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melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 867 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2014
Seelenriss / Kriminalpsychologin Lena Peters Bd.2
Winter, Hanna

Seelenriss / Kriminalpsychologin Lena Peters Bd.2


ausgezeichnet

Verzweiflung, Rache, Irrsinn

Zum Inhalt:
Die Profilerin Lena Peters wird auf zweierlei Art in einen Serienmörderfall involviert: Einerseits spannt sie der leitende Beamte ein, andererseits erhält sie die gleiche Nachricht vom Killer, die dieser an seine Opfer verschickt. Der Grund für dessen Handeln bleibt lange Zeit im Dunkeln, als er jedoch zu Tage tritt, macht sich ein gewisses Verständnis für den Mörder breit, selbst wenn seine Taten natürlich nicht gutzuheißen sind.

Zu Cover und Titel:
Der Titel ist sehr gut gewählt, da er den einschneidenden Moment spiegelt, der zu dem Riss in der Seele eines Menschen führen kann und diesen von einem Augenblick zum anderen in den Irrsinn eines wahnsinnigen Mörders führt. Warum die Illustratoren allerdings verfremdete Blütenkapseln gewählt haben, wird wohl immer deren Geheimnis bleiben.

Mein Eindruck:
Besonders die Figuren überzeugen bei Hanna Winters Thriller: Sie sind nicht nur schwarz oder weiß; selbst die mordende Person handelt auch für Außenstehende folgerichtig, plausibel und - leider - tödlich, wobei Kollateralschäden an Unbeteiligten billigend in Kauf genommen werden. Gut gefallen mir die Ortsbeschreibungen, die dem Leser die Schauplätze in Berlin nahebringen, - dadurch fühlt man sich sehr in die Geschichte integriert und erlebt das Leben, Lieben und Leiden der Opfer, des Täters, der Profilerin und ihrer Kollegen bei der Polizei hautnah mit. Die Nebenfiguren agieren stimmig und unterstützen die Story dergestalt, dass sich einige Nebenkriegsplätze zeigen, welche nicht sofort als solche zu identifizieren sind. Dadurch ist die Geschichte zu jedem Zeitpunkt spannend und nicht zu einfach vorhersehbar.

Fazit:
Ein rundum gelungener Thriller
5 Sterne

Bewertung vom 29.05.2014
Dreimal schwarzer Kater / Inspecteur Sebag Bd.1
Georget, Philippe

Dreimal schwarzer Kater / Inspecteur Sebag Bd.1


gut

Katz und Maus

Zum Inhalt:
Gilles Sebag wird in seiner Ruhe durch drei Verbrechen gestört. Eigentlich beschäftigt er sich lieber mit seiner Familie, an der sein ganzes Herz hängt. Aber schließlich erwacht in ihm der alte Jagdtrieb und er zeigt sich einem Verbrecher ebenbürtig, auch wenn dieser ein gekonntes Spiel mit ihm treibt.

Zum Cover:
Der Roman spielt in der schwülen Sommerhitze des Roussillon. Das Cover zeigt dazu eine Impression dieser Landschaft.

Mein Eindruck: Die Geschichte kommt zwar nur langsam in Fahrt, dann jedoch gewaltig. Genauso verhält es sich mit dem Einsatz des Polizeiteams um Gilles. Agieren die Polizisten zu Beginn lethargisch und versuchen mehr oder weniger, der Arbeit aus dem Weg zu gehen, packt vor allem Gilles dann jedoch der Ehrgeiz, unter anderem auch deshalb, um es einem Kollegen aus Paris zu zeigen, der die Kollegen vom Lande anfangs noch vorführt. Mit dem Schwund, den Gilles entwickelt, wird die Geschichte immer interessanter. Fast möchte man meinen, dass dieser Effekt vom Schriftsteller gewünscht ist. So schwierig es am Anfang für den Leser nach dem Knalleffekt der ersten Leiche ist, am Ball zu bleiben, so rasant wird es, je weiter die Story voranschreitet. Einige Wermutstropfen gibt es jedoch bei aller Spannung: Das Verhalten im Privatleben von Gilles und seiner Frau zueinander ist - gelinde gesagt - eher realitätsfern; das Gleiche gilt ebenfalls für die Beweggründe des Entführers: Trotz ausführlicher Beschreibung fehlt eine plausible Erklärung dafür, warum das Katz und Maus Spiel gestartet, wieso die Durchführung so gestaltet wurde und warum es so endet, wie es endet. Da ausgerechnet der Schluss damit verschandelt wird, bleibt meine Bewertung bei drei Sternen stecken.

Fazit:
Wie ein alter Dieselmotor: Erst Vorglühen, dann richtig viel Schwung. Leider geht der Sprit zum Schluss aus.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2014
Aufbruch ins Ungewisse / River Singers Bd.1
Moorhouse, Tom

Aufbruch ins Ungewisse / River Singers Bd.1


sehr gut

Ein Lied von Freundschaft und Erwachsenwerden

Zum Inhalt:
Vier junge Schermäuse müssen nach dem Auftauchen eines hungrigen Nerzes ihre Heimat verlassen. Unter Leitung von Sylvan, dem Ältesten, treffen Sie auf der Suche nach einem neuen Zuhause auf unbekannte Tiere, schließen unerwartete Freundschaften und trotzen vielen Gefahren. Nicht alle erreichen das Ziel der Reise, aber die Überlebenden lassen mit der alten Heimat auch ihre Kindheit endgültig hinter sich.

Gestaltung:
Das Cover bildet sehr schön die niedlichen Schermäuse im Gegensatz zu der großen Bedrohung ab, die mit bösem Blick und gefletschten Zähnen über ihnen thront. Zusätzlich finden sich eine Handvoll liebevoll gezeichnete Illustrationen innerhalb des Textes.

Mein Eindruck:
Tom Moorhouse gelingt eine zauberhafte Geschichte um den Zusammenhalt in der Familie, das Erwachsenwerden, das Überwinden kultureller Vorurteile und das Knüpfen neuer Freundschaften. Der Schreibstil ist dabei sehr eingängig und wird von der Zielgruppe gut verstanden. Ein gewisser Gruselfaktor ist durchaus vorhanden, - da die tierischen Katastrophen aber glücklicherweise zwar sehr spannend, aber nicht in blutrünstigen Einzelheiten geschildert werden, bleiben schlaflose Nächte aus.
Mir als erwachsener Leserin wurde allerdings ein wenig zu schnell zum "Business as usual" übergegangen. Den Verlust von Familienangehörigen praktisch im Nu zu verarbeiten, weil ein höheres Ziel zu erreichen ist, passt vielleicht in das "normale" Tierleben, bei der vorliegenden Vermenschlichung der Schermäuse hätte ich mir etwas mehr Tiefgang und längere Trauerarbeit gewünscht. Die leichte Melancholie zum Schluss und der positive Ausblick versöhnen jedoch mit diesem kleinen Manko.

Fazit:
Das richtige Maß an Spannung, Humor, Fantasy und Entdeckergeist für eine Geschichte für ältere Kinder.

4 Sterne

Bewertung vom 17.05.2014
Wenn die Liebe hinfällt
Buresch, Luisa

Wenn die Liebe hinfällt


gut

Der perfekte Mann ist die perfekte Illusion

Zum Inhalt:
Alia wähnt sich in einer großartigen Beziehung, bis ihr Freund Leander ihr und der gemeinsamen Tochter Katie wegen einer anderen Frau den Laufpass gibt. Darauf rekapituliert sie als Ich-Erzählerin den Weg ihres Liebeslebens bis zu diesem Moment und das darauffolgende Jahr.

Cover und Titel:
Der Gesamttitel ist als Wortspiel sehr passend, weil es gerade die Stehversuche sind, die das Buch amüsant machen. Was jedoch Himbeeren und Milch als Cover darstellen sollen, ist mir unbegreiflich. Die Farbgebung ist hübsch aber bestenfalls sagt sie nur aus, dass ein lustiger Roman zu erwarten ist.

Mein Eindruck:
Sehr viel Wortwitz bestimmt die Geschichte um Alia, ihre vier Freundinnen und die dazugehörigen Männer. Ein um das andere Mal sieht man sich genötigt zu schmunzeln oder glucksend zu lachen. Auch die Tragik kommt nicht zu kurz, wenn Luisa Buresch beweist, dass der perfekte Mann nicht existiert, sondern Frau sich mit den fehlerbehafteten Exemplaren herumschlagen muss, die ihr Leben bevölkern. Wobei sich die Damen nicht besser anstellen: Da werden die Augen verschlossen, ein vergebener Mann vernascht oder von einem Blümchen zum nächsten geflattert. Die Person der Alia überzeugt besonders in diesem unsteten Wesen. Einerseits ist sie angeblich überunglücklich, andererseits datet sie schon nach relativ kurzer Zeit einen Anderen, schläft lustvoll mit einem verlobten Dritten und wirft Leander genau dieses Verhalten vor. Deshalb wirkt sie überaus selbstherrlich - auch wenn sie so tut, als könnte sie sich selbst nicht verstehen. Das macht Alia zwar nicht unbedingt sympathisch, wirkt aber umso echter.
Die ganze Geschichte ist flüssig zu lesen, dennoch hätte eine Straffung im Mittelteil nicht geschadet und die 432 Seiten sind etwas zu lang für einen typischen Frauen-Sommer-Sonne-Strand Roman, der gut unterhält, aber schnell wieder vergessen ist.

Fazit: Amüsant, aber nichts, was die Literaturwelt erschüttert, - aber das ist wahrscheinlich auch nicht beabsichtigt
3 Sterne

Bewertung vom 17.05.2014
Unlucky 13
Patterson, James

Unlucky 13


gut

Taffe Mädels

Zum Inhalt:
James Patterson konfrontiert seinen schon aus früheren Krimis bekannten "Women's Murder Club" - bestehend aus Lindsay, Yuki, Cindy und Claire - mit drei Verbrechen. Zum einen werden nichtsahnende Fast-Food-Esser mit Bomben vergiftet, die in Verbindung mit der Magensäure explodieren und die dazugehörige Kette Chuck's erpresst. Zum anderen wird das Kreuzfahrtschiff von Piraten entführt, auf dem Yuki und ihr Ehemann - Lindsays Chef Brady - ihre Hochzeitsreise absolvieren. Außerdem träumt Cindy, eine Journalistin, davon, die eben wieder auf dem Polizeischirm aufgetauchte, psychopathische Killerin Mackie Morales zu interviewen und damit den Pulitzer-Preis zu gewinnen. Besonderen Kick erhält dieser Teil der Story dadurch, dass Cindys Ex-Freund in Mackie verliebt war und diese Lindsay für den Tod ihres ebenfalls sadistisch veranlagten Freundes verantwortlich macht.

Zu Cover und Titel:
Die "13" als 13. Buch der Reihe von Patterson ist das Einzige, was mir (auch im Nachhinein) etwas Plausibles sagt. Weder das "Unlucky" ist stimmig, noch das Cover mit den Regentropfen. Da das Buch im Original vorliegt, kann man dieses Unverständnis noch nicht einmal auf die Übersetzung schieben.

Mein Eindruck:
Wenn ich etwas hasse, dann sind es Krimis mit einem unfertigen Ende! Schlecht darf es sein, es darf sogar einen gewissen Cliffhanger haben, aber so viel Unabgeschlossenes wie hier geht gar nicht. Möglicherweise möchte sich Patterson so seine Klientel erhalten, mich verärgert es jedoch maßlos und ich frage mich, ob das wirklich nur Absicht oder Unvermögen ist, sich zwar einen spannenden Plot auszudenken, aber die Motive und die Vorgeschichte dazu nicht zu thematisieren. Das ist doppelt schade, weil Schreibstil und Gliederung des Thrillers absolut zu überzeugen wissen. "Unlucky" ist spannend, die Perspektivwechsel sind gekonnt (Lindsays Teile werden in der ersten Person, der Rest der Geschichte in der dritten Person geschildert) und treiben die Story zusätzlich an. Die kurzen Kapitel verlocken dazu, immer ein bisschen mehr zu lesen, als man eigentlich vorgehabt hat. Störend empfand ich nur die Masse an Abkürzungen, mit denen ich - ungeübt in englischen Krimi-Originaltexten - nicht viel anzufangen wusste. Der Text an sich war gut zu lesen: Einfach, ohne primitiv oder langweilig zu wirken.
Trotzdem wiegen für mich die inhaltlichen Schwachpunkte und Lücken mehr als Spannung und eine wirklich gute Einstiegsidee.

Fazit:
Ein Knaller zu Beginn, viel Spannung im Mittelteil, leider ein absolut unbefriedigender Schluss

3 Sterne

Bewertung vom 31.03.2014
Die Ungehaltenen
Utlu, Deniz

Die Ungehaltenen


weniger gut

Immer sind die Anderen schuld

Zum Inhalt:
Der Ich-Erzähler Elyas ist der Sohn eines türkischen Gastarbeiters der ersten Generation. Im ersten Teil studiert er offiziell Jura, lässt sich aber in Wirklichkeit treiben, der zweite Teil spielt vier Jahre später, Elyas wurde exmatrikuliert, bastelt teilweise an Websites, ist aber arbeitslos und lässt sich immer noch treiben.

Zum Cover:
Ein Pärchen schaut in die Ferne, - entweder auf der Suche oder dem Müßiggang frönend.

Mein Eindruck:
Positiv lässt sich dem Hörbuch zugute halten, dass Stipe Erceg die lakonische Art des Textes in Perfektion trifft. Was mir ebenfalls sehr gefällt, ist der Zusammenhalt in der türkischen Gemeinschaft, - dass zum Beispiel fast Fremde zum Übernachten eingeladen werden oder Benzin mitten in der Nacht gebracht wird, ohne groß nach den Gründen zu fragen. Bei der Person des Elyas kann ich mich jedoch nicht des Eindrucks erwehren, als ob er sich in diesem Bett aus Freundschaft und Großzügigkeit sehr bequem und faul platziert. Wer sich jedoch auf ihn verlässt, ist verlassen: Die Krankheit des Vaters wird so gut es geht ignoriert, die Beerdigung geschwänzt, das Studium - obwohl mit Brillanz gesegnet - geschmissen..... aber es liegt alles nur daran, dass sein Vater als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen ist. Diese Art von "Ich bekomme mein Leben nicht auf die Reihe, aber natürlich ist nur die böse, ignorante und deutsche Gesellschaft daran schuld", die latente Gewalttätigkeit und das asoziale Benehmen kotzen mich einfach an, - um im Jargon des Buches zu bleiben. Keine Ahnung, ob Deniz Utlu sich ebenfalls gemobbt und missverstanden fühlt, vielen seiner türkischen Figuren legt er diese Gedanken jedenfalls in Hirn und Mund, die deutschen Protagonisten sind entweder arrogant, ignorant, dämlich oder schlagen Frauen. Diese Art von Schwarz-Weiß-Malerei finde ich ärgerlich und führt dazu, dass ich ganz gewiss Abstand von möglicherweise folgenden literarischen Ergüssen nehmen werde.

Fazit:
Wenn ich selbst keine Motivation habe, liegt das nur an der Integrationspolitik der Deutschen. Das ist mir zu billig. Für die gute Interpretation des Textes durch Stipe Erceg 2 Sterne

Bewertung vom 31.03.2014
Ich und die Menschen
Haig, Matt

Ich und die Menschen


sehr gut

Gefallen an der Sterblichkeit

Zum Inhalt:
Ein Außerirdischer schlüpft in den Körper eines Mathematikers, um dessen Entdeckung eines Beweises zu verhindern. Diese Entdeckung würde die rückständige und kriegerische Menschheit befähigen, sich weiterzuentwickeln. Ein Umstand, der nach Meinung der viel weiter entwickelten und unsterblichen Wesen in entfernten Galaxien verhindert werden muss, - mit Gewalt und Eliminierung aller Mitwisser. Aber das Wesen im Körper von Andrew Martin findet immer mehr Gefallen am irdischen Leben und verweigert schließlich zum Entsetzen seiner Auftraggeber seine Aufgabe.

Zum Cover:
Ein Mann, ein Hund und das Universum, - mehr braucht es nicht zum Glück. Die Romantik, die Andrew irgendwann gefangen nimmt, wird durch dieses Bild wunderbar gespiegelt.

Mein Eindruck:
Wirkt der Anfang des Buches noch nach einer Culture-Clash-Komödie mit extraterrestrischem Einschlag im Stil von "Alf", bekommt das Bild mit dem Auftrag Andrews, alle Mitwisser der großen Entdeckung zu töten, eine düstere Komponente. Dabei bleibt unklar, warum das so sein muss: Mit dem kriegerischen Versuch, die Menschheit in ihrer Entwicklung zu stoppen, stellen sich die Andrew befehligenden Wesen auf eine Stufe mit den barbarischen Erdenbürgern. Und so sehr sich Andrew über das Äußere der Menschen mokiert, - seine wahre Gestalt und sein Name werden nicht thematisiert, möglicherweise, weil dem Autor bei allem Amüsement über die Menschheit die Fantasie dafür fehlte. Was aber absolut gefällt, ist die Wandlung Andrews, die dieser in der Geschichte durchmacht. In kleinen Schritten, dadurch umso glaubwürdiger, entwickelt er Verständnis für die Menschen und schließlich sogar etwas wie Liebe für seine Familie, - etwas, was der "echte" Andrew schmerzlich vermissen ließ, der tatsächlich der gierige Egozentriker war, den die Außerirdischen als Bild für den Menschen verachten. Es berührt sehr, zu lesen, wie Andrew sogar seine Unsterblichkeit und alle überlegenen Kräfte aufgibt, um den Versuch zu starten, sich in das Leben auf der Erde einzufügen und seine Familie zurückzugewinnen, obwohl ihm einige kulturelle Fallstricke begegnen.
Zwei Welten prallen aufeinander und finden letztendlich Verständnis für die jeweils andere.

Fazit:
Ein sehr gutes Plädoyer für die Verständigung, - hier sogar über die Galaxie hinaus.

4 Sterne

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.