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Lisega

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Insgesamt 1386 Bewertungen
Bewertung vom 29.03.2012
Finnland, Bärenrunde
Hennemann, Michael

Finnland, Bärenrunde


ausgezeichnet

Für Trekking-Touren gibt es einfach keine besseren Reiseführer als die Conrad-Stein-Reihe "Der Weg ist das Ziel". Die praktischen gelben Büchlein kommen selbst im großen, randvollen Rucksack noch locker unter und sind (neben einer Karte) ein stets zuverlässiger Begleiter auf längeren Treks. Auch auf der Bärenrunde durch den finnischen Oulanka-Nationalpark war ich mit dem „Conrad Stein“ unterwegs. Der Routenverlauf und die Ausstattung der Hütten waren bestens recherchiert, auf Besonderheiten bzw. Abweichungen einzelner Etappen bei einer Winterbegehung wird ebenfalls eingegangen. Empfehlenswert!

Bewertung vom 22.03.2012
Friedrich-Ein Deutscher König

Friedrich-Ein Deutscher König


gut

Der alte Fritz, der siebenjährige Krieg, Kartoffeln, Sanssouci – das ist schon alles, was mir zu Friedrich dem Großen einfällt, weshalb ich dieses Doku-Drama, das anlässlich seines 300. Geburtstags produziert wurde, zur Erweiterung meiner Geschichtskenntnisse gerne angeschaut habe. Allerdings hat mich „Friedrich - Ein deutscher König“ nicht voll überzeugt. Die Mischung aus Spielszenen und erläuternden Interviews mit verschiedenen Historikern ist zwar grundsätzlich gelungen, und die bedeutenden Episoden in Friedrichs Leben und die vielen Facetten seiner Persönlichkeit werden gut ausgeleuchtet. Doch die Spielszenen erinnerten mich in der Machart doch sehr an billiges Schulfernsehen – karge Ausstattung und Kulissen, schlechter Schnitt – und sind zu theaterhaft geraten. Auch hatte ich Probleme damit, dass Friedrich von Frauen dargestellt wird. Anna und Katharina Thalbach sind zweifellos hervorragende Schauspielerinnen und geben auch hier ihr Bestes, aber die Frage bleibt: Warum diese Besetzung? Mich hat v.a. die Darstellung des alten Königs durch eine Frau eher befremdet, da geriet z.B. die Szene, in der er von hinten beim Pinkeln gezeigt wird, zur unfreiwilligen Comedy. Fazit: Ein Doku-Drama mit grundsätzlich gutem Informationsgehalt, aber etwas enttäuschend in der dramatischen Gestaltung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2012
Jugend ohne Gott
Horváth, Ödön von

Jugend ohne Gott


ausgezeichnet

„Auch die Neger sind doch Menschen“ – meint der Ich-Erzähler dieses Klassikers, ein junger Geographie-Lehrer, im Gegensatz zu manchem seiner Schüler beim Aufsatz-Thema „Warum müssen wir Kolonien haben?“. Im Jahr 1937 wird er für diese Aussage prompt von der Aufsichtsbehörde gerügt. Mit dieser Episode und vielen weiteren kleinen Erlebnissen des Lehrers mit seinen Schülern wird klar, welche Jugend da heranwächst: Eine harte und rohe Generation, die, wie der Direktor bemerkt, moralisch zum Krieg erzogen werden muss. Doch ein Verbrechen bei einem Klassenausflug führt zu einem Prozess, bei dem der Lehrer, eigentlich ein opportunistischer Mitläufer, seinen humanistischen Idealen treu bleibt und zur Aufklärung des Falls beiträgt. Und er entdeckt, dass er nicht alleine ist: Eine Gruppe seiner Schüler lässt sich das selbständige Denken nicht verbieten und hat einen Club „Für Wahrheit und Gerechtigkeit“ gegründet – ein Lichtblick.
Spannender Kriminalroman, Antikriegsroman, wichtiger Bestandteil des Kanons antifaschistischer Literatur – Ödön von Horvaths „Jugend ohne Gott“ ist vieles, aber vor allem mit seinem Plädoyer für Zivilcourage, Toleranz und geistige Unabhängigkeit immer noch aktuell und überaus lesenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2012
Kleine Vogelkunde Ostafrikas
Drayson, Nicholas

Kleine Vogelkunde Ostafrikas


sehr gut

Dieses Buch ist mit einem Wort – charmant. Natürlich ist die Geschichte eigentlich völlig belanglos und vielleicht sogar etwas altbacken, aber sie ist sehr humorvoll geschrieben und hinterlässt einfach ein gutes Gefühl. Alle Figuren sind sympathisch, selbst der aufgedrehte und selbstverliebte Harry Khan, der sich als Mr. Maliks Rivale um die Gunst der Vogelkundlerin Rose Mbikwa entpuppt. Und trotz des durchwegs amüsanten Tons gewährt Nicholas Draysons Roman durchaus auch Einblicke in den oft problematischen kenianischen Alltag: durch den anscheinend in der Kolonialzeit stehengebliebenen Club der indischen Gentlemen Nairobis, durch die Geschichten von Machtmissbrauch und Korruption, die der Chaffeur Thomas Nyambe im Auto aufschnappt, durch Mr. Maliks Abenteuer im Hinterland mit seinem Shambaboy Benjamin, durch Harry Khans Ausflüge in die Naturparks des Landes und viele weitere kleine Details am Rande. Und man erfährt auch tatsächlich etwas über die in Ostafrika heimischen Vögel – oder hätten Sie gewusst, dass man am Klärwerk von Nairobi mehr Vögel zu sehen bekommt als am Lake Naivasha? Ein liebenswertes Buch, stets amüsant, manchmal spannend, und immer unterhaltsam – was will man mehr.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2012
Oberwasser / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.4
Maurer, Jörg

Oberwasser / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.4


ausgezeichnet

In seinem vierten Alpenkrimi aus dem Werdenfelser Land punktet Jörg Maurer mit den von ihm gewohnten Qualitäten: "Oberwasser“ ist wieder eine gekonnt vertrackte, sehr amüsant geschriebene Geschichte voller witziger Dialoge, schwarzem Humor und gelungener Situationskomik, und v.a. mit wunderbar skurrilen Charakteren. Die Einheimischen des Bindestrich-Kurorts werden wieder klischeehaft überzeichnet, aber im Kern sehr treffend beschrieben. Und Jörg Maurer kann es sich bei seinem Schreibtalent leisten, aus Jennerweins Ermittlungen eigentlich eher eine Krimi-Komödie zu machen, die amüsanten Szenen gelingen ihm einfach zu gut. Auch wenn der Fall an sich – Jennerweins Team sucht heimlich nach zwei verschwundenen BKA-Ermittlern – nicht zum Lachen ist: Wie vor der Alpenkulisse das organisierte Verbrechen, abenteuerlustige Unternehmer, unbedarfte Einheimische und eine hanebüchene Wilderer-Geschichte aufeinandertreffen und die eindrucksvolle Höllentalklamm zum spektakulären Schauplatz eines großen Showdowns wird, ist einfach genial geschrieben und entlockt immer wieder Lacher und Schmunzler. Nur schade, dass eine meiner Lieblingsfiguren der Reihe, der österreichische "Problemlöser“ Karl Swoboda, diesmal keinen Auftritt hat. Aber ich hoffe auf Band 5 …

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2012
Downton Abbey - Season 1 (3 Discs)

Downton Abbey - Season 1 (3 Discs)


ausgezeichnet

In Großbritannien und den USA ist „Downton Abbey“ ein großer Publikumserfolg, der auch von Kritikern gelobt wird und Preise einheimst. Das hat meine Neugier auf diese ITV-Produktion geweckt, und nachdem ich nun die erste Staffel gesehen habe, verstehe ich den Hype um die Serie. Sie versetzt die Zuschauer auf einen herrschaftlichen Landsitz – eben Downton Abbey – anfangs des 20. Jahrhunderts, und hat alle Bewohner des Anwesens im Blick, sowohl die Adelsfamilie Lord Granthams als auch die Dienerschaft. Bedeutende historische Ereignisse wie der Untergang der Titanic im April 1912 und der Ausbruch des ersten Weltkriegs im Sommer 1914 bilden zwar den Rahmen für die sieben Folgen, die Handlung treiben aber v.a. die Frage nach der Erbfolge – Lord Grantham hat nur drei Töchter, der Titel geht an einen entfernten Cousin weiter – und Schicksalsschläge, Liebeswirren und Intrigen sowohl „upstairs“ als auch „downstairs“ voran. Dass daraus keine langweilige Seifenoper vor historischer Kulisse wurde, liegt am hervorragenden Drehbuch von Julian Fellowes, das mit pointierten Dialogen überzeugt, an der opulenten Ausstattung, an der gekonnten filmischen Umsetzung und natürlich an den ausgezeichneten Schauspielern (allen voran Maggie Smith, die als Dowager Countess die besten Bonmots hat und alle an die Wand spielt). Downton Abbey ist quasi als Mikrokosmos der englischen Gesellschaft der damaligen Zeit zu verstehen, und wie nebenbei werden gekonnt die Veränderungen, die im Alltagsleben und in der Gesellschaftsstruktur Einzug halten, gezeigt: Seien es die neue elektrische Beleuchtung und das Telefon im Haus, die Frauenrechtsbewegung oder der politische Aufstieg der Arbeiterschaft. Für mich ist das alles sehr gelungen, ein absolutes Highlight, das hoffentlich bald auch in Deutschland mit der Veröffentlichung der zweiten Staffel und des Christmas Specials fortgesetzt wird.

9 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2012
Memento

Memento


ausgezeichnet

Christopher Nolans Filmexperiment "Memento” ist jetzt zwar auch schon einige Jahre alt, zählt für mich aber immer noch zu den genialsten Thrillern aller Zeiten. Nicht nur das Thema – die Hauptfigur Leonard Shelby hat seit dem Mord an seiner Frau Probleme mit dem Gedächtnis, das Kurzzeitgedächtnis funktioniert nur noch für 15 Minuten – sondern auch die Umsetzung sind sehr originell. Nolan erzählt den Film sowohl rückwärts, als auch vorwärts aus der Perspektive Leonard Shelbys. So wird seine Suche nach dem Mörder seiner Frau zu einem spannenden Puzzle, das dem Zuschauer einerseits an dem Gefühl teilhaben lässt, sich nicht erinnern zu können, andererseits aber von ihm einiges an Aufmerksamkeit abverlangt, wenn man am Ende die beiden Erzählstränge verbinden muss. "Memento“ ist ein Film, den man durchaus öfters anschauen kann, denn immer wieder fallen einem andere Details auf, die zur Auflösung beitragen. Intelligente, spannende Unterhaltung!

Bewertung vom 22.02.2012
Kosmos 65907 - Limo-Uhr

Kosmos 65907 - Limo-Uhr


sehr gut

Die "Limo Uhr" ist für kleine Forscher ein schönes Mitbring-Experiment. Spielerisch wird erklärt, wie man mit Zitronensaft, Limo oder anderen sauren Flüssigkeiten eine Batterie bauen kann, die dann eine LCD-Uhr mit Strom versorgt. Im Grunde besteht der Experimentierkasten aus einem Zweikammern-Gefäß, in das zwei Plättchen aus Zink und Kupfer gesteckt werden, Zink oxidiert, Elektronen fließen und erzeugen Strom. Ganz einfach wird also die Strom erzeugende Wirkung von sauren Stoffen und Metallen verständlich gemacht und gezeigt, dass Strom nicht nur aus der Steckdose kommt. Natürlich ist das Zinkplättchen nach einiger Zeit völlig oxidiert, aber man kann es wieder abschleifen und die Batterie so noch einmal zum Laufen bringen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2012
Exit Ghost
Roth, Philip

Exit Ghost


ausgezeichnet

Inkontinenz, Impotenz, beginnende Demenz – Philip Roth lässt sein Alter ego Nathan Zuckerman in "Exit Ghost“ die Tücken des Alters mit voller Wucht spüren. Als Zuckerman zum ersten Mal seit Jahren wieder aus der Einsamkeit der Berkshires nach New York kommt, konfrontieren ihn neben seinen körperlichen Gebrechen auch die Begegnungen mit dem jungen Schriftstellerpaar Jamie und Billy und einer todkranken Bekannten aus früheren Tagen mit seiner allzu nahenden Vergänglichkeit. Außerdem nervt ihn Richard Kliman, der unbedingt eine Biografie über den von Zuckerman verehrten, aber vergessenen Autor E.I. Lonoff schreiben will. Die Zusammenstöße mit dem aufdringlichen Jungautor machen Zuckerman klar, wie wenig man das Bild, das die Nachwelt von einem serviert bekommt, selbst gestalten kann. "Exit Ghost“ ist aber nicht nur eine schonungslose Reflexion über das Alter und das Sterben, sondern gewährt in den fiktiven Gesprächen, die Zuckerman mit der schönen Jamie führt (in Wirklichkeit ist er weit davon entfernt, mit einer jungen Frau nochmals so vertraut zu werden), Einblicke in das intellektuelle Klima in New York nach den Anschlägen des 11. September und der Wiederwahl George W. Bushs. Ein starker letzter Auftritt für Nathan Zuckerman.