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Benutzername: 
Xirxe
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Hannover
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 869 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2010
Salvador und der Club der unerhörten Wünsche
Torres Blandina, Alberto

Salvador und der Club der unerhörten Wünsche


ausgezeichnet

Salvador, ein freundlicher und überaus sympathischer älterer Mann, nutzt seine Arbeit als Putzmann am Flughafen, um Passagieren und anderen Mitarbeitern seine Geschichten zu erzählen. Es ist Unglaubliches was er zu berichten hat, doch nicht unglaublich genug als dass es auch wahr sein könnte.
'Der Club der unerhörten Wünsche' beispielsweise, in dem fast jeder Mitglied zu sein scheint. Und plötzlich scheinen sich so viele Dinge zu erklären, über die man noch vor kurzem immer wieder gerätselt hat...
Oder die Geschichte mit der Gefälligkeitenbörse. Wieso sollte die nicht möglich sein: Man erledigt für jemanden einen Gefallen und bekommt dafür einen erfüllt, egal wie abstrus er auch sein mag.
Japan ist nur eine Marketingerfindung? Wer weiss... Ein Land mit einem Nationalsport, in 'dem sich zwei Fettwänste im Tanga gegenseitig herumschubsen', einem Nationalessen aus rohem Fisch, der mit Stäbchen zu essen ist und einer Sprache mit drei Alphabeten. Sowas kann doch nur eine Erfindung sein.
19 Geschichten. teilweise aus mehreren Teilen bestehend, erzählt Salvador, immer an der Grenze zwischen Realität und Phantasie balancierend. Immer wieder ertappte ich mich bei der Überlegung: Vielleicht stimmt es ja doch??? Sooo unwahrscheinlich ist nun doch nicht...
Auch der Schluss der Erzählungen lässt genug Raum für eigene Gedankenbilder. Entweder fehlt er ganz oder es endet mit Vermutungen.
Ein schönes, einfallsreiches aber auch phantasieanregendes Buch!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2010
Paula und die Leichtigkeit des Seins
Drvenkar, Zoran

Paula und die Leichtigkeit des Seins


sehr gut

Paula ist unglücklich. Sie ist ziemlich dick, selbst im Wasser geht sie sofort unter. Dabei möchte sie genau wie ihre Geschwister und Freundinnen und Freunde umherspringen und vom Vater und Onkeln in die Luft geworfen werden. Doch eines Tages geschieht ein Wunder: Onkel Hiram wirft sie hoch (endlich!) - und Paula bleibt oben. Sie fliegt und schwebt in der Luft wie ein Vogel und fühlt sich so leicht wie eine Feder. Wie bzw. ob sie wieder herunterkommt? Selber hören oder lesen :-)
Eine bezaubernde und poetische Geschichte, die von Hannah Herzsprung mit einer gut dazu passenden Jungmädchenstimme vorgetragen wird. Da die 96 Seiten des Buches auch eine Menge wunderschöner Zeichnungen von Peter Schössow enthalten, die leider, leider nicht in die Hörbuchfassung übertragen werden können :-), gibt es auf der CD eine zweite Geschichte um so zumindest 45 min Vorlesezeit zu erhalten.
Diese handelt von Lenni, Paulas dünnem Bruder, der seine Schwester sehr vermisst. Um zu ihr zu kommen, versucht er sogar dick zu werden. Eine schöne Ergänzung, wenn auch diese Erzählung nicht ganz an die Qualität der ersten herankommt. Was aber nicht damit zusammenhängt, dass der Autor sie selbst vorliest.
Alles in allem zwei herrliche Geschichten für Kinder ab ca. sechs Jahren, doch ich persönlich würde das Buch der CD vorziehen. Denn die Zeichnungen von Peter Schössow ergänzen das Erzählte auf perfekte Art und Weise, so dass es für die CD 'nur' vier Sterne gibt.

Bewertung vom 09.04.2010
Axolotl Roadkill
Hegemann, Helene

Axolotl Roadkill


sehr gut

Jau, das war wahrlich keine leichte Kost und schon gar nicht in irgendeiner Form zur Erbauung oder guten Unterhaltung im Sinne von sich erfreuen geeignet. Trotzdem - dieses Buch hängt nach.
Wer die Jugend als ausschließlich schöne Zeit in Erinnerung hat, ist beneidenswert, aber natürlich sei es ihr/ihm gegönnt. Doch wie oft war dieser Abschnitt geprägt von Frust und Wut. Auf diese Erwachsenenwelt, diese scheinheilige, heuchlerische, die einem aber vorschreiben wollte wie man zu sein und zu leben hatte. Und die Schule, wo das Beste daran war dass man seine Kumpels traf, aber ansonsten nur Scheiß lernte. Der eigene Körper der machte was er wollte: der Busen zu groß zu klein, zuviel zuwenig Bartstoppeln, zu kurze zu lange Beine, der Schwanz zu dünn zu winzig usw. Man hatte das ganze Leben noch vor sich - ja aber was für eines? In dieser scheiß verlogenen Gesellschaft... Eigene Wünsche oder Träume wurden ins Lächerliche gezogen (werd' du erst mal erwachsen..), Drogen aller Art wurden ausprobiert um dem standzuhalten.
Genau so und noch extremer klingt es durch alle Seiten dieses Buches hindurch, durch alle Zeilen. Mifti, die Hauptfigur ist zudem nicht nur ein 'normaler' Teenager mit oben genannten Problemen, nein, sie schleppt auch noch eine grauenvolle Vergangenheit mit sich rum, die es ihr verwehrt, den häufig einzigen richtigen Rückhalt zu finden, den junge Menschen in dieser Zeit haben: eine gleichaltrige Clique. Sie ist eine Einzelgängerin, da sie die durch ihre gräßlichen Erfahrungen entstandenen Empfindungen und Gedanken ihren Altersgenossinnen nicht deutlich machen kann. Verstanden fühlt sie sich lediglich von Menschen, die ähnlich existentielle Erlebnisse hinter sich haben und diese mit Hilfe von Drogen versuchen zu überwinden, zu vergessen, zu verdrängen - was auch immer. Und Mifti schließt sich an. All dies schildert sie mit einer solchen Sprachgewalt, Obszönität, Brutalität und Grausamkeit, dass ich immer wieder geneigt war das Buch wegzulegen. Doch zugleich war ich voller Mitgefühl für diese unsagbar einsame unglückliche junge Frau und las weiter in der Hoffnung, dass noch jemand kommt, der ihr die Kraft gibt die sie braucht um all das zu überstehen.
Helene Hegemann schildert ein Lebensgefühl in Extremform, das sich aber grundsätzlich seit Jahrzehnten nicht verändert hat. Sie gibt ihm jedoch die Stimme der heutigen Zeit, so unschön sie auch klingen mag. Eigentliche Zielgruppe für dieses Buch sollten junge Erwachsene sein und zwar genau die, die sich allem und jedem verweigern. Doch ob ausgerechnet jene sich eine Lektüre zu Gemüte führen, die vom Establishment hoch gelobt wurde, ist fraglich.
Was den Plagiatsvorwurf angeht: Wer Augen hat zu sehen, der lese :-) Auf Seite 15 erklärt Edmond, der Bruder von Mifti, dass seine Werke zusammengeklaut sind. Und zwar: 'Von so 'nem Blogger.'
Und wieso Axolotl? Weil er das freundlichste Lächeln hat, das Mifti je gesehen hat.

5 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2010
Der bitterböse Weihnachtsmann, 1 Audio-CD
Bittrich, Dietmar

Der bitterböse Weihnachtsmann, 1 Audio-CD


gut

Weihnachten mal ganz anders: Anstelle des lieben Weihnachtsmannes der allen Menschen eine Freude macht, taucht in diesem Jahr eine Art Anti-Weihnachtsmann auf. Statt friedlicher Stimmung und schöner Geschenke bringt er gnadenlose Wahrheiten, überschreitet rücksichtslos alle Grenzen von Anstand und gutem Benehmen und erfüllt Wünsche, die besser vergessen bzw. nie ausgesprochen worden wären. Die Geschichte macht Spass, wenn sie auch gelegentlich einige Längen hat.
Die etwas schräge Stimme des Vorlesers Gustav-Peter Wöhler passt gut zu dieser Erzählung mit den recht skurrilen Figuren, auch wenn sie nicht alle gleich gut rüberkommen.
Alles in allem eine amüsante Weihnachtsgeschichte, die garantiert keine Friede-Freude-Eierkuchen-Unterhaltung liefert.

Bewertung vom 02.04.2010
Eifersüchtig
Ford, Richard

Eifersüchtig


sehr gut

Bemerkenswert unspektakulär wirkt die 96seitige Novelle, die durch die Verwendung von Blocksatz und etwas kleinerer Schriftgröße gut auf 50 bis 60 Seiten hätte erscheinen können.
1975: Lawrence, 17 Jahre, lebt bei seinem Vater in Dutton, einem verlassenen Nest in Montana. Zu Thanksgiving soll er seine Mutter in Seattle besuchen, wohin ihn seine Tante Doris begleiten soll. Mit ihr bricht er nach Shelby auf, der nächstgelegenen Stadt mit Bahnhof, um dort in einen Zug zu steigen. Vor der Abfahrt kehren beide noch in einer Kneipe ein, in der Doris die Bekanntschaft eines Indianers macht. Kurze Zeit später wird dieser in der Toilette von der Polizei erschossen.
Ruhig und besonnen schildert Lawrence (Larry) das Leben mit seinem Vater ebenso wie die Unklarheiten und Unsicherheiten, die die unterschiedlichen Geschehnisse in ihm hevorrufen. Auch der Vater scheint seinen Frieden gefunden zu haben obwohl es scheint, dass es ihm noch zu schaffen macht dass seine Frau ihn verließ. Doris stellt den Kontrapunkt zu den beiden Männern dar: Zwar vermittelt sie anfänglich den Eindruck eines lebhaften und glücklichen Menschen, doch zunehmend entsteht ein Bild einer rastlosen und unausgeglichenen Frau. Man spürt vermehrt, wie sie Larry um sein Leben beneidet, was sie gegen Ende auch direkt äußert: ‚O je. Du hast alles. Ja, so ist es, du hast einfach alles.’ (und damit dem Buch wohl auch seinen Titel verleiht).
Kein aufsehenerregendes Thema, selbst der erschossene Indianer erscheint eher als Randfigur in dieser Novelle. Ford gelingt es jedoch auf diesen wenigen Seiten trotz des ruhigen und verhaltenen Tons eine Spannung der ganz eigenen Art aufzubauen, eine Beziehung zwischen den Lesenden und Larry. Und man beginnt zu verstehen, um was Doris Larry beneidet: Die Liebe zu seinem Vater, die Liebe des Vaters zu ihm, die ihm die Ruhe und die Zuversicht gibt, dieses Leben zu bewältigen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2010
Einweisung für drei Mädchen
Bolte, Karin

Einweisung für drei Mädchen


gut

Die Zeit vergeht... Vor 35 Jahren ist dieses Buch das erste Mal erschienen, aber dennoch wirkt es nicht veraltet.
Drei Mädchen, jeweils 12 Jahre alt, werden aus unterschiedlichsten Gründen in ein Kinderheim eingewiesen: Petras Eltern sind tödlich verunglückt und ihr Onkel ist leider vorerst nicht in der Lage, sie bei sich aufzunehmen. Christines Eltern sind geschieden und ihr Vater, der das Sorgerecht hat, kommt nicht mehr mit ihr zurecht. Zu guter letzt Yasmin, deren Eltern Alkoholiker sind und sich um sie und ihre Geschwister nicht kümmern. So unterschiedlich ihre Herkunft, so verschieden sind auch ihre Persönlichkeiten. Petra ist der 'Prinzessinnentyp' mit einem enormem Anspruchsdenken, Christine hingegen burschikos und direkt, aber auch verschlossen und mißtrauisch. Yasmin dagegen ist durch die ständigen Prügel ihres Vaters völlig zurückhaltend und unauffällig.
Wie die Mädchen ins Heim kommen und sich unter großen Schwierigkeiten dort zurechtfinden, wird aus sehr unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Es gibt Berichte der Jugendämter zu den Dreien, Stellungnahmen der Heimleitung, Briefe von Petra und ihrem Onkel und dazwischen immer ein 'allmächtiger' Erzähler, was alles zusammen der Geschichte eine besondere Authenzität verleiht. Glaubwürdig und spannend ist dieses Buch und vermittelt einen überzeugenden Einblick in eine Wirklichkeit, die man sonst kaum zur Kenntnis nimmt.
Gut geeignet für Jugendliche von ca. 11 bis 14 Jahren.

Bewertung vom 31.03.2010
Daemon
Suarez, Daniel

Daemon


sehr gut

Boah, was für ein Buch! Aber gleich vorweg: Leute, die mit IT nichts am Hut haben, Netzwerke für Ausrüstungsgegenstände von Fischern halten und die Faszination von Computerspielen nicht mal ansatzweise nachvollziehen können, sollten die Finger davon lassen.
Nun zum Inhalt: Mathew Sobol, milliardenschweres Computergenie, erliegt Anfang 30 einem Gehirntumor. Just in diesem Augenblick sterben auf mysteriöse Art und Weise Mitarbeiter seiner Firma und bald wird klar, dass Sobol dahinter steckt. Bei der Untersuchung der Morde erkennen die Ermittler, dass ein von Sobol programmiertes Programm (der Daemon) dafür verantwortlich ist, doch sie sind nicht in der Lage die wahren Dimensionen einzuschätzen. Detective Pete Sebeck beginnt gemeinsam mit einem undurchsichtigen IT-Consultant Untersuchungen auf eigene Faust durchzuführen und findet sich bald in einem Netz aus Anschuldigungen und Vorwürfen wieder, aus denen es kein Entrinnen zu geben scheint. Unterdessen baut der Daemon ein weltweit verzweigtes Netz auf: Er infiltriert Firmen, manipuliert die Presse, rekrutiert neue Mitstreiter und falls notwendig, lässt er dafür Menschen umbringen. Niemand scheint ihn stoppen zu können...
Was diesen Thriller so beklemmend macht, ist, dass das Szenario, so utopisch es auch klingen mag, auf der Grundlage der heutigen Möglichkeiten durchaus vorstellbar wäre. Die ganze Welt hängt an einem Netz und wer sich dessen bemächtigt, hat die Macht - nicht nur virtuell. Diese Erkenntnis setzt sich in Sobols Buch nur langsam durch, für die Befehlshaber der 'letzten Generation' sind Hacker nur Gesindel, das (Zitat) 'zusammengetrieben und erschossen gehört.' Es ist ein Kampf zweier Generationen: Die, die nur in der realen Welt zuhause ist und die, für die die virtuelle Welt längst eine echte Heimat darstellt.
Suarez zeigt auf, wo und was überall manipuliert werden kann, kaum etwas ist noch sicher vor Zugriffen aus dem Netz (da fällt mir ein: Ich brauch' unbedingt ein neues Virenprogramm..). Spannend und überraschend, selbst eine Mini-Liebesgeschichte hat es in die Story geschafft - ein wirklich packender Thriller.
Vier Punkte gibt es 'nur', da die Verwendung von IT-Begriffen manchmal extreme Ausmaße annimmt: 'Er wollte einen schnellen Exploit, der ihm eine Remote Shell auf den Host mit Sysadmin-Rechten lieferte.' Das Buch ist auch ohne Verständnis dieser Fachausdrücke gut zu verstehen, aber etwas weniger (oder zumindest ein Anhang) wäre doch deutlich mehr gewesen.