so dahin, sodass man viel zu schnell am Ende angekommen ist und sich dann gar nicht mehr von den beiden sympathischen Hundedamen trennen mag.

Ich habe mit diesem Buch wunderbare Lesestunden verbracht, denn ich konnte mich ganz auf Phoebes Erzählung einlassen. Ich musste dabei unverhofft schmunzeln und habe stellenweise lauthals gelacht. Doch Phoebes einfühlsame Art, Laylas Geschichte zu erzählen, hat mir manchmal auch ein paar Tränchen entlockt. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich deshalb die volle Punktzahl und empfehle diesen Roman sehr gerne weiter.