Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2029 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2021
Constance
Mcgrath, Patrick

Constance


gut

Der Roman Constance erzählt von einer schwierigen Beziehung.
Der Engländer Sidney ist geschieden und hat einen kleinen Sohn. In New Y0rk trifft er die junge Constance, die psychisch unstabil wirkt und offenbar einen Vaterkomplex hat.
Sie heiraten, aber es kommt immer wieder zu Konflikten.

Patrick McGrath schreibt in einem dichten Stil und arbeitet die psychologischen Momente heraus. Das ist sehr ordentlich gemacht.
Obwohl mich das Buch streckenweise auch nicht so ganz erreichte, kann man ein hohes Niveau attestieren.

Bewertung vom 13.10.2021
Schwarzes Herz
Kuhnke, Jasmina

Schwarzes Herz


gut

Rassistisch motivierte Gewalt überleben

Schwarzes Herz von Jasmina Kuhnke ist ein krasses Buch. Da nützt auch die Triggerwarnung nicht.

Die Protagonistin ist eine junge Frau, die schon seit der Kindheit in einer Spirale von Gewalt. Der Stiefvater misshandelt sie, auch später der Partner.
Sie ist von schwarzer Hautfarbe, daher kommt noch eine Portion Rassismus hinzu.
Als Leser kann man das kaum aushalten und deswegen findet man auch nicht leicht Zugang.

Leider wurde auch die Autorin oft angefeindet und sogar massiv bedroht. Viele Kommentare, die man im Netz zu ihr und ihren Roman liest, sind abartig hasserfüllt.

Daher kann es problematisch sein, den Roman für sich zu bewerten. Mich hat der Roman literarisch nicht vollständig überzeugt. Auch weil er sprachlich so betont rüde und gnadenlos gestaltet ist.
Lange Zeit gibt es wenig Hoffnung für die Protagonistin, bis endlich lernt, sich zu wehren.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.10.2021
Von Büchern und Inseln
Erdrich, Louise

Von Büchern und Inseln


sehr gut

In diesem Buch, das 2003 im Original unter dem Titel Books and Islands in Ojibwe Country erschienen ist, erzählt Pulitzerpreisträgerin Louise Erdrich von ihren Reisen gemeinsam mit ihrem kleinen Kind zu den nordamerikanischen Inseln, Sie schildert ihre Beobachtungen der Natur der Inseln, berücksichtigt auch die Geschichte bis ins 18.Jahrhundert und zeigt
Sprache und Kultur von den Ojibwe. Sehr interessant sind dabei z.B. die Abschnitte über die Felsenmalereien. Auch die Passagen über den Forscher und Naturschützer Ernest Carl Oberholtzer sind bemerkenswert.
Eine zentrale Rolle spielen natürlich auch die Bücher.

Bewertung vom 09.10.2021
Grace
Lynch, Paul

Grace


sehr gut

Intensive Sprache

Ein faszinierender, aber nahezu unerträglicher hoher Ton kennzeichnet und prägt den Roman Grace von Paul Lynch, der uns in das 19.Jahrhundert nach Irland führen. Es ist 1845, eine harte Zeit.
Die Hungersnot führt dazu, dass die junge Grace von ihrer Mutter als Junge gekleidet fortgetrieben wird. Es wird ein Überlebenskampf.
Begleitet wird die vierzehnjährige Grace von ihrem Bruder Colly. Oder ist er als Halluzination nur in ihren Gedanken dabei, was ich fast vermute. Andererseits bestimmt Colly durch seine zupackende, direkte und unbestechliche Art die Handlung mit. Seine Stimme führt sie auf ihren schweren Weg.
Der Roman ist kein typisch historischer Roman.
Paul Lynch bringt die Kraft seiner eigenwilligen, bildgewaltigen Sprache ganz und gar ein und erzeugt damit einen lyrischen Ton und eine tiefe Intensität.

Bewertung vom 08.10.2021
Hoffnung
Ismail, Nermin

Hoffnung


ausgezeichnet

Das Buch Hoffnung der Wiener Journalistin und Autorin Nermin Ismail erscheint als Teil der Reihe übermorgen-Essays das Verlags Kreymayr&Scheriau, die ich für einen guten Ansatz halte, niveauvolle Essays zu präsentieren.
Interessant ist der zielführende Einsatz von treffenden Zitaten.
Schon das Cover mit der Brücke überzeugt, da die Brücke die Hoffnung symbolisieren kann. Hoffnung als Begriff ist etwas abstraktes.
Die Autorin untersucht den Begriff Hoffnung daher mit verschiedenen Aspekten: Hoffnung als Privileg, Hoffnung als Chance …, aber auch enttäuschte Hoffnung.
Die Tatsache, dass Nermin Ismail das Thema ernsthaft, übergreifend und ohne Pathos angeht, macht den wohltuenden Unterschied zu den ganzen esoterisch angehauchten Autoren aus.

Bewertung vom 08.10.2021
Mitte / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.11
Kutscher, Volker

Mitte / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.11


weniger gut

Mitte von Volker Kutscher ist ein Anhängsel der berühmten Gereon Rath-Reihe. Es ist kein umfangreiches Buch, dafür reich illustriert.

Überraschenderweise ist es ein Briefroman. Das habe ich in der heutigen Literatur schon lange nicht mehr gelesen. Es ist ein angemessenes Mittel um die Zeit der dreißiger Jahre auch sprachlich zu vermitteln. Die Briefe sind ein wenig altmodisch, doch der jugendliche Übermut des Protagonisten lässt sie frisch wirken.

Der 16jährige Fritze Thormann ist ein Produkt seiner Zeit, hat aber auch viel Pech. Doch er lässt sich nicht entmutigen und hat mehr Freiheitsdrang als der Gesellschaft dieser schrecklichen Zeit passt. Ganz begeistert ist er von der Olympiade 1936.

Briefe schreibt er regelmäßig an seine jüdische Freundin Hannah, die sich verstecken muss und an Charly, die wir aus den Gereon-Rath-Büchern gut kennen.

Das Buch ist nicht schlecht, aber eigentlich nur eine Beigabe zu den großen Gereon-Romanen und daher vielleicht auch nicht besonders wichtig.

Die herausragende Bebilderung des Buches stammt von der Illustratorin Kat Menschik, die auch schon bei Kutschers Moabit dabei war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2021
Helene Hegemann über Patti Smith, Christoph Schlingensief, Anarchie und Tradition
Hegemann, Helene

Helene Hegemann über Patti Smith, Christoph Schlingensief, Anarchie und Tradition


ausgezeichnet

Die Bücher der KIWI-Musikbibliothek sind häufig ungewöhnlich und das trifft auch auf diesen Teil (Band 13) zu, indem Helene Hegemann nicht nur über Patti Smith schreibt sondern auch viel über sich selbst. Das kann manchmal bestürzend sein, wenn z.B. der frühe Tod der Mutter und Helenes Zustand in der Zeit danach beschrieben wird.

Auch über Christoph Schlingensief schreibt Hegemann einiges. Die Begegnung zwiscihen Schlingensief und Patti Smith lag nicht gerade auf der Hand.
Ganz am Ende schreibt Helene Hegemann dann auch über ihre eigene Begegnung mit Patti Smith.

Am Ende kann man bestätigen, dass Helene Hegemann mit ihren eigentümlichen Beschreibungen dem Phänomen Patti Smith Ausdruck geben kann.

Bewertung vom 07.10.2021
Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte
Hübner, Charly

Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte


ausgezeichnet

Keine Ahnung, auf was für einen Trip der Schauspieler Carly Hübner war, als er dieses Buch schrieb, aber es wirkt wie auf einen Drogenrausch, in dem man zwischen Motörhead-Klassikern und Schlagern hin und her schwankt. Dabei auch noch im steten Dialog mit dem Teufel!

Charly Hübner zeigt viele seiner Jugenderfahrung mit der Musik, die prägte:
AC/DC, Black Sabbath, Deep Purple. Das alles mündete in Motörhead.

Immer wieder werden Motörhead-Songzeilen geqoutet und ich staune, wie großartig, sogar poetisch sie sind. Sie zeigen das pure Leben. Das hat echte Größe!

Und es werden nicht unbedingt nur die bekanntesten Motorhead-Songs erwähnt sondern auch ein paar spezielle wie Emergency, Back at the Funny Farm, I Dont believe a word, Love me Forever, Till the end, Love me like a reptile usw.

Das Buch ist Fun pur und ein großer Spaß für Motörköpfe und Snaggletooth, aber es zeigt auch einen Freiheitsdrang einer ostdeutschen Jugend und das hat mich beeindruckt.

Bewertung vom 03.10.2021
Der Schattenkönig
Mengiste, Maaza

Der Schattenkönig


sehr gut

Maaza Mengiste beschreibt ein Thema, dass den meisten deutschen Lesern vermutlich weitgehend nicht mehr so bekannt ist. Die Rolle der Frauen im Abessinienkrieg 1935-1936 gegen die italienischen Soldaten.
Im Vordergrund stehen Frauen, die auch in die Kriegsgeschehen einwirkten.
Da ist Hirut, die als Dienstmädchen bei Kidane und dessen Frau Aster lebt.

Es ist ein anspruchsvolles Buch. Stilistisch ist der Roman ungewöhnlich, er hat einen an Klassikern orientierten hohen Erzählton und gelegentlich wird sogar ein Chor eingesetzt. Auch offenbar dokumentarisches Material findet seinen Weg in das Buch.
Es gelingt Maaza Mengiste mit ihren sprachlichen Mitteln eindrucksvolle Bilder der Geschehnisse zu vermitteln und die Leser in die Vergangenheit und die Schrecken des Krieges eintauchen zu lassen.

Bewertung vom 03.10.2021
Das Archiv der Gefühle (eBook, ePUB)
Stamm, Peter

Das Archiv der Gefühle (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die inneren Monologe

Ein neuer Roman des Schweizer Schriftsteller Peter Stamm weckte natürlich mein Interesse. Peter Stamms ruhiger Stil, sein lakonischer Tonfall und sein Erzählgeschick lassen Das Archiv der Liebe zu einem besonderen, wenn auch ungewöhnlichen Roman werden. Eigentlich ist es wie ein Ein-Mann-Stück.
Der Archivar ist halbfreiwillig ein Einsiedler, der sich in der Stille seines einsamen Hauses dem Sammeln und Ordnen widmet und sich seinen Erinnerungen hingibt. Dabei ist die melancholische Stimmung, die vom Protagonisten ausgeht, spürbar.
Diese Erinnerungen umfassen schließlich auch sein Kindheit und Jugend und vor allen seine Liebe zur Jugendfreundin Franziska.
Mit ihr, die ein bekannte Sängerin wurde, steht er fast durchgängig im inneren Monolog, obwohl sie sich seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gesehen haben.
Es gibt einige bemerkenswert ausformulierte Sätze im Roman, die Peter Stamm gut gestaltet hat. Es wird ein Roman, den man nicht so schnell vergessen wird. Vielleicht sein bestes Buch!