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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2013
Tetaphrate
Biber, Peter

Tetaphrate


ausgezeichnet

München. Endlich ein neuer Auftrag für Alfons Dirnberger. Aus dem Ägyptischen Museum wurde eine alte Vase gestohlen. Was sich anfangs als einfacher Routinefall für den Agenten des unwichtigsten Geheimdienstes der Welt präsentiert, entpuppt sich schnell als lebensgefährliche Mission…

Was für ein Buch! Das Cover ist gelb, die Seiten sind gelb, die Geschichte ist kunterbunt - ein chaotisches, verrücktes Geheimdienst-Spektakel.

Nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte, habe ich mich gefragt, wie das alles zusammenpassen soll: ein Junge, der mit seinem Großvater zum Wallerfischen geht; ein Hamster, der um sein Leben rennt; ein Weihnachtsmann als Präsident der Vereinigung der Unsterblichen; ein in der Computerspiel-Welt gefangener Jugendlicher; eine junge Frau, die für einen Identitätswechsel neue Papiere braucht; ein wahnsinniger Wissenschaftler; ein gelangweilter, als Gemüseverkäufer getarnter Geheimdienstler und noch zahlreiche weitere Akteure. Doch Peter Biber verwebt all diese skurrilen Figuren und die mit ihnen verbundenen Handlungsstränge schnell und sehr gut durchdacht zu einem fantastischen Ganzen.

Reichlich Situationskomik und ganz viel Wortwitz bieten großartige Unterhaltung. Darüber hinaus ist diese Geschichte mit zahlreichen Anspielungen und allerlei Doppelsinnigem gespickt – ich glaube nicht, dass ich nach einmaligem Lesen bereits jeden der vielen kleinen Seitenhiebe entdeckt habe.

Die Charaktere sind alle detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht. Die Hauptrolle hat Alfons Dirnberger. Alfons ist kein Draufgänger. Der hingebungsvoll Klarinette spielende Agent ist oft trübsinnig und hat eigentlich von Job, Chef und dem Leben insgesamt die Schnauze voll, im Universum der Geheimdienstagenten ist er nicht gerade ein Held. Dennoch ist er absolut liebenswürdig und packt die Herausforderungen in Sachen „gestohlene Vase“ beherzt an. In so manch brenzliger Situation retten ihm dabei nur verrückte Zufälle das Leben.
Und auch all die anderen Figuren wirken nicht oberflächlich, sondern beleben mit ihren Eigenarten die Szenerie und tragen kräftig zur Unterhaltung bei.

Außerdem ist dieses Buch sehr lehrreich, weiß ich doch jetzt, wie wichtig es ist, immer eine Dose Bauschaum in Reichweite zu haben. Dieses in jedem Baumarkt erhältliche Zeugs ist vielfältig in der Anwendung und vermag sogar Leben zu retten! Wie das genau funktioniert, wird im Buch ausführlich beschrieben. Und dass spiegelnde Schaufensterscheiben mit einer ganz besonderen Magie ausgestattet sind, habe ich auch gelernt.

Ich hatte wahnsinnig viel Spaß beim Lesen. Der intelligente Humor in diesem Buch hat mich durchweg begeistert und ich hoffe sehr, dass ein weiteres Abenteuer mit Alfons und Tetaphrate nicht allzu lange auf sich warten lässt.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2013
Allerheiligen / Kommissar Bernward Bd.1
Dübell, Richard

Allerheiligen / Kommissar Bernward Bd.1


ausgezeichnet

Kriminaloberrat Harald Sander von der Münchner Kripo erschießt bei einer Geiselnahme eine Geisel. Er will die Tat vertuschen, drängt seinen Kollegen Robert Kalp, der alles mit angesehen hat, Stillschweigen zu bewahren. Harald ist dem Geiselnehmer, Mörder und Dieb schon länger auf der Spur, all sein Streben gilt der Ergreifung „Blofelds“. Haralds Annahme, dass Blofelds nächstes Ziel eine Ausstellung berühmter Schmuckstücke in Landshut ist, soll sich bewahrheiten…
Zur gleichen Zeit werden Kriminalkommissar Peter Bernward von der Landshuter Polizei und seine Kollegin Flora Sander zu einem Einsatz zur Martinskirche gerufen. Ein halbnacktes Pärchen wurde an das Geländer des Ostportals gefesselt. Der Überfall wird zunächst als Routineeinsatz gesehen…
In Landshut eingetroffen, verbittet sich Harald jegliche Einmischung der Landshuter Kollegen – eine Anweisung, die Peter nicht für sinnvoll hält. Er und Flora starten eigene Ermittlungen…

Ich war sehr neugierig auf diesen ersten Krimi von Richard Dübell, denn seine historischen Romane haben mich bisher immer begeistert. Auch in „Allerheiligen“ gelingt dem Autor eine tolle Mischung aus Spannung und dem für ihn typischen Humor, so dass meine Erwartungen an dieses Buch rundum erfüllt wurden.
Die Krimihandlung hat mich von Anfang an gefesselt, es werden mehrere Handlungsstränge, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, zügig und plausibel zu einem verbunden. Der Autor wartet dabei mit einer ganzen Reihe interessanter Figuren auf und verwendet viel Zeit darauf, seine Akteure vorzustellen und deren Verbindungen zueinander zu erläutern. Ich hatte daher durchweg das Gefühl, jede Person gut kennengelernt zu haben, alle wirkten sehr natürlich und glaubhaft auf mich. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen und privaten Probleme der Ermittler fügen sich prima in den Ablauf der Handlung ein.
Man bekommt als Leser schnell präsentiert, wer sich hinter dem geheimnisvollen „Blofeld“ verbirgt - die eigentlichen Zusammenhänge und das Motiv lässt Richard Dübell dann erst nach und nach an Licht kommen. Die Geschichte steuert auf ein sehr dramatisches Finale zu – es wird zum Schluss superspannend.
Sehr gut gefallen haben mir auch die detaillierten Beschreibungen der Schauplätze. Richard Dübell hat seine Heimatstadt Landshut als Handlungsort prima in Szene gesetzt.

„Allerheiligen“ hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.06.2013
Detektivin aus Leidenschaft
Cox, Carol

Detektivin aus Leidenschaft


ausgezeichnet

Chicago 1881. Ellie Moore, bis vor Kurzem Garderobiere an einem Theater, ist so gut wie mittellos. Alles, was ihr geblieben ist, ist ein großer Korb voller Kostüme. Da hört sie zufällig ein Gespräch zweier Mitarbeiter der Pinkerton-Agentur mit an. Eine Detektivin wird gesucht und Ellie ergreift die Chance. Ihr erster Auftrag führt sie nach Pickford/Arizona. Verkleidet als ältere Dame soll sie hier Silberdiebstähle aufklären. Als die ihr angekündigte Partnerin für diesen Job ihre Mitarbeit kurzfristig absagt, fast Ellie den Entschluss, die Ermittlungen in einer Doppelrolle durchzuführen…

Carol Cox wartet in „Detektivin aus Leidenschaft“ mit einer tollen Mischung aus Historie, Spannung und Romantik auf. Dank der hervorragenden Beschreibungen war ich schnell mittendrin im Geschehen und wurde von einer herrlichen Wildwest-Kleinstadt-Atmosphäre eingefangen.

Da die Autorin ihre sympathische Hauptfigur nicht nur mit dem Mut, neue Wege zu gehen, ausgestattet hat, sondern ihr auch ein großes schauspielerisches Talent und einen kriminalistischen Spürsinn mit auf den Weg gegeben hat, macht es riesigen Spaß, diese liebeswerte Schnüfflerin bei ihren Nachforschungen zu begleiten. Man kann durchweg mitfiebern und miträtseln und so gemeinsam mit Ellie den hinterhältigen Schurken auf die Spur kommen.

Mal als Tante Lavinia, mal als deren Nichte Jessie getarnt, fragt Ellie die Bewohner von Pickford aus. Diese doppelte Maskerade erfordert höchste Konzentration und einiges an Geschick von Ellie – humorvolle Szenen bleiben da natürlich nicht aus. Hinzu kommen ein paar dramatische Geschehnisse, die der Handlung eine besondere Würze geben. Außerdem gelingt es Carol Cox so ganz nebenbei, Ellie ihren verlorengegangenen Glauben an Gott wiederzugeben. Und romantisch wird es auch, denn prompt haben sowohl Lavinia als auch Jessie einige Verehrer in der Stadt. Ellie selbst verliert ihr Herz an Steven – doch der scheint nur Augen für Jessie zu haben…

„Detektivin aus Leidenschaft“ ist einfach eine herrliche Geschichte, die durchgehend beste Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 07.06.2013
Ein Chaos namens Liebe
Loyelle, Anna

Ein Chaos namens Liebe


ausgezeichnet

Im Leben der 16-jährigen Amber geht es im Moment recht chaotisch zu. Ihr Vater ist arbeitslos und hat ein Alkoholproblem, ihre Mutter bandelt mit dem neuen Nachbarn an, ständig streiten ihre Eltern.
In der Schule wird sie von Jeff, einem Mitschüler, der es gewohnt ist, seinen Willen durchzusetzen, belästigt und bedrängt. Und auch der ihr sehr unsympathische Nachbarssohn Nick läuft Amber ständig über den Weg. Oder ist Nick vielleicht doch ganz nett? Sein manchmal sehr rätselhaftes und undurchschaubares Verhalten verunsichert Amber…

Anna Loyelle hat mit „Ein Chaos namens Liebe“ einen wunderbaren Jugendroman geschaffen. Es geht darin um das Erwachsenwerden und die ganzen Irrungen und Wirrungen drumherum. Das Verhalten und die Reaktionen der Jugendlichen werden dabei meiner Meinung nach sehr realistisch und durchaus nachvollziehbar dargestellt.

Die Autorin lässt eine wahre Gefühlslawine auf ihre Protagonistin niederprasseln und Amber versinkt fast in einem Strudel aus widersprüchlichen Empfindungen. Es gelingt der Anna Loyelle hervorragend, die unterschiedlichen Facetten des Erwachsenwerdens aufzuzeigen und zu einer spannenden Geschichte zu verweben. Freundschaft, Liebe und Vertrauen spielen genauso eine Rolle wie Eifersucht, Wut und Angst. Ambers anfängliche Abneigung gegenüber Nick wird genauso gut vermittelt, wie ihre Verwirrung über das angenehme Prickeln, das sie in seiner Nähe empfindet.

Da sie in ihrem Elternhaus im Moment keinen Halt findet, muss Amber ihre Probleme allein bewältigen und man spürt als Leser die Hilflosigkeit und die zeitweise Verzweifelung des jungen Mädchens, man kann durchweg sehr gut nachempfinden, was in Amber vorgeht. Aber die Autorin hat Amber genug Mut und Stärke mit auf den Weg gegeben, um in diesem Wirrwarr bestehen zu können. Und so lernt Amber Stück für Stück nicht nur, Vertrauen zu haben und sich zu behaupten, sondern auch die Gefühle anderer zu verstehen und deren Entscheidungen zu akzeptieren.

Ein tolles Leseerlebnis nicht nur für junge Leser.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2013
Schulsachen / Elfriede Schmittke Bd.1
Aydin, Veronika; Klamroth, Kerstin

Schulsachen / Elfriede Schmittke Bd.1


sehr gut

Hofheim-Lorsbach. Der 42-jährigen Elfriede Schmittke wird nach 15 Jahren Hausfrauentätigkeit von ihrem ehemaligen Chef die Rückkehr in den Polizeidienst verwehrt. Mutig möchte sie sich daher als Privatdetektivin versuchen. Schnell steht der erste Auftraggeber vor der Tür.
Unzufrieden mit den bisherigen Ergebnissen der Polizei möchte der Vater eines auf dem Gelände des Prinz-von-Nassau-Gymnasiums ermordeten Schülers, dass Elfriede Nachforschungen anstellt und den Täter findet. Elfriede ergreift die Chance und macht sich beherzt an die schwierige Aufgabe…

Veronika Aydin und Kerstin Klamroth haben mit Elfriede Schmittke eine sehr unkonventionelle Ermittlerin erschaffen, die mir allein schon deshalb sympathisch war, weil eben nicht alles, was sie anpackt, auch reibungslos klappt.
Man kann die Strapazen und Sorgen, die der Alltag der alleinerziehenden Mutter mit sich bringt, durchweg nachvollziehen. Ihr pubertierender Sohn Oliver fühlt sich unverstanden, unbezahlte Rechnungen häufen sich, das Auto rebelliert, ihre mangelnde Fitness macht ihr zu schaffen. Es ist den Autorinnen sehr gut gelungen, Elfriedes Alltagsprobleme in den Handlungsablauf einzubauen.
Mit anfangs wenig Selbstbewusstsein macht sich Elfriede an die Aufklärung. Auch wenn die Erfolge zunächst auf sich warten lassen, bleibt sie mit Köpfchen und Humor beharrlich bei der Sache und gibt nicht auf.
Damit Elfriede sich auf ihre Arbeit als Detektivin konzentrieren kann, haben die Autorinnen ihr Tante Ingeborg zur Seite gestellt. Tante Ingeborg schmeißt nicht nur schwungvoll den Haushalt, sondern muntert Elfriede auch immer wieder auf und bestärkt sie in ihrem Vorhaben. Hier hatte ich manchmal das Gefühl, dass Tante Ingeborg mit ihren Ansichten und ihrem Elan die Jüngere der beiden Frauen ist.
Elfriede entdeckt schnell, dass Mobbing, Erpressung und Gewalt an dem Gymnasium vorherrschen und dass hier das Mordmotiv zu finden sein könnte. Das aktuelle und weit verbreitete Problem „Mobbing an Schulen“ wird in meinen Augen von den Autorinnen sehr glaubwürdig dargestellt, die geschilderten Vorkommnisse an dem Prinz-von-Nassau-Gymnasium sind sicherlich oft bittere Realität.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Elfriede ist eine interessante, mal ein wenig andere Ermittlerin. Ich bin gespannt auf ihre weiteren Fälle.

Bewertung vom 22.05.2013
Schattengesicht
Wagner, Antje

Schattengesicht


ausgezeichnet

Die 26-jährige Milana Helmholz ist Lehrerin und war lange Zeit gemeinsam mit ihrer Freundin Polly auf der Flucht vor der Polizei, denn Polly hat einen Mord für Milana begangen. Die Flucht gestaltet sich schwierig, das Geld ist knapp, die beiden können sich gerade so durchschlagen. Immer wieder geraten sie in eigenartige Situationen, denn eine mysteriöse Aura umgibt Polly, sie wirkt sehr befremdlich auf ihre Mitmenschen.
Am Ende der Flucht landet Milana im Gefängnis…

„Schattengesicht“ ist das erste Buch, das ich von Antje Wagner gelesen habe und ich bin ganz fasziniert, mit wie viel Gefühl sie Milanas und Pollys Geschichte erzählt.
Die Autorin hat diesen Roman ganz raffiniert aufgebaut. Man lernt Milana kennen, als alles schon passiert ist – Endstation Gefängnis. Dann erzählt Milana ihre Geschichte, rückwärts und in unterschiedlich weit zurückliegenden Intervallen bis zu ihrer Kindheit, als sie Polly kennengelernt hat. Polly ist anders. Doch gerade diese besondere Art macht sie so unverzichtbar und zu einer so wichtigen, stetigen Begleiterin für Milana. Polly gibt Milana den Halt, den sie nirgendwo sonst findet. Hier ist es der Autorin hervorragend gelungen, Pollys Andersartigkeit und das Rätselhafte, das sich um sie rankt, zu vermitteln.
Antje Wagner hat mich von Beginn an mit ihren Worten gefesselt. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen und war für mich durchweg spannend. Ich habe mich anfangs gefragt, was da eigentlich passiert ist, welches Geheimnis die Freundinnen umgibt, wer da wen umgebracht hat und warum Milana und nicht Polly im Gefängnis landet. Durch die rückwärts verlaufende Handlung werden die Fragen nach und nach beantwortet, die über allem liegenden Schatten werden mit Licht gefüllt, so dass die Sicht auf die Ursache für das Geschehene immer deutlicher wird.
Die tollen Beschreibungen und die intensiven Schilderungen haben mich Milana und Polly auf Schritt und Tritt in ihre Vergangenheit begleiten lassen. Ich konnte teilhaben an ihren fröhlichen Momenten, ihren Ängsten und Sorgen, ihren schlimmen Erlebnissen und ich konnte Milanas Verzweiflung spüren, als ihre Welt zusammenbrach.

„Schattengesicht“ ist ein spannend verpackter, sehr tiefgründiger Roman, der mich rundum begeistert hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2013
Mörderische Schärennächte / Thomas Andreasson Bd.4
Sten, Viveca

Mörderische Schärennächte / Thomas Andreasson Bd.4


ausgezeichnet

Nacka. Der Student Markus Nielsen wird erhängt in seiner Wohnung aufgefunden. Ein Abschiedsbrief lässt Selbstmord vermuten, doch seine Mutter ist fest davon überzeugt, dass Markus ermordet wurde.
Thomas Andreasson und Margit Grankvist nehmen die Ermittlungen auf. Weitere Morde geschehen, die möglicherweise mit dem Tod von Markus Nielsen in Verbindung stehen. Nachforschungen rücken eine alte Militärbasis auf der Insel Korsö in den Fokus der Ermittler und lassen Thomas und Margit auf Vorkommnisse in den 1970er Jahren aufmerksam werden, als auf Korsö Küstenjäger stationiert waren…

Viveca Sten hat mich auch mit „Mörderische Schärennächte“ wieder rundum begeistert. Der Krimi hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird schnell aufgebaut und bleibt durchgehend auf einem hohen Niveau.
Unterbrochen wird die laufende Handlung mehrfach von Tagebucheinträgen aus den 1970er Jahren, mit deren Hilfe man sich ein Bild von den damaligen Geschehnissen machen kann. Außerdem bekommt man darin einige Hinweise präsentiert, die auf die aktuellen Ereignisse schließen lassen und mit denen man hervorragend mit Thomas und Margit mitspekulieren kann.
Viveca Sten lässt die wirklichen Zusammenhänge und das Motiv des Täters ganz langsam zu Tage treten, so dass ich von der letztendlichen Auflösung überrascht wurde.
Auch zwischenmenschliche Beziehungen und private Angelegenheiten der Protagonisten fügen sich ohne aufgesetzt zu wirken in den Ablauf der Handlung ein.
Äußerst gelungen sind die Beschreibungen der Schauplätze, die wunderschöne Inselwelt des Stockholmer Schärengartens wird von der Autorin wieder klasse beschrieben.

"Mörderische Schärennächte" ist ein rundum fesselnder Krimi, der mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 16.05.2013
Die achte Offenbarung
Olsberg, Karl

Die achte Offenbarung


sehr gut

Hamburg. Der Historiker Paulus Brenner bekommt von dem Amerikaner Aaron Lieberman ein uraltes, verschlüsseltes Buch überreicht – angeblich aus dem Nachlass von Paulus’ Großmutter. Voller Eifer beginnt Paulus mit der Übersetzung. Doch plötzlich fordert jemand das Buch zurück, kurz darauf wird in Paulus Wohnung eingebrochen. Um Klarheit über die Hintergründe zu bekommen, will Paulus das Manuskript schnellstens entschlüsseln. Er reist nach Köln, in der Hoffnung im Dom ein wichtiges Schlüsselwort zu finden – doch auch hier lauert der Fremde ihm auf. Die Studentin Mele kommt Paulus zu Hilfe. Sie nimmt ihn mit in ihre WG, hier lernt Paulus Dirk kennen. Um das Geheimnis des Buches zu lüften, reisen die Drei quer durch Deutschland, ihnen immer auf den Fersen die rätselhaften Unbekannten…
Zeitgleich ist Eddie Wheeler in der Militärbasis in Fort Fredrick mit der Aufgabe betraut, das Verschwinden gefährlicher Virus-DNA aus einem Hochsicherheitslabor zu untersuchen…

Karl Olsberg versteht es hervorragend, den Leser einzufangen und die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren.
Gleich im Prolog ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen. Was für eine gruselige Vorstellung, dass aus einem Labor so brisantes Material gestohlen werden könnte!

Begeistert war ich davon, dass die einzelnen Schritte zur Decodierung des Manuskriptes einleuchtend erklärt wurden. Zusammen mit ein paar entsprechenden Abbildungen kann man auch als Laie die Entschlüsselung hervorragend mitverfolgen.
Es hat Spaß gemacht, mit den Akteuren auf die Suche nach den nötigen Hinweisen für die Übersetzung zu gehen und auch die Spekulationen über Prophezeiungen und mögliche Zeitreisen sowie die Frage nach den möglichen Hintergründen fand ich sehr spannend.

Paulus Brenner hat mir gut gefallen. Besonders seine Vorfreude, das Geheimnis des Buches zu lüften, konnte man richtig gut nachempfinden. Und auch Dirk fand ich klasse, weil für mich nicht durchschaubar war, welche Absichten er eigentlich verfolgt. Nur die anfangs keck wirkende Mele war mir zu weinerlich, zu oft hatte sie „Tränen in den Augen“. Das mehrfache Auftauchen der Unbekannten hätte für meinen Geschmack noch etwas spektakulärer sein können.

Die Auflösung und damit das eigentliche Ziel, das mit diesem rätselhaften Manuskript verfolgt wurde, hat mich überrascht – insgesamt ein fesselnder und gut durchdachter Thriller mit einem schlüssigen Ende.

Bewertung vom 16.05.2013
Unehrlich währt am längsten / Tatort Oslo Bd.1
Krüger, Knut

Unehrlich währt am längsten / Tatort Oslo Bd.1


sehr gut

Die 13-jährigen Zwillinge Franziska und Lukas sind mit ihrer Mutter von München nach Oslo gezogen. Die beiden Teenager haben es nicht leicht, sich einzuleben – besonders Franziska möchte am liebsten sofort wieder in ihre Heimatstadt zurück. Dass ihre Mutter sich in den undurchsichtigen Leif verliebt, macht die Situation für das Mädchen auch nicht erträglicher.
In der Schule freunden die beiden sich Alexander Ohlsen an. Alexander spricht deutsch und macht es Franziska und Lukas durch seine sympathische Art etwas leichter, sich in der fremden Stadt wohlzufühlen.
Alexanders Vater ist Kommissar bei der Osloer Polizei. Er hat es im Moment mit einer mysteriösen Einbruchs- und Überfallserie zu tun. Unbeabsichtigt schlittern die Kids in die Ermittlungen…

Mit „Unehrlich währt am längsten“ ist Knut Krüger ein toller Serienauftakt gelungen. Der Kinderkrimi kommt nicht nur spannenden Ermittlungen sondern auch mit einer guten Portion Humor daher. Außerdem beschreibt der Autor Oslo sehr liebevoll und detailreich, so dass ich ganz neugierig auf diese Stadt geworden bin.

Die jungen Akteure lernt man schnell und gut kennen, man kann prima mit ihnen mitfühlen und mitfiebern. Neben den Kindern ist Kriminalkommissar Ohlsen ein ganz großer Sympathieträger. Er paddelt mit dem Kajak zur Arbeit, ist überhaupt sehr sportlich und besteht bei der Morgenbesprechung im Präsidium auf eine reichhaltige Keksauswahl.

Zum Ende hin kommt die Geschichte etwas ins Ruckeln und wird an der einen oder anderen Stelle ein wenig vorhersehbar. Das tut dem Buch aber insgesamt keinen Abbruch – das Lesen hat mir großen Spaß gemacht und bietet jungen Lesern ab 10 Jahre spannende und kurzweilige Unterhaltung.

Bewertung vom 15.05.2013
Töchter der Lagune
Stolzenburg, Silvia

Töchter der Lagune


ausgezeichnet

Venedig 1570. Desdemona Brabantio, Tochter eines venezianischen Senators, verliebt sich in den um einige Jahre älteren General Christoforo Moro. Sie heiratet ihn heimlich, denn eine Zustimmung zur Hochzeit hätte Desdemona von ihrem Vater nie bekommen, ist doch Christoforo kein reiner Venezianer.
Jago, der gehofft hatte, von Christoforo befördert zu werden, muss hinnehmen, dass der junge Cassio den begehrten Posten bekommt. Jago sinnt auf Rache und spinnt eine gemeine Intrige. Unterstützt wird er dabei von Rodrigo, der unglücklich in Desdemona verliebt ist. Als Christoforo auf Befehl des Dogen nach Zypern aufbricht, ist auch Desdemona mit von der Partie…
Zur gleichen Zeit begleitet die junge Elissa di Morelli ihre Eltern auf eine Handelsreise nach Rom. Doch ihre Karavelle wird von Piraten gekapert und Elissa nach Konstantinopel an Selim II. verkauft. Als Sklavin in seinem Harem steht Elissa eine schreckliche Zeit bevor…

Silvia Stolzenburg hat ihren Roman „Töchter der Lagune“ auf der Grundlage von Shakespeares „Othello“ geschrieben und hat daraus eine ganz eigene farbenprächtige, spannende Geschichte gezaubert.
In einem zweiten Handlungsstrang entführt die Autorin den Leser an den Hof des ausschweifende Feste liebenden Sultans Selim II. und in eine grausame Haremswelt mit allerlei hinterlistigen Machenschaften.

Dank der ausführlichen Beschreibungen und detailreichen Schilderungen ist man schnell mittendrin im Geschehen. Man findet sich in einer Welt aus Liebe, Eifersucht, Lug und Trug, Intrigen und Verrat wieder und saust in kurzen Kapiteln zwischen Venedig, Zypern und Konstantinopel hin und her. Eine aufregende Reise, die mich durchweg gefesselt hat.

Die Charakterisierung der Akteure ist Silvia Stolzenburg hervorragend gelungen, alle Figuren sind liebevoll und glaubwürdig gezeichnet und ich konnte mit jedem einzelnen mitfühlen und mitfiebern. Wobei mir natürlich nicht jeder sympathisch war. Gerne hätte ich den fiesen Jago über Bord geworfen, als die Gelegenheit in einem Sturm günstig war oder auch den durch seine quälende Eifersucht für die Wahrheit blinden Christoforo mal kräftig geschüttelt.

Begeistert hat mich, dass es der Autorin gelingt, die herrschende Brutalität deutlich zu machen, ohne seitenlang blutige Details zu beschreiben. Sowohl die Kampfhandlungen in und um Famagusta als auch die grausamen Vorkommnisse im Palast des von Selim II. werden anschaulich geschildert, ohne jede bluttriefende Einzelheit zu nennen.

Ein rundum gelungener, sehr temporeicher Roman. Mir hat das Lesen großen Spaß gemacht.