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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2017
Das bisschen Mord / Belfrey Bd.2
Kelly, Michelle

Das bisschen Mord / Belfrey Bd.2


sehr gut

Nach den Aufregungen im beschaulichen Belfrey, die Michelle Kelly in ihrem ersten Krimi erzählt hat, ist etwas Ruhe im Ort eingekehrt. Keeley hat ihr Yoga-Café eröffnet, es wird von den Bewohnern des Ortes gut angenommen, ebenso wie ihre Kurse, die sie als ausgebildete Yoga-Lehrerin gibt. Die Beziehung mit DC Ben Taylor ist harmonisch, lediglich dass sich Keeleys überkritische und schwierige Mutter zu einem Besuch angemeldet hat, wirft einen Schatten auf ihre Stimmung.
Da wird der Bürgermeister von Belfrey ermordet, dringend tatverdächtig ist Raquel, nicht nur die letzte Flamme des Bürgermeisters, sondern auch Keeley alte Schulkameradin und Konkurrentin. Trotzdem bittet Raquel sie, ihr zu helfen ihre Unschuld zu beweisen. Keine ganz einfache Situation, denn Ben schätzt die Einmischung in seinen Beruf ganz und gar nicht.
Die Krimis aus Belfrey sind ganz typische „ Wohlfühl-Krimis“. Sie verbreiten eine angenehme Stimmung, man lässt sich zum Miträtseln anregen und geht – wie auch Keeley – jeder Spur nach. Wie in Cosy-Crimes üblich, kommt die Spannung mehr aus der Konstellation der Figuren und nicht so sehr aus aktionsgeladenen Szenen, obwohl es die auch gibt, wenn sich Keeley immer wieder bei ihrer Recherchen in Gefahr begibt.
Ich mag den Figurenkosmos in Belfrey und das Örtchen selbst ist mir nach den Beschreibungen schon fast richtig vertraut geworden. Es gibt immer etwas zum Schmunzeln, wenn zum Beispiel Keeleys Mutter eine ihrer Sottisen anbringt. „Liebes, ist das etwa Orangenhaut auf deinen Oberschenkeln?“ Dann nimmt Keeley ihre Matte um sich mit einigen Yoga-Übungen zu beruhigen.
Das ist übrigens ein echter Zusatznutzen für ihre Leser, denn die Übungen werden immer am Ende des Kapitels genau beschrieben und zur Nachahmung empfohlen, ganz exakt mit Nutzen und Kontraindikationen. Ebenso machen die vegetarischen Rezepte aus ihrem Café Appetit und Lust sie auszuprobieren.
Ein unterhaltsamer Krimi, genau richtig für trübe Tage.

#DasBisschenMord #NetGalleyDE. Vielen Dank an Netgalley für dieses Leseexemplar.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2017
Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9
le Carré, John

Das Vermächtnis der Spione / George Smiley Bd.9


ausgezeichnet

Vor mehr als 50 Jahren, auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs, kamen an der Sektorengrenze in Berlin zwei Menschen ums Leben, als ein englischer Spion seiner Geliebten über die Mauer half. George Smiley, der nachdenkliche britische Geheimdienstmann und sein Assistent Peter Guillam waren damals aktiv. Nun steht eine zivilrechtliche Klage der Nachkommen um die damaligen Todesfälle an und Guillam muss noch einmal in die schmutzige Vergangenheit der Spionage abtauchen.
John Le Carré ist d e r Altmeister des Genres, mit seinen Romanen um George Smiley hat er dieses Thema geprägt. Das gelingt ihm nicht zuletzt, da er selbst am Rande im Britischen Geheimdienst tätig war und seinen Büchern dadurch eine besondere Authentizität verleihen kann.
Es war das Buch „Der Spion, der aus der Kälte kam“, der erste Smiley Roman, der dieses Ereignis an der Berliner Mauer beschrieb, das er nun noch einmal aufgreift.
„Das Vermächtnis der Spione“ ist ein Abgesang auf die Welt der Geheimdienste. Melancholisch und desillusioniert ist das Wiedersehen mit seinen alten Helden. Immer müssen sich Smiley und Guillam die Frage stellen: wie weit darf man gehen, um seine Werte zu verteidigen. Was ist mit persönlicher Schuld, wenn sich die politischen Werte ändern? Dass Spionage ein schmutziges Geschäft ist, die Grenze zwischen persönlichen Intrigen und politischen Notwendigkeiten fließend ist, war immer schon der Grundton in Le Carrés Romanen, hier wird es noch einmal deutlich.
Faszinierend wie spannend sich der Roman präsentiert, obwohl Le Carrés Erzählstil unaufgeregt und konventionell, fast kühl beobachtend ist. Es ist ein wissender und durchdringender Blick von außen. Der Autor kommt ohne die Mätzchen aus, die mancher Berufskollege braucht um Tempo und Spannung zu erzeugen. Es ist vielleicht der letzte Spionageroman, vom dem man das sagen kann.

Bewertung vom 10.11.2017
Vier Morde und ein Weihnachtsbraten
Godau, Angelika

Vier Morde und ein Weihnachtsbraten


sehr gut

Sabrina, doppelt belastet mit Beruf und Familie, lebt ganz im Heute. Allerdings mit einer kleinen Besonderheit: seit einiger Zeit bekommt sie Besuch einer Vorfahrin, ihrer Ururgroßmutter Luise, die immer dann den Zeitsprung wagt, wenn sie Hilfe aus der Zukunft braucht. Inzwischen hat sich Sabrina schon ganz an diese besondere Verwandte gewöhnt, auch wenn ihr Lebensgefährte Karsten als durch und durch rationaler Mensch, das mit Skepsis betrachtet.
Granny, so nennt Sabrina ihre Vorfahrin, ist in Nöten, nicht nur dass ihr kleiner Sohn an Diphterie erkrankt ist, auch ihr Verlobter hat Schwierigkeiten. Als geheimer Ermittler des Kaisers soll er einen Mordanschlag klären und kommt durch allerlei Intrigen selbst in Verdacht. Dem kleinen Jungen kann mit einer Packung Antibiotika geholfen werden, lassen wir den Arzt eben an ein Wunder glauben, das zweite Problem wird von Sabrina und Granny mit Mut und Eigensinn angegangen. Selbst als ein weiterer Mord geschieht und Granny in Lebensgefahr gerät, lassen sie sich nicht aufhalten.
Den Krimi von Angelika Godau muss man mit einem Augenzwinkern lesen. Aber die Sprünge ins Kaiserreich und die damaligen Lebensumstände in Verbindung mit Heute zu bringen, macht der Autorin und auch mir als Leserin Spaß. Manches ist natürlich überspitzt, da ist zum einem Granny mit ihren Vorstellungen von Moral und Sitte, die sie aber nicht hindern, bei ihrer Ururenkelin verschämt um eine Packung Kondome zu bitten, schließlich schätzt sie die heimlichen, innigen Stunden mit ihrem Verlobten. Manchmal scheint nicht jede Reaktion ganz logisch, aber bei diesem Plot steht eine straffe Krimihandlung auch nicht im Vordergrund. Locker geschrieben und amüsant zu lesen, bietet der Krimi gute Unterhaltung gleich auf zwei Zeitebenen.
Lediglich auf den angekündigten Weihnachtsbraten müssen alle verzichten, die Vierbeiner der Familie waren schneller.

Bewertung vom 06.11.2017
Amore mortale / Florentinische Morde Bd.2 (eBook, ePUB)
Boeker, Beate

Amore mortale / Florentinische Morde Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Carlina besitzt ein wunderschönes Dessousgeschäft in Florenz. Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit kommt auch Trevor Accanto, ein immens reicher Amerikaner mit italienischen Wurzeln. Trevor verbringt seinen jährlichen Weihnachtsurlaub, den er immer mit einer exquisiten Schönheit verbringt, die dann mit großzügigen Geschenken überhäuft, natürlich auch reizvollen Dessous, um anschließend elegant abzuservieren. Auch wenn Carlina das überhaupt nicht billigt, ist sie doch durchaus für seinen Charme empfänglich. Das ändert sich schlagartig, als sie erfährt, dass die neueste Auserwählte ihre Cousine Annalisa ist.
Allerdings bringt sie die familiäre Verwicklung ganz schön in Schwierigkeiten, als Trevor mit einer Strumpfhose aus ihrem Geschäft ermordet wurde und sowohl sie, wie auch Annalisa in Verdacht kommen. Ausgerechnet Stefano Garini leitet die Ermittlungen, der Stefano, bei dem Carlina immer ganz weiche Knie und glänzende Augen bekommt……
Der Krimi ist unterhaltend und witzig. Eine wichtige Rolle spielt die temperamentvolle Familie, der Mantovi-Clan, dem man einfach nicht entrinnen kam, Mutter, Onkel, Schwester, Cousine – alle leben in verschiedenen Wohnungen unter einem Dach. Eine schwere Prüfung für Sterano, der nie ein unbeobachtetes Wort mit Carlina wechseln kann, denn von ihrer Unschuld ist er völlig überzeugt, schließlich bekommt auch er immer weiche Knie und glänzende Augen. Turbulent gestalten sich auch die Ermittlungen, denn einige der abservierten Weihnachtsengel von Trevor sind ideale Verdächtige.
Ein Cosy Krimi, dieses Mal aus Florenz, der flott und wirklich amüsant geschrieben ist. Die Spannung steht nicht unbedingt im Vordergrund, verhältnismäßig früh hatte ich einen Verdacht, der sich dann auch bestätigte. Aber das empfand ich nicht als Manko. Die Familienkonstellation und die witzige Charakterisierung einiger Nebenfiguren sind die Garanten für lockere Unterhaltung.

Bewertung vom 05.11.2017
Die Jahre der Schwalben / Ostpreußensaga Bd.2
Renk, Ulrike

Die Jahre der Schwalben / Ostpreußensaga Bd.2


ausgezeichnet

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Erst kurz nach der Hochzeit erfährt Frederike, dass ihr Ehemann schwer erkrankt ist. Ihre Mutter, die sie sehr zu dieser vorteilhaften Ehe mit Ax, dem sehr vermögenden und älteren Gutsbesitzer gedrängt hat, wusste offenbar davon. Die junge Frau ist fassungslos, nachdem sie ihren Mann nach Davos zur Kur brachte, lastet nun die ganze Verantwortung über das riesige Gut Sobotka auf ihren Schultern. Einsame Jahre werden nun folgen, denn ihr Mann wird keine Heilung finden.

Als junger Witwe bleiben ihr nur Gut, Pferdezucht und harte Arbeit bis sie Gebhard zu Mansfeld kennenlernt. Ihre Zukunft scheint in einem schöneren Licht, aber dann beginnt auch schon die Machtergreifung Hitlers seine Schatten zu werfen.

Die Romane um das Leben von Frederike basieren auf echten Begebenheiten, vielleicht geht mir das Schicksal der jungen Frau deshalb so nah. Romanhandlung und wahre Ereignisse werden geschickt miteinander verwoben, dadurch entsteht eine ganz dichte Geschichte, die mich tief berührte und in die Vergangenheit mitgenommen hat. Es ist eine verschwundene Welt, die hier beschrieben wird. Die großen Güter sind Vergangenheit, die Herrenhäuser meist in Hotels umgewandelt. Aber hier wird diese Zeit noch einmal lebendig, das Leben im Wechsel der Jahreszeiten, die harte Arbeit der Gutsbewirtschaftung, aber auch die unglaubliche Weite der Natur.

Es ist eine Zeit des Umbruchs, als junge Frau erlebt Frederike das Aufkommen der Nazis, sieht das Unrecht und die Gefahr, die auch sie und ihre Familie bedrohen. Diese Zeitschilderung machte für mich einen ganz besonderen Reiz aus. Das ist Geschichtsschreibung aus ganz persönlicher Sicht, aber es steht trotzdem für das Geschehen einer ganzen Epoche. Menschlichkeit und Unmenschlichkeit finden sich selbst in kleinsten Dörfern eng nebeneinander. Der Figurenkosmos in diesen Büchern wird nicht nur lebendig, sie wurden mir fast zu echten Menschen. So vielschichtig und echt sind sie geschildert. Die Autorin hat es wieder geschafft, mich völlig in Bann zu ziehen. Ich hätte einfach immer nur weiterlesen können, habe jede Seite aufgesogen und mit Frederike gelebt und gelitten und bin ganz tief in den Roman eingetaucht.
Ich fiebere dem letzten Teil der Geschichte entgegen und möchte unbedingt mehr aus dem Leben Frederikes und ihrer Familie erfahren.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2017
Preiselbeertage
Lund, Stina

Preiselbeertage


ausgezeichnet

Das Verhältnis von Ariane zu ihrer Mutter Ina war immer schwierig und unterkühlt. Deshalb verlässt sie gleich nach dem Schulabschluss Schweden, wo die aus Leipzig stammenden Eltern seit vielen Jahren leben, um in Deutschland zu studieren und zu arbeiten. Sie hängt sehr an ihren Großeltern und sucht auch die räumliche Nähe zu ihnen. Erst der Tod des Vaters Jörg, bringt Ariane zurück nach Schweden. Bei der Testamentseröffnung erfährt sie, dass er ein Manuskript an sie und ihre Schwester vererbt hat. Doch Ina will davon nichts wissen, es bleibt unauffindbar. Berufliche und private Unzufriedenheit bestärken Ariane einige Zeit in Schweden zu bleiben und ihr Leben neu zu organisieren.
Im Wechsel mit Ereignissen in Schweden führt ein zweiter Handlungsstrang zurück in die DDR der Vorwendezeit. Wir lernen eine junge Musikstudentin und ihre Hoffnungen auf die Zukunft kennen, ihre Vorfreude auf einen Choraustausch ins Ausland und ihre familiäre Situation.
Gegenwart und Vergangenheit sind untrennbar miteinander verbunden und bevor Ariane diese Ereignisse nicht entschlüsseln wird, kann sie auch nicht mit Schwester und Mutter eine Bindung aufbauen.
Das Buch von Stina Lund hat mich von der ersten Seite an in Bann geschlagen, ganz besonders die Vergangenheit und die Alltagsbegebenheiten in Leipzig von den 80iger Jahren an, hat mich fasziniert.
Ein egoistischer Augenblick, eine Fehlentscheidung verändert das Leben über drei Generationen, das wird sehr einfühlsam geschildert, die Handlungen der handelnden Personen sind menschlich nachvollziehbar und lebensecht. Überhaupt spürt man die große Empathie der Autorin für ihre Charaktere, ihre Fehler und Lebenswege.
Mir hat auch die Sprache der Autorin gefallen und der Wechsel der Perspektiven und Zeiten, das erschloss mir die Dramatik und auch die geschichtliche Dimension des Romans. Ob es das Alltagsleben in der DDR vor der Wende ist, familiäre Bindungen und Verletzungen – das alles ist mir sehr nahe gegangen.
Auch wenn es ein versöhnliches Ende gibt, sogar ein Happy End, die Geschichte wirkt nach und bietet viel Nachdenkenswertes.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ich wünsche ihm sehr viele Leser.

Bewertung vom 01.11.2017
Fildermädchen
Scheurer, Thilo

Fildermädchen


ausgezeichnet

Die Soko ToM ist ein bunter Haufen, die Leiterin Marga Kronthaler hoffnungslos nikotinsüchtig, Sebastian Franck – auf das c besteht er – ein sehr eigenwilliger und überaus korrekter Typ, Cem findet seine Erfüllung als Elvis-Double und Franziska, die Auszubildende bringt frischen Wind in das Team. Man sollte es nicht glauben, aber diese Mischung funktioniert prächtig.
Die Soko ist auf die Klärung von Altfällen spezialisiert, hier bearbeiten sie einen ungelösten Mordfall ohne Leiche. Jasmin, eine Gymnasiastin ist verschwunden, lediglich zerfetzte, blutgetränkte Kleidung konnte gefunden werden. Jasmin war sehr in ihren Lehrer verliebt, der sich auch in viele Widersprüche verstrickte. Nun hat die damalige Alibizeugin den Hauptverdächtigen geehelicht, was einen neuen Ermittlungsansatz bedeuten könnte.
Das bedeutet einen Undercover-Einsatz für Franck am Gymnasium, an dem der Verdächtige immer noch unterrichtet. Höchststrafe könnte man meinen, aber Franck stellt sich auch dieser Herausforderung. Seine korrekte und pedantische Art scheint wie geschaffen, um als Lehrer zu überzeugen.
Der Krimi punktet mit Spannung, die auch nicht nachlässt, als sich mir schon bald ein vager Verdacht auftat. Besonders gefallen hat mir der intelligente Humor und Sprachwitz. Die Situationskomik ergibt sich aus der Zusammensetzung der Gruppe. Dazu ergeben die Reibungspunkte - besonders bei den zwei Hauptprotagonisten Franck und Kronthaler - interessente, vielschichtige Charaktere. Der Plot ist gut ausgedacht und bietet interessante und spannende Wendungen.
Ich habe den Autor erst mit diesem Buch kennengelernt und bin immer wieder überrascht, welche Entdeckungen ich im Programm des Emons Verlags machen kann.
Ein empfehlenswerter Krimi und ein Autor von dem ich sicher noch mehr lesen werde.

Bewertung vom 31.10.2017
Mopssturm / Holmes und Waterson Bd.5 (eBook, ePUB)
Richter, Martina

Mopssturm / Holmes und Waterson Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wie schon Loriot einmal sinngemäß bemerkte, ist ein Leben ohne Mops sinnlos. Das gilt erst recht, wenn es sich um Holmes handelt, den Mops, der seinem Namen alle Ehre macht. Schon einige Male ließ ihn seine Autorin Martina Richter detektivisches Gespür beweisen. Inzwischen ist auch sein menschlicher Kollege Johannes Waterson völlig von seinen Fähigkeiten überzeugt. Nur manchmal muss Waterson auf seiner Polizeidienststelle noch Überzeugungsarbeit leisten.
Obwohl Holmes nun eine reizende Mopsdame zur Gefährtin hat, ist das noch lange keine Grund in Häuslichkeit zu versinken. Ganz besonders, wenn seiner Menschenfamilie Ungemach droht. Dann hält ihn keine Gefahr auf und er setzt Leib und Leben aufs Spiel.
Wenn ein Buch so ganz außerhalb meiner üblichen Lesegewohnheiten liegt und ich mich trotzdem auf jeden neuen Band freue, muss es schon einen Grund haben. Sicher liegt es an Holmes, der als Erzähler einen unglaublichen Charme entwickelt und den Menschen ihre Schwächen so tolerant nachsieht. Es kann ja nicht jeder so eine unglaublich feine Nase haben.
Es ist einfach eine liebenswerte und unterhaltsame Lektüre, nicht mehr und nicht weniger. Wenn ich mich mit einem Mopsdetektiv vergnüge, brauche ich keine realistische Ermittlungsarbeit, dann dürfen Bösewichte auch richtig böse sein und die Netten machen alles richtig.
Einige Stunden pures Lesevergnügen und nach jedem Band die Überlegung, ob ein Mops nicht doch ein passendes Haustier wäre, das ist doch schon was.

Bewertung vom 31.10.2017
Umkehrschuss / Kriminalistin Katja Klein Bd.8
Kempff, Martina

Umkehrschuss / Kriminalistin Katja Klein Bd.8


gut

Kehr in der Südeifel ist ein besonderer Ort. Ein Grenzort – zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz und die belgische Grenze verläuft direkt durch das Dorf mit seinen 3-4 Dutzend Einwohnern. Grenzorte bringen immer einen ganz besonderen Menschenschlag hervor, ganz besonders wenn sie von Krieg und Teilungen betroffen sind. Diese ganz eigenwilligen Menschen spielen auch eine Hauptrolle in Martina Kempffs 8. Krimi aus Kehr.
Vielleicht fehlte mir das Vorwissen aus diesen Büchern, die Figuren, die sich ja über die Zeit entwickeln, befremdeten mich anfangs etwas. Ihre Handlungen blieben mir einfach nicht so recht erklärlich. Ich muss gestehen, dass ich mit ihnen nie so ganz warm wurde, wie ich das sonst so schätze.
Gudrun, eine Mitarbeiterin des Restaurants „Einkehr“ findet einen Toten auf dem Friedhof, was ja nur dann ungewöhnlich ist, wenn er am Weg liegt und eine Schusswunde aufweist.
Da Katja, die Wirtin der Einkehr, mit einem belgischen Polizisten verbandelt ist, der in seiner Freizeit bei ihr kellnert und gleichzeitig ermittelt und der deutsche Polizist ebenfalls Stammgast in ihrem Lokal ist, wird eben dieses Gasthaus zum Zentrum der Handlung. Da nebenbei auch noch der Küchenablauf organisiert werden muss, und die Verdächtigen ebenfalls unter dem Personal und den Stammgästen zu verorten ist, geht es also sehr turbulent zu im gar nicht so beschaulichen Kehr. Während also Goldene Hochzeiten, Runde Geburtstage und andere Feiern mit vielen Gästen organisiert werden müssen, Menüfolgen erdacht werden – die Rezepte sind abgedruckt und sind wirklich ausgefallen – rauchen auch gleichzeitig die Köpfe. Denn Katja kann nicht glauben, dass ihre Freunde, Mitarbeiter oder Stammgäste in den Todesfall verwickelt sind.
Interessant fand ich die vielen Einschübe zur Geschichte und geografischen Besonderheit dieses Flecken in der Eifel, besonders die Grenzgängergeschichten aus der Nachkriegszeit. Allerdings haben mich diese Exkurse auch immer wieder vom Krimi abgelenkt, dessen Handlung nicht unbedingt stringent aufgebaut ist.
Ich bin nicht warm geworden mit diesem Eifelkrimi, schade, es lag wohl bei meinem späten Einstieg in die Reihe.

Bewertung vom 29.10.2017
Tod an der Wien
Maly, Beate

Tod an der Wien


sehr gut

Hätte Frl Kirsch, die pensionierte Lateinlehrerin nicht ihren Vermieter und Verehrer, den ebenfalls pensionierten Apotheker Anton Böck, nicht zur Premiere der Operette „Die gelbe Jacke“ ins Theater an der Wien geschleppt, wären beiden viel Aufregung erspart geblieben.
Um ein Autogramm für die kleine Rosa zu ergattern, erschleicht sich Ernestine Kirsch den Weg zu den Künstlergarderoben und bekommt einen heftigen Streit zwischen der Hauptdarstellerin Hermine Egger und ihrer Zweitbesetzung mit. Kurz nach der Vorstellung verunglückt die Sängerin tödlich. Das lässt Ernestine natürlich keine Ruhe und zusammen mit Anton macht sie sich auf die ungefährliche Spurensuche.
Dieser Krimi entführt den Leser ins Wien des Jahres 1922. Der furchtbare Erste Weltkrieg ist noch nicht lange vorbei, die Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Das geht auch an den Wienern nicht vorbei. Das Geld ist kaum noch etwas wert und für ein Stückerl Apfelkuchen und eine Melange muss Anton schon bald 3000 Kronen bezahlen. Den Hintergrund zu diesem kenntnisreich recherchierten Krimi fand ich faszinierend. Mit den beiden Pensionisten Ernestine und Anton als Ermittler hat die Autorin Beate Maly ein originelles und sympathisches Duo geschaffen. Wobei Ernestine Kirsch eine für ihre Zeit schon sehr moderne und aufgeschlossene Frau ihren Verehrer Anton öfters schubsen muss. Er würde sich seine Zeit lieber mit Mehlspeisen und anderen kulinarischen Genüssen vertreiben.
Die Autorin lässt – so ganz nebenbei – viel Wissenswertes aus der Zeit einfließen, ob es nun die Geschichte der Stadt Wien oder die Pädagogik ist. Das passt, weil sie mit Fräulein Kirsch die ideale Figur dafür geschaffen hat.
Der Krimi bietet nicht nur Spannung, auch Charme und viel Wiener Atmosphäre, ach gäbe es doch auch bei uns so eine Kaffeehauskultur!
Der Emons Verlag wird diesem Buch mit einem wunderschönen Cover gerecht. Es verzichtet auf das typische Titelfoto und glänzt mit Jugendstilranken und einer eleganten Haptik. So ist dieser historische Wien-Krimi auch äußerlich ausgesprochen gelungen.