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Lisega

Bewertungen

Insgesamt 1386 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2012
Lady Susan
Austen, Jane

Lady Susan


sehr gut

„Lady Susan“ ist in mancher Hinsicht ein besonderer Roman in Jane Austens Werk: 1794 von der erst 18jährigen Pfarrerstochter verfasst, ist er somit ihr erster abgeschlossener und nicht mehr umgeschriebener Roman, außerdem der einzige, der in der Form des Briefromans gelassen wurde und auch der einzige, in dem die Hauptfigur keine Sympathieträgerin sondern eine intrigante, selbstverliebte, gewissenlose Frau ist. Denn die titelgebende Lady Susan, Mitte 30 und frisch verwitwet, ist überaus attraktiv und kann jeden Mann um den Finger wickeln, was sie stets zu ihrem Vorteil nutzt. So charmant sie in Briefen an ihren Schwager Mr. Vernon ist, auf dessen Anwesen die mittellose Witwe für eine Weile unterkommen möchte, so freimütig erklärt sie in anderen Briefen an ihre Freundin Alicia Johnson ihre wahren Beweggründe und wie sie mit anderen Menschen spielt. Darüber hinaus äußert sie sich stets abfällig über ihre Tochter Frederica – Muttergefühle Fehlanzeige. Ihre „Gegenspielerin“ ist die Schwägerin Mrs. Vernon, die beunruhigt bemerkt dass ihr Bruder Reginald de Courcy Lady Susans neuestes „Opfer“ zu werden droht und in vielen Briefen ihre Mutter über die Entwicklung auf dem Laufenden hält. Aus den Briefen ergibt sich ein amüsanter Reigen, der bereits Austens geschliffene Sprache und ihren Hang zur Ironie enthält und bis zum von ihr einige Jahre später hinzugefügtem Schlusswort bestens unterhält.

Bewertung vom 14.06.2012
Ashes to Ashes - Zurück in die 80er. Staffel 2
Glenister,Philip/Hawes,Keeley/Anrews,Dean

Ashes to Ashes - Zurück in die 80er. Staffel 2


ausgezeichnet

„Mein Name ist Alex Drake. Ich bin von einer Kugel getroffen worden und im Jahr 1981 erwacht.“
In der zweiten Staffel der Serie „Ashes to Ashes“ befindet sich die Polizeipsychologin Alex Drake zwar in ihrer Komafantasie mittlerweile im Jahr 1982, obwohl in der Gegenwart erst wenige Stunden vergangen sind, aber einen Weg zurück ins Jahr 2008 hat sie immer noch nicht gefunden und – so viel sei angesichts einer dritten Staffel verraten – wird sie auch in den vorliegenden acht Folgen nicht finden. Stattdessen muss sie sich in dieser launigen Zeitreise weiter mit ihrem sexistischen und zynischen Chef Gene Hunt bei der Metropolitan Police rumschlagen. Die Fälle - Terroranschläge, Drogengeschäfte, Morde - sind wieder sehr spannend und spiegeln die frühen 80er Jahre wider; als Hauptthema zieht sich das Problem der Korruption im Polizeidienst durch alle Folgen. Wie schon in der ersten Staffel werden die 80er mittels grellem Eyeliner und Lidschatten, aufwändigen Fönfrisuren und flippigen Modesünden detailgetreu rekonstruiert, nicht zu vergessen natürlich der tolle Soundtrack. Neben der Ausstattung sorgen zahlreichen Anspielungen auf Politik und Gesellschaft für das richtige 80er-Feeling. Ich hoffe, dass diese tolle Mischung aus Krimi, Mystery und zeitkritischer Satire bald mit der dritten und letzten Staffel auf DVD weitergeht und zu einem stimmigen Abschluss kommt. Das clevere, wenn auch etwas verstörende Ende der zweiten Staffel („Koma, die zweite“) ist schon sehr vielversprechend!

Bewertung vom 05.06.2012
Die Queen
Helen Mirren/Alex Jennings

Die Queen


ausgezeichnet

Es ist fast unheimlich, wie wirklichkeitsgetreu Helen Mirren in „Die Queen“ Elizabeth II. verkörpert: Mimik, Körpersprache, Gangart – alles stimmt. Sie trägt den Film fast alleine, aber auch das Skript ist einfach klasse: Zum Teil auf Tatsachen beruhend, zum Teil aber auch sehr spekulativ beleuchtet „Die Queen“ die Tage nach dem tödlichen Unfall von Lady Di, als ihre reservierte Reaktion auf den Tod der Ex-Schwiegertochter die Beliebtheit der Monarchin in ein absolutes Tief stürzen ließ. Hat sie tatsächlich gefühlskalt gehandelt oder sich nur – für sie selbstverständlich – an das Protokoll gehalten? Ging es ihr um den Schutz der Enkel? Wie weit ließ sie sich von Tony Blair beeinflussen? Ein leiser, dennoch unterhaltsamer Film, der Sympathie für die Queen weckt und in amüsanten fiktiven Szenen den Alltag der Royal Family (Queen Mum, Prinz Philip) einfängt, der durch Diana erschüttert wurde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2012
Die schwarze Seele des Sommers / Commissario Montalbano Bd.10
Camilleri, Andrea

Die schwarze Seele des Sommers / Commissario Montalbano Bd.10


ausgezeichnet

Ein intelligenter Krimi, der vergnüglich beginnt und tragisch endet ... Zunächst scheint Commissario Montalbanos größtes Problem zu sein, im August kurzfristig noch eine Ferien-Villa für Freunde seiner Langzeitverlobten Livia zu finden. Das Haus, das er schließlich ergattert, steht unter keinem guten Stern: Erst tauchen Kakerlaken, Mäuse und Spinnen auf, dann verschwindet der Sohn der Familie, und schließlich entdeckt Montalbano im Untergeschoß die Leiche eines jahrelang vermissten Mädchens. Livia reist sauer ab und zeigt ihm die kalte Schulter - für Montalbano nicht gerade die besten Voraussetzungen, den Reizen der überaus attraktiven Zwillingsschwester der Toten zu widerstehen. Die gnadenlose August-Hitze macht logisches Kombinieren in diesem Fall beinahe unmöglich, und zu spät bemerkt der Commissario, dass er benutzt wird ... Wie immer legt Andrea Camilleri hier einen literarischen Krimi mit hohem Unterhaltungswert und psychologischem Tiefgang vor. Hoffentlich nicht das letzte Werk des mittlerweile weit über 80jährigen Autors!

Bewertung vom 30.05.2012
Sherlock-Staffel 2
Cumberbatch,Benedict/Freeman,Martin

Sherlock-Staffel 2


ausgezeichnet

Nachdem mich die ersten drei Folgen der hochgelobten BBC-Krimiserie "Sherlock" im vergangenen Jahr begeistert haben, war ich angenehm überrascht, dass die zweite Staffel der Miniserie so schnell nachfolgt. Wieder sind drei bekannte Geschichten des berühmten beratenden Detektivs geschickt ins 21. Jahrhundert versetzt worden: Aus dem Fall "Ein Skandal in Böhmen“ wurde hier "Ein Skandal in Belgravia“, bei dem der arrogante, exzentrische Sherlock auf die ihm durchaus ebenbürtige, undurchsichtige Irene Adler trifft. Der beliebte Krimi "Die Hunde von Baskerville" wird hier zur modernen Horror-Story, bei der Sherlock gegen seine eigenen Ängste ankämpfen muss. Und im abschließenden dritten Teil "Der Reichenbachfall“ zieht Sherlocks genial-böser Widersacher Moriarty alle Register, um Holmes zu vernichten …
Die zweite Staffel hat mir tatsächlich fast besser gefallen als die ersten drei Folgen: Sherlock und John Watson sind nun ein eingespieltes Team, das von Benedict Cumberbatch und Martin Freeman überzeugend verkörpert wird. Sie lösen ihre Fälle trotz allem modernen technischen Schnickschnack durch Sherlocks hellsichtige Kombinationsgabe und versprühen dabei einen eigenwilligen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann. Auch die Nebenfiguren – sei es Lestrade, Mycroft oder Mrs. Hudson – wachsen einem noch mehr ans Herz. Alle drei Folgen sind wieder spannend, Action geladen, visuell originell umgesetzt und mit dem typisch trockenen Humor erzählt, den man von einer britischen Serie erwartet. "I Am Sherlocked" - Wo bleibt Staffel 3?

10 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2012
Der Goldene Kompass / His dark materials Bd.1
Pullman, Philip

Der Goldene Kompass / His dark materials Bd.1


ausgezeichnet

"Der Goldene Kompass“ ist der erste Teil einer Fantasy-Trilogie von Philip Pullman. Die Handlung spielt sich komplett in einer Parallelwelt zu der unsrigen ab; Protagonistin ist die 12-jährige Lyra Belacqua, die als Waise im Jordan College in Oxford aufwächst. In Lyras Welt ist jeder Mensch mit einem sprechenden Tierwesen verbunden, einem Dæmon, der quasi die Seele des Menschen außerhalb des Körpers darstellt. Lyras Dæmon heißt Pantalaimon, und mit ihm erlebt sie ein unglaubliches Abenteuer: Was treibt ihr Onkel Lord Asriel auf seinen Expeditionen im Norden? Wieso verschwinden plötzlich überall Kinder? Was ist "Staub“? Wer sind die Gobbler? Steckt die mysteriöse Mrs. Coulter mit ihnen unter einer Decke? Lyra versucht all diese Fragen zu lösen, wobei sie oft mit Hilfe von unerwarteter Seite rechnen kann: Sei es das geheimnisvolle Alethiometer, der Panzerbär Iorek Byrnison, die Hexe Serafina Pekkala oder die Gypter John Faa und Farder Coram.
Als Leser springt man beim "Goldenen Kompass“ quasi ins kalte Wasser: Die Bedeutung vieler Details der Parallelwelt, die wie selbstverständlich erwähnt werden, erschließt sich erst nach und nach. Doch wenn man die ersten 50 Seiten mal hinter sich hat, packt einen die spannende Geschichte und lässt einen bis zum Schluss nicht los. Der ist leider total offen, so dass man sofort mit dem zweiten Band weiter lesen muss ;-) Fazit: Ein Fantasy-Abenteuer, dass sich wohltuend von anderen Büchern des Genres abhebt, ein Jugendbuch, dass sich wie nebenbei mit tiefgründigen ethischen Fragen beschäftigt, und ein furioser Auftakt einer Trilogie, die wohl bald zu einem Klassiker wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.05.2012
The Sea Wolf
London, Jack

The Sea Wolf


ausgezeichnet

„The Sea Wolf“ ist ein Abenteuer-Klassiker von Jack London, der vielen in einer der zahlreichen Filmfassungen bekannt ist. Ich selbst erinnere mich an die TV-Serie mit Raimund Harmstorf – das Buch hat mir nun aber viel besser gefallen.
Im „Sea Wolf“ lässt Jack London zwei völlig gegensätzliche Charaktere aufeinandertreffen: Den schöngeistigen Ich-Erzähler Humphrey van Weyden, der nach einem Schiffsunglück in der Bucht von San Francisco von dem Robbenschoner „Ghost“ aufgefischt wird, und den intelligenten, aber tyrannischen Kapitän Wolf Larsen. Van Weyden wird gezwungen, auf der „Ghost“ als Küchenjunge zu arbeiten, und sowohl Larsen als auch dem Schiffskoch Mugridge macht es sichtlich Spaß, den verweichlichten Gentleman zu verspotten und zu quälen. Doch Hump beißt sich trotz aller Demütigungen durch. Wolf Larsen übt auf ihn eine seltsame Faszination aus: Er verabscheut seine materialistischen Anschauungen, seine skrupellose Brutalität und seine fehlende Moral. Gleichzeitig aber bewundert er seine Intelligenz, seine Kraft und seine Schönheit. Als weitere Schiffbrüchige an Bord genommen werden, darunter die Schriftstellerin Maud Brewster, entbrennt zwischen den unterschiedlichen Männern ein Konkurrenzkampf um die Frau.
Die Beschreibungen des harten Lebens auf dem Schoner und der Flucht von der „Ghost“ machen das Buch zu einer spannenden Abenteuergeschichte, die unzähligen Gespräche zwischen van Weyden und Larsen und das Aufeinandertreffen ihrer unterschiedlichen Weltanschauungen geben dem Roman eine philosophische Tiefe, und im letzten Drittel kommt mit der Figur der Maud Brewster und Humphreys Gefühlen für sie auch noch etwas Romantik dazu – eine gelungene Mischung, die „The Sea Wolf“ zu einer wirklich kurzweiligen und unterhaltsamen Lektüre macht.

Bewertung vom 10.05.2012
Der Tote im Eisfach / Dr. Siri Bd.5
Cotterill, Colin

Der Tote im Eisfach / Dr. Siri Bd.5


ausgezeichnet

"Der Tote im Eisfach“ ist der fünfte exotische Krimi mit Dr. Siri, dem einzigen staatlichen Leichenbeschauer im kommunistischen Laos der 70er Jahre, der hier großteils ohne sein bewährtes Team auskommen muss. Während er im Norden des Landes von Hmong entführt wird und als Schamane Yeh Ming, dessen Geist in ihm wohnt, einen Dämon austreiben soll, geraten seine Verlobte Madam Daeng, seine Assistentin Dtui, deren frisch angetrauter Ehemann Phosy und sein alter Freund Civilai in das Visier einer royalistischen Terroristin. "The Lizard“ ist ihre Widersacherin aus Band 4, die sich mit heimtückischen Todesfallen für die Verhinderung des von ihr geplanten Staatsstreiches rächen will.

Wieder einmal ist Colin Cotterill ein spannender, unterhaltsamer und humorvoller, aber durchaus auch gesellschaftskritischer Krimi gelungen. Besonders interessant fand ich den Einblick in die Geschichte und Kultur der Hmong, ein staatenloses Volk, dessen Männer von den US-Truppen gerne rekrutiert wurden und die deshalb in den sozialistischen Ländern Südostasiens nach den Kriegen bis heute verfolgt werden. Durch Siris Abenteuer bei den Hmong gerät in diesem Band wieder die spirituell-mystische Seite von Cotterills Krimireihe in den Fokus. Wobei Siris wissenschaftlicher Umgang mit der Geisterwelt und die Lösung des Rätsels um die scheinbar besessene Tochter des Dorfältesten auch eher rationale Leser versöhnen dürfte. Ein weiteres Highlight dieser ungewöhnlichen Reihe!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.