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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 884 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2019
Leas Spuren
Storks, Bettina

Leas Spuren


ausgezeichnet

Es ist die Liebe zu Frankreich, die in dem Roman von Bettina Storks klar zum Ausdruck kommt. Sie kennt sich aus im Paris der Besatzung durch die Nazis. Das liegt daran, dass sie akribisch recherchierte und das heutige Paris oft besuchte. In dem Buch, wo Leser auf den Spuren Leas schlendern, nimmt Frau Storks ihre Leser an die Hand. Sie erzählt von einer jungen Frau, die durch ein unverhofftes Erbe in die Stadt der Liebe geführt wird. Es ist ein ihr unbekannter Mann, der sie in seinem Testament bedachte.

Marie ist eine der Hauptpersonen in dem Roman Leas Spuren. Sie wurde in einem Testament bedacht und soll die Hälfte einer Wohnung in Paris erben. Aber nicht ohne Bedingung. Der Erblasser erwartet, dass sie sich gemeinsam mit seinem Enkel auf die Suche nach einem verschollenen Gemälde begibt. Dieses muss den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden. Nein, Marie macht sich die Entscheidung nicht leicht und überlegt lange, ob sie das Erbe annimmt. Jedoch siegt ihre Neugier und gemeinsam mit dem Enkel des Verstorbenen, Niclas, begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit.

Es sind viele Bücher erschienen, die sich mit den Verbrechen der Nazis beschäftigen. Dieses unterscheidet sich dadurch, dass es in Paris spielt und von „entarteter Kunst“ handelt. Das gefiel mir gut. Die Autorin hat einen ansprechenden Sprachstil und ich las Leas Spuren innerhalb weniger Tage durch. Die Geschichte wirkt zu keinem Zeitpunkt konstruiert. Etliche Fakten wurden verarbeitet und wieder entstand ein wertvolles Buch: „Gegen das Vergessen.“ Ich empfehle Leas Spuren ausdrücklich und gebe ganz klar fünf Sterne für das wertvolle Stück.

Bewertung vom 21.10.2019
Die Zeit des Lichts
Scharer, Whitney

Die Zeit des Lichts


sehr gut

Wie mag es Lee Miller zumute gewesen sein, als sie die Befreiung der Konzentrationslager fotografierte? Ich schaute mir ihre Fotos im Netz an und sie lassen mich nicht mehr los. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs war Frau Miller Kriegsfotografin und reiste überall dorthin, wo Bomben fielen und Menschen getötet wurden. Das ging nicht spurlos an ihr vorüber und setzte ihr in Form von Alpträumen und übermäßigen Genuss von Alkohol sowie Depressionen.

Die Zeit des Lichts beginnt in den dreißiger Jahren in Paris. Dorthin zog Lee Miller als sie nicht mehr als Model arbeiten wollte. In der französischen Hauptstadt lernte sie einen Fotografen namens Man Ray kennen und arbeitete einige Jahre mit ihm zusammen. Er gab sein Wissen an sie weiter und die beiden wurden ein Paar. Der Beziehung wird viel Raum in dem Buch gegeben und meiner Meinung nach kommt der andere Erzählstrang dadurch zu kurz. Die Autorin schreibt nämlich auch über das Leben Millers in den 50er Jahren, wo sie als Kriegsfotografin tätig war.

Kennen Sie das Foto von der Frau in Hitlers Badewanne? Das war Lee Miller, die von einem ihrer damaligen Kollegen fotografiert wurde. Das war in der Münchner Wohnung des Herrschers und sie kam gerade vom Fotografieren der Ereignisse im Konzentrationslager Dachau zurück. Um diese Frau geht es in dem Buch Die Zeit des Lichts. Ein Roman, der Fakten und Fiktion gekonnt vereint und die damalige Zeit in Paris vor den Augen der Leser lebendig werden lässt.

Mir gefiel das Buch gut. Allerdings, ich schrieb es bereits, wird die Zeit während des Zweiten Weltkriegs leider nur gestreift und das ist schade. Am Schluss des Buches schreibt die Autorin Whitney Scharer, welche Akteure tatsächlich lebten und wen sie erfand. Auch macht sie auf Literatur aufmerksam, die das Leben der Lee Miller und des Man Ray beschreiben.

Bewertung vom 18.10.2019
Der Aufstieg Roms (eBook, ePUB)
Lomas, Kathryn

Der Aufstieg Roms (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Frau Lomas wollte mit dem Buch Der Aufstieg Roms die Geschichte der späteren Weltmacht für jedermann erfassbar beschreiben und das ist ihr vortrefflich gelungen. Worum geht es?

Das Sachbuch beginnt mit der Sage von Remus und Romulus. Es ranken sich immerhin 60 unterschiedliche Legenden um die Geschichte des Zwillingspaares und Frau Lomas beleuchtet die wichtigsten. Was ich persönlich interessant fand war die Tatsache, dass der Gründer Roms, Romulus, auch gen Himmel fuhr. Zufall? Wer den Aufschwung Roms verstehen will, der muss sich zunächst mit den Toten befassen, so die Autorin. Sie schreibt über die Funde in den Gräbern und deren Beigaben sowie die Art der Bestattung. Es ist also wichtig zu erfahren, ob eine Erd- oder Feuerbestattung stattfand.

Es folgen markante Ereignisse, wie Kriege, Nahrungsmangel und Seuchen. Jedes Jahrhundert der hier erwähnten Zeit, hat seine eigenen Markierungen, die für den Aufstieg Roms von Bedeutung waren. Wie änderten sich die Wohnhäuser, die Tempel oder die Straßen? Welche Religionen gab es damals und wie kamen die Römer mit ihren Nachbarn aus. All diese Dinge finden Beachtung, da sie das Gesamtbild des späteren Weltreichs vollenden.

Mir gefiel das Buch, da ich die Zeit vor Christus spannend finde. Besonders die Römer haben es mir angetan. Dazu muss gesagt werden, dass es sehr viele Bücher gibt, die Annahmen als Wahrheit bezeichnen und das macht Frau Lomas nicht. Sie merkt immer wieder an, was belegt ist oder was Vermutungen sind. Sie schreibt immer wieder, dass es so am ehesten gewesen sein könnte, die Belege allerdings fehlen. Spannend sind auch die Zeichnungen der Stätten, die immer mal wieder nach einem Kapitel gedruckt wurden. Auch gibt es aufschlussreiche Tabellen mit Zahlen zu verschiedenen Angaben im Buch. Ein Beispiel ist die Aufstellung über Versklavung von Kriegsgefangenen der einzelnen Städte/Völker.

Am Schluss des Buches gibt es einen Anhang von Uwe Walter, der unter anderem schreibt, wie die Abhandlungen über die ersten Jahre seit Gründung zu verstehen sind. Er ist der Übersetzung des Buches und hat sehr gute Arbeit geleistet. Danach folgt ein Anhang mit Karten, eine Erklärung zu den Jahreszahlen und der Chronologie der Römer. Die hatten nämlich ihre ganz eigene Zeitmessung. Auch hier sind es klare Tabellen, die eine Übersicht der Schlüsselereignisse im jeweiligen Jahrhundert zeigen. Wichtig fand ich auch die genaue Erläuterung der momentanen Quellenlage. Wie weit ist die Archäologie? Was können wir aus literarischen Zeugnissen damaliger Zeit schöpfen und wie gut waren die frühesten Geschichtsschreiber Roms? Die Autorin schreibt noch zu den Quellen, wie heftig unter den Historikern immer wieder gestritten wird. Ich hoffe sehr, dass noch weitere Funde die damalige Zeit

Immer mal wieder tauchen kleine Zahlen im Text auf. Auch diese werden im Anhang beleuchtet und erklärt. Das Buch ist ein tolles Geschenk für alle, die sich mit der Antike beschäftigen. Das Cover wurde entsprechend gewählt und zeigt einen typisch gekleideten Krieger mit seinem Pferd. Der Aufstieg Roms von Kathryn Lomas bekommt eine klare Leseempfehlung und fünf Sterne von mir.

Bewertung vom 12.10.2019
Die Eulenflüsterin (eBook, ePUB)
Brandt, Tanja

Die Eulenflüsterin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„In Gegenwart der Tiere spielen weder Furcht noch mangelndes Selbstbewusstsein eine Rolle. Sie nehmen mich so, wie ich bin. Tiere messen uns nicht an Äußerlichkeiten, sie spüren, was in uns steckt.“ (Zitat aus dem Buch Die Eulenflüsterin)

Tanja Brand, die Autorin des Buches Die Eulenflüsterin, war ein „ungewolltes“ Kind. Schon im Mutterleib kam ihr nur Widerwillen und Ärger der Mutter entgegen. Später dann merkte sie, dass sie lediglich geduldet und keineswegs geliebt war. Das betraf sowohl Vater als auch Mutter. Eine treue Seele hatte sie aber doch, das war ihre Großmutter. Bei ihr verbrachte sie viel Zeit und die zeigte ihr auch, dass sie ein liebenswerter Mensch ist. Der Oma offenbarte Tanja auch ihren großen Traum: Sie wollte Schriftstellerin werden. Dass sie damit so erfolgreich sein würde, das hätte sie wohl selbst nie gedacht.

Ein Familienleben mit Vater und Mutter kannte Frau Brand nicht. Nur bei ihren Freundinnen bekam sie eine Ahnung davon und wie sehr ein Kind leidet, das können nur die nachvollziehen, die ähnliches erlebten. Neben der Großmutter fühlte Tanja Brand sich sehr früh auch zu Tieren hingezogen. Das Leben mit ihnen prägte und prägt sie bis heute. Bei ihnen fühlt sie sich geborgen und weiß, dass sie nie enttäuscht wird. Ihre Ausflüge mit Ingo, dem Schäferhund oder Phönix, dem Wüstenbussard genießt sie und beschreibt das sehr bildhaft in ihrem Buch.

Das Buch war ein Highlight meines Lesejahres 2019. Der Grund dafür liegt in der Offenheit der Autorin sowie ihrem Gefühl für ihre „Mittiere“, wobei sie mit Menschen noch immer ihre Probleme hat. Mit Tieren nicht, oder nur sehr selten. Es ist spannend nachzulesen, wie sie sich mit Hilfe der Tiere zu dem entwickelte, was sie heute ist. Eine erfolgreiche Autorin und eine Frau, die ihren Weg gefunden hat. Trotz vieler Rückschläge ließ sie den Mut nicht sinken und lebt heute mit ihren Eulen und anderen gefiederten Mitbewohnern zusammen. Und sie ist nicht „nur“ Autorin, sondern ebenfalls eine sehr gute Tierfotografin. Einige ihrer Fotos sind im Buch abgebildet und ich war, und bin es immer noch, beeindruckt. Die Bilder in „Die Eulenflüsterin“ sind einzigartig und von einer Schönheit und Ruhe geprägt, die ihresgleichen sucht.

Ein Buch, nicht nur für Tierfreunde. Es ist auch ein „Mutbuch“ für Menschen mit ähnlichen Traumen, wie die von Tanja Brand.

Und noch ein Zitat aus diesem wertvollen Buch: „Tiere kennen keine Falschheit, sie ziehen nicht hinter deinem Rücken über dich her oder missbrauchen dein Vertrauen.“ Das Cover gefällt mir ebenfalls ausgesprochen gut. Wer kann schon von sich behaupten, dass Eulen ihm freundschaftlich entgegen“treten“?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.10.2019
Das Blut des Bruders / Vespasian Bd.5
Fabbri, Robert

Das Blut des Bruders / Vespasian Bd.5


ausgezeichnet

Auch der 5. Band dieser Reihe zog mich in seinen Bann. Hier beschreibt Robert Fabbri sehr genau, wie die Römer in Britannien einfielen und die dort lebenden Druiden sich ihnen entgegen stellten. Sabinus, der Bruder Vespasians, ist nicht gerade als Diplomat bekannt. Es ist also kein Wunder, dass er sich mit den „geistigen Eliten“ dort anlegt und in Gefangenschaft gerät. Wie es bei denen damals üblich war, wollen sie ihn als Opfergabe gebrauchen, aber es wäre nicht Vespasian, wenn er seinen Bruder nicht retten könnte.

Es gibt einige negative Rezensionen, die sich an der „Fantasy“ stören. Warum eigentlich? War es nicht damals üblich, dass etliche Götter angebetet wurden und widernatürliche Ereignisse besonderes Augenmerk erfuhren? Ich kann durchaus nachvollziehen, dass Vespasian sogar das Erscheinen der Phönix beobachtete. Herr Fabbri erläutert sehr genau, warum er ausgerechnet in diesem Band auf Tacitus zurückgreift. Und mal ehrlich, wenn die damaligen Leser seiner Werke die Ereignisse für wahr hielten. Warum sollte das heute anders sein?

Ich höre die Serie seit dem ersten Band und bin immer noch beeindruckt. Herr Fabbri recherchierte sehr genau und ich lerne sehr viel über die damaligen Verhältnisse. Das wäre aber kaum erwähnenswert, wenn es nicht von einem Mann vorgetragen würde, der sein Handwerk versteht. Herr Wittenberg versteht es wie kein zweiter, die Stimmen und Stimmlagen an die Personen anzupassen. Sei es die „liebliche“ Stimme von Caenis oder die raue von Magnus. Er überzeugt mich jederzeit.

Bewertung vom 09.10.2019
Absoluternullpunkt / Richard Tackert Bd.9
Glagla, Wolfgang

Absoluternullpunkt / Richard Tackert Bd.9


sehr gut

Mensch Tackert, bald hat er Geburtstag und muss sich vorher noch mit einem ganz kniffeligen Fall befassen. Maik ist Bandmitglied der Gruppe Absoluternullpunkt und wird während eines Auftritts im Drecksloch auf offener Bühne ermordet. Ja, ermordet, das fand der Rechtsmediziner schnell heraus. Er kippte nämlich einfach um und zunächst sah es so aus, als hätte ihn ein Herzinfarkt das Leben gekostet. Tackert und seine Kollegen finden schnell heraus, dass Maik als Restaurantkritiker kein Blatt vor den Mund nahm. Seine Kritiken gingen manchmal unter die Gürtellinie, aber reicht das für ein Mordmotiv? Lange tappen die Ermittler im Dunkeln bis eine Wende der Geschichte endlich die gewünschte Dynamik bringt.

Ein solider Krimi mit einem Hauptkommissar, der seinen Weg ohne Kompromisse geht. Die Spannung wird durch einige Wendungen und Verdächtige gut hoch gehalten. Die Sprache gefällt mir, weil sie durch viel wörtliche Rede abwechslungsreich und angenehm zu lesen ist. Kommissar Tackert ist ein gestandener Mann und gibt nicht viel um die Meinung anderer. Das gefällt mir gut an ihm, zumal diese auch politisch so ganz nach meinem Geschmack sind. Sein privates Umfeld wird zwar auch beschrieben, aber nur häppchenweise. Es nimmt keineswegs die komplette Story ein, sondern ist gut dosiert.

Bewertung vom 13.09.2019
Die Leben der Elena Silber (eBook, ePUB)
Osang, Alexander

Die Leben der Elena Silber (eBook, ePUB)


sehr gut

Menschen änderten sich nicht. Nur die Umstände änderten sich.

Alexander Osang arbeitet als Journalist und schreibt für den Spiegel aus Tel Aviv. Sein erster Roman Die Nachrichten wurde verfilmt und mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Die Leben der Elena Silber ist seine eigene Familiengeschichte, die er genau recherchierte.

Die Hauptperson ist Jelena und zu Beginn des Buches ist sie zweieinhalb Jahre alt. Damals lebte sie mit den Eltern und ihrem Bruder P.. in dem kleinen Ort Gorbatow. Im Februar 1905 wird dort der Vater von Aufständischen ermordet. Die Mutter Sina Krasnowa floh mit ihren beiden Kindern vor den Mördern, da sonst auch sie deren Opfer geworden wäre. Ihr Bruder Pawel nannte sie „Feuerköpfchen“, sie hatte kräftige rote Haare.

Vierzehn Jahre nach der Flucht kehrt die Mutter mit ihrem neuen Mann und Jelena zurück nach Gorbatow. Mittlerweile bekam sie weitere Kinder und ihr Mann, Alexander Petrowitsch verging sich an Jelena. Dass die Mutter sie nicht schützte, konnte sie ihr nie verzeihen. Jelena verliebt sich zum ersten Mal, verliert den Jungen aber aus den Augen. Dann folgt der Wegzug von zuhause. Sie arbeitet als Sekretärin in einer Tuchfabrik. Als sie einen deutschen Textilingenieur zur Seite stehen soll, sagt sie zu und lernt so ihren späteren Ehemann kennen. Fünf Kinder hat sie und lebt mit ihrem Mann in einem großen Haus mit Bediensteten. Zum Schluss lebt sie in Berlin, wo sie dann in einem Altersheim stirbt.

Neben dem Leben Jelenas, die später dann Elena wird, schreibt der Autor über ihren Enkel Konstantin. Der begibt sich auf die Suche nach Erinnerungen und fährt sogar mit einem Cousin nach Gorbatow. Er redet mit seinen Tanten und kann doch nicht alle Geheimnisse und weißen Flecken lüften.

Die Leben der Elena Silber ist ein Roman, der für mich schwer zu lesen war. Ständig wechselte der Autor in den Zeiten und es bleiben einige Fragen offen. Was mich berührte, das war die Rastlosigkeit der Elena. Sie musste ihre Kinder alleine unterhalten und das in einem fremden Land. Sie wurde nie so recht anerkannt und selbst ihre Töchter konnten viele ihrer Entscheidungen nicht verstehen. Ihre Verhältnis war unterkühlt. Dass ihr Mann ein Nazi war, konnte sie nicht glauben. In der Nähe des Wohnortes war aber ein KZ für Frauen und im Giftschrank des Hauses lagerten Büchsen mit dem Aufdruck: „Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung.“

Zwei Zitate möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Die Fluchtbewegung ist das, was Europa zurzeit definiert, all die Wahlen werden dadurch entschieden. Und Nach dem Krieg gab es für viele Nazis keine Strafe. Im Gegenteil, ihnen wurden die höchsten Ämter der jungen Republik zuteil.

Mir persönlich hatte das Buch zu viele Enden, die nicht erklärt und schon gar nicht aufgeklärt wurden. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen kommt aber in dem Roman gut zum Ausdruck.

Bewertung vom 12.09.2019
Das geheime Lächeln
Storks, Bettina

Das geheime Lächeln


sehr gut

„Verdrängtes ist nicht verschwunden. Es schläft in einem toten Winkel unseres Bewusstseins.“
(Zitat aus dem Buch Das geheime Lächeln)

Oft saßen sie gemeinsam am Tisch. Ihre Mutter und andere Familienmitglieder von Emilia. Sobald diese nach ihrer verstorbenen Großmutter Sophie fragte, wurde sie mit bösen Blicken und eisigem Schweigen bedacht. Um Sophie ranken sich einige Gerüchte und sie zeigen kein schönes Bild von ihr. Sie habe ihr Kind, die Mutter Emilia namens Pauline, im Stich gelassen, so heißt es, und sei ohne Wort nach Frankreich gegangen.

Emilia ist selbstständige Journalistin und arbeitet an Texten, die sie für eine Auktion erstellt. Sie soll die angebotenen Gegenstände möglichst gut beschreiben. Da auch Gemälde dabei sind und sie nicht sicher ist, wie sie diese ins rechte Licht rücken kann, schaut sie sich einen Auktionskatalog an. Plötzlich stutzt sie. Beim Betrachten eines Fotos kommt es ihr vor, als schaue sie in einen Spiegel. So sah sie vor einigen Jahren aus. Das Gemälde wurde um 1930 erstellt und das in Frankreich. Emilia ist sich sicher, dass es sich dabei um das Porträt ihrer Großmutter Sophie handelt. Kurzentschlossen fährt sie nach Frankreich und dort zur Auktion, bei der das Gemälde den Besitzer wechseln soll.

Sophia lebte vor ihrem Tod in Frankreich und niemand aus der Familie weiß angeblich, wo das genau war. Als Emilia im Elsass und bei der Auktion ankommt, wird es spannend für sie. Kann sie das Bild ersteigern? Warum ist der Portier des Anwesens, wo die Auktion stattfindet so komisch zu ihr? Später fährt sie noch in die Provence und lernt dort einen verschlossenen älteren Herrn kennen, Jean-Pierre Roch. Kann er ihr bei der Suche nach dem Leben ihrer Großmutter helfen?

Neben dem Heute, wo Sophie die Hauptperson ist, erzählt die Autorin auch die Geschichte von Sophie. Sie beschreibt, wie es damals in Paris für sie war, wie sie sich in einen Künstler, den Maler Fugin, verliebte und schwanger wurde. Mehr verrate ich nicht nur das: Ein spannendes Buch, mit viel historischen Fakten. So beschreibt die Autorin den Ort Dieulefit, wo viele Menschen vor den Nazis Zuflucht fanden. Die Dame vom Standesamt dort gab hier unter anderem den flüchtenden Juden eine neue Identität. Es war Jeanne Barnier und ihr Name steht in Yad Vashem und das als „Gerechte unter den Völkern.“ Das hat mich sehr beeindruckt.

Die Autorin beschreibt Frankreich so genau und farbenfroh, dass ich mich gedanklich mit ihr auf die Reise begab. Auch die damalige Zeit mit all ihren schmerzvollen Geschehnissen, sind im Buch Das geheime Lächeln beeindruckend festgehalten. Trotz einiger Längen gebe ich eine eindeutige Empfehlung für dieses schöne Buch. Auf dem Cover ist Sophia in jungen Jahren abgebildet. Sie trägt den Mantel in der Farbe Petrol, den sie damals geschenkt bekam. Sie schaut über die Schulter zurück. Was mag sie wohl sehen? Ist es vielleicht ihre Tochter Pauline, die sie in Deutschland zurückließ?

Bewertung vom 10.09.2019
Öxit
Vertacnik, Hans-Peter

Öxit


sehr gut

Populisten breiten sich in Europa aus und immer wieder kommt es zu Wahlergebnissen, die kaum zu verstehen sind. Öxit ist ein Kriminalroman, der dieses Thema aufnimmt und spannend umsetzt.

Petrell ist ein Politiker, der gerne Bundeskanzler Österreichs werden möchte. In einem Fernsehinterview gibt er dem Publikum zu verstehen, dass er für den Öxit ist. Ihm ist jedes Mittel recht, seinen Kontrahenten zu diskriminieren und dessen Anhänger zu belügen. Der Autor beschreibt eine Welt, die korrupt ist und wo die Akteure auch vor Mord nicht zurückschrecken, wenn sie an ihr Ziel gelangen wollen. Leitende Beamte, Politiker und Journalisten lassen sich bezahlen, wenn sie beim Vertuschen von Straftaten behilflich sein sollen.

Oberst Radek Kubica ist Chef der Wiener Mordkommission. Er ermittelt und ihm zur Seite steht unter anderem sein bester Freund, ein Pfarrer. Der hat gute Beziehungen und das hilft bei den Ermittlungen. Es ist ein munteres Hin und Her und die Verdächtigen wechseln sich immer wieder ab. Der Spannungsbogen wird vom Autor gut aufrecht gehalten. An die vielen Namen musste ich mich erst gewöhnen, aber das gelang mir dann auch bald.

Die Story ist beängstigend, zumal es tatsächlich ja auch in jüngster Vergangenheit Morde aus politischen Motiven gab. Ich habe ich beim Lesen oft gefragt, ob wir als Wähler tatsächlich alles über die zur Wahl stehenden Politiker wissen? Wie oft haben sie ihre Gegner verleumdet und wo floss Geld?

Hans-Peter Vertacnik versteht es gut, den Leser mit spannender Lektüre zu unterhalten. Er bedient sich dabei auch etlicher Dialoge, die zusätzlich für Lebendigkeit sorgen. Was mir ebenfalls sehr gut gefiel war, dass er Plätze in Wien beschreibt, die für Touristen nicht zwingend bekannt sind. Er erklärt zudem auch den geschichtlichen Hintergrund der historischen Gebäude. Die Sprache ist leicht und das Buch ein toller Schmöker für den Feierabend. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.