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Benutzername: 
KimVi
Wohnort: 
Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1570 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2020
Ein halbes Herz
Lundberg, Sofia

Ein halbes Herz


sehr gut

Die angesehene Starfotografin Elin lebt mit ihrem Mann Sam und der gemeinsamen Tochter Alice in New York. Die Arbeit hinter der Kamera bedeutet ihr alles. Darunter leidet ihr Privatleben immens. Doch Elin scheint das nicht einmal zu bemerken. Sie zieht sich mehr und mehr in sich zurück. Ein Brief aus ihrer alten Heimat Gotland wirft Elin völlig aus der Bahn. Denn plötzlich drängen alte Kindheitserinnerungen an die Oberfläche. Elin muss sich endlich mit dem alten Geheimnis auseinandersetzen, das damals dazu führte, dass sie Hals über Kopf ihre Heimat verließ, denn sonst wird sie nie wieder glücklich werden…

Die Handlung trägt sich auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen zu. In der Gegenwart beobachtet man die Starfotografin Elin, die offenbar nur für ihre Arbeit lebt und dabei alle und alles um sich herum, zurückstellt und vernachlässigt. Die Vergangenheit führt zurück in Elins Kindheit in Schweden. Hier lernt man eine ganz andere Elin kennen. Denn ihre Kindheit war alles andere als leicht.

Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos, denn Sofia Lundberg versteht es hervorragend, Protagonisten und Handlungsorte so zu beschreiben, dass man sie unmittelbar vor Augen hat. Dennoch fällt es am Anfang nicht ganz leicht, sich auf Elin einzulassen. Denn sie wirkt nicht gerade sympathisch und man hat das Gefühl, dass man, ebenso wie ihre Familie, auf Distanz gehalten wird. In dem Teil der Handlung, der Elins Vergangenheit zeigt, wirkt sie allerdings deutlich sympathischer. Man fühlt mit ihr und ihrer Familie mit. Dabei kann man sich ganz auf die Ereignisse einlassen, die eindringlich beschrieben werden. Es schwebt eine geradezu melancholische Atmosphäre zwischen den Zeilen, die dafür sorgt, dass die Emotionen hautnah vermittelt werden.

Der Handlungsstrang, der sich mit Elins Vergangenheit beschäftigt, wirkt emotionaler und mitreißender. Beim Wechsel in den aktuellen Zeitstrang hat man dann eher das Gefühl, eine recht farblose, egoistische Elin zu beobachten, die sich nur um sich selber dreht und nicht versteht, wie verletzend ihr Verhalten wirkt.

Auch wenn man den Ereignissen aus der Vergangenheit interessierter folgt und davon emotionaler angesprochen wird, bilden beide Stränge die Grundlage für einen lesenswerten, dramatischen Roman, an den man sich noch lange erinnern wird.

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.04.2020
Tiefe Narbe / Max Bischoff - Im Kopf des Mörders Bd.1
Strobel, Arno

Tiefe Narbe / Max Bischoff - Im Kopf des Mörders Bd.1


ausgezeichnet

Oberkommissar Max Bischoff ist neu bei der Mordkommission in Düsseldorf. Als der stadtbekannte Journalist Harry Passeck im Polizeipräsidium auftaucht, bekommt Max Bischoff, gemeinsam mit seinem Partner Horst Böhmer, den ersten Fall zugeteilt. Passeck hat keine Erinnerungen mehr an die vergangene Nacht, ist aber von oben bis unten mit Blut beschmiert. Er kann den beiden Ermittlern lediglich die Adresse der Wohnung nennen, zu der er ein Informant ihn bestellt hatte. In der Wohnung entdecken die Ermittler ein Schlafzimmer, in dem ebenfalls alles voller Blut ist. Von einer Leiche fehlt allerdings jede Spur. Schon bald stellt sich heraus, dass das Blut von einer Frau stammt, die bereits vor zwei Jahren spurlos verschwand. Hat Passeck die Frau umgebracht und ihre Leiche verschwinden lassen? Kurz darauf wird eine weitere Frauenleiche gefunden. Der Fall wird immer rätselhafter. Max Bischoff und Horst Böhmer scheinen auf der Stelle zu treten, denn nichts ist so, wie es auf Anhieb erscheint.......

"Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe" ist der erste Band einer Thriller-Trilogie um den Oberkommissar Max Bischoff. Auch dieser Strobel startet ohne langatmiges Vorgeplänkel, denn man befindet sich sofort mitten im spannenden Geschehen, da der Prolog einen Einblick in den Kopf Mörders gewährt. Dadurch wird das Interesse vom ersten Moment an geweckt, da man unbedingt erfahren möchte, wer der Mörder ist und was genau ihn antreibt.

Danach lernt man Max Bischoff näher kennen. Der Oberkommissar wirkt sehr sympathisch und auch sein Partner Horst Böhmer hinterlässt einen angenehmen Eindruck. Den beiden Ermittlern schaut man bei ihrer Arbeit gerne über die Schulter und auch die privaten Hintergründe, die man von beiden erfährt, fließen so interessant in die Handlung ein, dass sie nicht zu sehr vom Fall ablenken, sondern ein lebendiges Bild der beiden Protagonisten liefern. Die Ermittlungen selbst geben von Anfang an Rätsel auf, sodass man gemeinsam mit Max Bischoff und Horst Böhmer lange Zeit im Dunkeln tappt. Arno Strobel legt auch in diesem Thriller geschickt Spuren aus, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Allerdings ist in diesem Fall nichts so, wie es auf Anhieb scheint und deshalb muss man die eigenen Ermittlungen oft über den Haufen werfen und ganz neu ansetzen. Die aufgebaute Spannung wird dadurch durchgehend gehalten und kann sich zum Ende hin sogar noch steigern. Thrillerfans dürften hier voll auf ihre Kosten kommen. Allerdings darf man nicht zu zartbesaitet sein, denn der Mörder geht mit seinen Opfern nicht gerade zimperlich um.

Thriller sind ja meine absoluten Favoriten und die von Arno Strobel haben mich eigentlich noch nie enttäuscht. So war es auch bei diesem Fall, denn mein Interesse war von Anfang an da, die aufgebaute Spannung wurde durchgehend gehalten und die Charaktere wirkten auf mich so lebendig, dass ich mit ihnen mitfiebern konnte. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und ein klare Leseempfehlung.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2020
American War
El Akkad, Omar

American War


sehr gut

Sara T Chestnut, genannt Sarat, wächst während des zweiten amerikanischen Bürgerkriegs auf. Die Auswirkungen des Klimawandels sind deutlich spürbar und die Gefahr durch den Krieg ist allgegenwärtig. Dennoch führt Sarat gemeinsam mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Zwillingsschwester ein relativ glückliches Leben. Das ändert sich allerdings schlagartig, als ihr Vater Opfer eines Selbstmordanschlags wird und die Mutter mit ihnen die Heimat verlässt, um im Flüchtlingslager Camp Patience unterzukommen. Die riesige Zeltstadt vermittelt der Familie ein wenig Sicherheit, auch wenn das Leben dort eintönig ist. Sarats Familie verbringt einige Jahre in dem Camp, bevor sich die vermeintliche Sicherheit als trügerisch erweist...

"American War" ist ein dystopischer Roman über den nächsten amerikanischen Bürgerkrieg. Die Gegner bekämpfen sich mit allen Mitteln. Krieg, Terrorismus, Selbstmordattentate, Folter, Drohnenangriffe, Hass, Rache und die Auswirkungen des Klimawandels sind nur einige Beispiele für den Hintergrund dieser Geschichte. Im Mittelpunkt steht die Hauptprotagonistin Sarat. Man beobachtet, wie sie in dieser Welt lebt, mit welchen Schicksalsschlägen sie konfrontiert wird und welche Auswirkungen diese Erlebnisse auf ihr Leben und den Krieg haben. Sarat ist eine Protagonistin, die zunächst sehr kindlich und naiv scheint, doch im Lauf der Zeit macht sie eine glaubhafte Wandlung durch, der man gebannt folgt.

Dem Autor gelingt es hervorragend, das düstere Zukunftsbild zu beschreiben. Man kann sich das zerrüttete Amerika, die damit verbundene Gefahren und die Auswirkungen auf das Klima genau vorstellen und verfolgt deshalb fasziniert den Verlauf der Handlung. Das, was der Autor dort beschreibt, scheint gar nicht so abwegig zu sein und deshalb hat man beim Lesen das ungute Gefühl, dass es tatsächlich dazu kommen könnte. "American War" rüttelt auf und regt zum Nachdenken an.

Obwohl die Thematik dieses Buchs nicht unbedingt leicht zu lesen ist, konnte ich mich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kaum noch davon lösen. Ich habe fasziniert Sarats Geschichte verfolgt und mochte manchmal kaum glauben, was ich dort las. "American War" hat mich berührt um zum Nachdenken angeregt. Deshalb wird mir dieser Roman noch lange in Erinnerung bleiben.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2020
Ostseegruft / Pia Korittki Bd.15
Almstädt, Eva

Ostseegruft / Pia Korittki Bd.15


sehr gut

Kommissarin Pia Korittki hat ihre Freundin Kirsten zum letzten Mal auf deren Hochzeit gesehen. Nun muss sie sich auf Kirstens Trauerfeier von ihr verabschieden. Pia erfährt, dass Kirsten viel zu früh bei einem Unfall gestorben ist. Am Grab taucht allerdings ein Unbekannter auf, der behauptet, dass Kirstens Tod kein Unfall war. Dadurch wird Pias Misstrauen geweckt. Sie beginnt nachzuforschen und stößt dabei auf einige Ungereimtheiten....

"Ostseegruft" ist bereits der fünfzehnte Band der Reihe, in der Kommissarin Pia Korittki ermittelt. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Teil der Serie kennt. Um allerdings die beruflichen und privaten Nebenhandlungen und die Weiterentwicklung der Hauptcharaktere zu verfolgen, ist es empfehlenswert, die Reihenfolge einzuhalten.

Der Einstieg in den aktuellen Fall gelingt mühelos. Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass man ganz in die Ermittlungen eintauchen kann und dabei alles mühelos vor Augen hat. Auch in diesem Band erfährt man wieder einiges aus dem Privatleben der sympathischen Kommissarin. Diese Nebenhandlungen nehmen allerdings nicht zu viel Raum ein. Sie sind ausgewogen in den Krimi eingeflochten, sodass man sich als Fan der Reihe über das Wiedersehen mit alten Bekannten, aber auch über neue Entwicklungen, freuen darf.

Es ist von Anfang an klar, dass diese Ermittlungen einen besonderen Status bei Pia einnehmen, da ihre Freundin Kirsten das Opfer ist. Pias Nachforschungen sind von Anfang an interessant, denn man beginnt sofort mitzurätseln. Nach und nach lernt man Kirstens Umfeld kennen und schon bald stellt man eigene Vermutungen an. Doch hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Immer wenn man meint, dass man der Lösung einen Schritt näher gekommen ist, sorgen überraschende Wendungen dafür, dass man die eigenen Ermittlungen über den Haufen werfen und neu ansetzen muss. Dadurch tappt man nicht nur bis fast zum Schluss im Dunkeln, sondern ist überrascht, in welche Richtung sich dieser Fall entwickelt. Die Spannung ist durchgehend spürbar und steigert sich zum Ende hin noch enorm. Auch wenn der Täter und die Hintergründe abschließend feststehen, bleiben noch ein paar Fragen offen. Das ist aber der einzige Kritikpunkt bei diesem spannenden Ostsee-Krimi.


Ein durchgehend spannender Ostsee-Krimi, den man, einmal angefangen, kaum aus der Hand legen mag, da man immer wieder durch unverhoffte Wendungen überrascht wird.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2020
Holundermond (eBook, ePUB)
Wilke, Jutta

Holundermond (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Erzählung beginnt mit einem Prolog, der zurück in das Jahr 1783 führt. Man wirft einen Blick in die Vergangenheit des Klosters und erfährt so von den damaligen Zuständen. Durch Jutta Wilkes intensive Beschreibungen erwacht die Handlung zum Leben. Man kann die dort herrschende, düstere und zum Teil hoffnungslose Atmosphäre nachempfinden und ist von Anfang an mitten im Geschehen. Als ein geheimnisvoller Fremder auftaucht, steigt die Spannung sprunghaft an, sodass man unbedingt erfahren möchte, wie es weitergeht. Der Einstieg gelingt durch den spannenden Prolog mühelos und weckt das Interesse am weiteren Geschehen.

Es handelt sich bei "Holundermond" um ein Kinder- bzw. Jugendbuch, bei dem das empfohlene Lesealter ab etwa 10 Jahren liegt. Die eigentliche Handlung ist in 36 Kapitel unterteilt, die relativ kurz sind. Wobei man das Abenteuer der Kinder aus der Erzählperspektive betrachtet. Außerdem ist das Schriftbild etwas größer, als bei "normalen" Romanen. Der Mix aus Spannung, Abenteuer und Kinderkrimi, ist mit einer wohldosierten Prise Mystery abgestimmt und dürfte sowohl Mädchen als auch Jungen begeistern. Die beiden Hauptprotagonisten Nele und Flavio wirken sehr sympathisch und deshalb kann man sich gut in sie hineinversetzen. Die schulischen und familiären Probleme, mit denen sie sich neben dem eigentlichen Abenteuer auseinandersetzen müssen, lassen sie lebendig und natürlich erscheinen. Allerdings wirken ihre Handlungen manchmal sehr reif und in einigen Szenen schon fast erwachsen. Dennoch kann man sich gut mit ihnen identifizieren und sich damit auf das spannende Geschehen einlassen.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Es gelingt Jutta Wilke hervorragend, die jeweiligen Szenen zu beschreiben, sodass man sich Handlungsorte und Akteure gut vorstellen kann. Man entwickelt spontane Sympathien oder Abneigungen zu den jeweiligen Charakteren. Der Handlungsverlauf ist logisch und nachvollziehbar. Es kommt zu einigen Zeitsprüngen, die bei konzentriertem Lesen, ebenfalls verständlich sind.

Obwohl ich das empfohlene Lesealter dieses Buchs deutlich überschritten habe, konnte mich die Erzählung in ihren Bann ziehen und begeistern. Für die gelungene Buchaufmachung, die spannende Geschichte, die lebendigen Protagonisten und den interessanten Genre-Mix vergebe ich vier von fünf Bewertungssternen. Den einen ziehe ich ab, da die Zeitsprünge für die Zielgruppe manchmal etwas verwirrend sein könnten und weil die Kinder an einigen Stellen etwas zu erwachsen wirken.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2020
Feeling Close to You / Was auch immer geschieht Bd.2
Iosivoni, Bianca

Feeling Close to You / Was auch immer geschieht Bd.2


sehr gut

Teagan kann es kaum erwarten, endlich die verhasste Schule abzuschließen, ihre Heimatstadt zu verlassen und an einem College "Game Design" zu studieren. Ihr Vater hält von dieser Idee wenig. Deshalb arbeitet Teagan als Barista in einem Café und streamt nachts Videospiele, um das College selber zu finanzieren. Teagan ist eine leidenschaftliche Spielerin und eines nachts gelingt es ihr mühelos, den beliebten YouTube-Gamer Parker zu besiegen. Parkers Interesse an der unbekannten Spielerin ist geweckt. Schon bald tauschen sie sich in Chats aus. Tausende Kilometer liegen zwischen den beiden, doch die Nachrichten fliegen hin und her und obwohl sie sich noch nie offline gesehen haben, kommen sie sich dabei immer näher. Echte Gefühle wollen beide nicht an sich heranlassen, doch das Knistern zwischen ihnen wird immer stärker...

"Feeling Close to You" ist nach "Finding Back to Us" der zweite Band der "Was-auch-immer-geschieht-Reihe" von Bianca Iosivoni. Da die Geschichten in sich abgeschlossen sind, können die beiden Teile aber unabhängig voneinander gelesen werden. Die Handlung wird in der Ich-Perspektive, abwechselnd aus der Sicht von Teagan und Parker, geschildert. Zwischendurch lockern kurze Chats das Ganze auf.

Der Schreibstil ist locker, jugendlich und unheimlich flüssig zu lesen. Beide Charaktere wirken sympathisch. Sie haben Humor und können über- und miteinander lachen. Dennoch merkt man, dass die Hauptprotagonisten nichts auf die leichte Schulter nehmen, sondern durchaus ernsthaft reagieren können. Der spezielle Humor zwischen den beiden macht die Erzählung allerdings besonders lesenswert. Das Thema Gaming wird außerdem so interessant in die Handlung eingeflochten, dass man die Begeisterung von Teagan und Parker nachvollziehen kann. Das Knistern zwischen den beiden wird ebenfalls glaubhaft beschrieben. Dennoch hat man manchmal das Gefühl, dass man beim Lesen etwas auf Distanz gehalten wird. Da Plot, Hintergrundkulisse und Nebencharaktere aber überzeugen können, kann man gut darüber hinwegsehen und die Geschichte einfach genießen.

Bewertung vom 21.04.2020
American Dirt
Cummins, Jeanine

American Dirt


sehr gut

Der Geburtstag ihrer Nichte sollte für Lydias Familie ein fröhliches Fest werden. Doch dann stürmen bewaffnete Männer eines gefürchteten Kartells die Feier und töten die Familienmitglieder kaltblütig. Nur Lydia und ihr achtjähriger Sohn Luca überleben durch einen Zufall. Lydia weiß, dass der Chef des Kartells nicht eher ruhen wird, bis auch sie und ihr Sohn tot sind. Lydia muss unsichtbar bleiben und darf keine Spuren hinterlassen. Eine atemlose Flucht Richtung Norden beginnt. Der Güterzug „La Bestia“ scheint ihre einzige Chance zu sein, dem Kartell zu entkommen. Doch diese Art zu reisen ist äußerst gefährlich, mit einem achtjährigen Kind sogar beinahe unmöglich. Um zu überleben, müssen Lydia und Luca das Risiko eingehen und dabei überaus achtsam sein, denn das Kartell hat seine Augen überall...

Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos, denn die Autorin versteht es hervorragend, das entsetzliche Geschehen, das sich auf der Familienfeier zuträgt, so intensiv und spannungsgeladen zu beschreiben, dass man das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein. Man hält beim Lesen dieser Szenen gespannt den Atem an, um nur ja kein Geräusch zu verursachen, was Luca und Lydia verraten könnte. Dadurch ist man sofort mitten im Geschehen. Man kann die Panik und das unglaubliche Entsetzen glaubhaft nachvollziehen. Diese Gefühle sind so präsent, dass man sie mit auf die unglaublich gefährliche Flucht nimmt.

Auch hier fiebert man mit den beiden mit und hofft, dass sie entkommen können. Doch das Kartell sucht nach ihnen und scheint seine Verbindungen überall zu haben. Die Anspannung ist groß. Denn wem kann Lydia vertrauen? Und ist es überhaupt klug, sich während ihrer Flucht auf neue, unbekannte Menschen einzulassen, auch wenn sie scheinbar ein ähnliches Schicksal teilen? Kilometer um Kilometer legen Mutter und Sohn zurück. Dabei erlebt man die Flucht und das Elend hautnah mit. Gewalt, Brutalität und Korruption scheinen normal zu sein. Deshalb beobachtet man alle, die den beiden Gutes wollen, misstrauisch und angespannt.

Auch wenn es sich hier um eine fiktive Erzählung handelt, sind die Hintergründe real. Diese Tatsache behält man beim Lesen stets im Hinterkopf. Dadurch gerät man früh in den Sog der Ereignisse und wir einige Male zum Nachdenken angeregt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2020
Tage der Hoffnung / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.3
Riebe, Brigitte

Tage der Hoffnung / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.3


ausgezeichnet

1958 kehrt Florentine, die jüngste Tochter der Thalheims, von ihrem Aufenthalt in Paris, zurück ins heimatliche Berlin. Sie muss sich entscheiden, wohin ihr Lebensweg sie führen soll. Nach einer Anstellung im Kaufhaus der Familie steht ihr nicht der Sinn. Denn von Kindesbeinen an, steht für Flori fest, dass sie ihre besondere Gabe, das Malen und Zeichnen, vertiefen und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten möchte. Die Erfahrungen und Eindrücke, die Flori in Paris sammeln konnte, haben diesen Wunsch untermauert. Deshalb ist es ihr großer Traum, an der Berliner Kunstakademie angenommen zu werden und damit allen zu beweisen, was wirklich in ihr steckt. Das fehlende Abitur ist nur die erste, scheinbar unüberwindbare Hürde, die sie auf diesem Weg nehmen muss. Doch manchmal muss man kämpfen, damit Träume Wirklichkeit werden können....

Nach "Die Schwestern vom Ku'damm - Jahre des Aufbaus" und "Wunderbare Zeiten", ist "Tage der Hoffnung" der finale Band der 50er-Jahre-Trilogie von Brigitte Riebe. Im Zentrum der Reihe stehen die drei Thalheim-Schwestern. Im ersten Band lag der Fokus auf der ältesten Tochter Rike, im zweiten stand die mittlere Tochter Silvie im Mittelpunkt und in diesem Finalband dreht sich alles um Flori, die Nachzüglerin. Da die Autorin wichtige Hintergrundinformationen aus den vorherigen Teilen einfließen lässt, kann man der Handlung des Finalbands sicher auch dann folgen, wenn man noch kein Buch der Serie gelesen hat. Dennoch ist es nicht empfehlenswert, da Brigitte Riebe wunderbar lebendige Charaktere erschaffen hat, deren Weiterentwicklung es, auch innerhalb der Familie, zu beobachten gilt. Es lohnt sich wirklich die Reihenfolge einzuhalten.

Dieses Mal steht Flori, die man in den vorherigen Teilen eher rebellisch, verwöhnt und egoistisch eingeschätzt hat, im Mittelpunkt. Der erneute Einstieg in die Handlung gelingt mühelos, denn durch kurze Rückblicke, die harmonisch eingebettet sind, ist man gleich wieder mitten im Geschehen und freut sich über das Wiedersehen der liebgewonnenen Charaktere. Es ist beinahe so, als ob man selbst Teil der Familie wäre, da man sich sofort wieder heimisch fühlt. Nun hat man die Chance, Flori besser kennenzulernen und mehr darüber zu erfahren, was die junge Nachzüglerin bewegt, wie sie ihre Stellung in der Familie sieht und was wirklich in ihr steckt. Und die Person, die man dabei entdeckt, scheint ein völlig anderer Mensch zu sein, als die Flori, die man in den vorherigen Bänden beobachtet hat. Denn Flori ist eine sehr empathische junge Frau, mit der man sich identifizieren kann, sobald man hinter ihre Fassade schaut. Deshalb kann man sich ganz auf sie einlassen und beobachten, wie sie die Verwirklichung ihrer Träume in Angriff nimmt. Da das natürlich nicht leicht ist, hofft und bangt man mit ihr. Brigitte Riebe gelingt es wieder mühelos, sowohl Floris Schicksal, als auch die Ereignisse innerhalb der Familie, so glaubhaft und lebendig zu schildern, dass man alles um sich herum vergisst. Der damalige Zeitgeist schwebt dabei zwischen den Zeilen und historische Begebenheiten verknüpfen sich schlüssig mit dem Leben der Thalheims und nehmen darauf Einfluss.

Aus den vorherigen Teilen ist ja bereits bekannt, dass es bei den Thalheims nie langweilig wird. Auch im Finalband hat das Schicksal für die Familie einiges vorgesehen. Dadurch kommt es zu einigen Wendungen und Überraschungen. Dabei gelingt der Autorin der Spagat, die Erfolge und Rückschläge intensiv zu vermitteln, ohne dabei ins Kitschige oder Unglaubwürdige abzudriften, ganz hervorragend.

Ein grandioser Abschluss der faszinierenden Familien-Saga, der nur dadurch etwas getrübt wird, dass man nun von den liebgewonnenen Charakteren Abschied nehmen muss.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2020
Ada, das Mädchen aus Berlin
Balson, Ronald H.

Ada, das Mädchen aus Berlin


ausgezeichnet

Tony Vincenzo, ein Freund von Anwältin Catherine Lockhart und ihrem Ehemann Liam Taggart, lädt die beiden in sein Restaurant ein, um sie um Hilfe für seine, in der Toskana lebendende, betagte Tante Gabriella zu bitten. Sie ist in einen Rechtsstreit verwickelt, bei dem ein großes Unternehmen behauptet, Eigentümer von Gabriellas Anwesen zu sein. Nun soll die alte Dame per Gerichtsbeschluss von ihrem kleinen Weingut vertrieben werden. Als Catherine und Liam zusagen, in die Toskana zu fliegen, schickt Tonys Tante ihnen ein Manuskript per Kurier aus den dreißiger Jahren zu. Dieses sollen sie aufmerksam lesen, um mehr über das Gut und seine Geschichte zu erfahren. Doch kann die Geschichte, um die begnadete jüdische Geigerin Ada, die in Kriegszeiten von Berlin nach Italien flüchtete, wirklich dabei helfen, Gabriellas Weingut zu retten?

Nach "Karolinas Töchter" und "Hannah und ihre Brüder", ist "Ada, das Mädchen aus Berlin" bereits der dritte Band der Reihe, um die Anwältin Catherine Lockhart und ihren Ehemann Liam Taggart. Da jeder Roman dieser Serie eine eigenständige Geschichte beinhaltet, muss man weder die Vorgänger kennen, noch die Reihenfolge einhalten. Man kann jedes Buch unabhängig von den anderen lesen.

Der Autor Ronald H. Balson versteht es vom ersten Moment an, das Interesse an der Geschichte zu wecken. Deshalb gelingt der Einstieg in die Handlung mühelos. Diese ist in zwei Stränge unterteilt. In der Gegenwart beobachtet man Catherine und ihren Mann dabei, wie sie sich darum bemühen, gegen den Gerichtsbeschluss, der bedeuten würde, dass Gabriella ihr Heim verliert, vorgehen und sich auf die Suche nach Ansätzen, die dies verhindern können, machen. Parallel dazu liest man das Manuskript und erfährt nach und nach die Geschichte der Geigerin Ada. Beide Handlungsstränge sind eindringlich und äußerst lebendig geschildert. Deshalb kann man schon früh ins Geschehen eintauchen und hat dabei alles vor Augen.

Die Nachforschungen in der Toskana sind äußerst spannend, auch wenn Liam Taggart dabei manchmal etwas über das Ziel hinausschießt und sich von seinen angestauten Gefühlen leiten lässt. Die Geschichte der begnadeten, jüdischen Geigerin Ada bewegt und regt um Nachdenken an. Und da sich diese Stränge so gekonnt verknüpfen, gerät man in den Sog der Ereignisse und mag das Buch kaum aus der Hand legen.

Eine packend und äußerst mitreißend erzählte Geschichte, die tief berührt und zum Nachdenken anregt!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.