Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 14.05.2013
Schatten des Baumes
Anthony, Piers

Schatten des Baumes


ausgezeichnet

Joshua Pinsons Frau Mina wurde vor einigen Monaten brutal ermordet. Um die dunklen Erinnerungen abzuschütteln, beschließt er daher, mit seinen Kindern Chris und Suzanne New York zu verlassen. Sein ein wenig sonderbarer Onkel Elijah hat ihm ein kleines Anwesen in den Wäldern Florida hinterlassen. Hier möchte der alleinerziehende Vater einen neuen Anfang wagen – doch kaum angekommen, geschehen merkwürdige Dinge in dem abgelegenen Haus…

Piers Anthony versteht es schon auf den ersten Seiten eine gruselige Atmosphäre aufzubauen und vermittelt dem Leser ganz unterschwellig, dass hier etwas Merkwürdiges vorgeht. Umfassend und detailliert schildert er die Landschaft und das Anwesen, man kann sich schnell ein Bild von der Umgebung machen und ist sofort mittendrin im Geschehen.
Menschen, Tiere und selbst Gegenstände scheinen von einer geheimnisvollen Macht beeinflusst zu werden. Trugbilder und Visionen verbreiten Schrecken, Tiere sind plötzlich und ohne offensichtlichen Grund außer Rand und Band, sogar eine Motorsäge hat eine bedrohliche Aura. Ganz hervorragend beschreibt der Autor die Veränderungen, die seine Figuren durchmachen. Ihre Ängste und besonders ihre Reaktionen auf die Geschehnisse werden sehr gut dargestellt. Es hat mich fasziniert, wie Josh auf der einen Seite von den Warnungen und Spukgeschichten der Nachbarn verunsichert wird, dann aber wieder nach logischen Erklärungen für die angsteinflößenden Vorkommnisse sucht.
Das Ende der Geschichte kommt recht überraschend daher und ist Piers Anthony prima gelungen. Man vermutet eigentlich von Anfang an, dass die seltsamen Ereignisse etwas mit dem Baum zu tun haben, aber die wirklichen Hintergründe hätte ich so niemals vermutet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2013
Niceville Bd.1
Stroud, Carsten

Niceville Bd.1


sehr gut

Niceville. Ein Städtchen im Süden der USA. Doch von Kleinstadtidylle keine Spur. Denn in Niceville geschehen merkwürdige Dinge. Die ungewöhnlich hohe Zahl an vermissten Personen steigt mit dem spurlosen Verschwinden des kleinen Rainey Teague. Aber Rainey taucht nach einigen Tagen wieder auf. Er wird in einer von außen unversehrten alten Gruft gefunden. Kaum befreit, fällt der Junge ins Koma.
Nicht nur dieser Fall gibt Detective Nick Kavanaugh Rätsel auf, auch ein Bankraub hält den Polizisten in Atem. Eine große Menge Bargeld und eine CD mit geheimen Daten wurden gestohlen, bei der Verfolgung der flüchtigen Räuber wurden mehrere Menschen gezielt erschossen.
Weitere unerklärliche Ereignisse folgen, wieder verschwinden Einwohner…

Carsten Stroud versteht es hervorragend, den Leser einzufangen und eine gruselige Stimmung aufzubauen. Man wird direkt in das mysteriöse Geschehen hineinkatapultiert und erlebt dann im schnellen Wechsel einige mehr oder weniger voneinander unabhängige Handlungsstränge, die mit einer wahren Flut an Akteuren daherkommen und deswegen zunächst einmal für leichte Verwirrung bei mir gesorgt haben. Nachdem ungefähr das erste Drittel des Buches geschafft war, hatte ich aber einen guten Überblick über das ganze Personal und die Geschichte war einfach nur noch spannend.

Die Handlung ist durchweg rasant. Viele Geheimnisse ranken sich um verschwundene Mitbürger, eine uralte Familienfehde zwischen den Gründerfamilien der Stadt und dem Crater Sink, einem mit schwarzen Wasser gefüllten Loch auf einem Felsen hoch über Niceville. Bei der einen oder anderen unerklärlichen Szene habe ich mich gefragt,
ob ich es mit lebendigen Menschen oder herumgeisternden Toten zu tun hatte.
In vielen Kapiteln geht es auch recht amerikanisch zu – örtliche und überregionale Polizeibehörden sind allgegenwärtig, Waffen werden ausführlich beschrieben, die Schurken schießen wild um sich, es gibt reichlich knallharte Action.

Mir hat dieser Mix aus Thriller und Mystery sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 24.04.2013
Die Knopfkönigin
Siegel, Rainer

Die Knopfkönigin


sehr gut

Budweis 1291. Die junge Franziska hilft ihrer verwitweten Mutter Nele in der Schneiderei. Als Franziska beobachtet, wie schwer es dem einhändigen Karl fällt, seine Kleidung mit Bändern zu schließen, hat sie die Idee, Knöpfe als Verschluss zu verwenden. Schnell verbreitet sich diese raffinierte Neuerung und Franziskas Ansehen als talentierte Schneiderin wächst rasant.
Nach der Hochzeitsfeier von Nele und dem benachbarten Pferdehändler Hermann entgehen Franziska und ihre Freundin Maria nur knapp einer Vergewaltigung durch Bero von Restwangen und dessen Gefährten. Das beherzte Eingreifen von Marias Brüdern rettet die Mädchen. Bero sinnt auf Rache und spinnt eine fiese Intrige, die Franziska, Maria und Nele zwingt, Budweis schnellstens zu verlassen. Die drei Frauen landen in Nürnberg und bauen sich mit Hilfe des Schneiders Walram eine neue Existenz auf. Doch Bero vergisst nicht und lauert im Hintergrund…

Rainer Siegel hat einen flotten und angenehm leicht zu lesenden Schreibstil, der mich ruckzuck in die Geschichte reingezogen und mich mit den Protagonisten leben und leiden lassen hat. Man begibt sich auf eine Reise in die mittelalterliche Modewelt und kann sich durch die bildhaften Beschreibungen des Autors die Schönheit und Vielfalt von Franziskas Kreationen wunderbar vorstellen.
Rainer Siegel wartet im Verlauf der Handlung mit einigen unerwarteten Wendungen auf, das ruhige und beschauliche Leben in der Schneiderwerkstatt wird durch den intriganten Bero von Restwangen immer wieder gestört.
Die Schilderungen der Geschehnisse und Handlungsorte sind dem Autor durchweg gut gelungen, hätten aber für meinen Geschmack besonders im Mittelteil noch ausführlicher sein können. Die Reise der Frauen von Budweis nach Nürnberg und die Suche nach einer geeigneten Werkstatt werden doch sehr knapp abgehandelt.
Neben den Hauptfiguren hat mir auch Elsbeth von Falckenstein sehr gut gefallen. Sie kennt sich in der Adelswelt hervorragend aus, rührt äußerst gewieft die Werbetrommel für Franziskas Modeschöpfungen und hat ein großes Talent, im richtigen Moment raffinierte Pläne auszuhecken.
Besonders gut hat mir die eigentliche Erfindung des Knopfes als Verschluss gefallen. So einfach nebenbei durch Ausprobieren, um jemandem den Alltag zu erleichtern – gar nicht in der Absicht, etwas Bahnbrechendes zu erfinden.
„Die Knopfkönigin“ ist ein rundum gelungener Roman, der mir ein paar wunderschöne Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 23.04.2013
Fürstin der Bettler
Dempf, Peter

Fürstin der Bettler


ausgezeichnet

Augsburg, 1300. Die Apothekersfrau Hannah kann sich gerade noch rechtzeitig aus ihrem brennenden Haus retten – weder ihr Mann noch ihre Tochter konnten offenbar den Flammen entkommen. Die schwerverletzte Hannah wird von niemandem erkannt, keiner hilft ihr. Ganz im Gegenteil, sie wird vom Stadtbüttel aufgegriffen und als vermeintliche Diebin in den Kerker gesperrt. Nur einem hilfsbereiten Wärter ist es zu verdanken, dass sie einem Anschlag auf ihr Leben entgeht. Mit der Identität der verstorbenen Bettlerin Röttel ausgestattet, versucht Hannah den Dingen auf den Grund zu gehen…

Mein erster Roman von Peter Dempf – und ich bin begeistert! Man wird direkt in das Geschehen hineinkatapultiert und erlebt mit Hannah die schreckliche Brandnacht. Die Spannung ist mit einem Schlag da, ich habe mit Hannah mitgelitten, konnte ihre Verzweiflung und ihr Entsetzen über die Vorgänge spüren. Hannahs Trauer um ihre Familie verwandelt sich in puren Zorn, als sie die wahren Hintergründe des Brandes erfährt und die Hoffnung, dass ihre Tochter Gera noch am Leben ist, lässt Hannah nahezu unmenschliche Dinge bewältigen.
Es gelingt dem Autor hervorragend, diesen Strudel aus Emotionen, den Hannah im Verlauf der Handlung durchleben muss, an den Leser weiterzugeben. Hannahs langsame Wandlung von einer verängstigten Frau zu einer starken Kämpferin, ihr gesamter Werdegang inmitten der Bettler, wird nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert. Auch die auf der Straße herrschende Brutalität und die rohe Gewalt unter den Bettlern werden anschaulich dargestellt.
Alle Charaktere sind bunt und detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht, selbst die Nebenfiguren, wie zum Beispiel die liebenswürdige Liss, der erbarmungslose Rote oder die verräterische Magdalena, wirken durchweg überzeugend. Kleine Geheimnisse und Unvollkommenheiten machen die Protagonisten sympathisch und glaubwürdig – hier allen voran Bruder Adilbert, der es mit den Regeln und Vorschriften des Klosterlebens nicht allzu genau nimmt, aber zur rechten Zeit zur Stelle ist und Hannah tatkräftig unterstützt.
Zusammen mit dem lebendigen, flüssigen Schreibstil und der wunderbar bildlichen Erzählweise wird die packende Handlung dieses historischen Krimis zu einem fesselnden Leseerlebnis.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2013
Das Stockholm Oktavo
Engelmann, Karen

Das Stockholm Oktavo


gut

Stockholm 1789. Madame Sofia Sparv, die Besitzerin eines Spielsalons, beherrscht auch die Kunst des Kartenlesens und legt für besondere Gäste gern ein Oktavo – 8 Karten, die über die Zukunft entscheiden. Aufgrund einer von Madame Sparvs Visionen wird auch dem Zollbeamten Emil Larsson diese Ehre zuteil. Da es in der Vision um „Liebe und Verbundenheit“ ging, lässt Emil sich auf das Oktavo ein, denn auf Verlangen seines Arbeitgebers muss er heiraten und er erhofft sich von den Karten einen hilfreichen Fingerzeig. Jede der von Emil ausgewählten Karten steht für eine Person aus seinem Umfeld. Die Rollen, die diese Personen in Emils Zukunft spielen, sind in etwa bekannt, nur deren Identität und die Seite, auf der sie wirklich stehen, nicht.
Nach und nach bemerkt Emil, dass er in ein verzweigtes Netz aus Intrigen und Macht rund um das schwedische Königshaus gezogen wird…

Karen Engelmann hat einen flott zu lesenden Schreibstil, sie hat mich mitgenommen in das Stockholm des 18. Jahrhunderts. Ihre Beschreibungen habe ich als sehr stimmig empfunden, alles wird detailreich erklärt. Leider gelingt es der Autorin nicht wirklich, ihren Figuren ausreichend Leben einzuhauchen, um aus diesem Buch eine spannende, mitreißende Geschichte zu machen. Keiner der Akteure hat es geschafft, dass ich mit ihm bzw. mit ihr mitfühlen konnte. Das hatte zur Folge, dass mich das Intrigenspiel zwischen den Anhängern der Royalisten und denen der Patrioten nicht durchweg begeistern konnte.
Anfangs war ich noch ganz fasziniert von den durch tolle Abbildungen ergänzten Erklärungen zu dem Oktavo, doch die Atmosphäre in dem Buch wurde durch die in meinen Augen sehr trockene Theorie über das Kartenlegen, die Fächersprache und die mit beiden in Zusammenhang stehende „göttliche Geometrie“ immer kraftloser.
Ich denke, um dieses Buch wirklich rundum genießen zu können, sollte man großes Interesse an Kartenlegen und Fächerkunst mitbringen. Mich hat die Magie der Karten und der Zauber der Fächer leider nicht erreicht.

Bewertung vom 09.04.2013
Wer hat Angst vorm zweiten Mann?
Thoma, Lilian

Wer hat Angst vorm zweiten Mann?


gut

Die 36-jährige Architektin Phyllis, frisch getrennt von ihrem nur an seine eigene Karriere denkenden Mann Mark, zieht mit ihren drei kleinen Kindern und Hund Clooney von Berlin-Zehlendorf in den Prenzlauer Berg. Gedrängt von ihren Freundinnen macht Phyllis sich umgehend auf die Suche nach einem neuen Mann. Das Finden stellt sich jedoch schnell als schwierig heraus, denn die alleinerziehende Mutter hat für eine neue Liebe wenig Zeit…

Der Einstieg in das Buch hat mir recht gut gefallen, Lilian Thoma hat einen lockerleichten, flott zu lesenden Schreibstil. Lachen musste ich über die merkwürdigen Fragen und Antwortmöglichkeiten einer Online-Partnervermittlung.
Die dann folgende Handlung ist nicht „frech“ und „turbulent“, wie der Klappentext anpreist, sondern eher eine nette Geschichte, mit zahlreichen Klischees und oft sehr überspitzt dargestellten Ereignissen.
Häufig berichtet Phyllis von den Erfahrungen anderer oder sie erzählt Episoden aus ihrer Vergangenheit, mehrfach gibt es Aufzählungen (zum Beispiel einmal fast eine Seite mit Dingen, die für einen Skiurlaub eingepackt werden müssen).
Erwartet hatte ich eigentlich eine Geschichte über einen chaotischen Alltag, der mit reichlich lustigen Szenen gespickt ist - hier ist mir das Geschehen vielfach zu oberflächlich und zu schematisch abgelaufen. Das Originelle, das Besondere fehlt einfach.

Bewertung vom 08.04.2013
Blutroter Himmel
Klöppel, Renate

Blutroter Himmel


gut

Freiburg. Professor Alexander Kilian kommt von einem Kongress zurück und muss mit ansehen, wie sein Institut niederbrennt – Brandstiftung! Auf dem ausgebrannten Dachboden wird die Leiche eines Unbekannten gefunden. Wer war der Mann? Und wieso hatte er Zugang zu dem Gebäude? Eine tote weiße Ratte vor seiner Haustür und weitere kleine Anschläge lassen Professor Kilian als Täter militante Tierschützer vermuten. Dann verschwindet Kilians frisch verheiratete Sekretärin Beate Brändle – hat sie etwas mit den Vorkommnissen zu tun?

„Blutroter Himmel“ war für mich der erste Krimi mit dem Freiburger Professor Alexander Kilian als Hauptdarsteller. Renate Klöppel erzählt gekonnt von den Eigenarten des liebenswerten Professors und seinem ständigen Bemühen, Licht in das Dunkel um die auf ihn verübten Anschläge und das Verschwinden seiner Sekretärin zu bringen.
Alexander Kilian wird genauso beschrieben, wie ich mir einen zerstreuten Professor vorstelle – recht schusselig und ohne seine Sekretärin völlig aufgeschmissen. Ich musste immer wieder über ihn schmunzeln, manchmal auch den Kopf schütteln, wenn er nahezu planlos versucht, mit den alltäglichen Dingen des Lebens klarzukommen.
Sehr gut gefallen hat mir auch eine spannende und sehr detailreich beschriebene Verfolgungsjagd durch Straßburg.
Die Krimihandlung hat mich leider nicht überzeugt. Viel zu schnell war ersichtlich, in welche Richtung die Geschichte sich entwickeln würde. Außerdem hatte ich manchmal das Gefühl, als wenn krampfhaft versucht wurde, den Leser auf eine falsche Fährte zu locken. Außerdem wäre es schön gewesen, wenn am Ende einige Hintergründe etwas ausführlicher beleuchtet worden wären.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.